Rohan
"An der Mündung der Entwasser treibt sich eine Bande Orks herum." Mit diesen Worten stürmte ein Mitglied der Wache die goldene Halle. Eomer, der gerade in einem Bericht über den Zustand der Grenzbefestigungen las, blickte auf.
"Das ist doch nichts Neues, weshalb die Aufregung? Ich denke Gamling wird das Problem schnell im Griff haben."
"Der Bote war so erschöpft, dass er kaum sprechen konnte. Wir haben ihn sofort zum Heilkundigen geschickt, aber er sagte, Gamling bittet um Beistand, es seien so viele Orks wie noch nie. Sie könnten die Festung sogar einnehmen."
Eomer erhob sich, das musste er genau wissen. Im Haus der Heilung, dessen Name aus Gondor übernommen war, erkundigte er sich nach dem Boten, doch der konnte nicht befragt werden. Völlig überanstrengt war er in Ohnmacht gefallen. So musste Eomer sich in Geduld üben. Er nahm nicht an, dass Rohan Gefahr drohen könnte, so dass er nicht sonderlich beunruhigt war. Sein 1. Marshall sollte unachtsam in eine Falle geraten sein? Undenkbar! Gamling hatte seine Untergebenen immer sorgfältig ausgesucht und geschult, einen Verrat konnte Eomer sich nicht vorstellen.
Trotzdem war es so. Einer der Soldaten des Vorpostens war bei der letzten Beförderung leer ausgegangen und sann seither auf Rache. Oroden war ein williges Opfer für die Versprechungen, die Grumat, Grima Schlangenzunges Bruder, ihm von Ruhm und Reichtum machte.
Grumat war seinem Bruder wie aus dem Gesicht geschnitten, man hätte sie glatt für Zwillinge halten können. Grima war jedoch immer der schnellere der Beiden gewesen, sowohl in seiner Auffassungsgabe, als auch in seinen Reaktionen. So war er seinem Bruder immer einen Schritt voraus. Dieser hatte schon früh bemerkt, dass er zwar nie die erste Geige spielen konnte, aber er konnte ein geruhsames Leben führen, wenn er in Grimas Windschatten blieb.
Trotzdem nagte die Herabsetzung an ihm und insgeheim träumte er davon, Grimas Stelle einzunehmen. Nach der Schleifung Isengarts und dem Tod Sarumans hatte sich niemand mehr um die verlassene Ruine gekümmert. So konnte Grumat sich eine eigene kleine Streitmacht von Uruk-Hais aufbauen, mit der er in aller Ruhe seine Pläne vorantrieb.
In einer kalten, mondlosen Frühlingsnacht öffnete Oroden während seiner Wache eine kleine Ausfalltür der provisorischen Festung und lies die Uruks ein. Auf seinen Lohn musste er nicht lange warten, als einer der ersten wurde er erschlagen und lag zuunterst auf dem Haufen Leichen, die Eomer später vorfinden sollte.
Am nächsten Morgen begab sich Eomer schon in aller Frühe i n das Krankenzimmer. Der Bote erwachte soeben.
"Was war los unten am Fluss?" wurde er ungeduldig gefragt.
"Wir sind von einer riesigen Horde Orks überfallen worden, Gamling schickte mich aus Hilfe zu holen, aber ich befürchte das Schlimmste, wahrscheinlich sind inzwischen alle tot. Sie kamen kurz vor Morgengrauen, es war ein Gemetzel, wir waren völlig überrumpelt und kaum in der Lage zu unseren Waffen zu gelangen."
"Das ist mir unbegreiflich, seit wann hat Gamling seine Leute nicht unter Kontrolle? Soldaten der Mark schlafen nicht im Dienst. Gab es andere seltsame Vorkommnisse in letzter Zeit, Unzufriedenheit, Streit unter den Leuten? Irgendetwas das auf Verrat hindeutet?"
"Nein, Herr, nicht dass ich wüsste, aber die Mehrzahl der Kameraden ist nicht besonders gesprächig und man weiß nie was in ihnen vorgeht."
"Ich werde selbst nach dem Rechten sehen." Eomer verließ den Boten, um sich sogleich in die Stallungen zu begeben, er war jetzt doch äußerst alarmiert.
Dort angekommen gab er Befehl sein Pferd und die seiner engsten Untergebenen zu satteln. Eomers Hengst Romis spürte die Aufregung und tänzelte unruhig in der Box umher. Der Stallbursche konnte ihn kaum bändigen. Auch die anderen Pferde waren unruhig, sie schienen zu befürchten, zurückgelassen zu werden.
Nur ein kleiner Trupp von 10 Leuten brach kurz nach dem Frühstück auf. Zuerst wandten sie sich nach Osten, wo sie nach einem knappen Tagesritt den Fluss Entwasser erreichten. Ihm folgten sie ohne Pause, bis sie kurz vor Morgengrauen doch eine längere Rast einlegen mussten. Die Pferde konnten ohne einen Halt nicht mehr weiter. Ungeduldig lief Eomer im Lager auf und ab, unfähig sich zu setzen und ein bisschen Ruhe zu finden. Mit dem Ziel vor Augen konnte er die Spannung noch weniger aushalten. Sobald die Pferde ausgedampft waren und einige Maul voll Hafer und Gras gefressen hatten, drängte er zum Aufbruch.
Doch die Eile war vergebens. Wie der Bote vorausgesehen hatte, war der Vorposten gefallen. Die Uruks hatten alle Krieger umgebracht, die Mehrzahl war kaum noch als menschliches Wesen zu erkennen. Gamling hatten sie an einem Ast aufgehängt, sein Körper war fürchterlich entstellt, die Gliedmaßen abgehackt und die Augen ausgestochen.
"Das sollen sie mir büßen!" Eomer war außer sich. Sein Freund und langjähriger Gefährte so grausam ermordet. Aber im Augenblick konnte er nichts anderes tun, als den Körpern der Gefallenen die letzte Ehre zu erweisen.
Als die Toten bestattet waren, sandte Eomer einen Boten zurück nach Edoras, um Verstärkung anzufordern. Mindestens eine Hundertschaft Soldaten brauchte er um die Orks zu verfolgen. In der Zwischenzeit untersuchte er mit seinen Leuten das Gelände. Anhand der Fußspuren stellte er fest, dass es mindestens 70 - 80 dieser Bestien gewesen sein mussten. Sie hatten ein Pferd dabei, was mehr wie ungewöhnlich war, denn normalerweise lies kein Pferd einen Ork an sich heran. Die Tiere spürten die Bösartigkeit dieser Kreaturen und hielten sich fern. Soweit Eomer wusste, war es noch nie einem Ork gelungen ein Pferd zu reiten, in den Fällen in denen es versucht wurde, gingen die Pferde wie wahnsinnig vor Angst mit den Reitern durch und konnten nur zum Halten bewegt werden, wenn entweder der Reiter stürzte oder das Pferd tot umfiel.
Und dann entdeckte er noch etwas. Anscheinend war an einen Baum, in einem Wäldchen, ein Stück entfernt vom Kampfplatz, ein Gefangener gefesselt gewesen. Den Spuren nach war es ein Mensch. Dies wäre auch eine Erklärung für das Pferd, es konnte den Menschen getragen haben. Aber weshalb griffen Orks, die einen Gefangenen zu transportieren hatten, einen schwer bewaffneten Vorposten an? Auf diese Frage fand Eomer keine Antwort.
"An der Mündung der Entwasser treibt sich eine Bande Orks herum." Mit diesen Worten stürmte ein Mitglied der Wache die goldene Halle. Eomer, der gerade in einem Bericht über den Zustand der Grenzbefestigungen las, blickte auf.
"Das ist doch nichts Neues, weshalb die Aufregung? Ich denke Gamling wird das Problem schnell im Griff haben."
"Der Bote war so erschöpft, dass er kaum sprechen konnte. Wir haben ihn sofort zum Heilkundigen geschickt, aber er sagte, Gamling bittet um Beistand, es seien so viele Orks wie noch nie. Sie könnten die Festung sogar einnehmen."
Eomer erhob sich, das musste er genau wissen. Im Haus der Heilung, dessen Name aus Gondor übernommen war, erkundigte er sich nach dem Boten, doch der konnte nicht befragt werden. Völlig überanstrengt war er in Ohnmacht gefallen. So musste Eomer sich in Geduld üben. Er nahm nicht an, dass Rohan Gefahr drohen könnte, so dass er nicht sonderlich beunruhigt war. Sein 1. Marshall sollte unachtsam in eine Falle geraten sein? Undenkbar! Gamling hatte seine Untergebenen immer sorgfältig ausgesucht und geschult, einen Verrat konnte Eomer sich nicht vorstellen.
Trotzdem war es so. Einer der Soldaten des Vorpostens war bei der letzten Beförderung leer ausgegangen und sann seither auf Rache. Oroden war ein williges Opfer für die Versprechungen, die Grumat, Grima Schlangenzunges Bruder, ihm von Ruhm und Reichtum machte.
Grumat war seinem Bruder wie aus dem Gesicht geschnitten, man hätte sie glatt für Zwillinge halten können. Grima war jedoch immer der schnellere der Beiden gewesen, sowohl in seiner Auffassungsgabe, als auch in seinen Reaktionen. So war er seinem Bruder immer einen Schritt voraus. Dieser hatte schon früh bemerkt, dass er zwar nie die erste Geige spielen konnte, aber er konnte ein geruhsames Leben führen, wenn er in Grimas Windschatten blieb.
Trotzdem nagte die Herabsetzung an ihm und insgeheim träumte er davon, Grimas Stelle einzunehmen. Nach der Schleifung Isengarts und dem Tod Sarumans hatte sich niemand mehr um die verlassene Ruine gekümmert. So konnte Grumat sich eine eigene kleine Streitmacht von Uruk-Hais aufbauen, mit der er in aller Ruhe seine Pläne vorantrieb.
In einer kalten, mondlosen Frühlingsnacht öffnete Oroden während seiner Wache eine kleine Ausfalltür der provisorischen Festung und lies die Uruks ein. Auf seinen Lohn musste er nicht lange warten, als einer der ersten wurde er erschlagen und lag zuunterst auf dem Haufen Leichen, die Eomer später vorfinden sollte.
Am nächsten Morgen begab sich Eomer schon in aller Frühe i n das Krankenzimmer. Der Bote erwachte soeben.
"Was war los unten am Fluss?" wurde er ungeduldig gefragt.
"Wir sind von einer riesigen Horde Orks überfallen worden, Gamling schickte mich aus Hilfe zu holen, aber ich befürchte das Schlimmste, wahrscheinlich sind inzwischen alle tot. Sie kamen kurz vor Morgengrauen, es war ein Gemetzel, wir waren völlig überrumpelt und kaum in der Lage zu unseren Waffen zu gelangen."
"Das ist mir unbegreiflich, seit wann hat Gamling seine Leute nicht unter Kontrolle? Soldaten der Mark schlafen nicht im Dienst. Gab es andere seltsame Vorkommnisse in letzter Zeit, Unzufriedenheit, Streit unter den Leuten? Irgendetwas das auf Verrat hindeutet?"
"Nein, Herr, nicht dass ich wüsste, aber die Mehrzahl der Kameraden ist nicht besonders gesprächig und man weiß nie was in ihnen vorgeht."
"Ich werde selbst nach dem Rechten sehen." Eomer verließ den Boten, um sich sogleich in die Stallungen zu begeben, er war jetzt doch äußerst alarmiert.
Dort angekommen gab er Befehl sein Pferd und die seiner engsten Untergebenen zu satteln. Eomers Hengst Romis spürte die Aufregung und tänzelte unruhig in der Box umher. Der Stallbursche konnte ihn kaum bändigen. Auch die anderen Pferde waren unruhig, sie schienen zu befürchten, zurückgelassen zu werden.
Nur ein kleiner Trupp von 10 Leuten brach kurz nach dem Frühstück auf. Zuerst wandten sie sich nach Osten, wo sie nach einem knappen Tagesritt den Fluss Entwasser erreichten. Ihm folgten sie ohne Pause, bis sie kurz vor Morgengrauen doch eine längere Rast einlegen mussten. Die Pferde konnten ohne einen Halt nicht mehr weiter. Ungeduldig lief Eomer im Lager auf und ab, unfähig sich zu setzen und ein bisschen Ruhe zu finden. Mit dem Ziel vor Augen konnte er die Spannung noch weniger aushalten. Sobald die Pferde ausgedampft waren und einige Maul voll Hafer und Gras gefressen hatten, drängte er zum Aufbruch.
Doch die Eile war vergebens. Wie der Bote vorausgesehen hatte, war der Vorposten gefallen. Die Uruks hatten alle Krieger umgebracht, die Mehrzahl war kaum noch als menschliches Wesen zu erkennen. Gamling hatten sie an einem Ast aufgehängt, sein Körper war fürchterlich entstellt, die Gliedmaßen abgehackt und die Augen ausgestochen.
"Das sollen sie mir büßen!" Eomer war außer sich. Sein Freund und langjähriger Gefährte so grausam ermordet. Aber im Augenblick konnte er nichts anderes tun, als den Körpern der Gefallenen die letzte Ehre zu erweisen.
Als die Toten bestattet waren, sandte Eomer einen Boten zurück nach Edoras, um Verstärkung anzufordern. Mindestens eine Hundertschaft Soldaten brauchte er um die Orks zu verfolgen. In der Zwischenzeit untersuchte er mit seinen Leuten das Gelände. Anhand der Fußspuren stellte er fest, dass es mindestens 70 - 80 dieser Bestien gewesen sein mussten. Sie hatten ein Pferd dabei, was mehr wie ungewöhnlich war, denn normalerweise lies kein Pferd einen Ork an sich heran. Die Tiere spürten die Bösartigkeit dieser Kreaturen und hielten sich fern. Soweit Eomer wusste, war es noch nie einem Ork gelungen ein Pferd zu reiten, in den Fällen in denen es versucht wurde, gingen die Pferde wie wahnsinnig vor Angst mit den Reitern durch und konnten nur zum Halten bewegt werden, wenn entweder der Reiter stürzte oder das Pferd tot umfiel.
Und dann entdeckte er noch etwas. Anscheinend war an einen Baum, in einem Wäldchen, ein Stück entfernt vom Kampfplatz, ein Gefangener gefesselt gewesen. Den Spuren nach war es ein Mensch. Dies wäre auch eine Erklärung für das Pferd, es konnte den Menschen getragen haben. Aber weshalb griffen Orks, die einen Gefangenen zu transportieren hatten, einen schwer bewaffneten Vorposten an? Auf diese Frage fand Eomer keine Antwort.
