Elizabeth Bennet konnte sich nicht daran erinnern, je einen heißeren Sommer in Meryton erlebt zu haben. Das Thermometer war heute schon am frühen Morgen auf 25 Grad geklettert und hatte seinen Höhepunkt noch längst nicht überschritten. Der Gedanke an einen langen Arbeitstag in ihrem unklimatisierten, kleinen Buchladen mitten in der heißen, staubigen Kleinstadt im Herzen Hertfordshires ließ sie nicht gerade vor Freude überschnappen.
Dazu kam der Lärm von der Baustelle, die sich – natürlich! – direkt vor ihrem Laden befand. Die Stadtverwaltung hatte sich intelligenterweise exakt die Sommermonate ausgesucht, um die gesamte Hauptstraße aufreißen und irgendwelche Kabel, oder waren es Rohre? verlegen zu lassen. Schon seit mehreren Wochen war die Queen Victoria Avenue eine einzige Baustelle, ein wahrer Schandfleck in dem sonst so proper aussehenden Städtchen. Und ausgerechnet jetzt, bei dieser Affenhitze, war der Bautrupp mit seinen Preßlufthämmern und dem dampfenden Teerwagen im Schlepp genau vor ihrem Laden angekommen – so dass man noch nicht einmal die Ladentür aufstehen lassen konnte, ohne von dem Gehämmer taub zu werden oder durch die aromatischen Düfte des stets frisch vor sich hinkochenden Teers zu ersticken.
Elizabeth verließ nur widerwillig das angenehm klimatisierte Innere ihres Autos, doch es half alles nichts: Sie musste aussteigen, sie musste in den Laden. Außerdem war sie schon viel zu spät dran. Jane, ihre Schwester, war offensichtlich schon anwesend, denn die Kiste mit den Mängelexemplaren und der Ständer mit den Postkarten standen schon vor der Tür, um die Kundschaft in den Laden zu locken.
Elizabeth holte noch einmal tief Luft, schnappte sich entschlossen ihre Tasche und stieg aus. Als ob die Kunden nur so herbeiströmen würden bei dieser Hitze! dachte sie frustriert, als ihr Blick auf die mit dunkelgrün lackiertem Holz verkleidete Fassade fiel. Die goldene Beschriftung „Bennet's Books" über der Tür leuchtete einladend im Sonnenlicht und wie immer, wenn sie den etwas altmodisch aussehenden Laden sah, der einer Charles Dickens Geschichte hätte entsprungen sein können, stahl sich ein liebevolles Lächeln über ihr Gesicht. Vor allem in der Weihnachtszeit wirkte er besonders heimelig, wenn sie alles liebevoll mit Tannengrün, roten Schleifen und Weihnachtssternen dekorierten und drinnen die Kerzen brannten, die ein besonders behagliches Licht spendeten. Wenn dann noch Schnee lag, was leider eher selten vorkam, fühlte man sich tatsächlich um mindestens zweihundert Jahre zurückversetzt. Jane und sie beobachteten immer amüsiert und gleichzeitig geschmeichelt die vielen Touristen, die ganz verzaubert waren und viele Fotos von ihrem kleinen Lädchen knipsten.
Elizabeths Lächeln verblasste jedoch sofort wieder als ihr bewusst wurde, dass sie sich nicht nur mitten im heißesten Sommer befand – von Schnee keine Spur – sondern dass sie gleich auch sehr dicht an den Arbeitern des Straßenbautrupps würde vorbeigehen müssen. Zwischen der Baustelle und dem Ladeneingang befand sich nur ein schmaler Durchgang, zu allem Überfluss nur aus ein paar dicken Brettern bestehend, so dass man auch noch genau aufpassen musste, wohin man trat. Und natürlich war sie heute passend zur Hitze gekleidet – mit einem engen Rock, der einiges oberhalb der Knie endete, einer luftigen, ärmellosen Bluse, während ihre nackten Füße in eleganten Sandalen steckten.
Elizabeth Bennet hätte zwar die Augen verdreht und wahrscheinlich laut gelacht, wenn sie jemand als „schön" bezeichnet hätte, doch sie konnte nicht abstreiten, dass sie – wenn auch nicht die klassische Schönheit – so doch eine hübsche, lebendige junge Frau war, der man durchaus einen zweiten Blick schenken konnte. Sie selbst fand sich viel zu klein und zu kurvig und beneidete ihre großgewachsene, blonde, engelsgleiche Schwester Jane um deren Aussehen – und manchmal auch um deren sanftes Wesen. Aber sie sah sich selbst viel zu kritisch, was übrigens auch Jane dachte.
Elizabeth war also nicht unbedingt eitel, doch sie ahnte, was geschehen würde, wenn sie mit ihrem kurzen Rock an dem Trupp Arbeiter vorbeimarschieren musste, die noch dazu gerade eine Pause machten und die hübsche junge Frau schon längst bemerkt hatten. Elizabeth nahm sich vor, einfach an den fünf Männern vorbeizugehen und sie keines Blickes zu würdigen. Sie würde auch nicht schon wieder rot werden! Vielleicht würden sie sie ja auch ignorieren, fanden sie möglicherweise nicht hübsch, nicht interessant genug.
Mit hocherhobenem Haupt machte sich Elizabeth also auf den kurzen Weg, doch kaum kam sie in Sichtweite, begann das Pfeifen und Johlen natürlich auch schon.
„Hey, Süße, wie wär's mit uns?" rief einer von ihnen und alle anderen grölten mit. Elizabeth starrte stur geradeaus.
„Kannst Du deinen Rock vielleicht noch ein bißchen heben, man sieht ja gar nix! Und außerdem wär Dir dann nicht so heiß untenrum!" schrie ein anderer und die Meute brach in brüllendes Gelächter aus.
„Baby, mir ist dafür um so heißer! Wie wär's, ich wüsst' was zum Abkühlen! Hier, willste mal sehen?" Elizabeth spürte, wie sie gegen ihren Willen rot wurde und ärgerte sich. Diese Proleten! Sie stöckelte eilig weiter, doch sie hörte die Männer immer noch.
„He, Will! Was stehsten da rum wie'n Ölgötze! Kannst Dich wohl gar nicht von der ihrem süßen Arsch trennen, was?" Der Angesprochene, der Elizabeth hinterherstarrte, fuhr zusammen, als sein Kollege ihm einen derben Schlag auf die Schulter verabreichte und verzog das Gesicht.
„Süßer Arsch? Bißchen zu ausladend für meinen Geschmack! Steh nich so auf Brauereipferde." Der andere Mann grölte.
„Ausladend? Pah! Da hat man wenigstens anständig was in der Hand, wa?" Er machte eine obszöne Handbewegung. „Oder hamms dir ihre Möpse mehr angetan, so verzückt, wie Du aus der Wäsche guckst!" Der Jüngere winkte mit einem arroganten Grinsen ab.
„Na ja, nicht schlecht, aber da hab ich auch schon besseres gesehen, Pauli!" sagte er rüpelhaft und wandte sich wieder seinem Preßlufthammer zu.
„Junge, Junge, Du bist vielleicht'n wählerischer Typ!" grölte Pauli, schlug ihm noch einmal deftig auf die Schulter und mit einem anzüglichen Blick auf Elizabeths Beine, die gerade im Buchladen verschwand, ging auch er wieder an die Arbeit. Der Arbeiter mit Namen Will griff nach einem Handtuch, wischte sich übers schweißnasse Gesicht und zog seine dicken Arbeitshandschuhe an, bevor er den Preßlufthammer wieder einschaltete.
Will hatte keine Ahnung, ob die junge Frau aus dem Buchladen einen „süßen Arsch" oder „geile Möpse" hatte – auf nichts davon hatte er geachtet – im Gegensatz zu seinen Kollegen, die ihr Opfer mit ihren Blicken förmlich ausgezogen hatten. Er musste zugeben, dass sie hübsche Beine hatte, aber ansonsten entsprach sie nicht unbedingt seinem Beuteschema. Er fuhr nun einmal sehr auf hochgewachsene Blondinen mit ansprechender Oberweite und Beinen bis zum Himmel ab – nicht auf solche zierlichen, dunkelgelockte Zwerginnen – mochten sie noch so einen „süßen Arsch" haben!
Elizabeth Bennet hatte es schließlich ohne weitere Hindernisse in den Laden geschafft. Erleichtert und tief durchatmend lehnte sie sich an die Wand, nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte – lauter, als es nötig gewesen wäre. Ihre Schwester Jane, die von der fast schon antik zu bezeichnenden Türglocke nach vorne ins Ladengeschäft gerufen worden war, schaute Elizabeth neugierig an.
„Hallo, Schwesterherz! Nanu, macht Dir die Hitze jetzt schon so zu schaffen, dass Du nicht mehr grade stehen kannst?" Elizabeth schenkte ihr einen finsteren Blick und deutete mit dem Kopf nach draußen.
„Diese dämlichen Idioten da auf der Baustelle!" knurrte sie und küsste ihre Schwester zur Begrüßung auf die Wange. „Blöde, sexistische Bemerkungen haben sie gemacht." Jane verkniff sich ein Grinsen.
„Ich denke, das ist auf der ganzen Welt gleich, Liebes. Schönen Frauen wird immer hinterhergepfiffen."
„Wenn sie ja nur gepfiffen hätten!" brummte Elizabeth und starrte grimmig nach draußen, wo die Arbeiter mittlerweile wieder ihrer lauten, staubigen Tätigkeit nachgingen – ohne junge Frauen zu belästigen. „Einer wollte, dass ich meinen Rock hochhebe! Und ein anderer…ach, egal." Sie schäumte vor Wut über die respektlosen Kommentare dieses unflätigen Kerls. Sie mit einem Brauereipferd zu vergleichen! Dieser Idiot! So ausladend war ihr Hinterteil doch gar nicht! Blödmann!
Im Schutz der Jalousie beobachtete sie den Arbeitstrupp angewidert. Jane hatte recht, Männer auf der ganzen Welt reagierten so, wenn eine junge Frau im kurzen Rock vorbeikam, warum sollte es hier anders sein. Bäh, was glaubten diese Kerle überhaupt, wer sie waren? Auf alle Fälle keine Models! Sie arbeiteten alle mit nackten Oberkörpern, über die der Schweiß in ganzen Bächen herablief. Alle waren sie von der Arbeit im Freien braungebrannt oder auch rotverbrannt, doch sie waren wahrhaftig nichts fürs Auge! Kaum einer, dem nicht der haarige Bierbauch über den Hosenbund quoll, und einem von ihnen saß die Hose gar so locker, dass man – wenn er sich bückte und Steine hochhob – fast seine Poritze sehen konnte! Bäh! Ekelhaft!
Elizabeths Blick fiel auf den Mann mit dem Preßlufthammer. Er war der einzige, der ein T-Shirt trug, das ihm jedoch bereits jetzt eng am Körper klebte, so durchgeschwitzt war er. Elizabeth runzelte ärgerlich die Stirn. Das war doch der Typ gewesen, der ihr Hinterteil zu ausladend fand. Widerwärtig. Blöder Mistkerl. War es nötig gewesen, sie auf „Titten und Arsch" zu reduzieren? Typisch Dreibein, dachte sie grimmig. Was anderes sehen sie gar nicht. Widerlicher Kerl. „Steh nich so auf Brauereipferde!" äffte sie ihn wutentbrannt nach. „So ein Ar…" Sie war so sehr in verärgerte Gedanken vertieft, dass sie Jane gar nicht bemerkte, die neben sie getreten war. Glücklicherweise hatte ihre Schwester ihr Gemurmel nicht gehört.
„Na, Lizzy, der dort bietet ja einiges fürs Auge, nicht wahr?" sagte Jane und zog eine Lamelle der Jalousie ein Stück auseinander, um besser sehen zu können. Elizabeth folgte ihrem Blick. Der Preßlufthammermann hatte sein Arbeitsgerät abgeschaltet, seine Handschuhe ausgezogen und nach einer Flasche Wasser gegriffen. In dem Moment, in dem Jane ans Fenster getreten war, war er gerade dabei, sich langsam das schweißnasse T-Shirt auszuziehen und sich den Rest seiner Wasserflasche über den Kopf und den verschwitzten Körper zu schütten.
Elizabeth starrte gegen ihren Willen fasziniert nach draußen. Oha, der Kerl war zwar ein dummer, sexistischer Prolet, aber sein Körper war schlicht anbetungswürdig. Kein Gramm Fett zuviel, hundert Prozent Muskeln, braungebrannte, schweißnasse Haut, muskulöse Oberarme, breite Schultern, schmale, aber nicht zu schmale Hüften…
Das Wasser lief über seinen Hals und seine Brust hinab, dort verfingen sich die glitzernden Tropfen in seinen dunklen Brusthaaren. Elizabeth leckte sich abwesend über die Lippen und konnte ihren Blick gar nicht mehr von dem jungen Straßenbauer abwenden. Sie mochte es durchaus gerne, wenn Männer „oben herum" behaart waren, solange es im Rahmen blieb und dort keine neanderthalmäßigen Matten wuchsen – wenns ging noch auf dem Rücken! Bäh!
Nein, bei diesem Exemplar Mann war alles genau perfekt verteilt. Seine Arbeitshose hing ihm lässig über den Hüften und spannte über einem – soweit man es von hier sehen konnte – äußerst knackigen Hinterteil. Als er sich herumdrehte, um die Wasserflasche auf einem Verteilerkasten abzustellen, konnte Elizabeth sogar den kleinen, dünnen Streifen Haar erkennen, der unter seinem Bauchnabel in tiefere Regionen führte. In Regionen, die sie sich lieber nicht vorstellen wollte im Augenblick. Liebe Güte, jetzt war ihr noch heißer, als ihr ohnehin schon war! Nur wegen eines dummen, halbnackten Kerls, dem der Schweiß in Strömen runterlief! Wie er wohl roch, animalisch, sinnlich, erdig, so männlich…
Sie stellte ihn sich vor, wie er später zu Hause unter der Dusche stand, seinen braungebrannten, von der Arbeit ausgepowerten Körper mit herb duftendem Duschgel einseifend und wie sich sein Geruch langsam veränderte in Richtung Hölzer, Landregen, Leder, Gräser auf einer Sommerwiese…. und wurde rot bei dem Gedanken. Elizabeth musste sich eingestehen, dass es sie ziemlich antörnte, ihm so zuzuschauen, ohne dass er davon etwas mitbekam. Sie fühlte sich irgendwie äußerst unanständig. Und war gleichzeitig wütend auf sich selbst, dass sie es einem solch unverschämten Kerl gestattete, sie so in seinen Bann zu ziehen.
Jane kicherte plötzlich.
„Lizzy, mach den Mund zu!" prustete sie und ihre Schwester wurde prompt rot. „Es tut mir ja leid, dich von diesem leckeren Anblick losreißen zu müssen, aber hier wartet noch eine Menge Arbeit auf uns!" sagte Jane und grinste, als Elizabeth nur zögernd ihren Platz am Fenster verließ. Es geschah in der Tat nicht allzu oft, dass einem ein solcher Adonis direkt vor die Nase gesetzt wurde – zumal seine Kollegen alles andere als Hingucker waren!
Während die Bennet-Schwestern in ihrem nur unzureichend klimatisierten Laden ihre – heute nur spärlich erscheinenden – Kunden bedienten, Bücherlieferungen entgegennahmen, auspackten, inventarisierten, einsortierten, Eistee tranken und sich hin und wieder über Gott und die Welt unterhielten, ging draußen vor dem Schaufenster die Arbeit ebenfalls weiter. Es war ein Tag wie aus dem Bilderbuch der Hölle. Lärm, Staub, Dreck, Hitze und Gestank ließen keinen Moment nach, bis die Arbeiter endlich um sechzehn Uhr Feierabend machten.
Elizabeth hatte sich im Lauf des Tages immer wieder kurz ans Fenster geschlichen, wenn es gerade nichts zu tun gab (oder Jane anderweitig beschäftigt war und sie nicht deswegen auslachen konnte) und den jungen Mann mit seinem Preßlufthammer beobachtet. Den sie ja so sehr verabscheute. Sie hasste sich selbst dafür, doch sie konnte sich nicht dagegen wehren. Liebe Güte, man könnte meinen, sie hätte Notstand! Na ja, gestand sie sich ein, es war schon eine Zeitlang her, dass sie mit einem Mann zusammen gewesen war. Nicht, dass sie auf diesen Kerl da draußen scharf gewesen wäre – Gott bewahre – aber zumindest bot er etwas fürs Auge und man würde doch wohl noch ein bißchen träumen dürfen! Sie wollte ja nicht wirklich was von ihm.
Der Mann mit dem Preßlufthammer hatte wahrlich keinen einfachen Job. Immer wieder musste er pausieren, um sich den Schweiß abzuwischen, der ihm ständig über den muskulösen Körper rann. Immer wieder versuchte er, sich mit dem Wasser aus seiner Flasche ein wenig abzukühlen und immer wieder schaute Elizabeth fasziniert zu, wenn sie zufällig gerade aus dem Fenster blickte. Gegen sechzehn Uhr gab der Vorarbeiter das Signal zum Feierabend und der Preßlufthammermann zog sich das verschwitzte T-Shirt wieder an.
Elizabeth, froh darüber, dass Krach und Gestank für heute vorbei waren, öffnete die Ladentür, um ein bißchen mehr oder weniger frische, wenn auch heiße Luft hereinzulassen. Sie würden noch drei Stunden geöffnet haben, daher lohnte sich das schon. Bei der Gelegenheit bemerkte sie, dass die Remittenden in der Wühlkiste vor der Tür etwas eingestaubt waren vom Baustellendreck und holte einen Lappen, um sie wieder ordentlich herzurichten.
Sie bemühte sich, nicht auf den Mann mit dem Preßlufthammer zu achten, der gerade sein Arbeitsgerät im Bauwagen verstaute und widmete sich ganz konzentriert ihren eingestaubten Büchern. Die anderen Arbeiter hatten bereits ihre Hemden übergezogen und ihre Materialien weggeräumt. Sich angeregt unterhaltend standen sie vor dem Bauzaun zusammen und schienen auf etwas zu warten, doch bald wurden sie ungeduldig.
„He, Mr. William Collins, braucht der gnädige Herr vielleicht ne Extraeinladung?" schrie einer von ihnen in Richtung Bauwagen. „Wenn du deinen faulen Arsch nicht in zwei Sekunden hierherbewegst, zahlste die ersten zwei Runden!"
Die anderen Männer lachten und der Vorarbeiter tat so, als wolle er die Baustelle absperren, als der Preßlufthammermann hastig angespurtet kam.
„Is ja gut, bin ja schon da!" brummte er und wehrte die gutmütigen Knüffe ab, die ihn empfingen.
„Wird aber auch Zeit!" rief einer seiner Kollegen, „wir sin' alle schon am Verdursten!"
Elizabeth hatte neugierig aufgeblickt, als die Männer gemeinsam unter weiteren Zoten und Gelächter die Baustelle verließen. Sie stellte fest, dass sie bisher nur den Körper des ‚widerlichen Preßlufthammerkerls' so richtig gesehen hatte, sein Gesicht war die ganze Zeit durch eine Baseballkappe und noch viel mehr mit einer großen Schutzbrille verdeckt gewesen. Man hatte nur ein paar dunkle Locken unter der Kappe hervorlugen sehen.
Als er jetzt die Baustelle verließ, trug er weder Brille noch die Kappe und Elizabeths Blick fiel auf ein attraktives, braungebranntes Gesicht mit verwegenem Dreitagebart, umrahmt von dunklen Locken, die so fielen, wie es ihnen beliebte, am liebsten in die Stirn, so schien es. Ein paar schokoladenbraune Augen, die etwas kühl in die Welt schauten, rundeten das Bild ab. Wow, dachte Elizabeth wie betäubt. Der Kerl hat nicht nur den Körper eines Modellathleten, er sieht auch sonst noch zum Niederknien aus. Und sie wusste jetzt auch seinen Namen – nicht, dass es sie interessiert hätte, nein, nein, niemals – William Collins.
Besagter Mr. Collins würdigte Elizabeth Bennet keines Blickes, als er unter dem Gelächter und Gejohle seiner Kollegen abzog – in den nächsten Pub zum Feierabendbier.
