Titel: Regen
Inhalt: Der Beginn einer Reise…
Rating: PG-13, Nachdenkliches
Disclaimer: Alle bekannten Charaktere gehören natürlich Meister Tolkien
~Danke an meine liebe Beta-Leserin und an
Leta für ihre Unterstützung!~
Regen
Der Himmel war grau, es regnete und leichter Nebel stieg auf. Regen…er musste lächeln. Seine Augen
schweiften über das Bücherregal und blieben an einem zerlesenen Buch hängen.
Ganz in Gedanken versunken stand er von seinem Schreibtisch auf und nahm es an
sich. Sanft strich seine Hand darüber. Auch an jenem unvergesslichen Tag hatte
es geregnet. Der Tag, der sein Leben verändert hatte, der es so viel reicher
gemacht hatte.
Er ging zurück an seinen Schreibtisch und versuchte, seine Gedanken in eine
klare, lesbare Form zu bringen. Zum wievielten mal nun schon? Er wusste es
nicht. Wirklich nicht.
Es war ein verregneter, nebeliger Tag. Ich war mit dem Zug unterwegs zu einem
Freund. Ein begeisterter Herr der Ringe -Fan. Ich selbst hatte den Film im Kino
gesehen und versuchte jetzt, mich in den 2. Teil hineinzulesen, was mir aber
nicht wirklich gelingen wollte. Ich zog die Lektüre aus meiner Tasche, ließ sie
aber auf meinem Schoß liegen. Die neblige Landschaft draußen war wirklich
schön, und irgendwie geheimnisvoll. Ich hatte mein Abteil ganz für mich, also
leistete ich mir ein zufriedenes aufseufzen. Der Zug fuhr langsam in den
Bahnhof ein. Ich versuchte, mich in die
zwei Türme zu vertiefen. Aber nach einer Weile wurde ich gestört. Die
Abteiltür wurde geöffnet und eine sanfte Stimme fragte: „Entschuldigung, ist
hier noch frei?" ich murmelte etwas, dass ein ja werden sollte. Dann blickte
ich auf- und starrte die Person an. Es war eine Frau. Die schönste, die ich je
gesehen hatte: ihr langes, dunkles Haar und ihre hübsche Figur, von ihren
dunklen Kleider noch betont. Sie setzte sich lächelnd. Dann schlug sie die
Beine übereinander, zog ein Buch mit ledernem Einband aus ihrer Mantelrasche und
begann zu lesen. Die kennst du doch
irgendwoher! Sagte eine kleine Stimme in meinem Kopf. Höchstens aus deinen Träumen! Meldete sich eine andere. Ich wollte
irgendetwas sagen, brachte aber kein Wort heraus. Also las ich weiter. Die
Worte schwirrten in meinem Kopf herum und ergaben doch keinen Sinn. Schließlich
blickte ich auf und sah sie wieder an. Der Regen trommelte ans Fenster, die
Seiten des Buches tanzten unter ihren Händen, und ihr Gesicht erstrahlte in
einem seltsamen, beinahe goldenen Glanz. Ich sah sie nur an und die Zeit schien
stillzustehen. Dann erkannte ich die geprägten Worte auf dem Buchdeckel. The
Two Towers. Sie las Der Herr der Ringe, und sie las ihn auf Englisch! Beinahe
automatisch flüsterte ich den Titel. Eine ewig lange Minute geschah gar nichts.
Dann sah sie mich direkt an, mit unendlich blauen Augen. Und in diesem
Augenblick erkannte ich sie. Ich wollte etwas sagen, aber sie kam mir zuvor: „Eine solche Reise erfordert Mut, mehr Mut als
viele aufbringen können. Du musst deinem Herzen erlauben, zu verstehen. Lass
dich darauf ein. Vertrau dich unserer Geschichte an." Dann verlies sie das
Abteil. Ich sah sie draußen stehen. Sie drehte sich noch einmal um, dann
verschwand sie im Nebel. Ihre Worte hallten endlos in meinem Kopf wider. Vertrau dich unserer Geschichte an.
Immer und immer wieder. Schließlich drang eine andere Stimme in mein
Bewusstsein. Ich öffnete die Augen und starrte den Mann vor mir verständnislos
an. „Die Fahrkarten bitte", sagte der mit leicht gerunzelter Stirn. Ich zeigte
ihm das Gewünschte, und er verließ das Abteil. Auf der Bank gegenüber lag das
Buch. Lass dich darauf ein. Ja, sagte
ich leise. Ich weiß bis heute nicht, ob alles nur ein Traum war, oder
Einbildung. Aber keines von beiden hinterlässt doch solche sichtbaren Spuren,
wie zum Beispiel Bücher, oder doch? Ja, ich habe mich auf die Reise
eingelassen. Ich habe es getan und es auch später nie bereut.
Lächelnd blickte er auf das in Leder gebundene Buch. Es war egal, ob ihm
irgendjemand glauben würde. Eigentlich rechnete er auch gar nicht damit. Aber
es war ihm auch nicht wichtig. Er nahm das Blatt vom Schreibtisch und legte es
vorsichtig in eine Mappe. Dann ging er hinaus in den Regen und den Nebel.
Ende
