Vorab das Übliche: Ich verfolge keine finanziellen Interessen und die Figuren gehören Frau Rowling, ich leihe sie mir nur kurzfristig aus. Außer Dora, die gehört nur mir und ich mache mit ihr, was ich will :))

*** Diese Geschichte baut auf den Geschehnissen des Vorgängers "Selbsterkenntnis" auf, kann aber auch separat gelesen werden.***

Hermine saß an ihrem Schreibtisch und schaute versonnen aus dem Fenster in die Dämmerung, als sie verwundert auf eine Eule aufmerksam wurde, die ihr Fensterbrett ansteuerte.

Sie hatte vor etwa einem Jahr beschlossen ihr Leben komplett umzukrempeln und unter anderem einen Job im Schulministerium der magischen Welt angenommen, bei dem sie zwar keine goldenen Nase verdienen konnte, sich aber auch nicht ausgebeutet fühlte, wie bei ihrem damaligen Job als unterbezahlte Referendarin, oder besser Mädchen für Alles, in einer renommierten Anwaltskanzlei.

Nachdem sie ihr eigenes Leben unter einer neuen Perspektive ausgerichtet hatte, fühlte sie sich wohl und ausgeglichen. Seit etwa 6 Monaten war sie zudem glücklich mit einem aufstrebenden Anwalt liiert, mit dem sie sich wunderbar ergänzte.

Hermine musste etwas lächeln, als sie an das vergangene Jahr und den Vorfall dachte, der sie dazu bewogen hatte, endlich aus ihrem Panzer auszubrechen und sich zu einer selbstbewußten starken Frau zu entwickeln. Damals war sie eine zeitlang peinlichen Entführungen, die eigentlich ausschließlich sexueller Natur waren, ausgesetzt und hatte schließlich den Täter entlarven können. Daß es sich dabei ausgerechnet um ihren ehemaligen Lehrer Snape gehandelt hatte, machte die Sache zwar etwas peinlich, aber Hermine musste immer noch grinsen, als sie an den Abend dachte, an dem sie ihn wutschnaubend in seinem Büro überrascht und mit ihrer Entdeckung konfrontiert hatte.

Sie hatte ihm lautstark und wortreich ihre Meinung um die Ohren gehauen und ihm schließlich eröffnet, daß er es ja nicht wagen solle, sich nochmals in ihre Nähe zu begeben, wenn er auch nur minimal an seinem erbärmlichen Leben hängen sollte. Dem immer ungläubiger dreinschauenden Tränkepanscher hatte sie abschließend noch süffisant lächelnd serviert, daß die Tatsache, daß sie den Sex mit ihm genossen habe, nicht gleichbedeutend damit war, daß sie sich auch nur annähernd eine längerfristige Affäre geschweige denn ein Leben mit ihm vorstellen könne und das Gewesene unter dem Aspekt „Erfahrung" abhaken würde.

Daß er ihr auf eine gewisse Art geholfen hatte, sich aus ihrem selbst erschaffenen Käfig ihrer eigenen Regeln zu befreien, hatte sie ihm dabei allerdings nicht auf die Nase gebunden, da sie bis heute nicht wußte, ob dies eventuell seine Intention gewesen war.

Durch das Klopfen der Eule an ihrem Fenster aus den Gedanken gerissen, stand Hermine auf, um den Vogel herein zu lassen, der ihr sofort wichtig sein Beinchen mit der Nachricht entgegenstreckte.

Hermine war etwas verwundert, als sie sah, daß der Brief von Minerva war, da sie sich nicht vorstellen wollte, was diese so dringend von ihr wollen könnte.

Etwas überrascht las die die wenigen Zeilen:

„Meine liebe Hermine,

wie Du vielleicht schon bei Dir im Schulministerium erfahren hast, sollen alle Schulen des Landes überprüft und dann in Kategorien eingeteilt werden, die den Eltern später in Form einer Broschüre als Ratgeber für die Schulwahl ihrer Kinder helfen sollen.

Es steht jeder Schule, in diesem Fall also auch Hogwarts, frei, einen Prüfer auszuwählen, der einige Wochen den Schulalltag beobachtet und in einem Internat, wie wir es sind, auch wohnen wird.

Da Du selber weißt, daß wir in unserem Lehrkörper auch einige, wie soll ich mich ausdrücken, nicht offensichtlich pädagogisch bewanderte Kräfte haben, wollte ich Dich bitten, mir einen Prüfer zu empfehlen, der uns wirklich objektiv beurteilen könnte.

Ich erhoffe Deine baldige Antwort.

Alles Liebe

Minerva"

Obwohl Hermine sich freute, weil Minerva eine solch hohe Meinung von ihrer Menschenkenntnis hatte, war sie doch ziemlich ratlos, wen sie empfehlen sollte, denn gerade die Kompetenz des Lehrkörpers war bei der Beurteilung der einzelnen Schulen ein sehr hohes Kriterium, und im Falle von Hogwarts gab es zumindest einen Kandidaten, der die Bewertung extrem ins Negative sinken lassen könnte.

Während sie noch grübelte, wer von den ihr bekannten Prüfern genug Nerven aufbringen könnte, diese Aufgabe trotzdem neutral zu meistern, hörte sie auf dem Flur vor ihrem Büro ein lautes Gezeter.

„Wenn Sie ein Problem mit mir haben, dann suchen Sie sich doch jemand anderen, der ihnen täglich den Arsch nachträgt, bin ich hier im Irrenhaus oder habe ich „Doof" auf der Stirn eintätowiert – rutschen Sie mir doch den Buckel runter, ich gehe jetzt nach Hause!"

Ein kleines böses Grinsen machte sich auf Hermines Gesicht breit. Die Stimme auf dem Flur gehörte Theodora Backyard, kurz Dora genannt, die seit kurzem zum Team der Prüfer gehörte.

Sie war eine kleine, quirlige, und manchmal extrem störrische Frau Mitte 30, die ziemlich rebellisch werden konnte und nicht auf den Mund gefallen war. Allerdings war sie auch äußerst gewissenhaft und konnte sich wie ein Terrier in eine Aufgabe verbeißen, wenn sie meinte, ihr Aufwand lohne sich. Als Hermine daran dachte, wie Dora auf Snape reagieren würde, war ihr klar, daß sie ihre Kandidatin gefunden hatte und damit auch endlich die lang ersehnte Möglichkeit, sich nachträglich an Snape zu rächen und ihm einen gehörigen Schuss vor den Bug zu verpassen.

Ganz kurz meldete sich ihr Gewissen, welches die Meinung vertrat, eine solche Rache passe nicht zu ihrem Charakter, aber da Hermine ihre Prinzipien bereits einmal auf den Prüfstand gestellt hatte, sagt sie sich, daß gegen ein kleines fieses Vergnügen nichts einzuwenden war. Schließlich hatte sie ja keinen Killer auf ihn angesetzt und einen Mord traute sie selbst Dora in einem ihrer heftigsten Wutanfälle nicht zu.

Entschlossen schrieb Hermine Minerva eine kurze Nachricht, sie habe genau die richtige Person für den Job und sie ihr nur mitteilen solle, wann der Prüfer anreisen sollte. Dann stand sie auf, um über den Flur in das Büro von Dora zu gehen, damit sie sie auf ihre neue Aufgabe vorbereiten konnte.

Als sie an Doras Tür klopfte schallte sofort ein: „Was, zur Hölle, denn noch?" aus dem Büro und Hermine öffnete wieder grinsend die Tür um einzutreten.

Dora stand, bereits halb im Mantel, vor ihrem Schreibtisch und schoss sofort einen giftigen Blick Richtung Türe, der aber sofort von einem breiten Grinsen abgelöst wurde, als sie die eintretende Person erkannte.

„Oh, Du bis es. Tut mir leid, daß ich so geschnauzt habe, aber dieser dämliche Abteilungsleiter mit dem Intellekt einer Wanderdüne, hat mich mal wieder tierisch aufgeregt. Ich weiß nicht, was der Kerl sich einbildet, ich bin doch hier nicht angestellt, damit er mich als seinen persönlichen Blitzableiter benutzt kann", begann sie sofort wieder ziemlich laut loszulegen.

Hermine hob lächelnd die Hand und meinte: „Reg Dich ab, den ändern wir nicht mehr, manchen steigt eben die Position zu Kopfe, außerdem wird er ja auch bald pensioniert..."

Dora schnaufte, blieb aber still. Also setzte Hermine wieder an: „Ich würde gerne mit Dir über eine neue Aufgabe sprechen, wenn Du überhaupt Zeit hast, sie in Deinen Terminplan zu packen? Es geht um die Klassifizierung eines Elite-Internats."

Dora lachte erfreut - „Ehrlich? - Oh, Dich schickt der Himmel, ich nehme jeden Job, wenn ich nur einige Tage hier raus kann!"

„Oje", dachte Hermine „wenn Du wüßtest.."

Aufrichtig sah sie die Frau an und meinte dann ehrlich „Ich muss Dir leider sagen, daß die Aufgabe mit einigen Schwierigkeiten verbunden sein könnte. Ich selber habe diese Schule besucht und muss Dir ehrlich sagen, daß Du unter Umständen bei einigen Personen auf wenig Kooperationsbereitschaft, wahrscheinlich sogar eher direkten Widerstand treffen wirst."

Dora schaute erst etwas verwundert, weil Hermine dies so offensichtlich aussprach, meinte dann aber: „Schlimmer als hier wird es nicht werden können, zudem bin ich ja auch in offiziellem Auftrag dort, das wird diesen Leuten schon einleuchten, daß ich auch nur meinen Job mache." Hermine nickte, dachte aber bei sich „wenn Du wüßtest", bevor sie mir Dora vereinbarte, ihr unverzüglich Bescheid zu geben, sobald sie von der Leiterin der Schule erfahren hatte, wann sie anfangen könne. Sie brachte es einfach nicht übers Herz Doras Überschwang weiter zu bremsen, denn egal wie sie sich entschied, sie würde früher oder später jemanden nach Hogwarts schicken müssen und wollte ehrlich, daß die Schule gut und fair bewertet werden würde.