Also diese Geschichte spielt nach dem fünften Buch (Der Orden des Phönix), allerdings wurde Sirius Black beim Kampf im Ministerium nur verletzt und ist jetzt wieder fit. Lucius Malfoy und den meisten anderen Todessern, die im Ministerium waren, gelang die Flucht, bevor die Auroren auftauchten.
Die Altersbeschränkung beruht auf der Darstellung und Beschreibung von Gewalt bis hin zu Folter. Ein Kapitel ist deutlich erst ab 18, das wird hier aber nicht eingestellt werden - man versteht die Geschichte auch ohne. Wer dieses Kapitel unbedingt lesen will, der soll mir wenn es soweit ist, eine persönliche Nachricht schreiben.
Ansonsten wünsch ich euch viel Spaß und hoffe, dass es euch gefällt.
Disclaimer:
Keine der dramatis personae wurde gegen ihren Willen ihrer Welt entrissen. Sie wurden lediglich für diese Geschichte dem Gedankengut von J.K. Rowling entliehen und nach Beendigung der Arbeit ohne auch nur einen Kratzer wieder zurückgegeben. Selbstverständlich wird hiermit kein Anspruch auf das zauberhafte Universum von J.K. Rowling oder dessen Bewohner erhoben, lediglich auf die wirre Geschichte, die meinem eigenen Köpfchen entsprungen ist.
Wieder zurück
Der Wärter neben ihm öffnete die Tür. Er spürte, wie ihm die magischen Handfesseln entfernt wurden, dann stießen ihn zwei Hände grob von hinten gegen die Schultern, so dass er haltlos vorwärts stolperte, durch die Tür. Sein Fuß blieb an etwas hängen. Der zweite Wärter hatte ihm das Bein gestellt. Aus dem Gleichgewicht gebracht taumelte er, konnte sich nicht mehr halten und stürzte hart auf den nackten Felsboden. Im selben Moment hörte er wie sich die Zellentür hinter ihm schloss. Und damit wurde es dunkel. Nicht um ihn herum, in der Zelle war es verhältnismäßig hell. Nein, in seinem Inneren wurde es dunkel, dort war mit der zufallenden Tür ein Licht ausgegangen.
Er war wieder hier. Sirius Black. Eingesperrt. In Askaban.
„Alles in Ordnung? Bist du verletzt?"
Verwundert blickte er auf. Er befand sich in einer kleinen, kahlen Zelle. Nackter Fels am Boden, nackter Fels hinter ihm bei der Tür und auf der rechten Seite, wo sich auch eine einfache Holzpritsche befand, auf der sich sogar ein einfaches, dünnes Laken und ein dickerer Stofffetzen, der wohl als Kissen dienen sollte, befanden. In der rechten Ecke stand ein Eimer mit losem Deckel, die Latrine wie er aus eigener Erfahrung wusste. Vor ihm und zu seiner linken war keine Wand, sondern Gitter. Und hinter den Gittern befanden sich weitere Zellen. Insgesamt waren es vier Zellen, die durch die Gitterstäbe miteinander verbunden waren, dann war Fels drumrum. Die Zelle vor ihm war leer, aber die anderen beiden nicht. Links von ihm stand sein Freund Remus Lupin hinter den Stäben und musterte ihn besorgt und in der Zelle schräg gegenüber saß sein ganz besonderer ‚Freund' Severus Snape steif auf seiner Pritsche und beobachtete ihn mit kaltem Blick.
Er rappelte sich auf und schaffte es, Remus beruhigend anzulächeln. „Alles okay. Und bei dir? Bist du verletzt?"
„Sie waren zwar nicht gerade zimperlich, aber mir geht's gut."
„Und du Snape?" fragte er wesentlich kühler.
Snape hob eine Augenbraue. „Seit wann interessierst du dich denn für mein Wohlbefinden, Black?"
„Reine Höflichkeit, Snape, reine Höflichkeit!"
„Ich wusste gar nicht, dass es in Askaban auch solche netten ‚Gruppenzellen' gibt. Ist das nicht eigentlich schlecht? So können sich die Gefangenen gegenseitig Mut zusprechen." überlegte Remus.
„Ich glaube nicht, dass völlig Fremde zusammen in solche Komplexe gesperrt werden." grübelte Sirius.
„So ungern ich es zugebe, aber ich muss Black rechtgeben. Ich würde eher sagen, es ist zum Nachteil der Gefangenen, vor allem, wenn sie sich kennen. So sieht man, in was für einer Verfassung der andere ist und kann nicht eingreifen. Sie könnten deinen Freund in der Nachbarzelle umbringen und sie müssten zuschauen und zuhören."
„Ich kann immer noch nicht glauben, was passiert ist." meinte Lupin ungläubig.
Wieder zog Snape eine Augenbraue hoch. „Dann gewöhnen sie sich besser mal dran, denn so schnell kommen wir hier nicht mehr raus."
„Aber wir sind unschuldig." verteidigte sich Lupin.
„Können sie es beweisen?" gab Snape zurück.
Lupin seufzte resigniert. Beweisen konnte er es nicht.
„Das kann kein Zufall sein. Niemand wusste von dem Treffen, jemand muss uns verraten haben. Das ist ein Komplott. Irgendjemand will uns aus dem Weg haben."
„Gut kombiniert, Black." meinte Snape sarkastisch.
Sirius schwieg. Er sah sich um. Betrachtete die Pritsche, die Eimerlatrine, die Zellentür. Er war wieder hier. Eingesperrt. Umringt von Dementoren. Und wieder unschuldig. Seine Hände begannen zu zittern. Schnell verschränkte er sie, damit die anderen beiden es nicht merkten, und setzte sich auf seine Pritsche, zog die Beine an und lehnte den Kopf hinten gegen die Wand.
Wie war es nur soweit gekommen?
Ein paar Stunden zuvor…
Ein paar Mitglieder des Phönixordens hatten sich im Lehrerzimmer von Hogwarts versammelt um über ihre weitere Vorgehensweise zu diskutieren. Noch waren Sommerferien und die Schüler und auch die meisten Lehrer waren zuhause.
Vor drei Tagen war Snapes Spionagetätigkeit aufgeflogen und er hatte sich nur mit Müh und Not retten können bevor der Dunkle Lord alle Register seiner Bestrafung gezogen hatte, aber erst nach einigen Cruciatus-Flüchen und einem übermächtigen Ansturm des Legilimentikers auf seinen Geist. Jetzt fehlte dem Orden natürlich der Einblick in die Pläne des Feindes, und Snape konnte nicht ausschließen, dass Voldemort vom Grimmauldplatz wusste. Natürlich war Dumbledore der Geheimniswahrer und somit konnte Snape es nicht verraten haben, doch es bestand die Möglichkeit, dass er beim Angriff auf Snapes Geist ein paar flüchtige Bilder erhascht hatte, die ihm genug sagten, um das alte Haus der Blacks zu erkennen. Sie konnten das Risiko nicht eingehen, dorthin zurückzukehren. Und über diese Probleme wollten sie beraten. Dumbledore, Snape, Lupin, Sirius, McGonagall, Moody und Tonks.
Für alle stand fest, dass dieses Treffen in Hogwarts eine einmalige Sache bleiben sollte, ja musste. Es war zwar einer der am besten geschützten Orte Englands, aber er war eine offensichtliche Wahl und ein reges Kommen und Gehen während des Schulbetriebs würde Aufmerksamkeit erregen. Außerdem konnten sie Sirius schlecht in einer Schule voller Kinder verstecken, die ihn für einen entlaufenen Mörder hielten. Nur wo sollten sie sich sonst treffen? Es musste praktisch sein, gut geschützt und vor allem absolut unnaheliegend.
Sie waren sich auch alle einig, dass sie zwar auch ohne Spion weiterarbeiten konnten, aber ihre Arbeit mit einem Spion in den feindlichen Reihen viel effektiver und nicht so blindlings wäre. Aber wo sollten sie so einen Spion hernehmen?
Und genau an diesem Punkt hatte sich die Diskussion festgefahren, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und etwa ein dutzend Auroren mit gezückten Zauberstäben den Raum stürmten. Sirius hatte keine Chance, sich zu verstecken oder zu verschwinden.
Dann betrat Fudge das Lehrerzimmer.
„Würden sie mir das bitte erklären?" fragte Dumbledore ziemlich ungehalten.
„Aber natürlich." Dann wandte er sich an seine Männer. „Nehmt als erstes Black fest. Wie erfreulich, sie hier anzutreffen! Ich wusste doch, dass wir ihn eines Tages in ihrer Obhut finden würden, Dumbledore."
Drei Auroren näherten sich Black, zwei hielten ihn fest, einer nahm ihm seinen Zauberstab ab und zerbrach ihn. Sie banden ihm die Hände magisch hinter dem Rücken zusammen und packten ihn grob an den Oberarmen.
„Warten Sie! Sirius Black ist unschuldig. Er…"
Aber Fudge unterbrach Dumbledore. „Erzählen sie mir jetzt bitte nicht schon wieder diese unglaubwürdige Geschichte von damals, dass Pettigrew an allem Schuld sei. Wie lächerlich!" Er wandte sich wieder seinen Männern zu. „Dann greift euch Snape!"
Weitere Auroren näherten sich dem Zaubertränkelehrer.
„Halt! Was wirft man ihm denn vor?" fragte Dumbledore jetzt offensichtlich wütend.
„Ein Zeuge bei dem Todesserüberfall vor 4 Tagen hat ihn eindeutig identifiziert. Damit ist er fällig, da ändert auch all ihre Fürsprache nichts mehr."
Die Auroren packten Snape, fesselten ihn und zerbrachen auch seinen Zauberstab.
Die anderen konnten nur fassungslos zusehen.
Ja, Severus war bei diesem Überfall dabei gewesen, aber sein Handeln dabei war der Ausschlag dafür, dass seine Tarnung aufgeflogen war. Es waren Kinder im Haus gewesen und Snape hatte ihnen eine Hintertür aufgehalten. Einer der Todesser hatte ihn dabei gesehen, zwar nur von hinten, aber am Tag darauf in Voldemorts Reihen war es natürlich nicht schwer, herauszufinden, wer der besagte war. Es war blanke Ironie, dass genau dieses Treffen ihm auf beiden Seiten das Rückgrat brach.
Dann trat der Minister auf Lupin zu. „Wo waren sie in der Nacht vom 1. auf den 2. August?"
Lupin brauchte nicht lange nachzudenken, denn es handelte sich um eine Vollmondnacht, genauer gesagt, der Vollmond vor etwas mehr als zwei Wochen.
„Da war ich in der Heulenden Hütte. In dieser Nacht war Vollmond und ich hatte zuvor keine Gelegenheit, den Wolfsbanntrank regelmäßig einzunehmen." Snape hatte ihn nicht brauen können, da er von Voldemort ziemlich stark eingespannt worden war, aber das sagte er natürlich nicht.
„Haben sie Zeugen dafür?"
Lupin runzelte die Stirn. „Madame Pomfrey hat mich abends nach draußen begleitet. In die Hütte bin ich alleine gegangen. Dort hab ich mich eingeschlossen, wie sonst auch und bin erst am Vormittag zurückgekehrt. Wieso fragen sie?"
Fudge wandte sich an die Auroren. „Er hat kein Alibi. Nehmt ihn fest!"
Die Auroren wandten sich jetzt auch Lupin zu.
„Was… was wirft man mir denn vor?" fragte Lupin unsicher und völlig überrascht.
„Das wissen sie ganz genau, Lupin. Sie waren in dieser Nacht nicht in der Hütte. Sie waren in Scatwick, hier gleich um die Ecke, wo sie die arme Clarissa Aibly kaltblütig zerfleischt haben. Ihre Eltern haben die total verstümmelte und bereits verwesende Leiche gestern Morgen gefunden. Die gute Clarissa war nämlich allein zuhause, ihre Eltern waren im Urlaub und sie durfte zum ersten Mal alleine das Haus hüten. Sie wies überall Biss- und Kratzspuren auf, von einem großen, wilden Tier. Und man fand Wolfshaare am Tatort. Wolfshaare, die nach eingehender Analyse mit der Probe übereinstimmen, die bei ihrer Registrierung genommen und aufbewahrt wurde."
„WAS?" fragte Lupin völlig entgeistert. Aber er war nicht der Einzige, der ungläubig dieses Wort aussprach. Auch Sirius und McGonagall taten es.
Die Auroren ergriffen ihn und fesselten ihn. Verdattert musste er mitansehen, wie sein Zauberstab zerbrochen wurde. „Aber… aber das ist völlig unmöglich! Das war ich nicht! Ich hab mich in der Hütte eingeschlossen! Albus, sie müssen mir glauben!"
Albus nickte ihm leicht und unauffällig zu. Er glaubte ihm. Dann wandte er sich an Fudge.
„Was geschieht jetzt mit ihnen?"
„Ihre Verhandlungen finden in 2 Wochen statt. Einmal wegen Mord, einmal wegen der Tatsache, ein Anhänger von Sie-wissen-schon-wem zu sein und dem Mord an Mr. Scruvella, und einmal wegen einem Gefängnisausbruch. Dort wird sich entscheiden, wie das Strafmaß ausfällt. Bis dahin werden sie nach Askaban gebracht. Wenn sie bis zur Verhandlung ihre Taten gestehen, wirkt sich das vielleicht etwas mildernd auf ihr Strafmaß aus. Guten Tag, Dumbledore. Wenn sie noch fragen haben, wenden sie sich bitte schriftlich an meine Sekretärin."
Damit machte er auf dem Absatz kehrt und die Auroren zerrten die drei Männer grob aus dem Lehrerzimmer.
Sie waren direkt nach Askaban gebracht worden, wo man sie getrennt hatte. Jeder von ihnen war untersucht worden und von einem Wärter gefragt worden, ob er seine Tat denn gestehe – in Sirius Fall wollten sie nur wissen, wie er entkommen konnte. Aber keiner sprach. Die Wärter nahmen das hin und hatten sie mehr oder weniger sanft in ihre Zellen befördert, wo sie sich jetzt immer noch befanden.
Snape saß auf seiner Pritsche und grübelte. Remus lief seit ihrem kurzen Begrüßungsgespräch schon seit einer geraumen Weile unruhig in seiner Zelle auf und ab. Snape hatte ihn zum Nachdenken gebracht. Es würde wirklich schwer für Albus werden, sie hier herauszuholen. Es lagen Beweise gegen sie vor, gegen sie alle, seine Wolfshaare, eine Zeugenaussage und das alte Urteil von Sirius. Und Peter war immer noch sicher in Voldemorts Reihen.
Wie viel Zeit mochte wohl schon vergangen sein, seit sie hier waren? Hier drin, ohne Fenster, ohne ein Zeichen von draußen, konnte er sich überhaupt nicht orientieren. Seine Uhr hatten sie ihm genommen, er besaß nur noch die Kleidung, die er am Leib trug: Schuhe, Socken, Hose, Hemd, Unterhose, Robe.
Sie saßen ordentlich in der Tinte. Wer auch immer das eingefädelt hatte, er war sehr geschickt gewesen!
„Verfluchter Eulenmist!" stieß er plötzlich aus und schlug mit seiner Hand gegen die Felswand.
Snape blickte kurz auf und zog in typischer Snape-Manier eine Augenbraue hoch, ging aber nicht näher drauf ein. Stattdessen fiel sein Blick auf Black.
„Black?" fragte er kalt, aber dennoch mit einem Hauch Vorsicht in der Stimme.
Das ließ Remus aufhorchen und er wandte sich seinem Freund zu… und erschrak. Sirius saß auf seiner Pritsche, die Knie dicht an den Körper gezogen und mit den Armen umschlungen, sein Kopf ruhte auf seinen Knien. Er zitterte am ganzen Leib.
Verdammt! Remus, du Idiot! schalt er sich selbst. Sirius hatte an diesem Ort unglaubliches Grauen erlebt und jetzt war er wieder hier. Natürlich musste ihn das furchtbar belasten. Wieso hatte er nicht daran gedacht?
Als er seinen Freund so verletzlich und zitternd wie ein verängstigtes Kind dasitzen sah, wusste er plötzlich, was Snape vorhin meinte. Diese Gitter waren eine grausame Folter. Aber vielleicht auch wieder nicht ganz.
Er ging ganz nah an die Gitter heran. „Sirius? Sirius, bitte, sag doch was! Sirius? Sieh mich wenigstens an!"
Ohne dass das Zittern aufhörte, hob Sirius leicht den Kopf. Sein Gesicht war bleich und in seinen dunklen Augen stand ein Schrecken geschrieben, wie er ihn häufig gesehen hatte, wenn sein Freund nachts aus einem Alptraum hochgeschreckt war.
Was hatte sein Freund hier nur alles erleben müssen? Und was würden sie alle noch erwarten in den nächsten Tagen?
„Sirius?" fragte er noch mal, er war sich nicht sicher, ob er ihn tatsächlich wahrnahm oder nur durch ihn hindurchschaute.
„Ich bin wieder hier… sie werden kommen… sie werden wieder kommen… sie werden…" Seine Stimme, die ohnehin schon unnatürlich rau war, brach nun endgültig.
Remus schluckte, als er das mitansah. Nichts, was er in Sirius' Alptraumnächten erlebt hatte, hätte ihn darauf vorbereiten können.
„Sirius, steh auf und komm her. Bitte!" Er bemühte sich so sanft wie möglich zu sprechen.
Sirius sah ihn zuerst nur unverwandt an, dann erhob er sich langsam und fahrig und kam auf ihn zu. Vor dem Gitter hielt er inne. Er wich Remus' Blick aus, er konnte ihm einfach nicht in die Augen sehen. Nicht so.
Remus versuchte verzweifelt, Sirius Blick einzufangen, doch es gelang ihm nicht. Vorsichtig streckte er seine Hand aus und berührte das Gitter. Nichts geschah. Er hatte mit einem Zauber gerechnet, einem Kraftfeld, einem Hitzezauber, irgendetwas, doch da war nichts. Er konnte unbeschadet durch die recht breiten, aber doch für einen Menschen zu schmalen Lücken greifen.
Langsam und mit bedachten Bewegungen griff er nach Sirius zitternden Händen. Sie waren eiskalt. Er hob sie auf Brusthöhe und hielt sie aneinander, wo er sie zwischen seinen Händen leicht warmrieb.
„Es ist alles wie damals…"
Sirius Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, aber Remus verstand ihn. Er lächelte warm und zwang seinen Freund mit leichtem Druck gegen sein Kinn, ihn anzusehen. „Nicht alles! Diesmal bist du nicht allein, Tatze! Ich bin hier, Severus ist hier."
Da meldete sich eine Stimme aus dem Hintergrund. „Lass mich da gefälligst raus, Lupin!"
Remus grinste aufmunternd. „Wie du siehst, wir sind beide hier! Ich lass dich nicht allein, Tatze. Diesmal nicht!"
Damit griff er durch die Gitter um Sirius Körper und zog den Größeren in eine durch die Gitterstäbe etwas unbeholfene Umarmung. Ihre Köpfe lagen an den Gitterstäben, ganz dicht nebeneinander und Sirius fühlte den warmen Atem seines Freundes an seinem Hals. Er war tatsächlich hier. Er war nicht alleine.
„Ich will nicht hier sein." flüsterte er kaum wahrnehmbar.
„Ich weiß!" antwortete Remus genauso leise. „Albus wird uns hier rausholen! Schon bald. Und ich werde dich nicht hier zurücklassen!"
Ein leichtes Lächeln stahl sich auf Sirius Lippen. Diesmal würde es anders werden. Diesmal würde alles anders kommen. Diesmal war Remus hier. Diesmal…
Plötzlich versteifte sich Sirius in Remus Armen. All seine Muskeln schienen sich anzuspannen. Sein Atem ging schneller und er spürte, wie sich die Finger an seinem Rücken in seine Kleidung krallten.
„Sirius? Was… was hast du?" fragte er besorgt und jetzt sah auch Snape wieder auf.
„Was ist los?" fragte er.
„S.. sie kommen!" hauchte Sirius entsetzt.
Remus wusste sofort, was er meinte. Die Dementoren machten ihren Rundgang durch ihren Zellenblock. Er bemerkte noch nichts davon und an der hochgezogenen Augenbraue von Snape konnte er erkennen, dass auch er noch nichts davon spürte. Aber das musste nichts heißen. Sirius hatte hier 12 Jahre seines Lebens zugebracht, er hatte die Dementoren mit mehr guten Erinnerungen und Gefühlen genährt, als es für einen Menschen gut war. Es wunderte ihn nicht, dass er viel empfindlicher auf sie reagierte.
Sirius fing in seinen Armen zu zittern an. Remus glaubte, ihn ‚so kalt' flüstern zu hören, doch es war so leise, dass er sich nicht sicher war.
„Hör mir zu, Sirius! Denk an etwas Neutrales oder an etwas, dass dich wütend macht. Wut ist keine gute Emotion. Das können sie dir nicht nehmen. Denk…" Remus Gedanken rasten. „Denk an Peter! Damals in der Heulenden Hütte. Wie er versucht hat, sich bei uns einzuschleimen. Weißt du das noch?"
Ganz sachte spürte er ein Nicken. Langsam konnte er es auch fühlen, eisige Finger, die nach ihm griffen.
„Er ist vor uns auf dem Boden gekrochen, hat versucht uns zu beschwichtigen, und das obwohl er Lily und James auf dem Gewissen hatte. Und er ist Schuld daran, dass du hier warst und wieder hier bist! Er… er wollte…" Die Dementoren konnten nicht mehr weit sein, ihm war eisig kalt und irgendwo tief in seinem Inneren breitete sich die Leere aus, diese furchtbare Leere, die sich über Jahre hinweg nach Lilys und James' Tod, Peters vermeintlichem Tod und Sirius' Verhaftung in ihm breit gemacht hatte. Diese schreckliche Einsamkeit. Er wusste, dass das das Werk der Dementoren war, doch er musste sich um Sirius kümmern, er selbst würde schon damit fertig werden.
„Er wollte…" Sirius atmete schwer an seiner Seite, seine Arme umklammerten ihn schraubstockartig und zogen ihn nach unten. Zuerst wusste er nicht, wieso, bis er bemerkte, dass Sirius Beine ihm ihren Dienst versagten. Ganz langsam knickte er in sich zusammen und Remus sank mit ihm zu Boden. Sirius blieb an das Gitter gelehnt hocken und Remus hielt ihn auch weiterhin fest.
„Er wollte sich bei Harry einschleimen, wollte ihn berühren. Du wolltest ihn töten, auf der Stelle, ihn für alles bezahlen lassen, was er Lily, James, Harry und dir angetan hatte. Konzentrier dich darauf! Denk an diese Wut, die du damals empfunden hast, denk… daran… wie…"
Remus verstummte. Eisige Finger schlossen sich um sein Herz. Ihm war furchtbar elend zumute, als würde er nie wieder glücklich sein können, als würde er für immer allein sein. Alle Freunde hatten ihn verlassen. Alle. So würde es wieder sein. Sie würden gehen, für immer. Würden ihn allein zurücklassen. Allein wie schon einmal.
Er schloss die Augen, seine Finger umschlossen Sirius fester, diesmal nicht nur, um Sirius zu schützen, sondern auch, um sich selbst Halt zu geben. Dann plötzlich wurde es wieder wärmer, aber das Gefühl von Leere blieb. Er öffnete die Augen, zwang sich dazu, wieder klar zu denken. Er war nicht allein. Das war einmal.
Er atmete ein paar Mal tief durch. Sirius Atem neben seinem Gesicht ging schnell und keuchend, seine Augen waren geschlossen und Schweiß glänzte auf seiner Stirn. Schnell wandte sich Lupin Snape zu, der saß stocksteif auf seiner Pritsche, das Gesicht blasser als sonst, die Augen geschlossen und er schien sich auf die Lippen zu beißen. Aber soweit er das beurteilen konnte, ging es ihm gut.
„Sirius?" Langsam streichelte er seinem Freund über den Rücken. „Es ist vorbei Sirius. Er ist weg!" Der Mann in seinen Armen zitterte immer noch, wenn auch nicht mehr so stark wie zuvor. Auch sein Atem schien sich langsam zu beruhigen.
„Denk an etwas schönes, Tatze! Weißt du noch, unser Abschlussball? Du warst mit Tawny Waterbeth dort. Sie war das schönste Mädchen der Schule, gleich nach Lily natürlich. Ihr habt euch hinter den Rosenbüschen verkrochen und rumgeknutscht. James hat euch erwischt und es auf dem ganzen Ball herumposaunt. Du hast ihn mit dem Blubber-Fluch belegt. Den ganzen restlichen Abend sind aus seinem Mund nur Seifenblasen gekommen, aber kein Wort mehr und er sollte doch um Mitternacht noch die alljährliche Abschlussrede halten. Er war knallrot im Gesicht. Alle haben sich krankgelacht."
„Lily… nicht… sie hat mich… angeschrieen… ich sei ein kindischer Idiot… und wenn ich den Fluch nicht von James nehmen würde… würde sie mir Riesenpickel anhexen… so dass Tawny mich mit dem Arsch nicht mehr anschauen würde…"
Zuerst waren seine Worte noch stockend und seine Stimme zittrig, aber je länger er sprach, desto mehr gab sich das und mit der Zeit machte sich sogar ein zaghaftes Lächeln auf seinem Gesicht breit, auch wenn er immer noch schrecklich blass war und ihm der Schreck ins Gesicht geschrieben stand.
Auch Remus lächelte jetzt. Er hatte es geschafft. Zumindest für den Moment. Vorsichtig löste er seine Hände und zog sie langsam zurück. Sirius blieb zwar erschöpft am Gitter hocken, doch er wirkte wieder einigermaßen gefasst.
„Danke!" meinte er leise.
„Ich sagte dir doch, ich lass dich nicht alleine!"
Remus blieb noch auf dem Boden bei Sirius sitzen. Rücken an Rücken saßen sie stumm da, und Snape auf seiner Pritsche.
Sie wussten nicht, wielange sie so dasaßen, bis plötzlich Lupins Zellentüre aufgestoßen wurde. Zwei Wärter, Menschen, betraten die Zelle, zwei weitere standen draußen auf dem Flur. Ohne Worte kamen sie auf ihn zu und zerrten ihn unsanft auf die Beine.
„Hey, was wird das jetzt?" fragte er überrascht.
„Zeit fürs Verhör!" lautete die knappe Antwort. Noch bevor Snape oder Sirius reagieren konnten, hatten die beiden Remus aus der Zelle gezerrt und diese wieder fest verschlossen.
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Ich hoffe, ihr seid neugierig geworden.
