Gene Roddenberry hat Star Trek erfunden. Sein ganzes Universum gehört Paramount, auch die Insel darin namens Deep Space Nine. Ich leihe sie mir nur für eine Weile für meine eigenen Welten aus.

Diese Geschichte basiert auf Star Trek Deep Space Nine und dem Roman „A Stitch in Time" von Andrew Robinson.

Dies ist eine Geschichte über Cardassia, Cardassianer und Figuren um sie herum. Eine der Hauptpersonen ist, offensichtlich, Garak. Dies ist, nur um es nochmals zu betonen, AU.


GARAK: You sound disappointed. I thought you enjoyed mystery novels.
BASHIR: I do. Human mystery novels. The problem with Cardassian enigma tales is that they all end the same way. All the suspects are always guilty.
GARAK: Yes, but the challenge is determining exactly who is guilty of what.


Cardassia, 2373

„Bürger Cardassias. An dem heutigen Tage hat eine Gruppe von Individuen, angetrieben von Gier und Machtbesessenheit, unser Vertrauen verraten und uns ohne einen einzigen Schuss dem Feind ausgeliefert. Sie nennen das eine Allianz. Ich sage, es ist Hochverrat. Merkt euch meine Worte, Cardassia wird nichts aus dieser Allianz gewinnen. Von heute an ist Cardassia nicht länger frei! Es ist ein Protektorat des Dominions, verkauft von denen, die geschworen hatten, uns zu beschützen. Wir können und dürfen das nicht tolerieren. Es ist unsere patriotische Pflicht, diese Allianz zu zerstören, und die Verräter zur Rechenschaft zu ziehen. Für unser Reich, für unsere Freiheit, für die Zukunft unserer Kinder. Dieser Tag wird nicht ungesühnt bleiben."

„Ich sage euch allen, Cardassia wird wieder stark sein! In der Vergangenheit haben unsere Feinde uns mit Verachtung behandelt. Die Schwäche und die Fehler unserer sogennannten Anführer haben uns Territorium und Respekt gekostet. Ich verspreche euch, zusammen mit unseren neuen Freunden werden wir zurückgewinnen, was wir verloren haben. Dieser Tag wird Cardassia zurück zu seiner alten Größe führen! Wir haben bereits die Raumgebiete, die wir verloren hatten, zurückgewonnen. Lasst euch nicht von dem Neid und der Bitterkeit derer, die Cardassia ins Chaos geführt haben, in die Irre leiten. Ihre Lügen werden im Licht der Wahrheit keinen Bestand haben. Sie werden der Verantwortung für ihr Versagen nicht entkommen. Heute ist ein großartiger Tag für Cardassia!"

Cardassia, 2403

„Kann ich etwas tun, um das zu ändern?", fragte Elim müde. Er betrachtete die junge Frau vor sich mit einer Mischung aus Bedauern und Hilflosigkeit. Sie war so voller Wut in der letzten Zeit. Ein Teil von ihm konnte es verstehen. Ein anderer Teil wünschte sich, er könnte ihr helfen. Er war einst in der gleichen Situation gewesen, und er befürchtete, es würde nicht gut enden. Dennoch, er wusste, sie musste ihre eigenen Entscheidungen treffen, ihre eigenen Fehler machen, so wie er es einst getan hatte. Sie zu zwingen, sich nach seinen Vorstellungen zu verhalten, würde sie nur schneller ins Unglück treiben. Das zumindest hatte er aus seinen Erfahrungen gelernt. Manchmal bedauerte er es, dass sie ihm so ähnlich war.

„Sag mir die Wahrheit!", forderte sie.

Elim sah plötzlich eine Reihe von Pfaden vor sich liegen, allesamt Entscheidungen, allesamt aus diesem einen Moment hervorgehend. Er konnte sehen, wie sie Cardassia verändern würden, wie sie ihn verändern würden. Er konnte auch sehen, dass es nicht einen von ihnen gab, der nicht einen schrecklichen Preis kosten würde. Einen Moment lang wünschte er sich, er wäre ein anderer Mann geworden, der in der Vergangenheit andere Entscheidungen getroffen hätte... Entscheidungen, die ihn nicht zu diesem Punkt gebracht hätten. Im nächsten Augenblick verwarf er diesen Gedanken als irrelevant. Die Vergangenheit ließ sich nicht ändern. Das einzige, was man formen konnte, war die Zukunft. „Weißt du, manchmal hatte ich Angst wenn ich dich beobachtet habe, als du Kind warst. Du konntest gnadenlos sein. Du hast mich an jemanden erinnert, den ich einmal kannte."

„Versuch nicht, das Thema zu wechseln", sagte sie ungehalten. „Es ist sinnlos, zu versuchen meinen Fragen mit ausweichenden Antworten aus dem Weg zu gehen. Ich habe von dem Besten gelernt."

„Hast du auch gelernt, dass Schmeichelei dir Antworten bringt?"

Das brachte sie kurzzeitig zum Lächeln. „Manchmal. Kommt auf das Subjekt des Verhörs an."

Elim lachte. „Es scheint dieses Subjekt ist empfänglich für deine Technik. Sehr gut. Es ist der größte Erfolg eines Lehrers wenn seine Schüler ihn übertreffen."

„Du hast mir auch beigebracht, mich nicht von meinem Ziel ablenken zu lassen."

„Das habe ich, nicht wahr?" Er lächelte melancholisch. „Aber ein Teil von mir denkt, du bist bereits mit dieser Hartnäckigkeit geboren worden. Also gut."

Er traf seine Entscheidung, und er hasste sich bereits in dem Moment in dem er es tat. Letztendlich jedoch war es nur eine weitere Sache, die er bereuen würde. Es gab so viele, dass er sie längst nicht mehr zählen konnte. „Die Wahrheit, Kaleen? Hör gut zu, denn ich werde mich nie wiederholen. Dies ist die Wahrheit:"

Cardassia, 2378

„Wie ich höre, haben Sie Ihren Mädchennamen wieder angenommen."

Tashiba Cotan, ehemals Dukat, lächelte dünn. „Meine Heirat war von unseren Familien arrangiert. Die einzigen Gefühle, die ich mit dieser Beziehung verbinde, sind Scham und Bedauern. Jeder weiß, welche Demütigungen ich erlitten habe, aber das ist nicht der einzige Grund. Ich bin Patriotin, Mr. Garak. Ich habe keinerlei Sympathie für Verräter."

„Es freut mich, das zu hören." Eine gut geprobte Aussage. Dukats Witwe war eine kluge Frau. „Also, von einem Patriot zum anderen, teilen Ihre Kinder Ihre Ansichten, Dr. Cotan?"

Ihr Mund zuckte. Sie war gut darin, ihren Gesichtsausdruck neutral zu halten, aber es war schwer, Wut vor einem Telepathen zu verbergen. Dennoch, Elim war beeindruckt.

„Natürlich."

„Wundervoll. Das muss eine große Genugtuung für Sie sein. Es war ein solches Vergnügen, mich mit Ihnen zu unterhalten, Doktor, vielleicht können wir uns später noch einmal treffen? Auf ein Abendessen vielleicht?"

„Ich bin sicher, Sie sind ein sehr beschäftigter Mann, Mr. Garak. Ich würde es mir nicht anmaßen, über Ihre Zeit so zu verfügen."

„Unsinn. Unter uns, der diplomatische Dienst kann mitunter sehr langweilig sein."

Ein Gul des siebten Ordens kam auf sie zu und reichte Cotan die Hand. „Tashiba, ich wusste nicht, das du hier bist. Was für eine erfreuliche Überraschung."

Cotan lächelte, diesmal entspannter. „Meine Cousine hat mich eingeladen."

„Ach richtig, Gul-tar Raghman." Der Mann betonte es mit einem Seitenblick auf Elim.

Elim grinste amüsiert. „Wirklich? Mir war nicht bewusst, dass Sie mit der Leiterin des Zentralkommandos verwandt sind, Doktor. Wie interessant."

„Ja, es ist vielen Leuten nicht bewusst. Makor, ich bin seit einer Weile nicht mehr auf diesen Veranstaltungen gewesen", sagte Cotan hastig. „Warum stellst du mich nicht deinen Freunden vor?"

Der Mann war natürlich sofort dazu bereit, und Cotan drehte sich mit gut gespieltem Bedauern zu Elim um.

„Es tut mir leid, mich so schnell zu verabschieden, Mr. Garak. Vielleicht können wir unsere Unterhaltung ein anderes Mal weiterführen? Es hat mich gefreut, Ihre Bekanntschaft zu machen."

„Die Freude ist ganz meinerseits, Doktor." Elim sah den beiden nach. Die Unterschiede zwischen Raghman und ihrer Cousine waren bemerkenswert. Tashiba Cotan war nicht nur eine beeindruckend schöne Frau, sie war auch eine typische Militärsgattin. Raghman hatte immer gesagt, dass ihre Cousine Dukat geliebt hatte, aber sie hatte offensichtlich nun keinerlei Schwierigkeiten, das Gegenteil zu beteuern. Alles andere wäre in dem gegenwärtigen politischen Klima auch sehr leichtsinnig gewesen.

Elim griff nach einem Glas Kanar und beobachtete die Gäste der Gala. Der Anlass der Feier war der Geburtstag der Tochter eines Legaten. Der Großteil der Anwesenden bestand aus Angehörigen des Militärs, oder deren Verwandten. Als Angestellter des diplomatischen Dienstes war er nicht Teil ihrer Elite, und sie ignorierten ihn meistens. Es störte ihn nicht.

Er hatte es immer vorgezogen, im Hintergrund zu bleiben.

Cardassia, 2375

„Du kannst sie alle fragen wann immer du willst."

„Machst du dir keine Sorgen, dass ich sie gegen dich verwenden könnte?", konnte sich Elim nicht enthalten zu fragen.

Raghman lachte. „Elim, in all der Zeit die wir uns kennen hast du dich niemals gegen mich gewendet. Du hast es nie auch nur versucht. Ohne deine Hilfe wäre all dies bei Weitem nicht so einfach gewesen. Ich weiß, dass ich dir vertrauen kann, weil du selbst wenn du es könntest niemals irgendetwas gegen mich tun würdest. Du bist ein viel zu großer Feigling dafür, und mehr als das, du weißt dass ich das verwirkliche, was wir beide wollen. Dies ist unsere Bestimmung. Du wirst uns nicht aufhalten. Du willst es garnicht."

Erde, 2379

„Die Romulaner sind so arrogant und anmaßend wie immer", sagte Necheyev. „Denken sie allen Ernstes, wir gehen auf diese überzogenen Forderungen ein?"

Nakamura lächelte dünn. „Es ist schwer zu sagen, was sie denken, Admiral. Vielleicht glauben sie, wir würden diese Gebiete um den Frieden zu erhalten aufgeben, oder vielleicht ist es nur ein Versuch, Stärke zu zeigen. Egal was ist ist, die Antwort ist natürlich Nein."

Necheyev runzelte die Stirn. „Denken Sie, sie werden ihre Drohung wahr machen, und versuchen, die Systeme die sie wollen mit Gewalt zu erobern?"

Nakumura trat an die Karte, die den Grenzverlauf zeigte. „Vielleicht. Sie haben nicht so viele Verluste während des Dominionkriegs erlitten wie wir, und der neue Prätor scheint eine agressivere Politik zu verfolgen. Wenn es so ist, sind wir darauf vorbereitet."

Necheyev ballte kurz die Fäuste. Sie war zugleich wütend und frustriert. „Ich freue mich nicht auf einen neuen Krieg mit dem romulanischen Reich."

„Niemand freut sich darauf, Admiral, aber wir werden keine solchen Zugeständnisse machen, nur um den Frieden zu erhalten. Sie werden uns das als Schwäche auslegen, und weitere Forderungen stellen, bis ein Konflikt unvermeidlich wird."

„Ich weiß", sagte Necheyev seufzend.

„Alle unsere Vorhersagen deuten darauf hin, dass Sie sich zurückziehen werden, wenn sie merken, dass wir entschieden zurückschlagen", sagte Nakamura. „Dies wird kein langwieriger Krieg werden." Er drehte sich zu ihr um und sein Blick wurde sanfter. „Jeder wird es verstehen, wenn Sie diese Aufgaben müde sind, Alynna. Kaum jemand hat so viel für die Flotte geleistet, wie Sie in den letzten Jahren. Wir wissen, welche Opfer Sie gebracht haben, und wir alle schätzen Sie dafür. Sie haben die Bewunderung und den Respekt unserer Leute. Wenn Sie dies jemand anderem überlassen wollen, wird Ihr Ansehen nicht darunter leiden."

Nechyev straffte sich und unterdrückte mühsam die Empörung, die in ihr aufstieg. Sie wusste, der Admiral meinte es nur gut. Sie fühlte sich dennoch angegriffen. „Ich habe diesen Posten nicht erhalten, weil ich die Gewohnheit habe, mich auf meinen Lorbeeren auszuruhen. Es ist nicht meine Art, Verantwortung abzugeben, weil ich sie müde bin."

Nakamura runzelte leicht die Stirn und sie befürchtete, sie hatte ein wenig harsch geklungen. „Niemand bezweifelt das", sagte er. Er schwieg einen Moment. „Ihre Leute sind in den Positionen, uns vorzuwarnen, falls es zu einem Angriff kommen sollte."

Sie straffte sich und nickte knapp.

„Ich habe die siebente und dreizehnte Flotte nach Sigma Draconis beordert. Hiermit unterstelle ich sie Ihrem Kommando. Tun Sie nichts, was ich nicht auch tun würde." Er grinste schief, plötzlich jungenhaft.

Sie erwiderte das Grinsen unwillkürlich, auch wenn ihr nicht danach zu Mute war. „Sie wissen, Sie können sich auf mich verlassen."

Deep Space Nine, 2373

Ziyal setzte sich neben ihn auf das Bett. Sie war sehr nachdenklich, seit sie ihn in der Holosuite gefunden hatte. Sie erwähnte es nicht, aber offensichtlich beschäftigte es sie. Elim hatte es aufgegeben, seine Verletzungen vor ihr zu verbergen, und manchmal strich sie mit ihren Fingern neugierig und zugleich abgestoßen über seine Prellungen und Striemen. Das tat sie auch diesmal, aber mit einem Mal verharrte sie über einer besonders häßlichen Prellung über seinen Rippen und presste ihre Hand darauf. Elim rang überrascht nach Luft. Sie beobachtete ihn neugierig. Ihre Hand bewegte sich weiter und eine weitere Prellung über seiner Hüfte, wo sie das gleiche tat.

„Was tust du da?", fragte er, ohne eine Bewegung zu machen, sie zu stoppen. Er hatte in der Woche zuvor die Meditationstechniken begonnen, die Raghman ihm empfohlen hatte, und sie halfen ein wenig, aber er war dennoch heute zu seiner üblichen Zeit in die Holosuite gegangen. Er musste zugeben, dass er nicht völlig sicher war, warum. Es gab ihm ein Gefühl der Sicherheit.

Sie musterte ihn prüfend. „Ich habe über etwas nachgedacht, was Jadzia mir gesagt hat, und über das ich dann einiges nachgelesen habe."

Elim wich etwas zurück. Ziyal war beklagenswert vertrauensselig, und die Trill war unerträglich neugierig. Was in aller Welt hatten die beiden beredet?

Ziyal lächelte. „Keine Sorge, ich habe niemanden gesagt, was ich erfahren habe. Ich rede mit niemandem über unsere Privatangelegenheiten, Elim. Ich wünschte, du hättest ein wenig mehr Vertrauen in mich." Sie strich die Knorpellinien auf seiner Brust entlang. „Ich habe sie gefragt, warum Leute sich Schmerzen aussetzen, und natürlich redete sie als erstes über die Klingonen und ihre barbarischen Praktiken." Sie grinste amüsiert, aber wurde schnell wieder ernst. „Sie sagte auch, dass manche Leute Schmerz genießen." Sie hob die Hand, als er etwas einwenden wollte.

Das Gespräch verunsicherte ihn plötzlich. Raghman hatte ihm einmal prophezeiht, dass sie ihm beibringen würde, Schmerzen zu begehren, aber sie war damit nicht erfolgreich gewesen. Alles, was er damals gefühlt hatte, war künstlich gewesen, ein Produkt ihrer Manipulation. Er hatte das überwunden!

„Ich weiß, das ist nicht der Grund, warum du es tust", sagte Ziyal sanft. „Du tust es, um Kontrolle zu gewinnen, und vielleicht auch, um dich für etwas zu bestrafen, was du als Schwäche ansiehst."

Elim war schockiert davon, wie gut sie ihn eingeschätzt hatte. Seine Schockierung musste ihm anzusehen gewesen sein, denn sie lachte. „Ich bin kein dummes Mädchen, Elim."

„Ich habe nie gedacht, du wärst dumm", sagte er liebevoll. „Ein wenig naiv vielleicht, manchmal."

Sie lächelte reuig. „Ich vermute, das ist wahr. Manchmal ignoriere ich das Offensichtliche für eine schöne Illusion, aber nicht in diesem Fall, Elim. Ich will dir helfen. Ich mache mir Sorgen, dass du dich irgendwann ernsthaft verletzt."

Er strich beruhigend über ihren Arm. „Du weißt, dass ich vorsichtig bin."

„Ich weiß. Dennoch. Ich dachte, ich könnte dir vielleicht helfen."

„Wie?", fragte er, seine Neugier geweckt.

Sie zögerte einen Moment und atmete tief durch. „Die Berichte, die ich gelesen habe, nachdem ich mit Jadzia geredet hatte… über Leute, die Schmerzen genießen… es geht dabei oft auch um Kontrolle…"

Elim setzte sich überrascht auf, als ihm klar wurde, was sie da vorschlug. Mehr als das, er gelangte plötzlich zu einer anderen Erkenntnis, die Übelkeit in ihm hervorrief. Er hatte sich gefragt, warum Raghmans Berührung ihn mehr beruhigte, als die Schmerzen. Es war offensichtlich, aber er hatte die Wahrheit verdrängt. Kontrolle. Plötzlich stieg Wut in ihm auf und er hasste Raghman mit einer Intensität, die ihn selbst verblüffte. Es widerte ihn an, wie sehr sie ihn manipuliert hatte, wie sehr sie ihn noch immer beherrschte. Er wünschte sich nichts mehr, als ihren Einfluss ein für alle mal auszulöschen, aber wie konnte er das, wenn sie seine Gedanken beherrschte? „Ja", sagte er bemüht ruhig. „Ich höre dir zu."

Sie biss sich nervös auf die Lippen. „Ich dachte, wir könnten versuchen… anstelle der Holosuite… ein paar der Dinge auszuprobieren, über die ich gelesen habe."

Elim lachte unwillkürlich. „Es ist eine süße Idee, Liebling, aber ich bezweifle, dass das funktionieren wird. Du bist viel zu sanftmütig, um mir zu geben, was ich brauche. Hör dir selbst zu… Du kannst es nicht einmal aussprechen!"

Sie presste die Lippen zusammen, und ihr Blick gewann Entschlossenheit. Elim fiel wieder einmal auf, wie schön sie war. Sie würde natürlich nie im cardassianischen Sinne eine schöne Frau sein, aber für Elim war ihr verunstaltetes Gesicht nur eine Äußerlichkeit. Es war ihre Unschuld und ihr starker Wille, die ihr eine innere Schönheit verliehen. Manchmal hasste er Dukat allein dafür, was er ihr in seiner Selbstsucht angetan hatte. Welche Ignoranz und Grausamkeit, sie nach Cardassia zu bringen! Die meisten Cardassianer würden in ihr nie etwas anderes sehen, als eine Person, die normal hätte sein können, wenn nicht etwas furchtbar schief gegangen wäre. Es war die Essenz einer uralten cardassianischen Phobie, der Angst vor dem Abnormalem und Monströsem, vor dem behinderten, entstellten Kind. Sie würden nie etwas anderes für sie empfinden als Abscheu und Mitleid. Sie würden niemals die Frau sehen, die er liebte.

„Ich kann es tun, wenn ich dir damit helfe", sagte sie, ihn ernsthaft ansehend. „Mir gefällt diese Sache mit der Holosuite nicht, Elim. Es ist unkontrolliert, und niemand ist da, dir zu helfen, wenn doch einmal etwas schief geht. Mehr als das, was wenn du einmal ernsthaft verletzt bist, und jemand dich dort findet? Die ganze Station würde es erfahren. Ich will dich nicht verletzen, aber ich kann dir Schmerzen zufügen, wenn es das ist, was du brauchst."

Elim musste zugeben, dass sie gute Argumente hatte, auch wenn er sehr bezweifelte, dass sie wirklich in der Lage war, zu tun, was sie sagte. Er ertappte sich dabei, dass er sich wirklich wünschte, es wäre anders. Er wünschte sich, er könnte jeden Gedanken und jede Erinnerung an Raghman mit Ziyal ersetzen, einer Frau, die er liebte. Wenn all diese Erinnerungen ausgelöscht waren, vielleicht wäre er dann endlich frei von ihr. „Du bist sehr überzeugend, meine Liebe." Er breitete die Arme aus. „Ich muss zugeben, ich könnte mir kein lieblicheres Geschöpf denken, mich zu foltern."

Sie grinste, und setzte sich auf ihn. „Es geht nicht nur um Schmerzen, Elim, es geht auch um Kontrolle." Sie öffnete die Schublade an der Nachtkonsole und zog ein paar Seidenschals heraus. „Ich dachte mir, wir könnten mit etwas beginnen, das wir beide genießen."

Elim sah sie überrascht an, auch wenn es sehr offensichtlich war, was sie vorhatte. „Meine Liebe, ich hätte nie gedacht, dass du solche Fantasien hegst."

Sie grinste. „Ich habe meine dunklen Seiten… Du bist immer so dominant. Der Gedanke, dich einmal unterwürfig zu erleben… ich muss gestehen, er erregt mich."

„Wirklich?" Elim spürte, wie sein Herz schneller schlug. Er hatte nicht erwartet, so zu fühlen. Wenn überhaupt, dann sollte diese Situation unangenehme Erinnerungen wach rufen, aber dies war anders als mit Raghman. Er betrachtete Ziyals gerötete Wangen, und wusste, dass er mit ihr niemals hilflos sein würde. Er überkreuzte seine Hände an den Handgelenken und hielt sie ihr hin, und sah zufrieden, wie ihr Atem sich beschleunigte. „Ich gehöre ganz dir, Liebes. Tu mit mir was immer du willst."

USS Farragut, 2380

„Etwas stimmt nicht", sagte Bashir. „Ich kann nicht genau sagen was, aber es kam mir vor, als wäre unsere ganze Unterhaltung nur ein Spiel für ihn."

„Sie haben das zuvor schon gesagt", entgegnete Admiral Ross ungeduldig. So nützlich es auch sein mochte, diese sogenannte Freundschaft zwischen Bashir und diesem Cardassianer hatte Ross nie gefallen. Der Arzt war generell viel zu distanzlos, was Cardassianer betraf. Wenn man ihn reden hörte, gewann man manchmal das Gefühl, dass er sie bewunderte. Ross zog es vor, wenn seine Agenten sich eine gesunde Bodenhaftung bewahrten, und Bewunderung für die Cardis war alles andere als Bodenhaftung. „Sie haben gesagt, Garak spielt immer Spielchen mit Ihnen."

„Ja, aber diesmal war etwas anders. Früher hatte ich das Gefühl, dass es ein Spiel zwischen uns beiden war. Diesmal kam es mir so vor, als wäre ich völlig unwichtig für ihn, als ginge es um ein größeres Spiel. Außerdem kam er mir arroganter vor, aggressiver. Colonel Kira sagte mir, dass er völlig unbeeindruckt davon war, dass die Handelsblockade weiter aufrechterhalten wird, so als würde es ihn nicht kümmern. Der Garak den ich kannte war ein Patriot, ihm war nichts wichtiger als sein Volk! Warum sollte er so gleichgültig sein, wenn die Situation auf Cardassia wirklich so kritisch ist, wie es scheint? Er sagte mir, dass es ihm nicht möglich war, meine Briefe zu beantworten, aber die Art wie er es gesagt hat… es kam mir wie eine Lüge vor, eine offensichtliche Lüge sogar, so als sei es ihm egal dass es offensichtlich für mich war. Er sagte, er sei Archivar!" Bashir gestikulierte wild, um seine Entrüstung zum Ausdruck zu bringen.

„Sie glauben ihm nicht?" T'Kris, seine vulkanische Assistentin, schaffte es wie so viele Vulkanier ihre Skepsis mit einem scheinbar neutralem Satz profund zum Ausdruck zu bringen.

„Natürlich nicht! Selbst wenn er sich Mühe gegeben hätte glaubwürdig zu sein, würde ich es anzweifeln!"

„Was denken Sie denn, was er ist?", fragte Ross. „Ein Agent des neuen cardassianischen Geheimdienstes?"

Bashir zuckte mit den Schultern. Er sah aus wie ein trotziger Junge, und nur das Wissen, dass er seine Talente brauchte, hinderte Ross daran, ihn rauszuwerfen. „Admiral, nach allem was ich weiß, ist Garak vielleicht der cardassianische Geheimdienst."

Commander Miller lachte. Ross warf seinem zweiten Assistenten einen missbilligenden Blick zu, aber fühlte, wie seine Mundwinkel sich unwillkürlich nach oben zogen. „Glauben Sie nicht, dass Sie da ein wenig zu viel in oberflächliche Beobachtungen hineininterpretieren?", fragte er trocken.

Der Doktor holte tief Luft und presste die Lippen zusammen. „Wenn Sie keinen Wert auf meine Meinung legen…"

Ross seufzte, und musste sich zwingen, nicht mit den Augen zu rollen. Bashir war so leicht gekränkt. Seine melodramatischen Anwandlungen waren bisweilen amüsant, aber heute hatte er nur wenig Geduld dafür. Ja, Bashir war nützlich, aber die Arroganz des Arztes war bisweilen nervenzehrend. Nur weil seine Eltern ein paar Adigeonos in seiner DNA hatten herumpfuschen lassen, hieß das nicht, dass er immer Recht hatte.

„Ich begrüße die erfrischende Art, auf die Sie Ihre Meinung äußern, Doktor. Solange wir uns darüber einig sind, dass es sich um eine Meinung handelt, und nicht um erwiesene Tatsachen."

Miller lachte trocken, und Bashir ballte die Fäuste, aber beherrschte sich. „Also halten Sie es nicht für merkwürdig, dass es ihn nicht im Geringsten interessiert, was aus der Handelsblockade wird?"

„Ich verstehe nicht, warum Sie sich dessen so sicher sind!" Miller gab sich keine Mühe, zu verbergen, wie wenig er von der Meinung des Arztes hielt. „Es ist die Meinung dieser Bajoranerin, weder sie noch Sie haben den geringsten Beweis dass es der Wahrheit entspricht." Er hätte das taktvoller sagen können, aber Ross hatte Miller schließlich nicht wegen seinem Taktgefühl eingestellt.

Bashir biss sichtlich die Zähne zusammen. „Hören Sie, ich kenne Garak, und ich sage Ihnen…"

Ross seufzte, und unterbrach ihn. Er hatte wirklich keine Geduld mehr für dieses hin und her. Es gab so viele wichtigere Dinge zu tun. „Doktor, das ist mir bewusst, und genau darum habe ich Sie ja auch hergerufen, aber diese Diskussion verschwendet unsere Zeit." Er sah zu T'Kris.

Bashir war verstummt, halb verärgert, halb verwirrt. Eine kleine Gnade. Hoffentlich würde er Ihnen heute noch etwas Nützlicheres sagen, Ross hasste es, seine Zeit zu verschwenden.

Zum Glück teilte die Vulkanierin seine Ansicht, und sie kam wie immer direkt auf den Punkt. „Cardassia hat eine formelle Bitte an die Föderation gestellt, die Freigabe der Handelswege vor dem Rat zu debattieren, und Ihr Mr. Garak wird der Botschafter sein, der ihre Position vertritt."

Ross musste sich eingestehen, dass er eine geradezu unverschämte Genugtuung dabei empfand, den Doktor einmal vollkommen sprachlos zu sehen.

„Was?"

„Darum habe ich Sie hergebeten, Doktor", sagte Ross, ohne es ganz zu schaffen, seine Zufriedenheit aus seiner Stimme zu verbannen. „Da Sie, wie Sie schon sagten, Garak so gut kennen, würde ich gerne Ihre Meinung dazu hören, wie er vermutlich argumentieren wird."

Bashir setzte sich, das erste Mal ihn diesem Gespräch. „Das… das ergibt nicht den geringsten Sinn!"

Diesmal konnte Ross sich nicht beherrschen, er lachte einmal kurz auf. „Wie Sie so scharf beobachtet haben, diesem Cardassianer gefällt es, seine Spielchen mit Ihnen zu spielen, und es gelingt ihm ganz offensichtlich hervorragend. Bitte, Doktor, tun Sie mir den Gefallen, und versuchen Sie ein wenig Objektivität zurück zu gewinnen. Wir wissen, wer Mr. Garak ist. Er arbeitet für den diplomatischen Dienst der neuen cardassianischen Regierung, und ja, er ist sehr wahrscheinlich zusätzlich ein Agent ihres Geheimdienstes. Das ist es nicht, was ich von Ihnen wissen will. Was ich wissen will, ist: wie wird er versuchen, den Föderationsrat zu überzeugen, das Handelsembargo aufzuheben. Bitte, Doktor, konzentrieren Sie sich."

Bashir blinzelte ein paar Mal, dann schüttelte er den Kopf. „Ich… ich weiß es nicht."

„Ich dachte, Sie kennen Garak", sagte Miller spöttisch.

Diesmal schien sein Spott Bashir nicht zu erreichen. Er schüttelte erneut seinen Kopf. „Ich weiß dass er ein Patriot ist. Er ist ein Schauspieler, ein Lügner, ein brillanter Rhetoriker und vollkommen skrupellos, wenn er in die Ecke gedrängt wird. Ich habe keine Ahnung, wie er eine solche Frage vor dem Föderationsrat vertreten wird, weil ich nicht weiß, ob er diese Debatte überhaupt gewinnen will. Falls ja, würde ich annehmen, dass er die Mitglieder des Rates studiert hat, ebenso wie seinen Gegner in der Debatte, und dass diese Debatte in die Geschichte eingehen wird als einer der spektakulärsten Verluste die sein Gegner je erlitten hat. Doch nach allem was ich weiß, ist dies nur ein Ablenkungsmanöver, und sein wahres Ziel ist etwas völlig anderes. Ich kann Ihnen nicht helfen."

Ross lächelte zufrieden. „Danke Doktor. Ich denke, das haben Sie bereits."

Deep Space Nine, 2375

„Ich habe das Gefühl in letzter Zeit streiten wir uns nur noch", sagte Iro ungehalten. „Was in aller Welt ist dein Problem?"

Elim genoss den Zorn in den Augen seines Gesprächspartners, seinen beschleunigten Atem. Bajoraner waren so leicht zu provozieren. Einen Augenblick lang erfreute er sich an dem Gedanken, wie attraktiv das Iro machte. „Ich weiß nicht, was du meinst", sagte er fröhlich. „Ich versuche lediglich, Konversation zu betreiben. Wenn das deinen Intellekt übersteigt, ist es wohl kaum meine Schuld."

Iro ballte eine Hand zur Faust, aber im nächsten Moment wich er plötzlich zurück und starrte Elim an, als sehe er ihn das erste Mal. „Elim, flirtest du mit mir?"

Elim erstarrte, ertappt. Er war zu weit gegangen, gestand er sich ein. Dr. Bashir hatte niemals gemerkt was er tat, und es war sehr amüsant gewesen, ihn zu verunsichern, aber Iro war kein ignoranter Mensch. Er war Bajoraner, mehr als das, er war ein Agent des bajoranischen Geheimdienstes, das machte ihn zu einem exzellenten und gut informierten Beobachter. „Was? Natürlich nicht." Sein Leugnen war durchschaubar, und er konnte sehen, dass Iro ihm kein Wort glaubte. Der Bajoraner war schockiert.

„Ich… darüber muss ich erstmal nachdenken", sagte er nervös. „Entschuldige mich, Elim." Er stand hastig auf, und ging.

Elim hob sein Glas in seine Richtung. Er musste zugeben, er war neugierig, wie dies sich entwickeln würde. Er mochte den Bajoraner, und würde es bedauern, wenn er ihn verschreckt hätte. Das wahrscheinlichste Szenario war, dass Iro sich entschließen würde, es zu ignorieren, selbst wenn es ihn abstieß. Schließlich musste er seinen Auftrag erfüllen.

Er war nicht sicher, ob er es bedauerte, dass er seine Gefühle so offensichtlich gemacht hatte. Iro war gutaussehend und intelligent, eine Herausforderung. Ihre Freundschaft mochte nur eine Illusion sein, aber es war eine schöne Illusion. Er hoffte, dass er sie nicht zerstört hatte.

.

Es war sehr spät am Abend, als es an seiner Tür schellte. Elim war in ein Buch vertieft gewesen, und das Geräusch überraschte ihn so sehr, dass er ruckartig aufstand. Ihm fiel niemand ein, der ihn so spät aufsuchen würde, außer vielleicht Bashir, und dieser würde sich lautstark bemerkbar machen. Als die Tür sich ohne seine Erlaubnis öffnete, wich er beunruhigt einen Schritt zurück. Er trug nur einen Morgenmantel, da er kurz davor gewesen war, zu Bett zu gehen. Es ging ihm flüchtig durch den Kopf, dass er nachlässig geworden war. Vielleicht verbrachte er zu viel Zeit mit dem menschlichen Arzt und hatte schließlich zu glauben begonnen, dass er als Schneider auf dieser Station keine Feinde hatte. Wie faszinierend und idiotisch.

Er war erleichtert, als es Iro war, der das Quartier betrat. Der Bajoraner verharrte, als er ihn in der Mitte des Raumes stehen sah. Dann trat er mit ein paar schnellen Schritten auf ihn zu und stieß ihn gegen die Wand. „Sag etwas, wenn ich dein Verhalten falsch interpretiert habe", grollte er.

„Wie bist du hier herein gekommen?", fragte Elim, der Frage ausweichend. Wie es schien hatte Iro sich entschlossen, seine Avancen ernst zu nehmen. Es war unerwartet, aber nicht unwillkommen.

„Sicherheitsüberbrückung." Iro deutete auf die braune Uniform, die er trug. „Hast du vergessen, dass ich für die Sicherheit arbeite? Wie es scheint wirst du alt."

Elim begegnete dem Blick des Bajoraners amüsiert. Versuchte er, ihn zu provozieren? „Warum bist du hier?"

Iro packte den Kragen seines Mantels und zog ihn in Richtung Schlafzimmer. „Was denkst du, warum ich hier bin?"

„Wie soll ich das wissen?" Elim atmete den Geruch des Bajoraners ein, und war überrascht wie übersättigt von Erregung er war. Er hatte nicht erwartet, dass Iro so heftig auf ihn reagieren würde. Er war noch immer halb davon überzeugt, dass dies nur ein Trick war, um sein Vertrauen zu gewinnen. Iros körperliche Reaktionen und die Gefühle, die er wahrnehmen konnte, behaupteten jedoch etwas anderes. Wie interessant. Entweder war Iro ein besserer Schauspieler, als er gedacht hatte, oder der Mann war tatsächlich interessiert an ihm.

Als sie das Schlafzimmer betraten, gab Elim schließlich seine Passivität auf, befreite sich aus Iros Griff, und packte seine Handgelenke. Er wollte wissen, wie weit der Mann bereit war, zu gehen. Cardassianer hatten einen gewissen Ruf unter Bajoranern, was ihm entgegen kam. Er wusste genau, was er von Iro wollte, wenn er sich hierrauf einließ, und er war nicht bereit, sich mit weniger zufrieden zu geben.

„Theorie und Realität unterscheiden sich oft drastisch voneinander, mein Lieber. Ich gebe dir diese eine Gelegenheit, Nein zu sagen. Wenn du jetzt nicht gehst, werde ich mich nicht länger zurückhalten."

Iro atmete tief durch und entspannte sich in seinem Griff. „Ich hoffte, du würdest das sagen", erwiderte er heiser.

Elim ließ ihn los und trat einen Schritt zurück, ihn betrachtend. Zeit, eine Theorie zu testen.

„Zieh dich aus", befahl er kühl.

Er sah mit Genugtuung zu, als der Bajoraner gehorchte. Sein Blick wanderte über die Narben, die Iros Brustkorb überzogen. Elim hatte die Beschreibung des Verhörs gelesen. Es war vom Militär durchgeführt worden, und somit war der Bericht beklagenswert oberflächlich, aber er hatte sich das Wesentliche denken können. Iros Kameraden hatten ihn befreit und die Soldaten die ihn verhört hatten umgebracht, bevor sie den letzten Eintrag schreiben konnten, somit wusste Elim nicht, ob sie erfolgreich Antworten bekommen hatten. Wie interessant, dass ein Mann mit Iros Erfahrungen bereit war, mit einem Cardassianer zu schlafen, insbesondere mit den Erwartungen, die er offensichtlich hatte. Nicht vollkommen ungewöhnlich, aber dennoch interessant.

Elim zog seinen Mantel aus und löste den Gürtel. Iro folgte seinem Tun und hielt ihm freiwillig seine Hände hin, als er sich aufrichtete, obwohl seine Körperhaltung einen gewissen Widerwillen ausdrückte. Elim hatte keinen Zweifel daran, dass Iro wusste, was er wollte, aber offensichtlich musste der Bajoraner sich dennoch überwinden, sich ihm unterzuordnen. Gut. Es wäre sehr langweilig gewesen, wäre es anders gewesen. Im Gegensatz zu Raghman hatte Elim kein Interesse an einem völlig unterwürfigen Partner, und es hätte ihn sehr überrascht, wenn Iro sein williger Sklave gewesen wäre.

Elim wand den seidenen Gürtel um Iros Handgelenke, und führte ihn zum Bett, wo er sie an das Kopfteil fesselte. Iro widersetzte sich nicht, aber seine Muskeln waren angespannt und er atmete schwer. Es konnte nicht einfach für ihn sein, die Neigungen zuzulassen, die er offensichtlich hatte. Es zeugte von seiner Charakterstärke, dass er ihnen nachgab, trotz aller kultureller Tabus, die dem im Weg standen. Das machte ihn nur umso attraktiver.

Elim legte eine Hand auf Iros Hals und verstärkte einige Sekunden lang den Druck über der Schlagader. „Ist dir klar, was ich mit dir tun könnte?" Einen Sekundenbruchteil lang sah er Furcht in den Iros Augen, aber sie verwandelte sich erstaunlich schnell in Lust. Elim zog seine Hand zurück. „Bist du hierher gekommen, weil du wolltest, dass ich dir Schmerzen zufüge? Ist das etwas, das du genießt?"

Elim hoffte, dass das nicht alles war, aber es würde ihm für diese Nacht genügen, wenn es so war. Er ohrfeigte den Mann, als er weiterhin schwieg. „Antworte mir."

Wut flammte in Iros Augen auf und er machte sich nicht die Mühe, sie zu unterdrücken. „Ja."

„Gut." Elim stand auf, trat an den Replikator, und replizierte sich ein Glas Wasser.

Er betrachtete den Mann nachdenklich. Iro war ein sehr gutaussehender Bajoraner. Es hatte eine Weile gedauert, bis Elim die exotische Schönheit von Bajoranern und Menschen zu schätzen gelernt hatte, aber inzwischen hatte er einen Blick dafür gewonnen. Es war bei seiner Arbeit als Schneider hilfreich, und es machte sein Leben auf der Station angenehmer. Iro war körperlich attraktiv, aber er war auch ein Mann, der ihn mit seiner Persönlichkeit herrausforderte. Elim wusste genug über die Vergangenheit des Mannes, um von ihm fasziniert zu sein, und ihre Gespräche hatten dieses Gefühl nur verstärkt. Es schien Iro nicht im Geringsten zu kümmern, dass Elim Cardassianer war, oder zumindest schaffte er es mühelos, diesen Eindruck zu erwecken. Er ignorierte die Reaktionen seiner Artgenossen, wenn sie ihn zusammen mit Elim sahen, und ihre Verbindung hatte seiner Position auf der Station offenbar nicht geschadet, obwohl er gegenüber seinen Kollegen nicht vorgab, nur seine Pflicht zu tun. Soweit Elim wusste war niemand auf der Station darüber informiert, dass Iro für den bajoranischen Geheimdienst arbeitete.

Iros Kollegen im Sicherheitsdienst mussten wissen, dass er ein ehemaliger Terrorist war, auch wenn sie nicht wussten, was genau er in der Vergangenheit getan hatte. Sie mussten Iros Freundschaft mit Elim sehr verwirrend finden. Vielleicht vermuteten sie, dass verdeckte Absichten dahinter steckten, und das war der Grund, warum sie es akzeptierten. Elim gestand sich ein, dass ihre Freundschaft ihn ebenfalls verwirrte, und nicht nur, weil er genau wusste, was Iro im Widerstand getan hatte, und somit allen Grund hatte anzunehmen, dass der Mann Cardassianer abgrundtief hasste. Was ihn am meisten verwirrte, war, dass dies nicht der Fall war. Er konnte Iros Gefühle wahrnehmen, und der Mann genoss seine Gesellschaft und ihre Gespräche offensichtlich. Was es umso faszinierender machte, dass Iro nun zu ihm gekommen war, um sich von ihm misshandeln zu lassen.

„Sag mir, was du von mir erwartest", sagte er, sich gegen die Wand lehnend.

Iro sah ihn ungläubig an. „Brauchst du meine Anleitung?"

Elim lächelte. „Oh, ich habe viele Ideen, was ich mit dir tun könnte", sagte er gedehnt. „Mehr, als du dir vorstellen kannst. Ich will zuerst hören, was du dir vorstellst. Ich bin ein geduldiger Mann."

Iro zerrte an seinen Fesseln. „Hast du vor, nur zu reden? Wenn ja, binde mich los und ich gehe. Ich bin nicht geduldig genug dafür."

Elim lachte. „Du hast deine Freiheit aufgegeben, zu beeinflussen, was ich tue. Ich könnte dir den Rest des Abends aus meinem Buch vorlesen und du könntest nichts dagegen tun. Vielleicht sollte ich das tun. Preloc könnte lehrreich für dich sein."

Iro starrte ihn einen Moment lang ungläubig an, dann lachte er und seine Anspannung wich. „Du bist unfassbar Elim. Was ich mir in meiner Fantasie vorgestellt habe… ich denke nicht, dass du das hören willst. Es war mit Sicherheit nicht sehr wirklichkeitsnah."

„Wie interessant." Elim nahm an, dass Iro alles über ihn wusste, was Bashir und damit die Sternenflotte wusste. Das war nicht besonders viel, aber genug, um zu wissen, dass er im Auftrag des obsidianischen Ordens Gefangene verhört hatte. Er konnte sich denken, in welche Richtung Iros Fantasien gegangen waren, wenn er tatsächlich Schmerzen genoss. Eine gefährliche und unrealistische Fantasie, aber der Bajoraner wusste das.

Elim trat langsam neben das Bett und setzte sich auf die Kante. Er stellte sein Glas auf den Nachttisch, und strich mit einer Hand über Iros Brust. Der Bajoraner folgte seiner Bewegung mit intensiver Konzentration. Elim genoss das. Es war immer schmeichelhaft, jemandes vollkommene Aufmerksamkeit zu haben.

Er fuhr fort, mit seinen Händen Iros Körper zu erforschen, bis er jede empfindliche Stelle, jede erogene Zone ebenso gut kannte wie bei sich selbst. Er war noch nie zuvor mit einem echten Bajoraner zusammen gewesen, und somit war dies eine neue Erfahrung für ihn, auch wenn Raghmans Reaktionen denen einer Bajoranerin wahrscheinlich sehr geglichen hatten.

„Hast du sexuelle Erfahrungen mit Cardassianern?", fragte er schließlich. Die Antwort auf die Frage interessierte ihn sehr. Sicher war er nicht der erste Cardassianer, den Iro attraktiv fand. Dazu war der Mann zu sehr mit dem Gefühl im Reinen.

Iro atmete schwer. Er hatte die Stange am Kopfende des Bettes mit beiden Händen umklammert. „Ja, aber nicht… nicht auf diese Weise."

„Hmm." Ein Cardassianer hätte niemals so offen zugegeben, wie sehr Elims Handlungen ihn erregten. Er hätte versucht, trotz seiner unterlegenen Position die Kontrolle zu übernehmen. Elim konnte schließlich verstehen, was Raghman und Dukat an Bajoranern so fasziniert hatte. Diese Mischung aus Arglosigkeit und Kampfgeist… so uncardassianisch und zugleich verführerisch.

Wenn Iro Erfahrungen mit Cardassianern hatte, dann wahrscheinlich mit den Soldaten, die auf Bajor stationiert gewesen waren. Diese Männer waren wohl kaum daran intessiert gewesen, ihre bajoranischen Liebhaber wirklich zu verstehen. Bedauerlich. Sie hatten bei den Bajoranern den Eindruck hinterlassen, dass Sex mit Cardassianern schmerzhaft und brutal sein musste. Wie völlig falsch dieser Eindruck war.

Die meisten Cardassianer waren Hedonisten, und das traf auf Sex zu ebenso wie auf alles andere. Es konnte natürlich auch ein Machtspiel sein. Es gab sehr wenige sexuelle Tabus zwischen Erwachsenen. Tabus beschränkten sich auf alles, was mit Kindern zu tun hatte – die Kinder, die man hatte und haben sollte. Ein Legat konnte sich ein Dutzend männliche und weibliche Huren aller Art halten ohne seinem Ruf zu schaden, solange er verheiratet war und Kinder hatte – legitime Kinder. Unverheiratet und kinderlos zu sein hingegen würde jeder Karriere auf Dauer abträglich sein, und ein illegitimes Kind konnte den einflußreichsten Mann ruinieren. Für Elim waren Beziehungen mit Männern immer hauptsächlich Machtspiele gewesen, aber selten auf gewaltsame Weise. Erst Raghman hatte Sex mit Schmerzen und Gewalt verbunden, aber er gab inzwischen zu, dass er begonnen hatte, das zu genießen. Ziyal hatte ihn so viel Selbsterkenntnis gelehrt. Vielleicht hatte es etwas mit seinen genetischen Veränderungen zu tun, der Tatsache, dass er nun schneller heilte und Schmerz die Erfahrung intensivierte. Es war mit Sicherheit nicht etwas, das er genossen hätte, bevor er Raghman getroffen hatte.

Elim hatte nicht die Absicht, Iro an diesem Tag Schmerzen zuzufügen, auch wenn der Mann behauptete, das zu wollen. Er wollte ihn dominieren, und es war offensichtlich, dass der Bajoraner das zulassen würde.

Er leckte mit seiner Zunge über die Innenseite von Iros Oberschenkel und genoß es als der andere Mann stöhnte und sich seiner Berührung entgegen lehnte. Der Bajoraner schmeckte salzig, was Elim faszinierte. Er strich mit seinen Händen über den feuchten Film auf seiner Haut. Er hatte natürlich gewusst, dass Bajoraner schwitzten wenn sie Hitze ausgesetzt waren, oder körperlicher Anstrengung, oder wenn sie Angst hatten – oder wenn sie erregt waren, wie es schien.

„Bitte…", bettelte Iro.

Elim sah auf, ein wenig überrascht. „Was?"

Iro rang nach Luft und leckte sich über die Lippen. „Bitte, fick mich endlich."

Elim grinste, zufrieden, dass der Bajoraner so schnell nachgegeben hatte. „Nein, noch nicht." Er leckte über die Hüfte und den Bauchnabel des Mannes. „Es gefällt mir, wenn du bettelst."

Breman, 2376

Marendrial Denar rang nach Luft, als Elim zwischen den Barrieren die sie aufzubauen versuchte hindurchglitt. Er hatte gedacht es würde schwieriger sein als bei Talon, aber in Wahrheit war es einfacher. Es fühlte sich an als hätte er sich an eine lang vergessene Fähigkeit erinnert. Er wusste, was sie wollte, was sie hoffte, erträumte, fürchtete. Er kannte sie, und er wusste…

„Es gibst einen anderen Weg", sagte er. „Einen besseren Weg."

Es war so einfach den Einfluss in ihren Gedanken zu finden von dem er wusste, dass er nicht aus ihren eigenen Gedanken stammte, ihn zu ergreifen, zu verformen, sein eigen zu machen. War dies das, was Raghman fühlte, gefühlt hatte seit sie ein Kind war? Kein Wunder, dass sie von ihrer Macht berauscht war, dass sie glaubte, sie könnte alles tun, was sie wollte.

Er wandte sich ab, wandte sich seinen eigenen Gedanken zu als wären sie ein Spiegel, und nun, da er wusste, wonach er suchte, war es fast genauso einfach, zu finden, was ihm all diese Zeit entgangen war.

Er ließ sich auf den Rücken fallen und lachte. Dies war der Schlüssel, nach dem er gesucht hatte, und er hatte ihn am völlig falschen Ort gesucht. All diese Zeit hatte er bereits getan, was er brauchte, ohne es selbst zu wissen. Sie hatte ihn gewarnt, nicht wahr? Es könnte interessant sein, zu beobachten, wie das enden würde. Sie hatte erwartet, dass er auf sie hören würde. Sie hatte nicht erkannt, dass er zu diesem Zeitpunkt bereits begonnen hatte, ihrem Einfluss zu entkommen. In seinem Versuch, sich schwächer und unterwürfiger zu machen hatte er genau das Gegenteil getan. Er hatte etwas getan, das sie nicht erwartet hatte, er hatte sich seinen Ängsten gestellt und sie besiegt. Sie hatte ihn für einen Feigling gehalten, weil sie unfähig gewesen war zu erkennen, warum er sich ihr wirklich am Anfang unterworfen hatte. Nicht aus Feigheit, sondern weil er überleben wollte. Vielleicht verstand sie den Unterschied nicht.

Marendrial und Talon sahen auf ihn herunter. „Was ist so amüsant?", fragte Marendrial, verwirrt und offensichtlich unsicher, ob er sie verspottete.

„Freiheit", sagte er. „Freiheit ist eine wundervolle Sache."

„Und gefährlich", sagte Talon.

„Oh ja." Er lachte erneut. „Lasst uns herausfinden, wie gefährlich sie sein kann."