Sie waren Nachbarn und gut befreundet. Jeden Samstag setzten sie sich gemeinsam in ein Café und unterhielten sich über dies und jenes, über die Löcher in den Straßen, den neuen Laden um die Ecke, ihre Kinder, die sich auf dem gegenüberliegenden Spielplatz wie lauernde Raubtiere anstarrten und manchmal sogar über James Potter. Lily erschauderte innerlich.

Ihr Mann war ein Thema, dass sie nur ungern mit ihrer Nachbarin anschnitt, aber leider sah diese es ganz anders. Es verging kein Samstag, ohne dass ein ,Wie geht es deinem Mann?' aus dem Mund von Merope Gaunt fiel.

„James? Äh, ihm geht es gut", sagte Lily hastig. „Ist dein Sohn wieder gewachsen? Ich erinnere mich noch, als Tom zu Harry aufsehen musste." Bitte, bitte, bitte, flehte Lily im Stillen, lass uns nicht über unsere Männer reden! „Er sah immer so entzückend –"

„Hungrig aus?"

„Wie bitte?"

„Tom muss nach mir kommen. Weiß, was er will. Tut, was er will. Nimmt, was er will."

Merope kicherte und ihre schielenden Augen blickten zum Spielplatz. Im Sandkasten standen nur ihre Söhne. Wahrscheinlich hatte Tom alle anderen vertrieben.

„Nur das Aussehen hat er von seinem Vater."

Lily zuckte zusammen. Nicht gut. Es gab nun kein Entkommen.

„Er hat ihn nie kennengelernt." Seufzend hob Merope ihre Tasse hoch. „Es interessiert ihn nicht, sagt er immer, aber er ist noch jung. Später, wenn er mehr versteht, wird er bestimmt Fragen stellen und mich hassen."

Der Tag hat so schön begonnen.

„Ich bin eine Mörderin!", schluchzte Merope auf einmal und schlürfte ihren Tee.

„Sie übertreibt!", schrie Lily zu den starrenden Menschen um sie herum. Ein Kellner hinter Merope schüttelte lediglich den Kopf und kümmerte sich um einen ebenfalls unbekümmerten Stammgast. ‚Immer das Gleiche!', kam es von irgendwoher.

„Du übertreibst", sagte sie sanfter. „Er ist noch am Leben."

„Für mich ist er tot." Mit Tränen in den Augen hob Merope die Tasse in die Höhe und der Kellner drehte sich zu ihr. „Diesmal einen Schmerznesseltee mit extra viel Jammerhonig und einer Priese Feenflügelstaub!"

Oh, James, dachte Lily. Selbst dein Name allein kann Unruhe anstiften. Sie sah zum Spielplatz und lächelte, als Harry Tom besänftigte, um ein paar jüngeren Kindern die Gelegenheit zu geben, unbestraft im Sandkasten spielen zu dürfen. Harry sah seinem Vater ebenfalls sehr ähnlich, aber besaß zum Glück nicht dessen Anziehungskraft für Probleme – Oh! Zu früh gefreut!

Ein paar ältere Kinder waren nun ebenfalls beim Sandkasten und sagten etwas, das Tom aufblicken ließ. Ein Streit brach aus und Lily rollte die Augen, als ihr Sohn den ersten Schlag austeilte. Selbstverständlich nahm Tom dies als Einladung an, sich nicht zurückhalten zu müssen.

„Ich glaube, unsere Kinder haben genug gespielt", sagte sie zu Merope und stand auf.

„Aber sie gewinnen!"

„Merope!"