Loving you was suicide

Der Regen prasselte dicht und kalt auf den Asphalt und belebte die Nacht. Es war ungewöhnlich kühl für Mitte Herbst, wobei der Wind einem das Wasser auf der Haut fast gefrieren ließ.

Den Mann, der, an einen kahlen Baum gelehnt, auf der anderen Straßenseite stand, störte das alles nicht. Er schien schon so lange da zu sein wie der Regen, der das kleine einsame Dorf bereits seit Tagen überflutete.

Das Wasser tropfte ihm von seinen dunkelbraunen Haaren und ebenfalls dunklen Kleidern, die an seiner hageren Form klebten. Tief in Gedanken versunken starrte er ins Nichts, seine klaren blauen Augen auf keinen festen Punkt fixiert. Wenn man genau hinsah, konnte man für einen winzigen Augenblick sehen, was hinter seinem ausdruckslosen Gesicht vor sich ging. Traurigkeit und Verzweiflung formten seine Züge und für einen Moment flammte unbezähmbare Wut in seinen Augen bevor sich ein Ausdruck der Hoffnung breitmachte. So schnell wie dieser Augenblick gekommen war, verschwand er auch wieder, nicht nachvollziehbar für jeden Außenstehenden.

Ein plötzlicher Pfiff durchbrach die Stille und der Mann löste sich aus seiner Starre. Nun zu voller Größe aufgerichtet konnte man auch den Rest seiner Gestalt wahrnehmen. Er war schlank und sehr groß. Auf seiner rechten Wange hatte er eine lange Narbe, die sich im fahlen Licht der Straßenlaterne deutlich von seiner blassen Haut abhob.

Als nun Schritte laut wurden, drehte er sich blitzschnell um und verschwamm mit der Dunkelheit der Bäume um ihn herum. Für andere war der Fremde niemals mehr gewesen als ein Schatten, eine Einbildung.

Der Mann bewegte sich schnell und unauffällig durch die Dunkelheit. Seine gut trainierten Augen nahmen die Umgebung war als wäre es Tag und seine Ohren erkannten jedes Geräusch. Er sah und hörte alles, während die Menschen ihn weder sehen noch hören konnten.

John Druitt hatten nur wenige Menschen als diesen jemals kennen gelernt. Jack the Ripper hingegen kannten wurden es weniger, aber eine Mordserie wie die 1888 in London war nur schwer aus dem Gedächtnis der Leute zu löschen. Generell schien das Böse immer hängen zu bleiben und verweilte in den Geschichtsbüchern.

Niemand, sollte er dem fremden Mann begegnen, würde vermuten, dass dieser Mensch dieses schreckliche Verbrechen begangen hatte. Nur sehr wenige Menschen kannten die ganze Wahrheit, den guten Teil der Geschichte und der größte Teil von ihnen war längst tot.

Die wenigen, die noch lebten, hingegen begegnete ihm mit Vorsicht und Misstrauen und die Erkenntnis, dass sie ihn nie verstehen würden erfüllte ihn mit Verbitterung. Schon lange hatte er aufgehört sich zu fragen, warum es ausgerechnet ihn hatte treffen müssen. Hatte er doch alles gehabt, was man sich im Leben wichtiges erträumen kann, und alles verloren.

Auf ein Hoch folgt ein Tief,
Vollkommenheit ist endlich und
Freude nicht von Dauer.
Er war zu hoch geflogen und tief gefallen,
sein Sturz nicht aufhaltbar.

Und so blieb ihm nichts als die Verbitterung und die Frage was hätte passieren können, hätte er vor so vielen Jahren einfach Nein gesagt.