Summary: Zwischen Sam und Dean ist noch nicht alles geklärt. Und der
Dämon hat sich für Aleks Tod noch nicht vollständig gerächt...
Story Notes:
Diese Fanfic spielt kurz vor der Folge 3x04 - "Sin City" und direkt nach
der Folge "Sin City" (noch vor den Ereignissen in der Folge "Bedtime
Stories")
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Erbarmungslos, Teil 2
Direkt nach Lucys und Seths Beerdigung fuhren Sam, Dean und Bobby zurück
zu dessen Haus.
Sie saßen in der Küche und Bobby war gerade dabei Kaffee aufzusetzen.
Die Worte des Pfarrers schwirrten noch immer in Deans Kopf und er fragte
sich, ob Sam das Gleiche dachte wie er - Bald würde Sam seine Beerdigung
mit ansehen müssen...
"Es gibt eines, das ich nicht verstehe.", sagte Bobby und unterbrach
Dean in seinen Gedanken, als er drei Tassen auf den Tisch stellte.
"Was?", fragte Sam.
"Dieser Dämon ließ euch am Leben - aber warum hätte er euch dann in den
Tod rasen lassen?"
"Der Scheißkerl war wahrscheinlich wütend.", sagte Dean. "Er hätte wohl
nicht gedacht, dass wir ihm folgen."
"Oder alles was er gesagt hat, war gelogen.", sagte Sam.
Dean warf ihm einen Blick zu dem er entnehmen konnte, dass er ihm
keinesfalls zustimmte. Der Dämon hatte gesagt, dass Sam Aufgaben zu
erfüllen gehabt hätte - sie wussten, dass der gelbäugige Dämon Sam als
Anführer seiner Armee auserwählt hatte.
Aber scheinbar waren nun auch Andere hinter Sam her - oder jemand
Bestimmtes?
Er konnte nicht anders, aber es kam ihm vor, als ob Sam ihm etwas
verschwieg. Viel zu sehr versuchte er das Thema zu umgehen, wenn Dean
ihn darauf ansprach was an dem Abend vor dem Angriff auf Lucy
tatsächlich geschehen war...
"Vielleicht.", sagte Dean, der zum jetzigen Zeitpunkt keine Diskussion
mit seinem Bruder beginnen wollte.
Sam blickte ihn an und schwieg. Dean fragte sich, was in solchen
Momenten in ihm vor ging...
"Hey Bobby.", sagte Sam dann, wahrscheinlich um wie üblich das Thema zu
wechseln, "Wo sind eigentlich Ellen und Jo?"
Bobby stellte den Kaffee auf den Tisch und blickte sie beide ernst an.
"Heute ist der Todestag ihres Mannes."
Dean wich Bobbys Blick aus und atmete tief durch.
Er wollte jetzt nicht an Fehler seines Vaters erinnert werden. Nicht heute.
Er erhob sich vom Stuhl, ging zur Haustüre und trat nach draußen.
Er ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen und ging die Stufen zum
Hof hinunter. Der Impala parkte direkt vor dem Haus und er öffnete den
Kofferraum.
Er klappte die Abdeckung hoch und griff nach einer kleinen, mit
magischen Schutzsymbolen versehenen Kiste, die er unter anderen Waffen
in einer hinteren Ecke des Kofferraums versteckt hatte.
Er hielt sie einen Moment in seinen Händen, bevor er sie öffnete und den
Gegenstand darin betrachtete - den Colt, mit dem er den gelbäugigen
Dämon in Wyoming erschossen hatte.
Er dachte darüber nach was er alles dafür geben würde, um Vieles
ungeschehen zu machen. Um den Colt in der Hand seines Vaters zu sehen,
zu sehen, wie sein Vater diesem Mistkerl die Kugel durchs Herz jagte...
Er hörte, wie jemand die Treppe herunter kam und drehte sich um.
Es war Bobby.
"Einen Penny für Deine Gedanken, Junge.", sagte dieser und kam näher.
"Ich habe darüber nachgedacht, dass der Colt jetzt wertlos für uns
ist.", antwortete Dean. "Ohne die richtige Munition ist er nur eine
normale Waffe."
Bobby zögerte einen Moment, doch dann nahm er den Colt aus der Kiste und
betrachtete ihn. "Vielleicht sollten wir herausfinden, wie das Ding
funktioniert."
"Ohne die Munition?"
"Vielleicht lag es nicht an der Munition... wir sollten ihn
auseinandernehmen und gründlich durchchecken."
Dean zog die Schultern nach oben. "Wenn Du meinst..."
Bobby klopfte ihm auf den Rücken. "Etwas mehr Enthusiasmus, bitte! Wenn
wir das Ding zum Laufen kriegen, wäre das eine riesen Sache, oder?"
Dean verzog den Mund zu einem halben Grinsen, klappte die Kiste zu und
schloss den Kofferraum.
"Na schön."
Einige Tage später...
"Ich kann es immer noch nicht glauben, dass Du die Beiden erschossen
hast!", sagte Dean, während sie auf dem Weg von Elizabethville zurück zu
Bobbys Haus waren.
"Sie waren dabei, Dich umzubringen!", antwortete Sam verärgert.
"Er war dabei, mich umzubringen - Sie hätte uns nützlich sein können!"
Sam schüttelte den Kopf. "Ich fasse es nicht, dass Du das bist, den ich
hier reden höre! Sie war ein Dämon! Wir können ihnen nicht trauen! Egal,
was sie Dir während eures kleinen Plausches erzählt hat, Du kannst
diesen Wesen nicht vertrauen! Ist es nicht das, was wir uns immer wieder
sagen? Sie hat Dich manipuliert, Dean! Und Du machst mich jetzt dafür
verantwortlich, dass Du Dich hast täuschen lassen!"
"Ach - aber dieser Ruby vertraust Du, ja?", konterte Dean.
"Das habe ich nie gesagt!", gab Sam angespannt zurück. "Wie oft soll ich
es Dir noch sagen? Ich vertraue ihr nicht - ich benutze sie!"
Dean stieß verächtlich ein kurzes Lachen aus. "Ja, sicher. Du hättest
ihr bei der ersten Gelegenheit die Rübe wegblasen sollen."
"Ob Du es glaubst oder nicht - ich habe ebenfalls mit dem Gedanken
gespielt! Aber falls Du Dich erinnerst: Sie ist in der Lage uns mit
Deinem Deal zu helfen!"
Dean starrte auf die Straße. "Ja, sicher."
"Sieh es wie Du willst, Dean. Aber Fakt ist, dass sie uns geholfen hat
den Colt zum Laufen zu kriegen. Sie hat ihn uns überlassen. Wir haben
die Fäden in der Hand. Wir können sie jederzeit erledigen."
Dean antwortete nicht, sondern atmete nur tief durch.
Die Diskussion war beendet - für´s Erste.
Sam sank tiefer in den Sitz und blickte aus dem Fenster.
Er hasste es, in solchen Situationen mit Dean eingepfercht im Impala zu
sitzen, während sie noch Stunden der Fahrt vor sich hatten.
Er hatte ein schlechtes Gefühl, da er Dean nicht ganz die Wahrheit über
Ruby gesagt hatte. Sie hatte ihm kurz vor ihrer Abreise gesagt, dass er
bereit sein müsste, gegen seine Überzeugung zu handeln und Opfer zu
bringen, ob er es nun für gut befand, oder nicht.
Er fühlte sich furchtbar, weil er die beiden Menschen in denen die
Dämonen gesteckt hatten erschossen hatte.
Aber er hatte es getan, um seinen Bruder zu retten... das war es
jedenfalls, was er sich immer wieder versuchte zu sagen.
Er fragte sich, was Dean hingegen von dem Dämon erfahren hatte mit dem
er in diesem Keller eingesperrt war - worüber hatten die Beiden gesprochen?
In der momentanen Situation wollte er die Frage nicht aussprechen, aber
es kam ihm so vor, als ob Dean ihm gegenüber misstrauisch war - zu viel
Unausgesprochenes lag in letzter Zeit zwischen ihnen...
Eine Weile später zuckte Dean zusammen, als sein Handy klingelte.
Sam hatte seit einer gefühlten Ewigkeit kein Wort mehr gesagt und Dean
hatte vor kurzem sogar das Radio abgeschaltet, weil ihm die Musik auf
die Nerven ging.
Er griff in seine Jackentasche, blickte kurz aufs Display und nahm das
Gespräch an.
"Bobby, was ist los?"
Sam blickte seinen Bruder von der Seite an. Dean sah müde aus. Er konnte
sich schon denken, warum Bobby anrief - Bobby wusste -anders als sein
Bruder- wann er eine Pause brauchte.
"Ok, ich fahre die nächste Tankstelle an.", sagte Dean zu Bobby und
legte das Handy dann aufs Armaturenbrett.
"Bobby braucht eine Pause?", fragte Sam, bevor Dean etwas sagen konnte.
Dieser sah ihn an. "Ich dachte schon, Du redest heute nicht mehr mit mir."
"Ich habe nachgedacht.", antwortete Sam.
"Ach, und worüber?"
"Den Colt. Was für Möglichkeiten uns jetzt offen stehen. Wir könnten den
Crossroad-Dämon rufen und-"
"Wir werden keine Dummheiten machen.", unterbrach Dean ihn sofort.
"Keine Diskussionen. Kein Herbeirufen des Dämons, kein herauswinden aus
dem Vertrag - Punkt."
Dean blinkte und nahm die Abfahrt zu einer Tankstelle.
Er stellte den Motor ab, stieg ohne ein weiteres Wort aus dem Wagen und
ging sofort zu Bobbys Auto.
Sam biss die Zähne zusammen - Dean war ihm ausgewichen!
Er wusste, dass wenn er jetzt weiter gedrängt hätte, dieses Gespräch in
einem schrecklichen Streit geendet hätte, aber er wollte diese Chance
nutzen! Er wollte zumindest versuchen, seinem Bruder zu helfen.
Frustriert starrte er durch die Scheibe und beobachtete Dean, wie er mit
Bobby redete, als hätte ihre Unterhaltung von gerade eben nicht
stattgefunden - doch Sam würde das Thema noch einmal zur Sprache
bringen, das schwor er sich.
Als Dean sich zum Wagen umdrehte und ihn fragend ansah, stieg Sam
ebenfalls aus dem Impala aus.
"Dachte schon, Du bist da drin angewachsen.", rief er.
"Hey Bobby.", sagte Sam und kam näher.
"Ich habe Deinem Bruder grade gesagt, dass mein Rücken mich umbringt!",
erzählte Bobby. "Wie wär´s also wenn wir uns was zu Essen besorgen und
eine Pause einschieben?"
"Von mir aus gerne.", antwortete Sam und drehte sich zu der Tankstelle um.
Scheinbar konnte man hier auch Lebensmittel kaufen und da sie alle nicht
wählerisch waren, sollte sich etwas Essbares auftreiben lassen.
"Ich verschwinde mal kurz.", sagte Bobby und steuerte die Toiletten an.
Dean grinste.
"Muss ganz schön oft pinkeln, der alte Mann, oder?", scherzte er.
Sam lächelte halbherzig zurück und versuchte zu entscheiden, ob er
weiter mit seinem Bruder streiten wollte, oder ob er das Thema für heute
ruhen lassen sollte.
Dean trat näher und lehnte sich neben Sam gegen Bobbys Wagen.
"Komm schon, Sammy. Ich weiß es war eine harte Zeit, aber mach Dir nicht
so viele Gedanken um alles!"
Sam nickte. "Ja, ich denke für heute ist es genug. Ich bin müde."
"Ich spendier Dir ´nen Kaffee. Komm schon."
Zusammen gingen sie zum Eingang des Shops und sahen sich drinnen um.
Dean steuerte als erstes die Süßigkeitenabteilung an und bis Sam sich
für ein Sandwich entschieden hatte, war er mit verschiedenen Keksen,
Schokoriegeln und Minikuchen beladen bereits zur Kasse gegangen. Sam
verdrehte die Augen und nahm drei Sandwiches aus der kleinen Kühltheke
heraus. Jetzt musste er sogar schon dafür sorgen, dass Dean etwas
halbwegs Nahrhaftes zu sich nahm...
Kurz darauf verließen sie die Tankstelle und Dean stellte die Tüte mit
seinen Errungenschaften neben Bobbys Wagen auf den Boden. Sam platzierte
die 3 Kaffeebecher und die Sandwiches auf dem Autodach.
"Mach das ja niemals bei meinem Baby, hörst Du?", sagte Dean und wies
mit dem Daumen auf die Kaffeebecher.
"Ist mir schon klar.", antwortete Sam. "Hey, findest Du nicht, dass
Bobby so langsam mal wieder auftauchen sollte? Denkst Du, es ist alles
okay bei ihm?"
"Ich geh jedenfalls nicht nachsehen.", antwortete Dean. "Wenn das so
lange dauert, kann das nichts Gutes bedeuten - wenn Du verstehst, was
ich meine."
Er wedelte mit seiner Hand vor seinem Gesicht herum und rümpfte die Nase.
Sam warf ihm einen genervten Blick zu und setzte sich in Bewegung. "Ich
bin gleich zurück."
Sam öffnete vorsichtig die Tür zur Männertoilette und trat ein. Der Raum
war mit Halogenlampen ausgeleuchtet, von denen eine ständig flackerte.
Bobby war nicht zu sehen, aber es befanden sich zwei Kabinen im hinteren
Teil. Sam beugte sich nach unten, um nachzusehen, ob er sich in einer
davon aufhielt - nichts. Die Kabinen schienen leer zu sein.
Sam vergewisserte sich nochmals, indem er die beiden Türen öffnete und
hinein blickte.
Dann wirbelte er herum und sah sich genauer um. Flackerte die Lampe aus
dem Grund, den er vermutete? War hier irgendwo Schwefel zu entdecken? Er
scannte den Raum mit seinen Augen, doch er konnte auch nirgends den
gelblichen Rückstand entdecken.
Schnell ging er wieder nach draußen, ging um die nächste Ecke - und
traute seinen Augen kaum: Dort stand Bobby vor der geöffneten
Kühlerhaube eines alten Jeeps und wischte sich gerade die Hände an einem
Tuch ab.
"Bobby!", rief er erleichtert und lief auf den Wagen zu.
Hinter der Beifahrertür tauchte ein junger Mann auf, der ihn überrascht
anblickte.
"Sammy! Ich habe dem Kleinen hier kurz geholfen. Sein Wagen wollte nicht
anspringen.", sagte Bobby.
"Okay!", entgegnete Sam.
Dieser blickte ihn an. "Ihr habt mich doch nicht gesucht, oder? Ich bin
fertig hier."
Sam warf dem jungen Mann einen kurzen Blick zu, blickte dann
verunsichert zurück zu Bobby und schüttelte den Kopf - natürlich hatte
er sich die größten Sorgen gemacht! Aber vor dem Jungen konnte er nicht
sagen, was ihm durch den Kopf ging.
Bobby klappte die Abdeckung wieder herunter und drückte diesem das Tuch
in die Hand.
"Jetzt solltest Du es bis nach Hause schaffen, Paul.", sagte Bobby
freundlich.
"Danke! Und Ihnen ebenfalls gute Fahrt!", antwortete dieser, lief um den
Wagen herum und setzte sich hinters Steuer. Er drehte den Zündschlüssel
und der Wagen sprang sofort an. Der Motor schnurrte wie ein Kätzchen.
Paul lächelte Bobby nochmals zu und winkte aus dem Fenster, bevor er
losfuhr.
"Netter Junge.", murmelte Bobby, als Sam und er sich in Bewegung
setzten. Dann legte er Sam eine Hand auf den Rücken. "Ist alles okay bei
Dir? Du wirkst so angespannt."
"Ich habe mir Sorgen gemacht.", antwortete Sam. "Sei vorsichtig, man
weiß nie wer uns begegnet..."
Bobby blieb stehen und sah ihm in die Augen. "Ich kann auf mich
aufpassen, Junge. Mach´ Dir ja keine Sorgen um mich, okay?"
Sam nickte und zusammen gingen sie zurück zum Parkplatz, wo Dean sich
gerade den letzten Bissen seines Sandwiches in den Mund steckte.
"Alles klar?", fragte er mit vollem Mund.
"Danke, dass Du auf uns gewartet hast!", antwortete Sam und griff
ebenfalls nach einem der beiden übriggebliebenen Sandwiches.
Kurz darauf saßen sie wieder im Wagen. Dean warf einen Blick in den
Rückspiegel um zu prüfen, ob Bobby auch hinter ihm her fuhr. Dann wandte
er sich Sam zu.
"Was war das vorhin? Warum bist du plötzlich so besorgt um Bobby?",
fragte er.
"Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass die Sache mit dem Dämon der Lucy
getötet hat, vorbei ist.", antwortete Sam.
"Inwiefern?"
"In dieser Hütte sagte der Dämon er hätte Lucy das angetan, weil sie ihm
Alek genommen hätte - aber nicht Lucy hat Alek zurück in die Hölle
geschickt."
"Nein, das war Bobby.", sagte Dean.
"Richtig. Bobby."
"Okay...", begann Dean. "Du fragst Dich also, warum er sich dann an Lucy
und nicht an Bobby und uns gerächt hat."
"Sie konnte beim letzten Zusammentreffen mit Alek sowieso nichts gegen
sie ausrichten.", sagte Sam. "Ich sehe da kein Schema."
"Sam, das was uns da begegnet ist, war ein Dämon. Dämonen tun
unlogische, furchtbare Dinge die nicht immer einen Sinn ergeben - ich
glaube, Du solltest das inzwischen wissen.", antwortete Dean und seine
Stimme triefte vor Sarkasmus.
"Ich meine es ernst, Dean. Die Sache ist noch nicht vorbei. Glaub mir."
Dean warf ihm einen Blick zu. "Na schön. Er hat uns laufen lassen - mal
abgesehen von der Sache mit dem Abgrund in den er uns gerne gejagt
hätte. Bisher ist er nicht wieder aufgetaucht um Bobby zu töten -
vielleicht wusste er nicht, was an dem Tag vor dem Salzbergwerk passiert
ist."
"Glaubst Du das wirklich? Er weiß es. Vielleicht ist er irgendwo da
draußen und wartet auf den richtigen Moment, um Bobby zu kriegen..."
Dean warf erneut einen Blick in den Rückspiegel und trat dann auf die
Bremse.
"Was ist los?", fragte Sam.
"Bobby ist nicht mehr hinter uns.", antwortete Dean und wendete den
Impala. "Vielleicht hat er eine Panne."
In Sams Magengegend breitete sich ein ungutes Gefühl aus und er hoffte,
dass Dean Recht behielt..
Sie fuhren ein Stück zurück und entdeckten Bobbys Wagen, der an der
Seite der Straße stand. Die Scheinwerfer waren ausgeschaltet und die
Fahrertür stand offen. Der Impala stoppte und sie stiegen aus. Bobby war
nirgendwo zu sehen. Dean nahm sich eine Taschenlampe aus dem Kofferraum
und überquerte die Straße.
"Hier, Kampfspuren!", sagte Dean als er Bobbys Wagen erreichte und
deutete auf den sandigen Boden.
Sam fuhr ein Schreck in die Glieder als er auch noch Schwefel am
Türgriff entdeckte.
"Ich wusste es!"
"Verdammt!", stieß Dean hervor und blickte sich um.
Es war stockdunkel und auf der einsamen Straße war kein weiterer Wagen
zu sehen. Er ging zur Beifahrerseite und leuchtete dort den Boden ab.
"Hier sind Reifenspuren zu sehen!", sagte er und Sam trat an seine Seite.
"Ein Jeep!"
Dean nickte. "Die Spur führt diesen Waldweg entlang."
"Dieser Scheißkerl!", rief Sam.
Dean leuchtete ihm mit der Taschenlampe direkt ins Gesicht und Sam fluchte.
"Nimm das Ding weg!", sagte er wütend. "An der Tankstelle hat Bobby
diesem Jungen mit seinem Jeep geholfen! Ich wusste gleich, dass er mich
komisch angesehen hat!"
"Du entwickelst den siebten Sinn, Sammy.", antwortete Dean und schlug
die Fahrertür von Bobbys Wagen zu. "Komm schon!"
"Wir begehen den gleichen Fehler wie das letzte Mal.", sagte Sam. "Wir
laufen ihm in die Falle."
Dean lenkte den Wagen langsam durch die absolute Dunkelheit um sie
herum. Vor kurzem hatte sich die Spur des Jeeps verloren, da sie auf
einen Schotterweg fahren mussten.
Jetzt wand sich die Straße einen Berg hinauf. Um sie herum gab es nur
Wald und je weiter sich der Impala den Berg hochquälte, desto unruhiger
wurde Sam.
"Wir werden Bobby nicht im Stich lassen!", antwortete Dean. "Und wir
haben den Colt."
"Natürlich werden wir ihn nicht im Stich lassen!"
Sam blickte unruhig aus dem Fenster. Vor ihnen tat sich plötzlich eine
Lichtung auf und er erblickte im Scheinwerferlicht den Jeep.
"Da vorne!", rief er und Dean stoppte den Wagen.
Sofort schaltete er die Scheinwerfer aus und stellte den Motor ab. Sie
stiegen aus und Dean leuchtete die nähere Umgebung mit seiner
Taschenlampe ab. Erneut schien sie nur Wald zu umgeben.
"Lass uns beim Jeep nachsehen.", sagte Sam und ging darauf zu.
Dean zog den Colt aus seiner Jeans und folgte ihm.
Der Wagen war wie erwartet leer, aber als Dean hinein leuchtete
entdeckte er Bobbys Kappe auf dem Fußboden vor dem Beifahrersitz.
Er warf Sam einen angespannten Blick zu und ging um das Auto herum.
"Hier sind Schleifspuren.", sagte er. "Sie führen in diese Richtung."
Er entdeckte einen kleinen Pfad, der weiter den Berg hinauf führte. Mit
dem Kopf gab er Sam ein Zeichen und sie gingen zurück zum Impala, um
ihre Waffen zu holen.
Kurz darauf kämpften sie sich den steilen, steinigen Pfad hinauf. Dean
hätte schwören können, dass die Tasche mit den Waffen Tonnen wog während
er sich zwang, einen Fuß vor den anderen zu setzen.
Endlich schienen sie die Anhöhe erklommen zu haben und vor ihnen tat
sich eine weitere Lichtung auf. Im Mondschein konnten sie weiter hinten
einen Fluss ausmachen und rechts von ihnen standen einige Holzhäuser und
größere Gebäude - eine alte, verlassene Siedlung. Wahrscheinlich aus der
Zeit der Goldgräberei.
"Ich glaube, hier sind wir richtig.", sagte Dean und ging weiter.
Sam hielt ihn am Arm fest und zwang ihn, stehen zu bleiben.
"Wir sollten uns erst umsehen.", sagte er.
"Der Mistkerl weiß sowieso schon, dass wir kommen. Hast Du selbst gesagt."
Sam ließ seinen Blick noch einmal über die alten Gebäude schweifen.
Dean hatte recht - der Dämon rechnete damit, dass sie ihm gefolgt waren
und irgendwann im Laufe der Nacht auftauchen würden.
Ein Schrei zerriss in diesem Moment die Stille und ließ sie beide
zusammen zucken.
Sam schluckte und blickte Dean ernst an. Sie hatten keine Wahl - sie
mussten weiter.
Langsam näherten sie sich den ersten Gebäuden, als sie einen weiteren
Schrei hörten.
"Es kommt von da drüben!", sagte Dean und deutete auf eines der größeren
Gebäude. Die Fenster waren vergittert und man konnte mit viel Fantasie
einen Sheriffstern auf einem alten, vergilbten Schild über dem Eingang
erkennen.
"Sehr passend.", entgegnete Sam und folgte Dean, der in geduckter
Haltung weiter schlich.
Am Gebäude angekommen, blickten sie durch die zerbrochenen
Fensterscheiben, doch drinnen war es dunkel und man konnte niemanden sehen.
"Gehen wir rein?", fragte Dean.
Sam atmete tief durch - die gleiche Geschichte wie in der Hütte im Wald.
- Genau die gleiche Geschichte...
Dennoch nickte er, denn Bobby war irgendwo da drin und sie mussten ihm
helfen.
Dean drückte die Türklinke herunter und betrat die alte Hütte.
Rechts von ihnen entdeckte er sofort eine Zelle aus Gitterstäben,
während links ein Tisch stand. Weiter vorne führte eine weitere Tür in
den hinteren Teil des Gebäudes.
Die alten Holzdielen knarrten unter ihrem Gewicht.
Sam schloss kurz die Augen und fluchte innerlich. Er hielt eine kleine
Flasche mit Weihwasser in seiner Hand, während Dean mit dem Colt im
Anschlag voraus ging.
Sam spürte, wie sein Atem unweigerlich schneller ging und sein Herz
anfing zu rasen, während sie sich der zweiten Tür näherten.
Dean streckte gerade seine Hand aus, um sie zu öffnen, als sie von innen
aufflog und sie beide zu Boden geschleudert wurden.
Die Flasche mit dem Weihwasser fiel Sam aus der Hand und landete etwas
weiter entfernt, wo sich der kostbare Inhalt auf dem Holzboden verteilte
und langsam versickerte.
Er riss den Kopf herum und sah, dass Dean den Colt nicht mehr in der
Hand hielt. Die Tasche mit ihren restlichen Waffen lag neben ihm auf dem
Boden.
Gerade wollte er sich aufsetzen, als der Dämon erneut seine Kraft gegen
sie schleuderte und er auf dem Rücken liegend den Boden entlang schlitterte.
Er und Dean landeten in der Zelle. Der Dämon hielt sie an die Rückwand
gepresst und kam näher.
"Man könnte glatt die Uhr nach euch stellen.", sagte er und ging vor
ihnen in die Hocke.
"Was hast du mit Bobby gemacht?", fragte Dean.
Der Dämon stand wieder auf und grinste. "Ich habe Bobby unten in einem
Erdloch und bin gespannt, wie lange er durchhält."
"Was hast Du mit ihm gemacht?", wiederholte Dean.
"Ich habe mir die Fähigkeiten des jungen, netten Pauls zunutze gemacht.
Ich war hoch erfreut als ich erfahren habe, dass Paul in der Lage ist,
einem alles vorzugaukeln was er möchte."
Dean blinzelte und traute im nächsten Augenblick seinen Augen kaum - vor
ihnen stand sein Vater. Er schluckte und es dauerte einen Moment, bis er
den Schock überwunden hatte.
Er sah hinüber zu Sam, der das Gleiche zu sehen schien wie er und den
Dämon mit offenem Mund anstarrte.
"Den Trick mit dem Shapeshifter und dem Dämon im Körper unseres Vaters
hatten wir bereits.", sagte Dean und blickte in die Augen seines Dads,
während der Dämon vor ihm erneut in die Hocke ging.
Gott, wie sehr er sich gewünscht hatte, noch einmal in diese Augen
blicken zu können - doch jetzt schmerzte es ihn fast körperlich, dass
der Dämon in dieser Form vor ihnen stand.
"Ich finde, es ist eine nette Abwechslung. Und lass mich Dir eines
sagen: Deine große Klappe wird Dir dort unten in der Hölle nichts
nutzen. Du wirst schreien und quieken, wie es Dein Vater getan hat."
Dean stemmte sich wütend gegen die Kraft, die ihn zu Boden presste und
hielt dem herausfordernden Blick des Dämons stand.
"Bobby wird nicht auf Deine Tricks hereinfallen.", sagte Sam.
"Oh, wenn man euch Menschen an einen bestimmten Punkt bringt, glaubt ihr
einem alles - eure Rasse ist so leicht zu beeinflussen, so einfach gebaut."
"Ach, und warum ist unserer Rasse dann die Vorherrschende auf diesem
Planeten?", fragte Dean.
Der Dämon lächelte. "Das glaubst Du! Tatsache ist, dass immer mehr
Menschen sich selbst in die Hölle befördern - Habgier, Neid, Hass,
Genussucht, Intrigen - ihr glaubt nicht wie schnell man einen Fuß in der
Tür hat. Der Himmel hat ein echtes Abwanderungsproblem."
"Wie bildlich gesprochen.", sagte Dean sarkastisch.
Der Dämon kam auf ihn zu und stoppte nur Zentimeter vor ihm. "Hüte Deine
spitze Zunge! Du Klugscheißer wirst Dir wünschen, dass Du Dich an dem
Tag in dem Krankenhaus für den Tod entschieden hättest!"
Dean blinzelte - Der Kerl wusste über den Sensenmann Bescheid, der
hinter ihm in Krankenhaus nach dem Unfall mit dem Impala her gewesen
war! Hatte er damals eine Wahl gehabt?
"Siehst Du - und schon habe ich Dich ins Grübeln gebracht... hättest Du
all das hier verhindern können wenn Du Dich anders entschieden oder
schneller gehandelt hättest? Wäre Dein Dad noch am Leben? Wäre Sammy
dann nicht gestorben? Hätte der Deal dann niemals stattgefunden?"
Jedes einzelne Wort traf Dean wie einen Stich und er schluckte hart. Es
war schwer für ihn, sich beim Anblick seines Vaters zu beherrschen und
seine Emotionen in Schach zu halten.
"Ich weiß, wie ich Dich bearbeiten kann, Winchester. Und dafür muss ich
noch nicht mal Hand an Deinen kleinen Bruder anlegen. Ich kann dafür
sorgen, dass Du Dich selbst in den Wahnsinn treibst!"
Dann begann der Dämon, ihn nach Waffen zu durchsuchen.
Angewidert beobachtete Dean jede Bewegung des Dämons, wie er zuerst das
Messer an seinem Fußgelenk fand, wie er das Messer an seinem Handgelenk
entfernte und zuletzt seine Waffe, die er am Hosenbund trug. Zuletzt
entdeckte er die kleine Feldflasche mit Weihwasser in der rechten Tasche
seiner Jeans.
"Du bist behangen wie ein Weihnachtsbaum.", sagte der Dämon und ging
dann hinüber zu Sam.
Bei ihm fand er lediglich eine Pistole.
Er nahm die Waffen, verließ die Zelle und legte sie auf den Schreibtisch
der neben dem Eingang stand. Dann hob er die Tasche mit den restlichen
Waffen vom Boden auf und zuletzt den Colt.
Sam stockte der Atem als er sah, wie der Kerl die Pistole einen
Augenblick betrachtete bevor er sie zu den restlichen Sachen auf den
Schreibtisch legte - scheinbar wusste er nicht, was für eine mächtige
Waffe er gerade in Händen gehalten hatte.
Langsam kehrte er zur Tür der Zelle zurück und schloss sie.
"Ich sehe euch später. Unterhaltet euch schön.", sagte er und Sam spürte
wie die Kraft nachließ, die sie festhielt.
Der Dämon verließ den Raum und kehrte zu Bobby zurück.
Sam wusste nicht, wie lange sie schon in der Zelle saßen. Hin und wieder
hörten sie Bobbys Schreie, was er absurderweise als gutes Zeichen
wertete, da es ihnen zumindest den Hinweis gab, dass Bobby noch lebte.
Dean hatte inzwischen begonnen ohne Pause innerhalb der Gitterstäbe auf
und abzugehen und Sam wünschte er könnte etwas sagen, das ihn beruhigte.
Er konnte am Gesicht seines Bruders sehen, wie es in ihm arbeitete.
"Hör auf Dir von dem Kerl etwas einreden zu lassen.", sagte Sam.
"Ich kann mich nicht mehr daran erinnern was damals passiert ist!",
antwortete Dean. "Aber ich wollte nicht, dass Dad diesen Deal für mich
abschließt!"
"Das weiß ich doch!", Sam stand auf, lief zu ihm hinüber und hielt ihn
am Arm fest. "Dad hat eine Entscheidung getroffen. Genau wie Du. Wir
können nichts mehr an den Fakten ändern. Das Wichtigste ist jetzt,
irgendwie hier raus zu kommen und Bobby zu befreien.
Dean blickte seinen Bruder einen Moment lang nachdenklich an. Dann
begann er, in der Innentasche seiner Jacke nach etwas zu suchen. Er zog
ein Stück Kreide heraus.
"Das hat der Mistkerl bei meiner Weihnachtsdekoration übersehen.", sagte
er und drückte Sam die Kreide in die Hand.
Es dämmerte bereits als der Dämon -dieses Mal wieder in Pauls Gestalt-
den Raum betrat.
Dean baute sich vor den Gitterstäben auf, während Sam auf der Liege an
der Wand sitzen blieb.
"Euer Freund hat Ausdauer, das muss man ihm lassen.", sagte der Dämon
und lächelte.
Dean blickte ihn finster an. "Warum kommst Du nicht näher, dann zeige
ich Dir, welche Ausdauer in mir steckt!"
"Dean - Du wirst es wohl nie lernen."
Der Dämon blickte nur in seine Richtung und Dean wurde von den Beinen
gerissen und rutschte nach hinten, in die Mitte der Zelle.
Sam sprang auf, doch der Dämon drückte ihn mit seiner Kraft zur Seite,
gegen die Gitterstäbe.
"Ich will mich doch nur ein wenig mit euch unterhalten, Jungs.", sagte
der Dämon und öffnete mit einem Schlüsselbund die Tür zur Zelle.
Dann trat er ein und verschloss sie wieder hinter sich.
Sam beobachtete jeden seiner Schritte und zwang sich, nicht an die Decke
zu sehen.
Der Dämon trat nach vorne, spürte, dass etwas nicht stimmte und stockte.
Sam atmete auf - der Dämon war ihnen in die Falle gegangen!
Nur Minuten zuvor hatten sie eine Teufelsfalle mit Kreide an die Decke
gezeichnet.
"Spiritus mundi...", begann Sam einen Exorzismus aus seinem Gedächtnis
aufzusagen.
Der Dämon warf einen Blick zur Decke, dann schoss er blitzschnell herum
und packte Dean am Hals, der noch immer mit schmerzverzerrtem Gesicht am
Boden direkt neben ihm lag.
"Ich würde ganz schnell meinen Mund halten, oder Dean klopft heute noch
an die Tore der Hölle! Du willst doch nicht eure kostbaren letzten
Monate verschwenden, oder Sammy?"
Sam stoppte und beobachtete wie Dean krampfhaft versuchte, die Hand an
seinem Hals zu lösen. Der Dämon schien mit aller Kraft zuzudrücken und
Deans Gesicht lief bereits dunkelrot an.
"Ihr mögt mich in der Falle haben, aber ich bin immer noch sehr stark.
Vergiss´ das nicht! Ich breche ihm den Hals in weniger als einer Sekunde!"
"Okay!", rief Sam und hielt die Hände zum Zeichen der Aufgabe hoch.
Der Dämon ließ los und Dean begann heftig zu würgen, während er stockend
Luft holte.
Der Dämon zog in diesem Moment ein paar Handschellen aus seiner Tasche,
legte Dean eine davon um dessen Handgelenk und befestigte die andere an
seinem Eigenen. Triumphierend blickte er Sam an.
"Mein neues Haustier."
"Mach ihn sofort los!", sagte Sam drohend und trat einen Schritt näher
an die Teufelsfalle heran.
Der Dämon zog den Schlüsselbund mit den alten Schlüsseln zu der Zelle
aus seiner Hosentasche und warf ihn durch die Gitterstäbe nach draußen.
Dann griff er in seine Jackentasche und hielt den kleinen silbernen
Schlüssel für die Handschellen zwischen Daumen und Zeigefinger. Auch
diesen warf er nach draußen.
"Uuups.", sagte er und lächelte.
Sam fluchte, lief zur Tür der Zelle und rüttelte daran - sie war
verschlossen.
Dean war inzwischen auf die Knie gekommen und der Dämon zog ihn mit
einem Ruck an den Handschellen auf die Beine.
Dean stürzte sich sofort auf ihn und drängte den Dämon gegen den Rand
der Teufelsfalle bis ihn die unsichtbare Wand aufhielt.
Der Dämon fackelte nicht lange, drehte Dean den Arm auf den Rücken bis
dieser aufschrie und drückte ihn wieder zurück auf die Knie.
"Jungs, das alles macht mich sehr, sehr wütend. Ihr glaubt immer wieder
aufs Neue, dass ihr schlauer seid als ich - aber so ist es nicht!"
Sam blickte seinen Bruder verzweifelt an.
Solange der Dämon ihn innerhalb des Kreises festhielt, konnte er den
Exorzismus nicht ausführen, da er nicht schnell genug sein würde.
Der Dämon würde Dean töten, bevor er den letzten Satz ausgesprochen und
ihn damit aus dem Körper von Paul getrieben hätte...
Sie saßen fest - mit einem Dämon in einer Gefängniszelle.
"Sam, warum erzählst Du Dean nicht, worüber wir beide uns neulich
unterhalten haben?", fragte der Dämon zynisch. "Darüber, dass Du ihn
retten könntest."
Sam schluckte und sah, dass Dean ihm einen erstaunten Blick zuwarf.
"Ach.", sagte Sam und ignorierte Dean für einen Augenblick. "Und wie
wäre es, wenn Du mir erzählen würdest, wie das funktionieren soll?"
Der Dämon lächelte. "Sorry, Kleiner. Aber dazu bin ich nicht berechtigt.
Ich lege mich nicht mit Crossroad-Dämonen an. Das musst Du schon selbst
herausfinden."
Dean machte einen Schritt auf Sam zu. "Warum verschweigst Du mir so etwas?"
"Weil ich keine Antworten habe! Weil ich keine Ahnung habe, wovon dieser
Kerl da spricht!", antwortete Sam ehrlich. "Verdammt, Dean - ich will
nicht, dass Du mich als Freak ansiehst!"
Entgegen Sams Erwartungen, grinste Dean. "Für mich bist Du schon immer
ein Freak gewesen, Sammy."
Sam blickte Dean erleichtert an - er hatte mit einer ganz anderen
Reaktion seines Bruders gerechnet.
"Oh! Echte Bruderliebe!", rief der Dämon scharfzüngig und zog Dean zurück.
"Nimm Deine dreckigen Finger von mir!", fuhr Dean ihn an und blickte auf
die Hand, die nun auf seiner Schulter ruhte.
Der Dämon nahm seine Hand tatsächlich weg, aber man konnte sehen, dass
er für seinen nächsten Schlag bereit war.
"Dean, warum erzählst Du Sam nicht, dass Du Dich fragst, ob das was der
Gelbäugige Dämon zu Dir über Sam sagte, wahr ist? Dass er-"
Der Schlag, den Dean ihm in diesem Moment verpasste, hatte gesessen. Ein
kurzer, kräftiger Schlag genau auf die Nase.
Der Dämon taumelte einen Augenblick zurück, doch dann fing er sich
wieder und wischte sich das Blut weg, das ihm aus der Nase lief.
Sam trat einen Schritt nach vorne und der Dämon hielt die Hand hoch.
"Oh oh oh, Sammy. Draußen bleiben. Wenn Du diesen Kreis betrittst,
schwöre ich, ich töte euch Beide.", sagte er wütend. "Das ist unser
kleiner Ringkampf, nicht wahr, Dean?"
Dean wusste schon bevor er den ersten Schlag empfing, dass er verloren
hatte. Der Dämon versetzte ihm einen so heftigen Fausthieb auf den
Brustkorb, dass er mit dem Kopf auf den Boden knallte, als er aufschlug.
Der Dämon beugte sich über ihn. "Ich glaube, ich habe gewonnen."
"Wie lange wollt ihr dieses Kammerspiel hier noch weiter spielen?",
fragte der Dämon einige Minuten später.
"So lange es eben dauert.", antwortete Dean.
"Ja, ich weiß ihr steht darauf eingesperrt zu sein - aber ich könnte
euch eine Lösung anbieten."
"Die wäre?", fragte Sam.
"Lasst mich aus der Teufelsfalle und ich öffne die Tür. Ich brauche dazu
keinen Schlüssel. Wir gehen alle unserer Wege und leben zufrieden und
glücklich weiter. Oh, bitte entschuldige Dean - alle außer Dir natürlich!"
Dean zog einen Mundwinkel hoch. "Natürlich."
"Ich hätte einen anderen Vorschlag.", sagte Sam. "Wir warten darauf bis
jemand kommt und uns hier raus holt."
"Wer? Soweit ich gesehen habe, hat Dein Handy hier leider keinen
Empfang, oder?"
Sam schluckte. Seine einzige Hoffnung war, dass Bobby eventuell hier
auftauchen könnte... aber weder er noch Dean wussten, wie es um Bobby stand.
"Wie ich gehört habe, habt ihr Lucy ein schönes Begräbnis zuteil werden
lassen.", sagte der Dämon dann. "Ihr hättet sie retten können wenn ihr
nur ein bißchen netter zu mir gewesen wärt."
Dean griff nach dem Kragen des Dämons und drängte ihn erneut gegen die
unsichtbare Wand, die ihn innerhalb des Symbolkreises hielt.
"Halt die Klappe!", rief er. "Sie war bereits tot als wir ins
Krankenhaus zurück gekommen sind, du dreckiger Lügner."
"Oh ja, Dämonen sind Lügner und Betrüger, immer die alte Leier.", sagte
der Dämon in einem Singsang. "Sag mir Sam, denkst Du ich habe gelogen
als ich sagte, dass eure Mom dort unten schon den Empfang für Dean
vorbereitet?"
"Das haben wir bereits als Lüge abgehakt. Und jetzt halt Dein Maul.",
antwortete Dean anstelle seines Bruders.
"Hat Sam Dir gesagt, was er von Ruby, dieser elenden Verräterin,
erfahren hat?"
"Ich will nichts mehr hören, okay?", rief er.
"Baby - Wenn Du so wütend wirst, turnt mich das richtig an."
Dean ließ ihn los und trat einen Schritt zurück. Seine Nerven waren zum
zerreißen gespannt. Er wollte nur noch raus aus dieser Zelle und diesen
verdammten Hurensohn mit dem Colt erschießen.
Er hasste es, diesem Kerl körperlich unterlegen zu sein und dass er mit
ihnen spielte, wie mit Marionetten. Er wusste, dass es Geheimnisse
zwischen ihm und Sam gab, aber trotz allem würden sie das hier
durchstehen...
Sie alle drehten sich um, als sie Geräusche aus dem hinteren Teil der
Hütte hörten.
Bobby trat durch die Tür.
Sam erschrak - Bobby sah furchtbar aus! Körperlich sah man keine
Verletzungen, doch sein Gesichtsausdruck sah aus, als wäre er durch die
Hölle gegangen.
"Oh, ein weiterer Gast für unsere kleine Party!", sagte der Dämon.
"Verdammt, in welchen Schlamassel habt ihr euch jetzt schon wieder
gebracht?", fragte Bobby mit heiserer Stimme, als er die Szene vor sich
erblickte.
Sam sah ihn eindringlich an und versuchte, ihn mit Blicken zum
Schreibtisch auf den Colt hinzuweisen. Bobby ließ sich nichts anmerken,
doch langsam bewegte er sich auf den Tisch zu und nahm den Colt.
Der Dämon grinste. Er wiegte sich noch immer in Sicherheit.
"Du kannst mich nicht erschießen, alter Mann."
Bobby spannte den Hahn, zielte, und drückte ab.
Die Kugel drang durch das Herz des jungen Körpers und aus dem Innern
flammte ein rötliches Glühen auf. Nach einem kurzen Augenblick sackte er
zusammen und landete mit dem Gesicht auf dem Boden.
"Gott sei Dank!", rief Sam und lief zur Tür der Zelle. "Die Schlüssel!
Sie liegen irgendwo da drüben!"
Bobby sah sich um und entdeckte sie. Schnell hob er sie auf.
Nach einigen Versuchen hatte er den richtigen Schlüssel gefunden und
öffnete die Tür.
Sam trat auf ihn zu und umarmte ihn kurz.
"Ich hatte verdammt große Angst um Dich, Mann.", sagte er.
Bobby lächelte schwach und ging dann hinüber zu Dean, der neben dem
toten Körper von Paul kniete.
Bobby beugte sich hinunter und umarmte auch ihn kurz.
Dann blickte er in das Gesicht des Jungen.
"Tut mir leid, Kleiner.", sagte er mitfühlend.
"Bobby, bist Du okay?", fragte Dean. "Was hat er mit Dir gemacht?"
Er sah die beiden Brüder an. "Nichts, was ein paar Stunden mit meinem
Therapeuten nicht wieder richten könnten."
In der darauf folgenden Nacht schlich sich Dean aus Bobbys Haus und
setzte sich in den Impala.
Kurz darauf erreichte er den Friedhof, auf dem Lucy beerdigt lag.
Er ging an das Urnengrab und stand eine Weile schweigend daneben.
"Wir haben den Kerl erledigt.", sagte er leise. "Besser gesagt Bobby hat
es getan."
Er schwieg erneut einen Moment.
"Ich wünschte, Du wärst dabei gewesen und hättest es selbst erledigen
können. Du hättest Diejenige sein sollen... "
Er blinzelte ein paar Tränen weg und fuhr sich durchs Haar.
"Naja... ich wollte dass Du weißt, dass er jetzt niemandem mehr weh tun
kann..."
-ENDE-
