To Build a Home

1. The Way We Were

In a way, he was like the country he lived in. Everything came too easily to him,

but at least he knew it. About once a month he worried that he was a fraud.

But then most everyone he knew was more fraudulent.

Sometimes he felt he was... there's really no reason for us to change.

But of course by then, they were too lost or too lazy. It had always been too easy."

Katie Morosky

Er war wie der Wind, der durch tote Blätter wehte. Ihnen noch ein letztes Mal das Gefühl von Sommer einhauchte, ehe sie gen Boden sinken würden. Wie die frische Brise, die die abgestandene Luft in einem Haus ersetzte, was lange Zeit leer gestanden hatte.

Wie der Frühling, der dem kalten Winter seinen Einzug erklärte.

Es war die Art, wie er einen angesehen hatte, und wie einem dadurch die Luft zum Atmen einfach wegblieb, als würde die Lunge nicht mehr wissen, was zu tun war.

Er war wie der sprichwörtliche Moment im Leben, der alles veränderte. Man sieht es diesen Momenten nicht an. Man weiß nicht vorher, wann es passiert. Und danach ist alles anders, und man kann nicht mehr zurück.

Er war immer unfassbar stur. So arrogant, als könne er es sich leisten. Und sie würde lügen, würde sie sagen, er war ihr nicht sofort am ersten Tag aufgefallen. Seine Präsenz war so offensichtlich, dass es fast schon lächerlich war, überhaupt auf ihn zu reagieren.

Sein Lachen war unverschämt laut. Er sprach, ohne Rücksicht auf Verluste, egal, wen er mit seinen Worten verletzte. Und verletzen konnte er wirklich gut.

Er war anders, und dennoch ähnelte er all den anderen gerade eben noch so, dass sie ihn akzeptieren konnte. Er trank die richtigen Getränke, er hatte die gleiche nichtssagende politische Reinblütermeinung, wenn er musste, er bevorzugte denselben Typ Mädchen, den alle bevorzugten. Den gutaussehenden Typ Mädchen.

Sie war dieser Typ Mädchen.

Er war diese Art von Mensch, vor dem einen die eigene Mutter in diesen Gesprächen über Sex und Jungfräulichkeit und sämtlichen Tugenden stets warnte, wie die Muggel-Mutter im Märchen Rotkäppchen vor dem Wolf. Es war das einzige Muggel-Märchen, was sie bezeichnenderweise kannte. Es hatte etwas Magisches an sich.

Man denkt nicht mehr klar in diesen Momenten, und sie hatte keine Ahnung, worin der Zauber lag. In seiner Art und Weise, immer behauptet zu haben, er hätte den Durchblick? Den großen Plan? Vielleicht in der stillen Ahnung, dass ihn ein Hauch der Art von Freiheit umgab, nach der alle anderen ihrer Gruppe immer regelrecht gelechzt hatten?

Aber wie der Wind weiterzieht, so war auch er immer ruhelos, immer auf der Suche.

Er hatte immer ein einnehmendes Wesen gehabt, und so wie alle Jungen ihm noch mit dreizehn bedingungslos gefolgt waren, so hatten sie sich mit sechzehn zum großen Teil gegen ihn gewandt. Schnell wurde der Freund zum Feind, wenn es um Rivalitäten ging, um Reviere, um schlichtes Testosteron. Es war, als hätte seine Herde begriffen.

Er war zwar der Anführer, und ihn umgab immer etwas Mächtiges, etwas, das allen Anführern innewohnte, aber er war noch jung gewesen, hatte nicht gewusst, mit dieser Macht umzugehen, und so verlor er viele Freunde, denn selbst die Mädchen, die seine Freunde still, mit jungenhafter Ehrfurcht, ins Auge gefasst hatten, eroberte er fast zu leicht.

Sie war eine davon gewesen. Sie hätte wahrscheinlich glücklicher mit einem anderen Kandidaten sein können, wenn auch nur oberflächlich glücklicher, denn… ihr Herz hätte weiterhin ihm gehört.

Es war wie ein Geschenk. Sein Charme, seine Ausdauer, mit der er etwas verfolgte.

Aber es war auch ein Fluch, denn nie trat er einen Rückzug an. Nie gab er nach. Nie ließ er zu, dass er auf den zweiten Platz zurückfallen könnte.

Aber an der Spitze ist es einsam, so heißt es. Und einsam war er wohl immer. Vielleicht war es auch das, was ihn so attraktiv erscheinen ließ. Er war einsam, unabhängig, schien sich nicht um Werte und Moral, um Trends und die Meinung der Masse zu scheren.

Alles schien ihm einfach zugeflogen zu sein. Seine Größe, seine hellblonden dichten Haare, sein Humor, seine greifbare Menschlichkeit, die es schwer machte, den Blick von seinem Gesicht zu wenden. Er hatte noch nie perfekt ausgesehen. Seine Züge waren nicht vollendet symmetrisch. Aber es ist so, dass das Imperfekte die wahre Schönheit in sich birgt. Sein Lächeln war nie vollkommen ebenmäßig, und doch ist es gerade das, was einen am meisten faszinierte. Und er mochte immer all das gewesen. All das, was das Herz eines Mädchens in diesem Alter höher schlagen ließ. All das.

Aber dennoch war er unerreichbar gewesen. Selbst wenn er direkt neben einem stand, so war er emotional nicht zu erreichen gewesen. Und mochte alles in seinem Blick gelegen haben, was die eigenen Knie in Pudding verwandelte, so war er nie freundlich gewesen.

Als hätte er es nicht gelernt. Als wären Empathie und Wertschätzung Dinge, zu denen er keinen Zugang hatte. Als hätte es ihm niemand gezeigt, als hätte er es nie gesehen.

Und seltsamerweise ist dies auch eine Eigenschaft, die sie scheinbar nur zu gerne in Kauf genommen hat. Man hat es ihm nicht übel genommen – nicht übel nehmen können. Es ging nicht. Und war er auch der unausstehlichste Mensch auf dem Planeten in der einen Sekunde, so war er verlockend geheimnisvoll und unwiderstehlich in der nächsten.

Man mag es Schwarmintelligenz nennen, welche weder eine zuverlässige, noch aussagkräftige Form der Intelligenz ist, denn die Masse ist dumm und irrt sich häufig, und ist lediglich deckungsgleich mit den äußersten Punkten einer objektiven Meinung, aber diese Schwarmintelligenz hatte überwogen. Und sie hatten sich scheinbar alle in ihren Gefühlen getäuscht.

Ja, es gab einen Draco Malfoy in ihre Leben. Und sie nahm an, auf jeder magischen Schule auf der Welt gab es ein junges Äquivalent zu einem Draco Malfoy. In jeder Stadt, in jedem Dorf. Überall auf der Welt gab es Draco Malfoys, die nur darauf wartete, Herzen zu brechen.

Pansy liebte Draco. Und sie nahm an, er hatte es nie getan. Nein, sie wusste es.

Jetzt waren sie nicht mehr in der Schule. Sie waren nicht mehr jung. Die Zeit tickte weiter.

Und selbst sie war letztendlich an der Grenze angekommen. An ihrem persönlichen Limit.

Sie wusste, wie tief sie gesunken war. Sie wusste es selber. Aber zu einem gewissen Teil, war es gar nicht ihre Schuld. Und sie wusste, niemand außer ihm kam in Frage.

Und sie war in ihrem Kopf schon so weit, dass er es nicht einmal wissen musste. Nicht einmal das war ihr noch wichtig.

Pansy war verzweifelt. Und sie war unglücklich verliebt. Sie glaubte nicht, dass es etwas Schlimmeres gab. Sie weinte schon wieder. Selbst jetzt, in diesem Moment.

Er war neben ihr eingeschlafen. Sie holte vollkommen lautlos ihren Zauberstab aus der Nachttischschublade. Sie zog die Nase hoch und lauschte in die Stille seines Apartments.

Sein Atem ging ruhig. Er war schon vor Stunden eingeschlafen.

Seit zwei Tagen war sie 31 Jahre alt. Und sie hörte es. Sie spürte es, tief in ihrem Innern, aber sie hörte es sogar.

Ihre Zeit lief ab. Ihre innere Uhr tickte mittlerweile so laut, dass sie sich wunderte, wie er überhaupt schlafen konnte bei dem Lärm.

Er hatte ihr eine bombastische Party geschmissen vor zwei Tagen. Alle Freunde von damals waren dort gewesen. Und Pansy hatte nur zu schmerzlich eingesehen, dass die meisten ihrer Freundinnen verheiratet waren. Mit Kindern. Mit Aussichten. Mit einem Leben.

Nur sie lebte neben Draco in den Tag hinein und wartete. Auf was auch immer sie wartete. Denn auch, wenn er ihr schillernden Schmuck schenkte, sie die Nächte durchtanzten, mit Champagner, auf goldenen Schuhen – der Glanz und Glitzer auf ihrer Beziehung, schaffte es nie ganz, Pansy zu überzeugen.

Es war nicht genug. Es würde nie genug sein. Denn sie war nicht genug für ihn.

Sie vollführte stumm einen schwachen Lumos. Lautlos erhob sie sich von der weichen Matratze. Sie schlief nie gut auf zu weichen Matratzen, aber er bestand darauf. Deshalb tat sie es. Deshalb passte sie sich an. Sie schlich auf Zehenspitzen zu ihrer Handtasche und holte den präparierten Becher hervor. Er war gekühlt, und die magische Kühlung hielt exakt zwei Tage. Ein halber Tag war schon verstrichen.

Sie kehrte zum Bett zurück und betrachtete sein schlafendes Profil im dämmrigen Licht des Zauberstabs. Sie stellte den gekühlten Becher auf ihre Bettdecke. Dann atmete sie aus.

Sie hatte sich entschieden. Das war es jetzt. Nervös steckte sie die kurzen schwarzen Haare hinter ihr Ohr.

Soporis!", flüsterte sie und sah, wie sich ein sanfter Nebel von der Spitze ihres Zauberstabs löste und auf ihn niedersank. Mit seinem nächsten Atemzug verschwand der Nebel in seiner Nase und seinem leicht geöffneten Mund.

„Ich liebe dich, Draco", sagte sie mit gewöhnlicher Stimme. „Draco?", wiederholte sie lauter. Er reagierte nicht. Die Luft entwich angespannt ihren Lungen. Gut, der Zauber hatte gewirkt. Er schlief tief und fest. Denn sie sagten es nie. Sie sagte nie laut, dass sie ihn liebte. Er hatte es aus ihrem Mund noch nie gehört, genauso wenig wie sie es aus seinem je gehört hatte.

Ob er diese Worte jemals zu irgendwem sagen würde? Sie bezweifelte es.

Sie entzündete das Licht ihrer Nachttischlampe, legte den Zauberstab daneben und mit schweren Schritten, begann sie, ihre Sachen zusammen zu suchen. Sie zog sich sein Shirt über den Kopf, in dem er sie großzügigerweise schlafen ließ, zog den BH wieder an, ihre Bluse, ihre Hose, selbst ihre Schuhe streifte sie über.

Dann sah sie sich um. Ihren Schmuck steckte sie in die Handtasche. Ihr war jetzt nicht danach, ihn anzulegen. Sie hatte dieses Mal wenig mitgebracht. Sie wollte hiernach schnell verschwinden. Nein, sie wollte es eigentlich nicht. Aber sie musste es dennoch tun.

Als sie sich vergewissert hatte, dass sie nichts würde zurücklassen, wenn sie gleich ging, setzte sie sich zurück auf das breite Bett. Sie schlug sanft seine Decke zurück und griff mit erfahrenen Händen in seine Shorts.

Sein Penis pulsierte leicht. Sie nahm an, das war nicht verwunderlich, hatte sie sich doch heute darum gekümmert, dass sie keinen Sex gehabt hatten. Und sie hatte sich gewünscht, dass er darüber trauriger gewesen wäre, als er es war. Denn er hatte sie nicht einmal darauf angesprochen, nicht einmal gedrängt, dass sie ihn anfasste. Nichts.

Und es hatte ihr gesagt, dass es höchste Zeit wurde. Denn sie wusste, bald war die Frist abgelaufen. Er würde nicht ewig mit ihr zusammen sein wollen und würde er sie erst einmal verlassen, würde sie nie mehr die Chance hierzu bekommen. Sie blinzelte die Tränen aus den Augen fort, denn jetzt musste sie sich konzentrieren.

Sie biss die Zähne zusammen, als sie begann an seiner Länge auf und ab zu pumpen. Ihr Blick hob sich immer wieder zu seinem Gesicht, aber der Zauber wirkte wahre Wunder. Er wachte nicht auf, aber seine Erektion wurde härter, mit jeder Bewegung. Sie wusste, wie sie ihn anfassen musste. Sie tat seit zehn Jahren nichts anderes als das. Sie kannte ihn gut. Besser als sich selbst. Sie liebte ihn mehr als sich selbst. Und mehr als er sie je lieben würde.

Und es war ein bitterer Gedanke. Ein trauriger Gedanke. Und sie spürte die Tränen in den Augen, als sie härter pumpte. Als sie spürte, wie er unbewusst aufbockte. Geistesgegenwärtig griff sie nach dem kühlen Becher und drückte seinen Penis runter, als er kam. Sein heißes Sperma traf den Becher, füllte den Boden, und sie wusste, es sollte genug sein. Hastig verschloss sie den Becher, versiegelte ihn sorgfältig und stellte ihn anschließend auf den Nachttisch.

Sie wischte die Hände vorsintflutlich an der Bettdecke ab, obwohl kein Tropfen danebengegangen war. Sie sah auf ihn hinab. Er schlief immer noch ruhig, als wäre nichts geschehen. Sie zog den Bund seiner Shorts über seinen schlaffen Penis, deckte ihn wieder zu, und wischte sich mit dem Handrücken ihre Nase, als sie schniefen musste. Er war so schön.

Er war so perfekt. Nur liebte er sie nicht. Nur wollte er sie nicht. Nicht als seine feste Freundin, nicht als seine Lebensgefährtin. Nicht als seine Frau. Und sie hasste ihn fast dafür. Hasste seinen Vater dafür, dass er ihn so erzogen hatte. Dass Draco innerlich so kaputt war, dass ihn Beziehungen nur abschreckten.

Und bevor Draco bald ins Mungo ging, um seinen Plan zu verwirklichen, seine Spermien unwiderruflich unfruchtbar zu machen, hatte sie handeln müssen. Denn… es war Verschwendung. Es durfte nicht sein! Der Mann, der sie nicht liebte, sollte sein wunderbares Erbgut nicht ausschlagen.

Draco war ein guter Mann, sie wusste das. Unter all der Schicht der Unnahbarkeit, unter all seinen Halbwahrheiten, seinen leeren Worten, seiner Unabhängigkeit, war er anders. Sie wusste das. Und deshalb musste sie gehen.

„Ich liebe dich", wiederholte sie heiser die Worte, die sie ihm nie ins Gesicht sagen konnte, die er niemals erwidern würde, und strich über seine unrasierte Wange. Die hellen blonden Bartstoppeln vergötterte sie ebenso wie seine samten weiche Haut darunter. Seine Lippen waren voll und kein anzügliches oder freudloses Lächeln zerrte an seinen Mundwinkeln. Er wirkte jetzt so ehrlich, wie sie ihn noch nie gesehen hatte. Nicht besorgt um seinen Ruf, nicht besorgt um sein Vermögen. Er war einfach nur… ein Mann. Ein junger Mann, der selig schlief. Wovon er wohl träumte?

Sie atmete aus. „Leb wohl", flüsterte sie.

Denn sobald sie ihren Plan beendet hatte, würde sie ihn nicht mehr wiedersehen. Sie erlaubte es sich nicht. Und sie wusste, ihm würde es nicht viel ausmachen. Und sie wusste, was die anderen sagen würden. Was ihre Freunde sagen würden. Was ihre Mutter sagen würde, wenn sie noch lebte. Sie wusste es.

Das hier war der Punkt. Das war der tiefste Punkt in ihrem Leben. Pansy hatte ihren Tiefpunkt erreicht.

Sie erhob sich, steckte den Becher sicher in ihre Handtasche, griff sich den Zauberstab, entfachte den Lumos lautlos und löschte das Licht der Lampe.

Sanft glühte der Zauberstab. „Finite Incantatem!", flüsterte sie. Kurz bewegte er sich im Schlaf, machte ein unverbindliches Geräusch und drehte sich anschließend auf die andere Seite. Sein Gesicht war nun von ihr abgewandt, und sie widerstand der Versuchung, noch ein weiteres Wort zu ihm zu sagen, denn würde er aufwachen, würde sie nicht gehen können.

Sie glaubte nicht, dass ihn jemand so sehr lieben würde, wie sie es immer getan hatte.

Es war nicht möglich. Und vielleicht war das auch besser so. Denn man sah sich nur, wohin sie diese Liebe getrieben hatte!

Sie wandte sich ab, schritt lautlos über den weichen Teppich, zog die Tür auf und blickte nicht mehr zurück.

Und er würde ihr nicht vergeben dafür. Das wusste sie auch. Deswegen gab es auch kein Zurück mehr. Sie hatte sich entschieden. Sein Sex reichte ihr nicht mehr. Aber mehr hatte er ihr nicht zu geben. Und das war es jetzt. Sie nahm sich, was ihr nach zehn Jahren zustand. Sie nahm sich den Schadensersatz für all die Mädchen, mit denen er sie betrogen hatte. Sie nahm sich, was eine liebende und treue Frau nach zehn Jahren des Wartens und Verhandelns, des Bangen und Hoffens, endlich nehmen durfte:

Sie nahm sich ihr Baby.

Die erste Träne fiel auf ihre Wange, aber sie hielt nicht inne. Sie verließ sein Haus.

Sie verließ sein Leben. Sie verließ Draco Malfoy.

„Haben Sie einen Termin?" Millicent Bullstrode betrachtete ihre frisch manikürten Fingernägel, mit denen sie nicht vollkommen zufrieden war. Sie schimmerten rosa, und das hatte sie explizit nicht gewünscht gehabt. Sie war doch keine kleine Puppe! Sie war eine erwachsene Frau, und sie wollte den richtigen Eindruck vermitteln. Missgelaunt hob sie den Blick zu dem Mann, der wartend vor ihr stand.

Er hatte einen Becher dabei. Einer von diesen Männern, dachte sie leicht angewidert. Sie hatte nie verstehen können, wieso ein Mann seine Spermien in einem Becher herbrachte, damit andere Frauen künstlich befruchtet werden konnten.

Sie würde – egal, wie aussichtslos ihre Chancen auf eine Familie auch sein würden – niemals so weit gehen und eine künstliche Befruchtung vorziehen.

Ihre Mutter war schwanger geworden in ihrer Hochzeitsnacht, und soweit es Millicent betraf, würde dies bei ihr genauso sein. Sollte sie in der nächsten Zeit endlich einen Freund finden, der sie würde heiraten wollen.

Der Mann besaß die Dreistigkeit die Augen zu verdrehen.

„Mills!", knurrte er gereizt, und sie verengte die Augen. Kannte sie diesen Mann etwa? Seine Haare waren schmutzig blond, nichts Besonderes. Er hatte auch keine besondere Figur, kein besonderes Gesicht und war bestimmt nicht größer als sie.

„Ja?", entfuhr es ihr fragend, denn vielleicht kannte sie ihn von der Schule?

„Merlin noch mal, ich bin es!", zischte der Mann und sah sie so genervt an, dass Millicents Mund sich öffnete.

„Oh, Pans?", flüsterte sie, denn sie hatte völlig vergessen, dass Pansy ja als Mann hatte kommen wollen.

„Wer sonst, du Idiot?", giftete Pansy, und es beunruhigte Millicent, dass sie Pansys Zorn auch in einem Männerkörper erkennen könnte. – Und es beunruhigte sie zu gleichen Teilen.

„Wo hast du denn ihn her?", fragte Millicent gespannt, denn dieser Mann gehörte wohl auch nicht zu Pansys bevorzugtem Schema. Wenn Pansy denn überhaupt ein Schema hatte, was Männer anging, denn Millicent hatte sie noch nie mit jemand anderem als Draco Malfoy gesehen, hatte Pansy noch nie über einen anderen Mann als Draco Malfoy sprechen hören, und es machte nur Sinn, dass Pansy so etwas Verrücktes tat, wie Draco Malfoys Sperma abzuzapfen – wie auch immer sie das geschafft hatte!

„Das ist unwichtig, oder?", knurrte Pansy. „Komm endlich! Der Vielsafttrank wirkt auch nur eine gewisse Zeit lang", ergänzte Pansy und blickte sich um, aber niemand hörte ihnen zu. Das Mungo war ohnehin voll und die Patienten hatten alle andere Sorgen. Millicent erhob sich, immer noch beeindruckt von Pansys Hartnäckigkeit.

„Wenn Sie mir folgen wollen?", sagte Millicent laut, denn das Wartezimmer war immer noch voll. Die beiden Heiler, die heute Bereitschaft hatten, hatten alle Hände voll zu tun.

Sie führte Pansy in das leere Schwesternzimmer. Sie war heute als einzige Schwester eingeteilt. So war es auch mit Pansy abgesprochen. Pansy verlor ein wenig an Anspannung – oder vielmehr der Mann, dessen Aussehen Pansy angenommen hatte – als Millicent die Tür geschlossen hatte.

„Also hast du es bekommen?", fragte Millicent lauernd. Pansy – oder der Mann – hob eine Augenbraue.

„Was denkst du Mills? Und es ist keine limitierte Handtasche, Merlin noch mal. Ich habe es nicht ersteigert, verdammt." Pansy war nervös. Und Millicent konnte ihr ansehen, dass sie rauchen wollte. Pansy rauchte immer, wenn sie nervös war. Aber das hatte sie sich jetzt ja abgewöhnen wollen. Verständlicherweise.

„Ja, schon gut. Und du hast den Becher gut versiegelt?", wollte sie wissen, denn der Becher selber kühlte nur, bei ständiger Versiegelung.

„Ich bin nicht blöd", sagte Pansy und atmete aus.

„Gut, dann sortiere ich ihn ein. Ich habe bereits eine Akte erstellt", informierte sie Pansy, die gar nicht begeistert wirkte.

„Schön, dass du dabei Spaß empfindest", informierte Pansy Millicent bitter. Millicents Lächeln verschwand betreten.

„Ich, nein! Ich…" Sie empfand keinen Spaß dabei, aber… sie hatte sich gar keine Gedanken darüber gemacht, dass es für Pansy so schwer war. Jetzt konnte sie sich auch nicht mehr entschuldigen. Sie räusperte sich also. „Ich habe ihn Dwayne Miller genannt", erklärte Millicent, als wäre es ein Geniestreich. Sie hatte lange überlegt, wie sie Dracos Initialen beibehalten konnte. Und fast war sie beleidigt, dass Pansy es nicht würdigte. Aber laut sagte sie es nicht.

„Mir egal, wie du ihn nennst, solange sein Name hiernach verschwindet", murmelte Pansy, während ihr Blick in den Spiegel fiel. Mit Missfallen schien sie den Körper zu betrachten. „Merlin, bin ich froh, dass ich nicht er bin", ergänzte sie kopfschüttelnd.

„Du müsstest mir noch ein paar Details geben", erwiderte Millicent, als sei mit spitzen Fingern den Becher entgegennahm. Mit dem Zauberstab versah sie das blanke Etikett mit dem Namen Dwayne Miller.

„Details?", wiederholte Pansy lustlos. „Was weiß ich? Mach ihn so unattraktiv und langweilig, wie du nur kannst."

„Soll er… muggelgebürtig sein?", erkundigte sich Millicent mit einem leisen Lachen, aber Pansy war nicht nach Scherzen zumute, wie es schien.

„Meinetwegen kann er von Trollen abstanden! Ich muss gehen, denn ich will mich nicht im Wartezimmer zurückverwandeln, während mir seine Kleidung von Körper fällt, ok?" Ja, ok. Millicent verstand. Mit Pansy war nicht gut Kirschen essen zurzeit.

„Weißt du, du musst das auch nicht machen", versuchte es Millicent erneut. Der Blick aus den Augen des fremden Mannes war Millicent genauso unangenehm, wie der Blick aus Pansys Augen. „Schon gut", berichtigte sich Millicent mit gesenktem Blick.

„Kein Wort! Zu keinem! Ich komme morgen vorbei", fügte Pansy hinzu, und die Stimme des Mannes klang resignierend. Millicent nickte und öffnete die Tür des Schwesterzimmers wieder.

„In Ordnung, Mr. Miller. Vielen Dank und gute Nacht!", verabschiedete sie Pansy laut genug, dass es die anderen Patienten hören konnten, und Pansy verdrehte die Augen.

„Halt einfach den Mund", knurrte sie zum Abschied.