Disclaimer: Alle Figuren und Orte in dieser Story gehören Marvel, bis auf meine OFCs.

Kapitel 1:

Es begann leicht zu schneien, als Carol Russell ihren vollbeladenen Volvo Kombi auf den Highway lenkte, der mitten in die kanadischen Rockies führte. „Menno, warum sind wir nicht in Vancouver geblieben?", maulte Holly, Carols 10-jährige Tochter, die auf der Rückbank saß. Im Arm hielt sie ihr Lieblingsstofftier, eine schon ziemlich mitgenommen aussehende Plüsch-Giraffe. Eigentlich war Holly schon ein bisschen zu groß für so ein Stofftier, aber „Paddy" war das letzte Geschenk von Brad, Hollys verstorbenen Vater. Carol seufzte leise, als sie an Brad dachte: am Weihnachtsabend vor 2 Jahren war es passiert – abends um Zehn hatten 2 Cops bei ihr geklingelt und ihr förmlich mitgeteilt, dass ihr geliebter Ehemann und Hollys Vater tödlich verunglückt war. Ein besoffener Trucker hatte seinen Wagen gerammt und ihn eine steile Böschung hinuntergeschoben. Brad war sofort tot gewesen. „Du hast mir immer noch nicht gesagt, warum wir Weihnachten am Alkali Lake verbringen müssen", quengelte Holly erneut. „Ach Schatz", seufzte Carol. „Du weißt doch noch wie traurig wir letztes Jahr an Weihnachten zuhause waren. Alles erinnerte an Dad. Ich dachte, es wäre gut, wenn wir dieses Jahr mal woanders Weihnachten verbringen, nur wir beide". „Das wird bestimmt langweilig", kommentierte Holly trocken. „Aber Holly, Ralphs Blockhütte ist total herrlich. Es wird dir dort bestimmt gefallen". „Ich bin froh, dass dieser Ralph nicht dabei ist", meinte Holly stirnerunzelnd. „Ich hoffe, du heiratest ihn nicht – ich kann ihn nämlich nicht leiden". Carol verdrehte genervt die Augen. Diese Weihnachtsferien gingen ja gut los. Ralph Dawson war ihr Chef, der ihr schon seit einiger Zeit schöne Augen machte. Er wollte am 2. Weihnachtsfeiertag in die Blockhütte nachkommen. Das hatte sie Holly noch gar nicht erzählt. Okay, Ralph konnte mit Kindern nicht besonders gut umgehen, aber das konnte er auch noch lernen, wie Carol fand. Und es war verständlich, dass Holly noch an Brad hing, schließlich war er ihr Vater gewesen – und was für ein toller Vater er gewesen war! In Carols Augen traten Tränen, als sie daran dachte. Naja, vielleicht war es ein Fehler gewesen, zu Ralphs Blockhütte zu fahren. Er selbst hatte gesagt, er würde am 2. Feiertag kommen: es war seine Hütte und Carol konnte da schlecht nein sagen.

Logan sah gelangweilt zu, wie Jean die große Eingangshalle der X-Mansion mit Tannenzweigen schmückte. „Willst du mir nicht ein wenig zur Hand gehen, Logan?", fragte sie lächelnd. „Du weißt doch, dass ich nicht auf Weihnachten und so ein Zeugs stehe", brummte Logan genervt. „Weihnachten ist das Fest des Herrn!", rief Kurt entsetzt aus dem Hintergrund. Er schleppte gerade einen großen Karton mit einer Krippe aus dem Keller. „Ich hasse es aber trotzdem!", entgegnete Logan düster. Jean stieg von der kleinen Leiter herunter und ging langsam auf Logan zu. Sie nahm seine Hand. „Logan, ich würde mich sehr freuen, wenn du dieses Jahr Weihnachten mit uns verbringen würdest". Logan wurde es – wie immer – ganz heiß, wenn ihn Jean anfasste. Er hatte jedoch keine Lust, an Weihnachten zuzusehen, wie Jean und Scott Arm in Arm unter dem Tannenbaum saßen. „Ich werde an Weihnachten das Lukas-Evangelium aus der Bibel vorlesen", verkündete Kurt begeistert. „Schön", kommentierte Logan zynisch. Er musste unbedingt raus hier. Im Hof liefen ihm Storm und Rogue über den Weg. Sie hatten ein paar Mistelzweige dabei. „Was meinst du, Logan, wo wir die aufhängen sollen?", fragte Rogue aufgeregt. „Einen über die Haustür und einen über den Eingang vom Dangerroom?" „Das ist mir egal", brummte Logan. „Was hast du?", fragte Storm besorgt. „Hast du dich wieder mit Scott gestritten?" „Mir geht dieser Weihnachtsrummel einfach auf die Nerven – das ist alles", knurrte er. Schlechtgelaunt schob er sich eine Zigarre in den Mundwinkel und zündete sie an.

Rauchend schlenderte er im Park herum. Was für ein scheußliches Wetter: es war regnerisch und viel zu mild für diese Jahreszeit. Sehnsüchtig dachte Logan an die verschneiten Wälder von North Alberta, die klare, eisige Luft und das prasselnde Lagerfeuer in den langen Nächten. Als der Regen stärker wurde, trottete er wieder missmutig in das alte Herrenhaus hinein. Scott und Kurt hatten gerade die große Krippe mit den handgeschnitzten Figuren vor dem rießigen Tannenbaum, der noch nicht geschmückt war, aufgebaut. Sie diskutierten gerade darüber, wo die Figuren der heiligen 3 Könige stehen sollten, und kamen sich dabei richtig in die Haare. Am liebsten hätte Logan die Beiden gepackt und tüchtig durchgeschüttelt. Doch weil Jean in der Nähe stand und den Streit amüsiert beobachtete, beschloß Logan, sich nicht einzumischen. Er ging zum Dangerroom, um dort seine Wut und seinen Frust abzureagieren. Nach 2 Stunden war er zwar völlig durchgeschwitzt, aber er fühlte sich jetzt wieder besser. Als er die Tür nach außen aufmachte, stand plötzlich Jean vor ihm. Anscheinend wollte sie auch in den Dangerroom zum Trainieren. Jean blickte ihn fasziniert an: mit dem knappen Tanktop sah er einfach unwiderstehlich aus. „Kann ich jetzt bitte vorbei?", knurrte Logan unwillig. „Da oben hängt ein Mistelzweig, Logan", meinte Jean lächelnd. „Willst du mir keinen Kuß geben?" „Das ist die einzige Weihnachtssitte, die mir gefällt", sagte Logan und senkte dabei seine Stimme um eine verführerische Oktave tiefer. Er zog Jean an sich und küsste sie leidenschaftlich. Seine Zunge wanderte zwischen ihre Zähne. Plötzlich packte ihn Jemand unsanft von hinten und riß ihn zurück. „Du verdammtes Schwein!", schrie Scott wütend, „wie kannst du es wagen, dich schon wieder an Jean heranzumachen!" „Scott!", rief Jean bebend. „Hier hängt doch ein Mistelzweig, siehst du das nicht?" „Das bedeutet aber nicht, dass er dir seine Zunge in den Hals stecken muß!", brüllte Scott außer sich. Logan wurde das allmählich zuviel und er fuhr eine Kralle aus dem rechten Handrücken Richtung Scott aus. „Jetzt halt mal die Luft an, Kumpel!" Scott begann nervös an seinem Visor herumzufingern. „Nein!", schrie Jean entsetzt.

Doch es war schon zu spät: ein roter Energiestrahl drang aus Scotts Visor und traf Logan an der Brust. Von der Wucht des Strahls wurde Logan einige Meter durch die Luft geschleudert, bis er an die gegenüberliegende Wand mit einem lauten Krachen prallte. Jean rannte sofort zu Logan. Scotts Energiestrahl hatte ein Loch in seine Brust gebrannt. Es roch nach verbranntem Fleisch und Stoff. Jeder Andere wäre auf der Stelle tot gewesen, aber Logan erlangte bereits wieder das Bewusstsein. Seine Verletzung begann zu heilen und er schlug die Augen auf. Jean atmete erleichtert auf. „Es, es tut mir leid", stammelte Scott leise und lief weg. Logan setzte sich auf und renkte sich den Schädel mit einem metallischen Knirschen wieder im Genick ein. Seine dunklen Augen loderten vor Zorn. Jean legte vorsichtig ihre Hand auf seine Schulter. „Geht es wieder?", fragte sie leise. Logan sagte nichts, aber seine Gesichtsmuskeln arbeiteten. „Ich muß hier weg", stieß er schließlich gepresst hervor.