Selbes wie immer, alles JKR, bis auf die Story.

Ich wünsche viel Spaß!

Bitte spendet ein paar Reviews, ihr dürft auch böse sein.

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1.

Remus Lupin packte den Stapel Feuerholz und trug ihn zu seiner schäbigen kleinen Hütte. Seinen Stab hatte er im Wohnraum liegenlassen, sein Oberteil wegen der Hitze ausgezogen. Es bestand ja auch nicht die Gefahr, dass ihn jemand besuchen könnte, hier, in einem Wald am Ende der Welt. Erschöpft verstaute er die gerade mit der Axt zerkleinerten Scheite in einer Ecke neben seinem Kamin. Zum Glück musste er für den Brennstoff nichts bezahlen, andernfalls hätte er nicht gewusst, wie er den Winter überstehen sollte. Seine spärlichen Geldvorräte, die er durch eine Reihe von schlecht bezahlten Gelegenheitsarbeiten angesammelt hatte, gingen langsam zur Neige. Ein Bett, ein Stuhl, ein kleiner Tisch, das war sein Reich in das er schon seit Jahren zurückkehrte wenn die Muggel begannen ihn zu meiden und die Zauberer wissende Blicke austauschten. Er konnte tun was er wollte - früher oder später merkten sie es doch.

"Wie erbärmlich." Der Werwolf zuckte zusammen und griff zu seinem nichtvorhandenen Stab. In der Tür stand ein Mann mit schwarzem Zaubererumhang. Remus Herz jagte, bis er den Eindringling erkannte. "Snape. Was willst du hier?"

"Oh, ich wollte alte Freundschaften auffrischen und sehen wie du heute so wohnst," antwortete der Zauberer mit einem abfälligen Lächeln und sah sich um. Dann musterte er den Werwolf abschätzig von oben nach unten. "Menschenfleisch hält nicht besonders fit, hm?"

Remus fuhr die Schamröte ins Gesicht und er schnappte sich eins der Hemden im Koffer um es sich überzuziehen. "Bist du nur gekommen um auf mir herumzuhacken?" fragte er ärgerlich. Der schwarzhaarige Zauberer fegte eine Staubfluse vom Stuhl und setzte sich. "Du warst noch nie besonders schlagfertig."

Obwohl Snape niedriger saß, stand Remus da wie ein Schuljunge, dem man gerade eine schlechte Note gegeben hatte. Um seine Befangenheit zu überspielen, setzte er Wasser über dem Feuer des kleinen Kamins auf.

"Nein Lupin," fuhr Snape schließlich mit gelangweilter Stimme fort. "Ich bin hier, um dir ein Almosen von Albus zu bringen. Wie ich sehe, kannst du es brauchen."

Der dünne Zauberer biss die Zähne zusammen und drehte sich zu ihm um. "Vielen Dank. Ich brauche keine Almosen."

Snape nickte ihm zufrieden zu und erhob sich. "Gut, dann kann ich ja gehen."

Remus ärgerte sich über sich selbst, offenbar hatte er genau so reagiert wie Snape es beabsichtigt hatte.

"Snape, warte."

Der Tränkemeister hatte seine Hand bereits am Türrahmen und drehte sich nun mit einem spöttischen Funkeln in den Augen um.

Lupin seufzte. "Okay, worum geht es?"

"Albus lässt fragen, ob du den Posten für Verteidigung gegen die Dunklen Künste übernehmen möchtest."

"Als Lehrer?"

"Nein, als Übungsobjekt."

Remus war verwirrt. "Aber ich dachte, dass du diese Stelle haben wolltest?"

Snape kam näher, in dem kleinen Raum dauerte es nicht lange bis Remus sich bedrängt fühlte. Snapes schwarze Augen bohrten sich bedrohlich in seine. "Offenbar hat er Angst, dass ich seinen zerbrechlichen Schülern etwas viel zumuten könnte."

Ein unheilvolles Prickeln ließ seine Nackenhaare sich aufstellen und er wich zu Seite. In diesem Moment hielt er es für besser, Snape nicht damit aufzuziehen und gleichzeitig verachtete er sich dafür, dass er ein solcher Feigling war. "Wie auch immer. Ich bin zu gefährlich für die Schüler." Um Snapes Blick auszuweichen goss er kochendes Wasser über seine gesammelten Kräuter. "Möchtest du auch eine Tasse?"

Wie sehr wünschte sich Remus, wieder unter Menschen zu sein, mit ihnen zu Lachen, Spaß zu haben, aber es war nicht möglich. Das Gefühl von Verlust und Einsamkeit zerrte an seinem Inneren.

Snape war hinter ihn getreten. "Wie nobel, wie überaus Gryffindor," sagte er mit herablassender Stimme. "Nein, ich möchte keinen Tee, nicht von diesem Zeug."

Lupin nahm seine Tasse und setzte sich auf Bett, was auch den Vorteil hatte, dass er so etwas mehr Abstand zwischen sich und den fetthaarigen Zauberer brachte. Nicht, dass er selbst im Moment gepflegter ausgesehen hätte.

"Dumbledore hat an dieses Risiko natürlich gedacht, und du hast es mir zu verdanken, dass er dir das Angebot trotzdem macht." Remus sah erstaunt auf. Snapes Gesicht war ernst und verschlossen. "Ich kann dir einen Trank brauen, der es dir erlaubt, auch nach der Verwandlung die Kontrolle über den Wolf zu behalten."

Remus fühlte sich, als hätte man ihm einen Schlag verpasst, als die Tragweite des Gesagten ihn erreichte. Einen Moment lang suchte er in Snapes Augen nach Spott. Aber der Tränkelehrer kam nun näher und setzte sich, um ihn mit einem sezierenden Blick zu mustern. Dann nahm er eine runde braune Flasche aus seinem Umhang. "Alles, was du dir in deinem Leben gewünscht hast, und ich halte es hier in meinen Händen."

Remus brach der Schweiß aus und das Schlucken fiel ihm schwer. "Es,.. es gibt kein Mittel gegen..."

"Falsch." fuhr Snape ihm ins Wort und stellte die Flasche auf den wackligen Tisch. "Es gab bisher noch kein Gegenmittel. Der Trank ist noch nicht ganz ausgereift, aber ich bin mir sicher, dass er nach ein paar kleinen Modifikationen funktionieren wird. Dumbledores Bedingung für die Stelle ist, dass du unter meiner Überwachung regelmäßig den Wolfsbanntrank zu dir nimmst und dich bei Vollmond in gesicherter Umgebung aufhältst."

"Aber natürlich, ich würde alles tun um..." er brach ab. "Sag Dumbledore, dass ich bereit bin, mich an all das zu halten wenn er mich einstellt."

Snape lächelte und lehnte sich leicht nach vorn. "Da gibt es nur eine Kleinigkeit." Remus beschlich eine böse Vorahnung und die Wolfinstinkte in ihm rebellierten. "Wer sagt dir, das ich bereit bin, dir diesen Trank auch zu geben?"

Die Verzweiflung in Lupin wuchs, er konnte nichts dagegen unternehmen. "Woher weiß ich, dass du die Wahrheit sagst und der Trank überhaupt wirkt?"

Snape lächelte. "Heute Nacht ist Vollmond, wenn ich mich nicht irre, du könntest es ausprobieren." Der Zauberer hatte offenbar großen Spaß an dieser Demütigung. Es machte Remus wütend aber auch hilflos. Es stimmte, er würde beinah alles tun, um niemals wieder zur Bestie zu werden, um niemals wieder einen Menschen zu töten. Er schluckte. "Was willst du?"

"Nur eins," sagte Snape und sah ihn wie ein Raubtier an, bevor es die Zähne in seine Beute schlägt. "deinen völligen Gehorsam."

Seine Ohnmacht schnürte Remus die Kehle zu. "Was meinst du damit?" fragte er und stellte mit Scham fest, dass seine Stimme schwankte. Der hakennasige Zauberer grinste anzüglich und antwortete mit seidenweicher Stimme. "Welchen Teil hast du nicht verstanden?"

Ein Ziehen im Unterleib ließ ihm die Röte ins Gesicht treiben und er sah zur Seite. Das hier war ein Alptraum. "Damit wirst du nicht durchkommen," sagte er überzeugter als er sich fühlte.

"Möchtest du damit zu Dumbledore gehen?" fragte der andere Zauberer süffisant. "Das kannst du gern tun. Ich werde sagen, dass ich meine Fähigkeiten wohl ein wenig überschätzt habe... jeder weiß, dass es kein Mittel gibt."

"Ich werde ihm sagen, dass du mich damit erpresst hast, er wird dir nicht glauben."

"Tu das." meinte Snape ruhig und gelassen. "Selbst wenn er das nicht tut, mir hat nie soviel an der Meinung anderer gelegen wie dir."

Remus wusste, dass der Slytherin Recht hatte und es schmerzte, die Wahrheit auf diese höhnische Art und Weise gesagt zu bekommen. Er schwieg.

Nach einer Weile setzte Snape sich auf. "Remus, ich bin ja kein Unmensch."

Dieser Bastard machte sich doch tatsächlich einen Spaß daraus, sein Spiel mit ihm zu treiben!

"Ich mache dir ein Angebot. Ich weiß nicht, wie lange es dauert, den Trank auf dich abzustimmen. Vielleicht gelingt es mir in einer Nacht, vielleicht wird es einige Vollmonde dauern. In der Zeit direkt vor und direkt nach der Verwandlung wirst du mir gehorchen ohne mich zu hinterfragen. Das ist wichtig, ich werde dein Vertrauen nicht missbrauchen. Danach kannst du mir deine Entscheidung mitteilen." Er legte die Fingerspitzen aneinander und sah den Werwolf abwartend an. Offenbar hatte er sich dieses Vorgehen zuvor sehr genau zurecht gelegt.

Remus war schwindlig. "Ich muss darüber nachdenken."

Der Zaubertranklehrer nickte knapp und erhob sich. "Ich werde gegen Nachmittag wiederkommen." Mit einer kurzen Bewegung griff er nach der Flasche auf dem Tisch und disapparierte.

Hogwarts, Menschen, bekannte Gesichter. Er würde ein Einkommen haben und regelmäßiges Essen. Er würde in Honeydukes einkaufen können, in den Drei Besen mit anderen Lehrern etwas trinken, ganz wie ein normaler Mensch. Sein Magen zog sich bei dem Gedanken schmerzhaft zusammen. Seit dem Tod von James und Peter hatte er sich nicht mehr wie ein vollwertiger Mensch gefühlt. Was konnte ihm Snape schon antun, was war schlimmer als die letzten verdammten zwölf Jahre?

Als es an der Tür klopfte, hatte er seinen Koffer bereits gepackt, nur für Den Fall, dass das Experiment an einem anderen Ort stattfinden würde. Einen Moment lang empfand er sogar Dankbarkeit, dass Snape überhaupt wiedergekommen war. Als er in dessen kalte schwarze Augen sah, machte sich allerdings auch ein leises Gefühl von Angst in ihm breit. Trug Snape ihm die Quälereien von damals immer noch nach?

"Nun, wie lautet deine Antwort?" fragte der Zauberer ohne Begrüßung nach.

Remus nickte und strich sich über die wirren rotbraunen Haare. "Ich will es versuchen."

Snape nickte knapp und spähte an ihm vorbei ins Innere der ärmlichen Behausung. "Dann komm mit. Wie ich sehe, hast du deinen Koffer bereits gepackt."

"Wohin gehen wir?" fragte Lupin und griff nach der alten braunen Tasche.

"Keine Fragen." Snape packte ihn am Arm und disapparierte mit ihm.

Als sie wieder materialisierten, befanden sie sich in einem alles andere als einladenden Keller. An den dunklen Steinwänden türmten sich Regalbretter mit unterschiedlich geformten Einmachgläsern bis zur Decke empor. Snape entzündete die Wandfackeln und verschwand im Nebenraum. Unsicher sah Lupin sich um. Einige Dinge in den Gläsern sahen aus wie Embryos, andere schienen ihn aus toten Augen anzustarren. Es war kalt hier unten und Lupin fror. Zögernd ließ er seinen Koffer in einer Ecke stehen und folgte Snape mit um sich geschlungenen Armen. Der Zauberer war über einen kleinen, silbernen Kessel gebeugt und streute feine graue Blätter in die gleichmäßig blubbernde Flüssigkeit. Die Flammen, die über das heiße Metall züngelten spiegelten sich in Snapes schwarzen Augen. Vielleicht unterschätzte er ihn. Der Zauberer hatte sich geändert, seit er damals den Todessern beigetreten war. Der Tränkemeister sah auf und warf ihm einen durchdringenden Blick zu. Lupin sah sich um. Dieser Raum hier wirkte größer, wenn auch nicht weniger ungemütlich. An einer Wand hingen Kessel von unterschiedlicher Größe und Farbe an Haken, an einer anderen stand eine große, alt aussehende Vitrine mit Werkzeugen und Messern. Der Raum hatte keine Fenster.

"Wo sind wir hier?"

Snape hob eine Augenbraue. "Nicht auf Hogwarts. Ich wollte nicht, dass jemand durch deine Schmerzensschreie beunruhigt wird."

Remus fröstelte bei dem kalten Glanz in Snapes Augen. "Sehr rücksichtsvoll von dir." Sein Blick wanderte weiter durch den Raum und blieb an einer massiv aussehenden Stahlkonstruktion hängen.

"Du solltest aufhören, Fragen zu stellen, für die Antwort reicht dein Gryffindor-Mut vielleicht nicht."

Remus rann es kalt den Rücken hinunter. Er bereute es, hierher gekommen zu sein. Langsam kam der andere Zauberer auf ihn zu und hielt ihm einen Tonkrug entgegen. "Hier, trink das."

"Was...?" Als er Snapes warnendem Blick begegnete, verstummte er und kippte die sauer schmeckende Flüssigkeit hinunter. Ein Gefühl von Schwäche und Übelkeit breitete sich in ihm aus und ihm wurde schwindlig. Emotionslos sah Snape zu, wie der Werwolf würgend auf die Knie sank.

"Behalt es drin. Und ab jetzt will ich kein Wort mehr von dir hören, es sei denn, ich frage dich etwas, dann möchte ich die Wahrheit von dir, keine Ausflüchte. Hast du mich verstanden?"

Remus nickte. Seine Innereien zogen sich in Krämpfen zusammen und er musste immer wieder würgen. Kalter Schweiß brach ihm aus, seine Hände wurden taub und er begann, unkontrolliert zu zittern. Snape beugte sich zu ihm herunter und nahm ihm seinen Stab aus der Tasche. Dann wandte er ihm den Rücken zu und rührte weiter in der brodelnden Flüssigkeit.

Lupin hatte Todesangst, er war sich sicher, dass Snape ihn umbringen würde. Würgend erbrach er sich auf den kalten Steinboden. Der Tränkemeister fluchte, packte ihn bei den Haaren und richtete den Zauberstab auf sein Gesicht. "Evanesco!"

Er konnte ein Aufatmen nicht unterdrücken. Langsam kam sein Herzschlag zur Ruhe und sein Atem verlangsamte sich. Die Übelkeit und das Zittern aber blieben. Der schwarzgewandete Zauberer holte eine neue Flasche aus dem Nebenraum und zwang ihn, zu trinken. Dann richtete er seinen Stab auf ihn und murmelte: "Stupefy!"

Remus konnte sich nicht mehr bewegen, und der ganze Alptraum begann von vorn. Der Atem blieb ihm weg als sich der Trank diesmal mit einem Brennen in seinem Körper ausbreitete. Immer neue Wellen von Übelkeit und Brechreiz durchspülten ihn, dann wurde ihm schwarz vor Augen.

Als er wieder zu sich kam, war sein Körper kalt und starr. Mit geschlossenen Augen versuchte er, sich auf die Seite zu drehen und zu schlucken. Der Zauber war von ihm genommen und der Brechreiz hatte soweit nachgelassen, dass er ihn jetzt kontrollieren konnte.

"Mach die Augen auf." Snapes kalte Stimme ließ ihn automatisch gehorchen. Der Zauberer kniete neben ihm und sah ihn forschend an. "Wie fühlst du dich?"

Lupin versuchte seine Zunge, die ihm übergroß und pelzig vorkam, dazu zu bringen etwas zu sagen. Es gelang ihm nicht.

"Steh auf."

Mühsam versuchte er, dem Folge zu leisten und stemmte sich auf den Ellenbogen, aber er konnte diese Position kaum zwei Sekunden halten und sank wieder auf den Boden zurück.

Snape wirkte zufrieden. "So, und nun den Wolfsbanntrank. Mach den Mund auf."

Sein Geist drohte wieder wegzukippen und die Welt um ihn drehte sich. Ein warmer Druck an der Schulter holte ihn zurück. Snape hatte ihn auf den Rücken gedreht und hob seine Augenlieder um zu überprüfen, ob er bei Bewusstsein war. Dann spürte er Snapes Fingerspitzen an seinen Lippen und öffnete unwillkürlich den Mund. Dickflüssiger Schlamm drang ihm zwischen die Zähne und er begann zu husten und zu würgen. Als ihm zwei Finger die Nase zuhielten, versuchte er sich zu wehren, gegen den Arm zu schlagen, der ihn festhielt, aber er war zu schwach. Tränen der Verzweiflung rannen ihm aus den Augenwinkeln.

"Schluck es. Dann lasse ich dich wieder atmen."

Das pelzige Gefühl in seinem Hals machte ihn rasend, aber er schluckte so schnell er konnte. Endlich hörte es auf und Snape ließ ihn frei. Als Remus die Augen öffnete, lag beinah etwas sanftes in seinem Blick. Dann stand er auf und Remus war wieder allein. Die Übelkeit und das pelzige Gefühl gingen langsam zurück, dafür war ihm eiskalt und die Schwäche in seinen Gliedern hatte noch immer nicht nachgelassen. Er fühlte, wie er von einem Zauberspruch in die Luft gehoben wurde und dachte diesmal nicht einmal daran, sich zu wehren. Er war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass er sich viele Sorgen darum hätte machen können, dass er in den großen, metallenen Käfig gesperrt wurde und sich die Tür mit einem leisen Quietsch hinter ihm schloss. Stattdessen konzentrierte er sich darauf, ruhig und gleichmäßig zu atmen und seinen rumorenden Magen zu beruhigen. "Snape, ich bringe dich um," presste er mühsam zwischen den Zähnen hervor.

"Wenn dir das heute Nacht gelingt, ist es meine eigene Schuld," hörte er es nicht weit von sich entfernt. Einen Moment später wurde eine Decke über ihn gebreitet und er sank in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Als er erwachte war es Abend. Er brauchte weder Uhren noch Fenster um von der hereinbrechenden Nacht zu wissen, und von dem Vollmond, der langsam hinter den dicken Mauern aufstieg. Langsam öffnete er seine Augen und sah sich um. Snape hatte einige Meter neben ihm auf einem Stuhl Platz genommen und sah gerade von einer sehr alt aussehenden Schriftrolle auf. Einen Moment lang fragte er sich, ob er die Verwandlung in diesem geschwächten Zustand überhaupt überleben würde. "Es fängt gleich an," flüsterte er dem düsteren Zauberer zu und setzte sich mühsam auf. Wieder begannen seine Hände zu zittern als er sich bemühte, die Knöpfe an seinem Hemd zu öffnen.

"Was hast du vor?" fragte Snape misstrauisch.

Remus lächelte schief. "Weißt du, ich habe nicht allzuviele Hemden..."

"Und nachher wirst du noch eins weniger haben. Ich bezweifle, dass es dir mit dem Trank gelingt, die nötige Kraft aufzubringen."

Nach einigen weiteren erfolglosen Versuchen musste er seinem Peiniger Recht geben. Aber er hatte wirklich nicht mehr viele Hemden und Hosen.

"Sieh mich nicht so an. Ich werde mich sicher nicht in unnötige Gefahr begeben und dir jetzt helfen."

"Ich hatte es auch nicht darauf angelegt, mich von dir ausziehen zu lassen," gab Lupin schnippisch zurück. Nach einer Weile fügte er leiser hinzu: "Es ist wahrscheinlich besser wenn du den Raum verlässt. Nur für alle Fälle."

Snape legte die Schriftrolle beiseite und trat näher an den Käfig heran. "Im Gegensatz zu dir habe ich einiges Vertrauen in meine Fähigkeiten als Trankbrauer."

"Scheint mir nicht so," bemerkte der Werwolf mit Blick auf den stabilen Verschlag in dem er sich befand. Sollten die Tränke allerdings nicht wirken, würde er dem Wolf kaum etwas entgegen zu setzen haben.

"Der ist nur für den Fall, dass du mich morgen früh immer noch umbringen willst."

Aus Remus Kehle drang ein tiefes Grollen und der andere Zauberer zuckte erschrocken zurück. Der Werwolf spürte, wie seine Knochen sich zu verformen begannen und stemmte sich mühsam auf alle Viere. Ein langgezogenes Heulen kam aus seiner Kehle als er den Kopf in den Nacken warf und sich sein Hals schmerzhaft verkürzte. Er sah und hörte nichts um sich herum, in seinen Ohren rauschte das Blut. Blut, er brauchte Nahrung. Quälend langsam bildeten sich seine Hände zurück und seine Arme verlängerten sich. Die Haut an seinem Rücken brach auf als sein Rückrat in die Länge wuchs. Mit einem lauten Krachen wechselten die Rippen ihre Position und veränderten sich. Remus beobachtete das alles mit analytischer Faszination. Unzählige Male hatte er das durchgemacht, aber noch nie hatte er es in dieser Klarheit verfolgen können. Er spürte den Hunger auf Menschenfleisch wachsen, er spürte die Instinkte und übermächtigen Triebe an die Oberfläche kommen, aber er war noch immer er selbst. Haare bohrten sich durch seine Haut und Zähne weiteten das Zahnfleisch bis es blutete. Warum wuchsen Sehnen und Haut nie gleichzeitig mit allem anderen? Der Schmerz ließ ihn laut aufschreien und er zuckte vom Klang seiner eigenen Stimme zusammen. Die Welt um ihn herum wurde undeutlicher, die Triebe übernahmen die Kontrolle. Er konnte spüren, wie er langsam in den Dämmerzustand zurücksank, der auch sonst nach einer Verwandlung eintrat. Aber diesmal war das Monster in ihm schwächer, er konnte kämpfen. Er spürte, wie sich seine Nackenhaare sträubten und die scharfkantigen Fangzähne hervortraten. Der Wolf in ihm wehrte sich mit aller Macht.

Er konnte Snapes Angstschweiß riechen und fühlte ihn am anderen Ende des Raumes. Er hatte Hunger, großen Hunger. Langsam lehnte er seinen geschwächten Körper gegen die Stäbe. Er konnte es nicht ertragen, eingesperrt zu sein. Langsam kamen Erinnerungen an andere Vollmondnächte. Er wollte sie zurückdrängen, sie gehörten dem Wolf, nicht ihm. Das zarte Fleisch einer Frau, er hatte es gekostet, er wollte mehr davon.

Der Mensch in ihm wandte sich vor Verzweiflung. Nein, er wollte es nicht, er wollte es nie wieder. Er wollte seine Zähne in Snapes Fleisch graben. Immer und immer wieder vermischten sich seine Gefühle mit denen des Wolfs, bis er ihn endlich niederkämpfen konnte.

Sein Körper fühlte sich ungewohnt an, schwach, zittrig, ein Nachhall seiner menschlichen Gestalt vor ein paar Stunden. Er klammerte sich an der Erinnerung fest. Langsam ging er in dem engen Käfig hin und her um sich an seinen Tierkörper zu gewöhnen. Er kam ihm fremd vor, jetzt wo er ihn selbst kontrollieren sollte. Snape roch noch immer nach Angst, er konnte seinen Blick auf sich spüren und sträubte die Nackenhaare. Die Gerüche unzähliger Kräuter und Trankzutaten strömten in seine Nase und schufen ein viel deutlicheres Bild als seine Augen es je gekonnt hätten.

Der Mensch kam näher. "Lupin?"

Seine Stimme löste ein sanftes Prickeln in ihm aus. Er konnte Sorge darin hören, Angst, und den Versuch, unbeteiligt zu klingen. Lupin lächelte und spürte, wie Snape kaum wahrnehmbar zurückschreckte.

'Ja, es ist alles in Ordnung,' wollte er sagen, aber aus seiner Kehle drang nur ein tiefes Grollen, das ihm selbst die Nackenhaare zu Berge stehen ließ. Er versuchte es mit einem Schwanzwedeln.

"Allerliebst. Guter Hund," sagte Snape herablassend.

Lupin antwortete mit einem tiefen, durchdringenden Knurren. Er wusste, ein Mensch hätte dem Zauberer nichts anmerken können, aber er spürte dessen Angst.

"Gut, offenbar verstehst du mich." Lupin nickte und kam näher auf Snape zu. Der Wolf in ihm gewann kurz an Macht als er das Blut unter Snapes weicher Haut rauschen hörte. Langsam breitete sich ein Gefühl von Erregung in ihm aus, das er nicht unterdrücken konnte. Er spürte, wie etwas zwischen seinen Beinen zu wachsen begann und größer wurde. Schnell legte er sich auf den Boden, damit Snape es nicht sah, aber das Gefühl wurde durch den Druck nur intensiver. Er hörte den Stoff über Snapes Haut gleiten als dieser sich bewegte. Wieder dachte er an die Frau und wie er seine Zähne in ihren Hals versenkt hatte.

Ein verzweifeltes Wimmern kam aus seiner Kehle. Er wollte an nichts mehr denken.

Quälender Schmerz brachte ihn zurück an die Oberfläche. Er lag in eine Apparatur eingespannt auf dem Rücken, noch immer im Körper des Wolfes. Sein Maul wurde von Klemmen offen gehalten und eine fürchterlich schmeckende Flüssigkeit sickerte langsam seine Kehle hinab. Mühsam versuchte er sich zu bewegen aber die Fesseln gaben keinen Millimeter nach.

„Lupin?" Stunden mussten vergangen sein. Er konnte es riechen. Snape hatte Angst gehabt, er hatte sich angestrengt etwas zu tun, er hatte sich Sorgen gemacht. Remus konnte keine Antwort geben, aber der Zauberer ließ das Metall kurz darauf mit einem leisen „Relashio" verschwinden. Erleichtert atmete er auf und rollte sich zu einem Bündel zusammen.

„Bleib wach. Bald geht die Sonne auf, dann ist es vorbei," sagte Snapes sanfte Stimme nicht weit von seinem Ohr. Wieder Willen reagierte sein Körper mit einem schwachen Schwanzwedeln. Er hörte den Zauberer lächeln.

„Hundefutter." Er knurrte leise. „Würstchen?" Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein? Er öffnete die Augen und begann wieder damit in seinem kleinen Käfig hin und her zu laufen.

„Und nun stell dir ein Mädchen vor, sie ist gerade 13 Jahre und läuft ganz allein durch den Wald. Du kannst ihre Angst riechen..."

'Hör auf!' wollte er sagen, doch das Geräusch, das aus seinem Hals drang war nicht mehr als ein verzweifeltes Aufjaulen. Der furchtbare Hunger in ihm regte sich wieder, fuhr in seine Glieder und ließ ihn unter Strom stehen. Auch sein Geschlechtsteil meldete sich mit sanften Druck.

„Nein, nein, bleib ruhig stehen. Stehst du auch auf kleine Jungs?"

Er wollte diesen Bastard zerfleischen! Mit aller Kraft stemmte er sich gegen die Gitter, aber die Schwäche des Tranks wirkte noch immer nach. Knurrend ließ er sich zu Boden gleiten. Er hörte, wie Snape sich Notizen machte.

Der Mond begann, auf der anderen Seite der Erdkugel zu versinken und Lupin stellte sich auf die Schmerzen der Rückverwandlung ein. Diesmal dauerte es länger als jemals zuvor. Oder kam ihm das nur so vor weil es das erste Mal war, dass er den ganzen Prozess als Mensch erlebte? Spürte der Wolf diese Qualen genauso wie er?

Keuchend und schweißbedeckt kam er zur Ruhe. Sein Körper blutete aus unzähligen kleinen Wunden. Erst mit der Zeit wurde ihm bewusst, dass er beobachtet wurde und bedeckte seine Blöße mit den zerrissenen Resten der Decke. Snapes schwarze Augen wanderte über seinen zerschundenen Körper.

„Wie fühlst du dich?"

„Furchtbar. Lässt du mich jetzt hier raus?"

„Nein. Der Trank hat das Gleichgewicht zwischen dir und dem Werwolf gestört. Ich warte lieber noch eine Weile ab."

„Du meinst, dieses Monster könnte in meinen Körper schlüpfen?"

Snape nickte.

"Warum hast du mir nichts davon gesagt?"

Der Zauberer richtete sich ein wenig auf. „Wenn du davon gewusst hättest, hättest du dich wahrscheinlich, ganz in Gryffindor-Manier, wegen den Gefahren für deine Mitmenschen gegen das Experiment entschieden." Lupin hätte ihm in die Kehle beißen können, es war doch nicht zu fassen.

„Beruhig dich. Der Trank wirkt maximal 24 Stunden. Ich glaube nicht, dass es danach noch zu Unregelmäßigkeiten kommt."

„Du glaubst?"

Snape ignorierte ihn und ging in einen Nebenraum. Nach einer Weile kam er mit einem Tablett und einem Stoffbündel zurück.

„Leg dich auf den Bauch und breite die Arme aus."

Lupin sparte sich die Frage und gehorchte widerwillig. Im nächsten Moment hatten sich Fesseln um seine Hand- und Fußgelenke geschlossen. Snape öffnete das Gitter und kam näher. Der Werwolf spürte wie er zögerte, aber dann verteilten Snapes warme Hände eine prickelnde Paste über die Wunden an seinem Rücken, speziell an der Stelle, an der sich der Schwanz zurückgebildet und ein klaffendes rundes Loch hinterlassen hatte. Poppy hatte, so lange er in Hogwarts zur Schule gegangen war, jeden Monat das selbe getan, und trotzdem wurde er jetzt rot vor Scham. Er wollte nicht, dass Snape seinen vernarbten und ausgemergelten Körper sah.

Seine Sinne waren noch immer geschärft, wenn auch nicht so sehr wie zuvor und die Anwesenheit Snapes war ihm schmerzlich bewusst. Ein schwaches Bild der Phantasie, die er vor einigen Stunden gehabt hatte drängte sich in den Vordergrund, aber es gelang ihm, sie zu unterdrücken. Ohne ein weiteres Wort stand Snape auf, stellte Tablett und Kleidung neben ihn auf den Boden und schloss den Käfig von außen. Dann verschwanden seine Fesseln.

„Ich schlage vor, du isst etwas, ziehst dich an und wir holen beide etwas Schlaf nach."

Remus nickte und kam mit Mühe in eine sitzende Position.

„Severus...?"

„Ja?"

„Hättest du vielleicht etwas Schokolade?"

Der Zauberer blinzelte.

„Es ist wichtig. Wenn du nichts hier hast, in der Seitentasche meines Koffers..."

Snape war dieser Vorschlag sichtlich unangenehm, trotzdem nickte er und verschwand. Nach einigen Minuten warf er ihm die Tafel wie einem Zootier durch die Stäbe zu und verschwand.

Der Geruch von Kräutern stieg ihm in die Nase und er sah sich um. Das Tablett neben ihm war vollgeladen mit Essen, das er schon lange nicht mehr in dieser Zusammenstellung gesehen hatte. Brot, Wurst, kalter Braten, Eier, Marmelade, Honig und sogar Orangensaft. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen als er sich darüberbeugte. Erst als er versuchte, seine Tafel Schokolade zu öffnen oder sich eine Scheibe vom Brot abzuschneiden wurde ihm Snapes perfide Bösartigkeit bewusst. Seine Hände zitterten noch immer so sehr, dass er sie kaum gebrauchen konnte. Tränen der Ohnmacht trieben ihm in die Augen als sein Magen vor Verlangen knurrte.

Er musste nach der Rückverwandlung essen, dringend, aber die Nachwirkungen des Trankes machten es ihm unmöglich, auch nur für längere Zeit sitzen zu bleiben.

„Na, schmeckt dir nicht, was ich dir mitgebracht habe?" Snape war wieder da und biss genüsslich in ein Sandwich.

„Schleimiger Bastard," stieß Remus zwischen den Zähnen hervor.

Snape grinste und aß in aller Ruhe zu Ende. Dann ließ er die Käfigstäbe mit einem Wink seines Zauberstabes verschwinden.

„So wie es aussieht, stellst du in diesem Zustand keine große Gefahr für mich dar. Nicht einmal wenn der Wolf die Kontrolle übernimmt."

Mit ein paar gekonnten Schlenkern seines Stabes hatte er den hilflosen Zauberer eingekleidet. Die schwarze Hose und das grüne Hemd passten perfekt.

„Du kannst die Sachen behalten. Ich brauche sie nicht mehr," sagte Snape herablassend. Dann kniete er sich vorsichtig neben den auf dem Rücken liegenden Mann und entpackte die Schokolade. „Warum ist die so wichtig?"

Lupin war verlegen, er konnte es nicht wirklich erklären. „Sie ist, ... nun ja, beruhigend. Die Schmerzen wirken weniger schlimm, ich komme besser zu mir."

Snape gab ein unzufriedenes Grunzen von sich und reichte ihm die Tafel.

Mit missbilligend gerunzelter Stirn sah er zu, wie Lupins zitternde Finger die Schokolade in den Mund schoben. Remus kam sich erbärmlich vor. „Was ist das für ein höllischer Trank, den du mir als erstes verabreicht hast?"

„Ein modifizierter Schwächungstrank. Er wirkt bei dem Wolf nicht besonders stark, deshalb habe ich dir die dreifache Dosis gegeben. Er wird nachlassen wenn du etwas gegessen hast. Trink das hier." Er hielt ihm die nach Kräuter duftende Tasse an die Lippen und stützte seinen Kopf.

„Was ist das?"

„Trink!"

Die Flüssigkeit brannte heiß in seinem Hals und wärmte ihn von innen. Der leichte Schmerz war auf beruhigende Weise wohltuend. Langsam ließ das Zittern nach und er entspannte sich.

„Mach den Mund auf," sagte Snapes kalte Stimme. Er konnte die Haut des Menschen neben ihm riechen, die abgeklungene Angst. Und das Blut rauschte in dessen Adern. Remus schloss die Augen und ballte die Fäuste um den Hunger und die Gier zu unterdrücken, die wie eine Welle in ihm aufgestiegen waren. Sein Bewusstsein wurde müde, schläfrig, er hörte Snapes pochendes Herz.

„Lupin, reiss dich zusammen."

Nur einmal würde er dem Gefühl in sich nachgeben müssen und er wäre dieses Ekel los, nur einmal...

„Du würdest dich in diesem Zustand nur blamieren," sagte Snape als hätte er seine Gedanken gelesen.

Lupin öffnete die Augen.

„Mund auf."