disclaimer: Weiß&Schwarz copyrighted by Projekt Weiß Tokyo / this is a work of fiction / no cash
autor/beta: yuki/sushi 2004-06
chapter: 1/3 into the blue
rating: M/pg13
drama/angst --- slightly romance
pairing: OGi
POV: Naoe Nagi
please R&R
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have you seen the horizon lately?
-circles and circles-
so high above
drowning
under the surface
I hide
dieing
into the blue
"Ich habe es nicht geglaubt, ich wollte es nicht glauben, ich konnte nicht. Es war wie eine Denksperre; meine Gedanken weigerten sich einfach, diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen. Es konnte einfach nicht stimmen - es konnte nicht stimmen weil es nicht durfte."+
dieses szenario existierte nicht
Es war nur eine Art Beschäftigungstherapie. Ich behandelte ihn, schlief mit ihm mit genau dem selben Ausdruck in den Augen, dem selben Gefühl von Leere, wie ich mein Notebook bediente oder zur Schule ging. Es ging nur um Zeit, in der man sich sowieso nur lächerliche Gedanken machen würde. Es war egal ob er es war oder jemand anderes. Genauso wie es egal war, ob er mein Feind war oder nicht. Oder ob ich zu spät zur Schule kommen würde oder eben nicht. Ob sich mein Notebook aufhing oder eben nicht. Alles nur weitere Eigenschaften, Nebensächlichkeiten, die man genau so gut verschweigen konnte, weil sie eben nicht wirklich passierten, sondern einfach nur geschahen.
Seine Gedanken interessierten mich nicht - wir sprachen nur gegen die Stille an, es gab keinen Grund zu reden.
Er gehörte zu meinem Alltag, das Kämpfen gegeneinander, der anschließende Sex - aber es würde auch keine Rolle spielen, wenn es ihn gar nicht geben würde.
...Ob ich ihn liebte?
Spielte das eine Rolle?
Ganz gleich ob ich ihn liebte, verachtete oder gar hasste - letztendlich würde jegliches Gefühl eher eine behindernde (wenn überhaupt eine) Rolle spielen. Ich entsagte den Emotionen, zurück blieb Instinkt. Und instinktiv begriff ich, dass es hier um nichts weiter ging, als um das Vergessen.
Und als alles um mich zusammenbrach
und die Splitter meiner Welt tiefe blutige Schnitte auf meinem Körper hinterließen
als alles
was 'ich' bedeutete
in Scherben zu meinen Füßen lag
ging die Sonne auf
und der Mond stürzte in den Ozean
wie ich
Glasscherbenregen
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Luftballonpark
Scheppernd fiel die Haustür hinter mir ins Schloss. Scheppernd, da nun endlich auch die letzten Splitterreste aus dem Rahmen fielen und in Nanometer-große Einzelteile zersprangen. Es knirschte, als ich meinen Weg durch den mit Glassplittern verzierten Flur in mein Zimmer fortsetzte.
"Naoe?"
Ich antwortete nicht, lief geradewegs an Schuldigs Zimmer vorbei, aus welchem selbiger eben nach mir gerufen hatte, wahrscheinlich um mich, wie immer, daran zu erinnern, dass ich endlich die Scherben wegräumen sollte.
Erst als ich meine Zimmertür hinter mir geschlossen hatte, mein Notebook anschaltete und den MD-Player auf volle Lautstärke drehte, konnte ich endlich aufatmen.
Manchmal ist es so, dass man all die furchtbaren Dinge, die einem in seinem Leben widerfahren sind, einfach in einen Raum abstellt und die Tür hinter sich abschließt.
...Die Stimmen...
Wie das Rauschen der Wellen, wenn sie als Brandung
den Sand unter den Füßen wegspülen
ein kaputtes radio
Wirre Fetzen einer Sprache, die ich nicht verstand.
Nicht mehr verstand.
Das ist fast wie Vergessen. Und manchmal, da gibt es ganz besondere Menschen, Menschen, die die Gabe haben, einen bedingungslos zu lieben und zu akzeptieren, wie man eben ist, mit all den Seltsamkeiten, den Eigenarten und all den Geheimnissen die alle von uns umgibt. Am liebsten würde man diesen Menschen den Schlüssel zu diesem Raum geben, dass sie ihn aufschließen und all das sehen, was man die Abgründe einer menschlichen Seele nennt, dass sie all das erfahren, was niemals ausgesprochen werden darf...
Ich bekam Kopfschmerzen.
Ihre Blicke waren gierig, neugierig, heischend, jagend... Um mich herum... ihre lechzenden Augen, ihre lüsternen Blicke...
Eine Sensation, ja, wie eine Sensation.
Schaulustige.
Gaffer.
Widerliches, hungriges Starren.
Aber dieser Raum ist dunkel... und so hässlich, dass man sich darin verirren kann und dann kommt man da nie wieder raus, wenn dieser Raum geöffnet wurde. Aber den Schlüssel kann man nicht einfach wegwerfen, denn er wird immer wieder zurück kommen, weil er zu einem selbst gehört. Genau wie ein Stück Glas, das man in den Ozean wirft, irgendwann ganz sicher wieder angespült wird.
Ich fühlte mich nackt.
Meine Hände zitterten. Meine Augen taten weh, salzige Tränen rannen meine Wangen hinab, sie waren kalt, wie Meerwasser.
salzige spuren vertrockneter wellen
Dieser Schlüssel ist der wertvollste und schrecklichste Besitz eines Menschen und er wird das wertvollste und schrecklichste Geschenk an denjenigen sein, den man aufrichtig liebt.
Wie die Erinnerung an eine kühle Sommerbrise
- sein kurzer Augenaufschlag in meine Richtung, eher das Gefühl einer Berührung; ein Wort kam mir in den Sinn.
Dann
- leises Rauschen der vereisten Wellen im Straßenlabyrinth -
eisgraue Schleier, seine schminkeverschmierten Augen, tausend geweitete Pupillen direkt auf ihn und mich ausgerichtet, aufgereiht wie Lampions an einer Schnur.
Alptraumhaft verließen seine Füße den Erdboden und
sein schmaler Körper wurde vom Wind empor geschleudert ---
und fiel 50 Meter
bis er auf dem Boden
zerschellte
...wie Glas
Manchmal, wenn ich träume, betrete ich diesen Raum.
Er ist ganz klein, aber bis an die Decke angefüllt mit den hässlichsten Dingen, die ich je gesehen habe. Und es ist dunkel. So dunkel, dass man nicht einmal sieht, was vor einem steht. Aber man fühlt es, es ergreift Besitz, es verbreitet sich wie ein Virus und saugt jeden schönen Gedanken und jede schöne Erinnerung aus jeder einzelnen Pore der Haut aus... Das ist wie Sterben. Nur viel, viel schlimmer. Denn man wacht wieder auf. Und man fragt sich, wieso man noch immer lebt. Wenn doch alles schon festgeschrieben in dem Kerker der Seele lauert... Das ist das Schicksal.
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the first duty in life is to be as artificial as possible.
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"Ich liebe dich."
Ich starrte ihn an.
"Ich liebe dich."
Ich starrte ihn an.
Das Blau seiner Augen explodierte in meinem Kopf.
"Ich liebe dich, Naoe."
Ich sah die Angst in seinen Augen.
Er stand vor mir, seine Hände in sein T-Shirt gekrallt, seine Knöchel ganz weiß. Er zitterte etwas, sein Gesicht war noch blasser als sonst und seine blauen Augen starrten mich beinahe verstört an. Sein Haar war noch zerzaust.
Blau.
Das Blau seiner Augen
Das Klacken der Tür
Seine Schritte.
Als er das Zimmer verließ
Stille
Die Stille
Die Stille
Das Summen der Gedanken in meinem Kopf
"Es war doch nur... ein Spiel...", sagte ich hörte ich mich sagen
Zurück blieb das Echo seiner Stimme
'Ich liebe dich.'
...in meinem Herzen
Die folgenden Tage reihten sich aneinander ohne dass ich sie unterscheiden konnte in Tag oder Nacht. Stunden dehnten sich aus, die Zeit umhüllte mich, wickelte mich ein und kotzte mich jeden Morgen um 4:00 Uhr am wieder aus. Ich musste aufstehen. Musste mich erinnern. Musste wieder ich sein. Nicht mehr nicht sein.
In jeder Sekunde
eine Million Jahre seine Augen zu sehen
und in jeder Sekunde
Millionen Jahrtausende seine Stimme zu hören
jede Sekunde
stundenlange Erinnerungen
"Ich liebe dich."
Meine Augenringe wurden schwärzer, meine Haut näherte sich in Lichtgeschwindigkeit dem Verwesungsstadium... Ich hatte Fieber.
Natürlich hatte das eine nichts mit dem anderen zu tun. Oder vielleicht hatte es doch miteinander zu tun – er machte mich krank. Ich hasste ihn. Ich warf mir kaltes Wasser in mein Gesicht, starrte mein fahles Ich im Spiegel an und hasste ihn.
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I am standing on air
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Und als alles um mich zusammenbrach
und die Splitter meiner Welt tiefe blutige Schnitte auf meinem Körper hinterließen
als alles
was 'ich' bedeutete
in Scherben zu meinen Füßen lag
ging die Sonne auf
und der Mond stürzte in den Ozean
wie ich
Ich hatte nachgerechnet.
Wir hatten uns tatsächlich seitdem ungefähr 3 Monate nicht mehr gesehen.
Vielleicht auch 2.
Ich war mir nicht mehr so sicher, ob es nun im Mai oder im Juni gewesen war… Zeit ist so unwichtig… Zeit arbeitet gegen den Menschen. Würde die Zeit anhalten… der Moment gefrieren…
00:00:00:00:00:00:00
Dieses Leben ist falsch.
Man kann es ja nicht einmal als eine Art Abwesenheit eines anderen Zustandes Tod beschreiben, da es ja der Tod ist, der unser Leben bestimmt. Unser Leben wird immer vom Tod determiniert sein.
Ich sterbe seit 15 Jahren.
Zeit ist so unwichtig…
Mai. Es war Mai gewesen.
00:00:00:00:00:00:01
Ich schüttelte widerwillig den Kopf. Es war sowieso egal. Er hatte gesagt, was er eben sagen musste und ich hatte damit nichts zu tun. Er war dann gegangen. Er war dann einfach gegangen.
Erneut schüttelte ich den Kopf, wütend über mich selbst.
Ich drehe mich im Kreis
Was wäre geschehen, wenn er gewartet hätte?
Ich massierte mit meinen Zeigefingern meine Schläfen.
Ob er sich das auch manchmal fragt?
Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen.
Sicherlich nicht. Wahrscheinlich hat er es sowieso wieder vergessen. In diesem Leben sucht jeder krampfhaft nach einem Fixpunkt. Diese tägliche Konfrontation mit dem Tod desillusioniert und doch sucht jeder krampfhaft nach einem Grund zu überleben.
Eine Art Existenzberechtigung.
Ich war für einen Moment seine Existenzberechtigung gewesen. Für einen Wimpernschlag seines Lebens.
Weil er mich liebte… Mit seiner Liebe zu mir konnte er sein tägliches Überleben in seinem Job entschuldigen.
Sicher hatte er bereits etwas anderes gefunden. Etwas, dass ihn glücklicher machte.
Es ist tödlich, etwas hinterher zutrauern, was man nicht haben kann.
Besonders, wenn man so schwach ist.
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So zart…
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Ich stand ruckartig auf und riss dabei mit einem Bein meinen Laptop um.
Ich war zu entsetzt, um auch nur an Telekinese zu denken…
Für einen Augenblick hatte ich ihn gesehen, wie er damals in meinem Bett schlief, so erschöpft und… zart…
Ich rannte aus der Wohnung, warf die Tür achtlos hinter mir zu.
--So schön kann nur der Tod sein.
So unschuldig und blass…
Er lag schutzlos und schlafend auf meinem Bett, locker in ein weißes Laken gehüllt.
Der Tod ist ein Kind, das wahllos Entscheidungen trifft.
Ich konnte sein Atmen nicht hören.
Ich habe es nie gehört.
Ich wusste, dass das eine Angewohnheit von ihm war: Das leise Atmen.
Damals.
Tot stellen ist das einzige, was dich ein paar Sekunden rettet. Dann tun sie es trotzdem. Aber wenigstens kannst du dir selbst einbilden, dass du tot bist.
Er stellte sich oft tot.
Es fiel ihm selbst nicht auf, wie alles, was man unterbewusst tut, aber mir fiel es auf.
Es gab Momente, da dachte ich tatsächlich, er wäre einfach im Schlaf gestorben….
Tsukiyono. Er ähnelte mir manchmal und besonders in diesen seltsamen, unterbewussten Dingen.
Wir beide schienen eine ganz eigene, fremde Art der Existenz gefunden zu haben. Im einen Moment sprühten wir vor Leben, mussten uns selbst immer wieder bewusst machen, dass wir lebten… Er war dann immer so überschwängllich fröhlich. Er lachte laut, weinte laut, lebte. Oder er tötete in seiner psychotischen, hingebungsvollen Art. In anderen Momenten war er so ruhig... Er schwieg, seine Augen waren blass, fast weißblau, wie vereiste Seen.
Wir ähnelten uns.
Ich hatte es mir zwar abtrainiert zu lachen (ich weiß gar nicht so genau, ob ich jemals lachen konnte), aber auch ich musste mich immer wieder selbst daran erinnern, dass ich noch lebte. Musste mich beweisen. Unmögliche Dinge tun. Mir selbst Schmerzen zufügen um das Blut in meinen Adern zu sehen...
Wir beide lebten zu einem großen Teil in unserer Vergangenheit.
Oder, nein, wir lebten nicht. Wir starben nur regelmäßig an unserer Vergangenheit.
Sie höhlte uns einfach aus…
Ich konnte mich selbst so oft in ihm sehen…
Das Spiegelbild von mir, das ich in seinen meerblauen Augen sah, war mehr als bloße Reflektion. Das hatte ich immer gewusst. Er barg den Schlüssel zu mir selbst – irgendwo in den endlosen Tiefen seiner riesigen Augen…
/Und doch – trotz all der Ähnlichkeiten hätten wir unterschiedlicher nicht sein können. Es gab Moment, in denen ich tatsächlich glaubte, dass er seine Vergangenheit abgeschlossen hatte. Das konnte ich von mir selten behaupten. Ich hatte nur einen erfolgreichen Mechanismus entwickelt, um sie zu verdrängen.
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Ich vermisste ihn.
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Sein beinahe lautloses Atmen, diese blauen Schleier seiner Augen die mich immer so seltsam berührten…
Ich schien mich im Kreis zu drehen
Und immer schneller werdend
Verlor ich mich selbst
All
around me All
around me All around
me are familiar faces
Worn out places
Worn out
faces
Tränen verwandelten mein Gesicht in eine Salzwüste. Meine Haut schmerzte. Sicher war ich längst verrückt geworden… Mit chirurgischer Präzision setzte ich die Klinge an meine Wange.
Das Blut war warm. Und unendlich weich…
Ich hob eine Hand an meine Wange und fühlte, wie sich mein Blut wie ein wärmender Samthandschuh über meine Finger ausbreitete.
Ich schloss die Augen.
And I find it kind of funny
I
find it kind of sad
The dreams
in which I'm dying are the best I've ever had
I
find it hard to tell you
I find it hard to take
Ich wusste, dass mich diese Wunde nicht töten würde. Eine Narbe würde zurückbleiben. Nur eine verdammte Narbe.
---
when people run in circles
to be continued soon
yuki 2006
