Titel: Die Welt ist im Wandel
Rating: PG
Inhalt: Féwen ist ein junges Mädchen, dass sie für die Rechte ihres Volkes einsetzt. Sie erwartet Hilfe von den letzten Elben Mittelerdes um die Welt zu verändern. Doch als sie den Elben begegnet, beginnt auch in ihrem Herzen eine Verwandlung.
Anmerkung: Die Geschichte spielt lange Zeit nach dem Ringkrieg. Es dauert auch ziemlich lange, bis ein paar bekannte Figuren auftauchen. (Kapitel 8) - Kämpft euch bitte trotzdem durch die Kapitel und sagt mir, wie ihr sie findet.
Feedback ist natürlich erwünscht!
Disclaimer: Tja, alles was euch irgendwie bekannt vorkommt, gehört nicht mir. Der Rest schon.
1.Kapitel
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„Die Welt ist im Wandel."
Diese Worte hatte sie schon einmal gehört. Aber sie hatte sie nicht verstanden. Jetzt hatte sie sie selbst benutzt.
Sie stand auf ihrem Balkon und dachte nach. Ließ ihre Gedanken schweifen. Weit zurück, in die Vergangenheit.
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„Wir müssen aufbrechen. Hast du alles?" Das Kind überlegte. Alles, was ihm wichtig war hatte es eingepackt. Es war nicht viel. Ein wenig Kleidung zum Wechseln, die Puppe, das Buch, aus dem jeden Abend vorgelesen wurde. Mehr nicht. „Ja", antwortete es. „Wieso gehen wir weg?" Diese Frage hatte das Kind schon oft gestellt. Doch eine Antwort hatte es darauf noch nie bekommen. „Komm jetzt und trödel nicht", sagte die große Schwester.
Sie gingen zu einem Platz außerhalb der Stadtmauern. Sie kamen an einem jungen Mann vorbei. Die Schwester hielt eine Karte hoch. „Ist in Ordnung, aber die Kleine da kann nicht mitkommen." Das Mädchen schaute mit großen Augen zu ihrer Schwester. „Sie wird niemanden behindern." „Bedaure, aber wir können nur eine bestimmte Anzahl von Kindern mitnehmen, und die da ist nicht angemeldet." „Herr", bat die Frau, „meine Schwester hat sonst niemanden." Bittend schaute sie ihn an. Der Mann überlegte. Es widerstrebte ihm, das Kind alleine hier zu lassen, doch er hatte seine Befehle. „Es gäbe eine Möglichkeit...", fing er an, „ zehn Kinder dürfen mit. Neun sind bereits da, ein Junge ist nicht erschienen. Ich darf eigentlich keinen noch nachträglich mit lassen. Aber wenn ihr einen kleinen Bruder hättet, der Ragnar heißt, könnte er mitkommen." Der Mann lächelte und gab ihr heimlich eine Karte.
Die Schwester zog das kleine Mädchen außer Sichtweite und griff in ihren Beutel. Rasch holte sie einen Dolch heraus und nahm die Haare der Kleinen in die Hand. Drei Hiebe, und der Boden um sie herum war mit rötlich blondem Haar übersät.
„Wenn dich jemand nach deinem Namen fragt, sagst du, dein Name sei Ragnar, verstanden?" Die Kleine nickte eifrig. Sie hatte es aufgeben, nach dem Warum zu fragen.
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Nach dem Warum wurde immer wieder gefragt. Vor allem von Kindern. Sie stützte sich mit den Händen auf der Balustrade ab.
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Es war eine lange, schwierige Reise. Nicht zu wissen, warum man hungrig und müde den ganzen Tag läuft, ist furchtbar. Aber „Ragnar" vertraute ihrer Schwester. An den Vater konnte sie sich nicht mehr erinnern, sie kannte nur die Stimme der Mutter, die beruhigend auf sie einredete. Auch von der langen Wanderung blieb nicht viel in ihrem Gedächtnis hängen. Später sollte sie erfahren, dass sie an einem wichtigen geschichtlichen Ereignis teilnahm. Davon wusste sie jetzt noch nichts. Ihre Schwester erzählte ihr viele Geschichten und Sagen. Von Elben, Königen und Ringen. Diese Geschichten beherrschten ihre Fantasie und sie wünschte sich, einen dieser Helden zu treffen. Den tapferen Frodo etwa, den weisen Gandalf oder den schönen Legolas. Die Schwester redete viel von Ruhm, Ehre und Mut und von besseren Zeiten.
An einem Abend fragte die Kleine abermals, warum sie diese Reise unternahmen. „Um für mehr Gerechtigkeit zu sorgen", antwortete die Schwester, „Wir sind auf der Suche nach den letzten Elben und hoffen auf ihre Unterstützung. Die kommende Generation soll es besser haben als wir. Du sollst es besser haben."
„Aber was können wir denn tun?"
„Es gibt ein Sprichwort, das heißt:
Viele kleine Leute, an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Angesicht der Erde verändern.
Und genau das wollen wir tun. Die Welt ist im Wandel."
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Da waren diese weisen Worte. Sie hatte zwar herausgefunden, dass schon vor ihrer Schwester Goldarviel jemand diese Worte benutzt hatte, nämlich Frau Galadriel, aber für sie waren sie das schönste Andenken an ihre Schwester.
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„Ein Angriff!", hallte ein Schrei durch die Luft. Viele Pferde kamen auf die Gruppe von Leuten zu gestürmt. Die Reiter hatten lange Speere und Schusswaffen. „Ragnar" klammerte sich an ihrer Schwester fest. Plötzlich kam einer der Reiter direkt auf sie zu. „Los!", rief Goldarviel, „Lauf zu den anderen Kindern!" Sie gab ihr einen Schubs. Kaum, dass sie zwei Schritte entfernt war, hörte sie schon den gellenden Schrei. Sie wirbelte herum. „NEEEIN!" Ihre Schwester lag auf dem Boden. Mit einem Speer in der Brust. Voller Angst und Verzweiflung rannte das Kind zu dem leblosen Körper. Dann wandte sie den Blick nach oben und sah in ein hasserfülltes Gesicht, das von einem Pferd auf sie herabblickte. Plötzlich weiteten sich die Augen des Reiters und er rutschte aus dem Sattel. Ein junger Mann tauchte hinter ihm auf, ergriff die Zügel des Tieres und hob das kleine Mädchen darauf. Dann schwang er sich hinter sie und trieb das Ross in den Galopp. Dem Kind liefen Tränen übers Gesicht. Es blickte sich um und nahm das Bild des Geschehens in sich auf. Überall auf dem Boden lagen Leichen, junge Erwachsene, Frauen und Männer. Dazwischen die Leichen von Pferden und den Männern, die sie angegriffen hatten. Von ihnen hatte keiner überlebt. Das Mädchen sah ihre Schwester inmitten der Toten. Sie schluchzte einmal auf, dann wandte sie den Blick ab.
Aber dieses Bild würde sie nie vergessen.
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Sie fröstelte leicht und zog den Mantel fester um sich.
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Was daraufhin passierte, blieb ihr kaum in Erinnerung. Der Mann, der sie auf dem Pferd mitgenommen hatte, vertraute sie seiner Schwester an. Sie hieß Fenara und nahm das Mädchen zu sich. Auch am Ende der Reise, als sie in einer alten, riesigen Burg endlich am Ziel waren.
Um diese Burg herum gab es bereits einige kleine Felder, einen Wald und viel schöne Natur. Schon vor zwei Jahren waren junge Menschen auf der Suche nach einer Zukunft für Mittelerde hierher aufgebrochen, in ein Land, das dem früheren Elbenland sehr nahe war. Sie hatten angefangen, sich in dieser Burg zu versorgen, und es kamen immer mehr Leute hierher. In ferner Zukunft würde dies hier vielleicht eine große und wichtige Stadt sein, doch wer wusste das schon.
Für die Einwohner der Stadt war am Anfang nicht klar gewesen, wer sie führen sollte. Einen König gab es hier nicht, und mit dem König in ihrer alten Heimat Gondor waren sie unzufrieden gewesen. Sie sehnten sich alle nach den alten Tagen zurück, wo die Nachfahren König Elessars noch auf dem Thron saßen und für Gerechtigkeit sorgten. Doch diese Tage waren vorbei, niemand wusste warum Elessars Erben nicht mehr regierten und verschollen waren. Sollte das Geschlecht der Könige ausgestorben sein? Keiner vermochte es, diese Frage zu beantworten, aber die neuen Könige waren keine guten Herrscher. Als in letzter Zeit Gerüchte über die Nachfahren der Menschen, welche einst dem Bösen gedient hatten, und Krieg die Runde machten, waren einige junge Leute zu dem Entschluss gekommen, zu handeln. Aus allen Gebieten Gondors strömten sie zu der Burg, die bald mit dem Namen Thanglhein bedacht wurde.
Sie wollten alle bestimmen können, und beschlossen, für jeweils drei Jahre mehrere Leute in einen Rat zu wählen, der dann wieder ein Oberhaupt wählte. Jeder Mensch glich dem Anderen, und auch wenn alle grundverschieden waren, wurde keiner nach seiner reichen oder armen Geburt beurteilt. Alle waren gleichberechtigt, auch die Führer und Ratsmitglieder hatten Arbeiten auf den Feldern zu erledigen, wenn auch nicht so viele. Man teilte in Arbeitsgruppen ein. Diejenigen, die Talent zum Kochen hatten, versorgten alle mit Speis und Trank. Andere, die Talent zum Nähen hatten, schneiderten Kleider für alle.
Die Unterschiede zwischen Männern und Frauen wurden gering geschätzt, natürlich unterschieden sich ihre Aufgaben ein wenig, aber Frauen konnten auch in den Rat gewählt werden.
Der Rat bestand immer aus zehn Mitgliedern, mindestens vier mussten Frauen, mindestens vier mussten Männer sein. Der Anführer aller wurde wenn er ein Mann war, von einer Frau vertreten und umgekehrt.
Diese „Politik" hatte sich jetzt bereits über zwei Jahre als erfolgreich erwiesen, die Burg und die kleine Ansammlung von Häusern erblühten richtig.
Und hierher kam also dieses kleine Mädchen, das niemanden mehr hatte.
Sie sollte Mitwirkende einer neuen Zeit sein, einer Zeit, die soviel verändern würde.
Doch um Neues zu schaffen, braucht man manchmal Hilfe von etwas Älterem.
Für die Menschen in Thanglhein gab es da nur einen Weg: Die Elben.
Die letzten Elben Mittelerdes, die sehr zurückgezogen lebten, sollten ihnen helfen, in dieser Welt für Gerechtigkeit und Frieden zu sorgen.
Doch durch den bevorstehenden Krieg sah das alles nicht so einfach aus.
Inmitten dieser Sorgen und Ängste wurde das Mädchen also von Fenara großgezogen.
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Der Wind spielte mit ihren Haaren, während sie den Burghof musterte, auf den sie von ihrem Balkon aus eine gute Sicht hatte. Wie viel sich hier verändert hatte.
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Fenara legte die Stirn in Falten. Sie hatte das kleine verstörte Mädchen nach seinem Namen gefragt. Ragnar, hatte es geantwortet. Aber Ragnar war ein Jungenname, und das Kind war, trotz der kurzen Haare, ein Mädchen. „Wer hat dir gesagt, dass du dich so nennen sollst?", fragte sie. „Goldarviel", flüsterte die Kleine. Dass Goldarviel die verstorbene Schwester war, hatte Fenara längst herausgefunden.
„Wir müssen dem Kind einen anderen Namen geben", sagte sie an diesem Abend zu ihrem Mann. Fenara war zwar jung, aber verheiratet. Sie verstand sich gut mit ihrem Mann, dessen Name Maelafin war. Die Beiden hatten erst kurz vor der Reise geheiratet. Maelafin war genau wie Fenara verrückt nach Kindern und hatte überhaupt nichts dagegen, dass kleine Mädchen bei sich aufzunehmen. Aber einen vernünftigen Namen sollte es schon haben. Bloß was für einen?
Nach einer langen Diskussion einigten sie sich auf Féwen. Außerdem wollte Maelafin sie als seine und Fenaras Tochter ausgeben.
Also wurde aus dem namenlosen Mädchen Féwen, Maelafins Tochter.
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Oh ja, dieser Name hatte sie mit Stolz erfüllt. Auch jetzt hieß sie noch Féwen, doch hatte sie ihre Schwester nie vergessen.
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Maelafin war Müller. Er baute eine Mühle und ein Haus am Rand des, zu der Zeit noch kleinen Dorfes Thanglhein. Es war direkt am Fluss, wegen dem wasserbetriebenen Mühlrad, der Wald war auch nicht weit weg.
Es war ein wunderschönes kleines Haus, von Fenara übersichtlich eingerichtet. Maelafin war fast den ganzen Tag in der Mühle, mit der er die zwei Bäcker mit Mehl versorgte. Er hatte einen jungen Gehilfen, den Sohn eines Bauern.
Fenara arbeitete die erste Zeit immer in Haus und Garten, später half sie in der Schneiderei im Dorf.
In der Burg waren viele Leute untergebracht: Unverheiratete Frauen und Männer, für die es sich nicht lohnte, ein Haus zu bauen, die Ratsmitglieder und ihre Familien, sofern diese kein eigenes Haus hatten, Heiler und Krankenpfleger, die eine Art Krankenflügel, eine bestimmte Anzahl von Zimmern zugeteilt bekommen hatten.
Im Krankenflügel waren mehrere Behandlungszimmer und viele Zimmer mit Betten für die Genesenden, ähnlich wie in den Häusern der Heilung in der Hauptstadt Gondors, Minas Tirith. Tag und Nacht konnte man die Heiler oder Pfleger dort antreffen, sie halfen allen, egal ob es nun eine Axt im Bein oder eine Erkältung war.
Schwangere Frauen belegten häufig ein paar Tage vor der Niederkunft ein Bett dort, so konnte man sich um sie kümmern und ihnen helfen.
Außerdem war in der Burg ein riesiger Speisesaal. Den ganzen Tag wurde in der Burgküche gekocht, und zum Abend gab es eine Mahlzeit, zu der das ganze Dorf erschien. Alle saßen an großen Tischen und unterhielten sich über den vergangenen Tag.
Ein anderer wichtiger Teil der Burg waren die Ratsräume, ein großer Versammlungsraum und für jedes Ratsmitglied ein Raum, wo in Ruhe gearbeitet werden konnte.
Die Burg Thanglhein war also in vier Teile unterteilt, den Wohnteil (Nordteil), den Krankenteil (Westteil), den kulinarischen Teil (Ostteil), und den Ratsteil (Südteil).
Das Dorf Thanglhein lag zu Füßen der Burg und bestand aus Bauernhöfen, Wohn- und Geschäftshäusern (Bäckerei, Schneiderei).
