Harry Potter und das letzte Black Heart

Hintergrundinformationen:

Die FF setzt da an, wo HP 6 aufhört. Das heißt, jede Information aus Buch 7 gibt es hier nicht und auch was in Buch 7 geschieht wird hier teilweise anders umgesetzt oder kommt so gar nicht vor. Auch die Informationen, die Rowling darüber hinaus in Interviews oder so geliefert hat, wird hier teilweise nicht so umgesetzt oder beachtet. Es beruht wirklich auf das, was nur in den Büchern 1 bis 6 passiert oder gesprochen wurde. Das heißt insbesondere andere Horkruxe.

Es gibt Charaktere, die in den vorherigen Geschichten BH I und BH II eingeführt wurden und wenn man die FF's gelesen hat, wird man diese hier auch sehr schnell wiedererkennen. Es ist Absicht, dass CofX noch nicht zu Ende geschrieben wurde, weil ich die Fortsetzung hier besser schreiben kann, wenn ich noch dieses unsichere Gefühl in mir habe und nicht schon das (teilweise für mich sehr schlimme) Ende der Personen in CofX vor Augen habe. Einige wenige Charaktere sind neu bzw. hat man vorher noch nichts gehört, was nicht heißt, dass sie keine Verbindungen zu den Vorgeschichten haben.

Die Idee dieser HP Fortsetzung entstand bereits nachdem Buch 6 heraus kam und vieles hat sich in den letzten Jahren richtig entwickelt, so dass ich endlich dazu kam, das auch endlich richtig aufzuschreiben. Es stellt den Abschluss der Black Heart Trilogie und wird sich sehr von Buch 7 unterscheiden. Daher 2 Sachen vorab:

Erstens: Ich bin mir durchaus bewusst, wie anders es sein wird, weil ich einfach sehr viel anders denke. Es mag für einige unlogisch sein, meine Version zu weich, zeigt den Krieg nicht schlimm genug, anderes zu übertrieben sein. Damit kann ich leben, denn ich schreibe die Fortsetzung so, wie ich sie gerne haben wollte. Ich lese gerne Geschichten, die noch Happy Ends haben oder weil diese nicht so hart, grausam oder gefühllos sind, wie es eigentlich in der Realität der Fall ist. Nun schreibe ich die FF ja eher für mich ( ^^ ), daher auch der andere Stil und diese Geschehen, die für den Großteil von euch wohl eher nichts ist. Es gibt bereits einige, die diese FF lesen und damit zurecht kommen, wie sehr sich diese FF unterscheidet und (glücklicherweise) auch mit meiner Art Harry, Ron und Hermine zu beschreiben zurechtkommen. Wenn diese FF auf Ffnet kein Anklang findet und nicht gelesen werden will, dann lösche ich sie natürlich hier wieder. Denn während ich CofX wohl schon ein Ende in naher Zukunft geben kann, kann ich das bei der HP Fortsetzung nicht, denn es wird schon noch eine Weile gehen und ich will ja keine (Wie hieß es früher doch gleich? FF Friedhof?!) Zombie FF hier haben.

Zweitens: Ich behalte den Fehler von Lilli bei. (Sorry ^^)


Mannequin: Heyho =) Ich hoffe mal, dass du hier her findest. Ansonsten werde ich ausführlicher in CofX antworten, sobald da das nächste Kapitel kommt, was jedoch etwas dauern kann, denn wie gesagt, läuft es in Symbiose zu dieser FF hier ab.

Gehört und auch gelesen? XD Oder ist das dann doch zu komisch als das du es wirklich liest?

Oha ÖÖ Ich weiß, dass Sirius da auch war, aber ich dachte eigentlich auch, dass Hagrid als erstes vor Ort war. (Ich les grad noch mal Buch 3, um eher wieder ins HP schreiben herein zu kommen) und ich glaub, Hagrid hat da irgendwas erzählt von wegen er war der Erste und hat Harry aus den Trümmern befreit. Ich kann mich an Buch 7 nicht mehr erinnern und wie dort die Szene beschrieben wurde, aber ich glaub, da war mal eine Szene im Film, wo auch Snape vor Ort war und das fand ich unglaublich schlecht. Ich glaub, mir wären solche logischen Fehler gar nicht aufgefallen, wenn ich nicht unzufrieden mit ihnen wäre ^^ Das mit Hagrid und Sirius wäre mir wohl gar nicht aufgefallen außer... ich hätte es vielleicht vermisst. Weil Sirius gehört da schon rein in die Szene.

Du machst mir schon Angst, das du so etwas noch weißt ^^ Ich merk gerade beim lesen, dass ich vieles aus den vorherigen Büchern schon vergessen hatte. Also, büdde, hab ein wenig Erbarmen mit mir als Laie, falls du die FF hier liest. Ich bin sehr leicht niederzumetzeln. ( X.x ) Ich war mir nicht sicher, ob du sie wirklich lesen möchtest, denn zum einen fehlt vielleicht die Zeit, Lust, Interesse, zum anderen... Es ist meine erste HP Fortsetzung (und wohl auch einzige) und so unregelmäßig, wie ich im letzten halben Jahr geschrieben habe, verstehe ich jeden, der kein Vertrauen mehr in mich hat.

Yap, das grobe Geschehen hatte ich nach Erscheinen von Buch 6 im Kopf und ich glaub, das sieht man auch den Umschwung in der BH Story. Dann bin ich mal gespannt, ob du das liest und wie du es findest. Ich hab alles gepostet, was bisher auch die anderen gelesen haben, somit seid ihr alle gleich auf.

Nicknick, ich wollte dadurch zeigen, warum zwischen Michael Potter und Anna eine solche Bindung aufkam und warum sie James und seine Familie so schätzte. Ich glaube, keiner mit einem Herzen, hätte ein 12jähriges Mädchen da so lange alleine sitzen lassen.

Wie der Titel des Kapitels andeutete, es war hervorbestimmt ^^

Dachtet ihr alle XD Und da bin ich ein klein wenig stolz auf mich, weil das ja auch Absicht war und es auch alle anderen in der FF dachten. Es ist mir auch lieber, wenn James kein Mörder ist. XD Yop, wenn sie alle ehrlich zueinander wären, hätten sie sich vieles ersparen können.

Das Geschehen um Anna und die Phowlyris war wichtig, um die HP Fortsetzung nun schreiben zu können. Davor war es nie so fassbar für mich. Jetzt schon.

Hehe, Dumbledore hatte seine Gründe. Und eigentlich käme er ja wieder zurück, wenn ihn Anna denn riefe. Ich hab beim Durchlesen von Buch 6 gemerkt, dass er sehr oft betont hat, dass er klüger ist als andere, aber auch er Fehler mache, weil er eben nicht mehr der jüngste ist. Sein Verschwinden hier und das Verlassen darauf, dass Anna sich nicht in Gefahr bringt mit dem Wissen, dass sie die Einzige ist, die ihn gerade erreichen kann, war eines der Fehler XD.

Thanks fürs Review =) Wie gesagt, falls du nicht hier her findest, führe ich das noch mal in CofX zur gegebener Zeit aus. Liebe Grüßle


Chapter 1 – A wedding, a threat and new friends

Es war ein lauwarmer Abend und die Sonne hatte sich längst verabschiedet. Harry hätte dies in diesen Tagen ohnehin nicht wirklich mitbekommen. Durch den tobenden Krieg versteckte sich die Sonne meistens hinter einem grauen Nebel aus Rauch, auch bekannt als das, was die Dementoren absondern, wenn sie sich fortpflanzen. Seit Dumbledore's Beerdigung war kein Tag vergangen, an dem der Prophet nicht über neue Kämpfe, verschwundene Personen und gefallene Auroren berichtete. Harry verfolgte es nicht mehr. Voldemort's tobender Zug durch das Land war unertragbar grausam und nur eine Frage der Zeit, bis es all diejenigen erwischte, die Harry am Herzen lag.

Ohne Dumbledore war nichts mehr so wie es der junge Zauberer kannte und mochte. Diese düstere Stimmung, die sich über alles gelegt hatte, fraß sich Stück für Stück durch sein Herz. Er war in den Ligusterweg zu seiner Tante und Onkel zurückgekehrt, so wie es sein toter Freund wollte. Er hatte nicht vor hier zu übernachten oder sich lange aufzuhalten. Er packte die restlichen Sachen, die er noch hier gelassen hatte, in den Koffer und klappte ihn schließlich zu, um wieder aufzubrechen. Hedwig flog irgendwo in der Welt umher und würde ihn schon finden, egal, wohin er nun aufbrach. Er hatte überlegt sie bei den Weasley's zu lassen, nachdem er aufbrach. Es wäre eine schlechte Idee gewesen auf eine so gefährliche Reise mitzunehmen, auch wenn er sie schrecklich vermissen wird.

Dieser Abstecher zurück in dieses Haus war offenbar eine Zeitverschwendung gewesen, denn weder hatten ihn Onkel Vernon und Tante Petunia beachtet noch begrüßt (alles was kam war ein mürrisches: Du? Als Dudley die Tür geöffnet hatte). Mit der Zeit, in der er in seinem Zimmer saß und Löcher in die Luft starrte, hätte er wesentlich vernünftigeres anstellen können. Es war geplant nach Godric's Hollow aufzubrechen, wo seine Eltern ermordet wurden, um da hinzugehen, wo alles angefangen hatte, und dann würde er aufbrechen, um die 4 übrig verbliebene Horkruxe zu finden und zu zerstören. Das Medaillon, der Trinkbecher, die Schlange, etwas von Gryffindor oder Rawenclaw.

Nach Dumbledore's Tod herrschte im Zaubereiministerium pures Chaos. Mr. Weasley hatte ihn darüber informiert, dass keiner noch so richtig an ein gutes Ende glauben würde und sich viele in Verstecke zurückgezogen hatten, statt zur Arbeit zu erscheinen. So auch einige aus dem Orden des Phönix. Mit Dumbledore war auch die Hoffnung in Vielen gestorben und Harry konnte es keinem von ihnen verübeln, sich selbst und die eigene Familie lieber in Sicherheit zu bringen, statt sich gegen den schlimmsten Zauberer überhaupt aufzulehnen. Ihm fiel es auch schwer sich von der düsteren Stimmung nicht unterkriegen zu lassen. Aber war nicht er nun der Einzige, der noch zwischen Voldemort und seiner Schreckensherrschaft stand? Er war der Einzige, der die Wahrheit über dessen schrecklichste Tat, der Erschaffung der Horkruxe kannte.

Es klopfte. Ein Geräusch, dass Harry für einen Moment irritierte und dies wurde nicht weniger als er sich umdrehte und Tante Petunia an der offenen Tür erkannte. Obwohl sie äußerlich noch immer so streng und überheblich aussah wie er sie kannte, wirkte ihr Blick seltsam anders. Nicht mehr missbilligend oder verachtend, eher... wehmütig?

„Ich nehme an, wir sehen uns nach dem heutigen Tag nicht mehr wieder?"

Selbst ihre Stimme klang weniger bissig, so wie er es von ihr normalerweise gewohnt war. Hatte sie etwa diese Stimmung auch mitbekommen, die in der Zaubererwelt herrschte und sich natürlich auf die Muggelwelt auswirkte?

„Das letzte Mal sah ich deine Mutter bei der Beerdigung unserer Eltern. Es war kein schönes Aufeinandertreffen. Sie hat mir danach noch ab und zu geschrieben, mich auch zu ihrer Hochzeit eingeladen. Aber ich zog es vor jeglichen Kontakt mit ihr abzubrechen. Sie lebte in ihrer Welt und ich in meiner. Das wollte ich so belassen."

Seine Tante wandte sich plötzlich ab, als ob sie es nicht ertragen konnte ihn anzusehen. Harry beobachtete sie verwirrt. In den ganzen Jahren, die er nun bei ihr lebte, hatte sie noch nie so mit ihm gesprochen.

„Dennoch heißt das nicht, dass ich nicht um sie getrauert habe als ich von ihrem Tod hörte," sagte sie mehr zur Decke als zu dem Jungen im Zimmer und ihre Stimme war viel weicher geworden. Es passte nicht zu der Frau, die ihn sein ganzes Leben lang alles andere als gut behandelt hatte. „Pass auf dich auf."

Ohne ihn noch mal anzusehen schritt sie in ihrem Morgenmantel und den Plüschhausschuhen von seiner Tür weg und in ihr eigenes Zimmer zurück. Harry blieb jedoch stehen und starrte einen Moment durch die offene Tür in den leeren Gang. Er hörte wie sie ihre Zimmertür schloss.

Mit diesen vier Wänden verband er keine guten Erinnerungen, keine guten Erlebnisse mit den Menschen hier und er konnte nicht schnell genug wieder verschwinden. Nichts hielt ihn noch in diesem Haus, doch das alles hieß nicht, dass ihn die Worte seiner Tante von eben kalt ließen. Er ahnte wie viel Überwindung sie das gekostet haben musste und wenn Onkel Vernon ebenfalls hier gewesen wäre, hätte sie es wohl nicht ausgesprochen. Er wünschte sich, die Vergangenheit wäre anders zwischen ihnen gelaufen, aber nun war es zu spät.

Er schnappte sich seinen Koffer und schritt mit diesem hinab zur Haustür. Er hatte sie gerade erst geöffnet, da standen wie erwartet seine Freunde. Hermine und Ron und – Lupin und Tonks.

„Du dachtest doch nicht, dass wir nicht weiter auf dich Acht geben?" warf Lupin auf den sehr überraschten Ausdruck des Jungen hin ein. „Bereit? Die Hochzeit wartet."

Harry nickte ohne Worte, jedoch mit einem kurzen Lächeln. Dann schloss er die Haustür hinter sich und drehte sich noch mal um. Entschlossen zuckte er seinen Zauberstab und wollte gerade einen Zauber aussprechen, da wurde sein Arm bestimmend wieder hinabgedrückt. Es war Lupin, der ihn wohlwollend ansah und stattdessen mit Tonks zusammen die Schutzzauber für ihn auf das Haus legte.

„Danke," sagte Harry überrascht. Lupin nickte mit einem warmen Lächeln. Seine Magie war stärker und der Schutzzauber würde länger halten. Es war keine Garantie, dass ihnen nichts zustieß, wenn er nun nicht mehr da war, aber zumindest waren sie nicht größer in Gefahr als wenn er nie mit ihnen verwandt gewesen wäre. Gleich wie sie ihn auch immer behandelt hatten, was zwischen ihnen die letzten Jahre auch immer passiert war, Harry hätte nicht einfach gehen und sie so offen angreifbar zurücklassen können. Nicht, wenn er der Grund war, weswegen man sie aufsuchen würde. So hatte er nun zumindest seine Schuldigkeit getan.


Bill und Fleur's Hochzeit war sehr einfach und gleichzeitig unglaublich voll und viel. Es war einerseits schlicht geschmückt, anderseits verzierten aber auch unmengen an Blumen den Garten der Weasleys. Harry saß neben Hermine auf der Seite des Bräutigams hinter der gesamten restlichen Familie Weasley. Er folgte der Trauung, so gut, wie es seine Gedanken zuließen. Fleur hatte drei Brautjungfern. Ginny und ihre Schwester Gabrielle und eine junge Hexe mit rotbraunen, hochgesteckten Haaren und tiefbraunen Augen etwa in Fleurs Alter, die ihm jedoch unbekannt war. Was ihm aber auffiel war ihr sehr warmherziger Ausdruck, den sie ab und zu in die Menge warf, wo er unter anderem saß und er konnte es sich auch nicht erklären, warum er sie vom bloßen Anblick her mochte. Womöglich, so schoss es Harry kurz durch den Kopf, war sie auch zu einem Teil eine Veela.

Bill hatte nur einen Trauzeugen und auch diesen jungen Zauberer mit schwarzen, schulterlangen Haaren und dunklen Augen kannte er nicht. Was auffiel war aber, dass er zwar viel jünger war, jedoch genauso erwachsen wirkte wie der Bräutigam. Es war schon ein merkwürdiges Bild, wenn man Bild mit all den Narben im Gesicht sah und dann seinen Trauzeugen daneben, der ein silbernes Piercing an der rechten Augenbraue trug, ansonsten aber aussah wie frisch zum Ballkönig gekrönt. Harry kannte nicht mal ein viertel der Leute hier. Die meisten waren entweder Verwandte der Familie Weasley oder von Fleur's Familie oder Kollegen aus der Arbeit der beiden. Allein die Mitglieder des Orden, die noch anwesend waren, kannte Harry.

Nach der Trauung und während alle tief in den Feierlichkeiten steckten, hörte Harry aus den Gesprächen, die Ron's Brüder führten, heraus, dass Bills Trauzeuge sein bester Freund war und ebenfalls Tonks jüngerer Bruder.

„Nenn mich Tonks!" hatte er sich Harry gegenüber vorgestellt, während seine große Schwester daneben stand und ihn rügend gegen die Schulter boxte. „Autsch."

„Ich bin schon Tonks!"

„Du bist Nymphadora! Ich bin Tonks!" warf er jedoch gespielt ernst und entrüstet zurück. Tonks Haare hatten sich mit einem Mal leuchtend flammend rot gefärbt.

„Hör auf mich Nymphadora zu nennen!"

„Ich will aber auch nicht Marcenbrianophudus genannt werden!"

„Keiner nennt dich so, BRIAN!" keifte sie wütend.

„Ach stimmt ja!" sagte er als sie es ihm erst jetzt eingefallen wäre und nickte verstehend. „Hast recht, Tonks."

Er wandte sich grinsend zu Harry.

„Funktioniert jedes Mal," sagte er spitz und reichte ihm die Hand. "Brian."

Brian war tatsächlich wie vermutet einige Jahre jünger als Bill, doch beide freundeten sich in Hogwarts an als Bill in der 7. Klasse war und Brian gerade erst anfing. Sie blieben in Kontakt und sind seit dem auch sehr eng befreundet. Außerdem arbeiteten beide zusammen bei Gringotts als Fluchbrecher.

„'Arry!" Und plötzlich wurde Brian von Fleur verdrängt, die ihre Trauzeugin mit sich hergeschoben hatte. Brian zuckte nur mit der Schulter, zwinkerte Harry zu und winkte mit zwei Fingern als Zeichen, dass er sich dann mal aus dem Staub machte und vertiefte sich in ein Gespräch mit Fred und George, die sich gerade gefährlich nah an der Torte befanden. Hatte wirklich noch jemand Zweifel, dass die beiden etwas am Kuchen präparieren wollten?

„Isch wollte 'ir jemanden vorstellen," fuhr Fleur heiter fort. „Das is Jimá Sayé."

„Hi," sagte Fleur's Trauzeuging, die ihm vorhin schon aufgefallen war. Harry lächelte ebenfalls und schüttelte ihr freundlich die Hand.

„Jimá is meine beste Freundin aus Frankreich. Wir gingen susammen auf die Beauxbatons Akademie. Ich hätte nich gedacht, dass sie tasächlich 'eute kommen kann, aber sie is 'ier. Na, dann un'erhaltet euch mal bon ihr swei süßen."

Und mit einem vielsagenden, zufriedenem Lächeln verschwand sie wieder in der Menge der Gäste. Harry hätte die Situation nicht peinlicher sein können, vor allen Dingen, weil Ginny nicht unweit von ihnen beiden saß, den Kupplerversuch von Fleur sehr wohl mitbekommen hatte und die Augen rollte. Unangenehm blickten die beiden einander an und irgendwie hatte Harry so überhaupt keine Ahnung wie er sich aus dieser Situation angemessen herauswinden konnte ohne unhöflich zu klingen.

„So, du bist also 'Arry Potter."

„..."

„Tut mir leid, Harry," lachte sie herzlich. „Ich fands nur niedlich, dass Fleur dich immer so nennt."

„Du hast gar kein Akzent?" bemerkte er überrascht. Jimá wippte munter mit dem Kopf.

„Ich ging zwar auf die Beauxbatons Akademie, bin aber die Tochter zweier waschechter Briten."

„Verstehe," sagte er leise und wollte sich eigentlich gerade entschuldigen, um zu Ginny zu gehen, welche beleidigt aufgestanden und sich von beiden stampfend entfernt hatte, aber dies stellte sich als schwerer heraus als gedacht. Jimá führte das Gespräch weiter, fragte ihn dies und das, und Harry konnte aus irgendeinem Grund nicht nicht antworten. Sie musste bestimmt irgendwie Veela sein, denn sonst konnte er es sich auch nicht erklären, warum er das Bedürfnis hatte ihr auch zu antworten und hier zu bleiben.

Es war lauter Aufschrei und plötzlich ausbrechender Tumult, dass seine Aufmerksamkeit wegriss. Alle hatten nach oben geblickt, wo das dunkle Mal nicht weit entfernt über sie erschienen war und sich ein gutes Dutzend schwarzer Lichter dem Garten in der Luft näherten.

Einige wenige Zauberer und Hexen, Mitglieder des Orden des Phönix, die sich auf der Feier befanden, hatten augenblicklich ihre Zauberstäbe gezogen, um sich für die Verteidigung bereit zu machen, aber Harry konnte sehen, dass die meisten Gesichtern pure Panik zierte. Keiner hatte jetzt schon mit einem Angriff gerechnet.

„Schnell, rein mit euch!" rief Lupin den jüngeren zu und rannte wie viele andere Mitglieder des Orden des Phönix auf den Rand des Gartens zu, an dem die Schutzzauber endeten. Natürlich würden die Todesser ohne große Mühe eindringen können, aber Harry wusste, dass er auf keinen Fall vor einer Konfrontation fliehen würde. Er hatte schon mal gegen sie gekämpft, er würde es auch dieses mal tun. Die schwarzen Lichter kamen näher, Zauberer und Hexen rannten bereits schreiend weg und Harry zog seinen Zauberstab, um ebenfalls zu den kampfbereiten Mitgliedern dazuzustoßen als - Ein helles Licht blendete die Gegend und Harry musste blinzeln, um den Vorgang in der Luft trotz des blenden ansatzweise erfassen zu können. Das gleißende helle Licht hatte den Weg der herannahenden anderen Lichtern gekreuzt und war wieder im Wald verschwunden. Erstaunt sah er wie die anderen dunklen Lichtern dem ins Dickicht des Waldes folgten und nicht das Anwesen der Weasleys umzingelten.

Lupin und Moody tauschten ungläubige Blicke, dann rannte Ersterer aus dem Schutzschild raus.

„Remus!" rief Tonks entsetzt und rannte ihm wie auch einige andere nach und apparierten wie der Freund auch, kaum dass sie aus dem Schutzschild waren. Moody war der Einzige, der stehen blieb und dessen Auge wie verrückt in seiner Augenhöhle umherrollte als wäre er komplett irre geworden.

„Was ist passiert?" fragte Molly teilweise panisch, teilweise verblüfft. Denn eigentlich hatte jeder befürchtet, dass in wenigen Minuten hier alles in Flammen aufgefangen sein müsste. Moody hatte sich endlich aus seiner Starre gelöst und knurrte lauthals begeistert.

„Potzblitz! Sie ist tatsächlich zurück!"

Damit humpelte er den anderen nach und apparierte ebenfalls außerhalb des Schutzschildes.

„Wer ist sie?" fragte Harry irritiert, stellte aber fest, dass ihn so gar keiner zuhörte. Hermine, Ron und Ginny waren ohnehin nicht in seiner Nähe, aber er bemerkte auch erst jetzt, dass Jimá sich nicht mehr neben ihm befand.


Viele waren nach Auftauchen des dunklen Mals abgehauen, andere waren unentschlossen etwas länger geblieben, dann aber ebenfalls gegangen, da das Mal nicht wieder verschwand. Die wenigsten, darunter aber Harry, Ginny, Hermine und Ron, waren dageblieben und warteten auf die Rückkehr der anderen unter dem Schutz einiger Auroren, die sofort aufgetaucht waren, als das dunkle Mal erschienen war.

„Arme Fleur," sagte Charlie, der ebenfalls nicht mitgerannt war und stattdessen bei Harry und den anderen saß. „Hat nach wie vor ein Schock von dem Beinahe-Angriff."

„Ach dahin ist Jimá verschwunden," sagte Harry nachdenklich, wandte sich dann aber an Charlie.

„Wer war das? Das helle Licht, mein ich."

„Puh, keine Ahnung," gestand der Weasley Sohn ehrlich. „Man erkennt die Person ja erst, wenn das Licht erlischt."

„Lupin und Moody schienen die Person zu kennen."

„Vielleicht haben sie jemanden erwartet?" schlug Charlie nach wie vor kein bisschen beunruhigt oder neugierig vor. „Oder sie kannten die Person gut genug. Dann erkennt man das Licht, unter dem derjenige reist, auch. Die Feier ist jedenfalls vorbei."

„Ja, ein jähes Ende. Dabei haben wir noch nicht mal die explodierende Torte zeigen können," warf George völlig ernst ein. Grinste dann aber breit Richtung anderer Zwilling, der nicht weniger breit grinste.

Es dauerte lange bis in den Abend hinein, dass zumindest ein Teil von ihnen wieder zurück kam. Brian Tonks, Bill und Mr Weasley kamen zurück, etwas zermartert und müde, sonst aber sehr unbeschadet, was zeigte, dass sie aus keinem Kampf kamen.

„Okay," stellte Bill unangenehm überrascht fest angesichts der nun sehr mageren Hochzeitsgesellschaft. „Die Hochzeitstorte wird auf jeden Fall für alle reichen."

„Du solltest dich wohl lieber mal um deine Braut kümmern," riet Brian und klopfte dem Freund auf die Schulter. Dieser nickte zustimmend und verschwand ins Haus. Harry sah Mr Weasley neugierig an, aber dieser hatte keinen von ihnen beachtet, sondern sich unbedarft den Umhang wieder zurecht gezuckt.

„Was für ein Tag, Kinder. Nie hätten wir damit gerechnet, dass sie tatsächlich angreifen. Also ob sie nichts besseres zu tun hätten als eine Hochzeit zu stören. Wir haben schon alles schnell organisiert und darauf geachtet, dass es nicht breit getreten wird. Die Auroren schon alle weg? Sie hätten wenigstens das Mal da oben entfernen können. Na, vielleicht kommt ja Remus zurück, wenn er fertig ist."

„Fertig?" fragte Harry irritiert.

„Ich glaub nicht, dass er so schnell hier auftaucht," grinste Brian amüsiert und nahm den Zauberstab heraus. „Als Trauzeuge nehme ich mir mal die Freiheit und beschenke dem Brautpaar ein Malfreien Himmel. Mr Weasley? Darf ich?"

„Oh, aber sicher doch. Vielen Dank, Brian. Ich hatte ganz vergessen, dass du als Fluchbrecher das beherrschst."

Er hatte es tatsächlich geschafft das dunkle Mal über ihnen relativ zügig wegzuzaubern, was auch Mrs Weasley freudig überraschte.

„Wer war das?" fragte Harry frei heraus, da keiner der beiden auch nur darauf zu sprechen kam, was gerade passiert war.

„Wer?" fragte Mr. Weasley verwirrt.

„Das weiße Licht, das gerade die 12 Todesser aufgehalten hat die Hochzeit zu Kleinholz zu verarbeiten?" entgegnete Brian belustigt für den jungen Freund.

„Ja," sagte Harry. Mr Weasley und Brian Tonks warfen sich einen seltsamen Blick zu, bevor eine sehr merkwürdige Antwort aus dem älteren Zauberer kam.

„Du kennst sie nicht, aber wenn sie nicht aufgetaucht wäre, ich will nicht wissen, wie das hier ausgegangen wäre. Nun, denn. Ich geh mal nach dem Bräutigam sehen."

Mr Weasley verschwand ins Haus und Harry wusste genau, dass er dies nur tat, um weiteren Fragen auszuweichen. Er sah Brian an, der zwar nicht weggegangen war, seinem Blick aber durchaus stand hielt und auch zeigte, dass er von ihm genauso wenig Antworten bekommen würde.

„Mach dir keine Sorgen," fügte er jedoch besänftigend hinzu und saß weiterhin unbesorgt und lässig dran wie eh und je. „Der Orden hat alles unter Kontrolle."

Brian war also auch Mitglied im Orden des Phönix...

Die explodierende Torte bekam schließlich doch noch ihren Auftritt und während Fred und George lachend von ihren Stühlen fielen, stemmten Fleur und Mrs. Weasley ihre Fäuste gegen die Hüften und schüttelten rügend den Kopf zu beiden Jungs.


Den Abend schliefen Harry und Hermine bei den Weasleys im Fuchsbau, bevor sie am nächsten Tag aufbrechen würden. Bis tief in die Nacht hatten Hermine, Ginny und Ron sich bei Harry im Zimmer aufgehalten und über alles was passiert war oder noch passieren könnte gesprochen.

„Wie geht es nun mit dem Orden des Phönix weiter?" war eines der Fragen, die Ron irgendwann während des Abends mal einwarf. Die Stimmung war dunkel und bedrückt, nicht fröhlich, wie es eigentlich nach einer Hochzeit sein sollte. Aber angesichts dessen, wozu sie morgen aufbrachen, war es das Beste, was ging.

„Elphias Doge hat wohl die Leitung übernommen," sagte Hermine. „Das hab ich zumindest von Tonks gehört. Er hat den Orden auch schon früher mal mit Dumbledore zusammen geführt. Aber... er ist alt und ich weiß nicht -."

„Vielleicht übernimmt er auch Hogwarts?" schlug Ron überlegend vor. Harry zuckte nur mit der Schulter.

„Selbst wenn. Ich kehre dennoch nicht zurück."

„Ich weiß," flüsterte Ginny traurig und sah ihn niedergeschlagen an. „Du bist fest entschlossen und keiner von uns kann dich von deinem Vorhaben abbringen."

Harry wandte sich bedrückt zur Seite. Wenn er Ginny so verletzt sah, dann bekam er Zweifel über sein Handeln, denn das Letzte was er wollte war ihr weh zu tun oder sie traurig zu machen. Seine Welt mit ihr zusammen war noch immer schön, genug, ließ ihn vergessen, wie schlecht es eigentlich draußen war. Hätte er sie weiter angesehen, hätte sein Herz irgendwann nachgegeben und er hätte alles getan, worum sie ihn gebeten hätte, also drehte er sich weg und atmete tief ein. Etwas rührte sich draußen vor dem Fenster und als er genauer hinsah, erkannte er eine Figur unter einem dunklen Umhang mit einer Kapuze auf den Fuchsbau zuschreiten.

„Da kommt jemand," sagte er misstrauisch, da quetschten sich auch Ron und Hermine zu ihm an das Fenster, bekamen aber nur noch mit, wie die Tür geöffnet wurde und die Person hinein schritt.

Sie sahen einander nur eine Sekunde an, bevor sie gemeinsam raus stürmten und in den Flur schlichen. Eine Person, die sich unter einem Umhang mit Kapuze versteckte war in der Regel nichts Gutes. Sie sahen die Person nur von der Seite, sehr wohl aber, dass weiße, lange Haare unter der Kapuze herausragten. Mr und Mrs Weasley blieben sichtlich ein wenig verängstigt und auf Abstand vor der Gestalt stehen und sprachen sehr leise, so dass keiner von ihnen mitbekam was da unten gesprochen wurde.

„Wer ist das?" flüsterte Harry zu den anderen, aber sie waren alle genauso ratlos wie er auch. Sie sahen wie Mr und Mrs Weasley immer wieder verunsichert und zurückhaltend nickten, die Person vor sich jedoch weiter mit größter Vorsicht auf Abstand hielten, dann kam es zum Stillstand in dem Gespräch. Es war ein Moment lang leise, bis -

„Da sie noch nicht schlafen, Mr. Potter, gesellen sie sich doch mit ihren Freunden zu uns herab."

Es war eine weibliche, strenge und kalte Stimme, die das gesprochen hatte und als die Person die Kapuze herabnahm, kam auch eine bereits sehr viel ältere Hexe mit eingefallenen Augen, sehr faltriger Haut und weiß-silbrigen Haaren zum Vorschein. Ihre Augen waren dunkel und gleichzeitig... gefühllos. Es war kein warmer Blick, nichts herzliches in der Art, wie sie ihn ansah. Es war keine Aufforderung, es war ein Befehl ohne Möglichkeit eines Widerspruches. Das hatte ihre Stimme klar gemacht.

Die Freunde sahen einander unsicher an, dann aber schritten sie gemeinsam nacheinander zu den Erwachsenen hinab. Sie blieben bei Ron's Eltern stehen, die angespannt zwischen der alten Hexe und den Kindern hin und her blickten.

„Auf ein Wort, Mr. Potter. Es wird nicht lange dauern."

Sie schritt ihm voraus in die Küche und ließ die Tür hinter sich zufallen als ob sie genau wusste, dass er nicht direkt hinter ihr sein würde. Harry sah verwirrt zu Ron's Eltern, die ihm jedoch zuversichtlich zunickten und ermunterten hineinzugehen. Er tat, wenn auch äußerst misstrauisch, und folgte ihr in die Küche. Die Hexe saß nicht, sie stand unweit der Spüle entfernt mit dem Rücken an ihn gewandt und hoch erhobenen Hauptes da.

„Schließen sie die Tür."

Er zögerte und musterte sie misstrauisch. Sie hatte irgendwie in ihrer Art etwas von Snape. Er schloss sie jedoch wie verlangt. Erst dann drehte sie sich um und sah ihn an. Ihr Blick war immer noch kalt und Harry empfand dies als nichts Gutes. Wer immer sie war, sie war ihm nicht freundlich gesinnt und so wie sie auftrat, vermutete er, dass sie zum Zaubereiministerium gehörte. Etwas an ihrer Haltung erinnerte ihn an Fudge und Scrimgeour.

„Ich komme nicht vom Zaubereiminiserium," sagte die Hexe. Im ersten Moment runzelte er die Stirn, dann aber ahnte er, dass dies kein Zufall war, dass sie mit diesen Worten begann. „Nicht direkt jedenfalls. Mein Name ist Professor White und ich bin die neue Direktorin von Hogwarts." Sie machte eine Pause, offenbar um seine Reaktion zu erörtern, welche er jedoch nicht zuließ. Harry blieb so gefühllos und kühl wie möglich. Sie war offenbar alt genug, denn er schätzte sie nicht unweit jünger als McGongall ein und da er sehr wohl die verschiedenen anderen Schulleiter aus den Porträts kannte, reihte sie sich da im Grunde genommen nur zu gut ein. Verwundert machte er den Ansatz eines vergnügten Lächelns in ihrem Gesicht aus und dies wurmte ihn fast noch mehr als ihre vorherige kalte Art.

„Wie mir zu Ohren gekommen ist, planen sie, am 1. September nicht nach Hogwarts zurückzukehren?"

„Das ist richtig," sagte er widerwillig.

„Sie sollten ihre Pläne überdenken," sagte sie mit festem Blick. Etwas blitzte in ihren dunklen Augen auf, dass sein Herz gefrieren ließ. Er fühlte sich unwohl und unwillkürlich überkam ihm das Gefühl den Zauberstab zu erfassen – den er nur dummerweise nicht mal bei sich trug! Er hatte ihn auf dem Bett gelassen. Er hatte auch nie erwartet ihn hier drin überhaupt zu gebrauchen. Wenn sie ihn jetzt -

„Dies ist das Haus von Arthur und Molly Weasley," unterbrach sie seinen panischen Gedankengang mit einem Mal, als ob sie jeden seiner Gedankengänge hören könne. „Zwei sehr respektable Mitglieder der Zauberergemeinschaft. Ich bin hier Gast und werde respektvoll mit ihrer Gastfreundschaft umgehen."

War das ihre Art ihm mitzuteilen, dass sie nicht angreifen würde? Wenn ja, dann war er sich nun sicher, dass mit ihr etwas nicht stimmte und sie auf irgendeine Art in ihm las wie in einem offenen Buch. Wieso hatten es seine Feinde an sich so gut Legilimentik zu beherrschen? Was ihn jedoch etwas milder stimme war die Art, wie sie über Ron's Eltern sprach. Es war im Gegensatz zu vielen anderen, die ihm vorher schon begegnet waren, nicht herablassend oder geringschätzig. Respektabel hatte er im Bezug auf die Weasleys von kaum einem Zauberer bisher gehört.

„Dies gilt jedoch nicht für Hogwarts," fuhr sie in einer verdächtigend gefährlichen Stimme fort. „Ginny Weasley wird am 1. September nach Hogwarts zurückkehren und da habe ich die Freiheit zu machen was immer mir beliebt."

Sie blitzte ihn gefährlich an. Er hatte sich nicht geirrt. Sie war ihm nicht wohlgesonnen.

„Ist das eine Drohung?" schnaubte er verärgert und ballte die Hände zu Fäusten. Wieder dieser Anflug eines hämischen Grinsen, als ob sie überlegen wäre.

„Wie immer sie es nennen möchte, Mr. Potter," fuhr sie mit gleicher arroganter Stimme fort.

„Sollten sie am 1. September nicht wie alle anderen in Hogwarts auftauchen, so können sie sich sicher sein, die junge Ginny Weasley so schnell nicht wiederzusehen. Gleiches gilt für ihre Freunde – wie waren noch ihre Namen? Neville Longbottem? Luna Lovegood? Ich habe gehört, dass sie mit ihnen Seite an Seite gegen Diener des dunklen Lords gekämpft haben. Die werden bestimmt ihren Spaß mit ihnen haben."

„Was sind sie eigentlich für jemand, der das Leben von Unschuldigen bedroht? Arbeitet das Zaubereiministerium seit neuestem mit diesen Methoden?" sagte er aufgebracht, aber sie lachte höhnisch.

„Seit neuestem? Wachen sie auf, Mr. Potter. Das ist Politik. Sie kehren am 1. September nach Hogwarts zurück und zwar über das Flohnetzwerk, so wie es das Zaubereiministerium für alle Schüler eingerichtet hat oder verlassen sie sich darauf, ihre Freunde bezahlen den Preis ihres Starrsinns. Ihre Freunde – und alle anderen Unschuldigen, die am 1. September zurück nach Hogwarts kommen werden."

Sie schritt auf ihn zu und zur Tür rüber. Kurz bevor sie diese öffnete, blieb sie erneut stehen, was bewirkte, dass er sich ihr misstrauisch zuwandte. In ihm brodelte es vor Wut und Unverständnis. Das war ein Alptraum. Diese Hexe war Snape und Umbridge in einem!

„Unterschätzen sie mich nicht, Mr. Potter. Sie haben keine Ahnung, welcher Gefahr sie ihre Freunde sonst überlassen. Sie kennen mich nicht und können sich nicht mal anmaßen zu glauben, sie wüssten wozu ich alles bereit bin. Als Dumbledore's Mann sollten sie besseres von ihrem Mentor gelernt haben."

Sie hob ihren linken Arm, so dass der Ärmel hinab glitt und Harry riss entsetzt die Augen auf, als er das dunkle Mal daran erkannte. Die Hexe blitzte ihn mit großer Genugtuung an.

„Sie sollten sich ihre Schritte gut überlegen und wen sie in Gefahr bringen. Es existiert kein Albus Dumbledore mehr, der ihre Fehler kaschieren kann und verlassen sie sich darauf, dass ich jedes ihrer Fehler nutzen werde."

Mit einem listigen Blitzen in den Augen verließ sie schließlich den Raum. Das Blut in seinen Adern war gefroren, so sehr graute ihm das Bild von eben. Er schritt gleichfalls aus der Küche, gerade noch um zu sehen, wie Mrs Weasley die Tür wieder schloss. Sie seufzte, drehte sich dann wieder um und sah ihn überrascht an.

„Harry, Schätzchen? Es ist spät. Du solltest jetzt ins Bett gehen. Professor White sagte, dass du nun doch nach Hogwarts gehen wirst im September. Das freut mich, dass euer Gespräch positiv verlaufen ist."

Positiv verlaufen? Dachte Harry ungläubig. Machte sie Witze?

„Wo ist Mr. Weasley?"

„Oh, er musste noch mal in die Arbeit zurück. Keine Sorge, komm Schätzchen. Es wird Zeit fürs Bett. Ron, Ginny und Hermine habe ich schon rauf geschickt. Sie schlafen bestimmt schon tief und fest."


Natürlich schliefen die drei nicht tief und fest, sondern hatten sich zurück in Harry's Zimmer geschlichen, kaum dass Mrs Weasley außer Hörweite war. „Das hat sie getan?" fragte Hermine entsetzt als Harry ihnen von der Unterredung mit der neuen Direktorin erzählte.

„Das ist ja furchtbar," fuhr sie fort und wirkte dabei auch sehr verängstigt. „Sie ist die neue Direktorin und sie gehört zu Voldemort? Sie trägt das dunkle Mal. Also hat Voldemort nun sogar das Zaubereiministerium übernommen? Weiß der Zaubereiminister davon? Rufus Scrimgeour ist doch ein Auror?! Er jagt Todesser und wenn sie ein Todesser ist – Harry, dann musst du ihm das sagen!"

„Gute Idee!" machte dieser sarkastisch. „Nachdem Scrimgeour und Ich uns so gut verstehen, nimmt er mir das bestimmt sofort ab, wenn ich sage, dass er blind war und die neue Direktorin, die er wahrscheinlich selbst ausgesucht hat, eigentlich ein Todesser ist. Keine Chance. So wie mit Fudge und Umbridge damals werde ich auf taube Ohren stoßen."

Hermine biss sich unzufrieden auf die Lippen.

„Sie hat dir mit mir gedroht?" sagte Ginny plötzlich traurig. Harry setzte sich zu ihr hin und drückte ihre Hand, um sie aufzumuntern. „Du solltest dich von ihr nicht bedrohen lassen," fuhr sie entschlossen fort und drückte seine Hand zurück. „Ich war auch bei der DA. Ich kann mich wehren!"

Sie rümpfte ihre Nase und nickte überzeugt. Harry fand das irgendwie einfach nur niedlich und grinste breit.

„Ginny hat recht," sagte Hermine. „Das solltest du dir nicht gefallen lassen. Wenn Professor White wirklich zu Voldemort gehört, dann müssen wir das dem Orden des Phönix mitteilen. Wir müssen es Lupin sagen oder Mr Weasley."

„Mr Weasley," sagte Harry nachdenklich. Stimmt, er hatte ihm letztes Jahr schließlich auch mit Malfoy geglaubt und gehandelt, aber wen er sich mit White anlegt...

„Ich versteh nur wirklich nicht, wieso das Zaubereiministerium einen Todesser als Direktor einstellt. Es sei denn..." Hermine sah äußerst argwöhnisch zu Harry. „Es sei denn Scrimgeour war nicht Scrimgeour."

„Du denkst an Vielsafttrank?" warf Ron verängstigt ein. „Wenn das wahr ist. Dann ist doch Dad in großer Gefahr?"

„Harry, du musst mit Mr Weasley reden," drängte Hermine ausdrücklich. Er nickte langsam.

Sie hätten so oder so keinen anderen Weg gefunden, außer den anderen aus dem Orden ihren Verdacht mitzuteilen und da es wirklich schon spät wurde, gingen sie schließlich doch schlafen. Zumindest Ron und Hermine verschwanden in ihre Zimmer. Ginny legte sich zu Harry ins Bett und kuschelte sich in seinen Armen ein.

„Du grübelst immer noch darüber, hm?" flüsterte sie nach einer Weile und hatte sich noch enger an ihn gedrückt. Allein durch sein ungleichmäßiges atmen wusste sie, dass er selbst eine Weile später kein Schlaf gefunden hatte, obgleich es überall anders im Haus bereits still geworden war.

„Ich wollte nicht zurückkehren," flüsterte er leise, blickte dabei jedoch zum Fenster hinaus und beobachtete die funkelnden Sterne. „Obwohl Hogwarts wiedereröffnet wird. Ich will nicht ins Zaubereiministerium, weil dort Sirius gestorben ist."

„Und nicht zurück nach Hogwarts, weil dort Dumbledore gestorben ist," sprach sie verständnisvoll. „Zurückkommen und so tun als ob nichts passiert wäre... Unterricht folgen und lernen, als ob das ein Tag wie jeder andere ist, während ich in Wirklichkeit nur darauf warte, dass Voldemort kommt und mich erledigt?

Es ist Zeit, die ich verschwende, wenn ich doch etwas tun kann, um ihn endlich zu töten. Dumbledore sagte mir, dass dies der einzige Weg ist, um ihn endgültig zu vernichten. Und mit jedem Tag, an dem ich das nicht schaffe - Voldemort wird uns jagen und töten und ich soll auf einem Silbertablett sitzen und warten, dass er kommt?"

„Dann warte nicht," sagte sie leise. Neben Ron und Hermine war Ginny die Einzige, die noch von den Horkruxen wusste. Harry hätte es ihr nicht verschweigen können, nachdem White auf so offensichtliche Weise ihr Leben bedrohte. Und es gab niemanden, dem er mehr vertraute als ihr und seinen beiden besten Freunde. „Ich kann auf mich aufpassen."

„Ich weiß, aber gegen sie – Die Frau ist ein anderes Kaliber als Snape oder Umbridge. Ich würde sogar sagen, die ist genauso irre wie Bellatrix Black. Aber auf eine kalte, beängstigende Weise. Sie nutzt ganz offensichtlich Legilimentik. Sie hat alles kommentiert, was ich nur gedacht habe. Irgendetwas an ihr ist seltsam und bringt mich förmlich zum kochen, wenn ich nur an sie denke. Nein, sie ist eindeutig auf einer Stufe mit Voldemort."

Er verfiel in seine eigenen Gedanken und Ginny hatte sich einfach nur an ihn gekuschelt, um ihm die Ruhe zu lassen.


Harry hatte schon viele Träume und nach dem, was vor 2 Jahren geschah, konnte er ganz gut erkennen, wann es seine eigenen Träume waren und wann jemand anderes mit ihm spielte. An diesem Abend hatte er den wohl schlimmsten Alptraum seines Lebens. Er rannte durch Hogwarts, überall lagen Leichen. Ron und Hermine lagen, getötet durch den Todesfluch, auf den Stufen. Er rannte an ihnen vorbei, sein Herz raste vor Angst. Lupin und Tonks' Leichen lagen auf dem Gang, nicht unweit von ihnen sogar Mr und Mrs Weasley's Leichen. Er atmete gebrochen. Sein Herz sank ihm in die Knie. Sie waren unschuldig! Sie waren gute Menschen und sie waren ihm Eltern! Wie konnte Voldemort nur – Er rannte weiter und befand sich plötzlich im Gryffindor Turm. Verteilt über Stühle und anderen Möbel lagen weitere Leichen. Fred und George, Bill, Charlie, Neville, Luna, Gryffindor, Rawenclaw und Hufflepuff Schüler. Alle lagen getötet überall dar, wie in einem Massengrab sogar Körper über Körper.

„Ginny!" schrie Harry, angstbebend. Er drehte sich in alle Richtungen, aber sie war nirgendwo. Er drehte sich erneut nach rechts, nach links, drehte sich um und blieb stehen. Professor White stand da, ihr dunkler Blick fesselte ihn an Ort und Stelle. So giftig, so böse, er stemmte seine Hände zu Fäusten.

„Ich habe sie gewarnt, Mr. Potter," hörte er ihre grauenvoll, kaltblütig strenge Stimme. „Das passiert, wenn sie am 1. September nicht hier auftauchen. Es wird sich genauso anfühlen. Wenn sie sich gegen mich wappnen wollen, müssen sie schon mehr bieten."

„Harry!" Er hörte Ginny's Stimme und drehte sich erneut in alle Richtungen. White war verschwunden, die Leichen aber blieben. Er konnte Ginny nicht finden. Egal wie oft er nach ihr schrie oder in welche Richtung er sich drehte. Sie war nirgends.

„Harry!"

Mit einem Mal schlug er die Augen auf und sah in die vertrauten braunen Augen seiner Freundin. Kurzatmig hatte er sich kerzengerade wieder aufgerichtet. Er brauchte etwas, um zu verstehen, dass es nicht passiert war... Er spürte dieselbe Präsenz wie auch schon heute Abend, als ihn etwas dazu veranlasst hatte zum Fenster hinaus zu blicken. Das tat er auch jetzt wieder und auch wenn es nur für den Bruchteil einer Sekunde war, er war überzeugt davon, dass White da unten bis eben noch gestanden hatte und nun im Schatten verschwunden war. Er war sich sicher, dass es ihre Legilimentik gewesen sein musste, dass ihm das alles hatte sehen lassen.

„Harry," sagte sie besorgt.

„Es ist okay," erwiderte er und ließ sich wieder ins Bett fallen. Er schluckte hart, langsam aber bekam er seine Fassung zurück und atmete wieder gefasster. Diese Warnung kam an... das war sich für ihn. „Es ist okay... Ich tauche auf."

„Hm?"

„Am 1. September. In Hogwarts. Ich muss einfach einen anderen Weg finden, um das zu erledigen, was ich vorhatte ohne euch in Gefahr zu bringen. Vielleicht schaffe ich es in den nächsten Wochen sie zu enttarnen... Dann hat sich das mit dem 1. September erledigt."

Sie sahen sich eine Weile lang tief an, dann lächelte sie sanft und zuversichtlich.

„Du wirst es schaffen. Ganz sicher."


Es war noch lange hin bis zum 1. September und Harry beschloss insofern die Ferien ausgiebig für seine Suche und Nachforschungen zu nutzen, um Professor White nicht gewinnen zu lassen. Der Traum saß ihm immer noch in den Knochen, aber es hatte ihn zur Vorsicht ermahnt. Mr. Weasley gegenüber wollte nichts äußern. Dafür hatte er eine Nachricht an Lupin geschickt, denn Mr Weasley mag einem Todesser nicht gewachsen sein, aber Lupin und der Orden würden es sein. Selbst ohne Dumbledore glaubte Harry, dass der Orden noch ehesten handeln könnte und nach der Sache mit Snape hatte Harry gehofft, dass er ihm mit offeneren Ohren zuhören würde.

Leider ließ sich dieser sehr viel Zeit mit einer Antwort, denn selbst die nächsten Tage kam keine Eule von ihm zurück. Sie beschlossen alle zusammen in die Winkelgasse zu gehen, um eine Bibliothek aufzusuchen, aber Mrs Weasley ließ sie nicht ohne Begleitung gehen.

Seit Dumbledore's Tod war es noch schwieriger geworden, sich frei zu bewegen. Todesser wurden viel öfter gesichtet und wenn man Pech hatte, so geriet man mitten am Tag in ihre Fänge. Der Tagesprophet hatte erst vor kurzem vom Verschwinden eines weiteren Auroren berichtet und das am helllichten Tag mitten in der Winkelgasse.

Harry hätte sich normalerweise mit Händen und Füßen gewehrt und wäre trotzig einfach auf eigene Faust rausgegangen, schließlich stand er kurz davor volljährig zu werden. Er respektierte aber die Weasleys zu sehr, um sich wie ein undankbares Balg zu benehmen und Mr und Mrs Weasley tot auf dem Gang liegen zu sehen hatte ihn zusätzlich erweicht. Es kam ihm vor wie eine halbe Ewigkeit, dass sie endlich das tun konnten, was sie vorhatten und Mrs Weasley ihnen mitteilte, dass sie heute jemand auf ihrem Weg begleiten würde.

Als sich somit der Besuch an der Tür ankündigte und die Freunde sich angezogen erwartungsvoll bereits im Flur befanden, war Harry doch überrascht als die Tür aufging und sich Tonks, ihr jüngerer Bruder Brian und – Jimá hier vorfanden.

„H-Hi," stotterte Harry beim Anblick der jungen Hexe, bei der er eigentlich am wenigsten damit gerechnet hatte sie hier wiederzusehen. Er hätte eher erwartet, dass sie längst wieder in Frankreich war.

„Hi," sagte sie wesentlich sicherer und auch heiterer. Sie sah alle nacheinander an, blieb aber insbesondere bei der Weasley Tochter stehen. „Hallo Ginny."

„Hi, Jimá," sagte Ginny freundlich und lächelte die Hexe willkommend an, so wie auch sie die jüngere Hexe anlächelte. Harry war sichtlich verwundert über den freundlichen Umgang, nachdem die beiden sich auf der Hochzeit noch entschieden kühler begegnet waren.

„Wir sind die Eskorte," führte Jimá das offensichtliche aus.

„Ihr seid noch da?" bemerkte Harry verwirrt.

„Wieso noch?" entgegnete Brian amüsiert. „Ich lebe in England, Harry. Die anderen im Orden haben ne Menge zu tun, aber offensichtlich traut man uns nen Job als Babysitter zu – Uff." Tonks und Jimá hatten ihm beide jeweils einen Ellenbogen in die Seite gestoßen. „Ich meinte, nen Job als Bodyguards zu," sagte er und zuckte leicht mit dem Mundwinkel. „Also los. Bye, Molly!"

„Bye ihr Lieben! Passt gut auf euch auf!" rief Mrs Weasley allen hinterher und nachdem alle versichert hatten, dass sie vorsichtig blieben, gingen sie gemeinsam in Richtung eines Autos. Brian hielt den Frauen die Tür auf, damit sie einsteigen konnten.

„Jimá dagegen wohnte bisher nicht hier, sondern ist wegen der Hochzeit hergekommen," fuhr Brian an Harry gewandt fort. „Nehme also an, du meintest: Du bist noch da. Aber ja, sie ist auch noch da und bleibt auch eine ganze Weile. Privates Anliegen." Er schob ihn zu den Mädels nach hinten und hatte Ron stattdessen zu sich nach vorne auf den Beifahrersitz gesetzt. Dann stieg er auf der Fahrerseite ein und startete das Auto Richtung Winkelgasse.

„Ihr seid also ebenso Mitglieder im Orden?" fragte Ron verdutzt kurz nachdem sie losgefahren waren.

„Yap," antwortete Brian munter, was so gar nicht zu der sonstigen Stimmung um sie herum und im Auto passte. Jeder war angespannt und beunruhigt – bis auf Tonks jüngerer Bruder.

„Seit wann?" fragte Ron weiter. Brian pustete heiße Luft zwischen seinen geschlossenen Lippen hervor.

„Seitdem Dumbledore den Orden zurück ins Leben gerufen hat vor einigen Jahren?"

„Wieso haben wir euch die letzten 2 Jahre nie hier gesehen?"

„Also warum ihr Jimá nicht gesehen habt, liegt doch wohl auf der Hand?"

Auf Ron's dämlichen Blick hin, gluckste Brian heiter.

„Na und Ich bin die meiste Zeit nicht in London gewesen. Gringotts hat mich auf der ganzen Welt eingesetzt, um Schätze zu finden. War vielleicht insgesamt mal 5 Wochen hier in den letzten 2 Jahren. Ließ sich gut mit der Arbeit für Dumbledore vereinbaren, um Informationen für ihn zu holen und Kontakte mit anderen Zauberern zu knüfen. Der Orden ist cool – Manchmal haben die Mitglieder zwar einen Stock im Arsch, aber Harry wird bald volljährig und dann kann er mir helfen die mal richtig aufzumischen, damit die ihre langen Gesichter verlieren."

„Hör nicht auf ihn, Harry," griff Tonks augenrollend ein. „Brian ist nur hitzköpfig und isst jeden Tag zum Frühstück einen Clown!"

„Ha!" scherzte dieser amüsiert. „Meine große Schwester hat offensichtlich eine hohe Meinung von mir."

Harry zuckte mit dem Mundwinkel, stieg aber in ihrem gegenseitigen Necken nicht mit ein, sondern wandte sich in ernster Angelegenheit an Tonks.

„Hat Remus eigentlich mein Brief bekommen?"

„Brief?" wiederholte Tonks verwirrt. „Oh, weißt du, Harry, er hat im Moment viel zu tun und ist sicherlich noch nicht dazu gekommen."

Harry grummelte, wissend, dass dies lediglich eine Ausrede war und sein Brief sehr wohl den Adressaten gefunden hatte. Nun war er so gereizt, dass ihm die Frage ohne groß nachzudenken rausrutschte.

„Wie gut kennt ihr eigentlich Professor White?"

Quiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiietsch! Harry hatte es an Ginny geschleudert, welche wiederum Jimá einquetschte und Tonks und Hermine fielen auf Harry rauf. Brian hatte eine Kurve so scharf genommen, dass das Auto beinahe zur Seite gekippt wäre.

„Hoppla, sorry!" warf er unangenehm auf die Rückbank. Ron stand die Panik immer noch im Gesicht geschrieben, während sich seine Hände in die Seiten festgekrallt hatten und er Brian entsetzt anstarrte. Den anderen ging es nicht minder übel, denn sie alle hatten beim Quietschen auch laut aufgeschrien.

„Fahr gefälligst vorsichtiger, Brian! Willst du, dass wir alle einen Herzinfarkt bekommen?!" keifte Tonks nach vorne.

„Oder zerquetscht werden," keuchte Jimá und drückte Ginny und Harry wieder von sich weg. „Noch mal so was und ich flieg euch hinterher. Das ist sicherer als bei deiner Fahrweise Tonks."

„Brian," verbesserte Tonks die Hexe. „Ich bin Tonks. Er ist Brian."

„Er sagte, du bist Nymphadora und er ist Tonks und du möchtest auf jeden Fall Nymi genannt werden?"

Brian prustete, aber Tonks verengte verärgert die Augen.

„Brian!" donnerte Tonks entrüstet zum Zauberer nach vorne zur selben Zeit als Jimá „Tonks!" zu Brian donnerte.

Es dauerte nicht lange, da kamen sie an ihrem Ziel an. Die Winkelgasse war wie erwartet fast menschenleer. Hier und da gingen einige kleine Grüppchen sehr schnell auf ihr Ziel zu und sahen dabei immer wieder verängstigt um sich herum.

„Wir sollten uns auch beeilen," sagte Brian ernst. Nichts von der vorherigen Heiterkeit war noch in dem jetzigen finsteren Ausdruck zu erkennen. Harry bemerkte erstaunt, wie umsichtig Brian nun mit ihnen umging und wie aufmerksam er seine Umgebung im Blick hatte. Mit gezogenem Zauberstab begleiteten sie die vier zu Flourish & Blotts, wo sie sich einige Bücher besorgten, dann in die nahegelegene Bibliothek, wo sie aus einigen früheren Zeitungen ein paar Kopien machten und sich ebenfalls das ein oder andere Buch ausliehen. Sie wollten außerdem im Laden von Fred und George vorbeischauen, aber Tonks verbot es ihnen. Sie hielten sich auch so schon viel zu lange hier auf und sie wollte die Gruppe lieber vor Anbruch der Dunkelheit wieder zurück zum Fuchsbau bringen, aber Harry bat darum und Brian hatte es ihnen schließlich leichtsinnigerweise erlaubt. Jimá und Tonks regten sich höllisch auf, aber Harry, Ron und Brian nutzten das schamlos aus und gingen in den Laden der Zwillinge hinein womit die Frauen keine andere Wahl hatten, als ihnen zu folgen.

„Weißt du eigentlich wie unvernünftig das ist?!" hörten sie Tonks als letztes sagen, bevor sie die Tür öffnete und in den Laden hinein – KABOOOOOOOOOOOOOOOM!

Dicker Rauch hüllte ihre Sicht ein und sie alle begannen wild zu husten.

„Was zum -" konnte Brian gerade noch sagen als auch schon Schritte hallten.

„Ups," hörten sie die vertrauten Stimmen der Zwillinge, dann tauchte ein heftiger Wind auf und klärte die Luft um sie herum. Da standen die Freunde eingehüllt in schwarzem Ruß von den Füßen auf bis zu den Haarspitzen hin.

„Wir wussten nicht, dass noch jemand kommen würde um diese Zeit," sagte George leicht unbehaglich. „Sorry."

Fred dagegen putzte überflüssigerweise Jimá etwas Ruß vom Umhang und grinste verlegen.

„Was macht ihr denn so spät noch hier? Lauft doch sonst auch keine Menschenseele mehr draußen herum?"

„Wir wollten euch besuchen," sagte Ron und schüttelte seinen Umhang vom Ruß frei. „Was war denn das?"

„Schutzzauber," antwortete George. „Fliegt einfach auf dem Besen zurück, dann verfliegt der Ruß auch von selbst."

Brian grinste und schüttelte beiden Weasley Brüdern erst mal die Hand zur Begrüßung. Jimá dagegen rollte die Augen und sah Fred mit Schuldzuweisendem Blick an. Er begann peinlich berührt zu pfeifen.

„Die Todesser haben sich bei euch also auch schon blicken lassen?"

„Nicht nur einmal," sagte Fred mit finsterem Blick.

„Wir hatten Glück," sagte George mit demselben unzufriedenem Blick. „Bis jetzt konnten wir sie stets in die Flucht schlagen. Aber lange geht das bestimmt nicht gut. Wir packen hier bereits zusammen."

„Ihr packt zusammen?" fragte Harry entsetzt. „Ihr macht zu?"

„Haben keine andere Wahl," antwortete Fred.

„Aber nicht ganz," fuhr George fort. „Wir machen im Untergrund weiter. Verkauf nach Eulenanfrage. Zumindest solange es nicht sicher ist."

Harry nickte frustriert. Letztes Jahr noch war der Laden der Zwillinge wie ein großes Licht in der trüben Stimmung gewesen. Nun hatte Voldemort es also geschafft selbst das zunichte zu machen.

„Können wir irgendwie helfen?" fragte Harry, aber beide Zwillinge schüttelten den Kopf.

„Danke, hier -"

Die beiden gaben den Jungs einige Kisten in die Hände.

„Ist für uns nur Ballast, aber euch könnte es bestimmt helfen."

„Und Jimá -" Fred hatte ihr eine kleine Blume gereicht. „Es tut mir wirklich wirklich wirklich WIRKLICH leid."

Aus der Blume kamen plötzlich kleine lila Minischmetterlinge herausgeflogen und entschwebten nach einigem herumkreisen davon. Auch wenn sie immer noch angefressen aussah, so breitete sich doch ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen aus und damit wusste man, alles war vergeben und vergessen.


Sie hatten die Kartons im Auto verstaut und stiegen alle nacheinander wieder ein. Harry als Letztes, denn er blieb kurz stehen und sah sich misstrauisch um. Seine Nackenhaare standen ihm zu Berge und es lag nicht an dem kalten Wind, der plötzlich aufgezogen war oder der düsteren Stimmung, die nicht vergehen wollte. Er fühlte sich beobachtet. Leider befand sich nur weit und breit niemand sichtbares. So leer waren die Straßen zur Zeit. Grimmig und unzufrieden stieg er dennoch ein und Brian startete den Motor, um sie wieder nach Hause zu fahren. Er wollte gerade anfahren, da gab es eine Explosion direkt vor ihnen. Die Fenstergläser zersplitterten und Rauch machte sich im Inneren breit. Jeder hustete, schnappte nach Luft und Harry hörte wie eine Autotür aufging. Er selbst versuchte seine Seite zu öffnen, aber in der Dunkelheit sah er nicht mal seine eigene Hand vor Augen.

Die Arbeit wurde ihm abgenommen als jemand anderes die Tür aufriss und er das nur mitbekam, weil er den Windzug bemerkte. Er wurde hart gepackt, rausgezogen und zu Boden geworfen. Fast hätte er seine Brille verloren, schob sie dann aber wieder zurück und blickte zu seinem Angreifer auf. Es war ein maskierter Todesser, der den Zauberstab gegen ihn hielt.

„Keine Bewegung, Potter," sagte der Mann und stach mit dem Zauberstab gegen Harrys Brust, welcher ohnehin am Boden lag und unbewaffnet war. Hinter dem Mann sah er, wie seine Freunde sich durch die offene Tür ebenfalls nach draußen kämpften, um sie herum aber genug weitere Todesser standen und sie alle mit ihren Zauberstäben in ihre Gefangenschaft brachten. Sein Gegner sah sich schon am Ziel seiner Träume, krallte Harry am Kragen und zog ihn hoch, gerade als um sie herum Blitzschnell weiße Lichter herannahten und sich ebenfalls in der Umgebung verteilt hatten. Harry erkannte Lupin nach dem eines der Lichter erlosch, erkannte Kingsley und dann -

„Veternus!" Er hörte die weibliche, starke Stimme, aber sie kam ihm unbekannt vor. Er wurde müde, seine Augen fielen mit einem Mal zu und er spürte wie er zu Boden sank.

Es war schwarz... kalt... leer. Er hörte nichts, fühlte nichts. Es fühlte sich für ihn an wie eine Sekunde, dass er seine Augen ganz langsam öffnen konnte und verschwommen Umrisse ausmachte. Er fühlte etwas weiches unter sich... es war warm und es roch vertraut...

„Er sieht genauso aus wie sein Vater. Als ob er sein Spiegelbild wäre," hörte er dumpf eine weibliche Stimme in seiner Nähe, aber sein Kopf war viel zu schwer, als dass er ihn hätte anheben können, um sich umzudrehen und nachzusehen, wer da gesprochen hatte.

„Willst du nicht bleiben?" fragte eine dumpfe Männerstimme, ebenfalls direkt hinter ihm.

„Er ist okay, es gibt kein Grund."

Seine Augen wurden wieder schwer und wieder schloss er seine Augenlider. Es fühlte sich erneut an wie eine Sekunde, dass er seine Augen wieder öffnete. Diesmal waren sie leichter und auch sein Körper fühlte sich weniger gelähmt oder stumpf an. Er atmete tief ein und zog sich hoch. Er konnte etwas spiegelndes ausmachen und griff instinktiv danach. Es war glücklicherweise tatsächlich seine Brille. Nachdem er sie aufgesetzt hatte, erkannte er, dass er sich wieder in seinem Zimmer im Fuchsbau befand. Panisch hüpfte er vom Bett und rannte aus dem Zimmer – direkt in Mrs Weasleys Arme.

„Grund Gütiger, Harry Schätzchen! Du hast mich erschreckt."

„Mrs Weasley!" sagte er überrascht.

„Die anderen sagten, ihr würdet nicht vor morgen wieder aufwachen?!"

„Ihr?"

„Du, Ron, Ginny und Hermine."

„Die anderen? Tonks, Brian und Jimá?"

„Ja," sagte Mrs Weasley fürsorglich und nahm ihm liebevoll in die Arme. Sie drückte ihn so fest, dass Harry kurz die Luft weg blieb. „Ich hab mir solche Sorgen um euch gemacht, als sie euch in diesem Zustand zurückgebracht haben. Ein Glück ist der Orden rechtzeitig aufgetaucht."

Harry nickte leicht. Er war immer noch verwirrt, jedoch auch erleichtert, dass keinem von ihnen etwas passiert war. Ohne Wiederworte ließ er sich von Mrs Weasley wieder in sein Zimmer und in das Bett führen, wo er sich wieder hinlegte und auch wieder sehr schnell einschlief. Die Nachwirkung des Fluches war wirklich stark. Für heute aber wollte er es gut sein lassen und gab sich der Müdigkeit hin.

Am nächsten Morgen war in der Tat jeder von ihnen wieder wach gewesen, wenn auch Ron und Hermine immer noch ziemlich müde aussahen und sich schwer taten richtig wach zu werden. Auch Ginny's Kopf lag hin und wieder auf ihrer Faust, sonst wäre sie womöglich doch noch auf den Tisch in ihrer Müslischaale wieder eingeschlafen.

„Guten Morgen, meine lieben Weichlinge."

Gutgelaunt und pfeifend hatte sich Brian Tonks auf einen freien Stuhl niedergelassen und alle strahlend breit angegrinst. Dies war das erste Mal seit dem sie sich kannten, dass Harry ihm wirklich eine runterhauen wollte. Ihm tat nicht weniger der Kopf weh und seine laute Stimme half auch nicht wirklich weiter.

Veternus," sprach Harry den Fluch nach, statt auf den Freund einzugehen. „Was war das für ein Fluch? Der hat mich direkt umgehauen."

Veternus," wiederholte Hermine und war mit einem Mal wieder in ihrem Element. „Ein sehr starker Betäubungszauber. Richtig angewendet versetzt er nur diejenigen in den Schlaf, die der Beschwörer beabsichtigt. Nur wenige Zauberer beherrschen den Fluch. Da er sich auf so viele Personen auf einmal auswirkt, benötigt es größte Konzentration und fortgeschrittene, tiefe Magie, um ihn ausführen zu können."

„Wieso hat es euch dann nicht erwischt?" fragte Harry an Brian gewandt, der immer noch gelassen, jedoch nicht ganz so interessiert sondern mehr beiläufig Hermines Ausführung gefolgt war.

„Hm?" machte er als sei er gerade aus einem Tagtraum geweckt worden.

„Na, wenn der Fluch jeden in Schlaf versetzt, den der Beschwörer beabsichtigt? Der kam doch von jemanden aus dem Orden, oder?"

„Jiah, schon komisch," sagte Brian. Eine merkwürdige Antwort, wie Harry fand, und hätte weiter nachgehakt, wenn Brian nicht plötzlich aufgehüpft wäre.

„Ich wollt nur sichergehen, dass ihr auch alle ohne Folgeschäden wieder aufwacht."

„Folgeschäden?" hustete Ron sofort in seine Cornflakes und starrte entsetzt auf. Brian grinste breit von einem Ohr zum anderen und schnappte sich einen Apfel. Sofort wurde klar, dass dies wieder nur eines seiner Scherze war.

„Wir sehen uns, Leute."

Alle warfen ihm ein Bye zu, doch er war vor dem letzten bereits durch die Haustür verschwunden.

„Der ist echt gewöhnungsbedürftig," murmelte Ron immer noch erledigt. Harry stimmte ihm zu und aß sehr langsam sein Frühstück auf.


Die nächsten Wochen verbrachten die Freunde im Fuchsbau damit alles was sie an Büchern und Zeitungen besorgt hatten durchzugehen. Hermine und Ginny hatten Harry ins Gewissen geredet, dass sie sich zuerst mit neuen Zaubern stärken mussten, um sich auf Konfrontationen mit Todessern besser vorzubereiten und es ihn nicht zum Ziel bringen würde, wenn sie sich einfach kopflos in eine Suche warfen. Sie eigneten sich somit neue Flüche, Schutzzauber und weitere Beschwörungen an und Hermine und Ginny brauten gemeinsam einige Tränke, die sie auf der Reise noch gebrauchen könnten, wenn sich dies alles auch als schwerer herausstellte als gedacht. Bevor sie sich versahen, war es auch schon Ende Juli und damit Harry's Geburtstag.

Mrs Weasley hatte sein Lieblingsessen gekocht und ein Kuchen gebacken. Erst an diesem Tag wunderte sich Harry zum ersten Mal, warum sie solange noch nicht angegriffen wurden und es doch sehr ruhig auf dem Anwesen war. Er hatte den Tagespropheten gelesen und obwohl die Zeitung sehr dünn war, so fanden sich doch nur Berichte darin von neuen Angriffen und Verschwundenen Zauberern und Hexen.

Scrimgeour wurde genauso kritisiert wie auch Fudge, aber im Gegensatz zu Letzterem gab Ersterer offenbar nichts auf die Meinung der Zaubererschaft, denn er gab keinerlei Interviews, bei denen man ihm die Worte im Mund hätte verdrehen können. Das bekam Harry nur mit, weil Mr Weasley an einem Abend die Zeitung las und dies murmelte. Er glaubte zusätzlich den Satz wenigstens hört er nun auf Ratschläge gemurmelt gehört zu haben und Harry fragte sich eher, ob Scrimgeour sich wirklich verändert hatte oder tatsächlich jemand anderes war..

Mr Weasley erklärte Harry auf Anfrage schließlich auch, dass der Fuchsbau einen neuen starken Schutz mit sich tragen würde und Der-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf ohnehin gerade mit etwas anderem beschäftigt war, was für ihn eine noch größere Gefahr darstellte. Näher ging er nicht darauf ein und Harry wusste nicht, wie er mehr aus dem Zauberer hätte herausbekommen können, denn dieser schwang immer sehr schnell erneut auf Muggel Technik um, die ihm Harry erklären sollte.

Obwohl Harry seinen Geburtstag nicht feiern wollte, warteten am Samstag Lupin, Tonks, Brian (und sogar Jimá, die Harry so gar nicht erwartet hatte) und die gesamte Weasley Familie (und damit auch Fleur) im Wohnzimmer als er zum Frühstück herab kam. Alle gratulierten ihm herzlichst und mit einer festen Umarmung zur Volljährigkeit und obwohl ihm im Gesicht anzusehen war, wie überrumpelt er sich fühlte, schien dies keinem außer Ginny wirklich aufzufallen, denn sie war die Einzige, die seinen verblüfften Blick mitfühlend erwiderte.

Mrs Weasley hatte ein leckeres und üppiges Frühstück für alle zubereitet, so dass man sich angeregt und freudig über dies und jenes unterhalten konnte. Harry nahm die Gelegenheit wahr und hatte sich Lupin sofort zur Brust genommen, weil dieser ihm selbst jetzt noch nicht auf seine Eule geantwortet hatte.

„Oh, entschuldige, Harry. Muss das irgendwie vergessen haben," sagte er beiläufig als ihm Tonks Kaffee eingoss. „Du bist nun 17 Jahre alt und damit volljährig. Eigentlich wollte ich warten, bist du deine Geschenke öffnest – aber weil es gerade passt -"

Gerade passt? Sie hatten nicht mal ansatzweise über seine Volljährigkeit gesprochen und er hatte das Gefühl als ob Lupin nur vom Thema ablenken wollte.

„Ich glaube nicht, dass du bei deiner Tante und deinem Onkel bleiben möchtest, wenn du Hogwarts beendet hast und ich glaube auch nicht, dass du gerne das Haus im Grimmauldplatz dein Zuhause nennen willst. Was hältst du davon, wenn du eine kleine Wohnung in London dein Zuhause nennst?"

„Eine Wohnung mieten?" fragte Harry. „Ich hab darüber noch nicht nachgedacht."

Das war nichts als die Wahrheit. Über seine Zukunft hatte er sich noch gar keine Gedanken gemacht, zumal er nicht mal sicher überhaupt eine besaß. Irgendwie hatte sich alles in den letzten Wochen seit der Hochzeit von Bill und Fleur geändert. Die Stimmung hatte sich verändert und alle waren merkwürdigerweise... wieder ruhiger geworden? Tonks machte sogar wieder ihre Scherze mit Ginny und Hermine und hatte auch wieder helle, knall lilane Haar.

„Nicht mieten, Harry. In deine eigene Wohnung ziehen. Ich bin mir sicher, dass du gerne deine eigenen vier Wände haben möchtest?"

„Uhm," machte er verwirrt. Er hatte keinen genauen Überblick über sein Vermögen in Gringotts und war sich nicht sicher, ob dies wirklich für eine eigene Wohnung reichte. Noch weniger wusste er, wie viel eine eigene Wohnung in der Zaubererwelt überhaupt kostete...

„Das ist ein Geschenk," sagte Lupin leise und während er seine Waffeln aß, warf er dem jungen Freund einen fröhlichen Blick zu.

„Ein Geschenk? Eine Wohnung?!"

„Ja," sagte er als wäre es das normalste auf der Welt, dass man mal einfach so eine Eigentumswohnung bekam. „So kannst du dich zurückziehen, wenn du möchtest und bist trotzdem in der Nähe all deiner Freunde."

Harry war so verdutzt, er hatte vergessen, was er eigentlich sagen wollte und stattdessen kreisten seine Gedanken nur noch um die neue Wohnung. Lupin schenkte ihm eine Wohnung? Ausgerechnet Lupin?

Nachdem Frühstück hatten sie sich noch für Kuchen und Tee zusammengesetzt. Der Kuchen war nicht nur sehr köstlich, sondern auch verzaubert. Beim anzünden der Kerzen entsprang ein Feuerwerk im Wohnzimmer und formte dabei die Worte Happy Birthday, Harry, alter Besen! Jetzt bist auch du alt! Dass diese Worte von Fred und George verändert wurden, hätte sich wohl jeder denken können. Er bekam wirklich viele Geschenke. Bücher, Bücher und noch mal Bücher. Lupin hatte sich kurz danach wieder verabschiedet („Bis ganz bald, Harry.") und Harry kam nicht mehr dazu ihm doch noch auf seine Eule anzusprechen. Nun wusste er aber wenigstens ganz sicher, dass sein Freund ihm aus dem Weg ging und wohl mehr über White wusste. Andererseits war das auch beruhigend, denn das hieß, dass er nicht der Einzige war, der ihr misstraute.

Jimá hatte fast die ganze Zeit entweder mit Ginny und Hermine verbracht oder mit Fred und George, kaum aber ein Wort mit Harry gewechselt außer die Glückwünsche ganz zu Beginn. Er wusste nicht wieso, aber irgendwie wurmte ihn das und langsam verfluchte er den Gedanken, dass er wollte, dass sie ihn mag. Sie kam erst zum Abschied auf ihn zu.

„Ich muss leider auch wieder weg. Aber hör mal, Molly hat mir gesagt, dass du gerne nach Godric's Hollow gehen möchtest demnächst? Ich kenne mich da ein wenig aus und wenn du möchtest, bringe ich dich dahin und zeige dir die Orte, wo du hin willst?"

„Wirklich? Das ist toll. Danke!"

Das heiterte ihn erheblich mehr auf und ihm war auf einmal viel besser zumute. Jimá strahlte, umarmte ihn noch mal zum Abschied und verschwand mit dem Versprechen ihn im August nach Godric's Hollow zu bringen.

Brian stand direkt hinter ihr und war bereit ihr zu folgen. Nicht ohne Harry jedoch ein Flugblatt in die Hand zu drücken.

„Passend zum Geschenk," sagte er mit einem Augenzwinkern, schüttelte Harry die Hand und schritt dann Jimá nach draußen nach. Harry verstand den Wink erst nachdem er sich das Flugblatt genauer ansah.

Apparierlizenz: Erwerbbar sobald man 17 ist! Die nächste Prüfung jetzt im August!

Harry grinste. Stimmt ja! Jetzt konnte er seine Prüfung für die Apparierlizenz ablegen. Nun machte auch Brian's Geschenk Sinn. Es war ein Buch mit dem Titel Wer kann, der kann – Tricks sind das halbe Leben!

„Cool!" jubelte Ron munter als er sich das Buch durchlas. „Das ist echt gut, Harry! Da steht wenigstens mehr als dieser Ziel,Wille,Bedacht – Schwachsinn drin. Damit sollten wir nun keine Probleme für die Prüfung haben."

Harry verkniff es sich zu sagen, dass er nicht durch die Prüfung gefallen war und auch schon ohne Lizenz problemlos mit Dumbledore appariert war.

„Dieses Buch beschreibt so ziemlich genau, wie das Apparieren leichter geht – und hey, da sind sogar Tipps, wie man bei der Prüfung mogeln kann."

„Ron!" mahnte Hermine mit missbilligendem Blick, richtete sich dann aber wieder entschlossen an Harry. „Dann musst du nun aber auch echt zulegen, Harry. Die nächste Prüfung ist in 2 Wochen und du hast in den letzten Wochen gar nichts mehr geübt, was wir im Apparierkurs in Hogwarts gelernt haben – und das gilt auch für dich, Ron!"

Ginny kicherte freudig als ihr Bruder sich ertappt fühlte und puterrot anlief.


Harry fiel es die darauffolgenden Tage jedoch schwer sich zu konzentrieren und alles aus dem Kurs noch mal durchzugehen. So wie es ihm auch schwer fiel Hermine zu folgen, jedes Mal wenn sie ihm und Ron aufs neue zeigte, wie das Apparieren ging. Sie durften im Fuchsbau unter Aufsicht von Mrs Weasley das Apparieren üben, um sich auf die Prüfung vorzubereiten. Harry hatte weniger Probleme zu apparieren als Ron, jedoch auch weniger Lust das zu tun. Ron hatte beim erneuten Versuch zu apparieren zum wiederholten Mal eine Augenbraue zurückgelassen und geflucht, warum man in diesen Zeiten noch eine Lizenz braucht, wenn das Ministerium doch eh kaum noch Leute hat und als Letztes wohl Lizenzen überprüft, wenn jemand appariert. Mr Weasley lachte jedoch frustriert und erklärte ihnen, dass die gerade solchen Kleinigkeiten hinterherjagen, weil sich der Großteil um die wichtigen großen Dinge nicht kümmern wolle.

Jedes Mal, wenn eine Eule kam, hoffte Harry, es wäre von Jimá, die ihm Zeit und Ort mitteilte, wann sie ihn nach Godric's Hollow brach. Brian Tonk's Buch war wie erhofft eine große Hilfe für die Jungs und Ron tat sich sofort leichter beim Apparieren. Er konnte schließlich willentlich da auftauchen, wo er wollte ohne seine Augenbraue zurückzulassen, wenn auch mit einem ohrenbetäubenden BANG! statt einem sanften Plopp, wie es Hermine tat. Harry tauchte mit etwas zwischen drin auf, was sich laut Ron nach einem PLONG oder BAPP anhörte.

Es war der Abend vor der Apparierprüfung, da erreichte ihn endlich erwartete Eule.

Lieber Harry,

Ich würde dich gern übermorgen abholen und mit dir nach Godric's Hollow gehen. Solltest du deine Apparierprüfung bestehen, können wir dorthin apparieren – smile -

Brian würde auch gerne mitkommen (Er hat irgendwie ein Narren an dir gefressen. Du musst vorsichtig sein. Er ist wie eine Erkältung, die man nicht mehr los wird, wenn man sie sich mal eingefangen hat. Da hilft keine Medizin, sondern nur aussitzen).

Ich hol dich um 7 Uhr ab. Je früher desto unbemerkter können wir uns fortbewegen.

Alles Liebe, Jimá

Ps. Viel Erfolg für deine Prüfung.

Er faltete den Brief mit einem Lächeln wieder zusammen. Es war ihm selbst etwas unverständlich, aber irgendwie mochte er Jimá und konnte sich diese Sympathie ihr gegenüber auch nicht erklären.

Es war nicht das, was er bei Ginny fühlte oder was er mal bei Cho Chang gefühlt hatte. Es war auch nicht ähnlich dem, was ihn mit Hermine verband und glücklicherweise auch nicht das, was er fühlte, als er letztes Jahr Romilda Vane von sich fern halten musste. Es war einfach nur... komisch, aber angenehm komisch. Wie erwähnt, erklären konnte er es sich nicht, nur dass es da war.

Die Apparierlizenz Prüfung kam und verging ohne jegliche Probleme. Harry und Ron schafften sie beide ohne große Probleme und das trotz der Aufregung, die Harry die ganze Zeit über empfand. Morgen würde er endlich den Ort besichtigen, an dem seine Eltern lebten. Er würde ihre Gräber besuchen, das Grundstück, auf dem ihr zerstörtes Haus einst gestanden hatte. Gut, wenn er ehrlich war, wusste er nicht, was er sich davon erhoffte. Er wusste nur, dass er hingehen musste, um endlich Antworten zu bekommen. An diesem Abend fand er lange Zeit kein Schlaf. Er rutschte im Bett hin und her und es brauchte lange bis er doch endlich in den Schlaf glitt und träumte.


James saß auf der Couch und hatte sich nach hinten gelehnt. Mit den Fingern massierte er seine Nase und dachte angestrengt mit geschlossenen Augen nach. Er sah müde und erschöpft aus. Es war spät Abends, draußen war es dunkel gewesen. Lilli kam aus einem Zimmer im oberen Stockwerk und schloss leise die Tür bevor sie sich mit einem warmen Lächeln zu ihrem Mann ins Wohnzimmer im Erdgeschoss setzte und sich an ihn kuschelte. James' Miene hatte sich sofort aufgehellt und er schlang seine Arme um seine Frau, um sie liebevoll an sich zu drücken. Es war warm, fühlte sich bequem und sicher an. Harry mochte den Anblick seiner Eltern. Sie wirkten so vertraut miteinander und alles in der Wohnung wirkte herzlich und hell eingerichtet.

Es war anders als bei den Dursleys, wo alles penibel ordentlich an Ort und Stelle stand. Einrichtungen und Möbel waren hochwertig oder überteuert, um bei den Nachbarn angeben zu können. Es war auch anders als bei den Weasleys, wo alles unordentlich und absolut gar nichts irgendwo richtig hinein passte. Kein einziges Möbelstück war neu oder hochwertig. Alles sah aus als ob es über Jahrzehnte hinweg wiederholt benutzt und nie gesäubert wurde.

Hier, in diesem Haus in Godric's Hollow, sah es für ihn einfach nur familiär aus. Er fühlte sich gut, glücklich, geborgt... willkommen.

„Ziemlich schwer für sie, hm?" sagte James besorgt und Lilli nickte bedrückt.

„Harry kommt damit glaub ich eher zurecht. Er merkt, dass jemand fehlt, aber... schlimmer ist es für sie."

„Ist auch schon älter," sagte er verständnisvoll. „Und sie hatte eine viel engere Verbindung zu ihr. Natürlich fällt es ihr schwer damit umzugehen. Eigentlich sollte sie das nicht mal müssen..."

„Ich kann immer noch nicht glauben, dass es wirklich passiert ist," flüsterte Lilli leise. Ihr Blick war traurig und in die Leere gerichtet. „Es fühlt sich so unwirklich an. Wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, ich hätte gedacht, es wäre nur ein böser Alptraum und wenn ich meine Augen schließe und wieder öffne ist alles wieder wie es war. Albus nimmt es sehr schwer. Ich habe ihn noch nie so in sich gekehrt und besorgt gesehen und Sirius sowieso. Remus muss für eine Woche weggehen. Ist womöglich auch gut so. Vielleicht hilft es ihm, alles zu verarbeiten. Glaubst du, Sirius wird wieder?"

James schüttelte langsam bedrückt den Kopf. Stille. Sie schluckte hart.

„Es wird nie wieder, wie es wahr, stimmts?"

James drückte sie bestimmend zu sich und strich ihr über die Schulter. Sein Gesicht aber war voller Mitgefühl und Traurigkeit.

„Nein, womöglich nicht," sagte er bedrückt und blickte grimmig zur Decke. „Ich habe die beiden auch noch nie in dieser Verfassung gesehen, aber so was hätte auch nie passieren dürfen. Konnte keiner damit rechnen, dass es so eintreffen könnte."

Er atmete tief durch und schüttelte frustriert den Kopf.

„Wie wär's, wenn wir die Kleine zu Yuno schicken?"

Lilli drückte sich sanft von ihm weg, um James besser ansehen zu können. Sie war überrascht, aber er sah zuversichtlich zurück.

„Es ist bald Helloween. Nur weil wir hier jetzt eingesperrt sind, muss sie das doch nicht auch? Harry ist zu jung, um daran Gefallen zu finden, aber sie doch nicht? Und mit Yuno an ihrer Seite wird ihr das mehr Spaß machen. Kriegt mehr Süßigkeiten aus Angst vor ihrem Beschützer."

Lilli lachte zärtlich und nickte schließlich zustimmend.

„Du hast bestimmt recht. Das ist eine gute Idee. Sie wird sich freuen. Sie hat Yuno ohnehin sehr gern und er sie auch. Tut vielleicht beiden ganz gut, wenn sie ein paar Tage zusammen verbringen."

Er nickte und nachdem beide einander liebevoll ansahen, sank Lilli mit dem Kopf wieder zurück auf James' Brust und kuschelte sich fest an ihn.


Harry wachte durch laute Stimmen auf, die vor dem Fenster auftauchten. Er hatte verwirrt die Augen geöffnet und sich aufrecht im Bett hingesetzt.

„Du bist ein Idiot, weißt du das?" hörte er die mittlerweile vertraute Stimme von Jimá fauchen. „Von wem hast du das bitte?"

„Von meinem Vater, von wem denn sonst?" trällerte die ebenfalls mittlerweile vertraute Stimme von Brian Tonks heiter zurück. „Von meiner Mum bestimmt nicht. Obwohl – Ich hab keine Ahnung, wie sie früher war."

„Dein Vater war nie so dämlich wie du. Er hatte vielleicht hier und da eine Schraube locker, aber du hast sie nicht mehr alle!"

„Das glaubst du vielleicht, aber ich garantiere dir, er war noch viel dämlicher!"

„Depp."

Es klingelte und Harry beschloss aufzustehen, wenn er auch ein großes Grinsen nicht unterdrücken konnte. Gut, er kannte Brian und Tonks Eltern nicht, aber so wie Tonks war konnte er sich gut vorstellen, dass Brian die Art, das Leben nicht ganz ernst zu nehmen, bestimmt von einem Elternteil geerbt hatte. Tonks hatte schließlich auch etwas an sich, dass einen eher an ein Kleinkind erinnerte als an einen richtigen Erwachsenen. Er zog sich an und ging schnell zu den beiden runter. Hermine, Ron und Ginny waren ebenfalls fertig angezogen unten gestanden, wobei Ron eindeutig im stehen noch an der Wand schnarchte. Harry sah sie etwas verwirrt an, aber Brian grinste wieder breit.

„Ihr kommt mit?" fragte Harry irritiert.

„Wir können doch auch apparieren und wollten dir ohnehin auf Schritt und Tritt folgen," antwortete Hermine. „Und Ginny wird mit Jimá und Brian Seit-an-Seit apparieren. Also geht alles klar."

Mrs Weasley sah jedoch alles andere als zufrieden und heiter aus, mehr als ob sie dies wider Willen tat.

„Passt bitte sehr gut auf euch auf," sagte sie verängstigt und wandte sich dann an Brian. „Bitte gebt Acht auf euch. Es ist gefährlich da draußen."

„Keine Sorge, Molly," sagte er freundlich. „Ich sorge schon dafür, dass Jimá uns nicht ins Verderben führt."

„HEY!" fauchte diese empört, doch Brian war bereits lachend aus dem Haus geschritten. Das war so laut, dass zumindest Ron erschrocken aufwachte und aufhörte zu schnarchen. Harry verabschiedete sich von Mrs Weasley und folgte den beiden nach draußen.

„Alles okay?" fragte Ginny, die ihm direkt gefolgt war und sehr besorgt musterte. „Du wirkst durcheinander."

„Merkwürdig geträumt," murmelte er beruhigend und versuchte nicht ganz so abwesend zu wirken. Das letzte was er wollte war, dass sich seine Freunde noch mehr Sorgen um ihn machen, als sie es ohnehin bereits taten. „Meine Eltern, ich glaub kurz vor Helloween. Das was sie sagten ergab aber kein Sinn. Irgendwie. Einfach komisch. Egal. Lass uns gehen."

Sie nickte, schlang ihre Hand in seine und ließ sich von ihm zu Jimá und Brian führen, wo auch Hermine und Ron nun standen.

„Bereit?" fragte Jimá in die Runde, ihr Blick blieb aber bei Harry stehen. „Das erste Mal, dass du und Ron tatsächlich frei appariert. Wir sollten für den Anfang keine ganz zu große Entfernung wählen."

„Habt ihr das Buch gelesen?" fragte Brian. Ron und Harry nickten.

„Dann können wir große Entfernungen nahmen!"

„Wir werden keine großen Entfernungen nehmen!" wiederholte Jimá eindringlich und sah Brian verärgert an. Er grinste und zuckte mit den Schultern. „Hör auf, Harry herauszufordern!"

„Schon gut, schon gut."

Er gab klein bei und reichte Ginny die Hand, welche Harry's nur sehr zögerlich los ließ.

„Keine Sorge, Harry," kommentierte er spitz. „Ich werd deine Freundin sicher und an einem Stück zu unserem Ziel bringen." Und mit einem weiteren Zwinkern verschwanden die beiden mit einem gewaltigen Krach der wie das Scheppern von dutzend aufeinander fallenden Töpfen klang. Jimá schüttelte entnervt den Kopf.

„Penner," fauchte sie verärgert und apparierte mit einem sanften Plopp. Die restlichen drei tauschten noch seltsame Blicke, dann aber folgten sie den anderen. Harry und Ron mit krachend lautem Lärm.