Ihr solltet wissen, dass ich die Comics nicht gelesen habe. Die einzige Inspiration, die ich mir daraus genommen habe, war das Wort Gefängnis. Aber das war´s auch schon, also nicht wundern, wenn meine Interpretation der Ereignisse weit mit denen der Vorlage auseinanderklafft.
Es empfiehlt sich, den Vorgänger „The Walking Dead" zu lesen, bevor man hier einsteigt. Ist natürlich kein Muss.
I
Das Fliegengitter klapperte im Rahmen, als sie aus dem Wohnwagen stürzte, das Haar flatterte, gebleicht und kaum noch blond, sie schlang ihre langen Arme um seinen dicken Hals und küsste ihn tief, mit Zunge.
Wie immer fühlte Daryl sich peinlich berührt und blickte unauffällig zur Seite. Er stieß ein kleines Steinchen mit der Spitze seines Arbeitsstiefel an, es rollte über den staubigen Boden.
„Hast dir ganz schön Zeit gelassen", sagte Merle, als ihre Lippen sich trennten, und klang ungehalten. Seine Hand schob sich um ihre schlanke Taille, sie trug so enge Jeans, dass sich der Stoff fest an die Kurve ihres Hinterns schmiegte und man wusste einfach, sie trug einen Tanga, oder vorzugsweise gar nichts drunter.
Ihr Name war Bambi.
„Sorry", sagte sie und küsste ihn besänftigend auf die unrasierte Wange. Seine Stoppel färbten sich langsam grau und die Falten in seinem Gesicht wurden tiefer, aber das änderte nichts. Er war nach wie vor ihr Alphatier, er hatte das Sagen und sonst niemand.
„Können wir jetzt endlich los?", rief Daryl. Er lehnte am Truck, die Hand vor die Augen gehoben, um gegen das einfallende Sonnenlicht etwas sehen zu können.
„Mach dir mal nich´ ins Hemd, Brüderchen." Merle schob die Blondine zum Rücksitz, sie zwinkerte ihm im Vorbeigehen zu. „Du fährst."
„Is´ ja auch mein Truck", murmelte Daryl.
Er nahm hinterm Steuer Platz. Im Rückspiegel sah er, wie sein Bruder Bambi die Hand auf die Brust schob und anfing, daran herumzuspielen.
„Porkies?", fragte Daryl und ließ den Motor an.
„Nah. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen."
Er fuhr den Truck aus dem Trailerpark und wusste, in welche Richtung sie mussten.
Sie fuhren, bis die Sonne sich dem Horizont näherte und der Tag sich dem Ende neigte. Ihre Nervosität hatte erst nachgelassen, nachdem sie einige Meilen zwischen sich und das Anwesen des Professors gebracht hatten.
Die Landschaft zog an ihnen vorbei, es war ein heißer Herbsttag, an dem die Luft über dem Asphalt flirrte und die Sonne das Innere der Wagen erhitzte. Sie hatten die Fenster heruntergelassen, und frische Luft strömte durch die Fahrzeuge, kühlte ihre erhitzte Haut. Daryl spürte nichts von der Hitze, der Wind, der ihm um die Ohren sauste und ihm durchs Haar fuhr war eine Wohltat und täuschte über den Sonnenbrand in seinem Naken und auf Stirn und Nase hinweg.
So oder so, hätte er sich nicht darum geschert, denn er konnte sein Bein kaum spüren, und das machte ihn nervös.
Erst als die letzten Sonnenstrahlen hinter dem fernen Gebirge verschwanden, bog der Chevrolet in einen schmalen Trampelpfad, der durch eine großflächige Wiese führte, auf der nur vereinzelt Bäume standen. Weitab der Straße hielt er an und Rick öffnete die Fahrertür.
Es tat unglaublich gut, die Beine auf festem Boden zu haben und alle Gliedmaßen zu strecken. Er hörte die Kochen in seinem Körper knacken.
Der blaue Hyundai hielt hinter Ricks Wagen.
„Hier?", fragte Maggie, sprang aus dem Fahrzeug und warf die Tür hinter sich zu.
Das Brummen von Daryls Maschine übertönte Ricks Antwort, doch sie sah ihn Nicken.
Nach und nach stiegen alle aus den Fahrzeugen. Daryl stellte den Motor ab.
Alle sahen sie Rick an, ihre Gesichter waren abgespannt, jedem von ihnen fehlte Schlaf und Nahrung.
„Wir bleiben bis zur Dämmerung und ruhen uns aus. Es hat keinen Sinn, die Straßen bei Nacht zu befahren. Wenn wir nach Lebenszeichen Ausschau halten, könnten wir in der Dunkelheit etwas übersehen."
„Das ist es also, was wir jetzt tun? Nach Lebenszeichen Ausschau halten?", fragte Carol. Sie stand noch am Wagen, dessen hintere Tür geöffnet war, damit T-Dog, der mit blankem Oberkörper im Sitz ruhte, ihr Gespräch mitanhören konnte. Er schwitzte und benötigte dringend ein paar Schlucke Wasser.
„Fürs Erste, ja."
Lori sah Rick an, doch er machte keine Anstalten, mehr zu sagen. Dann spürte sie, wie Carl an dem weißen, viel zu großen T-Shirt zupfte, dass sie nun schon viel zu lange trug und endlich los werden wollte.
„Mom … haben wir noch was zu essen? Ich hab Hunger."
Lori sah hinüber zu Carol, die den Kopf schüttelte.
„Inzwischen ist es zu dunkel zum Jagen", sagte Daryl.
„Wir wissen auch nicht, wie sicher die Umgebung hier ist", stimmte Rick zu. Er sah seinen Sohn an.
„Hältst du´s noch ein wenig aus, Partner? Morgen früh machen Daryl und ich uns auf die Suche nach was Essbarem, bevor wir weiterfahren. Okay?"
Carl nickte. Was blieb ihm auch für eine andere Wahl, dachte Lori.
„Okay." Rick klatschte in die Hände, um sie in Bewegung zu bringen. „Erstmal bauen wir die Zelte auf. Jede Stunde Schlaf ist wertvoll."
Langsam lösten sie sich auf.
Glenn ging auf Rick zu, der ihm ein warmes Lächeln schenkte.
„Du glaubst nicht wie gut es tut, dich auf den Beinen zu sehen, Glenn." Er klopfte dem anderen auf die Schulter.
Glenn grinste schief.
„Mein Kreislauf schwächelt zwar noch ein bisschen, aber sonst bin ich fit. Ich kann die erste Wache übernehmen."
„Kommt nicht in Frage. Du musst dich ausruhen."
„Ich hab mich die letzten paar Tage wohl genug ausgeruht, oder?" Glenn sah ihn mit einem Blick an, der keine Widerrede zuließ. Rick konnte sich ausmalen, dass der Junge ein schlechtes Gewissen hatte, sie, insbesondere Maggie, in diesen turbulenten Tagen allein gelassen zu haben, auch wenn es nicht seine Schuld war. Für ihn fühlte es sich an, als hätte er sie alle im Stich gelassen, dabei wusste Rick, dass Glenn alles tat, um ein produktives Mitglied ihrer Gemeinschaft zu sein.
Schließlich stimmte er zu.
„Aber nur", sagte er gleich darauf, „wenn du einen von uns weckst, solltest du merken, dass es nicht mehr geht."
Glenn verdrehte die Augen, warf ihm ein flüchtiges Lächeln zu und ging dann hinüber zu Maggie, die damit begonnen hatte, eines der Campingzelte aufzustellen.
„Achtet darauf, dass die Zelte nah genug beieinander stehen", sagte er. „Wir parken die Wagen auf jeder Seite, damit wir wenigstens etwas geschützt sind." Oder uns zumindest so vorkommen, fügte er in Gedanken hinzu.
Dann ging er hinüber zu T-Dog, der die Beine aus dem Wagen baumeln ließ und ihn mit einem seiner charmanten Mir-geht´s-gut-Lächeln begrüßte, dass sich gleich darauf in eine Grimasse des Schmerzes verwandelte, als Carol die Wunde an seiner linken Schulter mit Desinfektionsmittel auswusch.
„Wie sieht´s aus?"
„Glatter Durchschuss", erwiderte T-Dog. „Da kann man wohl sagen Glück gehabt."
„Wir können wirklich alle von Glück sprechen", sagte Carol. Sie suchte in dem Verbandskasten auf dem Rücksitz nach Binden.
„Dass wir da lebend herausgekommen sind, ist mehr als ein Wunder."
„Wird er Medizin brauchen?"
Carol musterte die Verletzung.
„Es sieht nicht danach aus, als wäre es entzündet."
T-Dog tat so, als wische er sich Schweiß von der Stirn. Die Erinnerung an seine Armverletzung war ihm noch sehr lebendig, zudem prangte auf der ganzen Länge seines Unterarms eine wuchernde, unförmige Narbe, die noch wehtat, wenn er sie berührte.
„Aber wir müssen es im Auge behalten."
„Du machst das schon", sagte Rick.
Sie lächelte ein wenig über seine Zuversicht und die darin mitschwingende Anerkennung.
Rick zog weiter, an Lori und Carl vorbei, die zusammen ihr Zelt direkt neben dem von Maggie aufstellten, hinüber zu Daryl, der an seinem Bike stand und die rechte Satteltasche durchwühlte.
„Alles okay?"
Rick fand, dass Daryl unter dem braunen Teint seiner sonnengegerbten Haut ungewöhnlich blass aussah, dazu noch die roten Flecken auf der Stirn und den Schultern.
„Du hast den ganzen Tag auf dem Bike gesessen. Hoffentlich hast du keinen Sonnenstich."
Daryl beachtete ihn kaum.
„Mir geht´s bestens", sagte er und hörte nicht auf, in der Tasche herumzuwühlen. Rick konnte ein paar unordentlich zusammengelegte Klamotten sehen, eine Schachtel Camels, was ihn wunderte, da er Daryl noch nie rauchen gesehen hatte, und ein paar lose Kugeln Munition für verschiedene Waffen.
„Wonach suchst du?"
„Nach meinem scheiß Jagdmesser", erwiderte Daryl. „Ich kann das blöde Teil nirgends finden."
„Wozu brauchst du es jetzt?", fragte Rick.
„Für die Jagd, das hast du doch gesagt, oder?" Daryl drehte sich zu ihm um. „Wir gehen morgen jagen."
„Du kannst es doch morgen früh bei Tageslicht immernoch …"
„Danke für den Ratschlag", unterbrach Daryl ihn.
Rick hob die Hände. Er wusste, mit Daryl umzugehen war eine schwierige Angelegenheit, glich manchmal einem Drahtseilakt. Ein falscher Schritt, und jedes Vertrauen, jede Annäherung schienen zunichte.
„Nichts für ungut." Er war schon im Begriff zu gehen, doch nach ein paar Schritten blieb er nochmal stehen.
„Du hattest keine Wahl."
Daryl war um das Bike herumgegangen, um in der anderen Tasche nach dem Messer zu suchen. Nachdem er bereits seine Armbrust, die Waffe seiner Wahl, mit der er sich sicher fühlte, verloren hatte, konnte er den Verlust des Messers nicht verschmerzen. Er musste es finden.
„Was?", fragte er, weil er nicht verstand, worauf Rick hinaus wollte.
„Dass du Rhodes getötet hast, ist nichts, das du dir vorhalten musst."
Nun sah Daryl ihm ins Gesicht, abwartend, fast schon lauernd, der Ausdruck, den sie an ihm so gut kannten.
„Wir wissen jetzt, dass er dich … dass er uns alle sofort getötet hätte, ohne Skrupel oder schlechtes Gewissen."
Daryl erwiderte nichts. Es hätte auch nichts gegeben, was er hätte sagen können.
„Jeff, du alter Bastard", sagte Daryl und schlug in die dargebotene Hand ein. Jeff war ein kleiner, muskulöser Mann mit Vollbart und Halbglatze, so etwa um die Vierzig. Er trug Jeans, und ein Holzfällerhemd, das nicht zugeknöpft war. Über dem Kragen des schweißfleckigen Unterhemds kräuselte sich seine dichte, schwarze Brustbehaarung. Da er die Ärmel seines Hemds hochgekrempelt hatte, konnte man die Tattoos auf seinen Armen sehen. Die Jungfrau Maria auf dem Rechten, eine nackte Frau mit üppigem Vorbau auf dem Linken.
„Daryl, Mann. Das muss Jahre her sein! Wie geht´s dir!"
Daryl nickte hinüber zum Truck, in dem Merle nun auf den Beifahrersitz gestiegen war. Er beobachtete sie durch die Windschutzscheibe.
Jeffs Blick wurde schlagartig ernst.
„Dacht´ mir schon, dass du nicht da bist, um an alte Zeiten anzuknüpfen. Oder vielleicht gerade deswegen, hn?"
Daryl zuckte nur vage mit den Schultern. Er hätte sich besseres vorstellen können, als in diesem Moment hier vor Jeff zu stehen, Merles altem Freund aus Kindertagen, der sie auf so manchem Streifzug durch den Wald begleitet und dabei geholfen hatte, Daryl nicht nur einmal einen fiesen großbrüderlichen Streich zu spielen.
„Na dann", sagte Jeff. „Bin dabei."
Sie gingen hinüber zum Truck, Daryl setzte sich wieder hinters Steuer, während Jeff hinten einstieg. Bambi beäugte ihn, grüßte ihn aber nicht.
Merle gab Jeff die Hand.
Sie fuhren los.
Nach einer Weile fragte Merle: „Hast du den Schlagring?" Und Jeff nickte.
Die Stimmung im Lager war bedrückt. Jeder verhielt sich ruhig, es wurde nicht viel gesprochen. Rick erlaubte kein Feuer, da man den Schein auf der weiten Ebene hätte sehen können. Sie fürchteten sich nicht nur vor Streunern, sondern auch vor dem bewaffneten Militär, dem sie so knapp entkommen waren.
Die Nacht war kalt und da es keine Feuerstelle gab, an der sie hätten sitzen können, zogen sie sich schnell in ihre Zelte zurück. Daryl hatte sein Ein-Mann-Zelt als einziger ein paar Yards entfernt von den anderen aufgebaut, doch niemand hatte etwas gesagt, denn er sah von allen am besten, wenn ein Fahrzeug den Trampelpfad entlang kam und würde sie zumindest warnen können.
T-Dog schlief im Wagen. Sie hatten ihm den Rücksitz zurückgeklappt, sodass er die Beine zumindest ein wenig ausstrecken konnte. Zwar benutzten sie die Heizung so wenig wie die Klimaanlage, um Benzin zu sparen und die Batterie nicht zu überlasten, doch das Wageninnere war nach wie vor aufgewärmt vom ganzen Tag in der Sonne. Rick ging von Zelt zu Zelt und verteilte die letzten Flaschen Wasser, die Notreserve, die Lori kurz vor der Flucht von der Farm in den Kofferraum geworfen und die sie sich gehütet hatten anzubrechen.
„Alles okay bei euch?", fragte er Carol, die am Eingang des Zeltes saß und in die Sterne sah. Sie teilte sich das Zelt mit Maggie und Beth.
„Ja", sagte sie, jedoch nach langem Zögern.
Rick nickte in Richtung Eingang, wie um zu fragen, wie die Mädchen den traumatischen Verlust ihres Vaters verkrafteten.
Carol wusste sofort, worauf er hinaus wollte.
„Sie schlagen sich ganz gut, alle beide. Maggie versucht wirklich, sich zusammenzureißen und für ihre Schwester da zu sein … Ich glaube, sie stehen unter Schock."
„Du hast ein Auge auf sie?", fragte Rick. „Besonders auf Beth?"
Carol nickte ihm zu.
„Ruht euch aus. Wir sollten alles an Schlaf nachholen, was wir kriegen können."
„Denkst du, mit Daryl ist alles in Ordnung?", fragte sie.
Er spürte das Gewicht der letzten Flasche Wasser in seiner Hand und sagte: „Warten wir´s ab."
„Ich fasse nicht … Wie konnte nur alles so …"
In der Dunkelheit konnte er nur die Umrisse ihres Gesichts erkennen.
„Leg dich hin, Carol. Schlaf. Wir können sowieso nichts mehr daran ändern, besonders nicht heute Nacht."
Sie rupfte ein wenig Gras aus dem Boden.
„Gute Nacht", sagte sie dann leise und zog sich ins Zelt zurück.
Rick nickte Glenn zu, der zwischen den Autos umherstreifte, eine Pistole in der Hand, und näherte sich Daryls Zelt von hinten. Er hatte den Eingang des Zeltes offenbar so positioniert, dass er von dort aus das Feld überblicken konnte.
Er hatte erwartet, dass Daryl bereits schlief, doch der saß vor dem Zelt im dichten Gras und schnitzte an einem dünnen Stock herum.
Als er Ricks Schritte hörte, hob er den Kopf. Sie nickten sich zu.
„Hast dein Messer gefunden, wie ich sehe."
„Ist nicht mein Jagdmesser." Er hob das kleine Messer mit dem Holzgriff an, dessen Klinge spitz zulief, aber flach und kurz war. „Damit könnte ich höchstens ´n Waschbär erschrecken."
„Wir haben noch Ausrüstung im Auto, altes Zeug von Hershel."
„Ich werd´s brauchen."
Rick warf ihm die Wasserflasche zu. Daryl fing sie auf.
„Gute Nacht", sagte Rick und ging zurück zu seinem eigenen Zelt, in dem Carl schlief und Lori auf ihn wartete.
„Wie sieht´s da draußen aus?" Ihr Flüstern übertönte kaum Carls tiefe Atemzüge. Der Junge lag zusammengerollt in der Ecke des Zelts, tief in seine Decke gewickelt, sodass alles, was sie von ihm sehen konnten, sein dunkler Haarschopf war.
„Alle sind erschöpft", erwiderte Rick ebenso leise.
Sie streckte die Arme nach ihm aus und richtete sich so halb in eine sitzende Position auf. Inzwischen hatte sie ihre Kleidung gewechselt, sodass sie nach Seife roch, als er in ihre Arme sank.
Es war himmlisch.
Sie hatten ihm einen Baseballschläger in die Hand gedrückt und er hatte sich geweigert, damit zuzuschlagen, also wusste er nicht, warum er ihn immernoch fest umklammert hielt. Das Haus war groß und leer.
An der Decke des Wohnzimmers, in das man durch die offene Küche gelangte, rotierten die Blätter eines Ventilators behäbig. Daryl fiel das schmutzige Geschirr in der Spüle auf. Um den Abfalleimer surrten fliegen. Es roch süßlich.
„Habt ihr diese seltsamen Meldungen in den Nachrichten mitgekriegt?", fragte Jeff.
„Klappe", fuhr ihn Merle an.
Er führte sie durch das leere Wohnzimmer. Auf dem Couchtisch, der von den Abdrücken von Dosen und Flaschen übersät war, stand eine angebrochene Dose Budweiser. Der Fernseher lief.
Merle sah sich nach der Fernbedienung um, als er sie nicht fand, ging er hinüber und schaltete das Gerät aus.
„Scheint so, als hätte er uns erwartet", sagte er. „Das war Joe, dieser Wichser. Der hat ihn gewarnt."
„Wir sollten abhauen", sagte Daryl. Er hatte ein ungutes Gefühl.
„Zuerst sehen wir oben nach", erwiderte Merle und ruckte mit dem Kopf Richtung Treppe.
„Ja", Jeff klopfte Daryl auf den Rücken, während Merle vorausging, „du willst doch nur so schnell wie möglich im Porkies dein Bierchen kippen. Aber das musst du dir schon verdienen."
Er ging hinüber zur Kellertür.
„Ich schau mich mal unten um."
Daryl warf einen Blick zurück in die Küche. Dann folgte er seinem Bruder in das obere Geschoss des Hauses.
Vom oberen Treppenabsatz überblickte er einen schmalen Flur, abgegrenzt vom Geländer, dass er vor zehn Jahren selbst weiß gestrichen hatte und dessen Farbe nun abblätterte, und der Wand, von der drei Türen abgingen. Es gab keine Fotos.
Daryl kannte sich in diesem Haus so gut aus wie in seinem eigenen, hatte er hier doch den Großteil seiner Kindheit verbracht, wenn er nicht gerade draußen war, um auf Bäume zu klettern und durch die Wälder zu streifen.
Die Tür zum Schlafzimmer war geschlossen, Kinder- und Badezimmertür standen halb offen. „Merle?", rief Daryl.
Er näherte sich langsam dem Schlafzimmer. Seine Augen waren auf den Türgriff fixiert, die schwitzigen Hände krampften sich beinah um den Schläger, den er jetzt langsam anhob. Sein Nacken prickelte wie von tausend Nadelstichen.
„Merle?"
Er streckte die Hand nach der Klinke aus. „Bist du da drin?" Drehte sie vorsichtig, um zu prüfen, ob abgeschlossen war. War es nicht. Es klickte, er ließ die Klinke los und die Tür sprang auf.
Vor ihm baute sich eine breitschultrige Gestalt auf, die Arme nach ihm ausgestreckt, und stieß einen tiefen Laut aus, der dem Knurren eines wütenden Hundes sehr ähnlich war. Daryl riss den Schläger hoch, doch eine große Pranke packte ihn und schleuderte ihn zur Seite. Daryl ließ die Fäuste fliegen, er stolperte zusammen mit seinem Angreifer ins Schlafzimmer, die schweren Stiefel machten kaum einen Laut auf dem Teppichboden, da brach Merle plötzlich in schallendes Gelächter aus.
„Ach du heilige Scheiße, du hättest dein Gesicht sehen sollen!"
Daryl starrte, die Fäuste nach wie vor erhoben, seinen Bruder an, den er nun, da das Licht ihm nicht mehr in den Rücken fiel, erkannte.
„Fuck!", stieß er mit rasendem Herzschlag aus.
„Haha, oh scheiße, haha!"
Merle krümmte sich vor Lachen und stützte die Hände auf die Oberschenkel. Sein Rücken zitterte wild. Er wischte sich mit dem Zeigefinger über die Augenwinkel.
„Du blödes Arschloch, was soll der Scheiß? Ich hätte dich fast erschlagen!"
Merle brauchte noch Sekunden, bevor er sich langsam beruhigte.
„Von wegen, ich hätte dich erschlagen, Brüderchen. Du schlägst zu wie´n Mädchen!"
Daryl verzog das Gesicht, nahm den Baseballschläger wieder auf und ging hinaus.
„Bild dir nichts ein", sagte er. „Das war der Überraschungsmoment, der auf deiner Seite war. Sonst nichts."
Merle folgte ihm. Er grinste.
„Tot ist tot, Bruder."
„Feuerholz", sagte Lori und kletterte aus dem Zelt. „Das brauchen wir als erstes."
Es war noch dunkel, aber die Nacht hatte aufgehört, undurchdringlich zu sein. Das Schwarz des Himmels verblasste in ein immer heller werdendes Blau.
„Ich helf´ dir beim Sammeln."
Carl stand auf der Wiese und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Wenn ihn die Ereignisse des vorigen Tages beschäftigten, dann ließ er es sich nicht anmerken. Lori dachte, dass die gemeinsame Suche nach Feuerholz ihre beste Chance wäre, mit ihm alleine zu reden.
Sie sah Rick fragend an. Er hatte die zweite Wache übernommen, bläuliche Ringe standen unter seinen Augen und ließen ihn älter aussehen, als er eigentlich war.
„Nehmt Glenn mit", erwiderte er. „Und Munition und Waffen."
Daryl kam zu ihnen herübergeschlendert. Ohne seine Armbrust bot er ein seltsam hilfloses Bild, fand Lori. Es konnte aber auch daran liegen, dass er fürchterlich fahl aussah und seine Wangen irgendwie eingefallen wirkten.
„Gut geschlafen?", fragte Rick und es nahm sich wie ein schlechter Scherz aus. Daryl blickte in etwa so drein.
„Wann gehen wir los?", fragte Daryl und ignorierte Ricks Frage damit.
„Glenn, Carl und ich wollen noch Feuerholz sammeln", sagte Lori.
„Dann solltet ihr das gleich tun." Er sah Rick an. „Ich kann auch alleine auf die Jagd gehen."
„Niemand geht mehr alleine irgendwohin."
Daryl sparte sich eine unwirsche Erwiderung.
„Du siehst wieder vollkommen gesund aus." Lori musterte Glenn, während sie sich nach ein paar Zweigen bückte. Der Revolver steckte in ihrem Gürtel.
Glenn grinste ihr zu.
„Ja, so fühl ich mich auch."
„Schon komisch."
Glenn wurde jetzt ernster. Er lüftete sein Cappie und kratzte sich am Kopf.
„Willst du Maggies Theorie hören?"
Lori blickte sich nach Carl um, der ein paar Schritte entfernt fleißig Holz in seine Armbeuge stapelte. Da er so eifrig bei der Sache war, hatte er schon eine ganze Menge zusammengetragen.
„Schieß los."
„Sie denkt, dieser Professor … äh …"
„Rhodes."
„Ja, Rhodes, genau. Sie denkt, der hat mich ruhig gestellt, absichtlich. Damit die das Gleiche mit mir machen können wie mit Daryl."
„Fällt mir inzwischen nicht mehr schwer, mir das vorzustellen. Aber woher weißt du, dass er dir nicht längst auch etwas verabreicht hat, während du geschlafen hast?"
Glenn zuckte die Schultern, trat auf das Ende eines dünnen, abgebrochenen Astes, sodass die Spitze sich aufrichtete und er sich nicht mehr so weit danach bücken musste.
„Zum einen hat Maggie gesagt, dass immer jemand bei mir war."
„Stimmt. Selbst, als die dich zu diesem MRT gebracht haben, ist Maggie mitgegangen." Sie lächelte. „Ist nie von deiner Seite gewichen."
„Hershel hatte auch ein Auge auf mich", erwiderte Glenn.
Sie sahen sich an, dann senkte Glenn den Blick.
„Und zum anderen?", fragte Lori nach einer Weile.
Glenn stieß geräuschvoll den Atem aus.
„Naja … im Gegensatz zu Daryl seh´ ich nicht aus, als hätte ich zuviel Party gemacht und dabei noch unter akuter Blutarmut gelitten und dabei noch gegen ´ne schwere Grippe zu kämpfen, oder?"
Lori biss auf der Innenseite ihrer Wange herum.
„Ich weiß, was du meinst."
„Ich will mir nicht ausmalen, was passiert, wenn wir Daryl auch noch …"
Glenn sprach nicht weiter. Lori war froh, dass er es nicht ausgesprochen hatte.
„Wir sollten nicht vom Schlimmsten ausgehen", sagte sie. Carl kletterte über einen umgefallenen Baumstamm und kam auf sie zu.
„Das ist irgendwie gar nicht so leicht, nach allem, was in letzter Zeit so vorgefallen ist." Glenn versuchte ein schiefes Grinsen.
„Na, Kumpel. Als ich gesagt hab, mal sehen, wer von uns mehr Feuerholz findet und dir ´nen Fünfer angeboten hab, falls du mich schlägst, war das nur ein Witz, klar?"
Carl zuckte grinsend mit den Schultern.
„Ich glaube, wir haben wirklich genug für ein kleines Feuer", sagte Lori.
„Mmmh. Ich freu mich schon richtig auf die köstlichen Eichhörnchenspezialitäten, die Rick und Daryl uns servieren werden."
Sie machten sich auf den Weg zurück in ihr Lager.
„Jetzt machst du noch Witze darüber, aber bald sind wir so ausgehungert, dass wir alles essen würden, was auf den Tisch kommt."
Glenn warf ihr einen Blick zu.
„Wer sagt, dass ich Witze mache?", fragte er und rieb sich seinen schmerzenden Bauch.
Als sie übers Feld auf die Zelte und Wagen zugingen, rief Lori Carl zurück, der im Begriff war, vorauszueilen.
„Komm her, Carl. Ich würde gerne was mit dir besprechen."
Er sah seine Mutter aus diesen dunklen, ernsten Augen an, die denen seines Vaters so ungemein ähnlich sahen, selbst der gleich Ausdruck lag darin.
„Was gibt´s, Mom?"
Carl ließ sich in einen gemächlichen Schritt fallen, sodass er neben seiner Mutter her gehen konnte. Glenn warf den beiden einen Blick über die Schulter zu und verstand, dass das ein Mutter-Sohn-Gespräch war, das er besser nicht stören sollte.
Lori verlagerte das Feuerholz, das sie gesammelt hatte, auf den anderen Arm.
„Was du da gestern gesehen hast …"
„Was wir gesehen haben, meinst du?"
Er blickte zu ihr auf.
„Ja … Was in diesem Haus vorgefallen ist … Ich meine, was denkst du darüber? Du weißt, du kannst jederzeit mit mir oder deinem Vater reden, Carl. Ich finde, das solltest du auch tun."
„Schon gut, Mom", sagte er und benutzte unbewusst den selben Ton, den sie anschlug, um jemanden zu beschwichtigen. „Ich weiß, das gehört dazu."
„Nein, Carl", sagte sie. „Das tut es nicht."
Carl senkte den Kopf und wandte so das Gesicht von ihr ab. Sie verstand nicht, dass er kein kleines Kind mehr war, und das ärgerte ihn.
„Doch", erwiderte er mit Trotz in der Stimme. „Es gehört jetzt auch zu unserem Leben. Ich weiß das, okay? Also tu nicht so, als wär´ es anders!"
„Carl …"
Sie starrte ihren Sohn an, der ihr in diesem Augenblick so fremd vorkam.
„Ich bin kein Baby mehr", murmelte Carl.
„Das weiß ich."
Er trat einen kleinen Stein vor sich her. Ihre Schritte hatten sich weiter verlangsamt.
„Nach Sophia und Shane und allem …" Er hob den Blick erneut und suchte ihre Augen. Sein Gesicht war so furchtbar ernst. „Ich weiß, was ich zu tun habe."
Lori spürte, wie sich alles in ihr zusammenkrampfte. Was hatte diese furchtbare Welt aus ihrem kleinen Jungen gemacht?
Sie schwiegen eine Weile. Schließlich fragte Carl:
„Kann ich vorlaufen?"
Lori nickte, ohne etwas zu sagen. Ihr Mund war so trocken, dass sie es vermutlich nicht zustande gebracht hätte. Sie sah Carl nach, der, das Feuerholz fest an seine Brust gedrückt, an Glenn vorbei auf das Lager zulief.
Glenn drehte sich im Gehen halb zu ihr um.
„Alles in Ordnung?"
Nein.
Lori dachte an das ungeborene Kind, das in ihr heranwuchs.
Nein. Nichts war in Ordnung.
Das kleine Geschöpf schnupperte in der Luft. Der Hauch eines fremden, bedrohlichen Geruchs lag darin, doch nicht genug, um es misstrauisch zu machen.
Rick beobachtete fasziniert, wie Daryl vor ihm im Unterholz hockte, reglos auf seine Chance verharrend, die geballte Faust um den Griff des kleinen Messers gelegt.
Er hatte ihm bedeutet, still zu sein und sich nicht zu bewegen.
Rick horchte nach Rascheln von Blättern, knackenden Zweigen oder schlurfenden Schritten, doch der Großteil seiner Aufmerksamkeit galt Daryl, wie er darauf wartete, dass das Murmeltier sich noch ein Stückchen weiter aus seinem Bau wagte, nur noch ein kleines Stückchen.
Es war windstill.
Daryl atmete so flach er konnte. Ein Geräusch, eine falsche Bewegung und ihr Frühstück wäre dahin. Als die kleinen Pfoten sich über den Waldboden auf ihn zubewegten, ließ Daryl das viel zu kleine Messer herabsausen, zielte auf das Rückgrat des Tieres, das er mit Wucht zu brechen gedachte, und verfehlte es um Haaresbreite.
„Scheiße", stieß er unwillkürlich aus, als das Murmeltier sich aus dem Staub machte.
Er schleuderte das Messer wütend auf den mit nassem Laub übersäten Boden und fuhr sich mit dem schmutzigen Handrücken übers Gesicht.
„Wie soll ich uns mit so ´nem Scheißteil was zu essen beschaffen?"
Rick richtete sich auf.
„Schon gut", sagte er. Er ließ den Blick durch den Wald streifen, in den sie weit vorgedrungen waren. Daryl sah nicht so aus, als wäre er in Topform. Er hatte nicht erwartet, dass sie besonders erfolgreich sein würden.
Daryl griff sich das Messer, ließ es in seiner Hosentasche verschwinden und richtete sich auf.
Rick musterte ihn. Wenn irgend möglich, war er noch blasser als vorhin im Lager.
„Wir gehen zurück", entschied er.
Daryl setzte gerade zu einem Protest an, als er verstummte. Er schloss den Mund wieder und horchte angestrengt.
„Was?", fragte Rick.
Dann hörte er genau hin.
Irgendwo von Süden kam es, das leise Rauschen, so subtil, dass man es nur mit großer Anstrengung bewusst wahrnahm.
„Wasser", sagte Rick.
„Fische", erwiderte Daryl und ihre Mienen hellten sich auf.
Sie machten sich auf den Weg.
Sie mussten zehn Minuten laufen, um auf die Quelle des Geräuschs zu stoßen, einem sanft dahinplätschernden Fluss, weder besonders tief noch sehr breit. Doch das Wasser war so klar, dass man bis auf den Grund sehen konnte, genauso wie man die kleinen Fische sah, die sich in Schwärmen durch das Wasser bewegten.
„Wenn wir Netze hätten, könnten wir sie ganz leicht einfangen."
Daryls Blick ruhte auf der Wasseroberfläche.
„Könnte sein, dass wir in den Autos was Brauchbares finden."
„Wir haben doch Dales Zeug. Der hatte jede Menge Kram zum Fischen", schlug Daryl vor.
Rick kratzte sich mit dem Daumennagel an der Nase.
„Ich bin mir nicht sicher, ob wir so viel Zeit vergeuden sollten. Bis wir die Ausrüstung geholt haben, wieder hier sind, genug gefangen haben, um satt zu werden …"
„Wir kommen ja sowieso nicht weit, so hungrig, wie wir sind", erwiderte Daryl. Als die Zweifel auf Ricks Gesicht blieben, fügte er hinzu: „Außerdem können wir die Wagen am Waldrand abstellen. Sieht nicht so aus, als wären viele Streuner hier unterwegs."
Daryl hatte Recht. Wo auch immer sich die Streuner hinbewegten, sie schienen diesen Landstrich verlassen zu haben. Zumindest der Großteil von ihnen.
„Also gut. Aber wir beeilen uns."
Zurück im Lager unterrichteten sie die anderen von ihrem Plan. Glenn, der gerade dabei war, die Feuerstelle mit Steinen abzugrenzen, stöhnte auf.
„Tut mir leid", sagte Rick, „aber wir wollen sicher gehen, dass man uns von der Straße aus nicht sieht."
Maggie drehte sich zu Beth um, mit der sie bereits dabei war, das Zelt abzubauen.
„Ich fass es nicht, jetzt laufen wir nicht nur vor den Streunern weg, sondern auch noch vor dem Militär."
„Das war kein Militär", sagte Beth. Sie wirkte gefasster als noch am Vorabend. „Das waren Söldner."
„Angeführt von so ´nem Spinner-Professor", murmelte Glenn, der sich die Mütze vom Kopf zog und die Steine darin sammelte.
„Ich schätze, es stimmt, was man sagt." Maggie sah hinüber zu ihrem Freund. Sie hatten noch keine Zeit gehabt, unter vier Augen miteinander zu reden, aber es tat schon gut, ihn einfach nur anzusehen, wie er herumlief und seine sarkastischen Kommentare ablieferte. Solange er das machte, war noch nicht alles verloren.
Glenn sah sie erwartungsvoll an.
„Zeiten wie diese fördern immer die wahre Natur des Menschen zutage."
„Das beste", erwiderte Glenn.
„Oder das schlimmste", schloss Beth.
Sie bauten ihr Lager mit routinierten Handgriffen ab, fuhren die Fahrzeuge näher an den Rand des Waldes und hinterließen nichts auf der Wiese als das niedergetrampelte Gras.
Zwar konnten sie von hier aus den Pfad nicht mehr sehen, aber sie fühlten sich nichtsdestotrotz sicherer im Schutz der Bäume, die nicht besonders nah beieinander standen. Jetzt, wo die Sonne langsam aufging und durch das herbstliche Laub schien, wirkte der Wald auch weniger furchteinflößend.
Daryl ließ sich von Lori die Fischernetze aushändigen, die sie vor einer gefühlten Ewigkeit aus Dales Wohnwagen genommen hatte. Wozu, daran konnte sie sich gar nicht mehr erinnern.
„Seid vorsichtig", sagte T-Dog. „Ich würd´ ja mitkommen …"
„Du bleibst schön hier", erwiderte Rick.
„Kann ich mitkommen, Dad?", schaltete sich Carl ein. Er blickte seinen Vater erwartungsvoll an, doch der schüttelte mit dem Kopf.
„Nein, Carl. Bleib bei der Gruppe und kümmere dich um deine Mom. Wir sind gleich zurück."
Sein Tonfall ließ keine Widerrede zu.
Carol folgte Daryl ein paar Schritte in den Wald hinein.
„Erzähl mir nicht, du willst auch mitkommen", sagte Daryl. Sie fand, seine Stimme klang irgendwie schleifend, fast wie die eines Betrunkenen.
„Du solltest nicht gehen", sagte sie. „Du bist krank, Daryl. Du musst dich ausruhen."
Daryl verengte die Augen.
„Ich fühl mich blendend."
„Aber …"
„Kann´s losgehen?" Rick hatte zu ihnen aufgeschlossen, einen Stapel Behälter in der Hand, um die kleinen Fische zu transportieren.
Daryl nutzte die Gelegenheit, um sich von Carol abzuwenden und seinen Weg fortzusetzen.
„Rick", sagte sie beschwörend.
„Ich brauche ihn", erwiderte Rick. „Er kennt sich in den Wäldern besser aus als alle anderen, und er ist auch ein besserer Jäger."
„Pass auf ihn auf", sagte sie.
Er nickte ihr zu, hielt noch einen Moment länger ihrem Blick stand und ging dann Daryl hinterher.
