Nichts davon gehört mir. Hat alles JK Rowling erfunden. Bis auf die Kleinigkeiten, die meine Wenigkeit reingedichtet hat. Ich verdiene damit kein Geld und mache es einfach nur so, weil ich zu viel Freizeit und Langeweile hab. Ganz nebenbei macht es übrigens auch noch einen riesigen Spaß:D

Ich hoffe ihr sitzt bequem. Noch nicht? Na jetzt aber schnell, ich warte so lange. Gut. Bereit? Na dann kanns ja los gehen.
Die Autorin wünscht ihnen gute Unetrhaltung.


Flucht

Malfoy Manor thronte stolz und majestätisch Auf der Spitze eines kleinen Berges. Die Sonne verschwand hinter den Dachgiebeln des riesigen Anwesens, welches im entstehendem Zwielicht mit seinen unzähligen Fenstern, Balkonen und Erkern den Eindruck erweckte, es würde bedrohlich und herablassend auf auf das zu seinen Füßen liegende Tal starren.

Vor den Stufen, die zum Haupteingang der Villa hinaufführten befand sich eine große mit Steinplatten ausgelegte Fläche. In ihrem Zentrum stand ein hoher Springbrunnen, der in der Mitte die Statue eines stolz drein blickenden, hochgewachsenen Zauberers trug. Dieser Mann stellte einen Urahnen der Familie Malfoy dar. Seit vielen Jahrhunderten ist das Haus in Besitz der Adligen und der in Stein gehauene Mensch stellte den ersten Besitzer dar. Er hatte einst, durch Intrigen, Betrug und Rücksichtslosigkeit den Reichtum in die Familie gebracht, der noch heute stetig wuchs und den Reinblütern Ansehen, Macht und eine Mischung aus Angst, Respekt und Verachtung einbrachte.

Heute lebten in dem prachtvollen, gemauerten Gebäude etwa dreieinhalb Personen. Lucius Malfoy stellte den Hausherren dar. Er und seine Gattin Narcissa hatten einen sechs Jahre alten Sohn, sein Name war Bela.

Dieser Name war vor vielen Generationen das letzte mal im Hause Malfoy verwendet worden. Der einstige Vorfahr, der ihn trug, galt als enorm brutal und unbeherrscht. Im Laufe seines Lebens starben mehr als zweihundert Hauselfen im Zuge seiner Wutanfälle. Kinder hatte dieser Mann glücklicherweise keine. Sein Bruder hatte dafür gesorgt, dass der Familienname und das reine Blut weitergegeben wurde.

Doch Lucius, der zu dieser Zeit gerade siebenundzwanzig Jahre alt war, hatte einen Narren an Bela Malfoy gefressen. Nie im Leben war er auch nur halb so sadistisch wie jener, aber doch beeindruckte ihn die hemmungslose Gewalt und Gefühlslosigkeit seines Ahnen, hatte er dadurch doch einen zwar zweifelhaften, aber auch hohen gesellschaftlichen Stand erreicht.

Diese Bewunderung hatte ihn schließlich dazu bewegt, seinen erst geborenen Sohn nach ihm zu benennen.

Bela Malfoy Junior war jedoch kein Kind, welches ein Lucius Malfoy als seinen großen Stolz bezeichnen würde. Der Junge war ihm viel zu weich. Er verstand sich gut mit dem Hauselfen Dobby und hatte sich doch tatsächlich geweigert den Diener angemessen zu bestrafen, als sein Vater ihn dazu aufgefordert hatte. Woraufhin Lucius die Konsequenz zog, seinem Kind die Strafe zukommen zulassen, die ursprünglich für Dobby bestimmt war.

Lucius' letzte Hoffnung einen ehrbaren Erben zu bekommen, war das ungeborene Kind, das Narcissa zurzeit in sich trug. Auch dies würde ein Junge werden, der den Namen Malfoy weitertragen konnte und sich seines Familiennamens hoffentlich auch als würdig erweisen würde.

Der Hausherr saß auf einem komfortablen Polsterstuhl hinter dem großen, dunklen Holzschreibtisch in seinem Arbeitszimmer und beugte sich über eine alte Urkunde, deren Echtheit es festzustellen gab, als die decken-hohe Standuhr an der Wand zu seiner Linken acht Uhr schlug.

Der blonde Mann richtete sich auf und erhob sich von seinem Schreibtisch, um in den Speiseraum zu apparieren und mit seiner Familie zu Abend zu essen.

In dem Raum angekommen blickte er sich um und bemerkte überrascht, dass er alleine war, nur der schrumplige, kleine Dobby wuselte umher und legte das Besteck akkurat neben die drei silbernen Teller.

„Guten Abend, Meister," sagte der Hauself hastig, als er Lucius Malfoy bemerkte.

„Wo sind . . ." setzte der Zauberer an, aber noch bevor er den Satz beenden konnte, öffnete sich die Tür und seine Gemahlin trat in den Raum.

Mann und Frau begrüßten sich mit einem Kuss auf die Wange und nahmen Platz.

Lucius an der Stirnseite der Tafel und Narcissa neben ihm. Doch augenblicklich machte sich Verärgerung in der Brust des Mannes breit und grob hielt er seinen Diener am Arm fest, der soeben den Raum verlassen wollte.

„Wo ist Bela?", fragte der Meister seinen Knecht.

„Er ist bis jetzt noch nicht wieder eingetroffen, Herr," sagte Dobby mit zittriger Stimme und versuchte sich automatisch so weit wie möglich weg zu beugen von seinem Besitzer.

„Was soll das heißen, er ist noch nicht wieder eingetroffen? Ich sage ihm jeden Tag, dass er pünktlich zum Abendessen zu Hause sein soll!"

„Es kann ihm doch auch etwas zugestoßen sein." Wäre Narcissas Stimme nicht so unbewegt und kalt gewesen, hätte man diesen Satz glatt für einen Ausbruch mütterlicher Sorge halten können, aber das war er nicht. Es war schlicht weg eine Feststellung.

„Ach was!" Lucius hielt das für absolut ausgeschlossen.

„Ich werde jetzt gehen und ihn holen. Du kannst schon essen, Narcissa. Es wird nicht lange dauern."

Er stieß Dobby zur Seite, stand auf und sprach einen Ortungszauber. Sofort wusste er, wo sich sein Sohn befand, den er vorher mit einem Fluch belegt hatte, so dass dieser spezielle Zauber auch bei ihm wirkte.

Er apparierte ein kleines Stück entfernt von der Stelle, an der er sein Kind gesehen hatte hinter eine Mauer, damit kein Muggle aus dem Dorf die Art seines Erscheinens sehen konnte.

Auf der Wiese des Gartens eines kleinen, schlichten Einfamilienhauses saß Bela Malfoy. Ihm gegenüber hockte ein kleiner Junge, vielleicht ein oder zwei Jahre älter als Bela. Die beiden beugten sich über eine seltsame Apparatur aus Holz, an der sie herum bastelten.

Vor Wut schnaubend ging Lucius über die Wiese auf die Jungs zu, die ihn überhaupt nicht bemerkten.

Er packte seinen erschrockenen Sohn am Arm und zerrte ihn auf die Beine. Ohne auf den anderen Junge zu achten verpasste er dem Kind zwei schallende Ohrfeigen. Erst mit der Handfläche auf die linke Wange, dann mit dem Handrücken auf die Rechte.

Bela schrie vor Schmerz auf und versuchte sich von seinem Vater loszureißen, aber er hatte natürlich keine Chance.

Der fremde Junge versuchte seinem Freund zu helfen, wurde aber von Lucius' anderer Hand an der Schulter gepackt und auf den Boden geschmissen.

Der Vater zog sein Kind hinter die Mauer, wo er gerade eben angekommen war und drückte den kleinen Körper fest an sich. Mit ihm apparierte er in sein Arbeitszimmer.

„Was zum Teufel hast du mit diesem dreckigen Mugglebalg zu schaffen?" schrie Lucius.

„Und was fällt dir ein einfach so mal eben nicht nach Hause zu kommen?" Immer noch hielt er den Junge am Arm fest und schüttelte ihn mit jedem Wort.

„Es tut mir Leid, Vater! Ich wusste nicht, dass es schon so spät ist!" schluchzte das Kind.

„Kannst du etwa die Uhr nicht mehr lesen?" Wieder bekam Bela einen Schlag ins Gesicht, aber diesmal mit dem Stock seines Vaters, an dessen Spitze sich ein silberner Schlangenkopf befand.

Der zerbrechliche Körper wurde zu Boden geworfen. Doch kurz darauf packte Lucius seinen Sohn am Kragen und hob das Fliegengewicht mit einer Hand auf, setzte es auf einen Stuhl an der Wand und beute sich vor ihm auf.

„Wer war der Muggle-Junge?"

Bela brach jetzt endgültig in Tränen aus und seine Stimme wollte ihm nicht gehorchen.

Lucius blickte abfällig auf das Kind hinab. Wie konnte so etwas sein Sohn sein? So etwas Schwaches, Verletzliches. Er würde ihm diese Eigenschaften schon noch irgendwie austreiben.

„Beantworte meine Frage!!" Die Stimme des Vaters lies den kleinen Junge noch mehr schluchzen. Doch aus Angst vor weiteren Schlägen zwang er sich zu sprechen.

„Er . . . er ist mein bester Freund."

„Dein bester Freund? Wie lange rennst du schon mit dem draußen rum?"

„Weiß nicht." Für diese ungenaue Antwort erhielt Bela wieder ein Ohrfeige, die ihn fast vom Stuhl schmiss.

„Seit wann kennt ihr euch?"

„Seit letztem Sommer irgendwann." Belas Stimme zitterte vor Angst und Schmerzen.

„Ist dir klar, dass er kein Zauberer ist?"

„Ja"

Wieder schlug Lucius zu. Wie konnte sein Sohn es wagen in völliger Gewissheit darüber, was er tat, sich mit einem Muggle anfreunden?

Bela hatte die Arme vor dem Gesicht verschränkt und weinte bitterlich. Er wusste nicht, wo genau sein Fehler lag. Wurde ihm das nur angetan, weil er die Zeit vergessen hatte? Er hatte Brandon, den Junge, mit dem er seit letzten Sommer befreundet war schon so oft getroffen. Die zwei Kinder waren die besten Freunde und verbrachten beinahe jede freie Minute zusammen. Heute war er zum ersten mal in seinem kurzen Leben zu spät nach Hause gekommen und dafür wurde er gleich so sehr bestraft? Der sechsjährige konnte nicht verstehen, was seinen Vater so wütend machte. Warum er immer so schnell wütend wurde. Bela kannte das Gefühl nicht, in den Arm genommen zu werden. Er wusste auch nicht, wie es sich anfühlte geküsst, oder gelobt zu werden. Noch nie hatte Mutter oder Vater ihm eine Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen. Es war ihm auch strikt untersagt ins Bett seiner Eltern zu schlüpfen, wenn er nicht schlafen konnte, oder schlecht geträumt hatte. Einmal wollte er das tun, aber da ist sein Vater schrecklich wütend geworden.

Schon seit einiger Zeit erwartete er nichts mehr von seinen Eltern. Das Gefühl der Zuneigung und Vertrautheit waren verloren gegangen. Jetzt wünschte er sich nur noch, sie so selten wie möglich zu sehen und möglichst nicht von ihnen bemerkt zu werden. Wenn Lucius Malfoy jedoch wütend war, dann lies er diesen Zorn an dem schwächsten Menschen aus, der sich in seiner Nähe befand und wenn kein Hauself in der Nähe war, dann traf es seinen Sohn. In letzter Zeit war Lucius Malfoy sehr häufig wütend.

„Hör mir zu du verdammte Missgeburt!" schrie der Vater sein zusammen gekauertes Kind an und riss ihm die Arme von seinem Gesicht weg. „Du wirst dieses kleine Monster niemals wieder sehen!"

„Aber er ist mein Freund!"

„Du bist ein Malfoy! Wir freunden uns nicht mit Muggeln an! Das sind unwürdige Menschen, wie oft soll ich dir das denn noch erklären, bis du es endlich kapiert hast? Muggle haben mit uns nichts zu tun. Man gibt sich einfach nicht mit so etwas ab!"

Bela schaute seinen Vater groß und traurig an. Schon jetzt sah man dem Kind an, dass es ein Malfoy war. Er hatte hellblonde Haare, die ihm glatt in die Stirn hingen. Die gleichen grauen Augen, die glatten, spitzen Gesichtszuge und die blasse Haut seines Vaters.

Bela Malfoy war ein ausgesprochen kluges Kind. Obwohl er noch so jung war, begann er bereits unbewusst die Dinge zu hinterfragen. Im Laufe seines Lebens würde sich diese Eigenschaft noch verstärken und ihn zu einer starken Persönlichkeit machen, ihn aber auch öfters in Schwierigkeiten bringen. Denn wer nicht alles so hinnimmt, wie man es ihm vorsetzt, der wird sich irgendwann mit Leuten anlegen, die einem alles nehmen können, was man liebt . . . Ebenfalls eine gefährliche Eigenschaft, die sich in dem kleinen Menschen ausbaute und völlig Slytherin-untypisch war, war sein Mut und die Art alles zu sagen, was er dachte ohne vorher die eventuellen Konsequenzen einzuschätzen. Eben dies war auch der Grund dafür, dass Bela jetzt die Stirn runzelte, bei den letzten Worten seines Vaters und die gefährlichste und am schwierigsten zu beantwortende Frage stellte, die es gab:

„Warum?"

Lucius Malfoy stockte kurz, dann verzerrte sich sein Gesicht zu einer zornigen Grimasse. Sein Sohn sollte auf diese Frage nie eine Antwort erhalten, denn der Vater hob die Hand und fuhr fort Bela auf die Art zu erziehen, die er für wirkungsvoll hielt, was sie ja auch zweifellos war, aber eben nicht auf die Weise, wie er es beabsichtigte.

xXx

Zwei Stunden später, es war mittlerweile tiefste Nacht, öffnete sich eine der Hintertüren von Malfoy Manor, die hinaus in den riesigen Garten führte. Es war Spätsommer und nachts konnte es bereits ziemlich kühl werden. Ein frischer Wind wehte und es hatte vor wenigen Minuten begonnen zu regnen. Lucius trat aus der hohen Glastür, ein zitterndes Häufchen Elend hinter sich her ziehend, welches einen Erstgeborenen darstellte.

Der Vater blieb stehen und zog seinen Sohn vor sich. Mit einem kräftigen Schubs stieß er ihn hinaus in die Dunkelheit, wo das blutende Kind auf dem harten Steinfußboden aufschlug und liegen blieb.

In dieser Nacht durfte der Kleine nicht mehr ins Haus. Eine Erziehungsmaßnahme, es war nicht die Erste dieser Art. Doch es war das erste mal, das er verprügelt und ausgesperrt wurde, noch dazu bei einem solchen Wetter.

Bela sah den Mann, der ihn jeden Tag demütigte und dem er zur Hälfte sein Leben zu verdanken hatte sich umdrehen und ins Haus gehen und wusste, dass er erst wieder rein durfte, wenn es hell war.

Der junge stand mühsam auf und ging auf die Wiese bis unter einen großen, alten Baum, wo er sich zusammenrollte und versuchte die Kälte zu ignorieren, die durch seine viel zu dünne Kleidung bis an seine Haut gelangte. Heiße Tränen liefen über das geschundene Kindergesicht, trockneten auf den Wangen und verstärkten die Kälte noch.

Wieso durfte er sich seine Freunde nicht aussuchen? Er mochte die Kinder nicht, die manchmal mit Bekannten und Kollegen seines Vaters zusammen zu Besuch kamen. Die meisten davon waren arrogant und besitzergreifend, wie ihre Eltern.

Er schloss die Augen, aber der Schlaf wollte nicht eintreten. Stattdessen erschienen die Gesichter seiner Eltern vor seinem inneren Auge. Seine Mutter schlug ihn zwar nicht, oder nur selten, aber dafür konnte sie noch viel gemeiner sein, als ihr Mann. Für jeden Fehler den ihr Sohn beging, bekam er eine Boshaftigkeit an den Kopf geworfen, die er zwar nicht immer verstand, aber von der er wusste, dass sie nichts Gutes bedeuten konnte. Über seinen Vater wollte er nicht nachdenken. Alles, was dieser Mann ihm bis jetzt versucht hatte beizubringen, kam ihm falsch und unlogisch vor. Er verstand nicht, was es denn bedeuten sollte, ein Reinblüter zu sein. Brandon war nett. Es gab überhaupt keinen feststellbaren Unterschied zwischen den zwei Jungs. Was also war falsch an dieser Freundschaft?

Bela öffnete die Augen und sah das Haus an, in dem er geboren wurde. Kein Gefühl von Heimat überkam ihn, bei diesem Anblick. Nicht einmal der Wunsch die Nacht in seinem Bett zu verbringen. Dieses Gebäude strahlte nicht die geringste Wärme aus, keine Geborgenheit, oder Sicherheit.

Das Kind rollte sich auf den Rücken und der Regen tropfte ihm durch die Blätter des Baumes aufs Gesicht. Er schloss die Augen. Eine Sehnsucht überkam ihn, die er schon oft gefühlt hat, aber noch nie benennen konnte. Ein natürlicher, menschlicher Wunsch, der ihm nie erfüllt wurde. Die Sehnsucht eines Kindes nach Anerkennung und Liebe . . .

Bela dachte an die Familie seines besten Freundes. Das Leben dort war so anders, so viel schöner und freundlicher. Wenn alle Muggle ein so liebevolles zu Hause hatten, dann fand er es unfair, dass ausgerechnet er als Zauberer geboren werden musste.

Brandons Eltern wollten umziehen. Das hatte ihm sein Freund heute erzählt. Irgendetwas von an die schottische Grenze. Den Ortsnamen hatte Bela vergessen.

Was, wenn er einfach mit ihnen mit ging? Würden seine Eltern ihm das erlauben? Oh nein, ganz sicher nicht. Bei dem Gedanken daran, seinen Vater zu fragen, ob er mit einer nicht magischen Familie einfach so wegziehen könnte, drehte sich ihm der Magen um.

Zum ersten Mal in seinem Leben, dachte Bela daran, seine Eltern nicht um Erlaubnis für irgendetwas zu bitten.

Das prickelnde Gefühl der Rebellion überkam ihn. Der Junge stand auf. Ein letztes Mal blickte er zu Malfoy Manor und nichts als Angst und Abscheu verursachte dieses Bild in ihm. Er hasste seine Eltern. Noch war er sich dessen nicht bewusst, aber in den nächsten Jahren würde er es erkennen.

Zielstrebig und ohne zu zögern wandte sich der Junge von seinem Elternhaus ab und lief davon.

In den nächsten dreizehn Jahren würde er sich nie wieder seinem Vater gegenübersehen müssen. . .

xXx

Die junge Frau, namens Tanja Moore, mit den schwarzen Locken und der etwas pummeligen Figur guckte nicht schlecht, als mitten in der Nacht der kleine, blonde Junge, mit dem ihr Sohn so viel Zeit verbrachte, an der Haustür klopfte.

Das Kind trug nur ein einfaches T-Shirt und Jeans. An den Füßen hatte es nichts an, außer ein Paar Socken.

„Oh mein Gott, was machst du denn bei diesem Wetter da draußen? Noch dazu so spät!"

Schnell zog sie den zitternden Bela ins Haus und schaltete das Licht an. Als sie sich wieder zu ihm umdrehte konnte sie einen erschrockenen Schrei nicht unterdrücken.

Das Gesicht des Kindes war mit Blutergüssen und Schrammen übersät. Auch an seinen Unterarmen befanden sich blaue Flecken und Schnitte.

„Was ist denn nur mit dir passiert?" fragte die Mutter und kniete sich vor dem Junge hin. Doch bevor er antworten konnte, kam ein Mann die Treppe herunter, den Bela als Brandons Vater, Leslay kennen gelernt hatte.

Als er das misshandelte Kind sah, schreckte er zurück.

„War das etwa, Lucius Malfoy?"

Misstrauisch hob Bela die Augenbrauen.

„Woher wissen Sie das?"

„Also ja. Sucht er bereits nach dir?"

Bela wusste nicht was er sagen sollte, so schockiert war er, also schüttelte er nur mit dem Kopf.

„Lucius Malfoy?" fragte Tanja und blickte ihren Mann an. „Ist das sein Vater? Der böse Zauberer von dem du mir erzählt hast?"

„Ja, genau der. Meine Schwester hat ihn kennen gelernt, als sie in Hogwarts, der Schule für Zauberei, gewesen ist. Er war ein Slytherin und sie eine Hufflepuff. Das sind zwei von diesen Häusern, von denen sie uns letztens bei Brandons Geburtstag erzählt hat."

„Ach ja, den Sinn von diesen komischen Häusern habe ich immer noch nicht verstanden."

„Ich auch nicht. Wahrscheinlich haben die nicht wirklich einen Sinn. Außer, dass sie die Schüler in Gruppen teilen. Aber das ist jetzt auch erstmal unwichtig."

Leslay wandte sich wieder an den kleinen, verwirrten Junge.

„Bist du von zu Hause weggelaufen, Bela?"

Der Angesprochene nickte.

„Leslay, wenn dieser Mr Malfoy so ein Kerl ist, wie du ihn mir beschrieben hast, dann wird er kommen und den Kleinen holen," Tanja hatte keine Angst vor Lucius, aber sie hatte Angst davor Bela wieder in seinen Händen zu wissen, jetzt, wo sie gesehen hat, was dieser Mann tat.

Leslay überlegte kurz, während Tanja das Kind, welches immer noch verloren in dem Gang zwischen der offenen Küche und dem Essplatz herum stand, hoch hob und vorsichtig zu einem Stuhl trug. Danach ging sie in die Küche und setzte einen Topf auf den Herd in dem sie Milch erwärmte und Kakaopulver zugab.

„Wir haben doch schon alles für unseren Umzug in zwei Tagen gepackt, oder?" fragte der Gatte seine Frau.

„Ja, so gut wie. Nur noch ein paar Spielsachen von Brandon und das Zeug aus der Küche. Warum?"

„Weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass man sich beeilen sollte, wenn man sich vor einem Zauberer in Sicherheit bringen will."

„Meinst du, wir sollten schon Morgen aufbrechen?" Tanja sah ihren Mann nachdenklich an.

„Ich meine, wir sollten heute Nacht noch aufbrechen. Am besten, wir fahren erst mal zu Linda, meiner Schwester, sie wird uns schon irgendwie helfen können."

Tanja und Leslay war keine komplizierten Menschen. Sie mussten nicht Monate lang im Voraus planen. Wenn unvorhergesehene Dinge passierten, dann reagierten sie eben entsprechend darauf. Und in einer Sache waren sie sich einig, ohne es beredet zu haben: Bela Malfoy ist heftigst geschlagen worden. Von seinem eigenen Vater. Und so etwas, durfte man mit einem Kind nicht machen. Keiner von beiden würde zulassen, dass das noch einmal vorkommt.

„Gut," sagte Tanja mit fester Stimme. „Dann geh bitte Brandon wecken und pack seine Spielsachen und die restlichen Klamotten ein. Sag ihm Bela ist hier und wenn er zu müde ist um mit zu bekommen, was du zu ihm sagst, dann trag ihn runter, wenn er den Kakao riecht, wird er schon wach werden."

Leslay machte sich auf den Weg, seine Aufträge auszufüllen.

Tanja stellte unterdessen vier Tassen aus dem Schrank. Eine davon füllte sie mit dem heißen Getränk und gab sie Bela.

„Keine Angst, Kleiner. Linda wird wissen, was wir tun können um dich von deinen Eltern weg zu bringen. Jetzt trink erstmal deinen Kakao, währenddessen ich dir einige trockene Sachen besorge. Glaub mir, hier bist du sicher." Völlig selbstverständlich küsste sie das fremde Kind auf die Stirn und lies ihn allein.

Bela konnte nicht fassen, was hier passierte. Die Eltern seines besten Freundes wussten von der Zaubererwelt und hatten, so wie es aussah auch einen ungefähren Plan, was zu tun war, oder wenigstens an wen sie sich wenden mussten um genau das zu erfahren. Er nahm einen Schluck von dem süßen, braunen Getränk in seiner Tasse. Eine wohlige Wärme machte sich in ihm breit. Sein Herzschlag normalisierte sich und Zuversicht und Dankbarkeit ließen die Erinnerungen an den vergangenen Abend verblassen.

Nachdem Brandon den Schock überwunden hatte, den die Erscheinung seines besten Freundes in ihm verursachte begrüßte er ihn freudestrahlend und als er hörte, das Bela wahrscheinlich erstmal eine Weile bei seiner Familie bleiben würde, freute er sich noch mehr.

Leslay packte die Taschen in das Auto (glücklicherweise war es ein Kleintransporter). Die Möbel waren bereits vor ein paar Tagen in das neue, etwas größere Haus geschafft wurden, dass die jungen Eltern sich mit Hilfe eines eigentlich viel zu hohen Kredites geleistet hatten, als Tanja erfuhr, dass sie Zwillinge bekommen würde.

Zu viert quetschten sie sich in das alte Auto und fuhren zu Leslays Schwester. Einer kleinen, zierlichen Hexe, die in einer extrem chaotischen Wohnung lebte und ständig irgendetwas suchte, aber eigentlich sehr liebenswürdig war.

Linda erlöste Bela erstmal von dem Fluch, so dass Lucius ihn nicht mehr gleich finden konnte, nachdem sie aufgehört hatte ihren Bruder an zu schreien, weil er sie geweckt hat und sie sich die Geschichte des jungen angehört hat.

Linda war zwar eine Hufflepuff, hatte aber eine gewisse klein kriminelle Ader. So sorgte sie in den nächsten Tagen für eine gefälschte Adoptionsurkunde, auf der nun der geänderte Name Bela Moore stand und legte ein paar Schutzzauber auf das neue Haus der Familie.

Es dauerte eine Weile bis Bela sich an sein neues Leben gewöhnt hatte, bei allen dauerte es eine Weile. Bis auf Brandon, der konnte sehr gut damit leben und steckte die ganze Familie mit seiner Glücklichkeit über die Situation an.

Als dann die Zwillinge (Achley und Amber) auf der Welt waren, war Bela schon lange als Familienmitglied akzeptiert. Dazu kam, dass er jetzt endlich seine ganz eigene Persönlichkeit entdecken konnte, die äußerst sympathisch war, jedenfalls für die Familie. Etwas zugeschnürtere Menschen fühlten sich von seiner direkten, offenen Art manchmal vor den Kopf gestoßen, aber genau daran fand Bela auch seinen Spaß. In den richtigen Momenten konnte der Junge aber auch sehr einfühlsam und erwachsen sein, was ihn noch mal stark von seinen leiblichen Eltern abhob.

Xxx

An dem Morgen nach dem verschwinden ihres Sohnes starteten die Malfoys eine große, wenn auch sehr diskrete Suchaktion. Ganze drei Wochen hielten sie das durch, dann kam Draco Malfoy zur Welt und sie fanden sich damit ab, dass Bela wahrscheinlich irgendwo erfroren, oder verdurstet war. Da der Junge nun offiziell als tot galt, bekam er auch nie eine Einladung an die Schule für Hexerei und Zauberei.

In Draco fand Lucius endlich den Sohn, den er sich immer gewünscht hatte. Bei ihm setzte er auch von Anfang an auf eine andere Erziehungsmethode. Draco wurde weniger, oder eher fast gar nicht geschlagen. Nur ab und zu rutscht seinem Vater die Hand aus, aber nie so extrem wie bei dem älteren Bruder, von dem Draco nie etwas erfuhr. Ganz im Gegenteil, der zweite Sohn bekam alles, was er wollte. Ihm wurden Arroganz und Respekt zu den Eltern zu gleichen Teilen in die Wiege gelegt. Draco wuchs zu einem verwöhnten, reichen Balg heran, was nie Rücksicht auf andere nahm und es gewohnt war jeden Wunsch erfüllt zu bekommen. Lucius war stolz auf sih, erkannte jedoch nicht, dass Draco im Grunde viel schwächer und feiger war, als Bela, der schon nach kurzer Zeit, fast völlig vergessen war.


REVIEWS!!!!!!