Nächtliche Besuche

Es war schon nach Mitternacht, als Narcissa sich endlich in den heißen Whirlpool gleiten ließ.

Draco hatte sie bis eben auf Trab gehalten.

Für die nächsten 3 Jahre würde sie sicherlich nicht mehr mit ihrem Sohn Poker spielen.

Das war schon mal klar.

Seit 7 Uhr hatten die beiden gespielt und Narcissa hatte so viel Geld verloren, wie noch nie in ihrem Leben.

Das musste sie dem Jungen lassen. Für seine 13 Jahre war er verdammt gescheit, wie sein Vater.

Sie seufzte, als sie das warme Wasser auf ihrer Haut spürte.

Kerzen tauchten den grottenartigen Raum in ein geheimnisvolles Licht.

Sie seufzte abermals, als sie an ihren Mann dachte.

Sie hatte die Hoffnung aufgegeben, dass er heute noch heimkommen würde.

Das Wasser erwärmte ihren Körper bis knapp unter das Schlüsselbein.

In letzter Zeit war Lucius äußerst gereizt gewesen. Hatte viel zu tun gehabt und war kaum zu hause gewesen.

Narcissa hatte nie einen Beruf erlernt, also war ihr nichts anderes übrig geblieben, als sich in ihrem haus zu langweilen, da es schon seit mindestens einer halben Ewigkeit nur am Regnen gewesen war.

Dann war gestern endlich Draco von seinem Schuljahr in Hogwarts nach hause gekommen und Narcissa hatte sich schlagartig die Langeweile zurückgewünscht.

Natürlich liebte sie ihren Sohn über alles, aber er könnte ein fürchterlicher Quälgeist sein.

Am Morgen hatte er sich in den Kopf gesetzt im nächsten Jahr das Slytherinquidditchteam zum Schulsieg zu führen und auch prompt angefangen auf den Ländereinen von Malfoy Manor zu üben.

Und dann die ständigen Gespräche über Harry Potter.

Narcissa verstand nicht, wie man sich über einen kleinen Jungen so aufregen konnte. So schlimm konnte niemand sein. Nicht einmal ein Potter.

James war schlimm gewesen. Ein Draufgänger bei Frauen. Ein Möchtegern-Gigolo.

Hatte immer versucht ihrem Cousin nach zueifern. Leider war er die meiste Zeit kläglich gescheitert.

Einem Black machte halt so schnell keiner etwas vor.

Die ganzen letzten 12 Jahre hatte er im Gefängnis gesessen. Wegen etwas, das er nicht verbrochen hatte. Narcissa wusste das, genauso, wie es alle anderen Todesser auch wussten. Nicht Sirius hatte damals diese ganzen Muggel und Zauberer in den Tod gerissen. Er war niemals ein Todesser gewesen.

Und jetzt war es ihm, als erstem Zauberer gelungen aus Askaban aus zu brechen.


Letzte Woche. Es war kurz nach 2 mitten in der Nacht gewesen. Eine der Hauselefen hatte zaghaft an die Türe zu ihrem und Lucius Schlafzimmer geklopft.

„Verzeihung, Herr. Draußen stehen ein paar Männer vom Ministerium."

Lucius hatte vollkommen reglos im Bett gesessen.

Narcissa war aufgestanden. Er hatte sie an ihrem Handgelenk zurückgezogen.

"Sag mir, dass sie mich nicht holen werden. Nicht nach all den Jahren."

Es war die Angst und die Hilfslosigkeit in seiner Stimme gewesen, die er nur seiner Frau offenbarte.

Sie hatte ihn mit all ihrer Kraft auf die Beine gezogen und war dann die Treppen herunter in die Eingangshalle gegangen.

„Verzeihung, Mam.", der Mann lüftete seinen Hut. „Guten Abend, Sir."

Er trug den Aurorenmond am Umhang. Lucius Hand begann in Narcissas leicht zu zittern. Sie hatte sie so festgehalten, dass es keinem der Drei Auroren aufgefallen war, wie außer sich ihr Mann gewesen war.

„Mam, wir müssen ihnen ein Paar Fragen stellen." Narcissa war irritiert. Damit hatte sie nicht gerechnet.

Schnell hatte sie die Ereignisse der vergangenen Tage im Kopf überschlagen. Sie hatte nichts verbrochen, da war sie sicher.

Sie hatte die Auroren ins Wohnzimmer geführt, wo sie sich gedankenverloren auf einen Sessel fallen ließ.

„Was kann ich denn für sie tun?" Sie hatte ihr Negligee höher gezogen und einer der Auroren sah beschämt zu Boden.

Normalerweise wäre Lucius ausgeflippt, wenn ein anderer Mann seine Frau ansah, aber er saß immer noch, wie paralysiert auf einem Stuhl neben dem Kamin.

Er hatte nicht verstanden, dass die Auroren nichts von ihm wollten sondern von Narcissa.

‚Typisch' hatte sie gedacht. Sie konnte doch wohl auch mal etwas verbrechen.

Nicht nur er könnte böse sein, sie auch.

„Mam?" Der Auror guckte sie besorgt an.

Narcissa hatte den Kopf geschüttelt. Sie war so in Gedanken gewesen, dass sie vollkommen überhört hatte, was der Mann sie gefragt hatte.

„Entschuldigen sie bitte." Sie hatte breit gelächelt. „Was haben sie gesagt."

„Sirius Black. Ihr Cousin. Er ist vor 2 Stunden aus Askaban ausgebrochen."

Freude brandete in ihr auf. Die beiden hatten sich immer gemocht, auch wenn Sirius nie ihre Hochzeit mit Lucius akzeptiert hatte.

Narcissa riss sich zusammen, nicht vor Freude dem Auroren um den Hals zu fallen.

„Ja, und? Was habe ich damit zu tun?" hatte sie so kalt, wie möglich gefragt.

Ein Auror, der sich bis dahin zurückgehalten hatte, war entrüstet aufgesprungen.

„Mam, wir wissen, dass sie und Sirius Black ein sehr inniges Verhältnis hatten."

Narcissa hatte ihn einen Moment gemustert und dann erkannt.

„George McLachlan?"

Der Mann hatte genickt.

„Sie waren noch nie besonders scharfsinnig im Kombinieren, Lachlan."

Damals in Hogwarts, wir waren Kinder. Seitdem habe ich mit Sirius Black nichts mehr zu tun gehabt, oder glauben sie etwa, dass ich etwas mit Todessern zu tun haben will, wo mein Mann so von ihnen gequält wurde, damals?"

Sie lächelte innerlich. Schauspielerin hätte sie werden sollen.

Mindestens einer von den Dreien hatte ihr die Geschichte sofort abgenommen.

„Natürlich Mam. Verzeihen Sie bitte!"

Er hatte sich erhoben und war Richtung Ausgang geschritten.

Lachlan hatte sich nicht gerührt.

„Sie wissen, wo er ist!"

Lucius hatte endlich die Fassung wieder gefunden.

„Meine Frau weiß überhaupt nichts über diesen Verbrecher."

Er war aufgestanden und hatte sich zur Verstärkung hinter sie gestellt und ihr beruhigend, leicht die linke Schulter massiert.

„Wir wollen mit der ganzen Sache nichts zu tun haben. Und jetzt möchte ich sie bitten mein Haus zu verlassen. Es ist spät. Und manche Menschen müssen auch arbeiten."

Lachlan hatte entrüstet geschnaubt. War aber schließlich aufgestanden und seinen Kollegen hinaus gefolgt.


Seit dieser Nacht hatte Narcissa nicht aufgehört zu hoffen, dass er auftauchen würde.

Dass sie sich aussöhnen konnten.

Sie hatten sich damals im Streit getrennt. In der Nacht vor ihrer Hochzeit. Sirius hatte ihr Trauzeuge sein sollen und hatte ihr dann eröffnet, dass er der Hochzeit nie zustimmen würde.

Seitdem hatten die beiden sich nicht mehr gesehen.

Und sie musste sich eingestehen, dass sie trotz der Wut, die sie auf ihn hatte, weil er sie einfach im Stich gelassen hatte, ihn schrecklich vermisste.

Oft hatte sie angefangen Briefe zu schreiben, aber nie abgeschickt. Niemals.


Der Schaum in ihrem Whirlpool roch leicht nach Zitronenmelisse.

Sie streichelte sanft ihren Körper und es tat ihr gut.

Ein Luftzug ließ Narcissa erschaudern. Sie drehte sich um, eine Hand nach ihrem Zauberstab ausgestreckt, den sie neben den Pool gelegt hatte.

Lucius Malfoy erhob die Hände, als würde er sich ergeben.

„Du kommst spät, ", sagte sie kalt und drehte sich von ihm weg.

Lucius entging der bissige Unterton in ihrer Stimme nicht.

Genervt fuhr er sich mit den Händen übers Gesicht und rieb sich die Augen.

„War ein anstrengender Tag, Narcissa.", sagte er knapp.

Er war inzwischen einmal um den Pool herumgelaufen und stand jetzt so, dass sie ihm ins Gesicht sehen musste.

Die Augen ihres Mannes waren gerötet, vom Schlafentzug und irgendwie wirkte er älter als sonst.

Sein Haar war nicht wie sonst gepflegt und gestylt.

Kraftlos hing es ihm auf den Schultern.

„Hast du was dagegen…?", er deutete mit dem Finger auf den Pool.

Sie schüttelte den Kopf.

„Es ist noch ganz warm."

Lucius mühte sich zu einem Lächeln.

Langsam begann er sich aus zuziehen.

In fließenden Bewegungen glitten seine Finger über die Knöpfe seines Hemdes.

Es fiel auf den gefliesten Boden und bildete einen wunderschönen Kontrast.

Tiefschwarzer Stein zu strahlend weißer Seide.

Narcissa betrachtete mit glücklicher Miene den muskulösen und athletischen Oberkörper ihres Mannes.

Lucius fing ihren Blick ein und folgte ihm. Wiederum lächelte er leicht. All die Jahre und sie waren immer noch verliebt, wie am ersten Tag.

Es schmeichelte ihm, dass sie ihn begehrte, obwohl er in der letzten Zeit gealtert war.

Von ihrem Körper war außer ihrem Hals und Kopf nichts weiter zu sehen.

Durch das heiße Wasser und den Dampf war ihr eine hübsche Röte ins Gesicht gestiegen. Auf ihrer Nase hatten sich kleine Schweißperlchen gebildet.

Noch langsamer fuhr er an seiner Hose entlang. Sie rutschte von seinen Hüften und er glitt zunächst mit dem rechten dann mit dem linken Bein hinaus.

Er drehte seinen Rücken zu ihr und legte nun auch sein letztes Kleidungsstück ab.

Mit dem Rücken zu ihr ließ er sich ins Wasser gleiten.

Er seufzte laut auf, als sein schöner Körper bis auf den Kopf ganz im Wasser verschwand.

Dann drehte er sich um zu seiner Frau.

„Du siehst ganz schön fertig aus, Lucius.", sagte Narcissa sanft und schob ihren Ärger über die Verspätung ihres Mannes beiseite.

Sie glitt auf ihn zu und strich ihm das Haar aus seinem Gesicht.

Dann begann sie sanft seine Schläfen zu massieren. Lucius ließ sich vollkommen in die gleichmäßigen Bewegungen ihrer Hände fallen.

Er schloss die Augen und begann tief ein und aus zu atmen.

Sie drückte ihn vorsichtig in ihre Arme und ließ sich mit seinem Kopf auf ihrer Schulter auf einen der Sitzflächen treiben.

Ihre Hände glitten sanft über seinen nassen Körper.

Lucius stöhnte wohlig. Er wollte seiner Frau etwas von dem zurückgeben, aber nicht an diesem Abend.

Dafür war er zu erledigt.

Er fragte sich, wie er überhaupt vom Pool in sein Bett gelangen sollte.

Er hatte jedes Zeitgefühl verloren. Wollte nur für immer hier in diesem Wasser in den Armen seiner Frau liegen.

„Lucius, " flüsterte seine Frau in sein Ohr. „Ich denke es wird Zeit. Lass uns ins Bett gehen. Meine Finger fangen an aufzuweichen."

Lucius öffnete die Augen und sah in das lächelnde Gesicht seiner Frau.

„Los, hoch mit dir.", sie hievte sich aus dem Pool.

Jetzt war er es der mit großen Augen ihren schönen Körper bewunderte.

Er hatte viel zu wenig Zeit für sie gehabt in den letzten Monaten.

Jede andere Frau hätte sich beschwert.

Narcissa tat es nicht.

Er spürte, dass sie unglücklich war. Aber Narcissa beschwerte sich nie. Und jammerte auch nie.

Das ließ ihre gute Erziehung einfach nicht zu.

Zufrieden musterte er ihr schönen Brüste, ihre perfekte Taille und Hüften. Ihren wohl geformten Po, als Narcissa sich mit einem weinroten Handtuch begann abzutrocknen.

Sie schlang es fest um ihren Körper und zog ihn dann aus dem Pool.

Dann warf sie ihm ebenfalls ein Handtuch zu und schlitterte aus der Grotte.

Einige Minuten später kam Lucius ebenfalls zwei Stockwerke höher im Schlafzimmer an.

Müde ließ er sich aufs Bett neben Narcissa fallen, die eine zierliche Brille ohne Rahmen aufgesetzt hatte und ein Buch las.

Es dauerte keine 5 Minuten da war er auch schon tief und fest eingeschlafen.

Narcissa legte seufzend ebenfalls ihr Buch zur Seite und löschte das Licht der Nachttischlampe mit einem Schnipsen ihres Zauberstabes.

Gerade wollte sie den Kopf in die Kissen sinken lassen, als sie ein Bellen von draußen vernahm.

Sie stand auf, schnappte sich im Gehen ihren Zauberstab und eilte herunter zur Haustüre.


Ein Kratzen und ein Winseln.

Das konnte nicht… Sie öffnete die Türe.

Ein riesiger Hund saß brav vor der großen Eichentüre und blickte sie aus großen, dunklen Augen an.

Narcissa zögerte einen Moment. Und wenn er es nicht war?

Der zottelige Hund nutzte die Chance und huschte an ihr vorbei ins Haus.

Im großen Wohnzimmer ließ sich der Hund auf den Teppich fallen.

Lucius teurer Lieblingsperser.

Einen Moment passierte nichts, dann verschwand die Gestalt des Hundes und ein Mann trat an seine Stelle. Zusammengekauert auf dem Boden.

„Sirius." Narcissa keuchte und eilte zu ihrem Cousin.

Benommen öffnete dieser die Augen.

„Bist du verletzt?"

Er schüttelte den Kopf und richtete sich auf. Narcissa half ihm auf die Beine. Er sah schrecklich aus.

Sein dunkles Haar war länger als das von Lucius geworden. Verknotet und verfilzt.

Seine Augen waren eingefallen und er sah fürchterlich müde aus.

Die Haut war gezeichnet von zahlreichen Kratzern und offenen Fleischwunden.

Narcissa stützte ihren Cousin und setzte ihn auf den Lieblingssessel ihres Mannes.

Sie sahen sich in die Augen. Ihre strahlend Blauen in seine Dunkelbraunen.

Dann schloss sie ihn in ihre Arme.

Sirius schien überrascht.

„E-es tut mir leid, dass ich gekommen bin, Cissa. Aber ich wusste keinen A-ausweg. Die Dementoren. Sie suchen mich…Ich wollte dich nicht belästigen."

„Red keinen Unsinn.", sie drückte ihn fester. „Ich habe mir so gewünscht, dass du kommen würdest."

„Ich habe dich vermisst, Cissy." Nun erwiderte er ihre Umarmung. Der einst so starke Mann war erschrecken dünn geworden.

„Hast du Hunger?"

Er nickte. „Aber ich will euch nicht…"

„Davon wird unser Vermögen wohl nicht erschöpft werden."

Sie lächelte ihn breit an und lief aus dem Zimmer.

Nur Sekunden später kam sie wieder herein. Ein Tablett mit allem Essbaren, was sie hatte auftreiben können. Die Hauselfen hätten zu viel Lärm gemacht.

Sirius machte sich über den Teller mit Schinken, Speck, Eiern und Brot her, als wenn es kein Morgen gäbe.

In Rekordzeit hatte er das gesamte Essen verputzt.

„Immer noch hungrig?"

Er schüttelte den Kopf.

„Du brachst dringend eine Dusche, Sirius." Sie zog die Nase kraus.


Eine Stunde später kam Sirius frisch geduscht und in Lucius Bademantel gewickelt zurück ins Wohnzimmer, wo Narcissa kurz vorm Einschlafen auf dem Sofa lag.

Sie brachte ihn auf ein Gästezimmer im Erdgeschoss. Hier hatte ihr Mann quasi nie etwas zu tun. Und auch ihr neugieriger Sohn schnüffelte nicht dort unten herum.

„Hör zu, Sirius. Du wirst hier drin bleiben, bis ich komme, ok? Wenn Lucius dich findet, dann…dann wärst du froh, wenn dich einer der Dementoren vor ihm erwischen würde."

Sirius lächelte sie gequält an.

Dann drückte er sie.

„Danke, Cissa. Vielen Dank."