Disclaimer: Harry Potter und das dazugehörige Imperium gehört nicht mir. Wenn es so wäre, wäre dies keine Fanfiction. ;-)

Warnung: In dieser Geschichte wird Harrys Welt gehörig auf den Kopf gestellt. Freunde werden zu Feinden, Feinde zu Verbündeten. Dumbledore ist nicht der gute Direktor, sondern hat seine eigenen, perfiden Pläne. Außerdem wird es Harry eine ganze Weile lang ziemlich schlecht gehen. Wer solche Geschichten nicht mag, sollte daher lieber Abstand nehmen.

Anmerkungen: Da bin ich wieder, diesmal zur Abwechslung mit einer deutschen HP Geschichte, die ein wenig anders ausfällt, als die meisten hier.*g* Ich finde, es gibt viel zu wenige Geschichten mit Evil!Dumbledore und meinem Lieblingspairing, deshalb habe ich es auf mich genommen und eine geschrieben, die euch hoffentlich gefällt. Es würde mich freuen, wenn ihr mir mitteilen würdet, was ihr davon haltet. Reviews sind Liebe! ^_^


Schattenphönix

Teil 1

„Da wären wir, Freak", sagte Onkel Vernon selbstgefällig. Er wuchtete Harrys schweren Koffer aus dem Kofferraum des neuen Autos und warf ihn Harry vor die Füße. „Den Weg kennst du hoffentlich." Sein dickes, teigiges Gesicht kam ganz nahe an Harrys heran. „Sollten wir dich jemals wiedersehen, drehe ich dir den Hals um, genauso wie deiner beschissenen Eule. Haben wir uns verstanden?"

Statt eine Antwort zu geben, sah der Junge den fetten Mann nur trotzig aus glühenden Augen an. Offenbar genügte das, denn Vernon drehte sich schnaufend um und wuchtete sich zurück ins Auto.

Onkel Vernon mochte glauben, Harrys Widerstand gebrochen zu haben, aber weiter von der Wahrheit entfernt konnte er nicht liegen. Hedwig hatte er glücklicherweise gar nicht erst mitgenommen, sie war sicher vor seinem unberechenbaren Onkel.

Schweigend sah Harry zu, wie seine sogenannte Familie beschwingt davonfuhr. Dudley drehte ihm sogar eine Nase, wie er augenrollend feststellte. Sie verschwanden gerade aus seinem Leben, und nichts konnte ihm lieber sein.

Das war aber auch der einzige Grund zur Freude.

Wie zum Henker sollte er seinen Koffer auf das Gleis schaffen? In seiner jetzigen Verfassung kam es ihm vor, als wöge das Ding eine Tonne, obwohl er kaum irgendwelche Dinge besaß, die er hätte hineintun können. Alte Schulbücher und Harrys größte Schätze hatte Remus an sich genommen. Harry hatte nur die neuen Schulbücher dabei, und sonst nur seine Schuluniformen. Dudleys abgelegte Sachen hatte er gar nicht erst mitgenommen. Wozu auch? Sie waren inzwischen so ausgefranst und zerlumpt, dass er sie nicht mehr tragen konnte, egal, wie er es drehte und wendete. Nicht, dass er sich überhaupt darin sehen lassen wollte.

Seufzend und mit zitternden Muskeln machte er sich daran, den Koffer und Hedwigs leeren Käfig vor sich herzuschieben. Ein kurzer Blick auf eine der vielen Bahnhofsuhren bestätigte ihm, dass Onkel Vernon ihn ziemlich knapp vor elf abgeliefert hatte. Hoffentlich bekam er den Zug noch!

So schnell es ging kämpfte er sich seinen Weg durch die Muggelmassen auf dem öffentlichen Teil des Bahnhofes. Viele gingen ihm aus dem Weg, wahrscheinlich, weil er so krank aussah.

Harry war es nur Recht – eine Sorge weniger, mit der er sich herumschlagen musste! Er schaffte es drei Minuten vor elf auf den magischen Bahnsteig. Der Schaffner half ihm, den Koffer in den Zug zu wuchten, dann ging es auch schon los.

Während der Hogwarts-Express schnaufend anfuhr, kämpfte Harry sich mit seinem Schrankkoffer durch die Waggons, auf der Suche nach einem leeren oder zumindest freundlich besetzten Abteil.

Auf der Suche öffnete er einige Türen, unter anderem das von Draco Malfoy und seinen Freunden. Harry machte sich nicht, so wie der andere, die Mühe, einen ätzenden Spruch von sich zu geben. Er entschuldigte sich nur leise und zog weiter. Die vielsagenden Blicke der Insassen bekam er gar nicht erst mit, so weit war er gedanklich weg.

Endlich fand er das Abteil, in dem Ron, Hermine, Ginny, Dean und Seamus saßen. Erleichtert öffnete er die Tür weiter, nachdem er den ersten Blick riskiert hatte.

„Hallo Harry!" rief Hermine sofort erfreut. „Wir haben uns schon gefragt, wo du bleibst! Komm, hier ist noch ein Platz frei." Sie machte Anstalten, ihm mit seinem Koffer zu helfen.

„Es kommt noch jemand", fuhr Ron dazwischen. Er sah Harry irgendwie komisch an. „Parvati wollte sich zu uns setzen. Sorry, Harry."

Sprachlos wanderte Hermines Blick zwischen Ron und Harry hin und her. Sie war die einzige, die so reagierte.

„… Oh", sagte Harry zögernd. „Ähm, na gut. Wir sehen uns später."

Verwirrt zog er die Abteiltür zu und starrte blicklos für ein paar Sekunden auf das Glas, das mit einem Vorhang zugezogen war. Dann setzte er sich in Bewegung, packte den Griff seines Koffers und wanderte weiter. Ihm schmerzte alles und er wünschte sich nichts sehnlicher, als sich hinsetzen und ausruhen zu können.

Ein paar Abteile weiter traf er auf Neville und Luna, die sich leise unterhielten. Er grüßte höflich, aber nach Rons merkwürdigem Benehmen fühlte er sich so vor den Kopf gestoßen und verwirrt, dass er sich gar nicht traute, zu fragen, ob sie ihn hereinlassen würden.

Glücklicherweise nahm der immer freundliche Neville ihm das ab. Herzlich lud er Harry ins Abteil ein. Luna begrüßte Harry mit ihrer verträumten Stimme, aber ihr Blick war wacher, als er ihn je gesehen hatte. Das beunruhigte ihn; manchmal sah dieses Mädchen nämlich eindeutig zu viel.

„Hallo Harry, wie war dein Sommer?" fragte sie freundlich. „Mein Vater und ich haben Kackler gejagt. Wir haben ganz viele Fotos gemacht, willst du sie sehen?"

„Gerne", erwiderte Harry. Gegen seinen Willen musste er lächeln, wenn auch nur schwach. Seufzend lehnte er sich so gut es ging zurück. Sein Rücken brannte wie die Hölle, aber das war es wert. Er wollte so gerne die Augen zumachen und einfach-

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„Harry, wach auf! Es wird Zeit, sich umzuziehen", weckte ihn jemand aus seinem tiefen Schlaf. Bewusstlosigkeit traf es wohl eher, aber Harry lag nicht daran, sich zu beschweren. Das bedeutete wenigstens, dass er die anderen nicht mit seinen Albträumen belästigt hatte.

Es war Neville, der damit kämpfte, in seine Schulrobe zu schlüpfen. Groggy rappelte Harry sich hoch. War es wirklich schon so weit? Hatte er tatsächlich die ganze Fahrt verschlafen?

Himmel.

Angestrengt kämpfte er sich selbst in seine Schulrobe. Erst dabei fiel ihm auf, dass Luna gar nicht mehr da war. Er fragte Neville danach.

„Ach, sie ist mit Hermine zusammen losgegangen, um sich umzuziehen", gab Neville bereitwillig Auskunft. Er war fertig damit, seine Uniform anzuziehen und den Schlips geradezurücken. „Du, Harry … kann ich dich was fragen?"

Schlagartig war Harry wachsam, alle seine Muskeln verspannten sich. Neville tat so, als bekäme er das nicht mit. Mutig, wie es sich für einen Gryffindor gehörte, legte er los:

„Mit Verlaub, du siehst entsetzlich aus. Ist bei deinen Verwandten was passiert? Du hast Schmerzen, oder?" Aufgewühlt hockte Neville sich zu Harry auf die Sitze. Dem waren die Knie weich geworden, so dass er sich ebenfalls wieder setzen musste. „Hermine war hier, fast die ganze Zeit. Sie hat geweint und erzählt, dass Ron sie praktisch aus dem Abteil geekelt hätte."

„Was?" fragte Harry mit brüchiger Stimme. „Wieso?"

„Das wusste sie auch nicht. Aber Harry, viel wichtiger bist du im Moment. Bitte versprich mir, dass du zu Madam Pomfrey gehst, okay? Hermine würde sich das auch wünschen."

„Ich kann nicht", widersprach Harry schwach. Neville konnte nicht ahnen, wie gerne er genau das tun wollte, aber er hatte Gründe, es nicht zu machen.

Nevilles trauriger, besorgter Blick machte ihn fast wahnsinnig. Ehrliches Mitleid war für ihn tausend Mal schlimmer als jede Verachtung, denn das perlte nicht an seinem gehärteten Herzen ab.

„Ich komme auch mit", beharrte Neville. „Du musst, Harry. Was ist, wenn du ernsthaft krank wirst und was zurückbleibt? Bitte, geh hin."

Leise seufzend gab Harry klein bei. Er wusste, dass Neville Recht hatte. Und er hatte Schmerzen. Schlimme sogar. Außerdem war er so unendlich müde. Immerhin schien es seinem Freund nun besser zu gehen, das war doch wenigstens etwas.

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Die Fahrt zum Schloss hoch verlief in bedrücktem Schweigen. Die vier Freunde – Neville, Luna, Hermine und Harry – teilten sich eine Kutsche. Sie hatten sich nicht die Mühe gemacht, Kontakt zu Ron und den anderen aufzunehmen, da die Gruppe so laut und beschäftigt war, dass sie gar keine Lust gehabt hatten, sich einzumischen. Hermine sah man immer noch an, dass sie geweint hatte, obwohl sie sich schon lange gefangen hatte. Harry tat sein Bestes, um sie zu trösten, aber mehr, als stumm ihre Hand zu halten, konnte er auch nicht tun. Nevilles eindringliche Bitte nagte noch zu sehr an ihm.

Sie stiegen aus den Kutschen, als sie angekommen waren. Harry hätte gerne Hermine bei ihrer Pflicht als Schulsprecherin unterstützt, aber er konnte sich so schon kaum auf den Beinen halten, daher war er dankbar, dass Luna sich von allein bereit erklärte, sie zu begleiten. Neville ging währenddessen mit zum Tisch der Gryffindors, wo Harry sich vorsichtig niederließ.

„Nach dem Essen", erinnerte Neville ihn leise.

Harry seufzte, nickte aber.

Malfoy und seine Freunde schlenderten an ihnen vorbei, offensichtlich auf dem Weg zu ihrem eigenen Tisch.

„Bei Merlin, Potter, iss doch mal was", schnarrte er kühl. Und dann ging er auch schon weiter. Niemand aus seinen Reihen kicherte oder lachte, was den ganzen Vorfall irgendwie noch surrealer machte.

Wie von selbst ballten sich Harrys Hände zu Fäusten. Er wusste selbst, wie elend er aussah. Es so sachlich von seinem Schulfeind gesagt zu bekommen, machte es nur noch realer.

In dem Moment stieß auch Hermine zu ihnen. „Vergiss es, er ist ein Idiot", murmelte sie.

„Nein, das ist er nicht", gab Harry genauso leise zurück. „Leider."

Ganz im Gegensatz zu Ron, der offenbar beschlossen hatte, sich nicht mehr um seine Freunde kümmern zu wollen. Er saß ein paar Sitze weiter weg auf der Bank und unterhielt sich lautstark mit Seamus und Dean. Auch Ginny saß dabei, wobei ihr Blick oft zu Harry wanderte. Die drei Zurückgebliebenen warfen sich einen bedeutungsvollen Blick zu. Doch hier über solche Dinge zu reden brachte nichts außer Ärger. Stumm verschoben sie das auf später, aber eins war klar: Normal war dieses Benehmen nicht!

Für Harry verging der Abend, als wäre er gar nicht wirklich dabei. Er sah, wie McGonagall die Erstklässler nach vorn führte, damit sie vom Sprechenden Hut in die Häuser eingeteilt wurden. Er bekam keine Namen mit, und die Gesichter merkte er sich auch nicht. Danach hielt Dumbledore eine längere Rede über die Wichtigkeit des Zusammenhaltes gegen Voldemort und die Todesser. Harry zwang sich, aufzupassen, aber die Mühe hätte er sich auch sparen können. Der Alte hatte nichts von sich gegeben, das in irgendeiner Form wichtig gewesen wäre.

Unter dem Tisch hielt Hermine wieder seine klamme Hand. Sie sah ihn so schrecklich besorgt an. Schon in der Kutsche hatte sie ihm den Tränen nah erzählt, dass alle Briefe, die sie per Eule verschickt hatte, postwendend und ungeöffnet zurückgekommen waren, und wenn sie angerufen hatte, hatte seine Tante immer sofort aufgelegt. So oft, wie sie „Es tut mir leid! Ich hätte was tun müssen!" geflüstert hatte, musste es wohl für ihr restliches Leben reichen. Jedenfalls kam es Harry so vor. Dennoch war er so unendlich dankbar, dass sie es anscheinend den ganzen Sommer über versucht hatte, was man von Ron nicht behaupten konnte.

Dann erschien das Abendessen, doch obwohl sein Magen fürchterlich rumorte, wurde Harry eher noch schlecht vom reichhaltigen Geruch. Trotzdem zwang er sich, ein bisschen Suppe zu essen. Er wusste, er durfte es in den ersten paar Wochen sowieso nicht übertreiben, wenn er überhaupt etwas bei sich behalten wollte.

Viel zu lange dauerte das Festmahl. Den Stundenplan, den McGonagall durchreichen ließ, ließ Harry unbeachtet in eine seiner Umhangtaschen gleiten. Er war entsetzlich müde, schlimmer noch als im Zug.

„Komm, Harry, gehen wir", murmelte Neville, als sich das Ende wenigstens schon abzuzeichnen begann. Er zog Harry auf die Füße, der es widerstandslos geschehen ließ.

Neville hatte mit Hermine ausgemacht, dass sie zurückbleiben sollte, um keinen Argwohn zu erregen. Außerdem hatte Harry sie gebeten, genau auf Dumbledore zu achten, wenn er und Neville die Große Halle verließen.

Und genau das tat sie. Allerdings traf es sie weniger, wie zufrieden Dumbledore den Abgang der beiden Jungs hinnahm, sondern eher, dass Snape, der gleich neben Dumbledore saß, noch brütender und gefährlicher aussah, als sonst immer.

Hermine erschrak. Jetzt stand Snape sogar auf und verließ die Halle! Es stand außer Frage, dass er Harry und Neville folgen würde.

Der Tränkemeister entschwand mit wehendem Umhang in einem der vielen Gänge. Für einige Augenblicke blieb Hermine sitzen, doch dann hielt sie es nicht mehr aus. Auch sie erhob sich und verließ hastig die Halle. Wenn Snape sich jetzt mit Harry anlegte, dann musste sie ihrem besten Freund einfach beistehen! In seiner Verfassung brauchte er dringend Hilfe, selbst, wenn Harry nicht wollte, dass sich jemand für ihn Snapes miese Laune einhandelte.

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„Schaffst du es?" fragte Neville besorgt. Harry wurde immer langsamer. Seine Füße wollten ihn kaum mehr tragen, und die Stellen seines Rückens, die von Nevilles stützendem Arm berührt wurden, brannten furchtbar. „Halt noch ein bisschen durch, wir sind gleich da."

„Okay", flüsterte Harry matt. Letztendlich war er sehr froh, dass Neville so hartnäckig gewesen war.

Keiner der beiden bemerkte den Schatten, der ihnen folgte. Sie erreichten gerade den Eingang zum Krankenflügel, als Hermines schnelle Schritte sie einholten und sie keuchend vor Neville und dem zusammensackenden Harry zum Stehen kam.

„Ich helfe dir", sagte sie, dann warf sie sich auch schon Harrys freien Arm über die Schulter. Sie war es auch, die an der schweren Tür klopfte.

Madam Pomfrey öffnete, sichtlich überrascht, so früh schon einen Patienten zu bekommen.

„Madam Pomfrey, wir brauchen Ihre Hilfe", begann Hermine, doch sie kam nicht weiter.

Aus dem Nichts zischte ein Lähmungszauber zwischen ihrem und Harrys Kopf hindurch und fällte die Medihexe.

„Das ist keine gute Idee, fürchte ich", sagte Snape mit seiner dunklen, ruhigen Stimme. Er trat aus dem Schatten und belegte Madam Pomfrey mit einem Obliviate. „Sie und Longbottom bringen Potter in mein Büro. Jetzt."

Nachdem der Krankenflügel ausfiel, blieb Hermine und Neville gar nichts anderes übrig, als seinem Befehl Folge zu leisten. Harry brauchte dringend Hilfe – sie konnten nur hoffen, dass er sie bekommen würden.

Der Weg war lang, daher wurde es Hermine irgendwann zu bunt. Sie belegte Harry mit einem Federleicht-Zauber, auch, wenn der nicht unbedingt für Menschen gedacht war. Immerhin ging es dann wesentlich schneller, was in ihrer aller Interesse war. Ein Mobilicorpus wäre vielleicht besser gewesen, aber sie wollte nicht riskieren, Harry irgendwo anstoßen zu lassen, wenn sie ihn vollständig schweben ließen.

Snape wartete schon ungeduldig. Sobald das Dreiergespann eingetreten war, versiegelte er die Tür mit ein paar Sprüchen, die sogar Hermine noch nie gehört hatte. Dann transfigurierte Snape seine Couch in eine Liege.

„Potter soll sich langlegen, ich bin sofort da", herrschte er. Snape warf seinen Mantel über seinen Stuhl, ehe er durch eine Tür verschwand.

Neville und Hermine lotsten derweil den immer noch leichtgezauberten Harry auf die Liege. Sie tauschten einen besorgten Blick.

Snape kam zurück. In der einen Hand hielt er eine schwer aussehende, schwarze Tasche, die ominös klirrte, in der anderen seinen Zauberstab. Mit einem Schlenker des Stabs öffnete sich die Tasche. Viele kleine Flaschen und Phiolen schwebten heraus und reihten sich auf einem Beistelltisch auf. Ein weiterer Schlenker entkleidete Harry bis auf die Unterhose.

Hermine entwich ein entsetzter, kleiner Schrei, als sie ihren armen Freund so sah. Überall auf der bleichen Haut zeichneten sich große, blaue Flecken ab. Einige sahen so schlimm aus, dass sie gar nicht lange hinsehen konnte. An den Armen und Unterschenkeln hatte Harry schlimme Kratzer, als wäre er ein paar dutzend Mal durch eine dornige Rosenhecke gerobbt.

Und er war viel zu dünn! Man konnte jede einzelne Rippe sehen. Das flackernde Licht verschärfte den Eindruck noch, da die Schatten die Einbuchtungen noch tiefer wirken ließen.

Ein paar Tränen entkamen, bevor Hermine sich zwang, sich zusammenzureißen und lieber Snape zur Hand zu gehen, sollte er sie brauchen. Der wirkte nicht im Mindesten überrascht, was es nur noch schlimmer machte. Immerhin schien Harry nicht mehr viel mitzubekommen. Er hatte die Augen geschlossen und bewegte sich nicht. Hermine hoffte um seinetwillen, dass er bewusstlos geworden war, dann bekam er das wenigstens nicht mit.

„Miss Granger, Sie werden mir helfen. Longbottom, versuchen Sie, mir nicht im Weg herumzustehen." Snape sprach einige Diagnosezauber. Eine selbstschreibende Feder protokollierte die Ergebnisse, die Snape noch beim Schreiben mitlas. Sein grimmiger Gesichtsausdruck machte Hermine Angst, aber wenigstens schien er sich ernsthaft Sorgen zu machen.

„Professor, warum sollte Harry nicht von Madam Pomfrey behandelt werden?" wagte sie nach einigen Minuten unangenehmen Schweigens zu fragen.

„Wenn Sie Lust haben, dass Potter das nächste Mal nicht geheilt wird, können Sie gerne hingehen", schnarrte er, „aber so, wie ich das sehe, hätten Sie ihn gerne heil wieder. Kommen Sie also künftig sofort zu mir, wenn Potter sich verletzt."

„Ja, Sir", sagte Hermine zu. „Aber … warum?"

Snape seufzte, hielt aber nicht inne, das Protokoll mitzulesen. „Sagen wir es so: Madam Pomfreys Loyalität liegt bei einem Menschen, der nicht an Potters Wohlergehen interessiert ist."

„Voldemort?" kiekste Hermine entsetzt.

Snape schnaubte nur verächtlich. Dann begann er, vor sich hinzumurmeln. Hermine fing Nevilles nervösen Blick auf. Wo waren sie jetzt nur wieder hineingeraten?

Was auch immer es war, Harry ging es sehr schlecht. Mehr als einmal hörte Hermine das gefürchtete Wort Fraktur, ansonsten fauchte Snape unter seinem Atem diverse Prellungen, Zerrungen, Quetschungen, Striemen, Blutungen und, natürlich, Unterernährung. Bei jeder Feststellung wurde Hermine blasser, bis ihr wieder die Tränen über die Wangen liefen.

Seufzend wandte sich Snape sich schließlich vom abgeschlossenen Protokoll ab und Hermine zu.

„Miss Granger, ich benötige weitere diverse Tränke. Können Sie sie mir bitte holen?"

Als sie nickte, zählte er ein dutzend Tränke auf, die sie zusammen mit Neville klaglos aus seinem gut sortierten Schrank suchte. Snape versorgte unterdessen Harrys schlimmste Blessuren mit Zaubern, so dass sie nicht schlimmer werden würden.

„Hier sind die Tränke, Sir", flüsterte Hermine. Obwohl Harry wahrscheinlich nichts mitbekam, wollte sie leise sein. „Wann wird er wieder auf den Beinen sein?"

„Der Junge müsste ins Krankenhaus", sagte er in tödlicher Ruhe. „Wenn ich es nicht allein schaffe, werde ich ihn auch dorthin schicken, verlassen Sie sich darauf."

Es war das erste Mal, dass er wirklich menschlich schien, wie er mit zornigem und doch besorgtem Gesicht Harry einige Tränke einflößte, andere aber für später auf die Seite stellte.

„Was werden wir Dumbledore sagen?" hakte Hermine nach. „Es fällt doch auf, wenn Harry nicht im Unterricht ist." Neville sah sie an, als wäre ihr ein zweiter Kopf gewachsen.

„Das lassen Sie meine Sorge sein", grollte Snape. „Um den Direktor kümmere ich mich schon."

Er beschäftigte sich noch eine ganze Weile mit Harrys Verletzungen, aber da er offenbar keine Hilfe mehr benötigte, saßen Hermine und Neville nebeneinander auf dem breiten Besucherstuhl und sahen zu, wie er methodisch erst Harrys Vorder- und dann die Rückseite versorgte. Erst, als Snape fertig war und ich die Hände gewaschen hatte, erhoben die zwei Schüler sich.

„Potter wird für eine Weile hierbleiben", verkündete Snape. „Ich werde ihn beobachten müssen. Beruhigen Sie ihre Freunde, wenn Sie können. Falls ich Potter ins Krankenhaus bringen muss, werde ich Sie benachrichtigen."

Hermine neigte respektvoll und dankbar den Kopf. „Vielen Dank, Professor. Falls Sie Hilfe brauchen, zögern Sie nicht, uns Bescheid zu sagen."

Neville verbeugte sich ebenfalls, obwohl er immer noch nervös in Snapes Gegenwart war. Aber immerhin war es für ihn erleichternd, dass Harry nun geholfen wurde. Da war es sogar egal, wer sich um ihn kümmerte.

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Es waren ein paar sehr unbequeme Tage für Hermine und Neville. Natürlich fragten viele besorgte Schüler, wo Harry abgeblieben war, nachdem sie ihn doch noch bei der Begrüßungsfeier gesehen hatten. Niemandem schien jedoch aufgefallen zu sein, dass es ihm schlecht gegangen war. Hermine log oft, wie Snape es ihr aufgetragen hatte. Aber bei vielen Schülern musste sie gar nicht zu tief in die Trickkiste greifen; sie ließen sich leicht beruhigen. Nur die Slytherins musterten Hermine stumm mit wissenden Augen und starren Gesichtern, als wüssten sie etwas, das sich der klugen jungen Hexe entzog.

„Es macht mich wahnsinnig", wisperte sie einige Tage später während des Verwandlungsunterrichtes zu Neville, „sie scheinen alle zu wissen, was mit Harry los ist, aber niemand sagt etwas!"

„Ist schon komisch", stimmte Neville ebenso leise zu. „Aber meinst du nicht, dass sich unsere Freunde genauso komisch benehmen?"

Traurig und nachdenklich konnte Hermine ihm nur zustimmen. Ron, Ginny, Seamus und Dean hatten sich nicht wieder gefangen. Sie hatten sich auch nicht dafür entschuldigt, Harry so abweisend behandelt zu haben. Hermine konnte es einfach nicht verstehen; in ihren Augen trug Harry das Gewicht der Zaubererwelt auf seinen Schultern. Er hatte eine miese Kindheit gehabt und keine Freunde gekannt, ehe er nach Hogwarts gekommen war. Nie würde es ihr einfallen, ihn zu verstoßen!

Dass Ron sie genauso schnitt wie Harry, war ihr mittlerweile sogar egal. Sie hatte immer schon gewusst, dass er beschränkt war und ein übles Temperament hatte, wenn etwas nicht nach seinem Willen ging. Obwohl er in einer finanziell herausgeforderten Familie lebte, sah er nicht ein, etwas für sich selbst zu tun, sondern erwartete immer, dass es ihm zuflog. Neville, der es beileibe auch nicht leicht hatte, in keiner Hinsicht, war fleißiger und charakterfester als er und gab einen wirklich guten Freund ab.

„Sie werden sich wohl auch nicht mehr ändern. Das ist unser letztes Jahr hier, danach müssen wir sie nie mehr wiedersehen." Entschlossen sah Hermine Neville kurz an, dann tat sie so, als schriebe sie weiterhin fleißig Notizen. Bis jetzt hatte Professor McGonagall noch nicht gemerkt, dass sie lieber schwätzte, als ihrem Unterricht zu folgen.

„Gehst du heute Nachmittag wieder zu Snape?" flüsterte Neville.

„Ja. Willst du mitkommen?"

Neville schüttelte kurz den Kopf und neigte sich ihr noch etwas weiter entgegen. „Luna und ich sind verabredet. Aber falls Harry wieder wach ist, bestell ihm bitte unsere Grüße. Wir besuchen ihn nächstes Mal."

„Okay."

Blitzschnell zogen die beiden ihre Köpfe ein, als Professor McGonagall an ihnen vorbeiging.

Nach dem Unterricht machte Hermine wie immer in der Bibliothek ihre Hausaufgaben. Sie war ziemlich einsam ohne ihre ehemaligen Freunde. Neville war oft mit Luna zusammen, was sie ihm nicht verdenken konnte, und Harry war ja immer noch unter Snapes Aufsicht. Mit den Mädchen hatte sie sich nie wirklich anfreunden können. Sie wusste nicht, was sie mit ihrer Zeit anfangen sollte außer lernen, daher versteckte sie sich hinter ihren Büchern, bis es Zeit wurde, sich zu Snapes Räumen zu schleichen und Harry zu besuchen.

„Meine Güte, Granger, vergräbst du dich wieder in Büchern?" fragte eine hochnäsige Stimme spöttisch. „Ich dachte, die Gryffindors hätten dir beigebracht, was Spaß ist, aber du siehst aus wie eine kleine verhuschte Vogelscheuche."

Verärgert sah Hermine auf. Pansy Parkinson stand grinsend vor ihrem Tisch und musterte sie vielsagend. „Was willst du, Mopsgesicht?"

Schniefend spielte Pansy an einem dicken Buch herum, das Hermine gegen ihre Schultasche gelehnt hatte. „Ich wollte dir lediglich sagen, dass es solche Dinge wie Lidschatten und Lipgloss gibt, um sich mal ansehnlich zu machen. Aber das ist wahrscheinlich vergebliche Liebesmüh. Du wirst immer eine Vogelscheuche bleiben."

„Oh bitte!" Hermine schnaubte abfällig. „Hast du jemals Schminke an mir gesehen? Hau ab, ich habe keine Zeit für deinen Blödsinn. Und wage es ja nicht, meine Bücher zu verhexen. Ich kriege es eh raus und zahle es dir heim." Sie hob herausfordernd ihre Augenbrauen.

Pansy wich tatsächlich etwas zurück und nahm die Hände hinter den Rücken.

„Nicht so feindselig, Granger. Ich gehe ja schon." Sie drehte sich um und schlenderte davon. Nach ein paar Schritten drehte sie sich noch einmal um und sagte beiläufig: „Übrigens, Maggies Magische Mundpflege hat schöne Lipglosse. Die solltest du mal ausprobieren." Sie lachte, als Hermine einen zerknüllten Zettel nach ihr warf.

Finster sah Hermine ihr nach, bis sie ganz aus ihrem Blickfeld verschwunden war. Was sollte das denn? Hermine hatte noch nie erlebt, dass Pansy Parkinson sich freiwillig mit einem Gryffindor abgab. Irgendeinen Haken musste diese Sache haben. Ärgerlich prüfte sie nach, ob die Slytherin nicht doch ihre Bücher oder Pergamente verhext hatte, aber alles war sauber.

Nach dem Abendessen war Hermine immer noch verwirrt. Sie grübelte über diese merkwürdige Sache nach, während sie die Gänge hinunter wanderte, um Harry zu besuchen. Üblicherweise bemerkte sie schnell, wenn ihr jemand folgte, aber diesmal verließ sie sich auf Spion-Zauber, die ihr anzeigten, wenn jemand hinter ihr her war.

Heute schlug der Zauber nur einmal an. Es war Seamus, der ihr folgte. Nachdem sie ihn entdeckt hatte, tat er so, als wäre er auf dem Weg in die Küche und drehte ab. Seufzend setzte Hermine ihren Weg fort. Glücklicherweise sah es an dieser Stelle noch so aus, als sei sie unterwegs zur Bibliothek, aber hätte sie Seamus später bemerkt, hätte es sicher Probleme gegeben. Gryffindors konnten unsagbar ätzend sein, wenn sie wollten. Und offenbar wollten sie ätzend sein.

Snape ließ sie umgehend ein, als sie barsch an seine Tür klopfte. Von Anfang an hatte er sie hereingelassen, Neville jedoch entmutigt. Hermine ging ihm oft zur Hand. Nicht unbedingt, um Harry zu versorgen, meistens war Snape damit schon fertig, wenn sie kam. Aber sie zeigte sich gern erkenntlich für seine Hilfe, indem sie Zutaten für ihn vorbereitete, Arbeiten jüngerer Jahrgänge korrigierte oder seine Regale entrümpelte.

Und helfen tat er wirklich. Nach fünf Tagen schlief Harry zwar immer noch, aber seine blauen Flecken und Blutergüsse waren inzwischen verheilt. Snape hatte ihr gezeigt, welche Salben und Tränke er benutzte, und Hermine hatte alles für später in ihrem Gedächtnis verstaut. Nur Harrys malträtierte Knochen brauchten immer noch Pflege, aber auch das war auf einem guten Weg.

„Ich denke, dass ich Potter in vier Tagen entlassen kann", sagte Snape leise mit seiner dunklen, intensiven Stimme. „Kann ich mich darauf verlassen, dass Sie ihm helfen werden, alles nachzuarbeiten, was er verpasst hat?"

„Selbstverständlich, Sir." Hermine streichelte sachte über Harrys dunkles Haar. Er lag in einem Bett am Rande von Snapes Wohnzimmer, wo der Tränkemeister ihn immer im Blick hatte. Diverse Protokoll- und Alarmzauber waren über ihn gewoben, aber ihre Berührung störte die Zauber nicht.

„Kann ich mich auch darauf verlassen, dass Sie Potter aus Schwierigkeiten heraushalten werden?" Snape sah Hermine nicht an, aber sie wusste, dass er es sehr ernst meinte.

„Ich werde mein Bestes geben." Hermine straffte sich und ging auf Snape zu. „Professor, eine Frage habe ich."

Er neigte den Kopf leicht, was so gut wie eine Aufforderung war, fortzufahren.

„Wie haben Sie es geschafft, dass Professor Dumbledore sich nicht regt? Und warum benimmt er sich so komisch?"

„Das sind zwei Fragen, Miss Granger." Snape wandte sich zu ihr um, aber er wirkte nicht übermäßig irritiert. „Professor Dumbledore ist leicht abzulenken, wenn man weiß, wie man es anstellen muss. Außerdem war er ganz zufrieden damit, Potter fürs erste aus dem Weg zu haben."

„Aber warum?" bohrte Hermine nach. „Er war es doch immer, der Harry im Kampf gegen Voldemort unterstützt hat. Wieso sollte er es sich plötzlich anders überlegen?"

Snape musterte Hermine eingehend. „Das Alter macht nicht immer weise, Miss Granger."

Hermine wartete mit angehaltenem Atem, ob Snape noch mehr sagen wollte, aber das tat er nicht. Er wandte sich ab und beschäftigte sich weiter mit seiner Alraunewurzel.

„Sir", fing sie zögerlich wieder an, „werden Sie Harry weiter in Okklumentik unterrichten? Sie sind seine einzige Chance gegen Voldemort."

„Miss Granger, verwenden Sie den Namen des dunklen Lords nicht so inflationär", sagte Snape sanft. „Und ja, ich werde Potter weiter unterrichten. Wie man sieht, ist er nicht in der Lage, sich selbst zu helfen."

„Sie müssen nicht so boshaft klingen", schoss Hermine ärgerlich zurück. „Aber danke. Wir können jede Hilfe brauchen, die wir kriegen können. Versuchen Sie aber bitte diesmal, Harry so zu unterrichten, dass er auch versteht, was Sie von ihm wollen."

Snapes Mundwinkel hoben sich leicht. „Ich versichere Ihnen, dass ich mein Bestes tun werde. Potter wird gut unterrichtet werden, verlassen Sie sich darauf."

Danach hatten sie sich nicht mehr viel zu sagen. Hermine verabschiedete sich und machte sich auf den langen Weg zurück zum Gryffindorturm. Unterwegs, in der Nähe des Eingangsportals, begegnete sie Lucius Malfoy. Der Mann sah imposant aus wie eh und je, sein Jahr in Askaban hatte seinem guten Aussehen überhaupt nicht geschadet.

Hermine musterte ihn argwöhnisch, genauso, wie Lucius Malfoy sie musterte. Sein eiskalter Blick war mörderisch, doch sie weigerte sich, Angst zu empfinden. Früher oder später, da war sie sicher, würden sie sich auf verschiedenen Seiten des Schlachtfeldes gegenüber stehen. Wenn sie jetzt Angst vor ihm hatte, würde er später leichtes Spiel haben.

Der Moment ging jedoch schnell vorbei. Malfoy hatte sie vielleicht mit seinen Blicken aufgespießt, aber aufhalten ließ er sich nicht. Mit wehendem Umhang verschwand er in dem Gang, aus dem Hermine gerade gekommen war.

Grübelnd und nicht nur ein wenig geladen brachte Hermine den Rest des Weges hinter sich. Sie traf Neville an und berichtete ihm, was Snape gesagt hatte. Auch, dass Lucius Malfoy im Schloss war, erzählte sie, aber das wusste Neville überraschenderweise schon. Luna hatte es ihm erzählt – sie war ein wenig hellsichtig und wusste öfter Dinge, bevor sie passierten.

Einigermaßen beruhigt begab sich Hermine ins Bett, aber die Sorgen, die sie wälzte, verfolgten sie auch in ihre Träume.

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„Harry!" Hermine eilte auf Harry zu, sobald sie ihn aufrecht und wach in Snapes Räumen sah. „Oh, Harry! Ich hab dich so vermisst!" Schluchzend umarmte sie ihn, bemängelte, dass er so dünn war und streichelte ein wenig derangiert und grob über seinen Rücken.

Leise lachend ließ sich Harry ihre gut gemeinte Misshandlung gefallen. „Hey Minchen", murmelte er sanft. „Ich hab dich auch vermisst."

„Du hast geschlafen, Potter", mischte Snape sich herablassend ein. „Du kannst sie nicht vermisst haben."

Harry schnaubte nur. „Das sagt jemand, der kein Herz in der Brust hat. Bravo, Sie können einem echt das Wiedersehen vermiesen."

Snape rollte nur mit den Augen und räumte Harrys Bettstatt mit einem Schlenker seines Zauberstabes auf.

„Du siehst toll aus", sagte Hermine mit zitternder Stimme. Und es stimmte. Von Harrys Unterernährung war nichts mehr zu sehen. Er war immer noch schlank, aber keineswegs mehr so dürre wie zu Beginn des Schuljahres. Außerdem waren alle Verletzungen verheilt, worüber Hermine heilfroh war. „Oh Gott, Neville und ich hatten solche Angst um dich!"

Harry umarmte sie noch fester und küsste ihr wildes Haar. „Danke, dass ihr mich hergebracht habt. Ich fühle mich richtig gut." Er wandte sich nun Snape zu. „Ihnen habe ich noch gar nicht gedankt, Professor."

Snape schnaubte. „Fern liegt es mir, Potter, von Ihnen irgendeinen Dank zu erwarten. Sehen Sie zu, dass Sie nicht gleich wieder hier landen."

Sprachlos vor Entrüstung ließ Harry Hermine los und stand auf. „Was soll das denn heißen? Natürlich bin ich Ihnen dankbar!"

„Ja, ja", sagte Snape mit kaum verhohlener Ungeduld. „Wenn Sie dann die Güte hätten, mein Quartier zu verlassen …"

„Pah!" fauchte Harry.

Hermine zog an seinem Ärmel, um Snapes Aufforderung nachzukommen, doch Harry überraschte nicht nur sie und Snape, sondern auch sich selbst, als er sich aus ihrem Griff befreite und Snape trotzig umarmte.

Danke", sagte er streng. „Und tschüss."

So schnell war er noch nie aus Snapes Räumen geflüchtet. Hermines überraschtes Gelächter tat ihm gut und das vor Aufregung pochende Herz in seiner Brust zeigte ihm auf wundervolle Weise, dass er lebte.

Ende Teil 1