Titel: Hochzeit mit Hindernissen
Fandom: Sherlock (BBC)
Autor: lorelei_lee1968 (Lorelei Lee)
Pairing: John/Sherlock, (John/Mary)
Inhalt: Irgendwann nach dem Ende der zweiten Staffel. John wartet in der Kirche auf seine Braut. Doch nicht nur Hochzeitsgäste haben sich zu diesem Anlass eingefunden. Zwei Männer warten auf den richtigen Zeitpunkt – ein Killer und ein totgeglaubter Freund.
Kategorie: Romance, Adventure, Slash, Hurt/Comfort
Anmerkung: Die Idee hierzu hatte ich schon vor Wochen. Noch bevor die Dreharbeiten zu der 3. Staffel von Sherlock begonnen hatten. Das betone ich deshalb, weil ich von keinem der Spoiler beim Schreiben dieser Fanfic beeinflusst wurde.
Diese Story ist ein kleines „Zuckerchen" für alle, denen „das blaue Licht" nicht zusagt. Denn hier kommt der Johnlock-Fan wieder voll auf seine Kosten!
Disclaimer: Mir gehört gar nichts. Ich verdiene nichts daran und mache das nur zum Spaß. Sherlock Holmes gehört Sir Arthur Conan Doyle. Sherlock-BBC gehört der BBC und Moffat und Gatiss.
Hochzeit mit Hindernissen
(Teil 1)
Die Kirche, welche sich in einem der Randbezirke Londons befand, war klein und schlicht.
Der Altar in der halbkreisförmigen Apsis war mit roten und weißen Blumen geschmückt. John hatte sich sagen lassen, dass es Gladiolen waren. Mary liebte Gladiolen.
An den Wänden glänzte die dunkle Eichenholzvertäfelung wie frisch poliert. Mrs Hudson hatte den Gesamteindruck der halbhohen Täfelung, der Holzdecke und des Kirchengestühls ( welche alle aus demselben braunen, fast schwarzen Eichenholz gefertigt waren) etwas dämpfend empfunden, doch heute strahlte die Sonne durch das bunte Glas der schmalen Bogenfenster und malte farbenfrohe Lichtreflexe auf das Holz, auf die weißen säulenverzierten Wände und auf den unebenen – von Generationen von Kirchgängern ausgetretenen – Steinboden.
John zuckte leicht zusammen, als ein roter Klecks aus Licht an der weißen Säule neben dem Altar erschien.
„Es ist nur die Sonne und das bunte Glas, John", versuchte er sich gedanklich zu beruhigen, denn die Erinnerung saß tief. Nach all den Jahren. Immer noch da. Immer noch präsent. John atmete konzentriert durch die Nase aus und ein.
Nur eine Reflexion. Nur Glas und Licht und Sonne. Kein Laserpunkt. Kein Scharfschütze. Kein Schwimmbad. Kein Sprengstoffgürtel.
Nur eine Kirche und ein Cutaway.
Mit seinem Zeigefinger fuhr sich John in den ungewohnt steifen Kragen um seinen Hals. Warum hatte ihm Mike auch die Krawatte so eng binden müssen? Er kam sich in seiner Aufmachung wirklich verkleidet vor. Aber Mary hatte darauf bestanden.
Weißes Kleid, lange Handschuhe und Schleier für sie – schwarzer Cutaway, graugestreifte Hosen, weiße Weste und silbergraue Krawatte für ihn.
Sie hatte nicht mit sich reden lassen.
Wenn Sherlock ihn jetzt so sehen könnte… er würde sich ausschütten vor Lachen.
John kniff für einen Moment die Augen zusammen.
Nein.
Heute nicht.
Heute wollte er einmal nicht an Sherlock denken.
Heute wollte er ein neues Kapitel in seinem Leben beginnen.
Heute wollte er die ganze Trauer und den Schmerz und die Lücke, die Sherlock hinterlassen hatte, endlich abschließen.
Er wollte die Vergangenheit endlich zur Ruhe kommen lassen.
Er wollte selbst zur Ruhe kommen.
Und vielleicht… in ein paar Jahren… Ein Häuschen am Stadtrand… ein kleiner Vorgarten… ein Kinderfahrrad neben der Eingangstür… Eine halbwegs geregelte Arbeit als Arzt.
Mary.
Ja. Er tat das Richtige.
Mary war wunderbar. Sie war die einzige Frau, die ihm ruhig zugehört hatte, wenn er von Sherlock gesprochen hatte. Auch noch nach Wochen, wenn alle anderen Frauen vor ihr schon längst das Interesse verloren hatten und von ihm und seinen Geschichten und seiner Trauer nur noch angewidert – im Besten Fall aber angeödet waren.
Ein leichtes Beben durchlief seine linke Hand und John seufzte leise.
Seit Sherlock… seit damals… kam und ging dieser Tremor, wie es ihm gerade in den Kram passte. Warum ausgerechnet heute? Wie würde das aussehen, wenn nachher die Ringe seiner zitternden Hand entgleiten und zu Boden fallen würden?
Unwillkürlich presste er seine Lippen aufeinander und ballte seine Hand einige Male zur Faust.
Besser.
Er sah sich in der Kirche um. Auf den ersten Blick entdeckte er einige ihm völlig fremde Personen. Doch das war nicht weiter verwunderlich. Auch Mary und er hatten während fremden Trauungen in Kirchen gesessen und beobachtet um eine bessere Vorstellung zu bekommen, was sie erwartete und wie sie ihre eigene Hochzeit planen sollten. Einige der älteren Damen, die in den hinteren Reihen saßen, gehörten wahrscheinlich zur Gemeinde und verpassten sicher keinen einzigen Gottesdienst.
Die bekannten Gesichter setzten sich zum größten Teil aus Arbeitskollegen, seinen Kameraden vom Rugby und einigen von Marys Freundinnen zusammen. Natürlich war auch Mrs Hudson da, welche in der ersten Reihe saß und deren Taschentuch bereits erste Tränenspuren aufwies. Dabei war noch überhaupt nichts passiert.
Seine Schwester Harry, Gregory Lestrade, Molly Hooper und Mike Stamford befanden auch unter den Gästen. In einem Anfall von Übermut hatte John auch Mycroft eingeladen, doch außer einer nichtssagenden Glückwunschkarte nichts von ihm gehört und bislang war er auch noch nicht in der Kirche aufgetaucht. John wusste nun nicht, ob er sich darüber freuen sollte oder nicht.
Als er seinen Blick wieder dem Altar zuwandte, stellte er fest, dass sich der Geistliche – höchst festlich gewandet mit weißer Robe, welche durch rote und goldene Stickereien verziert war - endlich eingefunden hatte. Immerhin. Mary würde jede Sekunde eintreffen. Dass man auf die Braut warten musste, hatte John ja schon gehört. Aber dass sich der Geistliche verspätete… John musste ein missbilligendes Kopfschütteln unterdrücken.
Immerhin schien der Mann seinen Beruf ernst zu nehmen. So wie er über dem Altar kauerte, den Kopf gesenkt, tief in einem letzten Gebet versunken…
Bewegung an der Tür. Die Orgel setzte ein. John drehte sich um und sah zu, wie Mary in ihrem weißen Brautkleid, das Gesicht von einem Schleier verborgen, den Mittelgang hinabschritt und auf ihn zukam.
Mit einer gewissen Endgültigkeit begriff John, dass er diese Frau gleich heiraten würde. Sein Kragen schien noch eine Spur enger zu werden und sein Puls beschleunigte sich.
Fühlten sich alle Bräutigame so? John hatte das sichere Gefühl, er sollte mehr Empfindungen verspüren, Rührung oder gar Freude empfinden.
Doch irgendwie war da gar nichts. Er hatte sich noch nie so leer gefühlt.
„John, verdammt!" rief er sich innerlich zur Ordnung. „Du liebst diese Frau. Die Hochzeit steht seit über einem halben Jahr fest. Für Panik ist es jetzt zu spät. Das sind nur die Nerven! Das wird schon!"
Mary hatte mittlerweile ihren Platz an seiner Seite eingenommen und John brachte tatsächlich ein Lächeln zustande. Der Geistliche war zu ihnen getreten und das Brautpaar wandte sich ihm zu.
Ein spöttisches Lächeln zierte die Lippen des Geistlichen. Volle Lippen, mit einem fast schon absurd ausgeprägten Amorbogen. Hohe Wangenknochen, glitzernde Augen und dunkle Locken.
„Hallo, John."
Sherlock.
John wurden die Knie weich.
„Nein…", flüsterte er krächzend.
Mary blickte neugierig von einem Mann zum anderen.
„Kennt ihr euch? John, kennst du…"
John brachte nur ein heiseres Flüstern zustande: „Sherlock."
Er fühlte, wie sich der Boden unter seinen Füßen drehte.
Dann fielen plötzlich Schüsse.
Die Orgelmusik brach ab.
Menschen schrien in Panik.
„Tut mir wirklich leid, Mary", sagte Sherlock in süßlich-falschem Ton. „John hat heute leider keine Zeit für solche Sentimentalitäten."
John fühlte Sherlocks stahlharten Griff an seiner Hand und während weitere Schüsse fielen, rannte er hinter ihm her – am Altar vorbei auf die Seitentür der Sakristei zu.
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Fortsetzung folgt…
Hier ein hübsches Bild von einem Cutaway:
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