Kapitel 1 – Auf nach Hogwarts
James Potter war ein verwöhntes Einzelkind. Seine
Eltern Alamdus und Emalia Potter waren nicht mehr die Jüngsten,
als sie sich den Wunsch nach einem Kind endlich erfüllten. Doch
seit dem Moment seiner Geburt gab es für sie nichts Wichtigeres
mehr als ihren Jamie. Daher war heute auch ein sehr schwerer Tag für
sie. Heute mussten sie sich von ihrem geliebten Sohn verabschieden,
ihn in einen Zug setzen und für fast ein Jahr nach Hogwarts
schicken, der Schule für Hexerei und Zauberei.
"Pass gut
auf dich auf, mein Schatz! Lern fleißig und schreib uns oft."
Emalia Potter beugte sich zu ihrem elfjährigen Sohn hinab und
ignorierte seine Gegenwehr, während sie hier etwas zurechtzupfte
oder da etwas glattstrich. James war das alles furchtbar peinlich.
Doch da kam unerwartete Rettung in Sicht: Peter Pettigrew, ein Junge
aus James' Nachbarschaft, hatte sich durch die Menschenmenge auf dem
Gleis zu ihnen durchgedrängelt.
"Hallo, Peter!"
begrüßte James den blonden, dicklichen Jungen, der eine
schwarze Ratte umklammerte, und nutzte die Gelegenheit, sich endlich
aus den Fängen seiner Mutter zu befreien.
"Hi, James!
Guten Tag, Mr. Potter, Mrs. Potter." Peter stopfte die Ratte in
die Brusttasche seines Umhangs und drehte sich noch mal zu einer
rundlichen, grauhaarigen Hexe um. Sie stand einige Meter entfernt und
winkte ihm aus der Menschenmenge zu.
"Meine Nanny, Dad ist
in Rumänien, wegen der Verträge zum Drachenlederimport",
erklärte Peter. James nickte, er kannte Peters Eltern und er
fand sie nicht sonderlich sympathisch: Mrs. Pettigrew war eine
unscheinbare, kleine Frau, die meistens über Muster von
Teetassen sprach. Mr. Pettigrew war selten zuhause, und wenn, dann
hielt er dauernd ein Dringlicht in der Hand, einen kleinen Ball, der
sich von grün nach rot färbte, je nachdem, wie dringend
jemand gebraucht wurde. Das von Mr. Pettigrew war bestenfalls gelb
und sprang alle fünf Minuten ins Rot, um dann laut zu kreischen
und Mr. Pettigrew zu veranlassen sich entweder in den nächstbesten
Kamin oder auf die nächstbeste Eule zu stürzen.
"Ich habe gerade mitbekommen, wie sich zwei Ältere
über das Quidditchfinale letztes Schuljahr unterhalten haben.
Gryffindor muss ja sowas von in den Boden gestampft worden sein",
begann Peter gerade zu erzählen, als ein Pfiff über das
Gleis schallte.
"Ihr beiden solltet jetzt einsteigen, der
Zug fährt gleich los!"
Mr. Potter hob die Koffer in den
Zug und legte James die Hand auf die Schulter: „Mach es gut, mein
Junge, und viel Erfolg."
"Ich werde dich vermissen, mein
Lieber!" Mrs. Potter unterdrückte die Tränen und fiel
James noch einmal um den Hals.
„Gute Reise!" rief sie noch
einmal, dann schlossen sich die Türen und der Zug fuhr langsam
an. James blickte nur kurz zu seinen winkenden Eltern zurück.
"Wir sollten uns einen Platz suchen", meinte
James, band einen leeren Käfig an seinen Koffer und zog seinen
Zauberstab: "Locomotor Koffer!" sagte er und dieser begann,
samt Käfig zu schweben.
"WOW!" kam es erstaunt von
Peter, der auch den Zauberstab zückte und es ebenfalls
versuchte. Nach dem dritten Fehlversuch gab er auf.
"Das
sollte ich wohl noch üben", lachte er und hob den Koffer
von Hand hoch.
"Wird schon noch kommen", versicherte
ihm James und manövrierte seinen Koffer in den Gang. Sie kamen
nicht weit, denn bereits vor dem zweiten Abteil versperrten zwei
große Koffer den Weg, um die drei lachende Mädchen herum
standen. Eines von ihnen fiel James besonders auf, denn es hatte
langes schneeweißes Haar.
"Wir sind gleich fertig",
erklärte ihre rothaarige Freundin, die wie ein Muggel gekleidet
war. James lächelte und ließ seinen Koffer in der Luft
etwas hin- und herpendeln. Das weißhaarige Mädchen zog
seinen Zauberstab und murmelte etwas, woraufhin die beiden großen
Koffer ins Abteil zischten und von selbst in die Gepäckablage
sprangen.
"Ich seh' schon, ich bin der Jahrgangstrottel",
kommentierte Peter, während sie weiter nach einem freien Abteil
suchten.
"Hey, Peter! Hier wäre was frei." James
stand vor dem letzten Abteil im Zug, in dem nur ein sehr blasser
Junge saß, der in ein Buch vertieft war.
"Hallo!"
begrüßte ihn James, als er die Abteiltür aufschob.
"Ist hier noch frei?" Der Junge nickte unwillig, ohne
aufzublicken, und James ließ seinen Koffer hineinschweben.
"Ich bin James, bist du auch neu?" stellte sich James
vor, während er den Koffer über den Sitzen verstaute.
Hinter dem Buch kam ein gemurmeltes "Remus Lupin" hervor.
Da stolperte Peter ins Abteil, sein Koffer hatte sich irgendwo
verkeilt und kam plötzlich mit einem lauten Krachen frei. Die
Scheibe der Abteiltür zersprang.
Mit einem entnervten
Ausatmen ließ Remus das Buch sinken, hob seinen Zauberstab und
sagte: "Reparo!" Die Splitter sprangen vom Boden auf und
fügten sich wieder in den Rahmen, während Remus erneut
hinter seinem Buch verschwand.
James trat in den Gang, wo ein
paar Schüler aus ihren Abteilen gekommen waren, um zu sehen, was
geschehen war.
"Alles in Ordnung, Leute. Nur eine
Glasscheibe - ist bereits wieder repariert!" erklärte er,
trat wieder ins Abteil und setzte sich neben Peter.
"Toller
Spruch, Remus", wandte er sich an den blassen Jungen. "Woher
hast du den?" Remus hob abwehrend das Buch, welches er gerade
studierte, so dass James den Titel lesen konnte. Es war Miranda
Habichts "Lehrbuch der Zaubersprüche - Band 1".
Peter
legte besorgt die Stirn in Falten: "Sollten wir bereits etwas
vorbereiten? Hab' ich einen Vorkurs verpasst?"
James
schüttelte den Kopf: "Das kommt davon, wenn man den ganzen
Tag nur Comics liest, statt zu zaubern." Peter wollte gerade
etwas Gepfeffertes erwidern, wurde jedoch von Remus unterbrochen:
"Wieso schleppst du einen leeren Käfig mit dir rum?"
James'
Blick wanderte zu seinem Koffer: "Was? Ach so! Ich hab' eine
Eule, Christopher. Er ist heute Nacht nur nicht wiedergekommen, er
war mit einem Päckchen für meine Großeltern unterwegs
und die leben in Finnland", erklärte er. Remus legte das
Buch zur Seite.
"Bist du dir sicher, dass er den Weg nach
Hogwarts findet?"
James strich liebevoll über den
silbernen Käfig.
"Christopher findet mich überall.
Er ist eine tolle Eule."
"Ja", mischte sich auch
Peter ein. "Er ist ganz klein, aber er war nicht mal außer
Atem, als er James mal die 'Chronik der Europäischen
Quidditchteams' gebracht hat." Peter zog etwas aus seiner
Umhangtasche, man konnte nur eine gelbe Nase mit zitternden
Schnurrhaaren erkennen.
"Gottie ist dagegen recht nutzlos,
sie kann unsichtbar werden, aber das ist eher lästig. Wir hätten
fast den Zug verpaßt, weil ich sie nicht finden
konnte."
"Ungeziefer", kommentierte Remus und es
entbrannte eine hitzige Diskussion über die Vor- und Nachteile
von Haustieren.
Stunden später, als sie bereits bei
Kellergnolen angelangt waren, knallten plötzlich Türen im
Gang und Stimmen wurden laut.
"Tja, Sackgasse, du Feigling!"
erklang es verächtlich vor der Tür des Abteils. Ein Fluch
wurde gerufen und etwas zischte durch den Gang. James sprang hoch und
riss die Tür auf. Rechts von ihm, an der Tür des Waggons
herabgesunken, hockte ein kleiner blonder Junge. Er hielt sich die
Hände vors Gesicht und auf seiner Haut erschienen jetzt rote
Pusteln, die immer dicker wurden und sich mit etwas Grünlichem
zu füllen begangen.
James blickte nach links, dort standen
drei Schüler in ihren schwarzen Hogwartsumhängen. Das
Mädchen war dunkelblond und ihr Haar fiel in langen, sehr dünnen
Zöpfen über die Schultern. Ihre Nase krumm, die Augen klein
und von trübem Grau, die Zähne, die sie durch ihr breites
Grinsen entblößte, schief.
Die beiden Jungen sahen
nicht ganz so übel aus, aber immer noch fies. Der eine erinnerte
James an ein Frettchen, er war lang und schlaksig, sein kurzes, rotes
Haar sah aus, als ob ein wiederkäuendes Tier darin geweidet
hätte.
Der andere Junge hatte seinen Zauberstab noch in der
Hand. Seine helle Haut bildete einen harten Kontrast zu seinem fettig
schwarzem Haar.
"Was hast du mit ihm gemacht?" schrie
James den Jungen an.
"Oh, nur ein kleiner Infektionszauber.
Soll ich dir auch einen vorführen?" spottete dieser und
zeigte mit dem Zauberstab auf James. James griff in seine Tasche und
stellte erschrocken fest, dass sein Zauberstab nicht mehr dort war.
Inzwischen waren auch aus den anderen Abteilen Schüler
gekommen und sahen sich die Auseinandersetzung an. James' Gedanken
begannen zu rasen. Einen Fluch abzubekommen war eine Sache, die
meisten Flüche konnte man rückgängig machen, viel
schlimmer war für ihn die Vorstellung, sich vor all diesen
Schülern zu blamieren.
"Hier!" - James fing den
Zauberstab, den Remus ihm zugeworfen hatte, gerade noch so auf.
"In
Ordnung! Versuch es!" rief James und richtete den Zauberstab auf
den fremden Jungen.
Die drei stutzten und warfen sich unsichere
Blicke zu. Doch bevor sie eine Entscheidung treffen konnten, flog die
gegenüberliegende Waggontür auf und ein dunkelhaariges
Mädchen, sicher schon volljährig, betrat den Gang.
Sie
rief nach Severus und der schwarzhaarige Junge drehte sich ihr zu.
Ihre feurig braunen Augen funkelten jetzt wütend. An ihrem
Hogwartsumhang glänzte eine goldene Plakette mit einem
geschwungenen "S".
"Wir haben die Schule noch
nicht mal erreicht und du machst bereits Ärger!" fuhr sie
den Jungen an, der sich daran gar nicht zu stören schien.
"Was
willst du schon machen, Frau Schulsprecherin?" antwortete er
trotzig.
"Dich in eine Fledermaus verwandeln," kam die
kühle Erwiderung. "Würde mich wundern, wenn jemand den
Unterschied bemerkte. Und jetzt zurück in euer Abteil! Alle drei
und zwar sofort!" Die drei murmelten noch einige Beschimpfungen,
doch letztendlich trollten sie sich.
Die Schulsprecherin sah ihnen
nach, bis sich die Waggontür hinter ihnen schloss. Dann wandte
sie sich an James: "Ist mit euch alles in Ordnung?" James
trat einen Schritt zur Seite und gab den Blick auf den Jungen hinter
sich frei.
"Er hat ihm einen Infektionsfluch verpasst",
erklärte James, während das Mädchen sich über das
zusammengerollte Etwas beugte, das inzwischen vollständig mit
prallen, grünen Pusteln übersät war. Sie zog ihren
Zauberstab und der Junge stieß einen Schmerzensschrei aus, als
alle Pusteln platzten und grünes Pulver versprühten. Der
Junge blickte auf und rieb sich das gerötete Gesicht und die
Hände.
"Danke, Alisya", sagte er mit belegter
Stimme, als er sich wieder aufrichtete. Alisya klopfte ihm
freundschaftlich den grünen Staub von den Schultern.
"Wie
oft habe ich dir gesagt, dass es besser ist, Severus' Gesellschaft zu
meiden?" belehrte sie den Jungen.
"Aber ich war mit
Elphias und Vincent ein Abteil weiter. Ich habe keine Ahnung, was ich
schon wieder getan haben soll", protestierte der Junge und über
Alisyas Gesicht huschte ein Lächeln.
"Frank, Severus
braucht keinen Grund, um dich zu drangsalieren. Er macht es, wenn es
ihm einfällt, bleib also aus seinem Sichtfeld." In ihren
Augen lag kurz aufrichtige Sorge, bevor sie sich an die drei Jungs
wandte.
"Ich bin Alisya Snape, Schulsprecherin von Hogwarts.
Es tut mir Leid, dass euer erster Tag so unangenehm beginnt. Aber ihr
scheint euch gut zu halten, das eben war sehr mutig. Wie heißt
ihr?" fragte sie, während ihre braunen Augen milde auf
James ruhten, der sich auch sofort stolz vorstellte. Sie sah Peter
an, der nur etwas Unverständliches murmelte, dann wechselte ihr
Blick zu Remus, der sich jedoch bereits umgedreht und auf seinen
Platz fallen gelassen hatte.
Alisya lächelte: "Bewahrt
euch diesen Schneid, Jungs. Wir alle werden ihn noch brauchen."
James verstand nicht, was sie meinte, aber sie machte ohnehin den
Eindruck, mit den Gedanken woanders zu sein.
"Nun." Sie
schien wieder ins Jetzt zurückzukehren.
"Du solltest
hier bleiben, Frank. Die Jungs nehmen dich sicher auf." James
nickte eifrig. "Und ich werde einen Blick auf die drei da hinten
haben." Sie strich Frank durchs Haar und verabschiedete sich
dann: "Wir sehen uns bei der Auswahlzeremonie."
"Danke
für die Hilfe. Ich bin Frank Longbottom."
"Ich
konnte ja nicht wirklich etwas tun." James grinste verlegen und
fuhr sich durch sein zerzaustes Haar.
"Was war das für
ein Pack, das dich da erwischt hat?" fragte Peter, während
er einige Sachen von einem Sitzplatz räumte.
"Das war
Severus Snape, der Schrecken unseres Viertels, und seine Freunde Evan
und Adalina. Es ist wirklich erschreckend, wie viele schwarze Flüche
die bereits können und dabei sind sie in unserem Jahrgang. Die
Vorstellung, mit denen Unterricht zu haben, hat mir die ganze
Vorfreude auf Hogwarts vermiest", beschwerte sich Frank und ließ
sich auf den freigeräumten Sitz fallen.
"Ja, so einen
hatten wir auch in der Gegend. Erinnerst du dich, Peter? Antonin
Dolohow, er hat mir mal einen Affenschwanz angehext. Seine Eltern
haben ihn auf eine Schule im Ausland geschickt, jetzt ist er nur noch
in den Sommerferien da und dann darf er nicht zaubern. Was ist mit
dir, Remus? Wie ist deine Gegend so?" Remus zuckte die
Schultern. "Wir wohnen auf dem letzten Dorf bei Colchester. Da
ist nichts los."
Peter lehnte sich zurück. "Hat
auch seine Vorteile. Keine angehenden schwarzen Magier, die einem
Schwänze oder Geschwüre anhexen. Und wenn ihr so weit weg
von Muggeln lebt, durftest du sicher fliegen und all das." Peters
Augen bekamen einen sehnsüchtigen Schimmer.
„Mein Dad hat
es immer verboten, unser magisches Tarnnetz im Garten ist nicht mehr
das Neueste. Wenn man sich zu schnell bewegt, kommt es nicht mit und
man erscheint aus dem Nichts mitten in der Sandstraße."
James lachte. "Ja, genauso wie damals, als du mit Kestras
neuem Komet mitten in die Mülleimer von Mrs. Miller geflogen
bist. Dein Dad musste die arme Frau dreimal verhexen, bevor sie ohne
Panikattacke das Haus verlassen konnte." Peter grinste breit und
seine Wangen wurden rot.
"Ich musste für zwei Monate im
Haus bleiben und Dad hat seine ganzen Beziehungen im Ministerium
spielen lassen, damit der Vorfall nicht gemeldet wurde. Das war
vielleicht ein Ärger."
Remus schmunzelte und verzog sich
wieder hinter sein Buch.
Frank, Peter und James erzählten sich noch einige
Anekdoten, bis sie von der Hexe mit dem Speisewagen unterbrochen
wurden. James war ein ausgesprochener Liebhaber von Süßigkeiten
und griff ausgiebig zu. Er nahm zwei Stück mehr vom Kürbiskuchen
und einige weitere Schokofrösche, er fühlte sich Remus
gegenüber verpflichtet, immerhin war ihm dieser bei Snape zu
Hilfe gekommen.
"Leg das blöde Buch weg", wies er
Remus zurecht. "Wir haben ein ganzes Jahr Paukerei vor uns, also
kein Grund, damit zu früh zu beginnen. Hier! Halt das."
James drückte ihm den Kuchen und zwei Schachteln "Bertie
Botts Bohnen aller Geschmacksrichtungen" in den Arm, ließ
sich neben Remus fallen und baute das Zaubersprüchebuch
kurzerhand zu einem Tisch zwischen ihnen um, worauf er die Leckereien
sortierte.
James stopfte sich gierig ein Stück Kuchen in den
Mund und bedeutete Remus sich ebenfalls zu bedienen, doch dieser
reagierte nicht.
"Greif fu", ermunterte ihn James.
"Meine Augen find immer gröfer af der Machen."
Draußen
wurde es dunkler und die Gegend immer ländlicher, während
sie Schokolade aßen und sich über die letzte
Quidditch-Weltmeisterschaft unterhielten. Als der Zug endlich
langsamer wurde und mit einem lauten Quietschen zum Stehen kam,
standen bereits die ersten Sterne am Himmel. Eine Stimme aus dem
Nichts forderte sie auf, das Gepäck im Zug zu lassen und
auszusteigen.
Draußen blies ein kalter Wind und die vier
Jungs zogen ihre Umhänge enger, während sie sich unsicher
auf dem Bahnsteig umsahen. Die älteren Schüler strömten
zielstrebig in das Bahnhofsgebäude. Doch James war sich nicht
sicher, ob sie ihnen folgen sollten. Da drang eine mächtige und
tiefe Stimme durch die Dunkelheit: "Erstklässler zu mir!"
James sah in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war, und wurde
durch das helle Licht einer großen Laterne geblendet, welche in
fast zwei Metern Höhe an einem gewaltigen Baumstamm hing. Erst
als sich James' Augen an das helle Licht gewöhnt hatten,
erkannte er, dass es kein Baum war, sondern ein riesiger Mann. An die
drei Meter groß, mit breiten Schultern und Händen wie
Mülleimerdeckel. Sein Gesicht war mit einem buschigen Bart
bedeckt, der direkt in eine wilde Mähne auf seinem Kopf
überging, doch seine Augen funkelten freundlich. Er trug einen
schwarzen, fellbesetzten Mantel und hielt die Laterne vor der Brust.
"Das muss der Wildhüter sein. Mein Vetter Tristan hat
mir von ihm erzählt", flüsterte Frank neben
James.
Als sich das Gleis langsam leerte und der Hüne
noch ein paar Mal nach den noch fehlenden Erstklässlern gerufen
hatte, ließ er ein zufriedenes Brummen hören: "So,
das wären dann wohl alle." Er räusperte sich
gewichtig.
„Willkommen in Hogwarts, der Schule für Hexerei
und Zauberei! Ich bin Hagrid, der Wildhüter, ich bringe euch
jetzt über den See zum Schloss. Folgt mir und bleibt dicht
zusammen, damit keiner verlorengeht."
Die Schüler
folgten dem Licht der Laterne einen schmalen Weg bergab und
erreichten bald einen See. Seine schwarze Oberfläche wurde vom
Wind gekräuselt und spiegelte das bläuliche Licht des
gerade noch runden Mondes am Himmel.
