1.Kapitel: Wahre Entschlossenheit

Mit hohem Tempo flog ein Blade aus der Arena. „Okay Leute die Trainingszeit ist zuende!" verkündete daraufhin der Leader. Grummelnd hob der Verlierer des Matsches seinen Blade auf. „Mensch Kai musst du immer so übertreiben! Der ist ja fast Schrott!" empörte sich ein Blasslilahaariger Junge über seinen Trainingspartner.

Ein verachtendes „Hm" erhielt dieser zur Antwort und kurz darauf verschwand Kai auch schon aus dem riesigen Raum. „Der hat ja mal wieder ne Laune!" stellte Ian etwas lauter fest als er vor hatte. „Wie würdest du dich fühlen, wenn man dich ,nach dem du weist was Freiheit heißt, wieder einsperrt?" verteidigte der Teamleader Kai.

„Tala hat Recht! Und das nur weil Voltaire das Sorgerecht für ihn hat solang er noch nicht volljährig ist." unterstützte nun auch Spencer Talas Aussage. „Wir gehen besser in unsere ´Zimmer´, ich habe keine Lust mich heute noch mit Boris rumzuärgern!" man merkte deutlich den ironischen Unterton in Talas Stimme.

Gesagt, getan und so verschwanden die Mitglieder der Demolition Boys in ihren Zimmern. Bis auf einer. Mit seinen wachsamen, saphirblauen Augen ging er durch die sperrlicht beleuchteten Gänge. Nach einer kurzen Zeitspanne erreichte Tala sein gewünschtes Ziel und betrat scheinbar unbemerkt den Raum.

„Was willst du?" wurde er nicht grad freundschaftlich empfangen. „Mit dir reden K...", Tala konnte noch nicht mal ausreden, da unterbrach ihn der Jüngere schon barsch,

„Es gibt nichts zu besprechen!" Kai machte eine kurze Pause, fuhr dann aber leiser fort „Und schon gar nicht hier!" Tala verstand was der Blaugrauhaarige meinte und verließ sein Zimmer, nur um wenige Minuten später durch einen nicht benutzten Schacht in der von Kälte überzogenen Waldlandschaft Moskaus zu landen.

Das machten sie öfter, vor allem dann, wenn sie ungestört sein wollten. Sie mussten nur rechtzeitig zur Zimmerkontrolle zurück sein. Die Zeit verging und aus 5 Minuten wurden 15. Haben sie ihn erwischt oder warum brauch er so lange? Der Rotschopf schüttelte den Kopf um den Gedanken zu verdrängen. Sie konnten Kai nicht ertappt haben, dafür waren sie viel zu vorsichtig! Langsam fröstelte Tala. Ohne Jacke, sondern nur in Shirt war es doch recht kalt, obwohl er an diese gewöhnt war. Plötzlich spürte er wie ihm etwas über die Schultern gelegt wurde und kurz darauf von zwei Armen umschlungen wurde. „Na endlich! Ich dacht schon du willst mich im Schnee stehen lassen!". „Ich?! Niemals! Aber es wäre doch ein wenig zu auffällig gewesen, oder?" Angesprochener drehte sich in der Umarmung, um in die von ihm so vergötterten rubinroten Augen zu blicken. Seine Gesichtszüge wurden ernst. „Du vermisst sie nicht wahr? Auch wenn sie dich meistens genervt haben." Schweigen entstand, das nach wenigen Minuten durch ein ehrlich gemeintes „Ja" durchbrochen wurde. Kai zeigte ungern seine Gefühle, doch Tala gegenüber war dies etwas anderes. Es hätte keinen Sinn gemacht den Rothaarigen an zulügen, den diese würde er ohne weiteres durchschauen, das wusste Kai. Eine Weile standen sie einfach nur so da, in der Umarmung des jeweils anderen. Genossen die traute Zweisamkeit und wärme die sein Gegenüber ausstrahlte. Leicht beugte sich Tala zu den Kleineren runter und verschmolz Kais mit seinen Lippen. Kurz nach dem er nach Einlass bettelte, der ihm sogleich vom Jüngeren gewehrt wurde, entfachte zwischen den beiden ein leidenschaftliches Zungenspiel. Erst als ihnen die Luftreserven ausgingen trennten sie sich und atmeten tief durch. Um die zwei Russen wurde es langsam dunkler.

„Wir müssen zurück! Sonst kriegen wir noch gewaltige Schwierigkeiten mit Balkov!"

Diesmal war es Tala, der als erstes wieder durch den Schacht zurück in die Abtei und somit kurze Zeit später auch in seinem Zimmer war. Er hatte Glück im Unglück. Nur wenige Minuten später wurde die Tür schwungvoll aufgerissen und zwei Männer mit Umhängen kamen herein. Seit wann kontrollieren die ohne Boris die Zimmer? Irgendetwas ist hier faul! ein ungutes Gefühl breitete sich in Tala aus. Es dauerte nicht lange, da waren sie auch schon wieder verschwunden. Seufzend ließ sich der Russe auf sein Bett fallen. Diese Aktion war eindeutig zu knapp gewesen und still hoffte er das Kai sein Zimmer schon erreicht hatte.

„Na schönen Ausflug gehabt Hiwatari?" Genannter war grad um die Ecke in den Gang gebogen in dem sein Zimmer lag und hielt in der Bewegung inne. Kaum merklich zuckte er zusammen. In seinen Gedanken schwirrten ihm Dinge von Irgendwann musste es ja schief gehen bis hoffentlich ist Tala nichts passiert durch den Kopf. „Ich habe dich etwas gefragt Hiwatari! Also antworte gefälligst!" die nun wütend klingende Stimme des lilahaarigen Mannes holte Kai in die Realität zurück. Mit seiner emotionslosen Miene durchbohrte der Graublauhaarige den weitaus Älteren. Das Ja, als verlangte Antwort auf die Frage Balkovs, drängte er geschickt zurück. Stattdessen blieb Kai stumm. „Ich verliere langsam meine Geduld Hiwatari!" um seine Aussage zu bekräftigen, landete die Hand des Größeren, geballt als Faust, in den Magen des Jugendlichen. Dieser beugte sich nur leicht, die Arme kaum um die schmerzende Stelle geschlungen, hinunter. Zu häufig wurde schon auf die Jungen eingeschlagen, als das sie noch wahre Schmerzen spüren könnten. Hastig griff der Lilahaarige ins Genick Kais und zehrte ihn so hinter sich her. Vor einer massiven Holztür blieben sie stehen. Klopfen halte den Gang entlang. Ein barsches „Herein!" war zu hören und sie taten wie ihnen befohlen, mehr oder minder unfreiwillig.

„Sehr schön Balkov! Und jetzt geh und kümmere dich gefälligst um Ivanov!"

„Jawohl!" und in windesteile fiel die Tür ins Schloss. Mit einem Ruck stand nun die Person auf, die bis eben noch auf einen Stuhl saß und stemmte sich mit beiden Armen auf den massiven Holztisch vor sich. Die Augen des Mannes blitzten gefährlich auf. „Du wirst schwächer Kai! Und so was sehe ich sehr ungern! Nenn mir den Grund dafür!" leise, fast flüsternd und bedrohlich sprach der Mann und wartete auf eine Antwort, seitens des Graublauhaarigen. Doch diese blieb aus. Konnte sich dieser doch schon denken das der alte Mann so oder so schon die Antwort wusste. Also warum auf dieses Frage-Antwort-Spiel großartig eingehen, dachte sich der junge Russe. Stattdessen blickte Kai den Grauhaarigen verhasst aus seinen rubinroten Augen an. „Ab jetzt trainierst du wieder alleine. Ich kann es nicht weiter verantworten das Ivanov in dir solch wiederhafte und unnützliche Gefühle weckt!" nun löste sich die Gestalt vom Tisch und schritt auf Kai zu. Nur noch wenige Meter trennten sie. Entschlossenheit fackelte in den Augen des Jüngeren. Schließlich sprach er mit ruhiger und leiser Stimme seine Gedanken „Ich werde trainieren wo, wann und mit wem ich will! Und Tala sowie die Demolition Boys lässt du da raus!"

„Dein Mut in aller Ehre mein Enkel, aber wage es ja nicht noch einmal mir zu wiedersprechen!" Unsanft machte Kai Bekanntschaft mit dem Boden. Doch in ihm flammte nur noch mehr das Bedürfnis sich endgültig gegen seinen Großvater zustellen. Zulange hatte dieser ihn wie eine Marionette für seine Zwecke benutzt, ihn gequält und gedemütigt. Voltaire gefiel es gar nicht diese Entschlossenheit in den Augen seines Enkels zu sehen. Er wurde zusehends wütender. „Du bist nichts weiter als ein Schwächling geblendet von irrelevanten Gefühlen!" er beugte sich zu den Jungen hinunter und schlug mit voller Wucht zu. Nicht ein Laut kam von Kai, dafür aber packte er den älteren Mann am Handgelenk ehe dieser zum wiederholtenmalle zuschlagen konnte. Die Stille, die für kurze Zeit entstand, wurde vom emotionslosen Klang Kais Stimme durchgebrochen „Ich bin kein Schwächling. Die gewonnenen Matches dürften Beweis genug sein!" Mit solch ein Argument hatte Voltaire eindeutig nicht gerechnet.

Doch dann stahl sich ein hämisches Grinsen auf seine Lippen. „Du bist wie dein Vater! Jagst deinen Gefühlen hinterher! Er konnte sich und seine ach so geliebte Familie vielleicht grad noch so mir entziehen, auch wenn er dafür einen hohen Preis zahlte! Doch dich werd ich nicht so schnell verlieren!" Diese Sätze sprach Voltaire mit solch einer Verachtung das Kai es die Kehle zuschnürte. Immer wieder schwirrten die gleichen Worte in seinem Kopf grad noch so entziehen...er und seine geliebte Familie...entziehen! Was hatte das zu bedeuten? Kai wusste nicht wie, doch er schaffte es sich zu befreien und eilte aus dem Büro. Zurück lies er einen mehr als verärgerten Großvater.

Nach nur wenigen Minuten erreichte Kai sein Zimmer und schloss hinter sich die Tür. Langsam lies sich der Graublauhaarige an ihr hinab gleiten. Er war sichtlich verwirrt und seine rubinroten Opale wirkten glasig. Immer und immer wieder spielte er die letzte Szene in Gedanken ab. Kann es wirklich sein?! Hat er mich auch noch all die Jahre angelogen? Ich werde es herausfinden! Aber allein. Tala hat wegen mir schon genug Schwierigkeiten und auch die anderen kann und werde ich nicht mit da rein ziehen! Und sollte es sich Bewahrheiten, werde ich sie suchen, wo auch immer sie seien sollten! Meine Familie...meine Eltern!...

Tbc