In den Wirren des Krieges

Commander Trip Tucker hob den Kopf und sah zum Horizont. Dunkle Staubwolken quollen auf und boten ein spektakuläres Bild gegen den hellen Himmel. Man hörte dumpfes Grollen, wie von Donner, aber Trip wußte, es war keiner.

Es waren Granateneinschläge. Sie waren im Krieg.

Trip warf einen Blick über seine Schulter und suchte nach Hoshi. Die junge Kommunikationsoffizierin stand ein paar Meter von ihm entfernt und sprach gerade mit einem Einheimischen in fließendem Calusca. Trip beherrschte nur ein paar Brocken und konnte nicht verstehen, was gesprochen wurde. Aber er wußte, worum sich ihr Gespräch drehte: Malcolm.

Waffenoffizier Malcolm Reed war seit acht Tagen vermißt, verstrickt in Kampfhandlungen, verloren in den Wirren eines planetaren Krieges, der nicht seiner war. Die Enterprise war zu Hilfe gerufen worden, um humanitäre Hilfe zu leisten, nicht um Partei zu ergreifen.

Sie waren in kleinen Teams auf den Planeten gegangen und hatten sich in Krankenhäusern und Hilfszentren gemeldet, um mitanzupacken. Die Hauptstadt des Planeten war bereits zur Hälfte zerstört worden, die Gebäude waren oft nicht mehr stabil oder teilweise beschädigt. Es war Winter auf dem Planeten; etwas Ähnliches wie Schnee lag auf den Gebäuden, die noch übrig waren, fester, staubiger Schnee, dreckig obendrein. Es war kalt, kalt genug, daß täglich Zivilisten und Soldaten erfroren.

Trip und Malcolm hatten ein Team gebildet und wurden zur Unterstützung ins Politpräsidium des Planeten gerufen worden. Malcolm hatte versucht, die Schutztruppen der Regierung, die die Diplomaten beschützen sollten, neu zu sammeln und wieder Strategie in die Verteidigung zu bringen, aber alle Einwohner Caluscas waren viel zu aufgewühlt von den monatelangen Angriffen auf ihren Heimatplaneten, um Hilfe von außen annehmen zu können.

Doch es war zu weiteren Angriffen aus dem All gekommen, die Enterprise hatte Schaden genommen und Trip war zurück auf das Schiff gekehrt und hatte Malcolm allein auf dem Planeten zurückgelassen. Trip biß sich auf die Unterlippe bei der Erinnerung. Er machte sich Vorwürfe, obwohl er wußte, das das Unsinn war. Es waren auch Abgesandte anderer Raumschiffe vor Ort und versuchten, die gebeutelte Zivilbevölkerung zu schützen und zu unterstützen. Es war eine schwierige Aufgabe, die alle Beteiligten an ihre physischen und psychischen Grenzen führte.

Kurz nachdem Trip den Ruf erhalten hatte, der ihn zurück auf die Enterprise führen sollte, hatte er Malcolm aufgesucht, der sich noch immer im Regierungsgebäude von Calusca aufhielt. Trip war in der Tür stehen geblieben und hatte sich in dem Raum umgesehen, in dem es vor Aktivität gewimmelt hatte. Verschiedene Angehörige des caluscanischen Parlaments sowie einige Militärs, Vertreter der polizeiähnlichen Schutzorganisation sowie Schutztruppler hatten sich in dem Raum befunden, in kleineren Gruppen zusammengestanden und offenbar Strategien besprochen. Trip hatte eine Weile nach Malcolm suchen müssen und ihn schließlich an der Stirnseite des Raumes gefunden, wo er an einer Fensterbank lehnte und beobachtete, wie ein Politiker mit einem Schutztruppler eines anderen Planeten redete.

Trip konnte auf den ersten Blick feststellen, daß Malcolm übermüdet und frustriert war; seine Körperhaltung verriet es. Er runzelte die Stirn.

„Hey," sagte Trip, als er näher kam. Malcolm sah erst nach einem Augenblick auf und nickte knapp.

„Alles in Ordnung?" fragte Trip. „Ich hab dich vor Stunden zuletzt gesehen..."

Malcolm seufzte und antwortete nicht. Dann winkte er Trip etwas beiseite.

„Sie sind wie ein Haufen aufgeschreckter Hühner," beschwerte er sich. „Ich bin kein Politiker, aber ich habe soviel verstanden, daß die Angriffe von Rebellen durchgeführt werden."

Trip zuckte mit den Schultern.

„Ja?" erwiderte er.

Malcolm sah ihn an. Seine Augen waren sehr dunkel, als er sagte: „Eine Rebellion hat eine Vorgeschichte, Trip."

Trip seufzte.

„Wir sollen kein neues Parlament bilden, Malcolm, wir sollen nur versuchen, etwas mehr Sicherheit in die Situation zu bringen..."

Malcolm schnaubte entrüstet.

„Wie sollte ich?" sagte er. „Ich verstehe ja nicht, warum sie angegriffen werden. Wie kann ich ihnen da helfen? In einem Krankenhaus wäre ich von größerem Nutzen."

Trip holte tief Luft und sah seinen Freund direkt an.

„Du bist müde, Malcolm," sagte er, aber Malcolm wandte entnervt den Blick ab. „Du solltest versuchen, ein paar Stunden zu schlafen, danach kannst du die Situation wieder besser beurteilen."

Malcolm sah Trip entgeistert an.

„Situation?" wiederholte er. „Wir reden hier von einem Krieg."

„Ich weiß," sagte Trip. „Und es ist entsetzlich. Aber du mußt etwas schlafen, Malcolm, sonst kippst du um und bist niemandem von Hilfe."

Malcolm legte den Kopf schief.

„Wieso bist du hier?" fragte er. „Ist etwas passiert?"

„Ich habe einen Ruf vom Schiff erhalten," sagte Trip. „Die Enterprise ist angegriffen und beschädigt worden." Malcolms Augen weiteten sich. „Ich muß zurück und die Reparaturarbeiten leiten," schloß Trip.

„Wie schlimm ist es?" fragte Malcolm. „Gibt es Verluste?"

Trip schüttelte den Kopf.

„Auch keine Verletzten," antwortete er. „Aber ich muß zurück. Der Captain schickt dir Ersatz."

Malcolm rieb sich die Augen und nickte.

„Ist gut," sagte er und zuckte plötzlich zusammen.

„Alles klar?" fragte Trip besorgt.

Malcolm sah auf und grinste kurz.

„Kopfschmerzen," sagte er. „Nicht schlimm. Ich glaube, die Luft ist hier zu schlecht."

Trip nickte und sah sich um. Alle wirkten beschäftigt.

„Willst du mich zum Shuttle begleiten?" fragte er.

Malcolm nickte.


Es tat gut, aus dem Gebäude heraus zu kommen, obwohl Malcolm draußen angespannter war als im Gebäude, weil er ständig die Umgebung im Auge behielt. Trotzdem glaubte Trip an die heilsame Kraft frischer Luft.

Sie sprachen wenig auf dem Weg zum Shuttle; Malcolm fragte nicht einmal weiter nach den Schäden an der Enterprise. Vor dem Fahrzeug blieb Trip stehen und legte Malcolm eine Hand auf die Schulter. Malcolm sah auf, etwas überrascht und sehr erschöpft.

„Ich lasse dich nur ungern allein, da ich ja weiß, daß du die Tendenz hast, dich in Schwierigkeiten zu bringen," sagte Trip. „Paß auf dich auf."

Malcolm verharrte einen Moment reglos, dann lächelte er leicht.

„Du auch," sagte er.

„Commander?"

Trip zuckte zusammen. Hoshi stand vor ihm, einen besorgten und sehr angespannten Ausdruck auf dem Gesicht.

„Ja, Hoshi?" fragte Trip. „Konnte uns der Caluscaner weiterhelfen?"

Hoshi nickte.

„Das Politpräsidium ist beim letzten Angriff stark beschädigt worden, sagt er. Alle Überlebenden sind auf umliegende Lazarette verteilt worden." Sie seufzte kurz. „Die Lazarette wechseln von Zeit zu Zeit ihre Standorte; wir sind immer noch im Krieg."

Trip nickte.

„Gibt es eine... hm, Koordinationsstelle oder sowas?" fragte er.

Hoshi schüttelte den Kopf.

„Es sieht so aus, als müßten wir die Stadt nach den Lazaretten absuchen, Commander," erwidert sie. Sie klang entmutigt, was Trip veranlaßte, sich seiner Vorgesetzenrolle bewußt zu werden. „Es gibt zwar ein Krankenhaus, aber das soll zerstört sein..."

„Dann werden wir das tun," sagte er.

Alle Überlebenden, dachte Trip, impliziert, daß Malcolm möglicherweise nicht zu den Überlebenden zählt. Er hatte nicht nach den Toten gefragt. Er war noch nicht bereit, die Hoffnung aufzugeben.


Schmerz weckte ihn.

Kein dumpfer, sondern ein weißer, heller, gleißender Schmerz, der so plötzlich und so heftig kam, daß Malcolm aufschrie. Jemand drückte ihn nieder, Hände hielten ihn, während der Schmerz heftiger und heftiger wurde und nicht aufhörte und so überwältigend wurde... Malcolm versuchte, sich dem Griff zu entwinden. Er hatte keine Angst um sein Leben, er wollte nur, daß dieser Schmerz aufhörte, denn er war unerträglich. Plötzlich eine Pause. Malcolm atmete ein paar Mal durch, dann kehrte der Schmerz zurück, schlimmer noch. Stimmen redeten in einer fremden Sprache auf ihn ein; er wußte, es war Calusca und vielleicht versuchten sie, ihn zu beruhigen, aber er war nicht in der Lage, Trost auf Calusca zu empfangen.

Er verlor das Bewußtsein.

Als er später zu sich kam, war der Schmerz noch da. In der Sekunde, in der er aufzuwachen begann, spürte er ihn, allgegenwärtig. Sein ganzer Körper tat weh, aber der Schmerz war, er war...

Malcolm versuchte, die Augen zu öffnen, aber es gelang nicht auf Anhieb. Lange Zeit, Stunden vielleicht driftete er zwischen Wachen und Delirium, dankbar für die kurzen Pausen, in denen er das Bewußtsein verlor, weil er dann den Schmerz nicht spüren mußte.

Schließlich schaffte er es, die Augen zu öffnen, aber er sah nur einen großen, dunklen Raum, in den sehr wenig Tageslicht fiel, vergitterte Fenster, lange Reihen von Betten. Caluscaner huschten hin und her und Malcolm hörte vielsprachige Stimmen und Schreie. Er schloß die Augen wieder. Er konnte sich nicht erinnern, was passiert war, aber es beunruhigte ihn zu diesem Zeitpunkt nicht.

Irgendwann beugte sich ein Gesicht über ihn und sagte etwas, das wie eine Frage klang. Malcolm verstand nicht und das Gesicht verschwand. Wenig später kehrte es zurück und sagte wieder etwas. Malcolm schloß frustriert die Augen.

„Ich verstehe nicht," sagte er. „Na kuram sa."

En siriif?" wiederholte die Stimme, wieder und wieder. In Schmerz? Haben Sie Schmerzen?

Malcolm nickte. Das Gesicht verschwand. Einen Augenblick später spürte er eine Berührung am Arm, dann einen Einstich. Der Schmerz wurde dumpfer, aber er verschwand nicht. Immerhin, besser als nichts.

Malcolm seufzte.

„Sa darulum," sagte er. Danke.


Später kam das Fieber, dann wieder der Schmerz.

Malcolm blieb lange sich selbst überlassen, unmöglich für ihn, zu schätzen, wieviel Zeit vergangen war. Als schließlich jemand sich seiner Pritsche näherte, bat er in stockendem Calusca um Wasser, aber er bekam keines. Er erhielt noch einmal Schmerzmittel, aber es half nicht viel.

Die Welt war verschwommen und klein. Malcolms Kopf pochte, alles drehte sich und er begann sogar, zu glauben, er höre Stimmen. Sie murmelten erst dumpf, dann lauter, alle durcheinander, bis er schließlich die Hände auf die Ohren schlug, was neuen Schmerz im Bauch hervorrief und rief: „Hört auf! Hört endlich auf! Alle!"

Es war still, ganz plötzlich. Dann begannen die Stimmen wieder, leise zu murmeln und steigerten sich schnell. Malcolm protestierte nicht mehr, denn er fand nicht mehr die Kraft.

Er fror so unglaublich.

Er versuchte, die Hände zu ballen und wieder durchzustrecken, um Gefühl in ihnen zurück zu gewinnen, aber sie waren steif und unbeweglich und eiskalt. Er konnte sie nicht aneinander reiben, denn der Schmerz im Bauch war mittlerweile so groß, daß er kaum noch die Hände heben konnte. Er wollte sich gern zusammenrollen, aber das ging auch nicht, also blieb er so still wie möglich liegen. Aber auch so war der Schmerz so groß, daß ihm, ohne daß er es merkte, die Tränen über die Wangen liefen.

Eine Hand legte sich an seine Wange. Es fühlte sich gut an und durch die Berührung spürte Malcolm erst, daß er hohes Fieber haben mußte. Ihm war so kalt, daß er zitterte, aber die Hand war kühl und fühlte sich angenehm an. Mühsam atmete er durch.

„Malcolm?" fragte eine Stimme.

Malcolm lächelte matt, ohne die Augen zu öffnen. Die Stimmen waren zurück.

„Malcolm, hörst du mich?" wiederholte die Stimme.

Malcolm öffnete langsam die Augen und starrte direkt in ein vertrautes, wenn auch sehr besorgtes Gesicht.

„... Trip?"

Trip sprach kurz mit jemandem außerhalb seines Gesichtsfeldes und Malcolm schloß die Augen wieder. Da er nicht gebraucht wurde... Aber sofort rüttelte Trip sanft an seiner Schulter. Malcolm seufzte und öffnete die Augen.

„Bleib bei mir," sagte Trip ernst. „Du mußt versuchen, wach zu bleiben."

Malcolm schnaubte, fast amüsiert. Wieder ein kurzes Gespräch.

„... zu schwach... keine hohen Dosen... nicht verantworten, wenn er aber ..."

„Malcolm!"

Malcolm öffnete hastig die Augen. Trip hatte sich tief über ihn gebeugt.

„Wie schlimm sind die Schmerzen?" fragte er und Malcolm lächelt schwach.

„Schlimm," antwortete er schlicht.

Trip nickte nur. Er legte Malcolm eine Hand auf die Stirn.

„Fieber hast du auch. Wir werden versuchen, es dir angenehmer zu machen, aber wir können dir keine allzu starken Schmerzmittel geben."

Malcolm starrte ihn an, unfähig, die Information zu verarbeiten. Trip sah ihn an und schien zu verstehen.

„Versuch, dich zu entspannen," sagte er. „Wir sind ja jetzt da."

Zitternd atmete Malcolm aus und schloß die Augen wieder. Er spürte Trips Hand noch auf seiner Schulter.

„Ganz ruhig," sagte Trip leise. „Wir geben dir gleich etwas gegen die Schmerzen."

„Das wäre sehr willkommen," flüsterte Malcolm.


Trip lüftete die dünne Decke, die jemand über Malcolm gebreitet hatte und entdeckte einen breiten Verband, ungefähr auf Höhe des Abdomen. Er sah auf.

„Wurde die Wunde versorgt?" fragte er die junge Heilerin, die sie zu Malcolms Bett geführt hatte. Hoshi übersetzte, die Heilerin antwortete, Hoshi übersetzte wiederum.

„Er wurde operiert," sagte Hoshi. „Er hat eine Bauchverletzung und eine am Oberschenkel. Beide sind schwer entzündet und heilen kaum ab."

Trip stand auf und trat einen Schritt zu Hoshi heran.

„Shhh," sagte er und nickte zu Malcolm hinüber, der zu dösen schien. „Was heißt, sie heilen kaum ab? Bekommt er keine Medikamente?"

Hoshi fragte etwas, die Heilerin antwortete kurz.

„Es scheint," begann Hoshi zögernd, „als ob Malcolm zu schwach sei, die caluscanische Medikation zu vertragen. Man hat nicht gewagt, ihm welche zu geben."

Trip runzelte die Stirn.

„Keine?" fragte er. „Gar keine? Keine Schmerzmittel? Keine Antibiotika?"

Hoshi führte ein kurzes Gespräch mit der Heilerin.

„Niedrig dosierte Schmerzmittel, sowas wie... Kopfschmerzmittel," übersetzte Hoshi dann und sprach weiter, während sie den Ausführungen der Heilerin lauschte. „Zweimal, weil er schon während der Operation so unter den Schmerzen gelitten hatte..."

„Moment, Moment," sagte Trip und hob eine Hand. „Soll das heißen, sie haben ohne Betäubung operiert?"

Hoshi fragte etwas, erhielt eine Antwort und sah Trip dann an. Sie nickte. Trip fluchte leise.

„Was ist mit Antibiotika?" fragte er dann. „Malcolm hat hohes Fieber, das heißt doch , er hat wahrscheinlich eine Infektion."

Trip stemmte die Hände in die Seiten und sah die Heilerin durchdringend an. Hoshi sprach, dann die junge Frau. Dann sah Hoshi ihn irritiert an.

„Sie scheint nicht zu wissen, was wir meinen," sagte sie. „Aber außer dem Schmerzmittel hat Malcolm nichts bekommen."

„Nichts gegen die Infektion," faßte Trip zusammen. „Wie lange hat er schon Fieber?"

„Zwei Tage, vielleicht drei," übersetzte Hoshi.

„Gibt es keine Aufzeichnungen?" fragte Trip mit zusammengebissenen Zähnen. „Krankenakten oder sowas?"

Hoshi sah ihn mitfühlend an, als sie übersetzte:

„Wir sind im Krieg."

Trip nickte der Heilerin zu, dann wandte er sich wieder Malcolms Pritsche zu. Die Heilerin nickte ebenfalls und ging dann eilig ab; ohne Zweifel hatte sie noch anderes zu tun. Trip kauerte sich neben dem schmalen Feldbett hin.

„Wir brauchen Phlox hier," sagte Trip halblaut und studierte seinen Freund. „So schnell wie möglich."

„Die Enterprise ist noch vier Tage entfernt, Commander," erinnerte Hoshi.

Trip nickte, dann sah er auf.

„Was haben wir im Medkit, Hoshi?" fragte er.

Hoshi schwang die Tasche von ihrem Rücken und holte ein Päckchen hervor. Sie öffnete es auf einer Kunststoffkiste neben Malcolms Pritsche. Sie studierte den Inhalt, entnahm Hyposprays und entzifferte deren Aufschrift.

„Schmerzmittel," sagte sie. „Etwas gegen Tetanus, etwas für die Lokalanästhesie..." Sie entnahm ein Beutelchen. „Ein kombiniertes Fieber-Schmerzmittel als Brausetablette..."

Trip sah sie an.

„Keine Antibiotika?" fragte er.

„Hier," sagte Hoshi und hielt ein Hypospray hoch. Dann zögerte sie.

„Was ist?" fragte Trip, der schon die Hand nach dem Gerät ausgestreckt hatte.

„Die Heilerin hat gesagt, Malcolm wäre zu schwach, um Medikamente zu erhalten," gab sie zu Bedenken. „Was ist, wenn-"

Sie beendete den Satz nicht und sah Trip mit großen Augen an. Er hielt seine Hand weiterhin nach dem Hypo ausgestreckt.

„Malcolm hat Schmerzen, Hoshi," sagte er ruhig. „Und hohes Fieber. Es ist gefährlicher für ihn, wenn wir nichts dagegen tun." Er hatte seine Stimme zu einem Flüstern gesenkt, trotzdem regte sich Malcolm etwas.

„Schon gut," sagte Trip zu ihm. „Es wird gleich besser."

Hoshi gab Trip das Hypo mit dem Antibiotikum und Trip stellte eine allgemeine Dosis ein, dann injizierte er es seinem Freund. Malcolm öffnete die Augen und sah Trip verwirrt an. Trip gab Hoshi das Hypo zurück und machte eine Handbewegung.

„Das andere," sagte er.

Hoshi zögerte, dann reichte sie ihm das Hypo mit dem starken Schmerzmittel, nicht ohne dem Commander einen bohrenden Blick zuzuwerfen. Trip nickte nur und stellte die Dosis sehr niedrig ein, dann injizierte er auch dieses Medikament.

Nur Augenblicke später seufzte Malcolm leise auf und entspannte sich sichtlich etwas. Er sah von Trip zu Hoshi und lächelte mühsam.

„Ho- shi...," sagte er erfreut, aber sehr leise.

Hoshi lächelte zurück.

„Man kann Sie wirklich keine Sekunde allein lassen, Lieutenant," sagte sie vorwurfsvoll, aber sanft.

Malcolms Lächeln erstarb plötzlich und er sah zu Trip zurück.

„Das Schiff?" fragte er.

„Die Enterprise wurde erneut angegriffen und von den Rebellen tiefer in den Raum gelockt. Bei der Verfolgung gab es Kampfhandlungen," faßte Trip kurz zusammen. Er zögerte. „Das Schiff hat dabei Schaden am Antrieb genommen und ist mit Impuls auf dem Weg zurück hierher. Es... wird ein paar Tage brauchen."

Trip wechselte kurz einen Blick mit Hoshi.

„Das heißt, wir müssen allein zurecht kommen," sagte Trip langsam. „Ohne Phlox."

Malcolm atmete flach und zu schnell.

„Ich verstehe," sagte Malcolm beherrscht.

„Was ist dir passiert?" wechselte Trip das Thema. „Wie wurdest du verletzt?"

Malcolm runzelte die Stirn.

„Es gab einen Abgriff auf das... Polit-... präsidium...," sagte Malcolm, sichtlich unter Schmerzen. „Es war... es gab...eine Explosion und... und dann lag das gesamte Gebäude... in Trümmern..."

„Schon gut," sagte Trip, als er bemerkte, wieviel Mühe es seinem Freund bereitete, zu berichten. „Wir können auch später darüber-"

„Nein," unterbrach ihn Malcolm. „Es ist... es ist okay... es war... es war... alles dunkel und fast alle... waren tot..."

Hoshi sah von Malcolm zu Trip, in ihrem Blick stand eine Bitte.

„Ist schon gut, Malcolm," sagte Trip sanft. „Es war dumm von mir, danach zu fragen. Wir reden später."

Malcolm seufzte frustriert, denn er hatte kaum die Kraft, etwas dagegen zu halten.

„Nein, jetzt," beharrte er schwach.

„Später!" sagte Trip fest. Er sah zu Hoshi auf. „Sehen Sie einen Weg, mit der Enterprise in Kontakt zu treten?" fragte er. „Vielleicht könnte sie früher hier sein..."

Hoshi legte die Stirn in Falten.

„Der Sender...," sagte Malcolm mühevoll, „ist zerstört."

Trip und Hoshi sahen beide auf den verletzten Lieutenant. Trip fragte sich, was Malcolm bei dem Angriff alles gesehen hatte, alles durchmachen mußte. Er sah wieder Hoshi an.

„Ich gehe mich erkundigen, ob die Caluscaner einen Notfallsender aufbauen konnten," sagte sie und erhob sich. Malcolm griff nach ihrer Hand und hielt sie fest. Überrascht sah sie zu ihm herunter.

„Nicht... allein, Hoshi," preßte er hervor. Irritiert sah Hoshi zum Commander.

„Nehmen Sie einen Phaser mit," riet Trip. „Und seien Sie sehr vorsichtig."

Nein!" stieß Malcolm verzweifelt aus und schloß erschöpft die Augen. „Die Rebellen... sind überall... Hecken-... schützen... überall..." Er hielt kurz den Atem an und wartete offenbar das Abebben einer Schmerzwelle ab. Trip legte ihm eine Hand auf die Schulter.

„Beruhige dich, Malcolm," sagte er. „Hoshi wird auf sich aufpassen." Trip sah hoch. „Ich bleibe bei ihm."

Hoshi nickte und einen Moment später war sie in der Dunkelheit des Raumes verschwunden.

TBC