The New Chance

Zukunftsträume

Usagi stand vor dem großen Spiegel mit dem vergoldeten Rahmen und staunte. Sie strich über ihr schneeweißes Kleid mit den verzierten Kordeln an der Taille die mit Perlen bestickt waren und steckte eine rote Rose in ihr hochgestecktes Haar. Ihre normale Frisur, ihre Zöpfe mit den Haarknoten hatte sie zur Feier des Tages heute weggelassen. Feierlich betrachtete sie ihr Spiegelbild. Es war, als sei eine unbekannte Schönheit plötzlich in ihr Leben getreten.

„Du siehst doch tatsächlich aus wie ein Engelchen", rief Motoki begeistert. „Du musst dich jetzt auch so benehmen!"

„Belustigt drehte sich Usagi zu ihrem Verlobten um.

„Bäh, gar nichts muss ich!"

„Du wirst dich nie ändern", Lachte er und zog sie in seine Arme.

„Weißt du eigentlich, wie stolz ich auf dich bin Usagi? Du darfst die Abschlussrede halten und bist die beste Absolventin in deinem Jahrgang!"

„Freu dich nicht zu früh, schließlich halte ich mein Diplom noch nicht in meinen Händen!"

„Ja, aber spätestens in drei Stunden hältst du es in deinen Händen!" Zufrieden funkelte er sie an. „Kaum zu glauben, wie reif du in den letzten Jahren geworden bist, richtig Erwachsen!"

„Motoki, du tust geradezu als wäre ich nun steinalt!"

„Du wirst nie Steinalt sein", sagte er zärtlich, während er sie auf ihre Stirn küsste!"

„Das will ich auch meinen", sagte sie im gespielten ernst. Verträumt kuschelte sie sich an seine Brust und schielte zur Uhr.

„Verdammt", entfuhr es ihr.

„Wir müssen los, sonst komme ich noch zu meiner eigenen Abschlussfeier zu spät!"

„Keine Panik, die Uhr geht falsch, das weißt du doch!"

„Echt?"

„Hast du das denn vergessen?"

„Hmm, jetzt wo du es erwähnst…..!"

„Usagi, ich glaube du bist doch noch nicht ganz Erwachsen!"

Verlegen fasste sich Usagi an ihren Kopf und fing an zu kichern.

„Gib doch zu, dass du darüber ganz froh bist!"

„Klar, ich möchte schließlich meine Videospielsüchtige wunderschöne, naive zukünftige Ehefrau so behalten wie sie war, das liebe ich doch so an dir, du bist anders als die anderen Mädchen!"

„Und ich bin heilfroh, dass dir das klar geworden ist, hat ja lange genug gedauert!"

„Viel zu lange", bestätigte Motoki ihr mit einem lächeln und nahm ihre Hand.

„Wollen wir!"

„Ja!"

Müde und abgespannt wartete Mamoru auf sein Gepäck. Neun Jahre war er nicht mehr in Japan gewesen. Neun lange Jahre. Mamoru schnappte sich sein Gepäck und ging Richtung Ausgang. Draußen blieb er kurz stehen und schnupperte die Luft. Es war schön wieder zu Hause zu sein. Er war damals nach Amerika gegangen um dort sein Studium abzuschließen und war dann gleich dort geblieben, doch in letzter Zeit befiel ihn immer wieder eine eigenartige Unruhe, die ihn buchstäblich nach Tokyo gezogen hatte, also hatte er kurzerhand alle Mittel in Bewegung gesetzt und war wieder hierher gezogen. Er hatte sich ein kleines Haus in der Nähe des Chiba Parks gekauft und würde es nun zum ersten Mal aus nächster Nähe begutachten können. Das Haus stand natürlich noch leer. Seine Sachen würden erst später aus Amerika eingeflogen werden, aber das war im Moment zweitrangig, das wichtigste war, das er wieder hier war. Wie es wohl Motoki ging? Seinem alten Freund aus Studientagen, sie hatten sich zwar eine Zeit lang geschrieben, aber der Kontakt war dann mit der Zeit immer weniger geworden und dann ganz abgebrochen! Lächelnd machte er sich auf den Weg. Sein ganzer Körper prickelte, es war eine gute Entscheidung gewesen wieder nach Japan zu kommen, auch wenn er nicht wusste wieso es ihn hier wieder hingezogen hatte.

Lächelnd hielt Usagi ihr Diplom in den Händen und starrte wiederholt drauf. Sie konnte es einfach nicht begreifen, sie hatte es tatsächlich geschafft. Sie hatte es nicht nur geschafft, einen Abschluss zu machen und auf eine gute Universität zu kommen, nein sie hatte es sogar geschafft als Beste abzuschließen. Sie, die immer so schusselig, faul und dumm war. Sie, die immer nur schlechte Noten hatte und deswegen von allen aufgezogen worden war .Nun würde sie an ihrer alten Schule Englische Literatur unterrichten, ausgerechnet Englisch. Kichernd steckte sie ihr Diplom wieder in die dafür vorgesehene Tasche und träumte, träumte von Motoki, den sie erst heute Abend wieder treffen würde, um ein wenig zu feiern. Der Tag war einfach himmlisch gewesen. Sie hatte die Abschlussrede gehalten, ihre Eltern hatten vor Stolz geweint, besonders ihr Vater und ihre Freunde waren einfach fassungslos und konnten es einfach nicht glauben, das dies Usagi Tsukino sein sollte. Immer noch kichernd drehte sie sich vergnügt in ihrem Kleid, das sie immer noch an hatte, da sie sich einfach noch nicht davon trennen konnte und lief übermutig den Weg zum Crown entlang, zur Feier des Tages wollte sie sich ein oder zwei Spiele gönnen.

An irgendjemanden erinnerte Mamoru dieser Engel, der direkt auf ihn zuzuschweben schien. Ein lächeln umspielte seine Lippen, abwartend lehnte er sich an eine Steinmauer und beobachtete sie. Die arme ineinander verschränkt. Sie war schön, sogar sehr schön musste er zugeben. Sie hatte blonde Haare, die golden im Licht der Sonne schimmerten. Sie waren locker ineinander verschlungen hochgesteckt. Sie war nicht nur schön, nein, sie strahlte auch etwas Besonderes aus, eine Aura die an Liebreiz, gemischt mit einem Hauch von Sinnlichkeit erinnerte. Ihre vollen geschwungenen Lippen ließen ihn für einen kurzen Moment erbeben. Blinzelnd starrte er sie an. Wo hatte er diesen Engel nur schon einmal gesehen? Er kannte sie, da war er sich ziemlich sicher. Nur woher? Ein lächeln entfuhr ihm. Sie sah aus, wie eine etwas ältere Version von seinem Odango Atama, dem Mädchen das mit seiner Naivität, Schusseligkeit und Tollpatschigkeit und Heulkrämpfen Farbe in sein Leben gebracht hatte. Er hatte es geliebt sie wegen ihrer katastrophalen Noten aufzuziehen. Was aus ihr wohl geworden war? Trotz der vielen Streitigkeiten und Meinungsverschiedenheiten, die er mit ihr erlitten hatte, hatte er die kleine irgendwie ins Herz geschlossen. Er hatte des Öfteren in Amerika an sie denken müssen, vielleicht würde er mal in Erfahrung bringen wie es ihr so ergangen war, es war ja schon neun Jahre her, seid er ihr zum letzten Mal begegnet war, viel zu lange entschied Mamoru. Neugierig sah er wieder zu diesem Engel. Umso näher sie kam, desto mehr erinnerte sie ihm an seinen Odango. Lächelnd stieß er sich von der Wand ab, er sollte lieber mal zusehen, das er weiter kam.

Wie schön doch das Leben sein konnte, die Sonne strahlte am Horizont, der Himmel war blau. Sie liebte den Sommer. Völlig aus der Puste blieb Usagi stehen und fing über ihre kleine Kinderei an zu lachen! Wie Albern sie sich benahm, immerhin war sie frischgebackene Absolventin und würde ab nächster Woche selber Kinder unterrichten, vielleicht sollte sie wenigstens dort versuchen Erwachsener zu wirken. Immer noch lachend lief ihr plötzlich eine Gänsehaut über den Rücken! Skeptisch blickte sie sich um, irgendwie spürte sie dass sie beobachtet wurde. Erneut rann ihr ein warmer Schauer über den Rücken, dieses Gefühl kannte sie, es war lange her. Vor ihr war ein Mann, ein großer Mann, der ihr sehr vertraut war. Ihre Augen wurden groß, als sie seine Kehrseite betrachtete. Diese Aura, die er verströmte. Ihr wurde warm ums Herz. Ein, zweimal blinzelte sie, als sie noch einmal genauer hinschaute, war er um eine Ecke verschwunden. Bedauernd schüttelte sie ihren Kopf. Sie hatte sich wahrscheinlich geirrt. Gedankenverloren Schritt sie weiter. Es wäre ja auch zu schön gewesen, aber sie wusste ja das er weg war, in einem anderen Land und wohl niemals wieder zurück nach Japan kommen würde, wozu auch, hier hielt ihn ja nichts. Er würde sich bestimmt noch nicht einmal mehr an sie erinnern. Verwirrt schlug sie sich an ihren Kopf. Sie musste aufhören an ihn zu denken, das war Vergangenheit und sie hatte vor langer Zeit, damit abgeschlossen. Sie hatte eine schöne Zukunft vor sich und genau diese Zukunft wollte sie auch, diese und keine andere. Unachtsam bog sie um die Ecke und fand sich plötzlich auf dem hartem Pflaster wieder.

„Aua", können sie nicht aufpassen! Wütend rieb sie sich die Kehrseite und rappelte sich auf, besorgt untersuchte sie ihr Kleid und atmete erleichtert auf. Es war zum Glück noch sauber. Verärgert blickte sie nun an dem Individuum hoch, dem sie dieses Malheur hier zu verdanken hatte. Erbost funkelte sie ihn an und erstarrte. Dort stand er, der Mann, von dem sie dachte, das sie ihn nie wieder sehen würde und besah sich gerade ihr heiß geliebtes Diplom.