Kapitel 1
Kate verstaute gerade ihre Einkäufe im Kühlschrank, als es an ihrer Tür klingelte. Shit, wer konnte das sein. Nachdem Castle unbedingt an seinem Buch arbeiten musste, hatte sie einen ruhigen Abend mit einem Glas Wein und einem heißen Bad geplant. Besuch konnte sie deshalb gar nicht gebrauchen.
Sie öffnete genervt die Tür und blickte in das lächelnde Gesicht von Detective Inspector Colin Hunt vom Scotland Yard.
„Überraschung", begrüßte er Kate freudig.
„Hey", grüßte sie zurück und ihr Ärger über den unangemeldeten Besuch war schlagartig verflogen. „Seit wann bist du in der Stadt?"
„Seit heute Morgen", antwortete Colin und schlang seine Arme um Kate. „Ein komplizierter Fall, den wir in Zusammenarbeit mit Interpol bearbeiten. Frag nicht. Sobald ich entbehrlich war, bin ich abgehauen und hergekommen."
Er drückte sie fest an sich und ließ seine Lippen küssend über ihr Gesicht wandern. Kate legte ihre Arme um seinen Nacken und zog sich noch enger an ihn. Endlich hatte sein Mund ihren gefunden und sie öffnete ihre Lippen, um seiner Zunge Einlass zu gewähren. Sie küssten sich leidenschaftlich, bis sie beide nach Luft rangen.
„Hm, ich habe dich vermisst", murmelte Colin gegen ihr Ohr. Kate lachte auf. Sie konnte deutlich spüren, wie sehr er sich freute, sie zu sehen, seine harte Erektion konnte nicht ignoriert werden. Und sie freute sich auch, dass er hier war, wenn das Kribbeln zwischen ihren Beinen ein Beweis dafür war.
„Dann komm rein", sagte Kate und zog ihn weiter in ihre Wohnung, denn sie standen noch immer auf der Schwelle ihrer Eingangstür.
Während Kate die Tür schloss, entledigte sich Colin seiner Jacke und Schuhe. Er wollte Kate wieder an sich ziehen und küssen, aber sie stoppte ihn, indem sie ihm eine Hand auf die Brust drückte.
„Seit dem letzten Mal hat sich etwas geändert", beantwortete sie seine unausgesprochene Frage. „Ich bin jetzt mit Castle zusammen."
Er sah sie weiterhin fragend an. „Und?"
„Ich dachte nur, du solltest das wissen", sagte sie und senkte schuldbewusst ihren Blick.
„Kate", sagte Colin und legte ihr zwei Finger unters Kinn, um ihren Kopf wieder zu heben, sodass er ihr in die Augen schauen konnte. „Ich weiß, dass ihr zusammengehört. Daran gab es für mich nie einen Zweifel. Und für mich ist das vollkommen in Ordnung. Ich bin gern mit dir zusammen, wenn ich in New York bin. Aber ich weiß auch, dass aus uns niemals mehr werden wird." Er sah sie prüfend an. „Die Frage ist jetzt nur, soll ich gehen und für immer verschwinden?"
Kate überlegte, sie liebte Castle über alles, wollte ihn nicht betrügen, aber sie wollte auch auf die seltenen Zusammentreffen mit Colin nicht verzichten. Der Brite hatte irgendetwas an sich, was ihn unwiderstehlich für sie machte. Vielleicht war es sein Akzent oder sein durchtrainierter, sehniger Körper, an dem kein Gramm Fett zu viel war. Kate wusste es nicht. Aber was sie wusste, war, dass sie ihn nicht gehen lassen wollte.
„Bleib", entschied sie und das Wort war noch nicht verklungen, da hatte Colin sie schon an die nächste freie Wand gedrückt, ihr die Zunge tief in den Mund gesteckt und seine Hand in ihre Hose gequetscht. Seine Fingerspitzen drängten sich zwischen ihre feuchten Schamlippen und Kate stöhnte in seinen Mund.
Gott, ja, sie wollte ihn.
Ihre Hände fuhren unter seinen Pullover und er unterbrach den Kuss nur so lange, bis sie ihm das Kleidungsstück über den Kopf gezogen hatte. Kate öffnete blind den Knopf seiner Hose, zog den Reißverschluss herunter und versenkte ihrerseits eine Hand in seiner Unterwäsche. Sein Penis drückte sich heiß und hart in ihre Handfläche.
So stimulierten sie sich gegenseitig und Kate wollte gerade vorschlagen, das Ganze in ihr Schlafzimmer zu verlegen, bevor sie noch kam, mit all ihrer Kleidung an, als sie etwas aus den Augenwinkeln heraus sah, was ihre Aufmerksamkeit beanspruchte. Sie drehte ihren Kopf und da stand er.
Castle.
Fassungslos starrte er sie an und Kate starrte geschockt zurück. Colin fasste sich als erster und zog seine Hand aus Kates Hose.
„Hi, Castle, wie geht's?", fragte er so nonchalant wie möglich.
Wortlos stellte Castle den mitgebrachten Wein und die Tüte mit chinesischem Essen auf den Küchentresen und wandte sich zum Gehen. Endlich aus ihrem Schockzustand erwacht, sprintete Kate Castle hinterher und hielt ihn am Arm fest.
„Rick, bitte, lass mich erklären", flehte sie.
Langsam drehte sich Castle zu ihr um und in seinem Gesicht erkannte Kate nicht den Ärger, den sie erwartet hatte, sondern Enttäuschung. Sie wusste nicht, was schlimmer war.
„Auf die Erklärung bin ich gespannt." Castle schüttelte ihre Hand von seinem Arm ab und setzte sich auf die Couch. Er blickte sie auffordernd an. Um Zeit zu gewinnen, richtete Kate erst mal ihre Sachen und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare.
„Colin ist beruflich in der Stadt", begann Kate.
„Aha!", erwiderte Castle sarkastisch. „Das erklärt natürlich alles."
„Bitte, Rick", flehte Kate nochmals und Castle hob entschuldigend die Hände. „Erinnerst du dich an den Fall, den wir zusammen mit Colin bearbeitet haben?" Castle nickte. „ Nachdem wir den Fall abgeschlossen hatten, habe ich mit Colin geschlafen."
„Das erklärt aber nicht, warum ich euch jetzt in dieser eindeutigen Position erwischt habe", erwiderte Castle.
„Na ja, seit damals treffen wir uns immer, wenn Colin in New York ist", erklärte Kate.
„Du schläfst mit ihm, während du mit mir zusammen bist?", fragte Castle ungläubig.
„Nein, natürlich nicht", antwortete Kate schnell. „Das letzte Mal habe ich Colin vor über einem halben Jahr gesehen und da waren wir noch nicht zusammen."
„Kate, so klar, wie du mir weismachen willst, ist das ja wohl nicht", stellte Castle fest. „Wenn ich vorhin nicht hereingekommen wäre, würdet ihr jetzt zusammen in deinem Bett liegen, oder?"
Kate schaute hilfesuchend zu Colin, der jedoch nur grinsend mit den Schultern zuckte.
„Okay, Castle, du hast Recht." Kate rieb sich über ihre Augenbrauen und seufzte. „Und es tut mir leid. Es wird nicht wieder vorkommen."
„Ha!" Castle sprang wie von der Tarantel gestochen auf. „Das glaube ich nicht. Ich habe dich vorhin gesehen. Du warst hin und weg. Willst du mich wegen diesem Kerl verlassen?", schrie er und zeigte drohend auf Colin.
„Ich sollte wohl besser gehen", meinte Colin und zog sich seinen Pulli wieder über.
„Nein!", schrie Kate laut und sowohl Castle als auch Colin schauten sie überrascht an. „Ich meine, nein, ich will dich nicht verlassen, ich liebe dich", erklärte sie an Castle gewandt mit leiserer Stimme. „Und zwar nur dich", fügte sie bestimmt hinzu.
Nach einem Moment der Stille, ging Kate zu Rick und nahm seine Hand, dann streckte sie ihre andere Hand in Richtung Colin aus, der diese auch zögernd nahm.
Kate schaute zwischen den Männern hin und her, seufzte tief und fragte dann leise: „Warum kann ich nicht euch beide haben?"
„Das ist nicht dein Ernst, Kate?", fragte Castle ungläubig und ging kopfschüttelnd im Zimmer auf und ab.
Aber Kate nickte. „Doch."
„Ich wäre dabei", mischte sich Colin ein, was ihm einen bösen Blick von Kate und Castle einbrachte.
„Lässt du mich mal kurz alleine mit Castle", sagte Kate zu Colin und es klang eher wie ein Befehl, als eine Frage. Er nickte und ging in die Küche, wo er seinen Kopf in den Kühlschrank steckte, auf der Suche nach etwas Trinkbarem.
Kate schaute Colin nach und als sie sich sicher war, dass er außer Hörweite war, wandte sie sich wieder an Castle. Sie ging auf ihn zu, umfasste seine Hände und drückte sie.
„Rick, ich liebe dich", flüsterte sie liebevoll. „Und ich will den Rest meines Lebens mit dir verbringen."
„Aber?", fragte Castle und sah ihr forschend in die Augen.
„Colin hat etwas an sich, dem ich nicht widerstehen kann. Ich kann dir nicht einmal sagen, was es ist, aber ich will ihn." Kate seufzte. „Es tut mir leid."
„Und damit ich nicht beleidigt bin, willst du mich in eure Sex-Spielchen mit einbeziehen?", fragte Castle skeptisch.
Kate lachte. „Erinnerst du dich an unseren Skiurlaub?" Castle nickte. „An die Nacht, die wir zusammen mit der Skilehrerin verbracht haben?" Jetzt grinste Castle. „Das war eine der geilsten, heißesten Nächte, die ich je erlebt habe. Aber es war deine Fantasie, die wir da ausgelebt haben, Castle, Sex mit zwei Frauen gleichzeitig zu haben. Meine Fantasie ist es, Sex mit zwei Männern zu haben und einer davon solltest auf jeden Fall du sein." Kate sah ihn fragend an. „Ist das eine Sache, mit der du leben könntest?"
Castle trat näher an Kate heran und legte ihr nachdenklich die Hände auf die Hüften. Sie konnte sehen, wie es in seinem Hirn arbeitete. Nach einer gefühlten Ewigkeit breitete sich erneut ein Grinsen auf seinem Gesicht aus.
„Je länger ich darüber nachdenke, desto geiler finde ich den Gedanken, dass ich zusehen kann, wie ein anderer Mann dich befriedigt." Castle legte seine Arme um Kates Taille und zog sie näher an sich. „Und Colin ist ja auch ein ganz netter Kerl."
Jetzt war Kate doch überrascht, wie schnell Castle von der Sache begeistert war. „Bist du dir sicher?"
„Nein", antwortete Castle lächelnd. „Aber ich liebe dich. Und wenn es das ist, was du möchtest, dann lass es uns einfach tun." Dann zeigte er auf Colin, der am Küchentresen lehnte und an einer Flasche Bier nuckelte. „Aber zuerst will ich mit ihm alleine sprechen."
