Nein, ich wusste es nicht von Anfang an.
Wie jedes Kind dachte ich meine beiden Elternteile würden mich lieben. Ich war auf einer Insel aufgewachsen und hatte nur Kontakt zu anderen Kindern, wenn wir das Festland besuchten oder Moms und Dads Freunde mit ihren Kindern kamen.
Ich dachte mir wirklich nichts Schlimmes, wenn Dad nicht da war. Er hatte ja auch viel zu tun – immerhin war er der Avatar – aber irgendwann kam mir der Gedanke, dass es nicht normal war – dass es vielleicht an mir lag.
„Sieh mal, Dad, ich hab was gemalt!" Strahlend hatte ich ihm mein Bild gezeigt. Es zeigte meinen Dad, wie er alle vier Elemente meisterte. Ich hatte damals lange gebraucht, um es zu malen, in der Hoffnung es würde ihm gefallen. Dafür, dass ich erst vier war, sah das Bild echt gut aus.
Er hatte nur kurz draufgesehen, gelächelt und gesagt: „Mh, gut gemacht, Bumi."
Mom hatte ihm denselben Blick zugeworfen, den sie mir auch immer gab, wenn ich vergaß ‚Bitte' und ‚Danke' zu sagen.
Irgendwann dachte ich mir, wenn er nicht auf mich zukommt, sollte ich ihn fragen. Hatte ich dann auch gemacht und er meinte, er würde mir am nächsten Tag beibringen, wie man einen Bison fliegt.
Das war gestern und heute war es endlich soweit. Ich hatte mich schon die ganze Zeit drauf gefreut und wippte aufgeregt hin und her.
„Mom, wo ist Dad?", fragte ich meine Mutter, als ich ihn nicht finden konnte.
Ihre Miene wurde sanfter „Tut mir leid, Schatz, er musste dringend nochmal weg. Es gab einige Unruhen im Erdkönigreich."
Ich wurde traurig.
Verdammte Steinschieber! Immer machen sie Ärger!
Es dauerte noch einige Zeit bis ich lernte einen Bison zu lenken.
Als mein kleiner Bruder Tenzin geboren wurde, hatte ich erst mitbekommen, wie sehr die Außenwelt auf einen kleinen Luftbändiger hoffte.
Die ganze Familie selbst Opa stand vor der Presse in Republica, ließen sich fotografieren und beantworteten Fragen. Ich war fünf und Kya war fast drei Jahre alt. Selbst Tenzin, der wenige Wochen alt war, war auf der Pressekonferenz, nur damit die Welt ein paar Fotos bekam.
„Avatar Aang, denken Sie, Ihr jüngster Sohn ist diesmal ein Luftbändiger?", fragte irgendein Reporter.
„Das wird sich mit der Zeit zeigen.", antwortete er, doch ich entnahm seinem Tonfall, dass er es lieber jetzt schon wissen wollte.
„Avatar Aang, sind Sie enttäuscht, dass ihre Kinder keine Luftbändiger sind?", wagte es ein Reporter zu fragen.
Mom hätte sich beinah auf ihn gestürzt, wenn Opa und Dad sie nicht davon abgehalten hätten und ich konnte nicht anders als ein bisschen enttäuscht zu sein – es hätte mir gefallen, den Kampf zu sehen.
Stattdessen starrte sie den Reporter nieder „Wie können Sie es wagen?"
„Wir lieben alle unsere Kinder! Egal welcher Nation sie angehören.", sagte Dad bestimmt. Die Äußerung traf bei mir auf Überraschung und auch Mom schien ein wenig überrascht davon zu sein.
Tenzin fing an zu weinen.
„Die Pressekonferenz ist zu ende.", verkündete Dad mit ernster Miene.
Es war schön die Worte meines Dads gehört zu haben. Es versicherte uns, dass er uns liebte, obwohl er nicht so oft da war, aber mit der Zeit wurde es schwerer ihm zu glauben.
