Der letzte Brief

Ich hatte es dir hundertmal gesagt, immer und immer wieder. Nach zwei Monaten kanntest du meine Worte auswendig. Doch diese haben dein Herz nie erreicht.
Große Tropfen Trauer rieselten vom Himmel als ich vor dir stand und dich anflehte.
Doch du hast dich abgewendet, meintest es wäre zu gefährlich.
Bis heute habe ich dir gesagt, dass du falsch liegst. Die einzige Gefahr nehme ich auf mich, ohne große Worte zu verschwenden, ich schenke dir all meine Gefühle. Und du? Du blicktest mich nur an und verschwandst in der Stille des Regens...
Und trotzdem war ich immer für dich da, ich hielt deine Hand als dein letzter Freund starb, ich nahm dich in den Arm und schenkte dir neue Hoffnung als du in deinem Leben keinen Sinn mehr sahst.
Ich flüsterte, dass es immer etwas im Leben gab, für das es sich zu Leben lohnte, doch ich sagte dir nie, dass du es warst, für den ich lebte.
Ich brauchte dich wie die Luft zum Atmen und das Herz den Schlag.
Du warst blind, vor Trauer, verstandst nicht warum dies alles geschah und es nirgendwo mehr noch etwas so Schönes wie Liebe gab, ich stand hinter dir und meine einsamen Tränen verschwanden im Regen.
Du hast es niemals verstanden.
Du verstehst es nicht.
Und du wirst es jetzt nie mehr verstehen können.
Nachdem Dumbledore gestorben war, stand ich bei dir. Trocknete meine Tränen mit dem Gedanken, dir zu helfen.
Ich war eine Träumerin, gefangen in einer Welt, die so ungerecht zu scheinen war.
Nächte um Nächte lag ich da, geplagt von meinen Hoffnungen,Erinnerungen und von dem Schmerz, der mir den Verstand raubte. Und noch jetzt frage ich mich warum Liebe so schmerzen muss und warum es zugleich so wunderbar ist.
Ist es etwas Gutes, wie kann es einen dann so tödlich treffen?
Ist es etwas Schlechtes, warum sind dann die Qualen so süß?
Etwas lässt mich nicht los und hält mich doch nicht fest, die Liebe tötet mich nicht, jedoch löst sie nicht meine Fesseln.
Sie will das ich lebe, doch ich leb´ ausweglos.
Ich sehe ohne meine Augen und schreie ohne meine Zunge, doch fühlen kann ich ohne mein Herz nicht.
Verstehst du mich?
Der Schmerz durchbohrt mein Herz wie tausend scharfe Klingen.

Und nun stehe ich zum zweiten Mal hier und versuche meine Tränen mit dem Gedanken zu trockenen, dir geholfen zu haben.
Doch dieses Mal weiß ich, das ich versagt habe.
„Es tut mir leid.", flüstere ich und lass meinen Tränen freien Lauf.
Jetzt weiß ich warum ich den Regen so mag, niemand kann jemals meine Tränen sehen...
Nie wird einer wissen, wie ich mich genau in diesem Moment gefühlt habe... niemals.
Und schreibe dir diesen Brief, den du niemals lesen wirst..."

Er legte mit zittrigen Händen das feuchte Papier auf den Tisch und starrte auf die traubengroßen Tintenflecke.
Er hatte einen großen Fehler begangen, mit der Absicht sie zu beschützen, hatte er sie nur in den Tod gebracht.
Doch nun verstand er, wie sie fühlte. Nun verstand er, warum Liebe tödlich sein kann..
Das einzigste was ihn noch an seine Geliebte erinnerte war ein weißes Grabmal, auf den mit goldenen Lettern der letzte Herzenswunsch von seiner großen Liebe eingraviert war.

„Ich erfreue mich am Schmerz und lache weinend;
Leben und Tod sind beide gleich zuwider.
Dies, mein Geliebter, ist der Zustand, in den du mich versetzt.
Doch ich liebe dieses Gefühl mehr als alles andere auf der Welt..."