, Samstag
„Muss das sein Maman?" flüsterte ich traurig und lies meine Mutter weiter an mir herumzupfen.
„Oui, ma chérie."
Ich sah die Person vor mir an. Das siebzehnjährige Mädchen im Spiegel hatte glänzende, dunkelbraune Haare; sie fielen in langen Wellen. Ich sah an mir herab. Ich trug ein weißes knielanges Kleid an, an dessen Taille eine goldene Kordel mehrmals herumgewickelt wurde. Es sah aus wie eine griechische Göttin, fehlte nur noch das Efeu in meinem Haar, aber das blieb mir zum Glück erspart.
Ich bin Halbgriechin und Halbfranzösin, deswegen musste ich wenigstens eins meiner Herkunftsländer repräsentieren.
Mein Mutter hinter mir zog die Kordel noch etwas straffer, sodass mein Bauch schmerzte.
„Maman! Das tut weh!" „Schatz, du musst heute hübsch aussehen, also zier dich bitte nicht so!" Ich verdrehte meine Augen und schaute mit zusammengekniffenen Augenbrauen weiter mein Spiegelbild an. Ich war perfekt geschminkt, Maman hatte extra eine Make Up Stylistin gebucht. In meinem Gesicht war kein einziger Pickel, perfekte Haut, leichte rosa Backen und ein durchsichtiger Lipgloss auf den Lippen. Ich trug Lidschatten, zwar sichtbar, aber nicht übertrieben. Ich sah göttlich aus. So sehr ich meinen Anblick und die Schönheit genoss, so sehr hasste ich auch, wofür das Ganze galt.
Ich wurde zwangsverheiratet.
„Wie alt ist er?" „Siebzehn, wie du." antwortete sie. „Möchte er das Ganze?" „Das hat dich nicht zu interessieren Madeleine! Ihr beide zieht das einfach durch okay? Er ist gut für unsere Familie, und du gut für ihre. Ich habe gehört er ist ein Blutsverräter. Abschaum der Familie. Aber du wirst ihn wieder auf den richtigen Zweig bringen, hab ich Recht meine Liebe?" Sie lies von mir ab und sah mich lächelnd durch den Spiegel an. Ihre Worte duldeten keinen Widerspruch.
„Natürlich Maman, natürlich." Ich zwang mich zu einem künstlichen Lächeln. „Bien." Und damit lies sie mich alleine.
Sie wusste nicht, dass ich ihre Ansichten nur teilweise teilte. Klar, Muggelgeborene sind auch nicht gerade hoch auf meiner Freundesliste, aber ich muss sie nicht als Schlammblüter bezeichnen oder gar angreifen.
Ich fragte mich, ob sie schon dem Dunklen Lord folgten und Todesser waren. Falls nicht, dann bestimmt in der nächsten Zeit, denn sie vertraten schon lange seine Ansichten.
Selbst die Familie steht dafür hinten an, und die Familie bestand außer meinem Vater, nur aus meiner Mutter und mir.
Meine Mutter war jung, da sie mich schon mit 20 Jahren bekam. Sie erwartet das selbe von mir. Ich musste diesen Jungen heiraten, mit gerade einmal 17 Jahren und ich sollte natürlich so schnell wie möglich schwanger werden.
Der Grund warum ich zu dieser Hochzeit gezwungen wurde ist klar. Ich musste unsere Familienehre retten, da die Firma meines Vater pleite ging und wir nicht mehr so reich waren wie früher. Als Reinblüter geht das natürlich nicht, und die Black's haben nuneinmal viel Geld. Desweiteren ist einer ihrer Söhne vom Weg abgekommen und wenn er mit einem Reinblut verheiratet wäre, würde die Schande nicht ganz so groß sein.
Ich habe ihn zwar bisher noch nicht gesehen, das werde ich jedoch in den nächsten 20 Minuten. Ich war schon gespannt auf ihn. Laut Erzählungen soll er gut aussehen, gerade zu ein Herzensbrecher sei er. Ich schnaufte. Als würde er mir Konkurrenz machen. Meine Eltern wussten es natürlich nicht, aber in Beauxbatons hatte ich genug Jungs. Es war zwar eine Mädchenschule, auf die ich geschickt wurde, was aber nur wenige wussten, war, dass ungefähr zehn Minuten Fußmarsch eine Schule voller notgeiler Jungs auf mich wartete. Da sie eine Jungenschule waren und somit nie Mädchen zu Gesicht bekamen, war ich natürlich heißbegehrt. Ich hatte nicht viele Freundinnen auf meiner alten Schule, sie waren mir zu hochnäsig. Nicht, dass ich nicht eingebildet bin – das bin ich wahrlich, aber sie waren eher kleine Balletttänzerinnen, die ohne ihre Mami gar nichts konnten und sich trotzdem für etwas besseres hielten. Und da sie eh nichts von Partys und Jungs hielten, dachte ich lieber, dass ich mein eigenes Ding machen würde. Und so geschah es dann auch. Jedes Wochenende und manchmal sogar abends unter der Schulwoche, schlich ich mich aus dem Gebäude und verbrachte die Nacht bei den Jungs. Es waren nicht immer dieselben, ich probierte aus. Und dazu boten sich genug Gelegenheiten, da sie fast jede Woche Partys schmissen. Ja, Jungs hatten in den französischen Zauberschulen mehr Freiheiten als wir Mädchen. Dort gab es keine Bettruhe und Lehrkräfte, die jede Stunde die Gänge nach Schülern kontrollierten.
Die kompletten letzten zwei Schuljahre verbrachte ich damit, Erfahrungen zu sammeln, und die hatte ich nun genügend.
Wenigstens hatte ich mein Leben gelebt, bevor ich dazu gezwungen wurde mich zu verloben.
„Madeleine! Vas-y!" rief meine Mutter von unten herauf.
Mein Herz fing auf Kommando wie wild an zu pochen. Ich starrte noch einmal in den Spiegel und checkte, ob alles perfekt saß. Ein letzter Blick schweifte über das Zimmer, in dem ich stand. Ich nahm an es war Regulus' Zimmer. Sie meinten Sirius' Zimmer würde nur aus Postern von nackten Frauen bestehen. Bei dieser Aussage schüttelte ich lächelnd den Kopf. Was für ein Idiot.
Ich lief die robuste Treppe des dunklen Hauses nach unten. Das Haus der Black's war genauso schwarz wie ihr Name. Es war nicht sonderlich dreckig hier, aber auch nicht wirklich sauber. Alles wurde dunkel gehalten. Wäre ich ein Angsthase wie die aus meiner alten Schule, würde ich hier kreischend wegrennen. Aber ich war nicht pingelig.
Kurz bevor ich das Wohnzimmer erreichte, kam meine Mutter zu mir, legte eine Hand auf meine Hüfte und führte mich hinein.
„Sirius, das ist meine Tochter Madeleine Daphne Phoebe Boutier."
Mein Gesicht verzog sich leicht, als sie meinen kompletten Namen vortrug. Und es blieb nicht unbemerkt. Der kleine Black lächelte kurz, musterte mich jedoch anschließend wieder und kam näher.
„Ich bin Sirius." Er reichte mir seine Hand und schaute mich arrogant an.
„Maddie." Ich schüttelte kurz seine Hand und lies sie gleich wieder los.
„Walpurga, wir müssen uns beeilen. Die drei kommen sonst noch zu spät zu ihrem Zug." sties meine Mutter erschrocken aus.
Ich starrte schnell auf die Uhr – 10.30 Uhr. Fuck. Dieser scheiß Penner kam zu spät, und ich sollte deswegen meinen Zug verpassen?!
„Siehst du, du unnützes Kind? Nur weil du wieder gemeint hast, dir Zeit zu lassen und deine Verlobte und ihre Familie hier warten zu lassen, verpasst ihr noch euren Zug. Beweg dich, schnell!" schrie Walpurga rum und schubste Sirius durch das Wohnzimmer nach draußen zu unseren Koffern. Ich hörte ihn schnaufen und protestieren und fast tat er mir ein wenig Leid, denn in dieser Familie mochte ich auch nicht leben. Aber er kam nuneinmal zu spät, also war das Ganze seine eigene Schuld.
„Vas-y ma petite fille." Meine Eltern führten mich Richtung Auto.
(Ja ein Auto! Der Kamin der Black's funktionierte nicht mehr für Flohpulver und sie mussten auf diese „abscheuliche" Muggelvariante umsteigen).
Heute würde mein siebtes und letztes Schuljahr beginnen. In Hogwarts, England.
„Und wehe du lässt sie allein, Blutsverräter! Ich warne dich, wenn ich nur eine Beschwerde höre!"
Ich zuckte bei dem Geschrei von Sirius' Mutter zusammen. Boah, die würde ich auch mal gerne schlagen, da kriegt man ja Aggressionen. Meine Güte. Außerdem war ich kein kleines Kind mehr.
Regulus lief vor mir, während Sirius unsere Koffer schleppte.
„Au revoir, Maman, Papa. Vous m'allons manquer!" Ich verabschiedete mich von meinen Eltern.
„Du wirst mir auch fehlen, aber jetzt beeil dich, die Jungs sind schon fast am Zug!" haspelte meine Mutter gefühllos und schickte mich weg.
Ich drehte mich um und rannte Sirius und Regulus hinterher.
„Weißt du... ich kann meinen Koffer auch selbst nehmen!" schnaufte ich erschöpft, also ich bei meinem Verlobten ankam.
„Nein danke. Ich schaff das schon." spie er aus.
„Mein Gott, war ja nur ein Vorschlag. Hast du deine Tage oder was?" Ich starrte ihn wütend an. Idiot.
Manchmal passte „Bei Merlin" einfach nicht und ich stieg auf die Muggelvariante um.
Überrascht über meinen Konter, starrte er mich kurz an, lief jedoch in den Zug und suchte uns ein Abteil. Regulus lief in eine andere Richtung, aber das kümmerte mich nicht, ich lief Sirius hinterher.
„Ohje, jetzt nimm doch einfach irgendein Abteil, ist doch scheißegal welches oder?"
„Nein, ich such meine Freunde." meinte er genervt.
Wir liefen seit Minuten durch den Zug, immer wieder an leeren Abteilen vorbei.
„Ernsthaft? Es reicht jetzt Sirius! Ich bin seit sechs Uhr wach und einfach nur noch erschöpft und will-"
„Da sind sie!" unterbrach er mich und ich schloss verwirrt meinen Mund.
Er öffnete die Abteiltür und schon sprangen die zwei Jungen, die darin saßen, auf. „Sirius! Man Alter, wofür hast du solange gebraucht?" lachte der Junge. Er war groß und sehr muskulös. Wahrscheinlich spielte er Quidditsch. Er trug eine runde Brille und hatte braunes, zerzaustes Haar. Es sah aus, als wäre er gerade erst aus dem Bett gestiegen.
„Sorry, waren spät dran." lachte Sirius zurück.
Woran das wohl lag? Ich schnaufte.
„Und wen haben wir hier?" fragte der Junge, drückte sich an Sirius vorbei in den Gang zu mir. Er betrachtete mich musternd und sah mich erwartungsvoll an.
„Maddie. Erfreut." Ich grinste ihn anzüglich an.
„Uuuh. Prongs." grölte ein weiterer Junge. Er war zwar auch braunhaarig, jedoch dünner als Prongs, sah auch ein wenig kränklich aus, dennoch war ich mir sicher, dass auch ihm die Mädchen hinterherrannten. Denn die Blässe lies seinem Aussehen kein Haar krümmen.
„Tut mir Leid. Ich bin Remus Lupin und das ist James Potter." lächelnd streckte er seine Hand aus und ich nahm sie an.
„Kein Problem."
Er zog mich mit ins Abteil und ich setzte mich neben meinem Zukünftigen – bei dem Gedanken könnte ich mich gerade erschießen.
„Also, wer bist du?" Neugierig musterte Potter mich.
„Sie ist -" fing Sirius an, doch ich unterbrach ihn. Nicht, dass er noch eine Lügengeschichte anfing.
„Ich bin seine Verlobte."
Stille.
„- Eh..ja." Potter's Blick lag wieder auf mir und er sah mir direkt in die Augen.
Remus sah verwirrt zwischen Sirius und mir her.
„Meine Eltern wollen mich zwangsverheiraten."
„Scheiße Alter, mein Beileid." gab Lupin seinen Kommentar dazu.
„Eh danke?!" Mein Blick wurde arrogant. Was sollte das bitte? Mit mir war man bestimmt nicht gestraft. Ich sah Potter leicht grinsen.
„So war das nicht gemeint Maddie, wirklich nicht!" versuchte er sich herauszureden. Er sah mich schuldbewusst an und mir wurde deutlich, wie sehr es im Leid tat.
„Jaja ist okay" meinte ich und schaute aus dem Fenster. Fünf Stunden Zugfahrt lag vor mir, prima und die Aussicht bestand allein aus ausgetrockneten Weidefeldern. Super.
„Und wie kam's zu dem Ganzen Padfoot?" fragte Potter Sirius.
Padfoot? Ich verzog mein Gesicht. Wo bin ich hier nur gelandet? Hatte hier jeder bescheuerte Spitznamen? Nachher spielten sie noch im Schlossgarten Fangen und Verstecken.
„Blutsverräter muss wieder eingelenkt werden." spie er abwertend aus. Genervt verdrehte ich meine Augen. Ich vertrat auch nicht alle Ansichten und rebellierte trotzdem nicht. Er könnte sich doch einfach anpassen oder zumindest so tun.
„Das heißt du bist Reinblut, oder?" Ich blickte in Lupin's Augen.
„Du etwa nicht Lupin?" provozierte ich ihn. „Eh nein, Halbblut." stammelte er. Sein Blick fiel unsicher auf Sirius. „Ignorier sie einfach Moony!" sagte Sirius verächtlich, woraufhin ich ihn wütend anschaute. Mich ignorierte niemand, absolut niemand.
„Ach, wird das so sein Sirius? Wir ignorieren uns einfach und bringen das Ganze einfach wortlos hinter uns?" Ich rastete aus, wo bin ich hier bloß gelandet? Für mich war das Ganze auch nicht toll, aber wie es aussah, war ich die Einzige, die hier vernünftig war.
„So seh ich das, Boutier, ja." Schockiert wendete ich mich zu ihm und tippte ihm drohend mit dem Finger auf die Brust.
„Schön, Black. Schön. Aber glaub mir, ich werde es dir nicht leicht machen, das versprech ich dir!" Er schnaufte nur verächtlich. Na warte!
Die restliche Fahrt tat ich so als würde ich schlafen. Da sie nicht wirklich persönliche Gespräche führten, konnte ich mir denken, dass sie wussten, dass ich nur so tat.
„Hey, wartet doch mal!" schrie ich den rennenden Jungs hinterher. Sirius haute einfach ab, samt Freunde. Was sollte ich jetzt machen? Ich kannte mich dort nicht aus und wusste nicht wohin. Potter bedachte mich mit einem kurzen entschuldigenden Blick, ging jedoch Sirius hinterher. Verzweifelt sah ich mich um. Überall strömten Schüler an mir vorbei, es war unüberschaubar.
Es war schon 17 Uhr und obwohl es noch hell war, konnte ich nichts erkennen Das würde ich Sirius heimzahlen. Es war mein erster Tag und er haute einfach ab. Nur weil sie nicht warten konnten, bis ich meine Koffer aus dem Zug bekommen hatte.
Ich sah mich noch einmal gründlich um. Überall fremde Gesichter, aber was hatte ich auch erwartet, ich kannte noch keine Menschenseele.
Mein Blick glitt über die Menge. „Regulus!Regulus!" rief ich und streckte meine Hand nach oben. Der schwarzhaarige Junge, der seinem älteren Bruder wie ein Ebenbild glich, hörte mich nicht. Ich packte meine Koffer und rannte in seine Richtung. „Hey!" „Pass doch auf!" „Geht's noch?" Mir war es egal, wie viele Leute ich anrempelte; ich musste zu Regulus. Er war meine einzige Hoffnung.
„Regulus!" Endlich drehte er sich zu mir um. Ich sah seinen verwirrten Blick und blieb ersteinmal erschöpft vor ihm stehen.
„Ist etwas Madeleine?" fragte er höflich. „Wo muss ich lang? Sirius ist einfach abgehauen -" Ich schnaufte kurz, „ und ich kenn mich nicht hier aus. Kann ich bei dir mitgehen?" Als ich Sirius erwähnte verzog er sein Gesicht, schaute sich danach jedoch ängstlich um. „Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist." „Wieso?" fragte ich sauer. Er sah mich nervös an. „Weiß schon jemand von eurer Verlobung?" „Nein, nur seine zwei Freunde. Lupin und Potter." „Gut." er stieß erleichtert Luft aus. Lag das Ganze wieder am Blutstatus und an der Schande der Black's ? „Komm mit! Da sind auch schon die restlichen Slytherins!" Er schnappte meine Hand und zog mich mit. Was zum Teufel waren Slytherins?
Reviews bitte:)
