Disclaimer: Weder Figuren noch Inhalt sind meine. Das englsiche Original von silvernatasha gibt es auf FF-Net hier: s/2185342/1/Ancient-Runes-in-the-Modern-World
Diese Geschichte ist von der Originalautorin noch nicht beendet worden, und es ist eher unwahrscheinlich, daß sie das jemals wird!
Es lohnt sich trotzdem, aber ihr seid gewarnt.
Außerdem:
Alte Rechtschreibung!
Kapitel 1
in welchem jeder einen Ausflug nach Hogsmeade macht
Pansy ließ sich mit einem lauten, dramatischen Seufzen in den Sessel neben Blaise fallen. Blaise klappte schnell sein Tagebuch zu, da er bemerkt hatte, daß die Slytherin-Vertrauensschülerin bereits versuchte, einen Blick auf das zu erhaschen, was er geschrieben hatte.
„Ist was, Pansy?" fragte Blaise und hob eine Augenbraue.
Sie zuckte mit den Schultern und vermied Blickkontakt, statt dessen starrte sie lieber auf den Lederumschlag seines Tagebuchs. Sie hatte es ihm zu Weihnachten geschenkt, zusammen mit neuen Federn und Tinte. „Worüber schreibst du?"
„Nichts besonderes."
„Nicht über deinen Valentinsschatz?"
„Meinen was?"
„Valentinsschatz", wiederholte sie mit einem listigen Lächeln. „Du weißt doch, was morgen für ein Tag ist, oder?" Blaise warf einen kurzen Blick auf einen Haufen leuchtend pinkfarbener Ballons, der an einem der Lehnsessel auf der anderen Seite des Gemeinschaftsraums befestigt worden war. Eine Vase mit rosa Nelken stand auf dem Beistelltisch.
„Ja", sagte er schicksalsergeben. Natürlich wußte er das. Wie hätte es ihm entgehen können? Valentinstag. „Ich hab keinen Valentinsschatz", fügte er hinzu.
Pansy sah skeptisch aus. „Wirklich?"
Blaise beschloß, daß er versuchen würde, das Thema zu wechseln. „Was ist mit dir? Was mit deinem Schatzi geplant?" Sie warf ihm einen finsteren Blick zu.
„Mit Gryffindors", sagte sie entschieden, „hat man mehr Ärger als sie wert sind."
Einen Augenblick antwortete Blaise nicht. Dann sagte er leise: „Du hast dich mit Weasley gestritten?"
Sie seufzte wieder. „So was ähnliches." Pansy versuchte, ihm sein Tagebuch aus den Händen zu rupfen, aber Blaise beförderte es außer Reichweite und sah sie wütend an. Sie grinste.
„Worüber habt ihr gestritten?"
Pansy hob die Brauen und sagte: „Es ist sicher nicht zu viel verlangt, wenn man seinen Freund bittet, Zeit mit einem zu verbringen." Sie senkte die Stimme zu einem Flüstern, in der Hoffnung, daß keiner der anderen Slytherins ihre Unterhaltung hören würde. „In letzter Zeit verbringt er seine gesamte Freizeit mit Potter und Granger, und ich fange an, mich etwas vernachlässigt zu fühlen." Sie sah Blaise prüfend an. „Wo wir gerade von den besten Freunden meines Freundes sprechen, wann wirst du was wegen deiner großen Liebe unternehmen?"
„Potter ist nicht wirklich mein Typ", erwiderte Blaise mit einem Gähnen.
„Das ist nicht der Freund, von dem ich gesprochen habe", zischte Pansy, und Blaise gähnte erneut. „Geht's dir gut?" fragte Pansy besorgt. „Du gähnst schon den ganzen Tag."
Millicent ließ sich wie ein Sack Kartoffeln auf einen Schemel fallen. „Er war wahrscheinlich die ganze Nacht aufund hat an sein Feinsliebchen gedacht." Sie zwinkerte Blaise zu, der spürte, wie er rot anlief. Was für eine Frechheit.
Pansy verzog das Gesicht. „Danke, Millicent. Auf diese Vorstellung kann ich verzichten."
„Ich bin nur müde", protestierte Blaise. Er wollte wirklich nicht, daß Pansy und Millicent sich ihn in dieserArt Situation vorstellten. Er stand auf, wodurch er die beiden Mädchen weit überragte.
„Ich geh spazieren."
„Brauchst du Gesellschaft?" fragte Millicent. „Ich mußte gerade eineinhalb Stunden rumsitzen und das Geschwafel von McGonagall ertragen." Blaise zuckte mit den Schultern.
„Wie du willst."
Er steckte sein Tagebuch und seine Feder in seine Tasche und hängte sie sich über die Schulter. Als er und Millicent die Treppen aus den Kerkern hinaufstiegen, fragte er: „Findest du, daß ich ein Idiot bin?"
„Nein." Sie mußte noch nicht einmal fragen, worum es ging.
„Wirklich nicht?"
„Wirklich nicht. Ich finde, du bist vernünftig." Millicent warf sich ihre Haare über die Schulter. „Nur weil Pansy und ihr Spielzeug zurechtkommen, heißt das nicht, daß alle das schaffen."
„Weiß sie, daß du ihn so nennst?"
Millicent antwortete nicht und steckte die Hände in die Taschen ihrer Robe. Sie gingen schweigend weiter. Nach ein paar Minuten erreichte sie die Eingangshalle. „Weißt du das von meinen Eltern?"
Blaise überlegte einen Moment. „Welche?"
Ihr Lippen kräuselten sich zu einem kleinen Lächeln. „Die richtigen." Sie seufzte. „Es ist nicht direkt allgemein bekannt, aber John Bulstrode ist nicht mein biologischer Vater."
„Er hat deine Mutter nur geheiratet, als sie mit dir schwanger war."
„Weil mein eigentlicher Vater gestorben ist. Genau. Mum und Dad waren beste Freunde, sie haben es getan, um den Schein zu wahren. Ich weiß, daß sie sich jetzt lieben, aber damals haben sie das nicht."
Blaise blinzelte und fragte: „Und was genau hat das mit mir zu tun?"
„Mein richtiger Vater war ein Gryffindor."
„Er war was?" Das war Blaise neu, und er blieb stehen. Millicent ging jedoch weiter hinaus in den Hof. Es dauerte einen Augenblick, bis Blaise diese Neuigkeiten verarbeitet hatte, und er mußte lange Schritte machen, um das Slytherin-Mädchen einzuholen. „Was? Willst du damit sagen, daß alle Gryffindor-Slytherin-Beziehungen zum Scheitern verurteilt sind?"
„Nein", erwiderte Millicent geduldig. „Ich will damit sagen, wer weiß, was passiert wäre, wenn er nicht gestorben wäre? Ich könnte in Gryffindor sein, soweit ich weiß!" Sie runzelte die Stirn. „Was ich versuchezu sagen ist, daß die Hauszugehörigkeit keine Rolle spielen sollte."
„Aber das tut sie", sagte Blaise. „Das spielt immer eine Rolle."
Millicent senkte den Kopf und setzte sich auf eine Bank. „Du solltest das nicht zulassen."
Blaise sah sie einen Augenblick neugierig an, bevor er neben Millicent auf die Bank glitt. „Wer ist es?" fragte er.
„Versprichst du, daß du es niemandem sagst?" fragte Millicent.
„Du klingst wie Pansy, als sie mir von …" Eine kleine Gruppe Gryffindors ging laut schwatzend an ihnen vorbei, und Blaise senkte die Stimme. „… du weißt schon erzählt hat."
„Blaise", warnte sie. „Versprich mir, daß du es niemandem erzählen wirst."
„Ich versprech's."
Sie wirkte verlegen. „Ernie", flüsterte sie. Er mußte einen Moment seine mentale Datenbank durchgehen, bevor er den Namen erkannte.
„McMillan?" fragte er. „Der Vertrauensschüler aus Hufflepuff?"
„Was soll ich sagen?" erwiderte sie leichthin. „Ich liebe Autoritätspersonen." Sie grinste. „Er hat mich gefragt, ob ich mich dieses Wochenende mit ihm in Hogsmeade treffe."
„Wirst du?"
„Ich denke schon. Wir werden sehen. „ Sie hob die Augenbrauen. „Triffst du dich mit jemand bestimmtem?"
Blaise blickte sie düster an. „Ich nehme an, mit „jemand bestimmtem" meinst du Granger?"
„Selbstverständlich."
„Nein."
„Warum nicht?"
„Darum."
„Wie, darum?"
„Eben darum."
ooOOoo
„Gehst du morgen nach Hogsmeade?" fragte Ginny Weasley und blickte auf, als Hermine sich ihr gegenübersetzte. Sie lernte seit fast einer Stunde in der Bibliothek gelernt, und die Buchstaben auf der Seite fingen an, vor ihren Augen zu verschwimmen. Hermines Ankunft war eine willkommene Ablenkung.
„Ich glaube, ich brauche ein Paar neue Fläschchen Tinte", sagte Hermine. „Es sieht also so aus, als müßte ich gehen." Sie sah Ginny hoffnungsvoll an. „Es sei denn, du könntest mir welche mitbringen?"
„Tut mir leid. Ich habe vor, bei Alex meine Lippen gründlich zum Einsatz zu bringen."
„Alex? Macht das Dean nichts aus?"
Ginny rollte mit den Augen. „Also ehrlich, Hermine. Ich hab letzte Woche mit ihm Schluß gemacht."
Hermine war überrascht. „Oh. Das wußte ich gar nicht. Entschuldige." Sie schlug das schwere Buch auf, das sie auf den Tisch gelegt hatte. Das Inhaltsverzeichnis bestand aus Reihen über Reihen winziger Buchstaben. „Du hast jemand Neues? Alex sagtest du?"
„Ja. Er ist in Ravenclaw." Ginnys Wangen färbten sich rot. „Eigentlich hatte ich ihn schon vorher."
„Ginny!" rief Hermine, entsetzt bei dem Gedanken, Ginny könnte Dean betrügen. „Hat Dean das gewußt?"
„Natürlich nicht", erwiderte Ginny spöttisch. „Wie auch immer, ich war diejenige, die ihn abserviert hat."
Hermine seufzte. „Ich werde dich nie verstehen", verkündete sie und überflog das Inhaltsverzeichnis.
„Und ich werde dich nie verstehen", stimmte Ginny zu.
„Also wirst du mir nicht die Tinte mitbringen?" fragte Hermine stirnrunzelnd. Ginny schüttelte den Kopf, und Hermine zuckte mit den Schultern. „Dann muß ich wohl nach Hogsmeade gehen, wie's aussieht."
Jemand hinter ihnen räusperte sich, und die beiden Gryffindors blickten auf. Ginny grinste, als sie Justin Finch-Fletchley dort stehen sah. Sie sah umständlich auf ihre Armbanduhr. „Du meine Güte, seht nur, wie spät es schon ist. Ich hab Luna gesagt, ich würde ihr mit Verwandlung helfen."
Die jüngste Weasley sammelte schnell ihre Sachen zusammen und drückte Hermines Schulter im Vorbeigehen. Hermine setzte eine finstere Miene auf und wandte sich dann wieder Justin zu.
„Hallo, Justin", sagte sie trocken. Sie hatte ihn ein paar Tische entfernt sitzen sehen, als sie in die Bibliothek gekommen war. Sie hatte gedacht, daß es am sichersten wäre, ihm aus dem Weg zu gehen und sich zu Ginny zu setzen. Anscheinend nicht.
Sie hatte seit Silvester ihr Bestes getan, um ihn zu meiden, und sich nur in Alte Runen mit ihm abgegeben, weil sie in einer so kleinen Klasse kaum eine andere Wahl hatte. „Hey, Hermine", sagte er lächelnd. „Ich konnte nicht umhin, eure Unterhaltung mitzuhören."
‚Ich wette, das konntest du nicht', dachte sie. ‚Du hast wahrscheinlich gelauscht, seit ich den Mund aufgemacht habe. Und?'
„Und?"
„Na ja, ich hatte vor, morgen nach Hogsmeade zu gehen, um Pergament zu besorgen, und da du Tinte brauchst …"
„Du bringst mir welche mit?" fragte Hermine erleichtert. Es würde ihr den Weg ins Dorf ersparen, wenn der Hufflepuff sie ihr mitbringen würde.
Er sah aus, als sei ihm unbehaglich zumute. „Eigentlich hatte ich gedacht, daß du vielleicht mit mir kommen wollen würdest. Aber, klar, ich kann dir auch Tinte mitbringen, wenn du willst, schätz ich." Justin sah schrecklich enttäuscht aus, und Hermine verspürte einen Stich von Mitleid für den Hufflepuff.
„Oh. Das wäre gut", sagte sie matt. „Ich kann wahrscheinlich Gesellschaft brauchen." ‚Was tue ich hier eigentlich?' fragte sie sich. ‚Nimm es zurück! Sag „nein"! Nein! Nein! Nein!'
Justin lächelte. „Toll. Ich treff dich morgen früh in der Eingangshalle. Ist dir zehn Uhr recht?"
Hermine nickte und sagte: „Sicher. Das ist in Ordnung."
„Okay. Bis dann."
Als sie sicher war, daß er außer Sichtweite war, schlug sie genervt ihren Kopf gegen das Buch. ‚Au. Ich bin ein Trottel. Es ist offiziell. Hermine Granger, die einzigartige Idiotin.'
ooOOoo
Nach einem katzenartigen Gähnen entschuldigte sich Blaise. Millicent rollte mit den Augen. „Wenn du derart müde bist", sagte sie, „warum gehst du dann nicht ins Bett?"
„Weil es erst acht Uhr ist", sagte Blaise, während er sich die Augen rieb.
„Macht das was?" fragte Daphne. „Du siehst erschöpft aus."
„Das bin ich auch", stimmte er zu und zuckte leicht zusammen, als ein Stapel Explosivo-Karten, der auf dem Tisch neben ihm lag, tat, wofür er hergestellt worden war.
Delilah, Pansys Katze, sprang Blaise auf den Schoß, und er gab einen genervten Zischlaut von sich. Mit erhobenem Schwanz kletterte sie über Blaise und zu ihrer Besitzerin. Pansy lächelte und kraulte Delilah hinter den Ohren. „Hallo, Schätzchen", gurrte sie, „wie geht's dir?"
„Redest du mit deinem Schatzi auch so?" fragte Millicent mit einem leicht höhnischen Lächeln. Pansy schnaubte empört.
„Delilah ist mein Baby, und ich rede mit ihr wie es mir paßt."
„Dein Baby?" fragte Blaise. „Ich will gar nicht wissen, wer der Vater ist, wenn das der Nachwuchs ist."
Pansy funkelte ihn finster an. „Halt die Klappe, Blaise."
„Ist das die beste Erwiderung, die du zu bieten hast?" fragte er, während er versuchte, ein Gähnen zu unterdrücken. Die Karten explodierten erneut, und Blaise erwägte einen Moment lang die Idee, sie in den Kamin zu werfen. Es brannte zwar kein Feuer darin, aber er fand, es war der Gedanke, der zählte.
Sie antwortete nicht, sondern streichelte nur weiterhin Delilahs weißes Fell.
„Kommst du morgen mit uns nach Hogsmeade?" fragte Daphne, die auf einem von Droobles Blaskaugummis herumkaute.
„Wenn ich muß", erwiderte Blaise.
„Ja, du mußt", sagte Millicent. „Wir brauchen dich für eine kleine Scharade, um zu vertuschen, daß Pansy sich mit ihrem Schatzi absetzt."
„Hör auf, ihn so zu nennen", protestierte Pansy. Delilah fauchte.
Millicent hob eine Augenbraue. „Wäre es dir lieber, wenn wir ihn bei seinem Namen nennen würden, so daß es alle hören können?" Pansys Augen weiteten sich, und sie schüttelte schnell den Kopf. „Dachte ich mir."
„Ich hoffe inständig", sagte Blaise, „daß ihr mit „Scharade" nicht meint, daß ich mich verkleiden soll."
„Nein", sagte Daphne mit einem Grinsen.
„Gut", erwiderte Blaise seufzend. Er warf Pansy einen Seitenblick zu. „Deine Schuhe sind mir sowieso zu groß."
Pansys Gesicht war der Inbegriff von Wut. „Hey! Sogroß sind meine Füße auch wieder nicht!"
„Sie sind größer als meine", sagte Millicent, „und meine sind ziemlich groß."
„Du bist keine Hilfe." Pansy starrte Millicent zornfunkelnd an.
Blaise gähnte schon wieder. „Ich glaub, ich geh ins Bett", sagte er, „bevor ihr anfangt, euch anzufauchen." Delilah hob den Kopf.
„Nacht, Blaisilein", sagte Millicent, ebenfalls gegen ein Gähnen ankämpfend. „Paß auf, daß dich die Wanzen nicht beißen."
Als Blaise seinen Schlafsaal betrat, stolperte er beinahe über ein Paar von Theodores Schuhen. Er fluchte auf Italienisch und kickte sie zur Seite. Einer der Schuhe landete auf Dracos Quidditchrobe. Soweit er wußte, versuchte Draco, Professor Snape zu überzeugen, ihn wieder in die Quidditchmannschaft zu lassen. Blaise hatte den Verdacht, daß das mit dem anstehenden Spiel gegen Gryffindor zu tun hatte.
Er legte seine Robe ab und hängte sie auf einen Kleiderbügel, bevor er seine Sachen in den Schrank hängte. Als er sein Hemd in den Wäschekorb tat, bemerkte er eine Laufmasche am einen Ellbogen. Blaise machte sich eine geistige Notiz, das so bald wie möglich flicken zu lassen. Schließlich – wie der Slytherin-Verhaltenskodex klar sagte – sparte ein Nadelstich zur rechten Zeit Geld und Schneideraufwand.
Außer ihm war niemand hier. Er hatte Theodor vorhin den Gemeinschaftsraum verlassen sehen, die Bücher unter seinem Arm hatten darauf hingedeutet, daß er auf dem Weg in die Bibliothek war. Crabbe und Goyle hatten im Gemeinschaftsraum Koboldstein gespielt. Und was Malfoy betraf, nun, der war keiner Erwähnung wert.
Blaises Lieblingsschlafanzug war etwa drei Jahre alt, viel zu kurz an den Beinen, und die Naht unter dem linken Arm war mehr als einmal aufgeplatzt, aber Blaise weigerte sich, ihn wegzuwerfen. Ideeller Wert und all das. Außerdem war er wahrscheinlich das bequemste Kleidungsstück, das er besaß.
Das Licht im Schlafsaal schwand, als er die Bettdecke zurückschlug. Also gut, er war mehr als müde. Er war erschöpft, und seine Augen schlossen sich fest, sobald sein Kopf auf das Kissen traf. Wenn er morgen nur nicht mit den Mädchen zum Einkaufen gehen müßte.
‚Warum hab ich gesagt, daß ich gehen würde?' Seine Gedanken waren verschwommen. ‚Ich habe offensichtlich zu viel Zeit.'
ooOOoo
Daphne Greengrass nahm ihr Spiegelbild in dem Spiegel in Augenschein, der über dem Kamin im Slytherin-Gemeinschaftsraum hing. „Meint ihr, ich sollte mir die Haare hochstecken?" fragte sie.
Pansy, die mit ihrer Handtasche auf dem Schoß in einem Sessel saß, sagte: „Nein. Du hast heute morgen schon eine Stunde gebraucht, um deine Haare zu machen, Daffy."
„Es sieht gut aus", versicherte Millicent ihr, ohne auch nur von ihrer Ausgabe der „Hexenwoche" aufzublicken, die sie gerade las. Daphne zupfte wieder an einer blonden Locke.
„Aber bist du sicher?" fragte sie und rang die Hände.
„Ja", schnappte Pansy. Sie sah auf die Uhr. „Seid ihr sicher, daß Zabini gesagt hat, er würde mitkommen?" fragte sie seufzend. „Wir kommen zu spät."
„Zu spät?" erkundigte sich Millicent mit einem listigen Grinsen. „Triffst du dich mit jemandem?"
Die Slytherin-Vertrauensschülerin funkelte sie zornig an. „Das weißt du verdammt noch mal sehr genau."
„Du fängst sogar an, dich wie er anzuhören", erwiderte Millicent nonchalant.
„Das tue ich nicht!" Sie stieß ein Knurren aus und warf einen Blick auf die Tür, die zu den Schlafsälen der Jungen führte. „Ich geh Blaise suchen", verkündete sie und ging auf die Tür zu.
Daphne sog scharf die Luft ein. „Aber das sind die Jungenschlafsäle", sagte sie angstvoll.
„Wo ist das Problem dabei?" fragte Pansy. „Es ist nicht so, als wäre da ein Zauber, der verhindert, daß ich da reingehe." Sie schnaubte. „Außerdem bin ich Vertrauensschülerin der Slytherins, und ich bin besorgt um das Wohlergehen eines Mitschülers." Pansy drückte stolz die Brust heraus. „Es ist meine Pflicht, nein, mein Recht, da reinzugehen."
Millicent rollte mit den Augen. „Das ist genug Theatralik für einen Tag, Pansy."
„Aber da drinnen könnten Jungs sein", sagte Daphne. „Und die könnten nacktsein." Ihre Augen waren weit aufgerissen.
Pansy und Millicent sahen sich an. „Ich bin nicht ganz sicher, wo das Problem liegt, du Millie?" fragte Pansy. Millicent schüttelte den Kopf.
„Daphne hat allerdings ein gutes Argument", sagte sie. „Ich sollte dich vielleicht begleiten, Pansy. Du weißt schon, um dich vor all den bösen, nackten Männern da drinnen zu retten."
„Meine Retterin!" schwärmte Pansy, als Millicent sich erhob und ihr in den Flur folgte. Sie brach in Gekicher aus, als sich die Tür hinter ihnen schloß. „Meine Güte", sagte sie mit einem Lächeln. „Sie kann manchmal so unschuldig sein."
„Nur manchmal", stimmte Millicent zu und rümpfte die Nase, als sie an diverse Gelegenheiten dachte, wo Daphne alles andere als unschuldig gewesen war. „Hier riecht es etwas komisch, oder?" Pansy nickte, während sie an die Tür des Schlafsaals der Sechstkläßler klopfte.
Pansy wartete einen Augenblick und klopfte noch einmal.
„Blaise, schwing deinen faulen Arsch hier raus, jetzt!" rief Millicent, in der Hoffnung, ihn zu wecken.
Die Tür neben Blaises Schlafsaal, der seltsamerweise mit „Drittkläßler" beschriftet war, öffnete sich, und ein kleiner Junge mit roten Haaren sah die beiden älteren Mädchen ängstlich an. „Ich glaub nicht, daß da jemand drin ist. Ich bin vorhin da gewesen, um Mr Malfoy zu sehen …" Millicent kicherte. „ … und er war der einzige da drinnen. Er und diese Katze."
„Welche Katze?" fragte Pansy, und der Junge nickte in Richtung einer schwarzen Katze, die am anderen Ende des Korridors eingerollt war und offensichtlich schlief. „Muß Notts sein", sagte sie zu Millicent.
„Nott hat eine Katze?" fragte Millicent. Pansy zuckte mit den Schultern.
„Muß wohl." Sie sah die Katze an und sagte: „Ja, jetzt wo ich darüber nachdenke, kommt sie mir bekannt vor. Ich glaube, Delilah hat sie letztens gejagt."
Millicent schüttelte amüsiert den Kopf. „Deine Katze ist verrückt", bemerkte sie. „Die jagt alles, was sich bewegt."
Mit einem Schulterzucken erwiderte Pansy: „Es muß sich nicht mal bewegen."
ooOOoo
Hermine prüfte ihr Spiegelbild in einer von Filchs schimmernden Rüstungen. Justin war zu spät, und langsam wurde sie ungeduldig. Sie rückte ihren Schal zurecht, ein Weihnachtsgeschenk ihrer Großmutter. Er war blaßrosa, und sie fand, daß ihre Wangen dadurch zu rot aussahen, aber sie trug ihn trotzdem, damit sie ihrer Großmutter wenigstens ehrlich sagen konnte, wie warm er war.
Justin, der mit Ernie McMillan an seiner Seite in die Eingangshalle geschlendert kam, schien noch nicht einmal zu bemerken, daß es jetzt zehn nach war.
„Morgen, Hermine", sagte er fröhlich. „Ernie kommt mit uns runter ins Dorf. Ist das in Ordnung?"
Hermine war eigentlich ziemlich froh darüber. Sie wollte nicht für lange Zeit mit Justin allein sein, daher nickte sie.
Als sie nach Hogsmeade gingen, unterhielten sich Justin und Ernie über Quidditch und das mysteriöse Mädchen, das Ernie in Hogsmeade treffen wollte. „Er will mir nicht sagen, wer sie ist", erklärte Justin Hermine. Hermine schob ihre Hände in die Taschen, sie hatte ihre Handschuhe vergessen.
„Das liegt daran, daß dich das nichts angeht", stellte Ernie fest.
„Er hat ein Recht auf seine Geheimnisse", sagte Hermine diplomatisch, während sie sich wunderte, wo Krummbein war.
Justin zuckte mit den Schultern. „Jeder würde glauben, daß du dich für sie schämst, das ist alles."
„Ich schäme mich nicht für sie", sagte Ernie bitter. „Ich will dir nur nicht sagen, wer sie ist."
„Streitet euch nicht", sagte Hermine, der gerade auffiel, daß sie Krummbein schon seit Tagen nicht mehr gesehen hatte.
Justins Arm berührte ihren, während sie weitergingen, und das Gespräch der zwei Hufflepuffs kehrte schnell zu Quidditch zurück. Als sie am Ortsschild von Hogsmeade vorbeikamen, hakte er sich bei ihr unter, und sie zuckte innerlich zusammen, versuchte aber, außer einem Lächeln keine Emotionen zu zeigen.
‚Ignorier ihn einfach', sagte sie sich. ‚Er ist nur ein Hufflepuff, kein Kröter. Er wird dich nicht verletzen.'
Vor dem „Honigtopf" entdeckte Hermine die drei Slytherin-Mädchen. Millicent und Daphne starrten auf das Schaufenster, Daphnes Lippen bewegten sich, als sie aufgeregt redete.
„Ich könnte etwas Schokolade vertragen", verkündete Ernie plötzlich.
Justin runzelte die Stirn. „Um diese Zeit wird es da drinnen überfüllt sein. Kannst du nicht bis später warten?"
„Nein." Ernie war außerordentlich standhaft in dieser Angelegenheit und zerrte Hermine und Justin zu dem Süßigkeitenladen. „Sieht aus, als wären eine Menge Leute drin", sagte er, Hermines Ansicht nach wesentlich lauter als notwendig. „Warum wartet ihr nicht draußen?"
„Gut", sagte Justin und verdrehte die Augen. Er wandte sich zu Hermine um. „Das macht dir doch nichts aus, oder?"
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, eigentlich nicht."
Einen Moment nachdem Ernie in den „Honigtopf" gegangen war, sah Hermine Daphne und Millicent einen Blick wechseln, und dann ging Millicent in den Laden.
‚Interessant', dachte Hermine, ‚ist Millicent das geheimnisvolle Mädchen?'
„Granger." Pansy Parkinson sah aus wie eine Schneekönigin mit ihrem weißen Umhang und Hut.
„Parkinson", erwiderte Hermine freundlich.
„Können wir uns kurz unterhalten?" Ihre dunklen Augen huschten zu Justin. „Privat?"
Hermine entschuldigte sich bei Justin und folgte Pansy den Weg ein Stück nach links entlang, wobei sie um ein Pärchen herumgingen, das in die romantische Atmosphäre des Dorfes versunken war. „Dein Schal gefällt mir", sagte Pansy.
„Du hast mich hier rüber gebracht, um mir ein Kompliment zu machen?" fragte Hermine.
Pansy schüttelte den Kopf. „Eigentlich wollte ich wissen, ob du Blaise gesehen hast."
„Wieso?"
„Er war schon weg, als wir ihn heute morgen gerufen haben."
„Ich hab ihn nicht gesehen", sagte Hermine wahrheitsgemäß. Das hatte sie wirklich nicht, jedenfalls nicht seit der letzten Stunde Alte Runen.
„Oh." Die Slytherin erschien leicht verwirrt. „Danke, Granger."
„Das ist schon in Ordnung. Er hat wahrscheinlich nur einen neuen Kaffeevorrat gefunden und ist damit beschäftigt, sich darin zu ertränken."
„Entweder das, oder der Trottel ist wieder im See schwimmen gegangen und hat sich Erfrierungen geholt", meinte Pansy grinsend. „Trotzdem danke."
Hermine nickte. „Keine Ursache."
ooOOoo
Seamus spähte auf Hermines Pergament. „Verstehst du irgendwas davon?" fragte er im Flüsterton.
„Nur so ungefähr", erwiderte Hermine, als sie mit dem Abschreiben der Verbtabelle fertig war.
Troll. Was man für eine „kinderleichte" Sprache (wie Seamus es ausdrückte) halten würde, war tatsächlich komplexer, als sie zuerst erschien.
„Kann ich mir später deine Notizen ausleihen? Das hier ergibt für mich nämlich überhaupt keinen Sinn."
„Sicher", stimmte sie zu, ohne richtig zuzuhören.
„Wirklich?" Seamus grinste. „Hey, was willst du nächstes Jahr machen?"
„Wie bitte?" Sie blickte zu ihm auf, wobei sie ihre Feder über dem Pergament anstieß. Sie runzelte die Stirn und griff nach ihrem Zauberstab, um den Fleck zu entfernen.
„Nächstes Jahr", bohrte er nach. „Auf welche Sprachen wirst du dich konzentrieren?" Als Teil des Unterrichts in der siebten Klasse wurde von den Schülern in Moderne und Magische Sprachen erwartet, daß sie eine Sprachfamilie wählten, auf die sie ihre Studien konzentrierten.
Sie zuckte leicht mit den Schultern. Ihr war bewußt, daß Daphne sie beobachtete. Sie blonde Slytherin kaute auf ihrer Lippe, die blauen Augen eher auf Hermine als auf ihre Arbeit gerichtet. „Hab mich noch nicht entschieden. Du?"
Seamus fügte einen abschließenden Schnörkel zu seiner Zeichnung eines Trolls hinzu. Mit einem ironischen Lächeln sagte er: „Ich bin den keltischen Sprachen ziemlich zugeneigt. Vielleicht nehm' ich aber auch Germanisch, wie Greengrass."
„Wir müssen uns ja nicht vor Mai entscheiden", antwortete Hermine. Daphne schien ihr durch Lippenbewegungen etwas mitteilen zu wollen. Sie runzelte verwirrt die Stirn und warf Daphne einen Blick zu, der besagte „Was?"
Daphne nahm ein Stück Pergament, und eine Minute später flatterte ein Papierschwan zu Hermines Tisch herüber. Seamus sah Hermine fragend an, aber sie ignorierte ihn.
Ich muß mit dir sprechen.
XXX
Daphne
Ihre Handschrift war was Hermine als „blumig" beschrieben hätte, und sie machte aus ihren „Os" kleine Smilies.
„Was ist mit Greengrass?" fragte Seamus leise.
„Nichts", erwiderte Hermine abweisend. „Sie ist eben manchmal etwas seltsam."
Nach dem Unterricht zerrte Daphne Hermine im Korridor an die Seite. „Au", sagte Hermine und rieb sich den Ellbogen. „Es gibt keinen Grund, so grob zu sein."
„Tut mir leid", entschuldigte sich Daphne mit geweiteten Augen. „Ich dachte nur, du solltest es wissen."
„Was wissen?" Hermine war aufrichtig verwirrt.
Daphne biß sich auf die Lippe. „Blaise ist verschwunden. Keiner hat ihn seit Freitag gesehen."
Anmerkungen:
Willkommen zurück zu Teil 2. Ich weiß, ich hatte gesagt, ich würde mit dem ersten Kapitel der Fortsetzung wahrscheinlich in ein paar Tagen fertig sein, aber nun ja... Aus irgendeinem Grund ist die Fortsetzung schwieriger zu übersetzen. Zu viele Wortspiele... ;) Na ja, ich hoffe, es ist einigermaßen gelungen. Ich versuche mich wie immer mit dem nächsten Kapitel zu beeilen, aber wie ich schon sagte hab ich gerade sehr wenig Zeit. Also, mal sehen... Ich geb mir jedenfalls Mühe, habt Geduld mit mir. Ihr habt mich hoffentlich noch nicht vollkommen aufgegeben. :)
teddy172: Nein, Blaise hat nicht alles geträumt. Nur alles von dem Moment an, wo er das erste Mal aufgewacht ist und dachte, es wäre Zeit zum Mittagessen. ;)
Vielleicht wäre der Zaubertrank der Gallier ganz praktisch, es sei denn, davon bewegen sich die Finger so schnell, daß man mit dem Denken nicht nachkommt... :D
Loki Slytherin:Danke für den Tipp. Vielleicht ändere ich es irgendwann noch um, allerdings bin ich nicht so sicher, wie dann das mit dem Sie taten, wofür sie gemacht waren noch verständlich sein soll... Hach, nichts als Probleme. ;)
Vielen Dank an:inezsnape, EllieSophie, Maya May, LadyEvelyn, silver moonstone, Marrychan, sweet-teeni, blub, Silke Riddle, Saxas 13 und MissJuvenile. :-)
