Title: Deathly Destiny
Autor: Vampire-Adritha
Email: josefine@janzenker.de
Disclaimer/Erklärung: Die Charakter und Orte gehören alle J.K.Rowling. Ich verdiene hiermit (leider) kein Geld. Nur die Idee ist meine ^^!
Rating: PG-13
Pairing: Harry Potter x Draco Malfoy
Spoiler/Warnungen: OOC, AU, Slash (Beziehungen zwischen zwei Jungen)
Inhalt: Harry verändert sich. Er fühlt sich mehr zu Draco hingezogen und auch Voldemort bereitet ihm Gedanken.
Vorwort: Das hier ist die überarbeite Version von "Chaos in Sachen Liebe". Die Story habe ich aber hier auf FanFiction.Net *nicht* gepostet, wer also wissen will, wie es ungefähr weiter geht (es wird natürlich ein wenig verändert), findet die alte Version auf animexx.de (Chaos in Sachen Liebe von amarth ( nicht über unterschiedliche Namen wundern... autorin bleibt die gleiche *hehe* nämlich ich ^^!)! Das nur im Vorraus... noch mal Danke an meine Betaleserin *knuddel*!
Kapitel 1: Away from Home
Harry lag auf seinem Bett und starrte die Decke an. Er seufzte. Seine Hausaufgaben hatte er weitestgehend schon erledigt und hatte demzufolge, außer den weiteren Pflichten im Haushalt, nicht zu tun. Der Wind jaulte um das Haus und rüttelte an den Fensterläden, der Regen trommelte auf das Dach und unterbrach die unheimliche Stille, es stürmte schon eine ganze Weile, vom Sommer war nichts zu bemerken. Er fragte sich, wie spät es wohl sein musste; er hatte kein Zeitgefühl mehr, Nacht und Tag verschwamm, alles begleitet von einer unheimlichen Dunkelheit. Vermutlich war das einzige, dass ihn daran erinnerte, dass es gerade Tag war, die Tatsache, dass ihn die Dursleys herum kommandierten. Er seufzte und lauschte in den Sturm. Er schaute sich in seinem Zimmer um. Es war trostlos, einsam und verlassen. Alle alten Spielsachen von Dudley waren verschwunden, die Bücher standen hier auch nicht mehr, nur noch Leere: Ein leerer Bücherschrank, eine leere Wand... ein leerer Käfig. Hedwig war nicht da.
Plötzlich unterbrach ein greller Schrei die Stille, Tante Petunia! Harry verdrehte die Augen.
"Harry!! Komm sofort runter in die Küche!!!", schrie Tante Petunia, vermutlich aus eben dieser. Es war also schon Morgen, dachte er sich. Eine Uhr besaß er nicht mehr, sonst er hätte gewusst, dass es Abend war. Er erhob sich träge und schlurfte runter.
"Beeil dich gefälligst!!!", konnte man die Stimme von Onkel Vernon vernehmen. Aber Harry machte sich dazu nicht die Mühe.
"Was gibt's?", fragte er in der Tür stehend.
"Diese Eulen! Schaff sie weg oder du wirst etwas erleben!!", zischte der Mann am Küchentisch wütend.
"Ja, Onkel Vernon", erwiderte Harry gleichgültig und lockte die Eulen mit einem kleinen Ruf. Sie flogen sofort zu ihm.
Der Mann erhob sich, sein Gesicht hochrot und bebend vor Wut, und ging auf Harry zu.
"Wenn ich diese Eulen auch nur noch einmal sehe, bringe ich sie eigenhändig um, darauf kannst du dich verlassen."
Harry nickte nur und drehte sich dann um.
Wann hatte er eigentlich aufgehört, sich gegen seine Verwandten zu stellen? Aufgehört, zu rebellieren? Er wusste es nicht. Es war passiert... er wurde angebrüllt, geschlagen, getreten, herum gescheucht und kein einziges Mal ertönten Widerworte von ihm, eine Tatsache, die seine Verwandten nur noch mehr auf die Palme brachte. Aber warum? Warum ließ er sich das gefallen? Er schüttelte den Kopf, er wusste es nicht. Aber er würde es sich in Zukunft nicht mehr gefallen lassen. Er konnte nicht mehr, er wollte nicht mehr. Er stieg eine Treppenstufe um die andere nach oben und langsam und mühselig ging er in sein Zimmer. Er nahm den Eulen die Briefe ab, danach flogen sie zu Hedwigs Käfig, um sich auszuruhen und zu stärken.
Erneut wurde nach Harry gerufen, er rollte mit den Augen, legte die Briefe weg und trottete nach unten.
"Was ist denn noch?", fragte er genervt.
"Du glaubst doch nicht, dass ich das einfach so durchgehen lasse, oder?"
Ehrlich gesagt hatte Harry das wirklich gehofft, aber es wäre ja nur zu schön gewesen.
"Komm her, Junge!", stieß Vernon hervor. Harry schüttelte den Kopf.
"Nein... ich will nicht mehr! Ich sehe das nicht ein!", sagte Harry leise, warum er das sagte, wusste er nicht. Vernon lief rot an und stand schnell auf. Harry wich zurück.
"Du wagst es, dich mir zu widersetzen?!", sagte Vernon betont ruhig.
Harry stieß gegen die Wand.
"Lass... lass mich in Ruhe!", brachte er raus. Ein abscheuliches Grinsen trat auf das hochrote, fleischige Gesicht. Mit schnellen Bewegungen hatte er seinen Gürtel geöffnet und hatte ihn kurz darauf auch schon in der Hand. Harry schaute ihn geschockt an, denn bis jetzt hatte er Glück gehabt und den Gürtel noch nicht zu spüren bekommen. Aber er wäre ja nicht Harry Potter, wenn er nicht auch mit ihm Bekanntschaft machen würde.
Er wurde brutal herum gerissen und gegen die Wand gedrückt. Vernon riss mit einer Hand das T-Shirt nach oben und holte aus. Ein Klatschen war zu hören und Harry musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht laut aufzuschreien. Ein erneuter Schlag, Harry versuchte irgendwie zu entkommen, aber er wurde festgehalten. Der nächste Schlag, schlimmer als die Ersten. Vernon wurde brutaler und ließ seine Aggressionen an Harry raus, doch dann klingelte es an der Tür.
"Vernon, Schatz? gehst du bitte an die Tür?", fragte Petunia vom Wohnzimmer aus.
"Wir sind noch nicht fertig...", zischte Vernon Harry zu, ließ dann aber von ihm ab. Dieser wartete noch eine Weile und sank dann in sich zusammen. Nicht hier, dachte er sich und zog sich quälend wieder hoch.
Er mühte sich in sein Zimmer, nur um, dort angekommen, sich unendlich müde auf sein Bett fallen zu lassen. Er schnappte sich einen der Briefe und öffnete ihn. Vielleicht würden sie ihn ja ablenken, er war von Hermine:
Lieber Harry,
wie geht es dir? Ich hoffe du hattest bis jetzt angenehme Ferien und bist nicht in irgendwelche Schwierigkeiten geraten (du musst auf dich aufpassen, du weißt doch, dass man dich braucht!).
Lassen dich deine Verwandten in Ruhe?
Darfst du eigentlich in die Winkelgasse, ich meine wegen Du–weißt–schon–wem? Schick doch eine Eule zu Dumbledore und frage ihn mal, denn irgendwann musst du ja auch deswegen Bescheid wissen.
(Wobei ich hoffe, dass du ihn nicht allzu sehr belästigt hast, nur weil du das Haus nicht verlassen darfst. Es ist nun mal sicherer so!)
Bitte schick mir eine Antwort, wenn du näheres weißt.
Ich hoffe, du hast schon alle Hausaufgaben fertig, ich hatte schon in der zweiten Woche nichts mehr zu tun. Wenn nicht, dann mach sie endlich. Die Schule fängt bald wieder an und man erwartet doch einiges von dir. Ich glaube zwar, ich habe bei machen Sachen ein wenig zu viel geschrieben, aber das ist ja, hoffe ich, nicht so schlimm!
Aber nun mal zu etwas wichtigeren: Ich glaube, dass irgend etwas mit Ron los ist, in letzter Zeit ist er irgendwie so komisch. Du weißt doch, dass ich die letzten beiden Wochen bei ihm bin, weil meine Eltern nicht da sind, das habe ich dir doch erzählt, oder? (Ich weiß es jetzt gar nicht mehr, wir sprechen uns ja kaum noch...)
Ich brauche unbedingt deine Hilfe! Du bist doch sein bester Freund, du musst doch wissen, was los ist. Er spricht kaum noch mit mir und wenn doch, redet er über Dinge, wie das Wetter oder seine Brüder oder er stottert und druckst herum. Dabei möchte ich mich mit ihm über ganz andere Dinge unterhalten... ich glaube, er mag mich gar nicht mehr, sonst würde er mich doch nicht wie Luft behandeln. Es ist ein schreckliches Gefühl, von ihm ignoriert zu werden, ich will doch nur seine Beachtung. Na ja, vielleicht weißt du ja, was los ist!
Ich hoffe auf ein baldiges Treffen in der Winkelgasse. Ich fahre mit den Weasleys für die letzten drei Tage hin. Bitte komm auch!
Deine beste Freundin,
Hermine
Er nahm den nächsten Brief, diesmal von Ron:
Hey Harry,
alles okay bei dir? Ich denke mal schon, schließlich dürften dich ja deine Verwandten so langsam mal in Ruhe gelassen haben, stimmt doch, oder?
Weswegen ich schreibe: Es geht um Hermine. Hast du sie in letzter Zeit mal gesehen? Es war ein Bild von ihr im Tagespropheten, sie hat irgendwo gewonnen, hat sie dir bestimmt schon erzählt und bestimmt hast du auch schon das Bild bekommen. (Sie müsste es dir eigentlich geschickt haben.)
Sie sieht einfach umwerfend aus. Oh man... Ich weiß einfach nicht mehr weiter, ich glaube, ich bin voll verknallt in sie. Sie ist das schönste Mädchen, das ich kenne! Und jetzt weiß ich einfach nicht mehr, wie ich mich ihr gegenüber verhalten soll... Du kennst doch sicher das Gefühl, wenn du jemanden siehst und alles kribbelt in dir und du bekommst einfach kein vernünftiges Wort mehr heraus.
Aber ich glaube, sie mag mich nicht, warum auch? Ich bin doch einfältig oder was auch immer sie denken mag. (Sie schaut mich immer so komisch an, weißt du?)
Das Leben ist nicht fair, ich wünschte, ich könnte mit dir tauschen!
Ach ja... ich bin mit meiner Familie und mit Hermine die letzten drei Tage in der Winkelgasse. Kommst du auch?
Dein bester Freund,
Ron
Harry lies die Briefe einfach so fallen. Man brauchte ihn... es ist sicherer so... Hausaufgaben... Erwartungen... Rons Probleme... Hermines Probleme... bester Freund... muss es wissen... reden kaum noch miteinander... all das ging ihm in dem Moment durch den Kopf. Er schaute auf den Briefe und las ihn noch einmal durch. Mit Zeile um Zeile, Wort um Wort wurde er wütender. Was hatte er gedacht? Dass sie wirklich wert auf ihn als Person legen würden? Er schnaubte. Tolle Freunde! ‚Bester Freund...' lachhaft! ‚ ...muss es wissen...'
‚Wie denn...?' dachte er. Wie Hermine ja schon so treffend formuliert hatte, redeten sie kaum noch miteinander. Er wusste nichts mehr über sie! Er verstand sie nicht mehr! Einst war da ein Bund, gehalten durch das Band einer engen Freundschaft. Sie verstanden einander, waren füreinander da, gehörten zusammen, waren eine Einheit, ein Herz und eine Seele. Und jetzt? Jetzt gab es das Goldene Trio nicht mehr, das Band der Freundschaft zu ihm war zerstört und ein neues wurde geknüpft. Das gerissene Band der Freundschaft wurde ersetzt durch das Band des Hasses, der Feindschaft, der unüberbrückbaren Unterschiede und währenddessen steigerte sich die Freundschaft von Ron und Hermine in eine Liebe, die gerade entdeckt wird. Neid brodelte ihn Harry. Eifersucht, Zorn, Wut und ja, auch Trauer und Einsamkeit und Angst... Abgrundtiefe Angst, da er zusehen musste, wie ihre Freundschaft zerbrach. Sie zerbrach, weil Ron und Hermine neue Gefühle füreinander entdeckten und sie zerbrach, weil für ihn die Rolle des Helden geschrieben worden war.
Er nahm die beiden Briefe und stand auf. Langsam ging er zum Fenster und schaute kurz hinaus. Es stürmte noch immer, aber es war ihm egal. Leise schlich er die Treppe hinunter und öffnete die Tür. Dann ging er raus.
Es war dunkel und er wusste, er hätte drin bleiben müssen, aber es war ihm egal. Er stand im Garten und zerriss die Briefe, bis nur noch noch kleine Schnipsel übrig waren, die der Wind fort trug.
Eins nach dem anderen erhob sich in die Luft, wirbelte umher und wurde kurz darauf vom Regen zurück auf den Boden gedrückt. Schweigend stand, der Junge, der lebt, im Sturm und schaute ins Nichts. Dann wandte er sich um und ging wieder ins Haus. Dort war es still, seine nervigen Verwandten waren wahrscheinlich schon zu Bett gegangen, er ging nach oben und ließ sich erneut auf das Bett sinken. Wasser tropfte von seinen Haaren und Klamotten, doch es störte ich nicht, es war ihm egal.
Er schaute sich um und entdeckte einen weiteren Brief, einen aus Hogwarts. Er öffnete den Briefumschlag und überflog die Seiten. Es war der gewöhnliche Brief: Seine Bücher- und Materialienliste, Ermahnungen, Hinweise... alles unwichtig. Er legte die Zettel auf seinen Nachttisch und wollte auch den Umschlag dazu tun, als ein kleines Pergamentstückchen heraus fiel. Er hob es auf. Er erkannte die Schrift. ‚Albus Dumbledore, der Direktor höchstpersönlich, schrieb ihm, welch eine Ehre!' dachte er und lächelte spöttisch.
Sehr geehrter Mr. Potter,
da wir uns Sorgen um Ihre Sicherheit machen, schicken wir Ihnen eine Person, die Sie schützen wird. Bitte verlassen Sie, nach dessen Ankunft, sofort das Haus und gehen Sie in die Winkelgasse, die Zimmer sind schon reserviert.
Herzliche Grüße,
Albus Dumbledore
PS: Erwähnte Person wird Sie auch zum Bahnhof bringen.
Er legte den Brief zu den anderen Zetteln auf seinen Nachttisch und schloss müde die Augen. Er legte sich bequem hin und ließ seinen Gedanken freien Lauf.
Doch wie besessen öffnete er wie kurze Zeit später wieder ruckartig, sein Herz klopfte schnell, Panik kroch in ihm hoch. Er versuchte krampfhaft nicht mehr an den Tod zu denken, den Tod seiner Eltern und den Tod von Cedric. Es machte ihm Angst. Sie kroch in ihm hoch, heimtückisch und schloss sich ausweglos um sein Herz, umnebelte hinterhältig seinen Verstand.
Er dachte an seine Freunde und dann an die Schule, doch schon wanderten seine Gedanken wieder zum vorherigen Schuljahr... Und schon wieder nahm der Tod seine ganze Gedankenwelt ein. Gefühle und Gedanken wie: ‚Dunkelheit, vergessen, Stille, nicht sprechen, Ausweglosigkeit, nicht denken, Tod, nicht existieren... Panik!' geisterten ihm im Kopf umher. Er sah ihn sterben, immer und immer wieder. Noch voller Freude über den Sieg wurde Cedric aus dem leben gerissen. Alles wurde ihm geraubt, alles. Seine Freunde und Familie, Freude und Trauer, und das alles nur, weil er, Harry, sich den Sieg mit ihm teilen wollte. Da war er mal wieder, der Beweis für sein Nichts-können. Er war unfähig! Unfähig, Freundschaften zu halten, unfähig, den besten Weg zu erkennen, unfähig... einfach nur unfähig, zu allem, selbst zu nichts.
Selbstzweifel überkamen Harry und die Panik kroch erneut hoch. Die Vorwürfe zermürbten seinen Geist, seine Einsamkeit schloss sich um sein Herz, die Trauer nahm ihn gefangen. Die Angst saß ihm im Nacken und seine Maske nahm ihm den Atem.
Er sprang geradezu aus dem Bett. Er ertrug es nicht mehr und lief auf und ab.
Harry konnte sich nicht beruhigen und deshalb war sein Herzschlag schnell und seine Atmung unregelmäßig. Entschlossen versuchte er tief durch zu atmen und legte sich wieder ins Bett. Er konnte nicht einschlafen. Immerzu wälzte er sich im Bett umher und versuchte sich abzulenken. Doch letztendlich konnte er seine Augen nicht mehr offen halten und fiel in einen unruhigen Schlaf, der ihn mit schrecklichen Träumen quälte.
Er wachte auf. Wie spät es wohl war? Es war ruhig, da sich der Sturm wieder beruhigt hatte, aber noch immer war es ein trüber Tag.
War es wirklich Tag? Harry wusste es nicht. Dann stand er auf.
Hedwig flog sogleich zu ihm und setzte sich auf seine Schulter. Er strich ihr über das weiche Gefieder. Dann ging er zu ihrem Käfig und streckte den Arm nach den anderen drei Eulen aus.
Auf einmal stutzt er. Es waren vier Eulen... Die erste war eine Schuleule, also hatte sie den Brief von Hogwarts gebracht.
Harry ließ sie raus, da er glaubte, dass sie bestimmt zurück musste. Die zweite Eule erkannte er ebenfalls, das war Errol. Wie er es bei diesem Sturm geschafft hatte, bis zu Harry zu fliegen, war für diesen zwar unerklärlich, aber anscheinend hatte Errol einen Weg gefunden, den Brief von Ron herzubringen. Die dritte Eule kannte Harry nicht, aber als er genauer hinschaute, konnte er ein kleines Zeichen auf ihrem Gefieder erkennen, dass Posteulen immer hatten. Also hatte diese Eule Hermines Brief gebracht. Aber welchen Brief hatte dann seine Eule gebracht? Er war sich sicher, ihr einen abgenommen zu haben. Er schaute sich um und fand ihn auf den Boden liegend, er musste ihm runter gefallen sein. Er ließ erst die Posteule fliegen und kramte dann schnell Pergament und Feder hervor. Schnell kritzelte er eine Antwort.
Lieber Ron, liebe Hermine,
wir werden uns in der Winkelgasse treffen! Haltet Ausschau nach mir! Alles weitere können wir dann besprechen!
Euer Freund,
Harry
Er rollte den Zettel zusammen, band ihn an Errols Bein und ließ auch die dritte Eule aus dem Fenster. Dann hob er den Brief auf und setzte sich auf den Boden, neugierig öffnete er ihn.
Beware!
Er drehte den Zettel um, aber mehr stand dort nicht. Was hatte das zu bedeuten? Wovor sollte er sich in Acht nehmen? Wer hatte ihm den Brief, wenn man es denn so nennen könnte, geschickt? Und warum? Er verstand gar nichts mehr und seufzte. Dann stand er auf.
"Harry! Komm sofort in die Küche!" Petunias Stimme hallte durch das ganze Haus. Langsam ging er aus dem Zimmer. Was gab es denn jetzt schon wieder?
"Was ist?", fragte er genervt.
"Dein Ton gefällt mir nicht, Bürschchen!", sagte Vernon, bevor Petunia antworten konnte.
"Verzeihung...", sagte er pflichtbewusst. Eigentlich hatte er gedacht, dass er es jetzt, mit so viel angestauter Wut, schaffen könnte sich zu wehren, doch sie gab ihm nicht Kraft dazu. Im nächsten Moment bekam er eine heftige Ohrfeige, aber er sagte nichts.
"Mein es gefälligst ernst!"
"Es tut mir Leid!", log er überzeugender. Onkel Vernon schnaubte.
"Hier die Liste deiner Aufgaben!", sagte Petunia streng und zeigte auf einen Zettel. Harry nickte und nahm ihn an sich. Er drehte sich um und ging aus der Küche. Was durfte er diesmal machen? Rasenmähen... Harry seufzte leise und machte sich auf den Weg nach draußen. Es war noch immer regnerisch und auch ziemlich windig, da schützten ihn die kaputten Sachen, die er anhatte, kein bisschen.
Er hasste diese Arbeit, es war nass, kalt, ekelhaft und es gab keine Aussicht auf Besserung. Er schnaubte und begann den Rasen zu mähen. Warum bitte musste der Rasen ausgerechnet bei Regen gemäht werden?
Plötzlich zeichnete sich ein Umriss in der dunklen Umgebung ab, doch Harry kümmerte sich nicht weiter darum und machte weiter. Doch diese Gestalt kam immer näher und Harry stockte bei seiner Arbeit. Wer war das?
‚Unheimlich' dachte er.
Die Person stand nun nur noch ein paar Meter weiter weg, doch Harry konnte sie noch immer nicht identifizieren. Es regnete und seine Brille war verschmutzt, dreckig und eigentlich schon gar nicht mehr zu gebrauchen, weil sie kaputt war. Er schleuderte sie in den Rasen.
Der Mann, Harry hatte die Person inzwischen wenigstens so weit erkennen können, stand nun vor ihm und musterte ihn genau.
"Mr. Potter?", fragte er. Harry nickte und fragte dann:
"Wer sind Sie?"
Diese Frage schien den Mann zu überraschen.
"Sie veralbern mich", meinte er nüchtern.
Harry schüttelte den Kopf:
"Ich kann Sie nicht erkennen, meine Brille..."
"Vor Ihnen steht Ihr Lehrer für Zaubertränke", sagte der Mann.
"Prof. Snape? Aber... was machen Sie hier?", fragte Harry ziemlich schockiert.
"Ich habe die Ehre Sie abzuholen...", meinte dieser sarkastisch.
"Sie haben doch den Brief bekommen und schon gepackt, oder?"
"Ja... nein... also, der Brief ist angekommen, aber gepackt habe ich noch nicht...", antwortete Harry verwirrt.
"Warum?", fragte Severus ziemlich kühl. Harry schnaubte und meinte dann sarkastisch:
"Sie sehen doch, dass ich mit wichtigerem beschäftigt bin!"
"Gehen Sie ins Haus! Packen Sie! Wir haben nicht ewig Zeit!", befahl Severus.
Harry nickte, es hätte ja doch kein Zweck gehabt, zu protestieren und ging wieder hinein. Severus folgte ihm mit Abstand und blieb dann bei der Tür stehen um auf Harry zu warten. Der ging weiter und verschwand aus dem Blickfeld von Severus.
"Was machst du im Haus, Bursche?", ertönte die Stimme von Vernon, der gerade aus dem Wohnzimmer kam, hinter ihm stand Petunia.
"Du machst das ganze Haus schmutzig! Der schöne Fußboden...", jammerte sie.
"Und der Rasen ist bestimmt auch noch nicht gemäht!", meinte nun wieder Vernon. Harry schüttelte den Kopf und fing sich eine Ohrfeige ein.
"Ich habe nichts gehört..."
Harry rieb sich die schmerzende Wange und wich zurück.
"Nein, er ist noch nicht gemäht!"
"Und warum bist du dann schon im Haus?", fragte Vernon und ging einen Schritt auf Harry zu. Dieser wich nun noch ein bisschen weiter zurück und stieß gegen die Wand, wobei er ein Bild herunterriss, was krachend zu Boden fiel. Petunia zeterte gleich darauf los, Vernon schrie und schlug auf Harry ein.
Severus langweilte sich allmählich, außerdem konnte er sich beim dem Krach, den die Muggel machten, nicht konzentrieren. Er stieß sich von der Wand ab und schaute wo Harry blieb. Geschockt, nein, eher überrascht blieb er stehen, als er sah, dass Harry misshandelt wurde.
‚Das darf ja wohl nicht wahr sein! Wieso hatte Dumbledore nichts von den Zuständen hier verlauten lassen?' dachte Severus verärgert und schnaubte. Vermutlich wusste der es nicht einmal! Severus trat von hinten an den Muggel heran und tippte ihn sichtlich angewidert an die Schulter. Erschrocken fuhr Vernon herum.
"Wer sind Sie denn?", fragte Vernon patzig.
"Sein Lehrer", meinte dieser und zeigte auf den am Boden kauernden Harry.
"Und?", meinte Vernon gelangweilt.
"Ich hole ihn ab!", kam die Antwort.
"Ja, ja, machen sie das ruhig, er ist eh zu nichts zu gebrauchen...", meinte der andere Mann abfällig und ging mit seiner Frau in die Küche und kümmerte sich nicht weiter um diese Angelegenheit. Severus unterdrückte den Wunsch diesem Muggel einen der Unverzeilichen Flüche auf den Hals zu hetzten und half erstmal Harry auf die Beine.
"Wo ist Ihr Zimmer?", fragte er. Harry zeigte nach oben.
"Ich gehe vor", sagte er noch und ging mühsam zur Treppe, taumelte aber und musste sich am Geländer festhalten.
"Geht das immer so?", wollte Prof. Snape wissen. Harry schüttelte den Kopf und ging Stufe um Stufe nach oben, genauer gesagt, zog er sich mehr am Geländer nach oben als, dass er ging, denn Vernon hatte ihn unglücklicherweise genau in den Bauch getroffen. Severus bot ihm, der Höflichkeit halber, seine Hilfe an, doch Harry schüttelte erneut den Kopf.
Er öffnete die Zimmertür und trat ein. Dann wartete er, bis auf sein Zaubertränkelehrer den Raum betreten hatte und schloss die Tür wieder.
"Das ist Ihr Zimmer?", fragte Severus und zog skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. Harry nickte und ging zu seinem Bett. Dort hockte Hedwig und schaute ihn... besorgt? an.
"Hedwig... komm her...", flüsterte er leise und seine Eule flog zu ihm. Er brachte sie zu ihrem Käfig und schloss diesen. Dann holte er einen Koffer hervor und packte zuerst seine Schulsachen ein, dann ging er zu der Kleidertruhe. Er öffnete sie und schnappte sich die Sachen, schmiss sie wahllos in den Koffer. Sie waren alle entweder zu groß, schmutzig, widerwärtig oder ekelhaft, eben seine Klamotten.
Dann nahm er den Schulbrief und schmiss auch diesen rein, Severus stand schweigend daneben. Den Zettel, den er nicht verstand, steckte er in seine Hosentasche. Dann drehte er sich um.
"Wir können dann gehen", meinte Harry und nahm den Koffer.
"Trinken Sie das! Das ist ja nicht auszuhalten!", forderte der Lehrer und hielt ihm eine Phiole hin.
"Was ist das?", fragte Harry misstrauisch.
"Es hilft gegen die Schmerzen..." Harry schaute Prof. Snape ungläubig an, denn er vertraute ihm nicht ganz. Aber er trank, wenn auch zögerlich, die enthaltene Flüssigkeit. Er wartete eine Weile, dann bemerkte er, dass die Schmerzen nachließen. Noch bevor er Danke sagen konnte, drehte sich Severus um und ging aus dem Zimmer. Harry folgte ihm mit dem Käfig und dem Koffer. Schweigend traten sie vor das Haus.
"Wie werden wir reisen?", fragte Harry.
"Mit dem Fahrenden Ritter, wie sonst!", wurde geantwortet. Severus hielt seinen Zauberstab in die Luft und versprühte einige Funken. Der dreistöckige Bus landete.
Autor: Vampire-Adritha
Email: josefine@janzenker.de
Disclaimer/Erklärung: Die Charakter und Orte gehören alle J.K.Rowling. Ich verdiene hiermit (leider) kein Geld. Nur die Idee ist meine ^^!
Rating: PG-13
Pairing: Harry Potter x Draco Malfoy
Spoiler/Warnungen: OOC, AU, Slash (Beziehungen zwischen zwei Jungen)
Inhalt: Harry verändert sich. Er fühlt sich mehr zu Draco hingezogen und auch Voldemort bereitet ihm Gedanken.
Vorwort: Das hier ist die überarbeite Version von "Chaos in Sachen Liebe". Die Story habe ich aber hier auf FanFiction.Net *nicht* gepostet, wer also wissen will, wie es ungefähr weiter geht (es wird natürlich ein wenig verändert), findet die alte Version auf animexx.de (Chaos in Sachen Liebe von amarth ( nicht über unterschiedliche Namen wundern... autorin bleibt die gleiche *hehe* nämlich ich ^^!)! Das nur im Vorraus... noch mal Danke an meine Betaleserin *knuddel*!
Kapitel 1: Away from Home
Harry lag auf seinem Bett und starrte die Decke an. Er seufzte. Seine Hausaufgaben hatte er weitestgehend schon erledigt und hatte demzufolge, außer den weiteren Pflichten im Haushalt, nicht zu tun. Der Wind jaulte um das Haus und rüttelte an den Fensterläden, der Regen trommelte auf das Dach und unterbrach die unheimliche Stille, es stürmte schon eine ganze Weile, vom Sommer war nichts zu bemerken. Er fragte sich, wie spät es wohl sein musste; er hatte kein Zeitgefühl mehr, Nacht und Tag verschwamm, alles begleitet von einer unheimlichen Dunkelheit. Vermutlich war das einzige, dass ihn daran erinnerte, dass es gerade Tag war, die Tatsache, dass ihn die Dursleys herum kommandierten. Er seufzte und lauschte in den Sturm. Er schaute sich in seinem Zimmer um. Es war trostlos, einsam und verlassen. Alle alten Spielsachen von Dudley waren verschwunden, die Bücher standen hier auch nicht mehr, nur noch Leere: Ein leerer Bücherschrank, eine leere Wand... ein leerer Käfig. Hedwig war nicht da.
Plötzlich unterbrach ein greller Schrei die Stille, Tante Petunia! Harry verdrehte die Augen.
"Harry!! Komm sofort runter in die Küche!!!", schrie Tante Petunia, vermutlich aus eben dieser. Es war also schon Morgen, dachte er sich. Eine Uhr besaß er nicht mehr, sonst er hätte gewusst, dass es Abend war. Er erhob sich träge und schlurfte runter.
"Beeil dich gefälligst!!!", konnte man die Stimme von Onkel Vernon vernehmen. Aber Harry machte sich dazu nicht die Mühe.
"Was gibt's?", fragte er in der Tür stehend.
"Diese Eulen! Schaff sie weg oder du wirst etwas erleben!!", zischte der Mann am Küchentisch wütend.
"Ja, Onkel Vernon", erwiderte Harry gleichgültig und lockte die Eulen mit einem kleinen Ruf. Sie flogen sofort zu ihm.
Der Mann erhob sich, sein Gesicht hochrot und bebend vor Wut, und ging auf Harry zu.
"Wenn ich diese Eulen auch nur noch einmal sehe, bringe ich sie eigenhändig um, darauf kannst du dich verlassen."
Harry nickte nur und drehte sich dann um.
Wann hatte er eigentlich aufgehört, sich gegen seine Verwandten zu stellen? Aufgehört, zu rebellieren? Er wusste es nicht. Es war passiert... er wurde angebrüllt, geschlagen, getreten, herum gescheucht und kein einziges Mal ertönten Widerworte von ihm, eine Tatsache, die seine Verwandten nur noch mehr auf die Palme brachte. Aber warum? Warum ließ er sich das gefallen? Er schüttelte den Kopf, er wusste es nicht. Aber er würde es sich in Zukunft nicht mehr gefallen lassen. Er konnte nicht mehr, er wollte nicht mehr. Er stieg eine Treppenstufe um die andere nach oben und langsam und mühselig ging er in sein Zimmer. Er nahm den Eulen die Briefe ab, danach flogen sie zu Hedwigs Käfig, um sich auszuruhen und zu stärken.
Erneut wurde nach Harry gerufen, er rollte mit den Augen, legte die Briefe weg und trottete nach unten.
"Was ist denn noch?", fragte er genervt.
"Du glaubst doch nicht, dass ich das einfach so durchgehen lasse, oder?"
Ehrlich gesagt hatte Harry das wirklich gehofft, aber es wäre ja nur zu schön gewesen.
"Komm her, Junge!", stieß Vernon hervor. Harry schüttelte den Kopf.
"Nein... ich will nicht mehr! Ich sehe das nicht ein!", sagte Harry leise, warum er das sagte, wusste er nicht. Vernon lief rot an und stand schnell auf. Harry wich zurück.
"Du wagst es, dich mir zu widersetzen?!", sagte Vernon betont ruhig.
Harry stieß gegen die Wand.
"Lass... lass mich in Ruhe!", brachte er raus. Ein abscheuliches Grinsen trat auf das hochrote, fleischige Gesicht. Mit schnellen Bewegungen hatte er seinen Gürtel geöffnet und hatte ihn kurz darauf auch schon in der Hand. Harry schaute ihn geschockt an, denn bis jetzt hatte er Glück gehabt und den Gürtel noch nicht zu spüren bekommen. Aber er wäre ja nicht Harry Potter, wenn er nicht auch mit ihm Bekanntschaft machen würde.
Er wurde brutal herum gerissen und gegen die Wand gedrückt. Vernon riss mit einer Hand das T-Shirt nach oben und holte aus. Ein Klatschen war zu hören und Harry musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht laut aufzuschreien. Ein erneuter Schlag, Harry versuchte irgendwie zu entkommen, aber er wurde festgehalten. Der nächste Schlag, schlimmer als die Ersten. Vernon wurde brutaler und ließ seine Aggressionen an Harry raus, doch dann klingelte es an der Tür.
"Vernon, Schatz? gehst du bitte an die Tür?", fragte Petunia vom Wohnzimmer aus.
"Wir sind noch nicht fertig...", zischte Vernon Harry zu, ließ dann aber von ihm ab. Dieser wartete noch eine Weile und sank dann in sich zusammen. Nicht hier, dachte er sich und zog sich quälend wieder hoch.
Er mühte sich in sein Zimmer, nur um, dort angekommen, sich unendlich müde auf sein Bett fallen zu lassen. Er schnappte sich einen der Briefe und öffnete ihn. Vielleicht würden sie ihn ja ablenken, er war von Hermine:
Lieber Harry,
wie geht es dir? Ich hoffe du hattest bis jetzt angenehme Ferien und bist nicht in irgendwelche Schwierigkeiten geraten (du musst auf dich aufpassen, du weißt doch, dass man dich braucht!).
Lassen dich deine Verwandten in Ruhe?
Darfst du eigentlich in die Winkelgasse, ich meine wegen Du–weißt–schon–wem? Schick doch eine Eule zu Dumbledore und frage ihn mal, denn irgendwann musst du ja auch deswegen Bescheid wissen.
(Wobei ich hoffe, dass du ihn nicht allzu sehr belästigt hast, nur weil du das Haus nicht verlassen darfst. Es ist nun mal sicherer so!)
Bitte schick mir eine Antwort, wenn du näheres weißt.
Ich hoffe, du hast schon alle Hausaufgaben fertig, ich hatte schon in der zweiten Woche nichts mehr zu tun. Wenn nicht, dann mach sie endlich. Die Schule fängt bald wieder an und man erwartet doch einiges von dir. Ich glaube zwar, ich habe bei machen Sachen ein wenig zu viel geschrieben, aber das ist ja, hoffe ich, nicht so schlimm!
Aber nun mal zu etwas wichtigeren: Ich glaube, dass irgend etwas mit Ron los ist, in letzter Zeit ist er irgendwie so komisch. Du weißt doch, dass ich die letzten beiden Wochen bei ihm bin, weil meine Eltern nicht da sind, das habe ich dir doch erzählt, oder? (Ich weiß es jetzt gar nicht mehr, wir sprechen uns ja kaum noch...)
Ich brauche unbedingt deine Hilfe! Du bist doch sein bester Freund, du musst doch wissen, was los ist. Er spricht kaum noch mit mir und wenn doch, redet er über Dinge, wie das Wetter oder seine Brüder oder er stottert und druckst herum. Dabei möchte ich mich mit ihm über ganz andere Dinge unterhalten... ich glaube, er mag mich gar nicht mehr, sonst würde er mich doch nicht wie Luft behandeln. Es ist ein schreckliches Gefühl, von ihm ignoriert zu werden, ich will doch nur seine Beachtung. Na ja, vielleicht weißt du ja, was los ist!
Ich hoffe auf ein baldiges Treffen in der Winkelgasse. Ich fahre mit den Weasleys für die letzten drei Tage hin. Bitte komm auch!
Deine beste Freundin,
Hermine
Er nahm den nächsten Brief, diesmal von Ron:
Hey Harry,
alles okay bei dir? Ich denke mal schon, schließlich dürften dich ja deine Verwandten so langsam mal in Ruhe gelassen haben, stimmt doch, oder?
Weswegen ich schreibe: Es geht um Hermine. Hast du sie in letzter Zeit mal gesehen? Es war ein Bild von ihr im Tagespropheten, sie hat irgendwo gewonnen, hat sie dir bestimmt schon erzählt und bestimmt hast du auch schon das Bild bekommen. (Sie müsste es dir eigentlich geschickt haben.)
Sie sieht einfach umwerfend aus. Oh man... Ich weiß einfach nicht mehr weiter, ich glaube, ich bin voll verknallt in sie. Sie ist das schönste Mädchen, das ich kenne! Und jetzt weiß ich einfach nicht mehr, wie ich mich ihr gegenüber verhalten soll... Du kennst doch sicher das Gefühl, wenn du jemanden siehst und alles kribbelt in dir und du bekommst einfach kein vernünftiges Wort mehr heraus.
Aber ich glaube, sie mag mich nicht, warum auch? Ich bin doch einfältig oder was auch immer sie denken mag. (Sie schaut mich immer so komisch an, weißt du?)
Das Leben ist nicht fair, ich wünschte, ich könnte mit dir tauschen!
Ach ja... ich bin mit meiner Familie und mit Hermine die letzten drei Tage in der Winkelgasse. Kommst du auch?
Dein bester Freund,
Ron
Harry lies die Briefe einfach so fallen. Man brauchte ihn... es ist sicherer so... Hausaufgaben... Erwartungen... Rons Probleme... Hermines Probleme... bester Freund... muss es wissen... reden kaum noch miteinander... all das ging ihm in dem Moment durch den Kopf. Er schaute auf den Briefe und las ihn noch einmal durch. Mit Zeile um Zeile, Wort um Wort wurde er wütender. Was hatte er gedacht? Dass sie wirklich wert auf ihn als Person legen würden? Er schnaubte. Tolle Freunde! ‚Bester Freund...' lachhaft! ‚ ...muss es wissen...'
‚Wie denn...?' dachte er. Wie Hermine ja schon so treffend formuliert hatte, redeten sie kaum noch miteinander. Er wusste nichts mehr über sie! Er verstand sie nicht mehr! Einst war da ein Bund, gehalten durch das Band einer engen Freundschaft. Sie verstanden einander, waren füreinander da, gehörten zusammen, waren eine Einheit, ein Herz und eine Seele. Und jetzt? Jetzt gab es das Goldene Trio nicht mehr, das Band der Freundschaft zu ihm war zerstört und ein neues wurde geknüpft. Das gerissene Band der Freundschaft wurde ersetzt durch das Band des Hasses, der Feindschaft, der unüberbrückbaren Unterschiede und währenddessen steigerte sich die Freundschaft von Ron und Hermine in eine Liebe, die gerade entdeckt wird. Neid brodelte ihn Harry. Eifersucht, Zorn, Wut und ja, auch Trauer und Einsamkeit und Angst... Abgrundtiefe Angst, da er zusehen musste, wie ihre Freundschaft zerbrach. Sie zerbrach, weil Ron und Hermine neue Gefühle füreinander entdeckten und sie zerbrach, weil für ihn die Rolle des Helden geschrieben worden war.
Er nahm die beiden Briefe und stand auf. Langsam ging er zum Fenster und schaute kurz hinaus. Es stürmte noch immer, aber es war ihm egal. Leise schlich er die Treppe hinunter und öffnete die Tür. Dann ging er raus.
Es war dunkel und er wusste, er hätte drin bleiben müssen, aber es war ihm egal. Er stand im Garten und zerriss die Briefe, bis nur noch noch kleine Schnipsel übrig waren, die der Wind fort trug.
Eins nach dem anderen erhob sich in die Luft, wirbelte umher und wurde kurz darauf vom Regen zurück auf den Boden gedrückt. Schweigend stand, der Junge, der lebt, im Sturm und schaute ins Nichts. Dann wandte er sich um und ging wieder ins Haus. Dort war es still, seine nervigen Verwandten waren wahrscheinlich schon zu Bett gegangen, er ging nach oben und ließ sich erneut auf das Bett sinken. Wasser tropfte von seinen Haaren und Klamotten, doch es störte ich nicht, es war ihm egal.
Er schaute sich um und entdeckte einen weiteren Brief, einen aus Hogwarts. Er öffnete den Briefumschlag und überflog die Seiten. Es war der gewöhnliche Brief: Seine Bücher- und Materialienliste, Ermahnungen, Hinweise... alles unwichtig. Er legte die Zettel auf seinen Nachttisch und wollte auch den Umschlag dazu tun, als ein kleines Pergamentstückchen heraus fiel. Er hob es auf. Er erkannte die Schrift. ‚Albus Dumbledore, der Direktor höchstpersönlich, schrieb ihm, welch eine Ehre!' dachte er und lächelte spöttisch.
Sehr geehrter Mr. Potter,
da wir uns Sorgen um Ihre Sicherheit machen, schicken wir Ihnen eine Person, die Sie schützen wird. Bitte verlassen Sie, nach dessen Ankunft, sofort das Haus und gehen Sie in die Winkelgasse, die Zimmer sind schon reserviert.
Herzliche Grüße,
Albus Dumbledore
PS: Erwähnte Person wird Sie auch zum Bahnhof bringen.
Er legte den Brief zu den anderen Zetteln auf seinen Nachttisch und schloss müde die Augen. Er legte sich bequem hin und ließ seinen Gedanken freien Lauf.
Doch wie besessen öffnete er wie kurze Zeit später wieder ruckartig, sein Herz klopfte schnell, Panik kroch in ihm hoch. Er versuchte krampfhaft nicht mehr an den Tod zu denken, den Tod seiner Eltern und den Tod von Cedric. Es machte ihm Angst. Sie kroch in ihm hoch, heimtückisch und schloss sich ausweglos um sein Herz, umnebelte hinterhältig seinen Verstand.
Er dachte an seine Freunde und dann an die Schule, doch schon wanderten seine Gedanken wieder zum vorherigen Schuljahr... Und schon wieder nahm der Tod seine ganze Gedankenwelt ein. Gefühle und Gedanken wie: ‚Dunkelheit, vergessen, Stille, nicht sprechen, Ausweglosigkeit, nicht denken, Tod, nicht existieren... Panik!' geisterten ihm im Kopf umher. Er sah ihn sterben, immer und immer wieder. Noch voller Freude über den Sieg wurde Cedric aus dem leben gerissen. Alles wurde ihm geraubt, alles. Seine Freunde und Familie, Freude und Trauer, und das alles nur, weil er, Harry, sich den Sieg mit ihm teilen wollte. Da war er mal wieder, der Beweis für sein Nichts-können. Er war unfähig! Unfähig, Freundschaften zu halten, unfähig, den besten Weg zu erkennen, unfähig... einfach nur unfähig, zu allem, selbst zu nichts.
Selbstzweifel überkamen Harry und die Panik kroch erneut hoch. Die Vorwürfe zermürbten seinen Geist, seine Einsamkeit schloss sich um sein Herz, die Trauer nahm ihn gefangen. Die Angst saß ihm im Nacken und seine Maske nahm ihm den Atem.
Er sprang geradezu aus dem Bett. Er ertrug es nicht mehr und lief auf und ab.
Harry konnte sich nicht beruhigen und deshalb war sein Herzschlag schnell und seine Atmung unregelmäßig. Entschlossen versuchte er tief durch zu atmen und legte sich wieder ins Bett. Er konnte nicht einschlafen. Immerzu wälzte er sich im Bett umher und versuchte sich abzulenken. Doch letztendlich konnte er seine Augen nicht mehr offen halten und fiel in einen unruhigen Schlaf, der ihn mit schrecklichen Träumen quälte.
Er wachte auf. Wie spät es wohl war? Es war ruhig, da sich der Sturm wieder beruhigt hatte, aber noch immer war es ein trüber Tag.
War es wirklich Tag? Harry wusste es nicht. Dann stand er auf.
Hedwig flog sogleich zu ihm und setzte sich auf seine Schulter. Er strich ihr über das weiche Gefieder. Dann ging er zu ihrem Käfig und streckte den Arm nach den anderen drei Eulen aus.
Auf einmal stutzt er. Es waren vier Eulen... Die erste war eine Schuleule, also hatte sie den Brief von Hogwarts gebracht.
Harry ließ sie raus, da er glaubte, dass sie bestimmt zurück musste. Die zweite Eule erkannte er ebenfalls, das war Errol. Wie er es bei diesem Sturm geschafft hatte, bis zu Harry zu fliegen, war für diesen zwar unerklärlich, aber anscheinend hatte Errol einen Weg gefunden, den Brief von Ron herzubringen. Die dritte Eule kannte Harry nicht, aber als er genauer hinschaute, konnte er ein kleines Zeichen auf ihrem Gefieder erkennen, dass Posteulen immer hatten. Also hatte diese Eule Hermines Brief gebracht. Aber welchen Brief hatte dann seine Eule gebracht? Er war sich sicher, ihr einen abgenommen zu haben. Er schaute sich um und fand ihn auf den Boden liegend, er musste ihm runter gefallen sein. Er ließ erst die Posteule fliegen und kramte dann schnell Pergament und Feder hervor. Schnell kritzelte er eine Antwort.
Lieber Ron, liebe Hermine,
wir werden uns in der Winkelgasse treffen! Haltet Ausschau nach mir! Alles weitere können wir dann besprechen!
Euer Freund,
Harry
Er rollte den Zettel zusammen, band ihn an Errols Bein und ließ auch die dritte Eule aus dem Fenster. Dann hob er den Brief auf und setzte sich auf den Boden, neugierig öffnete er ihn.
Beware!
Er drehte den Zettel um, aber mehr stand dort nicht. Was hatte das zu bedeuten? Wovor sollte er sich in Acht nehmen? Wer hatte ihm den Brief, wenn man es denn so nennen könnte, geschickt? Und warum? Er verstand gar nichts mehr und seufzte. Dann stand er auf.
"Harry! Komm sofort in die Küche!" Petunias Stimme hallte durch das ganze Haus. Langsam ging er aus dem Zimmer. Was gab es denn jetzt schon wieder?
"Was ist?", fragte er genervt.
"Dein Ton gefällt mir nicht, Bürschchen!", sagte Vernon, bevor Petunia antworten konnte.
"Verzeihung...", sagte er pflichtbewusst. Eigentlich hatte er gedacht, dass er es jetzt, mit so viel angestauter Wut, schaffen könnte sich zu wehren, doch sie gab ihm nicht Kraft dazu. Im nächsten Moment bekam er eine heftige Ohrfeige, aber er sagte nichts.
"Mein es gefälligst ernst!"
"Es tut mir Leid!", log er überzeugender. Onkel Vernon schnaubte.
"Hier die Liste deiner Aufgaben!", sagte Petunia streng und zeigte auf einen Zettel. Harry nickte und nahm ihn an sich. Er drehte sich um und ging aus der Küche. Was durfte er diesmal machen? Rasenmähen... Harry seufzte leise und machte sich auf den Weg nach draußen. Es war noch immer regnerisch und auch ziemlich windig, da schützten ihn die kaputten Sachen, die er anhatte, kein bisschen.
Er hasste diese Arbeit, es war nass, kalt, ekelhaft und es gab keine Aussicht auf Besserung. Er schnaubte und begann den Rasen zu mähen. Warum bitte musste der Rasen ausgerechnet bei Regen gemäht werden?
Plötzlich zeichnete sich ein Umriss in der dunklen Umgebung ab, doch Harry kümmerte sich nicht weiter darum und machte weiter. Doch diese Gestalt kam immer näher und Harry stockte bei seiner Arbeit. Wer war das?
‚Unheimlich' dachte er.
Die Person stand nun nur noch ein paar Meter weiter weg, doch Harry konnte sie noch immer nicht identifizieren. Es regnete und seine Brille war verschmutzt, dreckig und eigentlich schon gar nicht mehr zu gebrauchen, weil sie kaputt war. Er schleuderte sie in den Rasen.
Der Mann, Harry hatte die Person inzwischen wenigstens so weit erkennen können, stand nun vor ihm und musterte ihn genau.
"Mr. Potter?", fragte er. Harry nickte und fragte dann:
"Wer sind Sie?"
Diese Frage schien den Mann zu überraschen.
"Sie veralbern mich", meinte er nüchtern.
Harry schüttelte den Kopf:
"Ich kann Sie nicht erkennen, meine Brille..."
"Vor Ihnen steht Ihr Lehrer für Zaubertränke", sagte der Mann.
"Prof. Snape? Aber... was machen Sie hier?", fragte Harry ziemlich schockiert.
"Ich habe die Ehre Sie abzuholen...", meinte dieser sarkastisch.
"Sie haben doch den Brief bekommen und schon gepackt, oder?"
"Ja... nein... also, der Brief ist angekommen, aber gepackt habe ich noch nicht...", antwortete Harry verwirrt.
"Warum?", fragte Severus ziemlich kühl. Harry schnaubte und meinte dann sarkastisch:
"Sie sehen doch, dass ich mit wichtigerem beschäftigt bin!"
"Gehen Sie ins Haus! Packen Sie! Wir haben nicht ewig Zeit!", befahl Severus.
Harry nickte, es hätte ja doch kein Zweck gehabt, zu protestieren und ging wieder hinein. Severus folgte ihm mit Abstand und blieb dann bei der Tür stehen um auf Harry zu warten. Der ging weiter und verschwand aus dem Blickfeld von Severus.
"Was machst du im Haus, Bursche?", ertönte die Stimme von Vernon, der gerade aus dem Wohnzimmer kam, hinter ihm stand Petunia.
"Du machst das ganze Haus schmutzig! Der schöne Fußboden...", jammerte sie.
"Und der Rasen ist bestimmt auch noch nicht gemäht!", meinte nun wieder Vernon. Harry schüttelte den Kopf und fing sich eine Ohrfeige ein.
"Ich habe nichts gehört..."
Harry rieb sich die schmerzende Wange und wich zurück.
"Nein, er ist noch nicht gemäht!"
"Und warum bist du dann schon im Haus?", fragte Vernon und ging einen Schritt auf Harry zu. Dieser wich nun noch ein bisschen weiter zurück und stieß gegen die Wand, wobei er ein Bild herunterriss, was krachend zu Boden fiel. Petunia zeterte gleich darauf los, Vernon schrie und schlug auf Harry ein.
Severus langweilte sich allmählich, außerdem konnte er sich beim dem Krach, den die Muggel machten, nicht konzentrieren. Er stieß sich von der Wand ab und schaute wo Harry blieb. Geschockt, nein, eher überrascht blieb er stehen, als er sah, dass Harry misshandelt wurde.
‚Das darf ja wohl nicht wahr sein! Wieso hatte Dumbledore nichts von den Zuständen hier verlauten lassen?' dachte Severus verärgert und schnaubte. Vermutlich wusste der es nicht einmal! Severus trat von hinten an den Muggel heran und tippte ihn sichtlich angewidert an die Schulter. Erschrocken fuhr Vernon herum.
"Wer sind Sie denn?", fragte Vernon patzig.
"Sein Lehrer", meinte dieser und zeigte auf den am Boden kauernden Harry.
"Und?", meinte Vernon gelangweilt.
"Ich hole ihn ab!", kam die Antwort.
"Ja, ja, machen sie das ruhig, er ist eh zu nichts zu gebrauchen...", meinte der andere Mann abfällig und ging mit seiner Frau in die Küche und kümmerte sich nicht weiter um diese Angelegenheit. Severus unterdrückte den Wunsch diesem Muggel einen der Unverzeilichen Flüche auf den Hals zu hetzten und half erstmal Harry auf die Beine.
"Wo ist Ihr Zimmer?", fragte er. Harry zeigte nach oben.
"Ich gehe vor", sagte er noch und ging mühsam zur Treppe, taumelte aber und musste sich am Geländer festhalten.
"Geht das immer so?", wollte Prof. Snape wissen. Harry schüttelte den Kopf und ging Stufe um Stufe nach oben, genauer gesagt, zog er sich mehr am Geländer nach oben als, dass er ging, denn Vernon hatte ihn unglücklicherweise genau in den Bauch getroffen. Severus bot ihm, der Höflichkeit halber, seine Hilfe an, doch Harry schüttelte erneut den Kopf.
Er öffnete die Zimmertür und trat ein. Dann wartete er, bis auf sein Zaubertränkelehrer den Raum betreten hatte und schloss die Tür wieder.
"Das ist Ihr Zimmer?", fragte Severus und zog skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. Harry nickte und ging zu seinem Bett. Dort hockte Hedwig und schaute ihn... besorgt? an.
"Hedwig... komm her...", flüsterte er leise und seine Eule flog zu ihm. Er brachte sie zu ihrem Käfig und schloss diesen. Dann holte er einen Koffer hervor und packte zuerst seine Schulsachen ein, dann ging er zu der Kleidertruhe. Er öffnete sie und schnappte sich die Sachen, schmiss sie wahllos in den Koffer. Sie waren alle entweder zu groß, schmutzig, widerwärtig oder ekelhaft, eben seine Klamotten.
Dann nahm er den Schulbrief und schmiss auch diesen rein, Severus stand schweigend daneben. Den Zettel, den er nicht verstand, steckte er in seine Hosentasche. Dann drehte er sich um.
"Wir können dann gehen", meinte Harry und nahm den Koffer.
"Trinken Sie das! Das ist ja nicht auszuhalten!", forderte der Lehrer und hielt ihm eine Phiole hin.
"Was ist das?", fragte Harry misstrauisch.
"Es hilft gegen die Schmerzen..." Harry schaute Prof. Snape ungläubig an, denn er vertraute ihm nicht ganz. Aber er trank, wenn auch zögerlich, die enthaltene Flüssigkeit. Er wartete eine Weile, dann bemerkte er, dass die Schmerzen nachließen. Noch bevor er Danke sagen konnte, drehte sich Severus um und ging aus dem Zimmer. Harry folgte ihm mit dem Käfig und dem Koffer. Schweigend traten sie vor das Haus.
"Wie werden wir reisen?", fragte Harry.
"Mit dem Fahrenden Ritter, wie sonst!", wurde geantwortet. Severus hielt seinen Zauberstab in die Luft und versprühte einige Funken. Der dreistöckige Bus landete.
