Wer ist der oder die Glückliche?

Harry ging zum Essenssaal, auch unter dem Namen Große Halle bekannt. Neben ihm schritt, immer treu an seiner Seite, Ron. Sie kamen von Wahrsagen und Harry wusste nun, dass er noch bis Ende der Woche seine Seele in tiefe Abgründe gerissen werden würde.

„Ob es heute mal wieder Spaghetti gibt?", fragte Ron. Sie bogen um eine Ecke und fanden sich auf einem Flur wieder, der eine Anzahl von Klassenzimmern beherbergte. Ein paar Schüler kamen noch heraus, aber die meisten waren schon beim Essen.

„Ach, Ron! Kreisen deine Gedanken denn nur ums Essen?", fragte eine weibliche Stimme hinter ihnen. Sie liefen weiter und Ron knurrte.

„Kümmere dich lieber um deine eigenen Sachen. Zum Beispiel um Dean Thomas", antwortete er.

Ginny holte sie ein und lief neben Harry.

„Du bist nicht auf dem neuesten Stand, Ronald", sagte sie.

„Und nenn mich nicht Ronald!", fuhr Ron sie an.

„Ach, aber Hermine darf dich so nennen?"

Ron wurde rot. „Das ist etwas anderes!", murmelte er. Ginny grinste breit, bevor sie sich an Harry wandte.

„Wem schickst du denn nächste Woche deinen Valentinsgruß?", fragte sie. Harry zuckte mit den Schulter.

„Niemandem. Das ist doch lächerlich!"

Ron nickte heftig und Harry schmunzelte. Er wusste ganz genau, wem Ron einen schicken wollte. Wenn er sich endlich mal überwinden würde.

„Ginny, meinst du, Hermine wird einen bekommen?", fragte Harry.

Sie betrachtete ihn misstrauisch. „Wieso? So weit ich weiß, steht McLaggen noch auf sie."

Harry warf einen Seitenblick auf Ron, der grunzte. „Dieser McLaggen hat doch kein Hirn", maulte er.

Während ihrer Unterhaltung hatten sie die Eingangshalle erreicht. Der fast kopflose Nick schwebte ihnen entgegen. „Ah, hallo, ihr tapferen Gryffindorschüler! Auf dem Weg zu neuen Heldentaten?"

„Nein, auf dem Weg, uns den Bauch vollzuschlagen", sagte Ron.

Der fast kopflose Nick zog eine Grimasse. „Taktlos wie eh und eh", sagte er, dann schwebte er die Treppe hinauf, die sie gerade hinunter gekommen waren.

Ginny kicherte. Michael Corner und Terry Boot wollten zur selben Zeit durch die Tür in die Große Halle wie die drei. Harry machte eine Geste. „Nach euch."

„Danke", sagte Terry. Michael nickte und die beiden gingen rein. Harry, Ron und Ginny folgten auf den Fuß.

„Peinlich, peinlich", murmelte Ginny. „Den Ex zu treffen…"

„Ihr seid schon lange nicht mehr zusammen", bemerkte Ron, als sie zum Tisch gingen.

„Won- Won!", rief eine schrille Stimme. Ron verzog unmerklich das Gesicht. „Bis später", sagte er zu Harry und Ginny und setzte sich dann zu Lavender. Harry schüttelte den Kopf und lief den Tisch entlang.

„Harry, hast du am Wochenende Zeit?", fragte Ginny hinter ihm. Harry stutzte kurz, als er bemerkte, dass sie noch hinter ihm lief.

„Hm? Ja, wieso?", antwortete er und setzte sich neben Hermine. Ginny setzte sich auf seine andere Seite.

„Ich dachte mir, wir könnten nach Hogsmeade gehen", sagte sie.

„Sicher, warum nicht", sagte Harry gedankenlos. Er fing an, zu essen. Er wusste nicht einmal, was. Er war eben in Gedanken.

„Ist ja widerlich", meinte Hermine. Harry zuckte zusammen.

„Was?"

Sie nickte mit dem Kopf zu Ron und Lav- Lav. „Das."

„Wie lange soll das noch so gehen, Hermine?", fragte Harry. Sie zuckte mit den Schultern und blickte auf das auf ihrem Schoß aufgeschlagene Buch.

„Schickst du ihm einen Valentinsgruß?", fragte Ginny. Hermine blickte nicht auf. „Nein."

Harry beendete sein Essen relativ schnell. Als Hermine aufstand, mit den Worten „Ich habe noch was zu erledigen", sprang er auch auf. „Ich komm mit", sagte er. Er hörte Ginny hinter sich her rufen „Wir sehen uns, Harry". Harry drehte sich kurz um und nickte.

In der Eingangshalle packte Hermine ihn am Arm und schliff ihn in eine Ecke. „Weißt du schon, was du anziehst?"

„Wie bitte?"

„Wenn du dich mit Ginny triffst."

Harry kniff die Augen zusammen und zeigte an sich herunter. „Na, was normales eben."

„Nein, nein, nein!" Hermine schüttelte den Kopf.

„Nicht?", fragte Harry.

Hermine schüttelte noch einmal den Kopf. „Nein. Ich werde dich einkleiden. Was soll Ginny denn denken."

„Dasselbe wie immer?"

„Ach, Harry!", seufzte Hermine. Harry konnte sich keinen Reim auf ihr plötzlich erwachendes modisches Interesse machen.

„Kannst du mir erklären –"

„Potter und das Schlammblut! Also waren die Gerüchte wahr?", keifte eine Stimme und kurz darauf stand auch der dazugehörige Mensch neben Harry. Hinter ihm zwei verzauberte Schränke. Malfoy, Crabbe und Goyle.

Harry wurde rot. „Nein. Das geht dich überhaupt nichts an, verzieh dich!"

„Tss. Wer wird denn hier gleich unhöflich?", fragte Malfoy.

„Du!" Harry drehte ihm den Rücken zu. Keine Lust auf Streit, aber hatte er die je? „Lass uns gehen, Hermine!"

„Ja, verzieht euch nur in dunkle Ecken. Ich will gar nicht wissen, was ihr da macht. Bäh, wie tief kann man sinken, Potter. Ich dachte nicht, dass du dich noch tiefer hinab begeben kannst, aber anscheinend…"

Harry stieß ihn weg und ging mit Hermine zur Treppe. Doch plötzlich stolperte er und fiel zu Boden. Malfoy lachte.

„Den Stolperfluch kennst du schon, nicht wahr, Potter?"

Harry fluchte, stand auf und unterdrückte seine Wut. In diesem Schuljahr wollte er nicht mehr in irgendwelche Streitereien, Prügeleien und Nachsitzen mit Malfoy hineingeraten. Langsam wurde es ihm zu lächerlich und kindisch.

Er schaffte es tatsächlich, ohne einen weiteren Angriff zum Gryffindorturm zu kommen.

„Harry, ich denke, Ginny mag Blau an dir", fing Hermine wieder an.

„Was? Hermine, bitte, können wir über was anderes reden?"

„Oh natürlich, wenn es dir zu peinlich ist", sagte Hermine mit einem Zwinkern.

Won- Won und Lav- Lav kamen schon bald, was Hermine dazu brachte, mitsamt ihres Buches in ihren Schlafsaal zu verschwinden. Harry schüttelte nur den Kopf. Denn die beiden waren eh miteinander beschäftigt, mit wem sollte er denn jetzt reden?

Schon kam Ginny herein und steuerte auf ihn zu.

„Harry, so sieht man sich wieder", sagte sie. Innerlich verdrehte Harry die Augen. Er stand auf. „Ja, und ich wollte gerade… zu Hagrid gehen."