Kapitel 1

Er sah zu, wie die Bäume sich im Wind bewegten. Sie wuchsen majestätisch hoch, und der Blick erstreckte sich über Meilen, ohne dass Häuser oder Straßen im Weg waren. Nur Feld. Weites, grünes Feld. Der Blick beruhigte ihn, denn alles war still hier draußen.

Seine Finger umschlossen den so bekannten runden, glatten, schwarzen Knauf seines Gehstocks, und er erlaubte es sich, mehr auf der rechten Seite zu lehnen, fast zu entspannen.

„Und, was halten Sie von diesem Kleinod? Ist es nicht hervorragend zum Erholen geeignet?"

Das einzig lästige, war die Frau hinter ihm. Er hatte einen männlichen Makler gewünscht, aber dieser war bereits gebucht worden. Er hatte mit einer Frau vorlieb nehmen müssen, und seine Geduld war rapide schnell verschwunden. Er antwortete ihr nicht, denn auch ein Blinder hätte bemerkt, dass dieses Haus nicht abzulehnen war.

„Tja, mit Beliebtheit kommt die Prominenz", hörte er sie lachen. Er hasste das Geräusch. Und er begriff ihre Worte noch weniger. „Es kommen noch weitere Personen zur Besichtigung, Mr Malfoy." Jetzt wandte er den Blick. Eine dunkle Wolke zog sich sehr schnell über seine Laune, die von vorneherein nicht die beste gewesen war. Er hörte die Tür zuschwingen. Es war eine schwere, lautlose Haustür. Sehr praktisch.

„Es ist riesig!", hörte er eine Männerstimme aus der Halle, und er warf einen letzten Blick nach draußen. Die Stille war vorbei. In seinem Kopf ging er eine mentale Liste an Personen durch, die sich dieses Exemplar an Haus leisten konnten, aber ihm fiel niemand ein, außer vielleicht den Reinblütern, die er kannte. Aber diese waren bereits ausreichend durch seine Klatschtante an Mutter informiert worden, dass er geplant hatte ein Angebot für Aven Parks zu machen.

Niemand seiner Bekannten würde ihn also versuchen wollen, auszustechen.

„Halt ihn doch fest!", rief jetzt eine Frau, und Dracos Blick nahm eine Spur Genervtheit an. Noch eine Frau. Er hielt nicht viel von den Frauen seiner Gesellschaft. Und genauso wenig hielt er wahrscheinlich auch von allen anderen Frauen. Sie waren für eine einzige Sache brauchbar – wenn er sich denn recht erinnerte – und ansonsten wünschte er sich, dass sie den Mund hielten.

Er hörte ein leises Klappern hinter sich. Wie sehr schnelle, kleine Schritte. Sein Blick fiel langsam neben sich, als er erkannte, dass sich ein sehr pelziges Tier neben ihn gesetzt hatte.

Der Hund war anscheinend vor seinen Besitzern geflohen. Draco floh selber vor den meisten Menschen. Die Zunge hing aus dem Mund des Tieres, in einer typischen Manie, und er hob den Kopf, wie um Draco anzusehen. Er mochte keine Hunde.

Es war ein Familienhund. Er ging ihm sitzend fast bis zur Hüfte. Der pelzige Körper berührte fast seine linke Seite, und der Hund schien seine Nähe nicht unangenehm zu finden. Und Draco beschloss, es dem Hund nicht übel zu nehmen, in das schönste Zimmer des Hauses geflohen zu sein.

Er nickte dem Hund in stillem Einverständnis zu. Bei der Rasse war er sich nicht sicher. Bestimmt nicht reinrassig, aber es war ein schönes Exemplar von Hund. Teils weiß, teils schwarz. Der massige Körper war größtenteils weiß, mit einem großen schwarzen Fleck. Und beide Ohren waren schwarz. Vielleicht war es ein Bernhardiner. Und Draco war sich sicher, es handelte sich nicht um einen Animagus. Der Hund verhielt sich nicht menschlich. Er verhielt sich einfach wie ein Hund. Und überdies hätt sich wohl kein Lebewesen, was die englische Sprache beherrschte auf eine solche Nähe neben ihn gewagt.

Er war bekannt für einiges, aber bestimmt nicht für seine Affinität zu zwischenmenschlicher Nähe.

Der Hund gähnte ausgiebig neben ihm, und Draco warf den Bäumen einen letzten Blick zu.

„Hallo Paul!", begrüßte seine Maklerin wohl ihr männliches Gegenstück, das er hatte nicht bekommen können.

„Hariette, auch schon hier?"

„Ja, ich führe bereits einen Interessenten durch das Haus, aber stören Sie sich nicht daran", hörte Draco sie lachen. Nein, wer konnte sich schon an Draco Malfoy stören, überlegte er bitter.

„Rufus!", hörte er jetzt die weibliche Stimme erneut, und sie näherte sich dem Wohnzimmer. Der Hund hechelte neben ihm. Anscheinend war das sein Name. Seine Ruhe und Einsamkeit war sowieso schon gestört. Er wandte den Blick vom weitläufigen Garten ab und drehte sich zur Tür. Seine Finger trommelten kurz auf dem runden Knauf seines Stocks. Der Hund blieb gelassen neben ihm.

„Ru- da bist du ja!" Eine Frau betrat das Zimmer. Nicht älter als er. Tatsächlich wusste er, dass sie sogar zwei Monate jünger war als er. Ihre braunen Locken fielen ihr in einem langen Seitenzopf über die Schulter. Sie trug eine beige Leinenhose, ein helles Oberteil, und lange, perlenartige Ohrringe. Ihre braunen Augen weiteten sich für einen kurzen Moment überrascht, als sie ihn erkannte, und ihre vollen Lippen teilten sich für eine Sekunde, ohne zu sprechen.

„Hallo", begrüßte sie ihn, etwas verwirrt, und er war sich sicher, unter anderen Umständen hätte sie nichts gesagt. Der Hund erhob sich träge und tänzelte an ihre Seite. Draco wog noch ab, ob er sie begrüßen sollte. Schon erschien die zweite Person im Türrahmen. Und er konnte dem Hund nur zu Gute halten, dass dieser den Raum verließ.

„Hast du den Kamin im Eingang gesehen? Ich glaube im gesamten Haus sind zehn-" Harry Potter unterbrach sich selbst. Draco verdrehte innerlich die Augen. Dann konnte die Presse unmöglich weit entfernt sein, wenn der Wunderknabe ein Haus besichtigte. Und Draco beschloss der unausweichlichen peinlichen Stille zu entgehen.

„Zwölf. Im gesamten Haus sind zwölf Kamine", entschied er sich, ruhig zu sagen. Und Potter sah ihn an. Unentschlossen, ob er irgendwie zu erkennen geben sollte, dass sie sich seit Kinderjahren und nicht bloß den gegenseitigen Namen aus Zeitungen oder – in Potters Fall- jedem Geschichtsbuch der magischen Welt her kannten.

„Wirklich, zwölf?", erwiderte Potter also tonlos, und Merlin sie Dank kamen die nervigen Makler in das Zimmer. Draco war wenig unangenehm, aber das hier stieß an seine Grenzen. Draco hätte am liebsten den Kopf über Potters Erscheinung geschüttelt, so absurd fand er sie.

Er trug eine braune Cordhose, einen, allem Anschein nach, selbstgestrickten hellbraunen Pullover, darunter ein helles Hemd, aber anscheinend hatte er eine neue Brille. Sie war nicht mehr eines der zwei beliebtesten und einzigen Kassengestelle von Grindle und Burghs. Der Rand war bedeutend schmaler und die Gläser entspiegelt, so dass Draco in den vollen Genuss von Potters abweisendem Blick kam.

„Sie haben sich schon kennen gelernt? Aber jeder kennt Mr Potter, nicht wahr?", lachte die Maklerin, und Draco wünschte sich sehr weit weg, am besten dorthin, wo die Bäume sich im Wind bewegten, dann müsste er sich nicht das Gequatsche anhören.

„Hat Mr Malfoy schon ein Angebot abgegeben?", erkundigte sich der männliche Makler bei seiner Maklerin. Bei näherem Hinsehen fiel Draco jedoch auf, dass der männliche Makler wohl auch nicht sein Fall gewesen wäre. Er trug ein hell pinkes Hemd, eine helle Hose und unmögliche Lederschuhe. Die Haare waren in moderner Façon nach hinten gekämmt, und so voller Gel, dass es wirkte, als wären sie klatschnass. Draco verstand. Er war eine Maklerin, gefangen im Körper eines Maklers.

Seine Mundwinkel kräuselten sich spöttisch, und der Makler schien ehrlich verwirrt.

Nein, nein. Noch nicht. Ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, dass man das Objekt auch Time-Sharen könnte", erklärte die Maklerin überfreundlich. Und Draco dachte darüber nach. Ja, das wäre eine wunderbare Idee. Er und Potter teilten sich ein Haus. Sie hatten sich schon nicht die Schlafräume auf Hogwarts geteilt.

Ein reizendes Angebot", entgegnete Draco lakonisch. „Aber ich lasse Mr Potter gerne den Vortritt", fügte er ohne einen Hauch an Freundlichkeit hinzu. Was Potter wollte, würde er garantiert nicht begehren. Sei der Garten noch so verlockend.

Eigentlich interessiert sich Miss Granger für das Haus", erklärte Potter ihm, aus was für einer Muße heraus auch immer. Dracos Augenbrauen hoben sich knapp. Aber es änderte nicht wirklich etwas an der Tatsache, dass Draco kein Objekt besitzen wollte, in dem egal welche Person des goldenen Trios ihren Fuß bereits hineingesetzt hatte.

Wiedersehen", rang sich Draco trocken ab und richtete diesen Abschied an die Maklerin. Er verlagerte sein Gewicht auf den Stock. Jeder zweite seiner Schritte war lauter als der erste. Und er bemerkte Grangers Blick sehr wohl. Aber er ignorierte die Blicke mittlerweile. Kinder hatten ihn schon als Piraten bezeichnet, aber er wäre sehr gerne ein Pirat, wenn das bedeuten würde, dass sich Kinder und alles andere Gesocks von ihm fernhalten würden.

Und er war mehr als überrascht, dass sie ihm folgte.

Wenn Sie sich schon entschieden haben, dann werden wir natürlich kein Angebot mehr machen!", schien sie unbedingt sagen zu wollen. Er hielt im Flur inne und erlaubte sich, ihr Gesicht aus nächster Nähe zu betrachten. Für ein Schlammblut war sie recht passabel. Nicht passabel genug, um in irgendeiner Region seines Körpers sein Interesse zu wecken, aber passabel genug, um sich nicht direkt abzuwenden.

Dass sie ihn siezte empfand er als angebracht, wenn auch amüsant.

Das ist sehr Gryffindorvon Ihnen, aber ich habe meine Meinung bereits geändert", entschied er zu sagen und wollte gehen.

Wenn Sie es nicht wollen, werde ich es nehmen!", versicherte sie ihm jetzt. War es eine Drohung? Er hob den Blick zu ihrem Gesicht.

Sie können tun und lassen, was Sie wollen." Das war genug sozialer Kontakt mit der Unterschicht für das ganze restliche Jahr, empfand er. Er beschloss also, zu gehen. „Wäre das dann alles?", fügte er mit einem freudlosen Ausdruck hinzu, und sie nickte steif. Sein Bein schmerzte langsam. Und er wollte sich nicht dazu hinreißen lassen, ausfällig zu werden, gegenüber jemandem, den er mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr wiedersehen würde.

Sie gingen in verschiedene Richtungen davon. Er öffnete die Tür selber, brauchte niemanden, um ihn nach draußen zu geleiten und war kaum überrascht, den Hund draußen auf der Veranda zu entdecken. Er gähnte ungeniert, und Draco nickte ihm zu. Der Hund hatte es drinnen wohl auch nicht mehr ausgehalten.

Draco beäugte missgelaunt die wenigen Stufen der breiten Treppe, die nach unten führten. Er hasste Treppen.

Und er schloss entnervt die Augen als sich die Tür ein weiteres Mal öffnete.

Rufus!" Granger griff den Hund am Halsband. Draco bemitleidete den Hund beinahe. „Brauchst du Hilfe?", hatte sie sich jetzt an ihn gewandt. Unsicher und anscheinend beim Du angekommen. Zuerst dachte er, sie spräche mit dem Hund, aber nein. Granger wollte sich tatsächlich seiner annehmen.

Und er wandte sich um.

Wieso? Weil ich einen Gehstock habe? Weil ich humpel? Weil ich das Haus nicht mehr möchte? Nein, ich benötige keineHilfe", schnappte er, während das letzte bisschen an Geduld verschwand. Sie war unglaublich impertinent und schien sich nicht einmal für ihre Frage zu schämen.

Das Bein sieht nicht gut aus. Wer ist dein orthopädischer Heiler?"

Mein…?" Er starrte sie jetzt an. Diese Frau war doch nicht echt! „Ich würde es begrüßen, wenn Sie sich aus meinen Angelegenheiten raushalten würden!"

Heiler wechseln hilft häufig. Deine Akte liegt nicht im Mungo. Wahrscheinlich beziehst du irgendeinen Reinblutstümper, der eine allgemeine Ausbildung abgelehnt hat?", erkundigte sie sich, und sein Mund öffnete sich perplex. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass jemand so mit ihm sprach. Und seine Kutsche fuhr Merlin sei Dank in diesem Moment vor.

Dieses Gespräch ist beendet", informierte er sie leise.

Anscheinend fehlte ihr jegliche natürliche Angst vor ihm.

Dummheit und Stolz…", informierte sie ihn mit einem wissenden Blick. Anscheinend war dieser Satz noch nicht beendet, aber sein Mund hatte sich verblüfft geöffnet. Er starrte sie an und spürte, wie sich seine Augen vor Zorn verengten. Wenn das Schlammblut nicht in zwei Sekunden mit ihrem Fellbündel verschwunden wäre, würde er-

Mr Malfoy?", rief der Kutscher von unten und unterbrach somit seine finsteren Gedanken.

Dummheit und Stolz…- Dummheit und Stolz, was? War das irgendein Muggelsprichwort? Er hasste Muggel. Er hasste Menschen im Allgemeinen. Er wandte sich von ihr ab, griff fest nach dem breiten Geländer und überwand die fünf Stufen. Jede Stufe schlimmer als die vorherige. Dass er ihren Blick im Nacken spürte machte es nicht besser.

Waren Sie erfolgreich?", erkundigte sich der Kutscher, der ihm die Türe offen hielt und ihm in den Wagen half.

Fahren Sie, Wilson", gab Draco grollend zurück, und der Kutscher schloss erschrocken die Tür. Draco mied den Blick aus dem Fenster, denn er erkannte Granger und ihren Köter immer noch auf der Veranda.

Der dritte sogenannte Experte war heute gekommen. Draco hatte diesen schon nicht mehr begrüßt. Es war die allmonatliche Routine, dass die Heiler in Malfoy Manor ein und aus spazierten..

„Dämonsfeuer? Schwierig zu behandeln. Unmöglich, würde ich meinen", informierte ihn dieser nickend. Das wusste Draco selber. Wieso opferte er eigentlich überhaupt seine Zeit? „Was haben Sie vorher getan?" Und Draco überlegte nur kurz.

„Gar nichts", erläuterte er mit einem freudlosen Lächeln. Der Heiler nickte.

„Ja, so sieht es auch ungefähr aus. Wissen Sie, es gibt eine hervorragende These über solche Schäden. Die leitende Heilerin der magischen Orthopädie im Mungo hat ihre Dissertation über Dämonsfeuer verfasst. Wahrscheinlich kennen Sie ihren Namen." Und Draco biss die Zähne fest zusammen, ehe der Heiler weiter sprach. Ja, wahrscheinlich kannte er ihren verdammten Namen. „Wenn Sie wollen, kann ich einen Termin mit Hermine Granger für Sie vereinbaren. Ich bin sicher, sie findet die Zeit für Sie."

„Nein", erwiderte Draco sofort und sehr entschieden. Der Heiler krempelte Dracos Hosenbein stirnrunzelnd wieder runter.

„Ich könnte jetzt einige Schmerzhemmungszauber durchführen. Aber diese sind nur temporär. Für weitere Konsultation würde ich mich auch an Miss Granger wenden. Sie hatte bereits bemerkenswerte-"

„Nein, Sie wenden sich an keinen! Und ich brauche keine temporäre Schmerzlinderung. Ich danke Ihnen für Ihre Zeit", fügte er hinzu, ohne seine Unaufrichtigkeit zu verbergen. Der Heiler erhob sich unentschlossen.

„Gut, ich werde-"

„Sie finden den Ausgang, nehme ich an", unterbrach Draco ihn und erhob sich. Er warf einen Beutel Galleonen auf den Tisch. Kurz verzog er den Mund und bereute, seine Zeit damit verschwendet zu haben. Leitende Heilerin, Merlin, wer hätte mit so etwas gerechnet! Da hatte er lieber für immer Schmerzen, als bei der selbstgefälligen Granger auf dem Behandlungstisch zu hocken.

Er verließ das Zimmer.

„Bleibst du zum Tee?", erkundigte sich seine Mutter, die geschäftig die Elfen von einem Fleck der Halle zum anderen schickte, um die Blumen zu verteilen.

„Nein", sagte er knapp.

„Die Parkinsons kommen. Ich würde es begrüßen, wenn du nicht sofort wieder verschwinden würdest, Draco", erwiderte sie, mit einem unausstehlichen Singsang in der Stimme.

„Du kannst die Elfen maßregeln, Mutter. Nicht mich", informierte er sie kalt und würde so schnell wie möglich zu seinem Büro fliehen.

„Du bist unausstehlich heute!", rief ihm seine Mutter nach, und er hätte ihr gerne erklärt, dass er nicht nur heute so war und dass es eine direkte Reaktion auf die Menschen war, die ihn bis zur Endlosigkeit aufregten. Sein Bein schmerzte heute mehr, denn heute durften sich drei Stümper an ihm zu schaffen machen.

Sein Kutscher wartete bereits ängstlich auf ihn. Aber Draco bezahlte die Menschen nicht dafür, seine Freunde zu sein. Er bezahlte sie, damit sie ihm untergeben waren. Und er hatte es am liebsten, wenn sie ihn fürchteten. Dann sprachen sie wenigstens nicht mit ihm.

Er ließ seinen Kutscher die Tür offenhalten und ihm raus helfen, als sie angekommen waren. Manchmal glaubte er selber, er wäre ein schlecht erhaltener Mittfünfziger, und nicht einunddreißig Jahre alt. Nicht nur schlecht erhalten, sondern auch äußerst schlecht gelaunt.

„Ich hole Sie um sechs wieder ab", informierte ihn Wilson mit gesenktem Kopf. Draco würdigte dies mit keiner Antwort, denn Wilson holte ihn jeden Tag um sechs Uhr ab.

Er betrat das Gebäude und war froh, wenn er sich endlich setzen konnte.

Mit dem Stock stieß er die Tür am Ende des langen Ganges auf. Selbst die Portraits, die den Flur säumten mieden den Blick auf ihn. Auch die Damen im Empfang begrüßten ihn nicht mehr, wenn er kam. Sein Geschrei hatte endlich Früchte getragen.

„Morgen, Scrooge", begrüßte ihn Zabini mit einem Lächeln. Dracos Mundwinkel sanken noch ein Stück tiefer, wenn möglich.

„Hör auf damit", erwiderte er, wie jeden Tag.

„Du bist in der Zeitung", informierte ihn Blaise, fröhlich, wie immer. Wahrscheinlich lief das Unternehmen noch immer gut, weil er Blaise Zabini hier beschäftigte. Er war das freundliche Vorzeigegesicht der Firma. Ohne ihn… wäre es nur Draco. Und niemand machte besonders gerne Geschäfte mit ihm.

„Das ist mir vollkommen egal", entgegnete Draco und ließ sich seufzend in den breiten Ledersessel vor dem Schreibtisch sinken. Endlich. Merlin, er war schon vor Mittag völlig erschöpft.

„Anscheinend wolltest du das Haus kaufen, was Mr Harry Potter nun seiner besten Freundin Hermine Granger zum Geburtstag geschenkt hat!", zitierte Blaise und hielt ihm mit einem besonders breiten Grinsen die Zeitung entgegen. Draco würdigte sie mit keinem Blick.

„Hast du den Termin heute wahrgenommen, Blaise?", wechselte er jetzt das Thema.

„Bevor dein Kredithai an Vater es hatte tun können? Ja, habe ich, Draco. Ein Dankeschön geht einen langen Weg."

„Ja, und es kommt einen noch viel längeren. Ich bin nicht in der Stimmung, Zabini."

„Oh, Malfoy, du warst seit zehn Jahren nicht mehr in der Stimmung." Blaise rollte die Zeitung zusammen und warf sie auf einen Stuhl in der Ecke. „Hör mal, wahrscheinlich war es wieder einmal sinnlos von mir einen Tisch im Gangs zu reservieren, oder?"

„Wann hattest du jemals Erfolg damit?"

„Gut, dann habe ich eine gute Nachricht und eine schlechte Nachricht für dich, mein Freund", fuhr Blaise gelassen fort. Draco nahm an, Zabini schluckte irgendwelche Pillen, die es ihm ermöglichten jeden Tag immer wieder gut gelaunt hier zu erscheinen, obwohl er für Draco Malfoy arbeiten musste. Denn auf Freundschaft konnte diese Verbindung nicht wirklich basieren.

„Was ist die schlechte Nachricht?", ließ sich Draco widerwillig auf das Spielchen ein.

„Wir haben einen Tisch im Gangs", antwortete Blaise fast euphorisch, und Draco verdrehte gereizt die Augen.

„Schön, was ist die verdammte gute Nachricht, Blaise?"

Blaise lächelte, ehe er sprach. „Ich habe den Sekretärinnen gestattet, heute ihre Betriebsfeier in unserer Halle zu feiern", erwiderte Blaise seelenruhig. Draco starrte ihn an.

„Und wieso solltest du das tun?"

„Jaah, damit kämen wir wieder zur schlechten Nachricht…" Draco hatte sich angewöhnt, schlechte Dinge auszusitzen, seitdem er nicht mehr so leicht aus einem Zimmer fliehen konnte. Aber Blaise schaffte es jedes Mal, an seinen Nerven zu zerren.

„Zabini!", begann er drohend, und Blaise seufzte auf.

„Da heute mein einunddreißigster Geburtstag ist, habe ich mir die Freiheit genommen, einen Tisch für dich und mich zu reservieren. Zwei Freunde. Ein gemeinsamer Abend voller harter Getränke und alten Erinnerungen an die gute, alte Zeit." Und Dracos Mund verzog sich abschätzend. Blaise hatte eine kranke Art von Humor. Aber er schien es immer wieder mit Draco aufnehmen zu können. Ohne schwach zu werden, ohne zu zerbrechen. Sie hatten eine seltsame Symbiose erreicht.

„Gib mir einen guten Grund…", murmelte Draco gereizt.

„Der O'Donnoll-Deal geht klar", erwiderte Blaise ohne Zögern. Draco atmete aus. Damit hatte er nicht mehr gerechnet. Das war keine Millionen für die alte O'Donnoll Firma, und ein Hundertprozent höhere Gewinn, den er dafür kassieren würde, wenn er das Gebäude herrichtete und weiter verkaufte.

„Meinetwegen", knurrte Draco und Blaise widmete sich wieder seinen Unterlagen.

Das… war mir klar", erwiderte er selbstgefällig. Draco würde ihm später zu seinem Geburtstag gratulieren, den er selbstverständlich vergessen hatte. Blaise nahm es ihm nicht übel. Blaise nahm ihm nie etwas übel. Blaise scherte sich aber auch kaum darum, was Draco dachte, solange er monatlichen seinen Gehaltsscheck mit einer fünfstelligen Summe bekam.

Jetzt schloss Draco die Augen. Denn jetzt musste er sich schon mental auf einen Abend mit Blaise vorbereiten. Wahrscheinlich würde er sich dafür sogar einen Schmerzlinderungszauber gönnen. Zwar würde ihn sein Bein dafür morgen umso mehr bestrafen, aber ohne Linderung wäre der gesamte Abend einfach nur eine Qual.

Und Draco hatte wie immer das dumpfe Gefühl, dass Blaise wie immer nicht die volle Wahrheit gesagt hatte. Es war die Art, wie Blaise lächelte, wenn er wesentlich Informationen zurückhielt. Wenn ein verlockender Deal ins Haus stand, Draco sich extra selber dahin bemühte, nur damit Blaise ihm vor Ort eröffnen konnte, dass er mit Muggeln verhandeln musste, oder dass der Gewinn einem gemeinnützigen Zweck zu Gute kommen musste, und somit zwang Blaise Draco jedes Mal, wenn auch nur ungewollt, teilweise etwas nicht rein egoistisches zu tun.

Die Menschen bekamen ein falsches Bild von ihm. Er war genauso schlimm, wie alle dachten. Noch schlimmer, wenn möglich. Und er wusste, Blaise würde mit dieser Taktik irgendwann auf die Nase fallen, um es noch höflich auszudrücken. Unhöflich ausgedrückt bedeutete es, dass Blaise irgendwann Dracos Stock über Nacht in seinem Arsch stecken haben würde.

Aber solange es dem Profit keinen Abbruch tat, würde Draco keine Schritte unternehmen, es zu unterbinden.

„Hey, sieh dich an! Du bist nicht mehr ausschließlich dein schlechtgelauntes, abscheuliches Selbst!", rief Blaise, als Draco den Club betrat. Es war brechend voll, und dass Blaise noch einen Tisch hatte bekommen können, grenzte an Wahnsinn. Dass jemand in so einem brechend vollen Club überhaupt einen Tisch wollte, grenzte an Wahnsinn, den Draco nicht nachvollziehen konnte.

„Gib mir noch fünf Minuten, um mich wieder rein zu finden", gab Draco laut über die Musik hinweg zurück, und er wusste, er würde den Linderungszauber morgen garantiert bereuen. Er hatte keine Linderungssprüche mehr benutzt, seitdem er vor fünf Monaten eine Woche gebraucht hatte, um überhaupt wieder aufzustehen.

„Ach, genieß es einfach mal, Malfoy!" Er schritt neben Zabini zu ihrem zugewiesenen Tisch. Ausgerechnet direkt neben der Tanzfläche, zwar auf einem erhöhten Podest, aber dennoch würde Draco nun damit gestraft sein, tanzende, betrunkene Menschen anstarren zu müssen, während er versuchte ein sehr teures Essen in winzigen Portionen zu genießen.

Blaise trug schwarze Elfenlederschuhe, eine schwarze Hose und ein dunkelblaues Hemd. Es passte farblich perfekt zu seiner olivfarbenen Haut. Er schenkte Draco ein widerlich aufrichtiges Lächeln, und Draco verzog den Mund.

„Glaub bloß nicht, dass du ein Geschenk von mir bekommst", gab Draco schroff zurück. Und Blaises Lächeln vertiefte sich.

„Keine Sorge. Ich glaub, ich würde einen ehrlichen Schock bekommen, wenn du nur ein einziges Mal nicht an dich denken würdest, Scrooge", lachte Blaise, und Draco hatte sich bisher noch nicht die Mühe gemacht, herauszufinden, wer dieser Scrooge war, aber er glaubte nicht, dass Blaise hier einen besonders netten Vergleich gezogen hatte.

Im Gegensatz zu Blaise war Draco underdressed. Allerdings gab er sich schon lange keine Mühe mehr, was sein Äußeres betraf. Es war den Aufwand nicht wert. Er hatte ohnehin mehr Schmerzen als er Spaß empfand. Er trug seinen gewöhnlichen schwarzen Anzug. Natürlich war dieser ungleich teurer als Blaises Garderobe, aber es sah eben nicht danach aus. Das war die Kunst an teuren Kleidungsstücken.

Unter dem Jackett trug er ein dunkelgraues, fast schwarzes, Hemd, und das einzig farbige, wenn man es so bezeichnen wollte, war seine Gürtelschnalle. Sie war zwar schlicht, aber glänzend silbern. Zwar würde er den ganzen Abend sitzen, und niemand würde sie sehen, aber… er wusste es. Aber es lag ihm wenig daran, überhaupt irgendwem aufzufallen. Die Presse wäre ohnehin hier, denn sie war ständig hier. Allerdings wagte die Presse kaum noch, sein Bild zu schießen, denn er hatte so viele Klagen direkt an den Tagespropheten, die Hexenwoche, das Magische Blatt geschickt, dass es die Zeitungen nur noch unter Vorbehalt wagten, ein Bild von ihm zu machen.

Blaise war da anders. Und Draco würde es nicht zugeben, aber er war dankbar dafür.

Die Musik war grauenvoll. Eine Kellnerin kam an ihren erhöhten Tisch und brachte ihnen zwei giftgrüne Shots in hohen, schmalen Gläsern. Draco hob automatisch eine Augenbraue.

„Oh, ich bitte dich. Muss ich Draco Malfoy erklären, wie man richtig feiert?", rief Blaise grinsend und hob das Glas an die Lippen. Und Draco atmete resignierend aus. Gott, wie sehr er sich morgen Früh hierfür hassen würde! Sie leerten die hohen Gläser in einem Zug, und die Kellnerin brachte bereits die zweite Runde.

„Wir essen anscheinend nicht?", erkundigte sich Draco hustend. Das grüne Zeug brannte im Nachhinein in seiner Kehle.

„Essen? Draco Malfoy will essen?" Es irritierte ihn, dass Blaise zum zweiten Mal seinen vollen Namen benutzte. Was dachte er? Dass er siebzehn war, gerade Kapitän der Mannschaft und bereit, von Hogwarts zu fliegen, nur um einen großartigen Abend zu haben?

Wahrscheinlich, beantwortete er sich die Frage selbst. „Malfoy, fuck. Du bist alt geworden!" Blaise trank den zweiten Shot ohne zu zögern. Und Dracos Mundwinkel hoben sich spöttisch.

Wie schnell man seine üblichen Schmerzen vergessen konnte, sobald sie für nur ein paar Stunden verflogen waren. Draco trank den Shot.

„Wie wäre es mit etwas mehr Niveau?", rief Draco jetzt, hob die Hand, und die Kellnerin kam in Blitzgeschwindigkeit an den teuersten Tisch des Clubs zurück, auf dem Tablett zwei weitere Shots. Draco schüttelte den Kopf.

„Miss, bringen Sie uns Englands teuersten Whiskey", befahl er knapp. Blaise verschränkte die Hände zufrieden hinter seinem Kopf.

„Na endlich", entgegnete er grinsend.

Auch Draco lehnte sich zurück und erlaubte sich, abzuschalten. Wenn auch nur für einen Moment lang.

Seine Augen glitten durch den Luxusclub. Er sah gegenüber an einem der Tische Korken knallen, bunte Kracher fliegen und verengte die Augen. Sein Mund öffnete sich verblüfft.

Die Kellnerin kehrte eilig mit einer Flasche goldener Flüssigkeit und zwei vorgekühlten Gläsern an den Tisch zurück.

„Sir", sagte sie knapp und entfernt sich wieder. Blaise goss ihnen ein. Draco griff sich grimmig sein Glas.

„Zabini, wie hoch stehen die Chancen, dass du wusstest, wer heute hier ist?"

„Wovon sprichst du?" Blaise hielt das Glas abwartend in die Höhe. Aber Draco hielt seinem unschuldigen Blick stand. „Ehrlich, Malfoy. Was ist jetzt wieder?" Aber Draco glaubte ihm nicht. Er glaubte ihm nie.

„Wusstest du das?", fragte er laut und ruckte mit dem Kopf nach links über die Tanzfläche. Blaise folgte seinem Blick. Seine Augen blieben an dem Tisch hängen.

„Hm… Granger muss hier ihren Geburtstag feiern", vermutete er nachdenklich. Und Draco setzte das kühle Glas gereizt an die Lippen. Der erste Schluck der Kostbarkeit traf seinen Gaumen, und er beschloss, Blaise morgen dafür umzubringen. Oder ihn zumindest so viele Überstunden schuften zu lassen, bis er nur noch auf dem Zahnfleisch kriechen konnte.

„Ich glaube, ich gehe ihr gratulieren. Was meinst du?"

„Du hast am gleichen Tag Geburtstag wie Granger?", wollte Draco jetzt misstrauisch wissen, und Blaises Lächeln war unergründlich, wie immer.

„Kommst du mit, gratulieren?"

„Ja, sicher", erwiderte Draco spöttisch und lehnte sich zurück. Das elende Miststück hatte ihm sein Haus vor der Nase weggeschnappt. Wenn Blaise ihr Happy Birthday wünschen würde, dann konnte er das alleine tun. Das einzige was Draco ihr wünschte, war die Pest an ihren verdammten Hals.

Und Blaise ging tatsächlich. Draco verfolgte ihn mit verengten Augen.

Er war an ihrem Tisch angekommen, schien sich vorzustellen, alle zu begrüßen, die zu Grangers jämmerlichen Geburtstag im Club erlaubt worden waren, und dann reichte Blaise Granger die Hand. Sie schüttelte sie mit einem Lächeln, so viel konnte Draco von hier aus erkennen.

Aber Blaise wäre nicht Blaise, wenn er Draco nicht blamieren wollen würde. Freunde in Slytherin waren selten Freunde, weil sie aneinander immer aus der Klemme halfen. Slytherins wurden Freunde, wenn sie jemanden gefunden hatte, der vielleicht noch gemeiner und berechnender war als sie selbst. Und Draco spürte eine neue Anerkennung für Blaise in sich aufkommen. Er war ein verflucht schneller Bastard.

Dann schien er etwas zu sagen und deutete auf ihren Tisch. Die Köpfe der Weasleybande, Potters und Grangers Blick trafen ihn. Er sah desinteressiert zur Seite und trank noch einen weiteren tiefen Schluck. Blaise war so ein arroganter Wichser. Und es dauerte tatsächlich noch weitere fünf Minuten, ehe er wieder an ihren Tisch zurückkam.

„Schöne Grüße vom Gryffindortisch", sagte er mit einem diabolischen Grinsen.

„Oh, danke, da kann ich drauf verzichten."

„Granger hat mir gesagt, dass du einige Heiler zu dir hast kommen lassen, aber alle wieder davon gejagt hast." Draco verengte daraufhin die Augen.

„Ich wüsste nicht, wen das weniger etwas anging, Zabini. Dich oder Granger?", mutmaßte Draco mit gekräuselter Oberlippe.

„Ich will bloß dein bestes, Draco", rechtfertigte sich Zabini mit erhobenen Händen.

„Und mein bestes befindet sich hier in diesem lächerlichen Club, nehme ich an?", antwortete Draco gedehnt und beäugte Blaise mit erhobener Braue. Dieser trank stumm seinen Whiskey. Er sah Draco nicht mehr an, sondern ließ den Blick über die Tanzfläche schweifen. „Wenn du mich gleich zum Tanzen aufforderst, entlasse ich dich hier und jetzt", warnte Draco ihn mit gefährlich ruhiger Stimme. Und jetzt zuckten Blaises Mundwinkel wieder.

„Ich komme gleich wieder", entschuldige sich Blaise, ohne ihn anzusehen. Er erhob sich lächelnd, fuhr sich prüfend durch die dunklen Haare und lehnte sich noch einmal zu Draco hinab, ehe er ging. „Ach, und Malfoy. Mein Geburtstag war letzten Monat." Bevor Draco den Sinn hinter Blaises Worten begriff, hatte sich dieser einfach seinen Stock gegriffen. „Und den leihe ich mir kurz aus", fügte er hinzu, drehte Dracos Stock in den Fingern, und Dracos Mund öffnete sich perplex.

„Was zur Hölle denkst du, tust du gerade?", zischte Draco, aber Blaise hob nur winkend die Hand.

Und keine halbe Minute später erkannte Draco mit großem Entsetzen, dass sich Granger auf den Weg zu ihm gemacht hatte. Was zum…? Mit schnellen Schritten umrundete sie die Tanzfläche und kam die wenigen Stufen des Podests empor. Ihre Beine waren nackt unter dem kurzen Kleid, und ihre Füße steckten in hohen Absätzen. Er zwang seine Augen höher zu ihrem Gesicht.

Und sie setzte sich auf Blaises Platz. Draco konnte ihr nur stumm dabei zusehen, aber das Entsetzen musste ihm ins Gesicht geschrieben stehen. Und… er konnte nicht wirklich fliehen. Das war wesentlich schlimmer!

„Also?", fragte sie, und anscheinend erwartete sie irgendeine Antwort von ihm. Ihre Lippen waren dunkel geschminkt, so wie ihre Augen. Rouge ließ ihre Wangenknochen höher wirken, als sie es wirklich waren, und ihre Locken fielen ihr offen über den Rücken. Was sie trug, wollte sich Draco gar nicht so genau einprägen, denn es war entschieden zu offenherzig.

Soweit es ihn betraf, hatte Granger keine Brüste – oder Kurven irgendwelcher Art.

Und sein Mund öffnete sich endlich.

„Es scheint, als erwartest du, dass ich etwas sage?", füllte er die Lücke an Gesprächsthemen zwischen ihnen. Warum zum Teufel saß er hier mit Granger am Tisch? Ein Blick nach links zeigte ihm, dass ihn Weasley und Potter mit Blicken erdolchten.

„Du wolltest dich doch bei mir entschuldigen und mich um professionelle Hilfe bitten", erläuterte sie eine Spur ernster. Und Dracos Mund öffnete sich verblüfft. Das hatte Zabini ihr gesagt? Und das glaubte sie tatsächlich? Das konnte nicht ihr ernst sein?!

„Granger-" Aber die Kellnerin unterbrach seine zornige Stimme. Sie stellte zwei Gläser Rotwein vor Granger und ihm auf den Tisch. Sein Blick hob sich fragend. „Das habe ich bestellt, nehme ich an?", erkundigte er sich trocken. Aber er brauchte nicht auf das verwirrte Nicken der Kellnerin zu warten, um zu wissen, dass Blaise ihn aus irgendwelchen Gründen in eine verdammte Falle gelockt hatte.

Und Blaise hatte nicht Geburtstag. Und genau hier wäre es praktisch gewesen, würde sich Draco tatsächlich einen Hauch für seine Umgebung interessieren. Anstatt seinen Satz zu beenden, führte er jetzt das Weinglas an seine Lippen und trank kopfschüttelnd einen Schluck. Ein Schlammblut saß an seinem Tisch. Sein Partner hatte ihm seinen Stock gestohlen und ihn sitzen gelassen. Was sollte er anderes tun, als zu trinken?

Er blickte entnervt zur Seite.

„Ich fasse das mal als Entschuldigung auf", bemerkte Granger nach einer kleinen Weile. Oh, er hätte ihr gerne gesagt, als was sie es auffassen konnte, aber er beherrschte sich tatsächlich. Oder der Alkohol ließ ihn sich beherrschen.

„Schon eingezogen?", erkundigte sich Draco jetzt mit einem gehässigen Unterton, der ihr wohl entging, denn sie antwortete sofort.

„Nein. Es soll auch nur ein Wochenendhaus werden", erklärte sie bereitwillig.

„So etwas kann sich die leitende Heilerin leisten?", entfuhr es ihm, und ihre Stirn runzelte sich.

„Du bist ein Arschloch", stellte Granger jetzt nickend fest.

„Hat Blaise dir das gesagt?", vermutete Draco freudlos, aber sie machte ein spöttisches Geräusch.

„Ich glaube, dass muss man niemandem sagen, Malfoy. Eine Sekunde in deiner Anwesenheit genügt, um das zu erfahren."

„Darf ich dann fragen, was du immer noch an meinem Tisch tust?" Worauf wartete sie? Dass er Happy Birthday für sie sang? Auf dem Tisch für sie strippte? Merlin, wo blieb Blaise?

„Bist du wirklich so stur, dass du keine Hilfe annehmen möchtest? Was machen die Schmerzen?"

„Ich habe keine Schmerzen", erklärte er knapp.

„Hast du einen Linderungszauber angewandt? Wahrscheinlich einen, der den Schmerz betäubt und dich morgen dafür bezahlen lässt", beantwortete sie ihre Frage selbst.

„Ja, es ist ähnlich wie mit Alkohol. Oder deiner Stimme", ergänzte er knurrend.

„Ok. Schade", bemerkte sie, nahm ihr Glas und erhob sich. „Von mir aus kannst du hier sitzen und vor Schmerz vergehen! Kein Wunder, dass Blaise dich Scrooge nennt!", informierte sie ihn. Hatte er sie doch tatsächlich verletzt, ging ihm lächelnd auf. Es war fast zu leicht, die Erwartungen der Menschen zu erfüllen.

„Granger", hielt er sie auf, denn ihm war wieder etwas eingefallen. Mit einem tödlichen Blick hatte sie inne gehalten.

„Was, Malfoy?"

„Dummheit und Stolz…? Wie geht der Satz weiter?" Es interessierte ihn tatsächlich. Vielleicht war es etwas, das er Lucius bei Gelegenheit vorwerfen konnte. Zuerst dachte er, sie würde es ihm nicht verraten. Aber sie tat ihm den Gefallen. Brave Granger. Braves Schlammblut.

„-wächst am selben Holz", sagte sie bitter und wandte sich ab. Und tatsächlich erhellte ein Lächeln seine Züge. Was für ein informatives Sprichwort. Blaise kam kurz nachdem Granger verschwunden war zurück. Mit seinem Stock.

„Warum bist du eigentlich so stur?", wollte er beinahe beleidigt von ihm wissen. Draco musste tatsächlich lachen.

„Ich? Ich glaube, der einzige, der hier stur ist, bist du, Blaise. Denkst du wirklich, nur weil du mich zurücklässt, klammere ich mich an das erstbeste Schlammblut, was mir Hilfe anbietet?" Und Blaise verzog kaum merklich den Mund, als Draco das Wort laut sagte. „Oh, ich bitte dich", ergänzte Draco und verdrehte die Augen, als er sich wieder seinem Whiskey widmete.