Alle Charaktere und sämtliche Rechte an ‚NCIS: Los Angeles' gehören CBS und Shane Brennan Productions. Die folgende Geschichte dient keinerlei kommerziellen Zwecken, sondern wurde nur zum Vergnügen für Fans geschrieben. Eine Verletzung des Copyrights ist nicht beabsichtigt. Alle weiteren Personen gehören der Autorin.
Ich bin keine Fachfrau in Bereichen wie Medizin, Drogen, Flugzeugtechnik, Waffen oder Undercoverarbeit. Sollten Euch also Fehler auffallen, lasse ich mich gerne korrigieren.
Viel Spaß beim Lesen und ich freue mich auf Eure Rückmeldungen.
Kapitel 1 - Zurück in die Vergangenheit
Sie stand vor der Tür und war erleichtert. Geschafft. Energisch klopfte Joann an. Es dauerte nicht lange, bevor ihr die Tür geöffnet wurde.
„Jo, meine Kleine!" Zwei kräftige Arme umfingen sie, drückten Joann kräftig und doch liebevoll an eine breite Brust. Voller Zuneigung erwiderte sie die Umarmung. „Komm herein, Liebes." Nachdem er die Tür geschlossen hatte, sah er Joann prüfend an. „Kleines, Du siehst nicht gut aus. Setz Dich und erzähl mir, was passiert ist."
Joann sah sich in dem ihr so vertrauten Raum um, sog den leichten Duft nach Zitronen in sich auf. Es schien sich nichts verändert zu haben. Und dann brach Joann in Tränen aus, zitterte am ganzen Körper. Sofort wurde sie wieder in die Arme genommen. „Schsch, Kleine, alles wird gut. Was auch immer es ist, wir bekommen das hin." Sanft wiegte er sie in seinen Armen.
Es dauerte eine Ewigkeit, bis sich Joann wieder beruhigt hatte. Die Tränen versiegten und übrig blieb nur bleierne Müdigkeit. „Kleine, Du gehst jetzt schlafen. Das Bett ist frisch bezogen, im Bad hängen saubere Handtücher. Wenn Du ausgeschlafen hast, reden wir. Alles klar?"
Joann nickte. „Danke." Sie gab ihm eine Kuss auf die Wange.
Als Joann wach wurde, war es heller Tag. Sie warf einen verwirrten Blick auf ihre Uhr. Du meine Güte, sie hatte zwanzig Stunden geschlafen! Schnell sprang Joann unter die Dusche und ging dann mit knurrendem Magen in die Küche. Auf dem Tisch lag eine Nachricht. ‚Kleine, der Kühlschrank ist voll, nimm Dir, was du willst. Bin bald wieder zurück.' Nach einem Blick in den Kühlschrank musste Joann lächeln. Lauter Sachen, die sie gerne aß. Also legte sie los.
Nachdenklich sah Joann auf das Prepaid-Handy in ihre Hand. Sie musste G eine Nachricht schicken, dass war sie ihm schuldig. Er machte sich bestimmt schon Sorgen um sie. Aber was sollte sie ihm sagen? Joann wollte nicht lügen, aber zur Wahrheit war sie noch nicht bereit, zumindest nicht per Telefon. Sie seufzte, dann wählte Joann.
„Hy, G, ich bin's, Jo. Es geht mir gut, ich bin in New York, bei…Freunden. Es tut mir leid, aber ich brauche etwas, was Du mir im Moment nicht geben kannst. Sobald ich zurück bin, werde ich Dir alles erklären. Ich habe mein Handy verloren, bitte lass es durch Eric suchen. Leider habe ich es erst am Flughafen gemerkt, als ich Dir Bescheid sagen wollte. Du kannst mich über diese Nummer erreichen, sollte es notwendig sein. G, bitte vergiss eines nicht: Ich liebe Dich, ich komme zurück."
Joann hatte direkt auf Callens Mailbox durchgewählt. Sie konnte jetzt nicht mit ihm sprechen. Dafür musste sie erst wieder mit sich selbst ins Reine kommen.
„Hallo, Kleine, wo warst Du?" Lächelnd beugte sie sich hinunter und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
„Ein bisschen an der frischen Luft. Ich musste ein Telefongespräch führen."
Mit gerunzelter Stirn sah er sie an. „Eine sichere Leitung?"
„Ein Prepaid-Handy. Für eine sichere Leitung hätte ich in die NCIS-Niederlassung gehen müssen. Das wollte ich nicht."
„Wirst Du mir jetzt sagen, was los ist?"
Langsam nickte Joann. „Ja. R.J. ist wieder aufgetaucht."
Stück für Stück berichtete Joann, was geschehen war. Sie achtete darauf, keine Geheimnisse preiszugeben, aber sonst ließ Joann nichts unerwähnt. Es dauerte, bis sie fertig war. Dann herrsche Schweigen.
„Ach, Kleine, es tut mir so leid. Gut, dass es jetzt vorbei ist."
„Es ist nicht vorbei."
„Warum? Nach allem, was Du mir erzählt hast, kommt Davenport mit keinem Trick der Welt mehr aus dem Knast."
„Es geht nicht um R.J., es geht um mich. Für mich ist es nicht vorbei. Ich habe immer noch Albträume, manchmal reagiere ich total unlogisch. Und dann ist ja auch noch meine Suspendierung…"
„Ich kann Dir nicht sagen, was mit Deiner Suspendierung ist oder was Du sonst noch für Ärger bekommen wirst. Aber Deine Albträume und Dein unlogisches Verhalten sind normal, nachdem was Davenport Dir angetan hat."
Sie sahen sich ernst an. „Da ist noch etwas…Als ich damals im Krankenhaus lag, haben die Ärzte Dir erzählt, was mit mir geschehen ist?"
„Sicher, ich war Dein nächster Angehöriger. Warum?"
„Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber hat er…hat R.J. mich…"
„Was, Kleine?"
„Hat er mich missbraucht?" Endlich war es raus.
„Wie kommst Du darauf?"
Joann zögerte kurz, bevor sie antwortete. „Es sind so viele Kleinigkeiten: Angefangen mit den Albträumen, dann meine Zurückhaltung gegen über Männern. Ich konnte es lange nicht ertragen, wenn mich einer berührte. Vertrauen ist auch so ein Punkt. Manchmal fällt es mir sogar schwer, meinen Kollegen und Freunden zu vertrauen. Oder G. Das seltsame Verhalten von Nate und Hetty bei diesem Fall. Etwas, dass Nate gesagt, darüber, dass ich mich gewehrt habe, gegen R.J., woran ich mich aber nicht erinnern kann. Tja, und das ist der Hauptpunkt, dass ich mich nicht erinnern kann. Nate meint, dass ich vielleicht etwas verdränge." Joann schluckte. „Als Ermittlerin kann ich bei all dem nur eines folgern: die betreffende Frau wurde missbraucht."
Er seufzte. „Es tut mir so leid, Kleine, ich hatte gehofft, dass Du Dich nie erinnern würdest." Er seufzte noch einmal. „Ja, Du hast Recht."
„Ich erinnere mich immer noch nicht, ich habe nur eine Schlussfolgerung gezogen."
„Du willst das vielleicht nicht hören, aber es ist besser so."
Joann sah ihn nur an.
„Doch, Kleine, glaub mir, es ist besser. Auch wenn es noch eine Weile dauert, bis Du das erkennst."
Tränen liefen über Joanns Gesicht, aber sie gab keinen Laut von sich.
„Meine Kleine…" Wieder wurde sie liebevoll in die Arme genommen. Er wartete einfach ab.
Schließlich fasste sich Joann wieder. „Und was jetzt? Was soll ich jetzt tun?" Aus der klugen, distanzierten Agentin war eine ängstliche, traurige Frau geworden.
„Nun, da gibt es einiges. Sprich mit Eurem Psychologen. Falls er Dir nicht helfen kann, nennt er Dir bestimmt jemanden, der es kann. Rede mit G. Wenn er so klug ist, wie Du immer sagst, dann wird er sich schon längst seinen Teil gedacht haben. Deine Kollegen wahrscheinlich auch." Sein ernster Blick wurde liebevoll. „Hab Vertrauen zu ihnen. Sie haben Dich doch noch nie enttäuscht, oder?"
„Nein, noch nie…"
„Na, also."
Schweigend saßen die beiden zusammen, hingen ihren Gedanken nach. Joann schloss die Augen, ließ die Ruhe und die bekannte Atmosphäre auf sich wirken.
„Danke."
Ein leises Lachen antwortete ihr. „Immer, meine Kleine. Und was hast Du mit dem Rest Deiner Zwangsfreizeit vor?"
„Sie mit meinem Lieblings-New-Yorker zu verbringen!"
Diesmal lachte er laut.
…
„Hallo, ich bin zurück!" Gut gelaunt kam Joann von einem Spaziergang wieder. Die Zeit hier tat ihr gut, gab ihr die Kraft, die sie benötigte.
„Hallo, Kleine!"
Joann wirbelte herum und warf sich lachend in die ausgebreiteten Arme. „Großer! Was machst Du denn hier?"
„Das gleiche könnte ich Dich auch fragen!" Liebevoll wurde Joann geknufft. „Da komme ich her, um meine Neuigkeiten zu erzählen, und wer ist auch da, nach einer Ewigkeit? Unsere Kleine! Nicht zu fassen!" Noch einmal wurde Joann feste gedrückt. „Also, was machst Du hier?"
Joann warf einen fragenden Blick und erhielt als Antwort nur ein Kopfschütteln. „R.J., wir haben ihn in Los Angeles festgenommen. Es gab etwas Ärger und ich brauchte eine Auszeit und schon war ich hier. Erzähl lieber, was Du hier machst."
„Kleine, was hast Du angestellt?"
Doch diesmal schüttelte Joann energisch den Kopf. „Nein, nicht jetzt. Du bist dran. Was für Neuigkeiten?"
Er kannte Joann lange genug und wusste, dass sie reden würde, wenn sie so weit war, nicht wenn er es wollte.
„Ich werde mal wieder versetzt. Diesmal geht es nach Los Angeles." Der verblüffte Gesichtsausdruck von Joann, ließ ihn in Gelächter ausbrechen. „Du wirst mich also in Zukunft öfter ertragen müssen."
„Du kommst wirklich nach L.A.?"
„Ja, ganz sicher. Ich habe es vor ein paar Tagen erfahren. Ich hatte in der Nähe eine Konferenz und wollte die Nachricht persönlich überbringen. Tja, hier bin ich."
„Wann ist es soweit?"
„Ein wenig wird es noch dauern. Ich habe noch zwei Fälle, die ich zu Ende bringen muss. Alle anderen kann ich abgeben, die aber nicht. Vielleicht in einem Monat."
Das Strahlen auf Joanns Gesicht vertiefte sich. „Wow, es wird toll sein, Dich endlich wieder regelmäßig sehen zu können."
„Da sind sie wieder vereint, die Kleine und der Große." Ein sanftes Lächeln umfasste die zwei. „Ich mache Abendessen. Ihr zwei habt Euch sicher einiges zu erzählen."
Lautlos formten Joanns Lippen ‚Danke!', dann widmete sie ihre ganze Aufmerksamkeit dem Mann an ihrer Seite.
Die beiden hatten sein Erscheinen gar nicht wahrgenommen. Wie in alten Zeiten saßen sie nebeneinander auf der Treppe und redeten ohne Unterlass. Joann hatte sich in seine Arme gekuschelt, ebenfalls ein vertrauter Anblick. Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft war sie entspannt und glücklich. Er wünschte sich plötzlich, diesen Anblick öfter sehen zu können. Langsam begann ein Gedanke, in seinem Kopf Gestallt anzunehmen.
Das Essen war gespickt mit Gelächter. Zwischen den drei Menschen herrschte eine lange Vertrautheit. Obwohl sie sich einige Zeit nicht gesehen hatten, war es, als wäre ihr letztes Treffen erst gestern gewesen. Der Schatten, der über Joann gelegen hatte, war verschwunden.
