5. Schuljahr 1975

Das Gefühl durch einen Schlauch gepresst zu werden, welches Cleo auf den Tod nicht leiden konnte, endete genau so abrupt wie es gekommen war. Sie ließ die Hand ihrer Mutter los und sah sich staunend um, sie standen nur wenige Meter vor einem eisernen Tor, durch dessen Gitterstäbe man ein gigantisches Schloss sehen konnte. Sie war an große Anwesen gewohnt, schließlich lebte sie selbst in einem - sowohl das Alte in ihrer Heimat Amerika, als auch das neue hier in Großbritannien - doch das vor ihr war nicht nur ein Anwesen, es war ein Schloss. Hier sollte sie ab jetzt zur Schule gehen? Das war also Hogwarts?
'Hier gibt es bestimmt allerhand zu erkunden!', schoss ihr als erstes durch den Kopf.
"Cleopatra kommst du?", rief die Mutter des Mädchens, die schon einige Schritte voraus gegangen war.
"Ja, Mutter!", rief sie artig, verdrehte jedoch innerlich die Augen. Sie mochte ihren ganzen Namen nicht, Cleopatra Victoria Salem, sie fand ihn viel zu über trieben, doch in ihrer Familie hatten solche Namen Tradition. Generell wurde Tradition bei ihnen, wie bei den meisten Reinblutfamilien, sehr groß geschrieben.

'Siegreich, erhaben und Macht ausstrahlend!', sagte ihre Mutter immer, wenn sie sich mal wieder über ihren Namen beschwerte, 'Du wirst einmal eine große, bedeutende Hexe werden, Cleopatra, und eine große Hexe braucht einen großen Namen.'

Plötzlich tauchte hinter dem Tor ein Mann auf und es öffnete sich auf magische Weise. Der Mann schien schon sehr alt zu sein, jedenfalls sagte das sein grauer - an einigen Stellen schon weißer - Bart aus. Cleo wusste sofort wer er war, es war Dumbledore. Albus Dumbledore, ihr neuer Schulleiter.
Mit einem freundlichen Lächeln trat er ihrer Mutter entgegen und streckte ihr die Hand entgegen, welche Sabrina Salem - ihre Mutter - sofort ergriff.
"Es ist mir eine über aus große Ehre sie hier an meiner Schule begrüßen zu dürfen, Mrs. Salem.", begrüßte sie Dumbledore, "Demnach musst du Cleopatra Salem sein Willkommen an unserer Schule."
Auch das rothaarige Mädchen reichte ihm die Hand und schüttelte sie kurz.
"Vielen Dank, Professor Dumbledore.", sagte sierespektvoll.

Dumbledore war ein hoch angesehener, mächtiger Zauberer, doch auch Cleos Name hatte eine große Wirkung auf andere Zauberer.
Die Salem Hexen waren eines der ältesten Hexen Geschlechter - sie konkurrierten mit den Bennett Hexen und den Blacks um ein paar Generationen, die so weit zurücklagen, dass keiner sagen konnte wer die ersten waren. Eines jedoch war allen Reinblütigen Zauberer Familien bewusst: Der Salem Clan war die mächtigste noch erhaltene - und einzige rein weibliche - Blutlinie, besonders was die magischen Fähigkeiten, aber auch Einflussreichtum und Vermögen, anging. Zusätzlich zu ihrem Namen gab es nämlich noch ein paar erbliche Besonderheiten der Salem Blutlinie. So wurden sie alle mit feuerroten Haaren, moosgrünen Augen und ausschließlich als Frauen in die Familie hineingeboren. Das coolste war nach Cleos Meinung jedoch, dass jede Salem Hexe von Geburt an die Fähigkeit hatte sich in einen Animagus zu verwandeln - welcher immer eine Katze, Großkatze oder katzenartig war.

"Guten Abend, Mr. Dumbledore", begrüßte auch Sabrina Salem den neuen Schulleiter ihrer Tochter.
"Begleiten Sie mich ins Schloss?", schlug Dumbledore vor und machte eine einladende Geste.
"Ich würde Ihre Einladung gerne annehmen, doch leider bin ich heute verhindert. Ich muss so schnell wie möglich zurück und wollte lediglich meine Tochter hier absetzen.", lehnte ihre Mutter freundlich ab.
Cleo konnte es auf den Tod nicht ausstehen, wenn man über sie redete, als wäre sie nicht da.
"Ich weiß meine Tochter bei Ihnen in sicheren Händen, Mr. Dumbledore?", fragte ihre Mutter erneut.
"Aber natürlich Mrs. Salem.", versprach Dumbledore lächelnd.
"Nun gut, Cleopatra. Wir sehen uns dann in den Ferien.", sagte sie und strich ihrer Tochter über das feuerrote Haar. Für jeden Außenstehenden mochte das eine liebe, mütterliche Geste sein, doch ihr entging die Warnung dahinter nicht.
'Benimm dich anständig! Mach uns keine Schande! Du bist eine Salem Hexe, also verhalte dich auch so! Wir können dein Fehlverhalten nicht immer geradebiegen!', hallten Sabrinas Worte, die sie schon so oft gehört hatte, durch Cleos Kopf.
Und dann, von einer Sekunde auf die andere war Mrs. Salem verschwunden.
"Nun denn, Miss Salem. Sie begleiten mich bestimmt mit hinein ins Schloss, nicht wahr?", sagte der Schulleiter freundlich.
"Natürlich, Professor.", antwortete Cleo und beeilte sich Schritt zu halten, für einen alten Mann war der Direktor ziemlich schnell unterwegs.
"Ihre Mitschüler werden erst morgen Abend ankommen, doch ich habe mir erlaubt, Sie bereits heute herzubestellen, um Sie in Ihr Haus einteilen zu lassen. Ich wollte Ihnen die Aufnahmzeremonie mit den Erstklässlern ersparen, meiner Meinung nach, wären sie dort zu sehr aus der Masse heraus gestochen.", teilte er mir mit.
Sie lächelte ihn erleichtert an: "Vielen Dank, Professor!"
Sie war zwar eine Hexe, der gerne im Mittelpunkt stand, doch auf DIESE Art von Aufmerksamkeit verzichtete sie dankend.
"Professor?", fragte sie schließlich, als sie all ihren Mut zusammen genommen hatte. Sie hatten gerade das Schloss betreten und nun folgte sie ihm durch einen Haufen Gänge, von denen einer gleicher aussah als der andere.
"Ja, Miss Salem?", fragte er ruhig.
"Könnten Sie es einrichten, dass man mich mit Miss Peverell, dem Namen meines Vaters anspricht? Also auch die anderen Lehrer?", fragte sie zögerlich.
Der Direktor musterte sie kurz überrascht - immerhin war Salem ein sehr angesehener Name - dann jedoch nickte er ohne weitere Fragen zu stellen, wofür Cleo ihm sehr dankbar war.
Sie war schon immer stolz gewesen, eine Salem Hexe zu sein, doch seit den neuesten Ereignissen...
Es war ihr lieber, wenn vorerst keiner wusste wer oder was sie war.
Professor Dumbledore blieb vor einem großen, goldenen Wasserspeier stehen.
"Knisterknicker!", sagte er und der Wasserspeier begann sich zu drehen. Er offenbarte eine sich nach oben windende Treppe, auf die sich Dumbledore sofort stellte: "Folgen Sie mir bitte, Miss Peverell."
Sie schmunzelte, dann beeilte sie sich, ebenfalls auf die Treppe zu steigen.

Oben angekommen, öffnete er eine große, hölzerne Tür und sie betrat hinter ihm einen runden Raum, der mit allerhand Zauberzeug vollgestopft war, es sah beinahe so aus, wie das Refugium ihrer Mutter, allerdings hatte es etwas mehr von einem Büro.
Mitten auf dem Tisch lag ein ziemlich alter, fettiger Hut, auf den Dumbledore geradewegs zusteuerte.
"Das hier, ist der Sprechende Hut.", erklärte der Schulleiter, "Er teilt jedes Jahr die neuen Erstklässler in ihre Häuser auf. Die Schlauen kommen nach Ravenclaw, die Mutigen nach Gryffindor, die Strebsamen nach Slytherin und die Treuen nach Hufflepuff."
'Bei mir wird der Hut nicht sonderlich viel zu tun haben. Es waren zwar nicht viele Salem Hexen in Hogwarts, da wir ja aus Amerika kommen, aber die die es waren, waren ausnahmslos in Slytherin. Wie sollte es auch anders sein!', dachte Cleo und seufzte innerlich auf.
Sie ging auf den Stuhl zu, den Dumbledore ihr anbot und setzte sich. Der Direktor ließ den alten Hut auf ihren Kopf gleiten und trat einen Schritt zurück.
'Oh. Eine Salem Hexe! Welch große, jedoch viel zu seltene Ehre. Es ist schon eine ganze Weile her, dass mich eine deiner Verwandten auf den Kopf hatte...', hörte Cleo eine tiefe, ruhige Stimme in ihrem Kopf.
'Wirst du mich ebenfalls nach Slytherin schicken?', fragte sie kurzerhand nervös.
'Hmm...', überlegte der Hut, 'Weißt du, vor wenigen Jahren saß ein Junge auf eben diesem Stuhl, der dir sehr ähnlich ist. Seine ganze Linie ist aus reinblütigen Slytherin hervorgegangen, doch er wollte nicht wie der Rest seiner Familie sein. Er teilte ihre Ideale nicht und hat sich gegen sie gestellt, damit hat er wahren Mut bewiesen. Mut, wie auch du ihn - mehr als jede andere Hauseigenschaft - besitzt. Dein Haus wird Gryffindor!'
Erleichtert und mit einem Lächeln, das sie nicht unterdrücken konnte, nahm sie den Hut vom Kopf und stand wieder auf.
Dumbledore lächelte Cleo an: "Nun denn, willkommen in Gryffindor. Deine Hauslehrerin ist Minerva McGonnagall, sie wird jedoch wie der Rest der Lehrer erst morgen eintreffen. Bis dahin müssen wir beide uns wohl selbst beschäftigen.", sagte er und zwinkerte ihr zu.
Unsicher lächelte das Mädchen zurück. Alleine mit dem Direktor in der Schule? Das konnte ja was werden.
"Möchten Sie noch zu Abend essen?", erkundigte sich Dumbledore.
Essen ging bei Cleo eigentlich immer, doch im Moment hatte sie keinen Hunger, es waren so viele neue Eindrücke und heute war ein anstrengender Tag gewesen, sie wollte nichts lieber als in ihr Bett sinken und ausschlafen.
"Nein Danke, Professor. Ich würde jetzt gerne zu Bett gehen", erklärte sie.
"Natürlich", sagte Dumbledore, "Sie haben einen anstrengenden Tag hinter sich, Willy wird Ihnen Ihr Zimmer zeigen. Das Passwort zum Gemeinschaftsraum lautet 'Quidditch'."
"Wer ist-", setzte Cleo zur Nachfrage an, doch da vernahm sie schon das altbekannte Plopp eines apparierenden Hauselfen.
"Willy wird Sie zu Ihrem Schlafsaal bringen, Miss Salem. Folgen Sie bitte Willy", piepste der Hauself.
"Willy?", meldete sich Dumbledore zu Wort, "Die junge Dame möchte bitte mit Miss Peverell angesprochen werden. Würdest du das bitte weitergeben?"
"Aber natürlich, Mister Dumbledore, Sir. Verzeihen Sie Willy, Miss Peverell, Willy wusste nicht, dass sie einen anderen Namen wünschen, Miss.", piepste er erneut.
"Kein Problem, Willy. Lass uns gehen. Gute Nacht, Professor.", sagte Cleo.
"Gute Nacht, Miss Peverell.", antwortete der Direktor.

Unzählige Gänge später stand Cleo mit dem Hauself Willy vor dem Portät einer fetten Dame in rosanem Kleid.
"Sie müssen das Passwort sagen, Miss", erklärte der Hauself.
"Achso. Ähm, Quidditch.", sagte sie und das Porträt schwang auf.
Cleo kletterte durch den Eingang und sah sich in dem Raum um. Er war sehr warm eingerichtet, die dominierenden Farben waren rot und gold, es gab einen Kamin und im Raum verteilte Sitzecken, ein paar Tische mit Stühlen, ein Regal mit Büchern, ein schwarzes - noch leeres - Brett und an der gegenüberliegenden Wand gingen zwei Treppen und ein paar Gänge ab.
Cleo stand inzwischen mitten im Raum, fragend drehte sie sich nach Willy um, dieser stand noch immer vor dem Porträtloch.
"Kommst du nicht mit?", wollte sie wissen.
"Oh nein, Miss.", piepste der Elf, "Willy muss wieder zurück. Willy muss den anderen Hauselfen bei der Arbeit helfen. Es gibt viel zu tun, bis die Schüler morgen kommen. Zu Ihrem Schlafsaal gelangen Sie, wenn sie die linke Treppe nach oben gehen, Miss Peverell. Willy hat Ihre Tasche schon in Ihren Schlafsaal gebracht."
"Danke, Willy. Gute Nacht!", sagte das Mädchen und der Hauself verschwand, nachdem er ihr ebenfalls eine gute Nacht gewünscht hatte.
Sie stieg die Treppen hinauf und blieb vor einer Tür stehen, auf dessen Schild eine große, goldene 5 prangte. Darunter standen fünf Namen geschrieben:
Alice Fortescue
Lily Evans
Mary MacDonald
Amanda Lightwood
Cleo Peverell

"Das werden also meine neuen Zimmergenossinen...", sagte sie nachdenklich. Sie war mit Mädchen noch nie sonderlich gut zurecht gekommen, vielleicht lag es daran, dass sie ausschließlich weibliche Verwandte in ihrem Alter hatte, vielleicht lag es daran, dass die Mädchen in der Zauberschule in Amerika die Intelligenz eines Staubkorns hatten, aber vielleicht konnte sie sich einfach für Themen wie Schminke, Kleidung und Schuhe nicht ansatzweise so begeistern wie andere Mädchen. Quidditch - oder Sport im allgemeinen - Streiche und blöde Witze reißen waren eher ihre Fachgebiete.

Sie drückte die Tür zum Schlafsaal auf und erblickte sofort ihre Tasche vor einem der fünf Himmelbetten stehen. Ohne sich die Mühe zu machen, Schuhe oder Kleidung los zu werden, ließ das Mädchen sich neben ihre Katze Sir Casimir aufs Bett fallen und schlief sofort ein.

Am nächsten morgen erwachte das Mädchen recht spät, sie hatte keine Ahnung wie spät es genau war. Zeitgefühl war bei ihr genau so kümmerlich veranlagt, wie ihre Orientierung, vielleicht noch weniger. Obwohl? Gab es etwas unter nicht vorhanden? Wohl eher nicht, dieses Schloss würde ihr Untergang werden.
Zuerst beschloss sie, ihre Tasche auszupacken und die Kleidung im Schrank zu verstauen. Gerade als sie fertig war, vernahm sie ein lautes protestieren von ihrem leeren Magen. Sofort machte sie sich auf den Weg um etwas essbares zu finden. Hier musste es doch einen Speisesaal geben, oder eine Küche oder so...
Plan- und vor allem Orientierungslos machte sie sich auf den Weg durch das Schloss. Über eine halbe Stunde lief sie schon Treppen rauf und runter, Gänge auf und ab, aber irgendwie landete sie jedes mal wieder vor dem Porträt der alten Dame.
"Das kann doch nicht wahr sein!", rief sie frustriert.
Der Klang ihrer Stimme hallte durch das leere Treppenhaus.
Frustriert startete sie einen neuen Versuch.
"Immer der Nase nach!", sagte sie sich, schloss die Augen und lief los.
Nach weniger als fünf Minuten, vier schmerzhaften Begegnungen mit Wänden und zwei Treppen, die sie hinuntergestolpert war, stieß sie, wie sollte es anders sein, mit jemandem Zusammen und landete unsanft auf dem Hosenboden.
"Bei Merlins pinkem Schlüpper! Warum gehst du mir nicht aus dem Weg, wenn du siehst, dass ich nichts sehe!", schimpfte Cleo.
Ihr Hindernis räusperte sich und Cleo entschloss sich dazu dann doch mal ihr Hindernis in Augenschein zu nehmen.
Das 'Hindernis' entpuppte sich als hochgewachsene, ältere Frau, mit strengem Dutt, Spitzhut, Brille und grünem Reiseumhang.
"Oh. Verzeihung Professor!", größte Cleo und rappelte sich auf.
"Wie ist Ihr Name?", erkundigte sich die Lehrerin und begutachtete das Mädchen.
"Wie ist denn Ihrer?", fragte Cleo frech zurück.
Missbilligen zog die Frau eine Augenbraue hoch.
"Minerva McGonagall, Hauslehrerin von Gryffindor und Professor für Verwandlung.", erklärte sie schließlich.
'Toll. Gleich mal wieder mit einem guten Eindruck gestartet, Cleo!', schalte sich das junge Mädchen in Gedanken.
"Cleopatra Peverell, geborene Salem, neue Schülerin im Hause Gryffindor und ein Genie in Verwandlung!", grinste sie und streckte Professor McGonnagall die Hand hin, "Sehr erfreut!"
"Eine Salem Hexe in Gryffindor? Und noch dazu so bescheiden. Nun denn, Miss Peverell. Ich erwarte Großes von Ihnen.", verkündete die Lehrerin.
Das war einer der Augenblicke, in denen Cleo es hasste einen berühmten Namen zu haben. Es wurde sofort eine Erwartungshaltung gestellt.
"Professor McGonagall?", hielt Cleo die Lehrerin auf, als sie gerade an ihr vorbei laufen wollte, "Wo bekomme ich denn etwas zum frühstücken her?"
Erneut hob die Professorin fragend eine Augenbraue: "Frühstück? Ein spätes Mittagessen trifft es wohl eher. In etwa vier Stunden werden Ihre Mitschüler ankommen. Sie finden die große Halle, wenn sie diesen Gang entlang gehen, am Ende die Treppe hinunter und anschließend durch die große Tür rechts.", erklärte sie, drehte sich auf dem Absatz um und verschwand.
Cleo folgte der Wegbeschreibung - was bei ihrer Orientierungslosigkeit gepaart mit ihrem treibsandartigen Kurzzeitgedächtnis an ein Wunder grenzte - und fand sich fünf Minuten später tatsächlich in einem großen Raum wieder.
Ihr gegenüber an der Wand stand ein langgezogener Tisch auf einer Tribüne, senkrecht darauf standen vier gleichgroße, ebenfalls langgezogene, Tische am Boden.
'Vermutlich einer für jedes Haus', schoss es ihr durch den Kopf.
Cleo legte den Kopf in den Nacken, über jedem Tisch schwebten die Flaggen seines Hauses und statt der Decke, die das Mädchen erwartet hatte, blickte sie in den hellblauen Sommerhimmel über den vereinzelt Wolken hinweg zogen.
Sie nahm an dem Tisch platz über dem die Gryffindor Banner schwebten und kaum hatte sie sich gesetzt türmten sich vor ihr auf dem Tisch mehr Speisen, als selbst sie mit ihrem mehr als gesunden Appetit essen konnte.
Sie schaufelte sich ihren Teller gleich drei Mal mit allerhand Köstlichkeiten voll und legte sich danach stöhnend und den schmerzenden Bauch haltend auf die Bank.
"Oh ja, ich erinnere mich noch daran, wie ich hier zum ersten Mal gegessen habe. Ich konnte mich nicht entscheiden, was ich zuerst probieren wollte, letztendlich hab ich dann von allem etwas gegessen.", ertönte Dumbledores Stimme plötzlich über ihr.
In Post-Schlämmer-Trägheit öffnete Cleo die Augen und schaute zu ihm auf.
"Es gibt da einen wundervollen und sehr nützlichen Zauber", sagte der Direktor und zwinkerte Cleo zu.
Diese grinste nur schwach und gebot Dumbledore mit einer Handbewegung seinen Zauber über sie zu sprechen.
Sie spürte ein Kribbeln im Bauch und wenige Sekunden später war sie zwar noch immer satt, doch in ihrem Bauch war wieder Platz.
"Danke, Professor!", grinste Cleo und erhob sich endlich von der Bank.
"Was haben Sie denn heute noch vor?", erkundigte er sich freundlich.
Cleo über legte kurz, was waren nochmal ihre Pläne gewesen?
"Ich wollte mich ein bisschen im Schloss und auf dem restlichen Gelände umsehen, ich bin mir sicher es gibt hier einiges zu entdecken!", sagte sie grinsend.
"Oh ja!", stimmte Dumbledore sofort zu, "Trotz all der Zeit die ich hier verbracht habe, bin ich mir sicher, dass dieses Schloss noch einige Geheimnisse verborgen hält, die auch ich noch nicht entdeckt habe. Vor kurzem beispielsweise bin ich nachts auf der Suche nach einer Toilette in einer Besenkammer gestanden, von der ich schwören könnte, dass sie wenige Tage zuvor noch einen Waschraum beherbergte."
Irritiert schaute Cleo ihren Schulleiter an. Hatte er ihr gerade wirklich eine Toiletten Geschichte von sich erzählt?
"Ja, ich bin auch noch nicht schlau daraus geworden", meinte Dumbledore schulterzuckend, als er ihre Verwirrung falsch deutete.
Ohne ein weiteres Wort verließ der Direktor die große Halle und verschwand in den Weiten des Schlosses.
Cleo erhob sich ebenfalls und begann ihre Erkundungstour durch das Schloss. Sie drehte jeden Stein um, späte hinter jeden Wandteppich und jedes Bild das groß genug war, dass man hätte hindurch klettern können.
Sie entdeckte tatsächlich den ein oder anderen Gang, der nicht offensichtlich zu erkennen war. Einer davon führte sie direkt aus dem fünften Stock hinaus auf die Ländereien Hogwarts, der 'Geheimgang' war eher eine Rutsche, die gute zwei Meter über dem Boden endete von wo aus sie ungebremst in einem Rosenbeet fiel.
Nachdem sie sich vom Boden aufgerappelt hatte beschloss sie, da sie nun eh schon draußen war, sich nun hier umzusehen.
Sie kam an einem See vorbei, der sicherlich schön gewesen wäre, wenn es nicht in der Mitte merkwürdig geblubbert hätte.
Danach brachten sie ihre Füße zum Quidditchfeld, mit leuchtenden Augen blickte sie sich um. Sie liebte Quidditch über alles! Sie musste sich mal erkundigen ob es hier Mannschaften gab und wie sie dort rein kam.
Als sie an einem großen, sehr alt aussehenden Baum vorbei kam, der ihr zur Begrüßung erstmal eine saftige Ohrfeige verpasste, schlug sie schleunigst einen anderen Weg ein. Dieser Weg führte sie an einem Wald vorbei, der sie geradezu magisch anzog, doch da es bereits dämmerte beschloss sie, diesen Ausflug zu einem anderen Zeitpunkt zu unternehmen.
Auf dem Weg zurück zum Schloss kam sie an einer Holzhütte vorbei, die neben dem Wald stand. Von Neugier getrieben stellte sie sich auf die Zehenspitzen um durch ein Fenster ins Innere sehen zu können. Es war ziemlich unordentlich und die vielen Sachen standen dicht gedrängt in dem kleinen Raum, doch auf merkwürdige Weise verströmte er eine angenehme Atmosphäre.
"Was suchstn du?", fragte eine tiefe Stimme hinter ihr und vor Schreck viel Cleo rückwärts von der Holzkiste auf der sie gestanden hatte und landete unsanft auf dem Hosenboden.
Der Mann der hinter ihr gestanden hatte war riesig - und das nicht nur weil sie gerade auf dem Boden lag - und hatte zotteliges schwarzes Haar.
Er half ihr wieder auf die Beine und musterte sie.
"Glaube nicht, dass ich dich hier schon mal gesehen hab. Wer bistn du? Ich bin Hagrid. Bin der Wildhüter von Hogwarts.", stellte er sich vor und hielt ihr die Hand hin.
"Hallo Hagrid. Ich bin Cleo Sa-", sie unterbrach sich selbst und ergriff die Hand, "Peverell. Cleo Peverell. Neu in Hogwarts."
"Ah. Die kleine Salem Hexe. Freut mich dich kennen zu lernen."
"Es wäre mir Recht, wenn du mich nicht mit Salem anredest sondern mit dem Nachnamen von meinem Vater, Peverell.", sagte Cleo schief grinsend.
"Dachte bei euch Salem Hexen ist es üblich, dass bei der Heirat der Nachname Salem bleibt.", sagte Hagrid nachdenklich.
"Ja schon, das ist ja auch mein richtiger Nachname, aber ich möchte nicht, dass hier bekannt wird, dass ich eine Salem Hexe bin.", erklärte Cleo.
"Dürfte schwer werden", meinte Hagrid und deutete auf Cleos Haare, "ihr Salems habt ein sehr auffälliges Äußeres."
"Ach das wird schon. Ich erzähle einfach, dass ich ein Halbblut bin, dann kommt keiner auf die Idee mich mit dem Salem Clan in Verbindung zu bringen", sagte sie selbstsicher grinsend.
Hagrid nickte: "Möchteste nen Tee?"
Warum eigentlich nicht? Sie hatte sowieso nichts anderes zu tun.
"Sicher!", stimmte sie zu und folgte Hagrid in seine kleine Hütte.
Er erzählte über die Geschöpfe, um die er sich hier kümmerte und gab ihr ein paar Tipps, um was sich ihr Unterricht bei Professor Kesselbrand in Pflege Magischer Geschöpfe dieses Jahr drehen würde.
Plötzlich sprang er wie von der Tarantel gebissen auf.
"Ich komm' zu spät!", rief er erschrocken und bevor Cleo etwas sagen konnte, war er schon aus der Tür hinaus gestürmt.
"Zu spät zu was?", rief sie ihm nach.
Sein Kopf erschien wieder in der Tür: "Muss die Erstklässler aus Hogsmeade abholen. Und du solltest dir deine Schuluniform anziehen und mit den restlichen Schülern schon mal in die große Halle gehen!", sagte er schnell und war wieder verschwunden.
Seufzend stand das Mädchen auf und schlurfte zurück zum Schloss.

Als Cleo in ihre Uniform gehüllt wieder den großen Saal betrat herrschte dort schon reges Treiben. Schüler aller Häuser wuselten durch die Gegend auf der Suche nach ihren Freunden, einige saßen bereits an den Tischen und unterhielten sich und wieder andere spielten offensichtlich fangen. So wie der Junge, der gerade gegen sie prallte, sich bevor er fallen konnte fing und lachend weiter lief, ihm folgte ein kleinerer Junge mit zornesrotem Gesicht, der sie offensichtlich auch nicht zu bemerken schien. Dieser rempelte sie im vorbeirennen an, fiel, machte eine Bruchlandung auf dem Boden, rappelte sich wieder hoch und hetzte weiter. Cleo jedoch taumelte zur Seite, dann kam ein dritter Junge, der sie ebenfalls streifte. Nun verabschiedete sich ihr spärlicher Gleichgewichtssinn endgültig und sie viel nach vorne. Sie machte sich mental dazu bereit, gleich den Boden zu küssen, als jemand sie am Arm packte und sie zurück auf die Füße zog.
"Tschuldige!", grinste der Junge verschmitzt und bevor Cleo überhaupt einen richtigen Blick auf ihn werfen konnte, war er schon seinen Freunden hinterher geeilt - wenn auch etwas umsichtiger im Bezug auf seine Mitschüler.
"Lauter Verrückte hier...", murmelte Cleo und machte sich kopfschüttelnd auf den Weg zum Gryffindor Tisch.
Sie ließ sich auf den Platz fallen, auf dem sie schon zum Mittagsstück saß und schaute gespannt auf die Köstlichkeiten, die für sie bereit standen. Doch da war nichts. Bis auf die Gedeckte für die Schüler war der Tisch leer. Missmutig verschränkte sie die Arme vor der Brust. Sie hatte Hunger!
"Gegessen wird erst nach der Auswahlzeremonie", erklärte ein Mädchen und ließ sich ihr gegenüber auf die Bank gleiten.
Anscheinend war ihr Cleos sehnsüchtiger Blick aufgefallen. Sie sah vom - leider leeren - Tisch auf. Vor Schreck wäre sie beinahe rückwärts von der Bank gepurzelt. Feuerrote Haare und moosgrüne Augen! Dieses Mädchen war doch hoffentlich keine Salem Hexe?! Das würde ihre ganze Tarnung auffliegen lassen. Vorsichtig schielte sie auf ihr linkes Handgelenk, doch durch den langärmligen Umhang konnte sie nicht sehen, ob das Mädchen ebenfalls die Halbmond Tätowierung des Salemclans trug.
Unruhig rutschte Cleo auf der Bank hin und her. Das fremde Mädchen musterte sie nachdenklich.
"Ich kann mich nicht daran erinnern dich hier schon mal gesehen zu haben. Bist du neu?", sprach sie schließlich.
"Ja.", antwortete Cleo.
"Dann herzlich Willkommen auf Hogwarts. Ich bin Lily Evans.", stellte sie sich vor.
Cleo atmete erleichtert aus. Puh. Sie hieß Evans, nicht Salem.
Andererseits...das hatte nichts zu bedeuten. Benutzte sie den Trick mit dem falschen Nachnamen nicht auch?
"Cleo Peverell", antwortete sie und ergriff die Hand, die Lily ihr über den Tisch reichte.
"Woher-", setzte Lily an, wurde jedoch durch jemanden abgelenkt, der hinter Cleo aufgetaucht war.
In ihre Augen trat ein Ausdruck purer Abneigung und kurzzeitig auch Enttäuschung, als ihr Blick kurz nach links flackerte.
"Was willst du, Avery?!", fragte Lily barsch.
"Pass lieber auf, wie du mit mir redest, du dreckiges kleines Schlammblut!", sagte der Junge hinter Cleo.
Den Bruchteil einer Sekunde war Cleo erleichtert. Lily war Muggelstämmig, also definitiv keine Salem, doch dann kochte auch schon die Wut in Cleo hoch. Sie kannte Lily vielleicht erst seit zwei Minuten, aber sie kannte Leute wie diesen Avery bestens. Das Mädchen erhob sich und drehte sich zu dem Jungen um, der hinter ihr stand.
"Cleo nicht!", flüsterte Lily.
"Wer bist du denn? Etwa ihre Schwester? Noch so ein Schlammblut?", fragte Avery spöttisch.
"Nein", sagte Cleo äußerlich ruhig, "ich kenne Lilly erst seit zwei Minuten, aber im Gegensatz zu der geballten Ladung Dummheit, die mir gegenüber steht, scheint sie es nicht verdient zu haben beleidigt zu werden."
Cleo funkelte den zwei Köpfe größeren Jungen vor sich böse an.
"Setzt dich lieber wieder hin und halt die Klappe, sonst-", zischte Avery wütend.
"Sonst was?", fragte Cleo und warf ihm einen herausfordernden, hochmütigen Blick zu, den jedes verwöhnte Reinblutkind bestens beherrschte.
"Sonst mach ich dir Feuer unterm Hintern!", drohte der Junge.
Cleo lachte spöttisch auf: "Nein, das wirst du nicht.", dann wurde sie wieder ernst und warf ihm einen drohenden Blick zu, "Aber ich werde es, wenn du nicht auf der Stelle deinen Hintern zurück zu deinem Tisch bewegst!"
Jetzt war es an Avery laut aufzulachen: " Habt ihr das gehört?", fragte er seine Gefolgsleute, "Die kleine glaubt echt, dass sie mir etwas anhaben - Au!", schrie er plötzlich und versuchte seinen Po vor dem Feuer zu schützen, dass darunter schwebte und ihn auf Schritt und Tritt verfolgte, als er zum Slytherin Tisch rannte.
Belustig pustete Cleo die imaginäre Rauchschwade von ihrem erhobenen Zauberstab.
"Habt ihr auch noch was zu sagen?", fuhr sie Averys beide Sidekicks an, die sofort wild den Kopf schüttelten.
Cleo machte eine Kopfbewegung in Richtung Slytherin Tisch: "Abflug!", zischte sie dann.
Die beiden Jungen verschwanden, wobei der Linke, dem Lily vorhin einen traurigen Blick zu geworfen hatte diese noch einmal sehnsüchtig anschaute. Sie jedoch würdigte ihn keines Blickes.
Cleo setzte sich wieder und steckte ihren Zauberstab weg.
"Nächstes mal sucht er sich vielleicht lieber einen Gegner mit seiner Intelligenz. Ich würde ja einen Stein vorschlagen!", erklärte Cleo schulterzuckend.
"Cooler Zauberspruch!", erklärte ein schwarhaariger Junge, während er sich mit seinen drei Freunden direkt neben den beiden Mädchen nieder ließ, "den kannte ich ja noch gar nicht!"
Es war der Junge, der sie zuvor angerempelt hatte. Der Erste von ihnen.
"Du wärst anscheinend auch ein angemessener Gegner!", führte Cleo ihre Gedanken zu Ende und Lily kicherte.
"Miss Peverell!", empörte sich eine Stimme hinter ihnen.
Cleo kniff die Augen zusammen. Sie wusste zu wem diese Stimme gehörte. Professor McGonagall.
Langsam drehte sie sich um.
"Ja, Professor?", fragte sie höflich.
"Sie kommen nach dem Essen sofort in mein Büro!", erklärte sie.
Cleo legte den Kopf schief: "Nein", sagte sie schlicht und hörte wie einige ihrer Mitschüler um sie herum scharf Luft einsogen.
"Wie bitte?", fragte die Professorin irritiert.
"Ich sagte 'nein'. Ich wüsste nicht wieso, ich habe nichts falsch gemacht!", erklärte Cleo seelenruhig.
Die Professorin verengte ihre Augen: "Sie kommen in mein Büro! Keine Diskussion!"
Bevor Cleo erneut widersprechen konnte, war sie schon aus der großen Halle gerauscht.
"Wow! Mit Avery angelegt, ihn verhext, sich mit McGonnagall angelegt und in ihr Büro beordert worden und das alles noch vor der Auswahl Zeremonie!", sagte ein Junge mit runder Brille, der - zu Lilys Leidwesen - direkt neben ihr saß, "Sirius, ich würde sagen du hast deinen Meister gefunden!"
"Pff!", machte der Junge neben Cleo abfällig, "Hast du etwa vergessen, dass ich in unserem dritten Jahr noch während dem Verlassen der großen Halle nach dem Festessen Nachsitzen bekommen habe, weil ich Schniefelus bei jedem Schritt die Unterhose hochgezogen habe?"
"Nicht halb so eindrucksvoll!", sagte der blonde Junge, der Cleo vorhin vor dem Fall bewahrt hatte.
"Ich würde mir an deiner Stelle mal ernsthaft über meine Sexualität Gedanken machen, wenn ich so interessiert an den Unterhosen meiner Mitschüler wäre!", kommentierte Cleo trocken.
Die Gruppe um sie herum brach in Gelächter aus. Sirius hatte sich nach einer kurzen Schreck Sekunde wieder in Griff und meinte mit süffisantem Grinsen: "Viel interessierter als an Schniefelus' Unterhose wäre ich ja an deiner, zeigt du sie mir mal?"
"Und viel interessierter, als dich auch nur einen Millimeter näher an mich ran zu lassen, wäre ich ja daran dir Drachenmist in die Haare zu schmieren, aber unser beider Träume werden wohl unerfüllt bleiben, sofern wir keine Faust auf unseren schönen Näschen spüren wollen, nicht wahr?", fragte Cleo mit scheinheiligem Lächeln.
Sirius schaute das rothaarige Mädchen perplex an, es kam selten vor, dass jemand eine genau so große Klappe hatte wie er und ihn Kontra geben konnte. Noch seltener war es, dass ein Mädchen nicht seinem Charme erlag.
"Ich bin übrigens Remus Lupin", sagte der blonde Junge schnell um das Thema zu wechseln, nicht dass hier tatsächlich noch Fäuste flogen, "das sind meine Freunde Peter Pettigrew, James Potter und mit Sirius Blacks Talent neue Freundschaften zu schließen bist du ja schon selbst in Berührung gekommen."
"Cleo Peverell", stellte sie sich vor. Remus schien ganz nett zu sein, etwas vernünftiger und normaler als Sirius zumindest, aber was wusste Cleo schon über normal? Sie selbst sah sich auf jeden Fall nicht als normal an. Normal war langweilig. Normal konnte jeder!
"Peverell? Bist du eine reinblütige Hexe?", erkundigte sich Sirius interessiert.
Cleo wollte schon sagen, dass sie nur ein Halbblut war, um keine Fragen nach ihrer Mutter gestellt zu bekommen, doch dann hatte sie eine bessere Idee. Eine Idee die hoffentlich dazu führen würde, dass die Jungs überhaupt keine Fragen mehr nach ihrer Herkunft stellen würden.
Sie zog eine Augenbraue hoch und musterte Sirius abschätzig: "Ist das wichtig? Ich dachte gerade in Gryffindor würde man keinen Wert auf die Herkunft legen, Black!", sagte sie scharf.
Sirius schaute sie erschrocken an, senkte den Kopf und murmelte: "Ich dachte nur weil...", doch mehr konnte Cleo beim besten Willen nicht verstehen.
"In welchem Jahr bist du eigentlich?", nahm Lily ihr Gespräch von vorhin wieder auf.
"Fünfte Jahrgangsstufe", sagte sie.
"Wir auch!", sagte Lily und lächelte ihr zu.
"Dachte ich mir schon, nachdem dein Name an unserem Schlafsaal steht", grinste Cleo.
"Warte", fragte Lily verwirrt, "wann warst du in unserem Schlafsaal?"
Cleo wollte gerade antworten, als sich die große Türe öffnete. Schlagartig verstummten alle Gespräche in der großen Halle und gespannt drehten sich die Schüler zu den aufgeregten Erstklässlern um, die im Gänsemarsch hinter Professor McGonagall hereilten.

Genervt stöhnte Cleo auf: "Was ist, James?", fragte sie.
Sie schätzte es nicht, wenn man sie beim Essen störte und James, dessen Blick abwechselnd zwischen ihr und Lily hin und her huschte tat genau das. Es störte.
"Avery hat recht!", sagte er fassungslos.
Kaum hatte er diesen Satz ausgesprochen, trafen ihn von allen Seiten entsetzte und wütende Blicke, den giftigsten allerdings warf Lily ihm zu.
Abwehrende hob er die Hände: "Das meinte ich doch nicht! Ich meine nur, dass sich Cleo und Lily tatsächlich unglaublich ähnlich sehen!", erklärte er.
"Pass auf, Cleo. Wenn du Potter einmal an der Backe hast wirst du ihn, zu Merlins Leidwesen nicht mehr los! Flieh so lange du noch kannst!", murrte Lily.
"Du brauchst dich nicht zu Sorgen, Evans. Du weißt doch, ich will nur dich. Wo wir gerade beim Thema sind: Gehst du mit mir aus?", fragte James grinsend und legte einen Arm um ihre Schultern.
"Nein!", knurrte Lily genervt und schob angewidert den Arm von sich.
"Ihr könntet wirklich Schwestern sein, oder zumindest Cousinen.", warf Sirius ein um das Thema zu wechseln.
"Oh Merlin! Nicht noch mehr davon!", stöhnte Cleo und ließ den Kopf in ihre Hände sinken.
"Hast du schon genug davon?", hakte Sirius grinsend nach.
"Mehr als genug!", gab sie zurück, "Willst du ein paar davon? Aber ich warne dich, rabattierte Ware ist von Umtausch ausgeschlossen!"
Sirius schmunzelte: "Wenn die alle so aussehen wie du, nehmen ich gerne einige!"
'Du hast ja keine Ahnung, wie ähnlich wir uns alle sehen!', dachte Cleo, rollte aber lediglich mit den Augen und widmete sich wieder dem Haufen Essen auf ihrem Teller.

"Sag mal Cleo, wann wurdest du eigentlich eingeteilt?", erkundigte sich nun Peter.
Cleo schluckte den Bissen herunter, den sie sich gerade in den Mund gestopft hatte, dann antwortete sie: "Gestern Abend. Professor Dumbledore war so freundlich mir die Einteilung mit den Erstklässlern zu ersparen", erklärte Cleo.
"Deswegen warst du also schon bei uns im Schlafsaal!", beantwortete sich Lily ihre Frage selbst.
Cleo nickte zustimmend.
"Und warst du aufgeregt, in welches Haus du kommst?", erkundigte sich Remus schmunzelnd.
Cleo schüttelte den Kopf: "Nein, ich war mir eigentlich sicher, dass ich in Slytherin landen würde, aber anscheinend ist der Sprechende Hut hin und wieder für Überraschungen gut", erklärte sie und warf dem jungen Black einen Seitenblick zu.
Natürlich wusste sie über seine Familie Bescheid. Wie auch bei den Blacks legten die Salems - und zwar alle Familienzweige - großen Wert auf Reinblütigkeit, daher bekam man sozusagen schon in Wiegenzeiten alles über andere reinblütige Familien eingeimpft, was es nur zu wissen gab.
Die vier schauten sie fragend an.
Cleo zuckte mit den Schultern: "So was wie Familien Tradition", meinte sie.
"Familien Traditionen werden überbewertet!", murrte Sirius, warf Cleo jedoch ein schiefes Lächeln zu.
"Ich wusste gar nicht, dass vor dir schon andere deiner Verwandten hier zur Schule gingen!", meinte James nachdenklich.
"Ähm...nicht viele, aber die, die es taten waren alle ohne Ausnahme in Slytherin.", meinte Cleo betreten.
Das Gespräch entwickelte sich in eine Richtung, die ihr gar nicht gefiel.
"Tja, einer muss halt immer den Anfang machen. Sirius ist auch der erste Black, der nicht in Slytherin ist", sagte James unbekümmert, als wäre es eine Konversation über das Wetter.
'Ob er wohl nachvollziehen konnte, was für eine große Sache dieses Thema für meine - und ziemlich sicher auch Sirius' Familie - war?', fragte sich Cleo, auch sie musste ihren Eltern noch beichten, dass sie entgegen ihrer Erwartungen nicht nach Slytherin gekommen war.

Sie entschied sich erstmal noch etwas von dem vielen Essen zu kosten.
"Ist was?", fragte Cleo Peter, der sie skeptisch beobachtete.
"Hast du wirklich noch Hunger?", fragte er skeptisch.
Verwirrt ließ Cleo den Löffel voller Bratkartoffeln sinken, den sie sich gerade auf ihren Teller schöpfen wollte.
"Ja, schon.", erklärte sie.
"Du hattest doch schon drei Portionen...", meinte er zögerlich.
"Sind die hier denn rationiert?", erkundigte sie sich.
"Nein, ich dachte nur, weil äh", er wurde rot und stotterte, "weil du so klein bist, wie kannst du denn..."
Er verstummte beschämt und Sirius sprang für ihn ein: "Was Peter sagen will ist, wie du mit so einer Hammer Figur so viel essen kannst, sogar ich bin schon satt und das will was heißen!"
"Du hattest auch fünf Portionen. Du frisst nur einfach schneller als ich!", beharrte Cleo.
"Ich bin ein junger Mann in seinen besten Jahren! Ich muss so viel essen.", verteidigte sich Sirius.
"Du bist ein Junge in der Pubertät und bist einfach noch im Wachstum!", korrigierte ihn Cleo.
"Normal ist das trotzdem nicht...", murmelte Peter, doch Cleo hatte es gehört.
"Dann geh ich halt!", motzte das Mädchen, schob ihren halbvollen Teller von sich und erhob sich.
"Wo willst du denn hin?", mischte sich Remus ein.
"Zu McGonagall ins Büro!", erklärte sie patzig.
"Aber McGonagall sitzt doch noch beim Essen?", wunderte sich Lily.
"Sie wird ihr Büro trotzdem vor mir gefunden haben.", meinte Cleo und stampfte aus dem großen Saal.

"Und? Wie lange musst du nachsitzen?", erkundigte sich James grinsend, als Cleo den Gemeinschaftsraum betrat.
Sie steuerte auf die Sitzecke vor dem Kamin zu, die die vier Jungs belagerten, und ließ sich neben Sirius auf eines der Sofas fallen.
Gähnend streckte sie die Beine aus und legte sie auf das Sofa - wobei sie die Tatsache, dass Sirius dort bereits saß ignorierte - und meinte lächelnd: "Eine Cleo Peverell muss nicht nachsitzen. Ich hab McGonagall erzählt, dass Avery Lily beleidigt hat, ich ihm angeboten habe friedlich zu verschwinden und wenn nicht mache ich ihm Feuer unterm Hintern. Als er sich dann über mich lustig gemach hat, habe ich mein Versprechen eben wahr gemacht. Jetzt ist McGonagall gerade hinter Avery her um ihn zum Nachsitzen zu verdonnern."
Die Jungs schauten sie mit offenen Mündern an.
"Wie hast du das gemacht?", fragte James fassungslos.
"Habe ich doch gerade erzählt...", meinte Cleo.
"Nein, das meine ich nicht, wie bei Merlins karierten Hosenträgern hast du es geschafft, dass sie nicht nur dich ohne Nachsitzen davon kommen lässt, sondern auch noch Avery die Schuld an allem gibt?!", fragte er perplex.
"Ich kann sehr überzeugend sein, wenn ich das will", sagte sie und setzte ein scheinheiliges Lächeln auf.
"Wahnsinn!", sagte Remus, "Wann auch immer wir ab sofort in der Patsche sitzen, du wirst uns rausreden!"
"Hey, das hab doch bisher immer ich gemacht!", protestierte James.
"Ja, und wie wir alle miterleben durften, hat das auch immer großartig hingehauen!", meinte Remus mit vor Sarkasmus triefender Stimme.
"Äh, tschuldige wenn ich mich einmischen, aber 'wir'?", hakte Cleo nach.
"Klar! Wir kommen praktisch täglich in Schwierigkeiten, da können wir jemanden gut gebrauchen, der uns rausreden kann!", sprudelte Remus drauf los, "Außerdem mögen wir dich alle!"
"Ähm!", setzte Sirius zum Protest an, doch Remus brachte ihn mit einem warnenden Blick zum Schweigen.
"Aber wir nehmen keine Mädchen auf!", protestierte Sirius trotzdem.
"Sie haben dich doch auch aufgenommen", meinte Cleo und schaute ihn mit klimpernden Wimpern und mit scheinheiligem Blick an.
Sirius warf ihr einen vernichtenden Blick zu, während er ihre Beine von seinem Schoß stieß. Die anderen begannen alle laut zu lachen.
"Also was soll das mit dem aufnehmen?", wollte Cleo wissen, als die drei sich wieder beruhigt hatten, nur Sirius schmollte noch, "Seit ihr irgendein Geheim Club oder so?"
Die Jungs grinsten sich an.
"Wir sind die Rumtreiber!", erklärte James stolz.
"Ist das tödlich?", fragte Cleo skeptisch, als ob er ihr von einer neuen Krankheit erzählt hätte.
Remus schmunzelte: "Es ist zumindest nicht ganz ungefährlich..."
"Und was macht ihr Rumtreiber so den ganzen Tag?", fragte sie weiter.
"Wir überlegen uns Streiche - meistens für die Slytherins - und vollziehen diese dann auch, wofür wir meistens Nachsitzen bekommen. Während dem Nachsitzen Überlegenheit wir uns dann neue Streiche, es ist ein Teufelskreis. Wenn wir mal keinen Streich planen, oder gerade Nachsitzen müssen, dann erkunden wir das Schloss oder üben...Zauber.", grinste James.
"James!", zischte Sirius erbost, "Sie muss nicht alles wissen!"
"Na gut, na gut! Also in unserer sonstigen Freizeit erkunden wir ausschließlich das Schloss.", verbesserte sich James und zwinkerte Cleo zu.
Schnaubend stand Sirius auf und stapfte aus dem Gemeinschaftsraum in Richtung Jungenschlafsääle.
"Sonst ist er nicht so", meinte Peter entschuldigend.
Das Mädchen zuckte mit den Schultern: "Schon okay. Mädchen sind halt so, wenn sie ihre Tage haben."
Die drei Jungs grinsten wieder und dann fingen sie alle vier an zu lachen.
"Wenn ihr hier regelmäßig das Schloss erkundet, dann kennt ihr bestimmt haufenweise Geheimgänge!", sagte Cleo mit leuchtenden Augen.
"Klar! Wir sind ja nicht umsonst die Rumtreiber!", sagte James mit stolzgeschwellter Brust, "Niemand kennt mehr Geheimgänge dieses Schlosses als wir!"
"Ich bin heute zufällig über, oder wohl eher in einen gestolpert. Im fünften Stock. Er ist eine Rutsche und man landet direkt im Rosengarten in Richtung See!", erzählte sie begeistert.
"...den kannten wir noch nicht...", gab Remus zu.
"Verdammt Jungs! Sie ist erst einen Tag hier und hat schon mehr erreicht als wir! Das müssen wir ändern!", meinte James entschlossen.
Cleo lachte: "Ich zeige euch gerne den Geheimgang und wie ihr McGonagall bezirzen könnt bringe ich euch natürlich auch gerne bei."

Nachdem Cleo sich noch einige Zeit mit den drei Jungen unterhalten hatte begab auch sie sich schließlich in ihren Schlafsaal. Auf dem Weg in den Mädchentrakt liefen zwei Siebtklässlerinnen vor ihr, die sich in gedämpften Stimmen unterhielten.
"Hast du den Artikel im Tagespropheten gelesen? Angeblich soll sich der Salem Clan komplett Du-weißt-schon-wem angeschlossen haben! Einige sollen deshalb sogar extra aus Amerika nach England gezogen sein!", flüsterte das braunhaarige Mädchen ihrer Freundin zu.
"Ich weiß ja nicht, ob das alles so stimmt", meinte die Blondine zweifelnd.
'Leider doch...', gab Cleo ihren gedanklichen Kommentar ab.
"Ja aber wenn doch...", sponn die Erste ihre Gedanken weiter.
"Dann hat Du-weißt-schon-wer sich damit sehr mächtige und einflussreiche Verbündete geangelt...", gab Zweitere zu.
Glücklicherweise verschwanden die Mädchen bald darauf in ein Zimmer, denn Cleos schlechtes Gewissen schien sie zu erdrücken, dabei hatte sie doch überhaupt nichts getan? SIE hatte sich nicht Lord Voldemort verschrieben. Der Rest ihrer Familie, ja, für die mochte das stimmen, doch sie war anders! Oder?
Sie betrat den Schlafsaal und wurde sofort von Lily empfangen.
"Da bist du ja endlich! Wo warst du denn so lange?", wollte sie wissen.
"Ich glaube die Rumtreiber haben mich in ihre Bande aufgenommen", meinte Cleo nachdenklich und kratzte sich am Kopf.
"Ernsthaft?", fragte Lily und schien darüber etwa so erfreut wie Sirius, "Na gut, damit du auch ein paar normale Leute kennen lernst: Das sind Alice, Amanda und Mary. Leute, das ist Cleo."

Am Ende mit ihren Nerven lief Cleo am nächsten Morgen durch das Schloss. Sie suchte schon seit 15 Minuten nach dem Klassenzimmer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste, aber eigentlich wusste sie nichtmal wo sie sich im Moment befand. Warum hatte sie Lily und die Rumtreiber einfach vorgehen lassen und gemeint sie würde nachkommen? Sie war ja so dumm!
Verzweifelt ließ sie sich mitten im Gang auf den Boden sinken und legte sich einfach auf den Rücken.
Vermutlich würde sie hier sterben!
Obwohl sie gerade beim Frühstück gewesen war, hatte sie schon wieder Hunger. Bestimmt würde sie hier einsam und vergessen verhungern!
"Kann ich Ihnen vielleicht etwas gutes tun, Miss Peverell?" fragte plötzlich eine Stimme neben ihrem Ohr.
Verwirrt drehte sie den Kopf nur um Dumbledore zu erblicken, der neben ihr auf dem Boden lag.
"Hab mich verlaufen", meinte sie deprimiert.
"Wo müssen Sie denn hin?", erkundigte er sich seelenruhig.
"Verteidigung gegen die Dunklen Künste, aber ich weiß noch nichtmal wo ich mich im Moment befinde!", erklärte sie ihre Misere.
"Stehen Sie auf. Ich bringe Sie hin, es ist nicht weit.", erklärte er.
Als sie die Augen öffnete war Professor Dumbledore schon aufgestanden und streckte ihr die Hand hin.
Er setzte sie vor dem Klassenzimmer ab - das tatsächlich nur zwei Gänge weiter gewesen war - und meinte: "Fragen Sie ihre Freunde nach einer Karte, ich bin sicher, dass sie Ihnen weiterhelfen können!", er zwinkerte ihr zu und schon war er wieder verschwunden.
Cleo klopfte an die Tür und trat vorsichtig ein.
"Ah, Miss Peverell! Schön dass Sie sich auch schon zu uns gesellen!", begrüßte die Professorin sie.
"Tut mir Leid, Professor Nutskit, ich hatte noch ein Gespräch mit Professor Dumbledore!", lächelte Cleo entschuldigend und schaute die Lehrerin aus unschuldigen Augen an.
"Nun gut", meinte die Lehrerin, "Sie bilden mit Mr. Potter, Mr. Lupin und Mr. Black eine Vierergruppe, Ihre Partner werden Ihnen die Aufgabe erklären."
Cleo ging zu ihren neuen Freunden von denen sie - bis auf Sirius - freudig begrüßt und von James sofort in ein Gespräch verwickelt wurde.
"Tag zwei und du warst schon beim Direktor? Was hast du diesmal angestellt? Du brichst echt alle unsere Rekorde!", grinste er.
"Ich war nicht beim Direktor, der Direktor war bei mir.", erklärte sie.
Verwirrt schauten die drei das Mädchen an.
"Ich habe mich verlaufen und lag verzweifelt und mich auf den Tod vorbereitend auf dem Boden zwei Gänge weiter, als Dumbledore sich neben mich gelegt hat und mir anschließend den Weg gezeigt hat.", erläuterte sie.
Remus legte den Kopf schief: "Du bist echt merkwürdig, weißt du das?"
"Ja, erzähl mir was neues!", meinte sie abwinkend.
"Ach und Dumbledore meinte noch, dass ich euch nach irgendeiner Karte fragen soll, damit ich mich nicht mehr verirre. Er meinte ihr hättet sowas.", viel Cleo Dumbledores Ratschlag wieder ein.
Entsetzt schauten die drei Jungen erst Cleo und dann sich an: "Woher weiß Dumbledore von der Karte?!", fragte Sirius panisch.