DISCLAIMER: Die Hauptcharaktere, bestimmte Begriffe und Ideen gehören JK Rowling.
Ich spiele nur etwas mit ihren Figuren herum und verdiene daran keine Galleone.
Grüne Flammen schlugen aus einem der vielen Kamine des Atriums im Zaubereiministerium in London. Nachdem das letzte bisschen Rauch verpufft war, formten sich aus den zunächst vage zu erkennenden Umrissen zwei Personen. Eine davon eine junge Frau, die sich, kaum hatte sie wieder festen Boden unter den Füßen, hektisch wirkend auf den Weg machte.
„Hermine!", rief der junge Mann, der mit ihr angekommen war und beinahe laufen musste, um ihr auf den Fersen zu bleiben. „Nun entspann dich und atme erst einmal durch. Du hast doch noch zehn Minuten." Die junge Frau drehte ihr Handgelenk zur Seite, um einen Blick auf ihre magische Armbanduhr (die ihr bereits zugerufen hätte, dass sie sich beeilen müsse, wäre sie zu spät dran gewesen) zu werfen und blieb dann stehen. Der große junge Mann mit den leicht zerzausten roten Haaren, der einen unordentlich wirkenden Umhang trug, holte sie endlich ein. „Es ist sieben Minuten vor Acht, Ron.", sagte die junge Frau gehetzt klingend und zog bedeutungsschwer die Augenbrauen hoch. „Ich habe also keine zehn Minuten Zeit."
Dutzende Hexen und Zauberer um sie herum stiegen aus Kaminen, apparierten unvermittelt neben ihnen und schlängelten sich in eine Masse aus Besuchern und Ministeriumsangestellten, die an diesem frühen Morgen durch die Empfangshalle strömte. Ron Weasley war davon unbeeindruckt und lächelte Hermine unernst nickend an, während sie weiter zu den Aufzügen hingingen. „Ach ja, stimmt... Keine zehn Minuten mehr, nur fast zehn Minuten.", sagte er. Sie schien ärgerlich über seine Sorglosigkeit. Wieder blieb er stehen. „Hermine, du steigst gleich in einen Aufzug und bist in weniger als einer Minute im dritten Stock.", sagte Ron nun etwas ernsthafter und eindringlicher. „Außerdem ist das dein erster Arbeitstag im Ministerium – kein Mensch nimmt es dir übel, wenn du ein paar Minuten zu spät kommst, weil du das Büro vom Abteilungsleiter nicht findest oder sowas." Aber Hermine war mit solchen Argumenten nicht ruhig zu stellen.
„Gerade, weil das mein erster Tag ist, möchte ich nicht zu spät kommen.", beharrte sie und wurde dabei ungewöhnlich laut.
Ron atmete aus und zuckte mit den Schultern – im gleichen Moment schon tat es Hermine leid. „Vielleicht hast du recht.", gab sie zu. „Es ist nur… ich wollte immer hier arbeiten und nun möchte ich alles richtig machen." Ron legte ihr die Hand auf die Schulter. „Das wirst du auch.", sagte er ihr. „Du wirst die Beste der ganzen Abteilung sein, da wette ich drauf." Hermine lächelte müde. „Ich muss jetzt los.", sagte Ron und schielte kurz auf seine magische Taschenuhr. „Ich wünsche dir viel Glück und Spaß… und vergiss nicht – wir treffen uns nach der Arbeit mit Harry."
Er gab ihr einen hastigen Kuss auf die Wange und stieg in einen der drei nebeneinander liegenden Aufzüge, um zum zweiten Stock zu gelangen – der Abteilung für magische Strafverfolgung.
Hermine atmete ein, hielt einen Moment die Luft an, atmete wieder aus und gab sich einen Ruck. Auch sie bestieg nun den Aufzug, den sie mit einem älteren Zauberer in kurios gestreiftem Gehrock und zwei Hexen, die sich über den neuen Erlass zur Beseitigung von Ghulen unterhielten, teilte. Wie Hermine vermutet hatte, stiegen beide Frauen aus, als die helle Frauenstimme „vierter Stock – Abteilung zur Führung und Aufsicht magischer Geschöpfe" verlauten ließ. Nur noch ein Stockwerk…
Elf Jahre lag die Schlacht um Hogwarts nun zurück. Manches Mal schienen ihr die Ereignisse jener Jahre meilenweit entfernt zu sein, wie aus einem anderen Leben und dann gab es Momente in denen ihr die Erinnerungen derart lebendig erschienen als sei zwischen heute und vor elf Jahren nur ein einzelner Tag vergangen.
Nachdem Hogwarts soweit wieder aufgebaut worden war und das Leben seinen gewohnten Gang zu gehen schien, war Hermine zurückgekehrt und hatte das letzte Schuljahr wiederholt, um ihre UTZ Prüfungen abzulegen. Bis auf Zaubertränke, das ihr in der Umsetzung trotz der ermunternden Unterstützung von Professor Slughorn immer noch schwer gefallen war, hatte sie in jedem Fach mit einem Ohnegleichen abgeschlossen. Danach war sie dem Angebot des Zaubereiministers Kingsley Shacklebolt gefolgt, um mit Harry und Ron gemeinsam eine Ausbildung in der Aurorenzentrale zu beginnen.
Im Gegensatz zu ihren beiden Freunden jedoch, bemerkte Hermine sehr bald, dass dieser Berufszweig ihr nicht besonders lag. Sie bevorzugte eine eher verwalterische Tätigkeit, bei der ihr theoretisches Wissen ebenso gefragt wie gefördert werden würde. Nach einer zweijährigen Weltreise mit Ron, während der sie vor allem ihren Forscherdrang stillen konnte, und mehreren Jahren Ausbildung in Beauxbatons (wo eine gewisse Madame Dubois sie in ihren speziellen Kursen die gehobenen Grundlagen magischer Katastrophenbekämpfung und Gedächtniskunde gelehrt hatte), entschied sich Hermine dazu, in einem der Büros des Ministeriums für Zauberei arbeiten zu wollen. Ein Entschluss, den Ron ebenso wenig ehrlich nachvollziehen konnte wie er ihr Interesse für Arithmantik während der Schulzeit begriffen hatte.
„Dritter Stock – Abteilung für Magische Unfälle und Katastrophen.", erklang die Frauenstimme im Aufzug erneut und Hermine Granger zuckte kurz zusammen. Sie war angekommen.
„Ah, Miss Granger!", rief der hochgewachsene Mann mit der grünen Fliege aus, der den schwarz parkettierten Flur entlang auf sie zugelaufen kam, beschwingt. „Da sind Sie ja. Pünktlich, und ich hätte nichts anderes erwartet." Amyntas Hicks, schlaksig, etwa im mittleren Alter und Leiter der Abteilung für Magische Unfälle und Katastrophen, schüttelte ihre Hand. Hermine zwang sich zu einem möglichst natürlichen Lächeln und nickte.
„Na dann.", sagte Hicks und wandte sich zum Gehen. „Ich werde Ihnen am besten Ihr Büro zeigen. Damit Sie gleich loslegen können, was?", hörte sie ihn fröhlich sagen und anschließend kichern. Hicks war, wie Hermine bereits bei der Vorstellung vor drei Wochen bemerkt hatte, etwas eigen und exzentrisch. Sie war sich nicht sicher, ob sie ihn mochte, aber bisher erschien er ihr zumindest freundlich.
Etwa in der Mitte des langen Flures, das vom magischen Tageslicht durch ein paar spärliche Fenster beleuchtet wurde, blieb Mr. Hicks stehen und öffnete eine Tür.
„Also, das ist es.", sagte er und gab Hermine ein Zeichen, dass sie eintreten möge. „Natürlich können Sie sich mit der Zeit etwas häuslicher einrichten." Hermine blickte auf einen hübschen schwarzen Schreibtisch – Ebenholz -, hinter dem sich ein Fenster befand, das zu ihrem Gefallen etwas größer als jene im Flur ausfiel. Ein Paar grünkarierter Vorhänge war daneben angebracht, das sie für einen Augenblick fragen machte, wer wohl zuvor in diesem Büro gearbeitet haben mochte, doch ansonsten schien das Zimmer wie leergeräumt. „Das werde ich gern tun.", antwortete Hermine nun auf Hicks' Einwurf und legte ihre Tasche auf dem Schreibtisch ab.
„Die Toiletten sind ganz hinten am Ende des Flures.", bemerkte Hicks nun und blieb erwartungsvoll lächelnd im Türrahmen stehen, nachdem er seine Fliege zurecht gerückt hatte. „Wenn Sie etwas zu trinken brauchen, schicken Sie einfach ein Memo hinunter ins Atrium zur Direktion. Wobei ich ja davon überzeugt bin, dass Sie sich mit Ihren Fähigkeiten auch alleine versorgen können.", wieder beendete er mit einem nervös merkwürdigen Kichern seinen Satz. Hermine nickte, abermals etwas unbehaglich. „Also dann, ich werde Ihnen die heute zu bearbeitenden Fallakten bringen. Wenn Sie damit fertig sind, können Sie Schluss machen.", erklärte Hicks weiter und ehe Hermine noch einmal bejahen konnte, war er bereits verschwunden.
Der Anfang war gemacht, dachte Hermine, atmete noch einmal durch und besah sich ihr Büro mit etwas mehr Ruhe. Die scheußlichen Vorhänge würde sie baldmöglichst austauschen. Vielleicht ein paar neue in den Gryffindor-Farben. Und Fotos. Ja, ein paar bewegte Fotografien ihrer Freunde und ein paar Muggelbilder von ihren Eltern würden das Büro sicherlich freundlicher gestalten.
„Hier!", Amyntas Hicks war zurückgekehrt und legte einen Stapel Pergamente auf Hermines Schreibtisch ab. „Wenn Sie Fragen haben sollten – mein Büro ist das Erste gleich beim Eingang zur Etage.", sagte Hicks und hatte bereits den Türgriff in der Hand. „Ach ja.", sagte er dann plötzlich. „Das fertige Schreiben über den Drachenpockenfall in Grimbsy geben Sie bitte an Mr. Prince weiter. Das Büro schräg gegenüber Ihrem." Hermine hatte kaum hingehört, lächelte nun aber aufrichtig und machte sich daran, hinter ihrem neuen Schreibtisch Platz zu nehmen. „Wird erledigt.", versicherte sie und Hicks schloss die Tür hinter sich.
Hermine bearbeitete Fall um Fall. Eine Horde Minimuffs war in einem Muggelkaufhaus in Surrey aufgetaucht. Dies bedeutete zum einen ein Verwarnungsschreiben an die zuständige Abteilung zur Führung und Aufsicht magischer Geschöpfe als auch ein Genehmigungsschreiben für die Vergissmich-Zentrale, die die Erinnerung des Eisverkäufers sowie dreier Jungen, an deren Arme sich die Minimuffs festgebissen hatten, umkehren sollten. Mrs. Mathilda Warren aus Paisley in Schottland, Nachbarin der dreizehnjährigen Hexe Eileen McDonald, war Opfer eines Wabbelbein-Fluches geworden. Angeblich war Mrs. Warren eine gemeine alte Frau, die Eileen McDonald und ihrer Freundin Estella Lovejoy, ebenfalls Hexe, den Fußball zerstochen hatte nachdem er über ihren Gartenzaun geflogen war. Eileen und Estella würden dennoch eine Verwarnung wegen unerlaubter Zauberei Minderjähriger erhalten, die über das Büro gegen Missbrauch der Magie rausgehen würde. Hermine schickte eine Eule an das St. Mungo's Hospital, wo Mrs. Warren wegen ihrer Beine behandelt wurde und anschließend ebenfalls einen Gedächtniszauber erhalten sollte.
Einige Pergamente und Stunden später, die Hermine kaum länger als eine halbe erschienen waren, hatte sie die Anträge zur weiteren Untersuchung des Ausbruches von Drachenpocken in Grimsby fertig. Sie ordnete die Schriftrollen noch einmal vor sich auf dem Tisch und griff dann nach ihrer Tasche, die sie nun über die Schulter schwang. Mit einem kurzen „nox!", es war bereits früher Abend, löschte sie das Licht und schloss die Bürotür hinter sich.
Ein paar Schritte und sie hatte das Büro von Mr. Prince erreicht – „Leitender Angestellter des Komitees zur Erforschung von Gegenmitteln bei Seuchen und Katastrophen" stand da in ein unscheinbares goldenes Türschild eingraviert. Hermine klopfte an. Sie hörte ein langgezogenes, genervt klingendes „jaaaa" und öffnete die Tür.
„Entschuldigen Sie wenn ich störe…", setzte Hermine an und ihr Blick fiel auf einen älteren Mann an einem Schreibtisch, der gar nicht erst zu ihr aufsah. Ein Gefühl, wie von dutzenden winzigen Ameisen in ihrem Nacken und auf ihrem Hinterkopf, überkam sie.
„Die Analyse des Drachenpockenausbruches?", fragte er, während er auf Pergament schrieb. Sie kannte diese Stimme.
„Ja, ich…", stotterte Hermine, während ihre Gedanken zu rasen schienen. „Legen Sie sie hier auf den Schrank neben der Tür.", sagte er.
Er war älter geworden. Seine Haare waren grau, zu ihrer Verwunderung geschnitten. Und doch trug er immer noch schwarz und seine Hakennase war unverkennbar.
„Pro… Professor Snape?", sprach sie endlich das aus was sie dachte.
