Disclaimer: Auf dieser Seite gehören mir weder Charaktere noch Handlung. Wenigstens die deutsche Fassung ist aber von mir. Für alle noch folgenden Kapitel gilt dasselbe.
Anmerkung: Das hier ist die autorisierte Übersetzung von Davesmoms „Chance Encounters". Das Original befindet sich hier auf FF-Net: s/1536965/1/.
Die Geschichte stammt von 2003, die neuesten Entwicklungen sind also nicht einbezogen. Aber gewöhnlich stört eine im Hinblick auf die Bücher unplausible Handlung ja niemanden. ;-)
Die Kapitel sind alle sehr kurz, also genau das Richtige für ein bißchen Erholung am Abend, auch wenn man eigentlich keine Zeit dazu hat. :-)
Viel Spaß!
Kapitel 1
Zufallsbegegnungen
„Na, Weasley, was liest du da?"
Ginny Weasley blickte von dem Roman auf, den sie gelesen hatte, um mißtrauisch den blonden Jungen anzusehen, der über ihr lehnte. Sie richtete sich rasch aus der halb zurückgelehnten Position auf, die sie in einem der Fenstersitze der Bibliothek eingenommen hatte, und zeigte ihm das Titelbild des Schmachtfetzens, während sie auf die typische männliche Antwort wartete.
„Verlorene Liebesmüh?" fragte Draco Malfoy, und sein Mund verzog sich zu einem höhnischen Grinsen. „Du verschwendest deine Zeit mit diesem Romanzen-Schwachsinn?"
„Ich mag es", erwiderte sie und lehnte sich wieder an die Wand, wobei sie ein paar Fussel von ihrer Robe strich. „Außerdem, nur weil es eine Romanze ist, heißt das nicht, daß es Schwachsinn ist."
Der junge Mann schnaubte. „Vielleicht nicht, aber es hat nichts mit dem wirklichen Leben zu tun, oder?"
Ginny sah sich in der Bibliothek um und wunderte sich, warum er von allen Leuten, denen er auf die Nerven gehen konnte, ausgerechnet sie ausgewählt hatte. Sie fand ihre Antwort, als sie sah, daß sie beide im Moment die einzigen Schüler in der Bibliothek waren. Nicht einmal die Bibliothekarin schien da zu sein. Mit einem Seufzen wappnete sie sich für einige unangenehme Minuten.
„Was meinst du?" fragte Ginny. „Es verlieben sich andauernd Leute."
Mit einem erneuten Grinsen beugte Draco sich zu ihr hinunter und schnappte ihr das Buch aus der Hand. Ginny machte sich nicht die Mühe zu protestieren. Er würde ihr eine kleine Beleidigung an den Kopf werfen und dann davonwandern, um auf jemand anderen zu warten, den er nerven konnte. So war er eben. Also verschränkte sie die Arme und wartete.
Draco blätterte zu der Seite, die Ginny mit einem Lesezeichen markiert hatte, und begann, laut zu lesen. „'Natürlich liebe ich dich, Priscilla', rief Geoffrey. ‚Ich werde dich immer lieben und mein äußerstes tun, um dich glücklich zu machen. Ich würde dir die Welt schenken, wenn du nur darum bitten würdest', verkündete er dramatisch. ‚Priscilla seufzte und faltete die Hände vor der Brust, ihre Glückseligkeit war grenzenlos …'
Großer Gott, Weasley, wie erträgst du das? Richtige Menschen reden nicht so! Das ist einfach nur widerlich."
Ginny zuckte mit den Schultern und streckte die Hand nach dem Buch aus. Überraschenderweise reichte er es ihr. „Ist mir eigentlich egal. Mir gefällt's. Außerdem, Malfoy, woher willst du wissen, wie Liebende reden? Warst du schon mal verliebt?"
Er rollte mit den Augen. „Nein, aber selbst wenn ich's wäre, würde ich nicht plötzlich anfangen, solchen poetischen Mist von mir zu geben. Und wenn irgendein Junge dir gegenüber mit diesem Gefasel anfangen würde, würdest du ihm wahrscheinlich ins Gesicht lachen, nicht wahr, Weasley?"
„Ich weiß nicht", gab sie zu. „Ich scheine nicht der Typ zu sein, der bei einem Jungen diese Art Reaktion auslöst." Sie wartete darauf, daß er spöttisch grinste oder ihr zustimmte. Er tat es nicht, was merkwürdig war. „Aber jetzt bin ich neugierig, Malfoy. Wenn du einem Mädchen sagen wolltest, daß du sie liebst, was würdest du tun? Ich meine, was ist die gängige Zuneigungsbekundung der Slytherins?"
Er hob eine Augenbraue bei ihrer sehr direkten Frage. Mit einem nachdenklichen Stirnrunzeln bedeutete er ihr, sie solle rüberrutschen, und setzte sich neben sie.
„Ich weiß nicht, wie das bei anderen Leuten ist", sagte er schließlich, „aber ich schätze, ich würde so was wie das hier machen."
Er streckte den Arm aus und schlang seine Hand um ihren Nacken, nicht eben sanft. Ginny keuchte zwar nicht auf, aber sie versuchte, sich zu befreien. Er war jedoch unnachgiebig. Er zog sie zu sich und sah ihr ernsthaft in die Augen. „Ich liebe dich, klar?"
Er ließ sie los und lehnte sich zurück. Ginny legte die Stirn in Falten. „Du hast recht. Du jedenfalls bist nicht besonders romantisch. Ich würde sagen, als ein Ausdruck von Zuneigung kriegt das die Note..."
„Du was?"
Ein weibliches Kreischen durchbrach plötzlich die eben noch friedliche Stille der Bibliothek. Ginny und Draco drehten sich um, um Pansy Parkinson in ihre Richtung starren zu sehen, ihr Gesicht rot und die Hände zu Fäusten geballt.
„Das kann nicht dein Ernst sein, Draco! Ich dachte, wir hätten eine Übereinkunft! Jeder weiß das!"
Der junge Mann stand gelassen auf und blickte das wütende Mädchen beinah resigniert an. „Pansy, die einzige Person, die glaubt, daß wir eine Übereinkunft haben, bist du. Ich hab dir schon vor zwei Jahren gesagt, daß zwischen uns nichts ist. Und was ich eben zu Weasley gesagt habe, war..."
Weiter kam er nicht. „Es ist mir egal, was du zu ihr gesagt hast! Du kannst es nicht gemeint haben! Ich weiß, daß du das nicht hast! Sie ist... Sie ist eine verdammte Gryffindor, um Himmels Willen!"
Draco wirkte leicht angewidert, während Ginny nur ein wenig amüsiert war. Sie fragte sich, wie Malfoy sich aus diesem Schlamassel wieder herausreden würde, aber er machte sich nicht die Mühe, noch einmal zu versuchen, der zornigen Slytherin ihre Illusionen auszureden. Ginny stand nun auf, um dieses Mißverständnis im Keim zu ersticken. „Sieh mal, Parkinson, es ist nicht..."
„Halt die Klappe, du hinterhältige kleine Schlampe!" raunzte Pansy. „Ich glaub es immer noch nicht!"
„Eine Sekunde mal, du mopsgesichtiges...", begann Ginny, aber Pansy unterbrach sie wieder.
„Wenn du es wirklich ernstgemeint hast", sagte sie und wandte sich von Draco ab, um Ginny wütend anzustarren, „dann küß' sie, und beweis' es!"
„Hast du deinen verdammten Verstand verloren?" fragte Ginny.
Sie wäre einfach davongestürmt, aber Malfoy drehte sich mit einem listigen Grinsen zu ihr um.
„Na gut", sagte er auf einmal und zog Ginny an sich, so daß sie ihm gegenüber stand. „Wenn es das ist, was Pansy will, dann, Weasley, laß es uns eben beweisen!"
Ginnys Augen weiteten sich, als ihr aufging, was er meinte, aber sie konnte nicht umhin, das boshafte Grinsen zu erwidern, als sie Parkinsons entrüstetes Keuchen hörte. Dann zog Draco sie zu sich und senkte seinen Mund auf ihren. Ginny spielte mit und stellte sich auf Zehenspitzen, die Hände auf seinen Schultern.
„NEIN!" kreischte Pansy. „NEIN, NEIN, NEIN!"
Ginny hörte das Mädchen schluchzend wegrennen und spürte, wie sich ihr Mund in ein breites Lächeln verzog. Sie konnte fühlen, daß Malfoy ebenfalls lächelte. Er hatte sie nicht wirklich geküßt, er hatte nur seine Lippen auf ihre gepreßt. Aber von wo Parkinson gestanden hatte, mußte es ziemlich echt ausgesehen haben. Plötzlich stieg ein Glucksen in ihr auf, und sie schob sich von Malfoy weg, bevor ein sicherlich nicht besonders nettes Lachen aus ihr herausbrach.
„Du bist sooo bösartig, Malfoy!" beschuldigte sie ihn mit lachenden Augen. „Das war genial!"
Er grinste noch immer durchtrieben, seine Augen leuchtend und belustigt. „Ich war ziemlich gut, nicht wahr?" sagte er.
„Du bist ja nicht das geringste bißchen eingebildet, oder?" neckte sie.
Er zuckte die Schultern und schenkte ihr eins seiner besten selbstgefälligen Grinsen. „Warum sollte ich das nicht sein? Ich bin gutaussehend, klug und – wie du sagtest – von genialer Bösartigkeit. Ich finde, ich verdiene etwas Einbildung, meinst du nicht?"
Ginny lachte immer noch vor sich hin. „Wenn du so klug bist, was wirst du dann tun, wenn Pansy diese Idioten Crabbe und Goyle dazu bringt, dein hübsches Gesicht einzuschlagen?"
Er winkte ab. „Das würden sie nicht wagen. Wie auch immer, die beiden verabscheuen sie so sehr wie ich. Übrigens", fügte er hinzu und setzte sich wieder, „ich bin neugierig. Als was genau wolltest du sie bezeichnen? Ein mopsgesichtiges was?"
Ginny lief rot an. „Das war jedenfalls NICHT für gemischte Gesellschaft geeignet. Und du sitzt auf meinem Buch."
Er rückte zur Seite, hob das Buch auf und gab es ihr zurück. „Du kommst oft her, nicht, Weasley?" fragte er im Plauderton.
„Warum? Spielst du mit dem Gedanken, es zur Gewohnheit zu machen, mich zu nerven?"
Er stand auf und grinste sie an. „Hab nur gefragt, Weasley. Kein Grund, gleich in die Defensive zu gehen. Ich hatte nicht bemerkt, daß du Angst vor mir hast."
„Wohl kaum", entgegnete sie, verdrehte die Augen und reckte das Kinn. „Ich mag nur meine Privatsphäre. Das hier ist so ziemlich der einzige Ort, an dem ich so was finden kann. Ich bin fast jeden Abend hier oben."
Er nickte. „Also dann. Weißt du, Weasley, du bist selbst ziemlich genial, wie du so schnell kapiert hast", meinte er und streckte eine Hand aus, um sie um ihren Nacken zu legen. Sein Blick war sehr ernst, als er sagte: „Ich mag dich, klar? Also, wir sehen uns. Morgen Abend."
Er ließ sie los und schlenderte davon. Ginny starrte ihm einen Augenblick nach, bevor sie die richtige Stelle in ihrem Buch wiederfand. Das Grinsen auf ihrem Gesicht wurde breiter, als ihr auffiel, daß er gelogen hatte. Trotz seiner Behauptungen vorhin hatte er gerade Poesie von sich gegeben.
