Disclaimer: Die Welt Zamonien mitsamt all ihren Charakteren gehört dem wunderbaren Walter Moers. Die Idee der Mythembearbeitung stammt vom großartigen Dichter Hildegunst von Mythenmetz.
Wamal ar
Verehrte Leser,
Mein Name ist Margarete Wortmacher und ich bin eine Schriftstellerin in ihren blutigen Anfängen von der Lindwurmfeste. Ich bin eine so blutige Anfängerin, dass ich sogar noch auf die Schriftstellerschule gehe. Ich möchte euch nun, werte Leser, eine meiner Hausaufgaben präsentieren.
Es handelt sich dabei nämlich um den Versuch einer Mythenmetzschen Mythembearbeitung. Auch wenn – oder vielleicht gerade weil – Hildegunst von Mythenmetz schon seit 369 Jahren nicht mehr unter den Lebenden weilt, ist und bleibt er einer der wichtigsten und brillantesten Dichter aller Zeiten. Ihm zu Ehren versuchen wir Nachwuchsautoren einige seiner Kunstgriffe nachzuahmen, um zu verstehen, wie schwierig sie sind. Und hier kommt die Mythembearbeitung und meine Hausaufgabe ins Spiel.
Als Erstes nun sollten wir ein eigenes, nicht allzu langes Gedicht schreiben. Ich schrieb das Folgende:
Was einmal war
Das Grün der Bäume, das Blau der See,
All dies erinnert mich an dich.
Wir trafen uns in der Nacht,
Damit uns niemand sah,
Sodass nur der Mond über uns wacht.
Du lehntest dich an mich –
Oh, der Abschied tat so weh…
Ich weiß, dass es nicht besonders gut ist – aber zumindest reimt es sich. Irgendwie… Doch nun zum spannenden Teil der Hausaufgabe: Die Mythenmetzsche Mythembearbeitung. Den meisten von euch sollte dies ein Begriff sein, und wenn nicht – dann schämt euch! Aber ich will ja nicht so sein. Also, Mythenmetz war der Meinung, dass, wenn man einen Text verfasst, sich ein zweiter quasi automatisch dazuschreibe. Und an diesem Text komme man, indem man einfach willkürlich Buchstaben und Silben wegnehme. Beeindruckend, nicht wahr? Der Dichter selbst meinte dazu: „Das ist die wahre, die freie Literatur! Das ist Literatur, die sich selbst gebiert." Viele hielten ihn damals für verrückt, besonders Laptantidel Latuda – aber der hatte ihn ja noch nie gemocht –, doch heute wissen wir, dass Mythenmetz nur seiner Zeit voraus war und die Mythembearbeitung das Genialste ist, dass ein Schriftsteller zustande bringen kann – wenn er denn das Richtige wegstreicht… Hier kommt also nun mein Versuch:
Wamal ar
Das ün deme, das Bl deree,
Allies erinnert aich.
Wi tra unsn Na,
Dans niem sa,
Sodaur Moüb unsacht.
Elehn sich anmi –
Ode Abschied tato…
Ich bin mir nicht sicher, ob ich es verstanden habe, aber mein Lehrer hat mir eine Zwei gegeben, also habe ich wohl etwas richtiggemacht. Des Weiteren hoffe ich natürlich, dass euch, hochgeschätzte Leser, meine Mythembearbeitung à la Mythenmetz gefallen oder sogar zu eigener Poesie inspiriert hat.
Jetzt wäre natürlich der perfekte Augenblick, mit meinen Publikationen zu werben, doch da ich noch ein sehr junger Saurier bin, habe ich natürlich noch nichts veröffentlicht. Wenn sich da aber etwas tut oder ich wieder eine schöne Hausaufgabe zu teilen habe, melde ich mich wieder bei euch.
Bis dahin verbleibt mir in bester Gesundheit und ehrt Mythenmetz und die Dichtkunst im Allgemeinen, so gut ihr es vermögt.
Mit geschwungenen Grüßen,
Eure Margarete Wortmacher
PS: Ist euch eigentlich aufgefallen, dass dieser gesamte Text eine Mythenmetzsche Abschweifung gewesen ist? Wunderbar, nicht wahr?
ENDE.
