Zufall ist ein Vorfall mit der Gewissheit, dass er vielleicht nie eintrifft ...
- YouDon'tKnowHer, meine gute Freundin und Namensgeberin dieser Story, bevor ich den Titel der Länge wegen geändert habe

Sie rannte.

Der an diesem Tag aufgeweichte Untergrund war matschig und schien sie zum Verlangsamen zwingen zu wollen, als wollte er sie verschlingen und wie Treibsand unter sich begraben. Die Zweige und dornigen Blätter der Bäume und Sträucher im Verbotenen Wald schnitten in ihre Haut und schlugen ihr ins Gesicht, doch sie dachte nicht daran anzuhalten.

Was soll das?, fragte sich Ginny, während sie keuchend den Atem ausstieß. Wie lange rannte sie jetzt schon? Eine halbe Stunde, einen Tag? Ihr kam es vor wie die Ewigkeit. Aber sie wollte nicht anhalten – sie wollte nur alles hinter sich lassen. Nur für einen Moment.

Doch schließlich gaben ihre Beine doch nach und Ginny spürte, wie sie einfach unter ihr wegklappten, wie dünne Stelzen. Sie schlug hart auf dem Boden auf und ihr rotes, unordentliches Haar breitete sich um ihr Gesicht aus, sodass es ihr die Sicht raubte.

Sie schloss die Augen und stumme Tränen lösten sich aus ihren Augenwinkeln. Ich bin so dumm, rügte sie sich. Wie hatte ich je denken können, dass alles gut wird? Wie hatte ich je denken können, dass er und ich wirklich ein wir wären? Erschöpft schaffte sie es noch sich auf den Rücken zu drehen.

Sie sollte zurück, das wusste Ginny, doch es ging nicht. Durch eine Lücke in dem Vorhang ihrer Haare sah sie den Himmel und die Wipfel der Bäume, die aussahen, als wollten sie auch diesen Lichteinfall erdrücken. Es war dunkel, sie sah schon vereinzelte Sterne.

Plötzlich sah sie eine Bewegung in den Schatten und sie richtete sich langsam auf. Hatte sie sich das nur eingebildet? Nein, da war wirklich etwas gewesen. Es war nicht nur das Erbeben eines im Wind zitternden Zweiges gewesen oder das Rascheln von Blättern, die ein kleines Tier im Vorbeihuschen gestreift hatte. Da war jemand.

Ginny biss sich auf die Lippe, um nichts Dummes zu tun und konzentrierte sich darauf, was sie tun sollte. Jetzt, wo Voldemort wieder da war, konnte sie sich nicht sicher sein, ob jemand ihr etwas antun wollte oder es nur ein Schüler war, der vielleicht gerade eine Strafarbeit bei Hagrid ablegte.

Der Verbotene Wald war nie harmlos gewesen und zu diesen Zeiten noch gefährlicher.

Sie zog sich vorsichtig weiter hinter einen kahlen, trockenen Strauch – Wacholder? – zurück, wobei sie einen Fuß nach dem anderen hinterher durchs Unterholz schob. Sie war nicht dumm – jedenfalls nicht in diesem Fall – und wusste, dass dieses verfaulte Pflänzchen ihr wohl kaum Schutz bieten würde, doch der Zauberstab in ihrer Tasche wäre sicher besser einsetzbar, wenn ihr der Überraschungseffekt auf der Seite stünde. Genau: Ihr Zauberstab. Sie fischte ihn heraus und packte ihn fest.

Wieder eine Bewegung. Sie spähte über die niedrigeren Sträucher und einen morschen Baumstamm zwischen ihr und einer Lichtung dahinter hinweg. Auf dieser Lichtung sah sie eine Gestalt, die sie vorher nicht bemerkt hatte. Sie war zu beschäftigt gewesen mit sich selbst, aber was war wohl der Grund für die Unachtsamkeit dieser Person?
Er oder sie kauerte auf dem Boden über irgendetwas – oder zumindest waren seine Hände in Bewegung, die hastig etwas zu bearbeiten schienen. Sie kroch ein Stück näher. Die Gestalt trug nur einen dunklen Mantel, was kein Wunder bei dem spät winterlichen Wetter war, und hatte helle Haare, die durch das Licht der Nacht gräulich erschienen und schimmerten, als spielten sie bei jeder Bewegung mit den Schatten.

Ginny erhob sich angespannt und näherte sich geduckt, jederzeit bereit sich hinter den nächstbesten Baum, Stein oder was sich sonst noch anbot zu verstecken. „Keine Bewegung. Zeig mir dein Gesicht und ich tue dir nichts", flüsterte sie und ihr war dabei klar, dass ihre Stimme nicht mal anmaßend so sicher klang, wie sie bei ihm geklungen hätte. Er hätte keine Angst gehabt, vielleicht Furcht um andere, wären welche in Gefahr gewesen, aber nicht um sich.

Die Gestalt zuckte zusammen und wandte langsam das Gesicht in Ginnys Richtung. Sie erstarrte. Die beiden standen sich gegenüber und ein stahlgrauer Blick kreuzte ihren nussbraunen.

Draco Malfoy.

„Malfoy?", stieß sie aus und merkte, wie alle Spannung von ihr abwich und sie sich aufrichtete. Er war keine Gefahr. Nervig und für seine Feinde sicher bedrohlich, aber sie hatte es nie fertig gebracht vor ihm Angst zu haben. Okay, vielleicht vor seiner kalten Ausstrahlung, aber nicht vor ihm selbst oder was er tun könnte und was nicht. Das war auch schwer, wenn man sich schon seitdem Zeitpunkt kannte, wo sie selbst nicht einmal einen einfachen Schwebezauber beherrscht hatte.

Auch der Slytherin schien sich zu entspannen und runzelte die Stirn. „Weasley", fasste er ihren Namen in einem einzigen, fast genervten Seufzer zusammen. Sein Ton klang insgesamt nach einem Das-hätte-ich-wissen-können-Seufzer.

„Was tust du hier?", fragte sie peinlich berührt und senkte den Kopf, damit er nicht ihr verheultes Gesicht sah. Trotzdem trat sie näher heran, um zu sehen, worüber er gekniet hatte.

Malfoy ignorierte sie einfach und wandte sich wieder dem Objekt zu, das so seine Aufmerksamkeit forderte. Da er aber auch nicht unfreundlich gewesen war – wie auch, wenn er nur ihren Namen sagte? - trat sie einfach näher, um selbst herauszufinden, was er da tat.

Als sie dicht genug war, um es zu sehen, sog sie erschrocken die Luft ein. Vor Malfoy, in dem leicht bräunlichen Gras, lag ein großer Vogel, dessen Flügel sich in einem flammenden, schillernden Rot an seinen Seiten ergossen, wie Wasser, das der Strömung folgte. Eigentlich konnte man den Vogel auch nicht als „Vogel" bezeichnen, denn er war viel mehr – dies sagte allein schon der leicht gebogene, elegante Schnabel und die seltsam goldfarbenen Federn, die seine Gesichtspartie umschmeichelten, aus.

„Fawkes?", flüsterte Ginny verwundert und sah aus den Augenwinkeln, wie Malfoy bestätigend leicht den Kopf senkte, wie ein angedeutetes Nicken. „Was ist mit ihm?" Sie ließ sich in die Hocke sinken, um sich den Phönix genauer ansehen zu können.

Malfoy schnaubte. „Er ist verletzt, siehst du das nicht?", fauchte er gereizt und zerriss einen weiteren Fetzen seines Hemdes, um es, wie schon ein paar andere, um Fawkes Bein zu wickeln. Der Phönix hatte die Augen geschlossen, doch aus seiner Haltung – etwas gekrümmt und zurückgezogen – las Ginny die Schmerzen, die er haben musste.

Ginny beobachtete, wie der Slytherin neben ihr sorgsam den Stoff festknotete, sodass er nicht zu locker und nicht zu fest lag. „Wie ist das passiert?", fragte Ginny.

„Keine Ahnung", erwiderte Malfoy ehrlich und knirschte ungehalten mit den Zähnen. „Das bescheuerte Ding ist vielleicht abgestürzt oder gegen irgendeinen Baum geknallt – woher soll ich das wissen. Fest steht, dass er verwundet ist."

Ginny sah mitfühlend auf den Phönix hinunter. „Du solltest ihn nicht Ding nennen, das ist nicht fair ihm gegenüber. Er hat nicht einmal die Chance dir dafür in die Hand zu picken."

„Ich verarzte ihn, das sollte Entschädigung genug sein", brummte Malfoy und lehnte sich zurück, um sein Werk zu begutachten.

„Das sollte reichen", kommentierte er den improvisierten Verband. Er stand auf und klopfte sich den Schmutz von der Kleidung. Dann sah er zu ihr und musterte sie. „Was genau tust du eigentlich hier?", schnappte er anklagend. „Es ist bereits dunkel."
Sie hob überrascht die Augenbrauen und schaute zwischen Fawkes und ihm hin und her. Schließlich entschied sie sich dafür ihren Unglauben in Defensive umzuwandeln. Er fand immer einen Weg die Menschen schlecht zu machen und sie von oben herab anzusehen, dann konnte sie seine Ungenauigkeit auch für ihre Zwecke verwenden. „Falls ich dich daran erinnern muss: Wir beide sind eigentlich nicht berechtigt dazu, hier draußen zu sein. Ich schlage also vor, du lässt deine unartikulierten Sprüche und hältst den Mund."

Er lachte empört auf und strich sich unbekümmert das weißblond Haar aus der Stirn. „Spitze Zunge, Weasley", sagte er ironisch und näherte sich ihr langsam und bedrohlich lächelnd. Sie wich unter seinem Blick beunruhigt zurück. „Zufälligerweise bin ich aber der Vertrauensschüler von uns beiden und dazu berechtigt", hier stoppte er genau vor ihr, „mich nach der Sperrstunde auch noch auf den Gängen aufzuhalten."
Darauf sprang sie triumphierend an, wäre aber eigentlich einen Schritt noch zurückgegangen, um mehr Abstand zwischen sie zu bringen. „Ha! Du sagst es, Malfoy - 'auf den Gängen', aber nicht draußen."

Malfoy sah verächtlich auf sie herunter. Er war mindestens einen Kopf größer als sie, fast so groß wie Ron. „Schön", knurrte er, nach einer Weile, ließ sie aber nicht aus den Augen. „Da wir jetzt geklärt haben, dass wir beide offenbar nicht hier draußen sein sollten, können wir auch unserer eigenen Wege gehen und kein Wort darüber verlieren. Wenn es dir jetzt nichts ausmacht", sagte er betont höflich, „werde ich den Specht bei der Krankenstation abliefern und verschwinden."

Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Du wirst sicher nicht Fawkes einfach so mitnehmen – ganz bestimmt nicht. Ich begleite dich", beschloss sie. Im nächsten Moment wünschte sich Ginny, sie hätte es nicht gesagt, denn Malfoy ballte die Hände zu Fäusten und sah auch sonst leicht … angesäuert aus. Sie schluckte, hielt aber stand.

„Meinetwegen", grummelte er und legte den Kopf in den Nacken, wie um im Himmel Unterstützung zu suchen. „Dann kannst du aber auch das Ding tragen, wenn dir soviel an ihm liegt. Beeil dich lieber – das Teil ist schwer wie ein Hund und ich schneller weg, als du 'Nachsitzen' sagen kannst."

„Ich bräuchte deine Begleitung nicht – ich bin sicher nicht darauf angewiesen, dir Fawkes hinterherzutragen, um den Weg hier herauszufinden und ihn auf die Krankenstation zu bringen", rief sie ihm hinterher, während er sich schon mit langen Schritten über die Lichtung davon machte.

Er hob amüsiert feixend die Hand, wie um zu Winken, und verwarf ihre Worte mit einer abtuenden Geste. „Klar, wenn du von Madame Pomfrey gefragt werden willst, wieso du voller Zweige und Blätter bei ihr ankommst, so kurz nach der Ausgangssperre – gut. Ist ja nicht so, als wäre ich hier der Vertrauensschüler mit dem gefürchteten Todesblick, der selbst Lehrer zum Schweigen bringt."

Ginny fluchte unterdrückt. Sie ging schnell zu Fawkes und versuchte mit dem letzten Rest ihrer Würde den Phönix in ihre Arme zu nehmen, ohne ihm wehzutun. Das war gar nicht so einfach, denn Malfoy hatte recht (argh): So leicht er durch die Lüfte flog, so schwer war er auch, wenn er sich nicht mit eigenem Antrieb fortbewegte.

Sie schnaufte, als sie ihn endlich in ihre Arme gelegt hatte und wie ein Baby Malfoy hinterhertrug. Dabei schimpfte sie leise vor sich hin, was Fawkes anscheinend eher wie Summen erreichte, denn bald hob und senkte sich nur seine Brust noch und er war still. Eingeschlafen. Na, das war doch toll.

„Also", sagte sie, als sie halbwegs mit Malfoy Schritt hielt, „wieso bist du hier gewesen?"

Er sah sie von der Seite her missmutig an. „Ich sagte doch, dass wir unserer eigenen Wege gehen sollten. Das bezieht mit ein, dass ich mich nicht mit dir unterhalten möchte, Weasley."

„Weißt du", meinte sie völlig unbeeindruckt, „wir müssen uns wirklich nicht unterhalten. Wir können auch einfach schweigend nebeneinander hergehen, aber meinen Erfahrung nach ist das unangenehmer." Ginny grinste siegessicher, musste dabei aber auf den Waldboden achten, um nicht über Wurzeln oder Kaninchenlöcher im Boden zu stolpern, was ihren Triumph etwas zerstörte. Es war aber auch einfach zu düster, als dass das nicht beunruhigend gewesen wäre.

Malfoy schien es nicht zu kümmern, wie unheimlich der Wald bei Nacht war, denn er sah natürlich nicht alle fünf Sekunden wieder auf den Boden. Sicher bahnte er sich einen Weg durchs Unterholz. „Du hast Recht. Aber wenn ich dir sage, was ich hier wollte, müsstest du das auch und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich darauf verzichten kann." Er warf einen Seitenblick auf ihr noch gerötetes Gesicht.

Halb verlegen, halb zornig krallte sie ihre Finger leicht zusammen. „Schön. Ich hätte es einem Slytherin wie dir eh nicht gesagt." Sie konnte es sich aber nicht verkneifen und fügte etwas leiser hinzu: „Elender Todesser."

Bumm!

Ginny schrie erschrocken auf und konnte gerade noch einen halben Meter zurückspringen, um Halt zu finden, sonst wäre sie sicher an Malfoys Arm abgeprallt und zu Boden gestürzt. Er stand mit erhobenen Arm, gesenktem Kopf und angespannten Schultern mitten auf dem Weg. Kurz blieb er genauso, ohne sich zu bewegen. Sie hatte sogar die leise Vermutung, dass er die Luft anhielt – wie um sich … zu beruhigen?

Dann drehte er sich um. Seine Augen waren geöffnet, doch er schien durch sie hindurch zu sehen. Ginny kam es vor wie eine kleine Ewigkeit, in der sie sich nur anschauten und warteten – dieses Mal war sie es, die den Atem anhielt – bis seine Miene sich fokussierte.
„Ich bin kein Todesser, Weasley, und ich werde es nie sein", sagte er angestrengt, als würde es ihn schmerzen, dass er sie bei seinen Worten auch noch ansehen musste.

Ungläubig öffnete sich ihr Mund, dann schloss sie ihn wieder. Sie konnte einfach nicht glauben … Hatte Draco Malfoy sich gerade vor ihr gerechtfertigt? Sozusagen als etwas geoutet, das sein Vater nicht war und sicher auch nie in Betracht gezogen hatte? Hatte er gerade gesagt, dass er kein Todesser war?

Plötzlich platzte es aus ihr heraus: „Aber Harry hat es bei dir gesehen!"

Malfoy schloss frustriert die Lider. „Ja", bestätigte er heiser. Ginny fühlte, wie etwas in ihr weich wurde. Hatte sie etwa gerade so etwas wie Mitgefühl mit Malfoy? Jemandem, der einen unschuldigen Hippogreif einfach sterben lassen konnte, nur, um seinen Willen durchzusetzen?

„Aber was ...", versuchte Ginny zu verstehen und vertrieb ihre Gedanken. Sie hatte kein Mitleid mit Malfoy, sicher nicht. Punkt.

Malfoy senkte den Blick zu Boden. „Das dunkle Mal verfolgt einen sein ganzes Leben lang, genau wie die Todesser. Wenn man erst einmal drin ist, dann kommt man nicht mehr raus, Weasley." Langsam ließ er seinen dunklen Mantel von seinen Schultern gleiten und ihn achtlos ins Gras fallen. Dann schob er den Stoff seines zerrissenen Hemdes hoch und legte seinen Unterarm frei. Ginny zuckte zusammen.

Die Haut, die bei ihr fast genauso blass war, aber von einzelnen Sommersprossen unterbrochen, war rissig, dort, wo einst das dunkle Mal gewesen sein musste. Sie sah noch dunkle Umrisse, Schatten, die sich über die gerötete Stelle schoben, als wollten sie zeigen, dass nicht alles Dunkle verschwinden würde. Es sah übel aus. Wie eine Brandwunde.

„Diejenigen, die die Todesser verlassen, werden normalerweise getötet", fuhr Malfoy mit tiefer, distanzierter Stimme fort und bedeckte betont ruhig wieder seinen Arm. „Deshalb wissen die meisten Leute nichts davon, was mit Verrätern passiert – den Abtrünnigen der Todesser. Man brennt ihnen das Mal von der Haut mit einem speziellen Feuer, das eine kleinere, aber genauso schmerzhafte Wirkung hat, wie das Dämonsfeuer."

„Wieso-", setzte Ginny an, traute sich dann aber nicht es auszusprechen.
„Wieso ich dann nicht tot bin?" Er lachte bitter auf und ging wieder weiter, als würden sie nur ein einfaches Gespräch führen – obwohl, 'einfach' und 'Gespräch' passten nicht so richtig zu der Konstellation eines Slytherins und einer Gryffindor im Verbotenen Wald. Ginny beeilte sich ihn einzuholen. „Der alte Verrück- Dumbldore konnte mich rausholen. Ich war leider nicht so klug, den Brief, den er mir auf meine Bitte zurückgeschrieben hatte, zu verstecken. Ein Hauself hat ihn gefunden und natürlich meinem Vater gebracht – den Biestern konnte ich nie trauen. Ich bin noch einmal davon gekommen."

„Wann war das?", erkundigte sich Ginny vorsichtig. Sie wagte nicht einmal weiter über die Konsequenzen nachzudenken, die dieses Wissen ihr einbringen würden.

„Vor ein paar Wochen", antwortete er kurz angebunden.

„Aber … Harry hat dich doch mit Snape und so … ich meine …" Sie schüttelte überfordert den Kopf.
Malfoy blitzte sie plötzlich wütend an. „Glaubst du eigentlich an alles, was dieser Potter tut und sagt? Du bist wie die anderen – ein weiteres Schoßhündchen des ach so großen Helden Großbritanniens." Verächtlich schnalzte er mit der Zunge.

Beleidigt packte sie seinen Arm und riss ihn zurück. Sie lehnte sich fauchend vor: „Ich. Bin. Nicht. Sein. Schoßhündchen!"

Malfoy feixte, als ob er nie in die seltsame Ich-bin-kein-Todesser-Stimmung verfallen wäre. „Ach ja", hauchte er kalt gegen ihr Gesicht, sodass sie seinen Atem auf ihrer Haut spürte. „Und deshalb bist du auch heulend in den Wald gerannt. Lass mich raten – du hast das mit ihm und der kleinen Ravenclaw herausgefunden."
Ginny zuckte zurück, war aber nicht in der Lage ihre Augen von seinen zu lösen. Das erste Mal fiel ihr auf, dass er sehr dichte, schwarze Wimpern hatte, die seine graue Iris faszinierend betonten. „Ich- Nein- Das- Ich meine-", stammelte sie.

Malfoy entzog ihr seinen Arm grob, was sicher nicht so schwer war, da Ginny einfach nur hilflos dastand und versuchte zu überwinden, was er gerade gesagt hatte. Was er gerade wieder geöffnet hatte, als er es gesagt hatte. „Ich wusste es", sagte er stoisch und wollte sich schon wegdrehen.
„Weißt du eigentlich, dass du ein Arschloch bist, Draco Malfoy?", platzte es einfach aus ihr heraus, ohne, dass sie darüber nachgedacht hatte.

Überrascht drehte er sich um. „Was-"

„Du beklagst dich, dass wir glauben, dass du ein Todesser bist, aber kannst du es uns verdenken? Wenn du dich gegenüber allen so benimmst, wieso sollten wir dann auch nur eine gute Sache über dich denken? Wieso sollten wir nicht annehmen, dass du zu ihnen gehörst? Wieso, Malfoy? Wieso?"

Damit hastete sie wütend an ihm vorbei. Sie konnte sich nicht erinnern je so schnell gelaufen zu sein.