Sprachlos vor Ungläubigkeit starrte das Schwarzhaarige Mädchen ihrem Gegenüber in die Augen.
„Wendy…" Verzweifelt nach den richtigen Worten suchend, sah er auf seine Schuhe.
„Wendy,
es… es tut mir "
„DAS KANN UNMÖGLICH DEIN ERNST SEIN!!"
Stanley zuckte beim Klang ihrer Stimme zusammen.
Noch
immer ihrem Blick ausweichend stammelte er weiter:
„B- Bitte
versteh das nicht falsch. Es... es ist nur…" Resignierend
massierte er sich den Nasenrücken.
„Mach das doch bitte nicht
so kompliziert."
„ICH SOLL ES NICHT SO KOMPLIZIERT MACHEN?!!"
Zur Hälfte hilfesuchend und zur anderen Hälfte innerlich darum bettelnd, dass niemand sie gehört haben mochte, ließ Stan den Blick über den von Pfützen und den üblichen Schneehäufchen bedeckten Schulhof schweifen.
Jesus, dieses Mädchen konnte laut sein…!
Mit gespaltenen Gefühlen stellte er fest, dass sie noch immer allein waren.
Zu seiner enormen Erleichterung verstummte Wendys Stimme unterdessen und erst nach einigen Sekunden begriff er, dass sie ihn wütend anstarrte und darauf zu warten schien, dass er etwas sagte.
„WARUM VERTEIDIGST DU DICH
NICHT, DU GOTTVERDAMMTES WEICHEI?!!", brach es schließlich
ungeduldig mit schriller Stimme aus ihr hervor.
„WAS GLAUBST DU
EIGENTLICH, WER DU BIST? WAS, GLAUBST DU, GIBT DIR DAS RECHT
DAZU…"
Mit jedem weiteren Wort wurde ihre Stimme noch
lauter, bis sie irgendwann zu einem penetranten, tinitusartigem
Pfeifen in seinen Ohren manifestierte.
Jesus, dieses
Mädchenkonnte nervtötend sein…!
„…UND DANN RENNST DU WIEDER ZU DIESEN GRUFTIEKINDERN UND HEULST DIR DIE AUGEN AUS! DU WIRST SCHON NOCH SEHEN, WAS…"
„Weißt Du was, Wendy?!"
Stan konnte sehen, wie sie ihn erschrocken anblickte und instinktiv einen Schritt zurückwich.
Nun musste er selbst wohl lauter
gesprochen haben, als er gedacht hatte.
Und tatsächlich, als er
fortfuhr, bemerkte er, dass seine eigene Stimme ebenfalls einem
Schreien gleichkam.
„Vielleicht hast du Recht! Vielleicht BIN ich ein Wrack ohne Dich! Und vielleicht renn ich tatsächlich wieder zu den Gothkids, sobald diese Unterhaltung hier zu Ende ist. Ich weiß es nicht! Aber eines weiß ich auf jeden Fall Wendy. Nämlich, dass ich was Besseres verdient hab, als eine besitzergreifende, BESSERWISSERISCHE SCHLAMPE WIE DICH!!"
Als er ihr endlich ins Gesicht sah, hatte er einen Moment lang die Sorge, ihr Unterkiefer könnte abfallen, so weit war ihr Mund aufgerissen.
Erst jetzt realisierend, was er dem Mädchen
soeben entgegen gebrüllt hatte, glotzte er ungläubig zurück.
Maßlos erschrocken und seinen eigenen Mund langsam öffnend und
wieder schließend, wirkte er ein wenig wie ein trockengelegter
Karpfen.
Es erschien ihm wie eine Ewigkeit, in der sie nur dort standen und sich gegenseitig anstarrten.
Dann, ehe er es sich versah, bemerkte er nur noch, wie seine Füße ihn über den Betonplatz und hinunter vom Schulgelände trugen, auf seinen Lippen ein breites Grinsen.
Allein stand das dunkelhaarige Mädchen auf dem Schulhof und starrte, ohne ein Blinzeln, auf jene Stelle, an der soeben noch ihr Freund gestanden hatte.
„Niemand…",
sprach sie schließlich in die nun einkehrte Stille, als sie sich
wieder rühren konnte,
„Niemand
macht Schluss mit Wendy Testaburger…!"
