für morcowen

~ Historisches Alternatives Universum zur Zeit Jane Austen welches historisch nicht weiter von der Realität entfernt sein könnte ~

~Vielen Dank an Ira Swansson für's Beta lesen~

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Peace, Love & Obidala


Ihr Fehler wurde ihr bewusst, sobald sie in den Garten trat. Der Mann der dort auf sie wartete, war nicht der, den sie ihrerseits erwartet hatte. Ihr Herz sank.

Doch Padmé Naberrie war noch nie feige gewesen und so holte sie tief Luft und überquerte den perfekt geschnittenen Rasen.

Er trug die dunkelblaue Kapitäns Uniform der Royal Navy. Die breiten Schultern wurden durch die goldenen Schulterklappen unterstrichen, genauso wie der schmale Sitz seiner Jacke seine schmalen Hüften betonte. Er trug weiße Leggins und darüber feste Reitstiefel, wahrscheinlich war er zu Pferd gekommen. Seinen Hut hatte er unter den Arm geklemmt, als er nun zu ihr trat. Den Rücken hielt er sehr gerade.

"Guten Tag, Captain", grüßte sie ihn.

Er nickte ihr zu. "Miss Padmé. Wie geht es Euch heute? Besser als an dem Tanzabend unserer letzten Begegnung?"

Sie spürte wie ihr die Schamesröte ins Gesicht kroch und ihr Temperament aufbegehrte. Sie schluckte die Bemerkung das es ihr grundsätzlich blendend ging wenn sie solch nette Gesellschaft hatte hinunter, was er durchaus bemerkte. Die Falten um seine Augen vertieften sich etwas, doch das aufrichtige Lächeln blieb aus.

"Es geht mir gut. Vielen Dank, Captain."

"Hat Euer werter Herr Vater Euch mitgeteilt, weswegen ich bei ihm vorstellig geworden bin?"

"Ja, das hat er."

"Nun?"

Padmé atmete tief ein. Er erwartete also eine Antwort. Sie schwieg, was beide verwunderte.

"Miss Padmé." begann er schließlich. "Ich will ganz offen mit Euch sein. Mein Onkel, Qui-Gon, Ihr kennt ihn bestimmt, drängt mich zur Heirat. Ich weiß sehr wohl, wie es um Euch und Eure Familie bestellt ist.
Ich bin nicht oft in Theed. Ihr wäret versorgt. Ich hätte eine Ehefrau. Ich erwarte einen gut geführten Haushalt und gutes Auskommen miteinander. Und irgendwann ein Kind."

"Ihr seid sehr offen", sagte sie vorwurfsvoll.

"Ich bin mir durchaus bewusst das Ihr einen Anderen erwartet habt. Doch dieser Andere kann und will nicht heiraten. Zumal Euer Vater wohl kaum einen Stallburschen als Euren Mann annehmen würde, auch wenn dieser besagte Stallbursche inzwischen ein Leftanant ist. Meiner Meinung nach kann sich Euer Vater keine Standesdünkel mehr leisten, aber nun gut... Das ist nicht der Grund für mein Kommen."

Die Röte kehrte zurück. Und Padmés giftige Zunge löste sich. "Dann sagt mir Captain, wie sieht es mit Euch aus? Werdet ihr weiterhin mit der Herzogin tändeln, sollte ich einer Ehe zustimmen?"

Er lachte lauthals. "Werte Miss Padmé, solltet Ihr für eine Ehe stimmen, werde ich natürlich nur meiner Gattin beiwohnen."

"Unhold!" entfuhr es ihr, bevor sie sich zurückhalten konnte.

"Oh, war das die falsche Antwort? Hmm, nun. Lasst es mich so sagen: Werdet Ihr meine Frau, werde ich nichts tun um Euren oder meinen Ruf zu kompromittieren." Er wartete ab und studierte ihre Züge. Dann fragte er: "Und Ihr?"

"Fragt Ihr etwa nach meiner Ehrbarkeit?", stieß sie entsetzt aus. "Ich bin sehr gut erzogen worden, Captain und habe hohe moralische Standards."

"Sehr gut", lobte er. "Das freut mich sehr."

Schweigend blickten sie einander an. So weit die junge Frau wusste, betrug der Altersunterschied zwischen ihr und dem Captain ungefähr eine Dekade, und er war außerdem eine halbe Haupteslänge größer als sie. Was nicht unbedingt ein Kunststück darstellte, die meisten Menschen überragten sie.

Wie Anakin zum Beispiel. Anakin, den sie, wenn sie ehrlich war eigentlich erwartet hatte. Sie hatte einen Großteil des letzten Sommers und Herbstes damit verbracht sich Hoffnung auf eine Ehe mit ihm auszumalen. Doch dann war er abberufen worden und seit seiner Rückkehr... Nun, es war besser nicht darüber nach zu denken, nein, nüchtern der Zukunft ins Augen blicken und abwägen.

Das rotblonde Haar des Captains war im Nacken zusammengebunden. Er trug Bart, was sie nicht unbedingt ansprechend fand. Aber sein Gesicht war nicht unangenehm. Die blauen Augen waren wach und sprachen von Intelligenz und einem seltsamen Humor.

Wortwitz hatte er, dass wusste sie. Sie waren bereits einige Male aneinander geraten. Das letzte Mal bei besagtem Tanzabend vor vierzehn Tagen. Nicht viele Männer konnten sich ihrer giftigen Zunge stellen. Und noch weniger fanden es amüsant, so wie er. Nein, die meisten fanden ihre ständigen Widerworte äußerst ermüdend.

Sie war gerade fünfundzwanzig Jahre alt geworden. Lange würde es nicht mehr dauern, bis man sie Jungfer nannte. Bei dem Gedanken verzog sie den Mund.

Seit frühster Jugend hatte man ihr gesagt, dass ihr Vater sich vor Bewerbern nicht würde retten können. Das sie spätestens mit fünfzehn verheiratet sein würde. Doch seit ihrer Einführung in die Gesellschaft vor acht Jahren, nachdem ihre Schwester Sola geheiratet hatte, hatte ihr Charakter all die jungen und nicht mehr so jungen Männer abgeschreckt.

Immer noch hatte sie gehofft, dass zumindest Anakin...

Es war Padmé die letztendlich hinfort blickte und sich fragte was es noch zu sagen gab. War ihr Verhalten nicht Antwort genug? Wollte sie ihn tatsächlich ablehnen? Konnte sie das?

Sie dachte an ihre Eltern, die sie niemals zwingen würden einen Mann zu ehelichen, den sie nicht liebte. Doch sie wusste auch, dass ihr Vater mit dem Gedanken spielte das Haus zu vermieten, da sie es einfach nicht länger instand halten konnten. Es wäre das einzig Richtige zu heiraten.

"Warum ich?", fragte sie schließlich. "Seid Ihr nicht auch einer derer, die ein fügsames Weib wollen? Eine Frau, die still und liebevoll ist und näht, und perfekt das Klavier spielt?"

"Nun", sagte er abwägend. "Was das angeht... Ich kann selbst nähen und Klavier spielen, ich wüsste also nicht warum Ihr das tun müsstet. Weshalb ich euch dann ausgewählt habe? Von all den Frauen hier in Theed seid Ihr die Kratzbürstigste. Und auch die Interessanteste."

"Nicht die Schönste? Oder die Klügste?", fragte sie etwas verstimmt und er schüttelte den Kopf.

"Bei weitem nicht die Schönste, da ist Euch Eure Cousine Dormé voraus, fürchte ich. Und die Klügste... Miss Eirtae ist sehr belesen, denkt ihr nicht auch?"

"Und warum sollte ich Euch heiraten wollen, Captain? Auf jeden Fall nicht Eures gezeigten Charmes wegen."

"Einige Gründe habe ich Euch schon genannt", sagte er und überging ihre letzte Spitze. "Aber da Euch das Nähen und Klavier spielen nicht beeindruckt... Man sagt mir nach, ich sei ein guter Gesprächspartner und scharfer Beobachter. Ich wäre sicherlich gut zu Euch. Doch ich denke das Wichtigste ist, ich verlange nicht Eure Liebe. Um ganz ehrlich zu sein, ich will sie auch gar nicht. Eure Freundschaft hingegen, ja nun, die würde ich sehr gerne erlangen."

Padmé sah ihn abschätzend an. "Ich würde gerne über Euer großzügiges Angebot nachdenken."

"Aber natürlich, alles andere hätte mich überrascht."

Und damit verabschiedete er sich mit einer tiefen Verbeugung, setzte seinen Hut wieder auf und ließ sie allein im Garten zurück.

Sie war sich sicher, dass ihre Familie auf sie wartete und so ließ sie sich etwas lustlos auf der Bank neben dem Apfelbaum nieder und blickte auf ihr hinfälliges Elternhaus.

Sie hatte einiges worüber sie nachdenken musste.

ENDE Kapitel 1


Padmé hat also einiges zum nachdenken, während der Captain seiner Wege geht. Ob wir wohl erfahren wen er im nächsten Kapitel trifft? Vielleicht die Herzogin? Oder Anakin? Hmm, wir werden sehen.