Ein bisschen Verzweiflung …

Disclaimer: Keine der verwendeten Charaktere gehören mir!

„Du denkst du bist das Monster, Bruce. Aber das bist du nicht!" Tony sah von seinem Whiskey hoch. „Immer, wenn der andere Kerl rauskommt, musst du dir das ins Gedächtnis rufen. Auch dieser Kerl versucht keine Menschen zu Schaden kommen zu lassen. Doch dein Gehirn funktioniert dann nur noch zu 35 Prozent. Mach dir keine Vorwürfe! Du bist kein Monster."

Bruce vergrub das Gesicht in seinen Händen. Seit Stunden schon hockte er zusammengesunken vor seinem Schreibtisch.

Das Monster war schon wieder herausgekommen, hatte Angst verbreitet, hatte Menschen verletzt, war unkontrollierbar. Und Bruce hasste nichts mehr, als unkontrollierbare Umstände. Sie machten ihm Angst, versetzten ihn in Panik. Lediglich mit Kontrolle konnte er Ordnung in seinem Kopf halten. Und wenn Ordnung herrschte war alles gut, war alles warm und überschaubar. Kam das Monster, versank sein Geist und die Welt mit ihm im Chaos. In Angst. In Furcht, in Panik. Bruce kämpfte mit den Tränen, seine Atmung ging schwer. Es fühlte sich an, als ob die Taten des Hulks schwer auf seinem Herzen lagen, es zu zerquetschen drohten. Wie sehr wünschte er sich die Zeiten absoluten innerlichen Friedens zurück. Zurück vor seinem Unfall. Als er keine Angst haben musste, dass jederzeit eine unkontrollierbare Macht von ihm Besitz ergriff. Aber hier war er nun einmal.

Vor seinem Schreibtisch, Gesicht versteckt in seinen Händen, Augen voller Tränen, Kopf voller Wünsche und Tonys Geruch in der Nase. Bruce verstand die Sorge seines Kollegen, seines Freundes. Aber er konnte nichts tun. Er konnte diese Gedanken nicht abschütteln, er war einem Tornado schlechter Gefühle gefangen. Die Momente nach dem Hulk waren wie ein schlechter Kater. Voll von schlechtem Gewissen und Gedächtnislücken. Was hatte der Hulk gemacht? Wen hatte er verletzt? Wen hatte er getötet? Ein Schluchzer entwich ihm. Wen hatte er umgebracht?

„Bruce?" Tony war aufgestanden und griff nach seinen Händen. Mit einem kraftvollen Schwung zog er den Doktor auf die Beine, sah ihm fest in die Augen. „Hör auf!"

„Ich mache ja nichts!" Eine automatische Abwehrreaktion. Bloß nichts zugeben, bloß niemanden zu nah an sich und den Hulk lassen. Er könnte ja jemanden verletzen. Eine Träne ran sein Gesicht entlang. Bruce spürte Verzweiflung an seinem Herzen nagen, er hatte einen Kloß im Hals. Es fühlte sich an, als ob er nie wieder ohne schlechtes Gewissen atmen könne. Wäre er doch nur im Exil geblieben. Allein und in Frieden. Ohne Freunde, ohne Menschen, die ihm zu Nahe waren, die er liebte, die der Hulk verletzen konnte.

„Bruce! Halt die Klappe!" Tony griff mit einer Hand hinter Bruce' Nacken und zog den Wissenschaftler nah an sich. Es trennten sie nur noch wenige Zentimeter. Platz genug zum Atmen, doch zu wenig Platz als dass Bruce sich wohl gefühlt hätte. Das war eindeutig zu nah, was sollte das? Was hatte Tony vor? Bruce spürte Tonys Atem in seinem Gesicht. Er roch nach einer Mischung aus Whiskey und Kaugummi.

Plötzlich und etwas zu fest drückte Tony seine Lippen auf seine. Dieser Kuss war zu hart und wenig leidenschaftlich, aber er sorgte dafür, dass Bruce nicht mehr nachdachte. Der Tornado war weg. Alles war wie weggeblasen, er fühlte nur noch sich in der harten Umklammerung seines Kollegen, Lippen auf Lippen. Schlaff hingen seine Arme herunter, seine Augen waren geschlossen. Und plötzlich war da nichts mehr. Nichts außer einem leeren Gefühl und Lippen! Es war Stille eingekehrt in seinen Gedanken. Und Bruce war ihm dankbar.