Okay :)
Also das ist die erste Fanfiktion sein einer EWIGKEIT als bitte etwas nachsichtig sein. Ich versuche irgendwie wieder in den Schreibrythmus zu kommen... ich sollte vielleicht mehr lesen oder so xD
Ich suche auch noch ganz verzweifelt einen Beta-Leser. Wer also interessa hat schickt mir einfach ne Mail oder so :)
Die Story an sich habe ich bereits vollkommen ausgeplant, muss aber noch fast alles schreiben :/ Ich versuche sie diesmal fertig zu bekommen.
Wie ich schon in der Beschreibung erwähnt habe, enthält die Story ziemlich Heikle Themen. Ritzen, Gewalt, Sex und eine generell schlechte Sprache kommt also ziemlich häufig vor. Seit also gewarnt.
Außerdem steht hier die Bezihung zwischen zwei Jungs im Vordergrund, wers nicht mag soll einfach gehen ;)
Auch und: Glee gehört nicht mir, ich verdiene kein Geld hiermit etc. etc. etc
So, jetzt gehts los mit dem Prolog:
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Die Musik ließ den Boden und die Menschen die auf ihm Standen im Takt der Bässe erzittern. Menschen um Menschen standen nebeneinander, rieben ihre verschwitzten parfümierten Körper aneinander und bewegten sich in einer großen Masse einheitlich zur Musik.
Die Bewegungen lasziv und die Blicke vielversprechend.
Kurt stand in der Mitte der Tanzfläche mit den Augen geschlossen und ließ sich von der Masse bewegen. Von allen Seiten rieben Körper an ihn und stießen ihn immer wieder an andere, die dieses Spiel endlos fortsetzten. Die Musik floss nahtlos zum nächsten Song über und ließ sein Herz schwer pochen. Der Alkohol hatte einen widerlich schalen Nachgeschmack in seinem Mund hinterlassen und er versuchte ihn durch Schlucken etwas wegzubekommen, als sich plötzlich etwas in der Atmosphäre änderte. Es war ihm als würde der Boden sich neigen und er stolperte etwas.
Mit einem Mal war es ihm zu warm, zu eng, zu laut, zu voll. Zu viel auf einmal.
Ein beklemmendes Gefühl durchfuhr ihn und er öffnete seine Augen nur, um einem gesichtslosen Mädchen ins Gesicht zu schauen, welche im Moment vor ihm Tanze, ihn berührte und drängte. Die Berührungen brannten unangenehm auf seiner Haut und er trat, soweit sich Platz bot, einen Schritt zurück um Atem zu holen. Sie beachtete ihn nicht sondern blickte mit einem seligen Lächeln und glasigen Augen durch ihn hindurch. Ihre dunklen Haare klebten an ihrem verschwitzen Gesicht und ihre Pupillen waren so geweitet, dass man nur noch einen schmalen Streifen ihrer blauen Iris sehen konnte. Ihr Gesicht verriet ihm, dass sie im Moment nicht im Hier und Jetzt war.
„Drogen", fuhr es Kurt durch den Kopf und für einen Moment war er sich nicht sicher, was er tun sollte.
Ein kräftiger Arm schlang sich um ihre Hüfte und drückte ihren Körper an den einer Person hinter ihr. Der Mann wandte ihren Kopf zu ihm herum und küsste sie mit offenem Mund.
Kurt konnte sich vage erinnern, dass das Mädchen alleine mit Freundinnen gekommen war, sie standen in der Schlange hinter ihm. Aus ihren Gesprächen konnte er heraushören, dass sie das erste Mal in einem Club waren. Das Sie die Drogen freiwillig genommen hatte bezweifelte er irgendwie. Es war so leicht jemandem etwas in diesen Massen unterzujubeln.
Ohne einen weiteren Blick auf das Mädchen und den Mann hinter ihr zu werfen, wand er sich ab und versuchte sich durch die warmen Massen zu drängen. Weg, einfach nur weg wollte er von der beklemmenden Enge, dem unbegründeten Mitleid dem Mädchen gegenüber und der lauten Musik die alle seine Sinne betäubten. Aber auch außerhalb der Tanzfläche konnte er den Klos im Hals nicht herunterschlucken, es waren zu viele Menschen auf einmal. Von einer plötzlichen Panik erfasst bewegte er sich mit schnellen Schritten auf die Damentoilette zu und öffnete schwungvoll die Tür. Der Schwall parfümierter Luft, die ihm entgegen kam, ließ sich nur schwer herunterschlucken, bot aber eine willkommene Abwechslung für seinen Rachen.
Die paar Mädchen im Raum unterbrachen seinetwegen ihre Unterhaltung und musterten ihn von Kopf bis Fuß, bevor sie das Gespräch wieder aufnahmen. Er war keine Gefahr für sie, er war schwul und eher einer der auffälligen Sorte. Die Mädchen Toilette benutzte er schon, seit er in der Mittelschule war und keiner der Mädchen hatte sich bis jetzt beschwert und ihm war es lieber ignoriert, als verprügelt zu werden.
Er bewegte sich an den Mädchen vorbei und schloss sich in einer Kabine ein. Mit seinen Händen in den aufwendig gestylten Haaren vergraben setzte er sich auf einen verschlossenen Toilettendeckel und stützte sich auf seinen Knien ab. Er wusste selbst nicht, was auf der Tanzfläche geschehen ist.
Er hatte Spaß gehabt, getrunken getanzt und sich versucht zu vergessen. Das war genau das, was er sich jedes Mal als Ziel vorgenommen hatte. Sich in der Menge zu vergessen, seine Probleme mit Alkohol zu ertränken und einfach mit anderen Leuten zu sein und unter zu Leben auch nur für ein paar lausige Stunden zu entfliehen.
In der Menge zu sein hieß für ihn nicht alleine zu sein, aber zum ersten Mal seit dieser Erkenntnis, hinterfragte er diesen Gedanken. Es war, egal wie viele Menschen um ihn herum waren, wie nahe sie ihm waren, das erdrückende Gefühl der Einsamkeit ließ sich nicht abschütteln. Egal wie sehr er versuchte teil der Masse zu sein, fühlte er sich isoliert und ausgesondert. In der Kabine neben sich hörte er, wie sich jemand keuchend übergab, immer und immer wieder, bis der Finger nichts mehr herausholen konnte. Sie zog die Spülung und verließ die Kabine schnell wieder. Der Geruch der Kotze blieb.
Er lehnte sich zurück und schloss seine Augen. Er passte hier nicht herein, es war weder seine Szene noch etwas was er gerne machte. Das hier war nicht er. Nicht der Kurt, für den in sein Vater hält, nicht der Kurt, den seine Mutter kannte.
Die Nächte waren Pflicht, er musste erscheinen oder er konnte am nächsten Tag nicht mitreden. Das Erscheinungsbild war auf der McKinley das A und O. Etwa du gehörst dazu oder nicht. Und wenn man Letzterem angehörte, bestand das Leben nur aus blauen Flecken und zerstörten Büchern.
Statt sich von der penetranten Musik die Trommelfelle zerstören zu lassen, ging er lieber ins Theater und hörte sich Musicals an. Statt sich seine Stimme durch Zigaretten und brennenden Alkohol zu ruinieren, sang er sich lieber die Seele aus dem Hals und statt sich sexy anzuziehen, wollte er lieber schick und gut gekleidet auftreten. Aber all das waren Dinge, die er wollte, nicht die beliebte Mehrheit. Und auf die Gruppe musste gehört werden, wenn man in ihr sein wollte.
Also ging Kurt jede Woche in Clubs, trank, rauchte, steckte sich den Finger in den Hals und knutschte mit Wildfremden Typen, die immer mehr verlangten, als er ihnen bieten wollte. Es war beinahe so als würde er auf Autopilot handeln, manchmal bekam er einfach nichts mehr mit und durchlebte einen ganzen Tag ohne sich am Abend an irgendeine Einzelheit erinnern zu können.
Es war nicht das, was er wollte, aber es sicherte ihm einen Platz in der Gruppe, die ihn für einen Moment seine Einsamkeit vergessen ließ. Die Einsamkeit, mit der er nie wirklich zurechtkam, als sie ihn nach dem Tod seiner Mutter erfasst hatte. Sie war die Einzige, die ihn jemals verstand und verstehen würde. Natürlich hatte er Freunde, auch richtige Freunde, aber zu wissen, was es heißt, er zu sein würden sie niemals verstehen. Auch die Beziehung zu seinem Vater war auch nicht mehr das, was sie mal war. Seit er damit angefangen hatte, waren Gespräche angestrengt und die Abendessen still. Sie hatten sich nichts mehr zu sagen, auch wenn Kurt innerlich nach seinem Vater schrie, brachte er keinen Laut über die Lippen. Und seit Carole und Finn Teil der Familie waren, war er als Sohn sowieso nichts mehr Wert. Mit einem letzten Seufzer stand er von der Toilette auf und drängte sich an ein paar Mädchen aus dem Raum heraus.
Die Tanzfläche war keine Option mehr für ihn. Eine Panik Attacke reichte ihm für die Nacht und ihm war die Lust auf Tanzen vergangen, wenn sie überhaupt jemals da war. Die Bar war leer, bis auf ein paar Jugendlichen und in dem Moment genau das was Kurt brauchte. Er hatte bereits einiges intus aber die Aussicht nicht mehr klar denken zu können war im Moment zu verlockend. Er setzte sich auf einen der Hocker und wartete, bis die Barkeeperin ihn bemerkte.
Noch bevor er etwas bei ihr bestellen konnte, sah er ihn und es war als wäre ihm alle Luft mit einem harten Schlag aus der Lunge entwichen.
Er hatte diesen Effekt jedes Mal.
Er stand nur einige Meter weiter an einer Säule und schaute ihn direkt und unverhohlen an, die grün-grauen Augen in den flimmernden Lichtern funkelnd und der Mund verzogen zu einem Lächeln, welches die Zähne dahinter nur erahnen ließ. Kurts Nacken prickelte und ein unangenehmer Schauer ließ ihn nach vorne Zucken. Er wand seinen Blick rasch ab und biss sich fest auf die Unterlippe. Natürlich war er hier. Er fand ihn überall, ohne Ausnahme und beschlagnahmte immer das, wovon er glaubte, dass es ihm gehöre. Es grenzte an Besessenheit. Es war dumm von Kurt anzunehmen ihm auch nur für eine Nacht entkommen zu können. Entkommen war zwecklos, er hatte ihn bereits gesehen und würde ihn wahrscheinlich verfolgen, wenn er es versuchen würde. Und mit ihm an einem Ort ohne Menschen zu sein war das Letzte, was Kurt wollte.
Das Einzige was ihm jetzt noch blieb war nachzugeben. So wie er es immer tat.
Ohne die Barkeeperin zu beachten, die ihn mittlerweile schon drei Mal gefragt hatte was er denn wolle, stand Kurt auf und machte sich in seine Richtung auf. Hinter der Säule war eine kleine Nische, verdeckt von schweren Vorhängen und in der Dunkelheit nur schwer einsehbar. Er umrundete die Säule und trat in die dunkle Nische ein, wo er schon mit einem eisernen Griff um das Handgelenk und einem feuchten und nach Alkohol riechendem Mund begrüßt wurde.
Vielleicht, dachte er, vielleicht konnte er es ausblenden, wenn er auf die Musik achtete. Er schloss die Augen und konzentrierte sich vollkommen auf den Beat in der Hoffnung die grapschenden Hände auf seinem Körper und die fremde, eindringende Zunge in seinem Mund ignorieren zu können. Ein Versuch war es Wert.
Die Nacht war dunkel. Zu dunkel. Die flackernden Laternen hatten bereits ihren Dienst beinahe aufgegeben und spendeten der Straße nur sperrlich Licht. Der Park war nicht weit von einem abgesonderten Bahnhof und das leise rattern von spät nächtlichen Zügen war das Einzige, was die Stille durchschnitt.
Es war ihr Revier. Der Park, die Wege, die Straßen. Alles gehörte zu ihrem Umkreis und war auch deutlich gekennzeichnet. Jede Fläche war mit Graffiti besprüht und Gegenstände demoliert um das deutlich zu machen.
Der Warbler Vogel befand sich überall und zeigte jedem, auf wessen Grund sie sich befanden. Missverständnisse gab es keine, wenn jemand auftauchte, konnte das nur als Herausforderung angesehen werden und Herausforderungen wurden ausnahmslos angenommen. Straßenkämpfe um ein Revier waren keine Seltenheit, und als sich einige Silhouetten im Mondlicht abzeichneten, wunderte es Blaine nicht im Geringsten. Er war bereit.
Einige der sitzenden Warblers erhoben sich provozierend langsam, als ginge von den näher kommenden und wahrscheinlich bewaffneten Jugendlichen keine Gefahr aus. „ Na seht mal an, wer hat sich denn in unser Gebiet verirrt hat." Jeff macht eine weite einladende Geste mit beiden Armen. „Kommt nur her", er grinste hämisch. Der Rest der Warblers versammelte sich um ihn herum und spotteten mit dem blonden Warbler. Jeff mochte sich zwar am meisten aufspielen, aber ohne Bestätigung von Wes, David und Thad, den Anführern, durfte er nur bellen.
Wes, der zuvor mit einem Taschenmesser herumgespielt hat, richtete sich lässig von der Mauer auf, an der er Stand und zeigte, mit der Messer Spitze in Richtung der Eindringlinge. Diese hatten eine Art reihe gebildet, an deren vorderster Front ein Junge von vielleicht Anfang 20 Stand. Die Hände auffällig in der Jackentasche vergraben und eine Kippe im Mund. Seine Augen waren blutunterlaufen und leicht glasig. „Ach ja, Jack, du weißt, auf wessen Gebiet du dich gerade befindest, oder? Wollt ihr euch das wirklich antun?", Wes flickte das Taschenmesser zu und zog an seiner Zigarette. „Ihr Scheiß Vögel habt diesen Teil schon viel zulange in eurem Revier: ", spuckte der andere aus und machte ein paar weitere Schritte auf Wes und die Gruppe zu. „Wir haben uns gedacht wir vergrößern unser Gebiet etwas und beseitigen euch zur gleichen Zeit. Zwei Fliegen mit einer Klatsche", seine Jungs lachten auf und stießen bestätigende Rufe aus. Wes schien scheinbar unbeeindruckt, und Blaine hätte es fast geglaubt, wenn er nicht das leichte Zucken seiner Augenbraue und die Verhärtung seines Kiefers bemerkt hätte. „Was denn, reichen euch die Schlampen in eurem Viertel etwa nicht mehr?", Jeff schien voll in fahrt zu sein und nahm sogar seine immer vorhandene Kippe aus dem Mund, um sie auf dem Boden auszutreten.
„Wir wollen einen Kampf eins-zu-eins.", der Junge von der gegnerischen Gruppe trat nun kühn, oder Lebensmüde wie Blaine es beschreiben würde, bis an Wes heran. Sein Blick herausfordernd. „Sicher, wenn du die Waffe aus deiner Tasche tust, bin ich dabei. Wir wollen ja einen „ehrlichen "kleinen Kampf führen, nicht wahr?", Jacks Augen verengten sich. „Sicher", spuckte er aus und griff in seine Tasche und holte eine Schusswaffe heraus. „Die hier?", fragte er spöttisch und drehte sie in seinen Fingern. „Also ich finde ich sollte sie lieber einsetzen, es ist doch viel zu schade sie unbenutzt zu lassen.", er festigte seinen Griff und war im Inbegriff sie schnell auf Wes zu richten, als ein Schmerz seine Hand durchfuhr und die Waffe einige Meter wegschleuderte.
Keine hatte Blaine bemerkt, der die Situation bereits früh erkannt hatte und mit seinem bemerkenswerten Tempo Jack die Waffe aus der Hand getreten hatte. Ohne Jack die Sekunde des Schreckens zu lasse, holte er mit seiner Faust aus und traf ihn frontal am Kopf. Dieser ließ einen Schmerzensaufschrei los und taumelte ein paar Schritte Rückwerts. Seine Gang war für einige Sekunden wie gelähmt, sah dies dann aber als Startschuss. Ohne weiteres Gerede rannten sie auf die Warblers zu und vermischten sich mit ihnen. Anders als sie schienen sie nicht besonders bewaffnet zu sein und hatten gegen die mit Messern und anderem Zeug ausgestatteten Warblers wenig Chance.
Gleich drei sprangen auf Blaine zu, der sich ohne viele Mühe den unkoordinierten Angriffen auswich und selbst dann aber Schläge verteilte, die seine Gegner unerwartet trafen. Jahrelanges Kampfsporttraining und Boxen hatte sich definitiv für ihn ausgezahlt, für einen so kleinen Kerl konnte er ziemlich Schaden anrichten. Er war der Bodyguard von Wes und David und hatte ihnen, ähnlich wie an diesem Abend das Leben gerettet. Während er mit den drei beschäftigt war, die immernoch sich irgendwie auf den Beinen halten konnten, bemerkte er nicht, wie sich von hinten jemand ihm annäherte.
Es brauchte viele um Blaine sich selbst so verlieren zu lassen, dass er seine Umwelt komplett ausblendete. Die über die Jahre so sorgsam aufgebaute Mauer aus Ruhe und Gelassenheit war so solide, dass sie bereits viele Schicksalsschläge und Angriffe überstanden hatte.
Aber ein gezielter Tritt ins Kreuz, der ihn benommen vor Schmerz zurücktaumeln ließ, kombiniert mit der Gereiztheit, die schon seit Tagen seine Schultern in steinartige Verhärtungen erstarren ließ, war schließlich das, was den Faden in ihm endgültig riss.
Schwungvoll ließ er sich in die Hocke fallen, stützte sich auf dem Boden ab und holte mit seinem Bein seitlich aus. Er traf den Jungen in den Kniekehlen, sodass dieser wie ein nasser Sandsack zu Boden fiel. Und obwohl Blaine so viel kleiner als sein Gegner war, riss er ihn mit viel Schwung nach hinten mit, hielt ihn in Position und kniete mit einem Bein auf dessen Brust. Er packte ihn mit seiner rechten Hand am Hals und verzog sein Mund zu einem Grimassen ähnlichen lächeln. Die Person unter ihm versuchte sich verzweifelt zu befreien, aber seine Bewegungen ließen nach und nach an Kraft nach und eine Hand, die
Blaine gewaltsam nach hinten zog rettet ihm wahrscheinlich das Leben.
Blaine fiel rücklings auf den Boden und starrte mit zu schlitzen verengten Augen den schwarzhaarigen Jungen vor sich an. Bevor er jedoch zu Wort ansetzen konnte, wurde er am Kragen hoch gezerrt und die wütenden braunen Augen von Nick Duval bohrten sich in seine. " Mach keinen Scheiß Blaine! Willst du das die Bullen hiervon Wind bekommen? Reiß dich zusammen!", er schüttelte ihn ein paarmal, bevor er ihn mit einem festen Stoß nach hinten losließ.
Blaine atmete raspelnd aus und nahm zum ersten Mal wieder seine Umwelt war.
Der Kampf war vorbei, alle Jungs der anderen Gruppe langen teilweise gekrümmt auf dem Boden, mit blutenden Wunden am ganzen Körper aber noch definitiv atmend. Die Drei mit denen er sich vor der Attacke befasst hatte lagen nicht weit von ihm rücklings auf dem Boden, er hatte gar nicht gemerkt, dass die anderen Warblers sich um die gekümmert hatten.
Mit fest zusammengepresstem Kiefer ließ er den Blick zurück auf den Jungen vor sich wandern, der sich hustend und keuchend mit angezogenen Beinen auf dem Boden wand. Seine Augen waren fest zugekniffen und seine Hände kratzen immer wieder über seinen Hals, als er wie ein Fisch nach Luft schnappte.
Er hatte das getan.
Blaine fuhr sich mit der Hand durchs Haar und leckte sich über die trockenen und eingerissenen Lippen. Der Blutgeschmack ließ ihm übel werden und er fischte sich eine Zigarette aus der Hosentasche um sich und seinen Magen zu beruhigen. Er hatte wieder die Geduld und den Verstand verloren, etwas was ihm in letzter Zeit immer öfters passierte und mit jedem Mal an Intensität zunahm. Es beängstigte ihn mit jedem Mal mehr.
Die anderen Gruppenmitglieder waren damit beschäftigt, die am Boden liegenden jungen Männer um etwas Geld und Waffen zu erleichtern. Die Nacht war, bis auf Leises lachen und das schaben von Schuhen auf dem staubigen Boden, ruhig und die Luft schien still zu stehen. Blaine hob seinen Blick sah wie Wes ihn vom weitem anerkennend zunickte und dann mit David ein Gespräch anfing. Er wusste das Wes ihm dankbar war und ihm irgendwann auch mal zurückzahlen würde. Blaine wusste noch nicht, was genau er dafür verlangen konnte, aber es war immer gut beim Boss gute Karten zu haben.
Die „ red bullets", waren nur eine von vielen Gangs im Umkreis und Jack nur ein kleiner Fisch im Vergleich zu den anderen.
Die Warblers waren wohl zurzeit die stärkste Gruppe, wenn man sich die vergangen Siege der letzten Wochen anschaute. Es war bereits der fünfte Kampf in den letzten drei Wochen in denen die Warblers fast ohne Verletzungen als Sieger heraus kamen.
Lima war ein feindseliger kleiner Ort und Blaine war sich sicher, dass es noch viele weitere Nächte gab, um die Verkrampftheit aus seinen Schultern zu vertreiben.
Tief in Gedanken versunken bemerkte er nicht, wie Nick seinen Arm um die Schulter schwang, und reagierte erst wieder, als er ihm die Zigarette aus dem Mund nahm, um selber daran zu ziehen. " Du wechselst Morgen wieder, stimmt's?", fragte er und blies die Luft über die Nase aus. Blaine grunzte nur zustimmend und riss seine Zigarette wieder an sich. Es war nicht leicht für ihn an die heranzukommen in seiner Situation und er war sicher nicht scharf darauf, dass Nick ihm alle wegpaffte. " Ein Arsch hat mich verpfiffen und beim Direktor angeschwärzt."
" Und der hat das geglaubt? Ohne Scheiß? Ich meine mit deinem Ruf ist es wirklich erstaunlich, dass jemand einem so etwas abkauft.", Nick ließ seinen Arm fallen und zog die Jacke enger um sich, als ein kühlerer Wind aufkam.
Beide bewegten sich bereits von der kleinen Sackgasse weg, in der , der Kampf stattgefunden hatte, und liefen die sperrlich beleuchtete Straße entlang. Die Gegend war schäbig und die meisten Laternen waren bereits kaputt gegangen. Anders als dem Rest der Warblers ging es Blaine und auch Nick bei den Kämpfen nicht um Geld oder Drogen, sondern um das Kämpfen an sich. Blaine war Boxer, aber mit der Zeit und zunehmenden Druck war es ihm einfach nicht mehr genug auf einen reaktionslosen Sack einzudreschen. Er versuchte es mit Sparring Partnern, aber die Regeln des Sportes verhinderten immer das er zu weit gehen konnte, dabei war es genau das, was er einmal wollte. Außerhalb der Regeln Kämpfen, Mann gegen Mann, Faust gegen Faust und ohne Rücksicht auf Verletzungen und Schmerz.
Diese Unruhe war es schließlich, was Blaine jede Nacht auf die Straße zog. Es hatte etwas absurd Befreiendes seine Aufgestaute Wut und Gereiztheit auf einem sich wehrenden Körper ab zu lassen und zur Abwechslung auch einmal ein paar Schläge einzustecken, sie machten den Kampf umso interessanter. Als er dann die Warblers fand, oder besser gesagt sie ihn, wusste er, dass er seinen Platz gefunden hatte. Die Warblers waren ein loser Haufen, wenn es um Beziehungen untereinander ging, aber umso enger verflochten, wenn es um Kämpfe ging. Daher hatte Blaine auch mit keinem wirklichen Kontakt, nur mit Nick konnte er ab und zu reden. Nick war in dem Sinne genauso wie er, reiches Elternhaus, missverstanden, alleingelassen und alleingelassen. Einfach nur wütend. Das war wahrscheinlich auch der Grund, warum er so gut mit ihm auskam. Sie waren keine Freunde, aber näher als all das, was er jemals als eine Freundschaft bezeichnen konnte.
"Er hatte ein verdammtes Video mit seinem Handy gedreht. Keine Ahnung, wie er von unseren Treffen Wind bekommen hatte, aber eines Nachts war er einfach da, stand irgendwo versteckt und filmte den ganzen Scheiß mit" , ein letzter Zug und der Stummel landete auf dem Boden. " Der Rektor konnte es natürlich kaum Glauben, das ICH das war, aber die Beweise waren zu eindeutig. Du hättest die Gesichter meiner Eltern sehen müssen. Mein Vater sah aus als würde sein Kopf gleich platzen und meine Mutter als hätte sie eine Zitrone ganz verschlungen...", er lachte leise und rau. „Mittlerweile haben sie die Security bei unserem Haus erneuert, könnte etwas dauern, bis ich wieder mit euch herumziehen werde. Ich muss erst mal schauen, wie ich die Kameras umgehe.", er seufzte und blickte in den Himmel auf. Der Mond stand schon ziemlich hoch und am Horizont konnte er schon eine leichte hellere Verfärbung ausmachen. Das war eindeutig das Zeichen für ihn wieder nach Hause zu kehren um selbst noch etwas Schlaf zu bekommen. Kaffee ersetzte ihm leider nicht den Schlaf, den er versäumte, egal wie viel er von dem Zeug trank, den ihm die Haushälterin Fr. Lopez jeden Morgen frisch machte.
Mit einem Klaps auf die Schulter ließ Blaine Nick stehen und machte sich auf den Nachhauseweg. Das nachgerufene „ Hals und Beinbruch Morgen!", von Nick, quittierte er mit einer Handbewegung über die Schulter.
Umso wenig Aufmerksamkeit wie möglich zu erhaschen versuchte er seine „Eskapaden", wie sein Vater die nächtlichen Ausflüge immer nannte so weit weg wie nur möglich von seinem Zuhause zu legen. Wenn er sich beeilte, könnte er es noch vor drei Uhr schaffen und genug Schlaf für den Tag bekommen.
Sein Vater war natürlich nicht von Blaines nächtlichen Ausflügen begeistert, aber versuchte schon lange nicht mehr mit ihm darüber zu reden. Lieber versuchte er Blaine durch Alarmanlagen und Drohungen im Haus zu halten und so wenig wie möglich heraus zu lassen. Er war das schwarze Schaf der Familie und gefährdete das sorgsam aufgebaute Bild der Andersons. Obwohl seine Familie zerstörter ist, als alles was er jemals gesehen hatte, gab sie nach außen hin das perfekte und stabile Familienbild ab. Die neue, junge Sekretärin und die Zeiten, die sein Vater im Büro verbrachte wurden, als Überstunden abgespielt und der ständig wechselnde Poolboy wurde erst gar nicht vor Gästen erwähnt. Auch Blaines Sexualität wurde ständig unter den Teppich gekehrt und so musste er sich schon auf manchen Dinner Partys das Geschwafel der Gäste anhören, die ihm praktisch vorsangen wie schön und talentiert ihre Töchter waren, wenn er ihnen aber am liebsten ins Gesicht geschrien hätte: „ich steh auf Schwänze!"
Und wenn Blaine das schwarze Schaf der Familie war, war sein Bruder Cooper das weiße.
Obwohl er schon seit Jahren aus dem Haus gezogen war, er hatte es nicht mehr in der Familie ausgehalten hatte er Blaine damals erzählt, war er immer noch überall das Gesprächsthema Nummer 1.
Mit Stolz erzählte seine Mutter, wie er seine Freundin geheiratet hatte und sein Vater, wie gut seine Schauspielkarriere lief. Und egal wie gut Blaine auch in der Schule war, wie viel Trophäen er gewonnen hatte in diversen Sportarten, er wurde nie erwähnt. Als er jünger war, hatte er Cooper deswegen mit Leidenschaft gehasst, aber mit den Jahren hatte sich dieser Hass in Mitleid entwickelt, als er sah, wie sehr sie ihn bedrängten.
Katherine zu Heiraten hatte Cooper ebenso wenig vor wie Jura zu studieren, was er tat, bevor er mit der Schauspielerei begann. Und auch wenn er nicht so sehr wie Cooper von seinen Eltern eingeschränkt wurde, musste auch er einem gewissen Bild in der Familie entsprechen.
Das geheime Motto der Andersons war: Solange wir Perfekt nach außen sind, ist alles egal.
Der brave Junge, freundlich, hilfsbereit, schick gekleidet, immer in Büchern versunken und an der Spitze seiner Klasse, das war er in den Augen aller Bekannten und Nachbarn. Und das musste er auch bleiben, wenn er weiterhin in dem Haus leben, und auch nur einen Pfennig seines Erbes in der Hand halten wollte. Dass er natürlich begabt war, war natürlich ein glücklicher Zufall und erleichterte es ihm diese Persona dauerhaft aufrecht zu halten. Er war eigentlich kein wirklich aggressiver Mensch, er liebte Broadway, Musik und Literatur, aber irgendwann wurde es ihm dann auch zu viel. Was brachte ihm es über seine Gefühle zu singen wenn er sie nicht auch ausleben durfte?
Nächte wie diese dienten ihm dann als Ventil alle Gefühle, die er im Laufe der Tage unterdrücken musste, los zu werden bevor er am nächsten Tag wieder Blaine Anderson spielen musste.
Er zog ein letztes Mal an seiner Zigarette, ließ sie zu Boden fallen und trat sie aus, bevor er das dunkle Haus betrat, in der Hoffnung noch etwas Schlaf zu erhaschen und keinen zu wecken.
