Das Portrait des Bogenschützen

Eines nachts steht eine seltsame Frau in Harrys Zimmer und behauptet, dass sie auf der Suche nach einem alten Gemälde ist, das ein Tor in eine andere Welt sei und dass James und Lily Potter einst diese Welt besuchten. Zusammen mit Harry geht sie nach Hogwarts, um das Gemälde zu finden und muss dort das Misstrauen und die Kritik, insbesondere von einem bestimmten Professor, ertragen. – Ein Crossover zwischen meiner eigenen erfundenen Fantasy Welt und der Welt von JKR.

1. Kapitel – Wohnen im Ligusterweg

Harry starrte zum Haus gegenüber, ein seltsames Gefühl in der Magengegend. Seit er denken konnte, wohnte die alte Mrs. Figg dort, zu der er geschickt wurde, wenn die Dursleys in den Ferien wegfuhren. Aber dieses ungute Gefühl hatte er nicht, weil es ihm bevorstand, wieder mit der Nachbarin Fotos von ihren Katzen anzusehen, sondern weil in dem Haus irgendetwas ganz und gar nicht stimmte. Jemand war dort oben in das leerstehende Zimmer unterm Dach eingezogen.

Er hatte die Person gestern kurz vor Mitternacht vor der Tür von Mrs. Figg stehen sehen, als er sich etwas zu Trinken aus der Küche geholt hatte. Sie war schlank und ganz in schwarz gekleidet gewesen. Nur der blonde Haarschopf hatte matt im Licht der Straßenlaterne geleuchtet. Harry hatte wie angewurzelt dagestanden, bis Mrs. Figg die Tür geöffnet und den späten Gast hereingelassen hatte.

Seitdem war da dieses seltsame Gefühl.

Nun saß Harry im Garten, genoss die warme Sommersonne und blickte zum Nachbarhaus hinüber.

Bis jetzt hatte sich nichts Ungewöhnliches mehr ereignet. Mrs. Figg war einmal nach draußen gekommen, um die Post aus dem Briefkasten zu holen. Und das war schon das Aufregendste gewesen.

Harry schlug das dicke, in Leder gebundene, Buch auf, das auf seinem Schoß lag. In goldenen Lettern stand der Titel auf dem Einband: "Eine Geschichte der Zauberei"

Jeder, der in so sah, fragte sich bestimmt, was ein Junge in seinem Alter für dicke Schinken las.

Aber er war kein gewöhnlicher Junge. Er musste das Buch lesen, da er mitten in der Ausbildung zum Zauberer steckte. Und diesmal wollte er mit einer guten Note im Fach Zaubereigeschichte abschneiden.

Vor ein paar Minuten war sein Onkel Vernon im Garten gewesen und hatte misstrauisch auf das Buch geschaut. Wahrscheinlich wartete er nur darauf, dass Harry es wagte, einen Zauberspruch auszuprobieren. Das Zaubern außerhalb der Schule war nämlich strengstens verboten für minderjährige Zauberer.
Aber in dem Buch standen gar keine Zaubersprüche. Zumindest nicht in diesem.

Trotzdem sah Onkel Vernon es nicht gern, wenn sein Neffe in den Schulbüchern las. Weder sein Onkel, noch seine Tante Petunia wollten etwas mit Übernatürlichem oder Zauberei zu tun haben. Sie verabscheuten es geradezu. Außenstehenden erzählten sie, dass Harry auf eine Schule für schwer erziehbare Kinder ging.

Das war nur einer der vielen Gründe, warum er sich nicht wie andere in seinem Alter auf die Sommerferien freute.

Tante Petunia war die Schwester seiner Mutter und bis vor Kurzem hatte er noch gedacht, dass die Dursleys seine einzigen noch lebenden Verwandten wären. Was bedeutet, dass er noch viele Sommerferien hier verbringen würde.

Dann war er Sirius Black begegnet. Er war sein Pate und Harry hatte sich schon darauf gefreut, die Sommerferien in Zukunft bei ihm verbringen zu dürfen.

Das Problem war nur, dass Sirius ein aus Askaban entflohener Sträfling war. Dass er im Grunde unschuldig war, interessierte die meisten Zauberer nicht wirklich und deshalb hielt er sich irgendwo versteckt. Zumindest musste er sich so lange verstecken, bis seine Unschuld bewiesen war.

Seit die Dursleys wussten, dass Harry einen kriminellen Paten hatte, der auch noch zaubern konnte, ließen sie ihn weitgehend in Frieden. Selbst sein dicker Vetter Dudley piesackte ihn weniger als sonst.

Harry freute sich nicht nur auf das Ende der Sommerferien, weil er dann von hier wegkam, sondern auch weil er dann endlich seine Freunde Ron und Hermine wiedersah.

Wenigstens hatten sie ihm Briefe geschrieben und Geburtstagsgeschenke geschickt. Die Dursleys hatten seinen Geburtstag wie immer ignoriert.

Er blickte von seinem Buch auf. Die Sonne war mittlerweile hinter dem Haus verschwunden und bald musste es Abendessen geben. Als er aufstand und sich das Buch untern den Arm klemmte, schaute er noch mal zum Haus gegenüber. Es war alles wie schon den ganzen Tag. Ziemlich normal. Ein wenig enttäuscht ging er ins Haus und hätte er noch einmal aufgeschaut, dann hätte er gesehen wie sich ein Vorhang im Dachgeschoss bewegte.

Zwei Tage vergingen in denen sich ebenfalls nichts Ungewöhnliches mehr ereignete. Harry hatte es aufgegeben, das Haus zu beobachten, obwohl dieses ungute Gefühl immer noch da war.

In dieser Nacht rüttelte starker Wind an den Fenstern und es regnete in Strömen.

Harry lag in seinem Bett, die Decke über sich gezogen und las in einem Buch. Seinen Zauberstab hielt er in der Hand. Permanent wiederholte er die Zaubersprüche, die er letztes Jahr gelernt hatte.

In einem Käfig auf der Fensterbank saß seine Schleiereule Hedwig und döste vor sich hin. Bei so einem Wetter war selbst sie nicht in der Stimmung draußen nach Mäusen zu jagen.

Plötzlich wachte die Eule auf und fing aufgeregt an, mit den Flügeln zu schlagen. Harry hielt inne. Das ungute Gefühl war stärker denn je und er bemerkte, dass sich seine Nackenhaare aufstellten.

Starr vor Schreck lag er da und hörte wie sich die Tür zu seinem Zimmer leise und knarrend öffnete. Vorsichtig lugte er unter der Decke hervor und versuchte, möglichst leise zu atmen.

Eine schlanke schwarze Gestalt stand im Türrahmen und das war niemand von den Dursleys.

Tausend Gedanken gingen ihm durch den Kopf. War es erlaubt aus Notwehr zu zaubern? Nur falls das jemand war, der ihn umbringen wollte. Würde er sich überhaupt zur Wehr setzen können, falls das jemand war, der von Voldemort persönlich geschickt worden war?

Er wusste es nicht. Er wusste nur, dass er Angst hatte und handeln musste.

Die Gestalt hatte nun die Zimmertür hinter sich geschlossen und kam auf sein Bett zu.

Blitzschnell riss er die Decke hoch und richtete seinen Zauberstab auf den Eindringling. Sofort schossen dünne Seile aus der Spitze seines Zauberstabes und wickelten sich um Arme, Beine und Gesicht des Einbrechers. Die Person verlor das Gleichgewicht und geistesgegenwärtig erhob Harry abermals den Zauberstab und ein großes Kissen fing den Sturz des Einbrechers auf. Er wollte ja nicht sofort die Dursleys wecken, sondern erst einmal herausfinden, was hier überhaupt los war.

"Lux!" flüsterte er und sein Zauberstab fing wie eine Fackel an zu leuchten.

Vorsichtig ging er zu der reglosen Gestalt. Sie war ganz in schwarz gekleidet und über ihrem Rücken und den Boden flossen lange blonde Haare. Er glaubte es kaum. Das war genau der blonde Haarschopf, den er nachts vor dem Haus gegenüber gesehen hatte.

Die Frau bewegte sich nun. Sie drehte sich auf die Seite, um zu sehen, wer sie außer Gefecht gesetzt hatte.

Blaue Augen blickten ihn genau an und plötzlich beruhigte er sich ein wenig. Das waren nicht die Augen einer Mörderin. Sie waren wie zwei stille Seen. Sanft und geheimnisvoll.

"Wenn du mir versprichst, nicht zu schreien, werde ich dir den Knebel abnehmen", flüstere er.

Er vernahm ein leichtes Nicken von ihr.

Harry tippte den Knebel mit seinem Zauberstab an und er verschwand.

Die Frau schwieg und blieb liegen wie sie war, jedoch ohne den Blick von ihm zu wenden.

"Was tust du hier?" Seine Stimme war leise und er hielt immer noch den Zauberstab auf sie gerichtet.

Sie legte den Kopf leicht auf die Seite und schien ihn zu mustern.

"Bist du Harry Potter? Der Sohn von James und Lily Potter?" Ihre Stimme war ruhig und sanft wie der Ausdruck in ihren Augen. Ein wenig überrascht ließ er den Zauberstab sinken, besann sich aber sogleich eines Besseren und hob ihn wieder. Wer sagte ihm, dass das nicht ein Trick war?

"Die Leute bei denen du hier wohnst sind ein wenig seltsam", begann sie ohne Aufforderung zu erklären. "Sie wollten mich nicht zu dir lassen, sondern meinten, dass sie nichts mit Meinesgleichen zu tun haben wollten. Waren ziemlich abweisend."

Sie schaffte es, sich in eine sitzende Position zu bringen.

"Es tut mir leid, falls ich dich erschreckt haben sollte, aber ich wusste einfach keine andere Möglichkeit wie ich sonst mit dir reden konnte. Und aufgrund der Wichtigkeit, musste ich diesen Weg wählen." Ihre Stimme klang wirklich aufrichtig entschuldigend. "Wenn du dieser Harry Potter bist, dann habe ich etwas, das deine Eltern mir gegeben haben. Und so wie die Dinge aussehen, scheint das vor langer Zeit gewesen zu sein."

Beinahe wäre er, jegliche Vorsicht über Bord werfend, zu ihr gegangen, hätte ihr die Fesseln abgenommen und sie gebeten, ihm alles über seine Eltern zu erzählen, was sie wusste. Und vor wenigen Jahren hätte er das vielleicht auch noch getan. Doch dafür hatte er mittlerweile zuviel erlebt.

Misstrauisch sah er sie an. Im Moment schien sie unfähig, sich zu befreien. Sie machte auch keine Anstalten dazu. Und Harry sah nirgendwo ein Zeichen, dass sie einen Zauberstab versteckt hielt. Sie wirkte wie eine ganz gewöhnliche Frau. Ein Muggel.

Aber wenn das so wäre, dann hätte sie doch angefangen, hysterisch zu schreien als Seile aus seinem Zauberstab schossen. Irgendetwas musste sie wissen.

"Du brauchst keine Angst zu haben", versicherte sie ruhig. "Du musst einfach ihr Sohn sein, denn du hast ihre Augen. Die hübschen Augen von Lily."

Er wusste, dass sie recht hatte, denn jeder der seine Eltern kannte, hatte ihm das schon gesagt.

"Ich weiß, du misstraust mir. Das würde ich auch an deiner Stelle. Zumindest, wenn irgendjemand unangemeldet in mein Schlafzimmer platzen würde." Es sah aus als würde sie ein wenig lächeln. "Das, was deine Eltern mir gegeben haben, ist hier in meiner Hand."

Sie drehte sich ein wenig zur Seite und Harry konnte tatsächlich etwas in ihrer Hand ausmachen.

"Nimm es! Ich beiße schon nicht." Wieder fast ein Lächeln in ihrem Gesicht.

Langsam bewegte er sich einen Schritt auf sie zu. Jetzt erst wurde ihm bewusst wie still es eigentlich war. Nebenan hörte er seinen Onkel schnarchen. Sonst nichts. Selbst der Wind schien nachgelassen zu haben.

Er ging in die Hocke und nahm das, was sie in der Hand hielt. Vorsichtshalber stand er wieder auf und ging ein paar Schritte zurück, den Zauberstab auf sie gerichtet.

Er betrachtete ein vergilbtes Stück Papier in seiner Hand, das ziemlich alt aussah. Als er sah, was darauf stand, war er sehr überrascht.

Es war ein Formular von Gringotts, auf dem seine Eltern unterzeichnet hatten. Gringotts war die hochsichere Bank, die man in der Winkelgasse fand. Die Unterschriften waren ein wenig verblasst. Ungläubig strich er mit dem Finger über die Buchstaben. Nach diesem Formular, hatten seine Eltern etwas in einem Schließfach hinterlegt.

"Tja. Ich habe ganz London nach diesem Ort abgesucht und nichts gefunden", erzählte die Frau. "Es ist eine lange Geschichte und sie lässt sich schlecht mit gefesselten Händen erzählen."

Harry verstand ihren Wink, aber ihm kam es nicht in den Sinn die Frau loszubinden. Das ganze kam ihm mehr als seltsam vor.

"Was ist in diesem Schließfach?" fragte er stattdessen. "Und was soll das mit meinen Eltern zu tun haben?"

"Deine Eltern haben mir geholfen", war ihre Antwort. "Sie versteckten etwas sehr Wertvolles für mich an dem sichersten Ort, den sie kannten. Zumindest sagten sie mir das. Und leider scheint dieser Ort so sicher zu sein, dass selbst ich ihn nicht finden kann. Von einer Winkelgasse in London hab ich noch nie gehört."

War sie also doch ein Muggel? Er verstand nun gar nichts mehr. Hatte sie davon gewusst, dass seine Eltern Zauberer waren?

"Ich weiß nicht, wie ich dir beweisen soll, dass ich nichts Böses will", sagte sie und ihre Stimme klang jetzt niedergeschlagen. "Es ist alles kompliziert und wer weiß, ob du mir überhaupt glaubst, selbst wenn ich es dir erzähle."

Harry betrachtete den Zettel in seiner Hand und dann die Frau. Er brannte darauf zu wissen, was seine Eltern wohl in dieses Schließfach gebracht hatten.

"Ich habe mich gar nicht vorgestellt", sagte sie plötzlich. "Mein Name ist Mary."

"Ich bin Harry, aber das weißt du ja schon", erwiderte er.

Er war müde und erschöpft, aber viel zu aufgeregt, als dass er jetzt ein Auge schließen konnte.

"Erzähl mir, was meine Eltern für dich versteckt haben", bat er.

Allmählich glaubend, dass zumindest im Moment keine große Gefahr von ihr ausging, ließ er sich auf seinem Bett nieder.

"Sie versteckten ein Bild für mich", war ihre Antwort. "Es heißt 'Das Portrait des Bogenschützen'."

Ein Bild? Was sollte daran so besonders sein? Der Name sagte ihm rein gar nichts.

"Dieses Bild ist äußerst wertvoll", fuhr sie fort. "Der Maler hatte die Begabung magische Bilder zu malen. Personen, von denen man glaubte, sie würden jeden Moment zum Leben erwachen. Landschaften, die lebendig wirkten. Einige Leute meinten sogar, aus diesen Bildern entfernt Vögel zwitschern zu hören."

Harry kam diese Tatsache nicht sehr außergewöhnlich vor. Alle Fotos in der Zaubererwelt bewegten sich und die Gemälde waren lebendig. Er kannte in Hogwarts kein einziges Gemälde, das nicht magisch war.

"Man sagte, diese Bilder wären wie Tore zu einer anderen Welt gewesen. Jeder, der nur ein wenig über Magie bescheid wusste, konnte diese fremde Welt betreten. Dies stellte ein erhebliches Sicherheitsrisiko für jene Welt dar. Dort vergeht die Zeit langsamer als hier und jemand der es darauf anlegt, könnte sich in der anderen Welt verstecken und nach Jahren oder Jahrzehnten in denen er nicht älter geworden ist, hierher zurückkehren.

Dies ist ein guter Grund, warum das Bild sicher aufbewahrt werden muss. Die andere Welt und diese müssen geschützt werden. Und deshalb muss ich das Gemälde finden und an einen sicheren Ort bringen."

Harry verstand den Sinn dieser Geschichte nicht so ganz. Eine fremde Welt, die durch ein Bild betreten werden konnte? Was hatte das alles mit seinen Eltern und dieser Frau zu tun?

"Das Bild gehört in die andere Welt und ich muss es dahin mitnehmen."

Jetzt verstand er langsam. Aber es war im Grunde zu unglaublich um es zu glauben.

"Soll das heißen, du behauptest aus einer anderen Welt zu kommen?" fragte er verblüfft.

"Ja, so ist es. Und ich kenne deine Eltern, weil sie damals dieses Bild kauften und sich in meine Welt verirrten. Und jetzt, wo ich endlich herausgefunden habe, wie man in deine Welt kommt, musste ich feststellen, dass deine Eltern nicht mehr leben. Wie gesagt, die Zeit vergeht dort anders."

Langsam verstand er, was sie erzählte. Es machte im Grunde genommen Sinn. Und er hatte schon viele unglaubliche Sachen erlebt. Also, warum sollte er nicht auch diese Geschichte glauben?

"Deine Eltern erzählten mir, kurz bevor sie wieder hierher zurückkehrten, dass sie einen Sohn bekämen. Sie würden ihn Harry nennen."

Sie legte wieder den Kopf auf die Seite und betrachtete ihn.

"Du bist groß geworden. Fast ein junger Mann." Sie lächelte.

"Tja, Harry, hier bin ich nun. Und das einzige, was ich weiß ist, dass deine Eltern Zauberer waren und ein dunkler Lord die Weltherrschaft an sich reißen wollte. Sie kämpften gegen ihn. Sonst weiß ich gar nichts über diese Welt. Ich weiß nicht, wie deine Eltern gestorben sind und was es mit diesem Lord auf sich hatte. Und ich kann erst zurückkehren, wenn ich dieses Bild gefunden habe."

So seltsam diese Geschichte auch klang, er glaubte ihr. Sie hatte von Anfang an nicht wie ein normaler Muggel gewirkt.

Aber wie sollte diese Geschichte jetzt weitergehen? Sollte er mit einer Frau, die keine Hexe war in die Winkelgasse gehen? War das erlaubt?

"Also gut", meinte Mary. "Wir sollten diese Nacht darüber schlafen und du kommst morgen zu mir, wenn du dich entschieden hast, ob du mir hilfst oder nicht."

Sie schaffte es erstaunlicherweise sich aufzurichten und Harry stockte der Atem als die Fesseln plötzlich von selbst, ohne Vorwarnung, in Flammen aufgingen und verschwanden. Da er es nicht war, musste sie das getan haben. Und wahrscheinlich hätte sie es die ganze Zeit tun können.

Erschrocken hob er seinen Zauberstab als sie auf ihn zukam. Aber sie griff nur in ihre Tasche und holte einen Brief heraus.

"Das hier haben mir deine Eltern gegeben. Es ist ein Brief an einen gewissen Albus Dumbledore. Im Telefonbuch hab ich ihn nicht gefunden und es steht auch keine Adresse auf dem Umschlag. Aber vielleicht weißt du ja was damit anzufangen." Sie legte den Brief neben ihm aufs Bett. "Dann bis morgen." Und leise wie der Wind war sie aus seinem Zimmer verschwunden.

Harry ließ den Zauberstab sinken und betrachtete den Brief. Er war mit einem Siegel verschlossen. Dem Siegel seiner Eltern. Aber warum hatten sie Dumbledore einen Brief geschrieben?

Er wollte ihn erst öffnen. In diesem Brief stand doch bestimmt, wer diese Frau war. Lange starrte er auf den Umschlag. Dann besann er sich eines Besseren und schrieb Dumbledore ebenfalls einen Brief. Er teilte ihm alles über die mysteriöse Frau mit und dass er vorhatte, morgen mit ihr in die Winkelgasse zu gehen, um dort in das Schließfach zu schauen.

Wenn seine Eltern herausgefunden hatten, dass diese Frau vielleicht doch gefährlich war und das Dumbledore mitteilen wollten, wusste er wenigstens, wo Harry war und konnte Hilfe schicken.

Die zwei Briefe band er an seine Eule Hedwig und schickte sie los. Begeistert war die Schleiereule nicht, denn draußen regnete es immer noch leicht.

Dann endlich konnte er sich erschöpft ins Bett fallen lassen und schlief fast sofort ein.