Kapitel 1: Leuchtend blaue Augen

(Der Kaffee danach)

Logan amüsierte sich prächtig. Sicher, die Tatsache an sich war nichts Ungewöhnliches. Der Grund für dieses Vergnügen jedoch, ließ es von anderen Malen unterscheiden.

Es war ein Mädchen. Nicht eins von denen, die zu seinen Füßen schwach wurden, oh nein, ein Mädchen, das tatsächlich den Mut hatte, ihm die Stirn zu bieten. Und wie kam er zu dieser Ehre? Anscheinend dafür, ein überprivilegierter Wichtigtuer zu sein, der einen ihrer Freunde schlecht gemacht hatte und schlimmer, anscheinend in Gegenwart dieses Geschöpfes. Eine Tatsache mit der er Probleme hatte, sie zu glauben. Nicht mit dem Teil ein Wichtigtuer zu sein, aber damit, dass er dieses Mädchen hätte vergessen können. Sicher, sie war stinksauer auf ihn und offensichtlich mochte sie ihn nicht... aber, Gott, sie war wunderschön mit ihren leuchtend blauen Augen und den leicht geröteten Wangen, verursacht durch ihren Zorn.

Wenn er eines war, dann ein Verehrer von schönen Frauen und er konnte einfach nicht begreifen, dass er jemals dieses Wesen vergessen hätte. Gut, er hatte einen ziemlichen Kater während ihrer ersten Begegnung, natürlich, nach einem „Life and Death Brigade" Wochenende, aber trotzdem...

Naja, eins war sicher... er würde dieses Mädchen sicherlich nicht in nächster Zeit vergessen. Eigentlich war er sich ziemlich sicher, dass dieses sehr begehrenswerte Bild von dieser süßen Brünette mit ihren leuchtenden Augen - strahlend so kräftig und klar aus ihrem zarten Gesicht -, die reine Verärgerung über ihn leicht lesbar, nicht nur in ihren Augen und in ihrem Gesicht, sondern auch in der Haltung ihres Körpers, würden sich für immer in sein Gedächtnis brennen. Und was für ein Körper das war.

Bevor er es wusste, brachte er sich in den Streit mit ein, nur um zu sehen, wie weit er sie anstacheln konnte. Sie enttäuschte ihn nicht. Wütend passte auf jeden Fall zu diesem kleinen Hitzkopf. Erstaunlich, da ihn ihre Antworten immer mehr faszinierten. Sie zögerte fast nie eine Antwort zu geben und er musste zugeben, dass sie mit schlagfertigen Argumenten aufwartete. Ihn beispielsweise mit Judy Dench zu vergleichen... naja, dass hatte sicherlich noch nie jemand zuvor getan. Also ging er einen Schritt weiter, er warf ein Argument ein von dem er wusste, dass es ihr die Sprache verschlagen würde. Denn das „Wir-Leben-in-einem-freien-Land-Argument" ließ ihn immer das letzte Wort haben. Und er hatte Recht, sie zögerte einen Moment, einen Moment den er benutzte, um sie zu verwirren. Er gab ihr Zeit, ein Argument zu formulieren.

Und dann überraschte sie ihn. Sie verengte ihre Augen für einen Augenblick.

„Ich kann es nicht leiden, wenn jemand meinen Freunden weh tut", sagte sie leise, sehr einfach.

Das haute ihn um. Es gab kein Argument, welches er hätte einwerfen können. Darauf gab es wirklich nichts zu sagen. Es war genau so gut, wie das „Freie-Land-Argument". Und trotzdem konnte er sie nicht so einfach gewinnen lassen. Also sagte er ihr, dass sie sehr einfach zu provozieren sei. Oh ja, das brachte sie schon wieder auf die Palme. Sich siegessicher fühlend fügte er noch hinzu, dass sie scheinbar jemand war, der gerne debattierte.

Unglücklicherweise, bevor er noch etwas tun oder sagen konnte, unterbrach sie Finn. Verdammt! Sie hatten nach seiner schwer erreichbaren Rothaarigen schon den ganzen Tag gesucht, naja, zu mindestens seit Finn aufgewacht war, und er musste sie unbedingt in diesem Augenblick finden. Innerlich seufzte er und drehte sich wieder zu dem Mädchen um. Zu schade. Der Zauber des Augenblicks war ruiniert. Na dann musste er einfach sicher gehen, dass es andere Momente geben würde. Er war, trotz alledem, Logan Huntzberger, und bisher hatte ihm noch kein Mädchen widerstanden, das er umgarnt hatte, und dieses, obgleich immer noch streitsüchtig, würde keine Ausnahme sein.

Und als ob er es nicht besser wüsste, gab es keinen besseren Zeitpunkt als das Jetzt. Er hatte eine Vermutung, dass sie sexuelle Avancen nicht gewöhnt war. Nebenbei wäre es der perfekte erste Schritt für ihn, um zu zeigen, dass er Interesse hatte. Also tat er nur das eine, nämlich sich in etwas zu nah in ihre Richtung zu lehnen und ihren Duft einzuatmen. Er konnte ihn nicht definieren, noch nicht. Dieses Rätsel hob er sich für später auf.

„Richte Marty Grüße von mir aus. Und ich verspreche dir, nächstes Mal erkenne ich dich", versprach er und gab ihr das gleiche Versprechen mit seinen Augen.

Sie zeigte keine Reaktion, was ihn nicht wirklich traf. Stattdessen lehnte er sich noch ein wenig vor und zog eine Augenbraue hoch.

„Sag jetzt bloß nicht, es hat dir nicht gefallen", sagte er mit einer tiefen, aufreizenden Stimme und schenkte ihr sein patentiertes Killerlächeln.

Oh ja, seine Vermutung war definitiv richtig. Sie war sprachlos, aber sie errötete wütend, was ihren Blick nur noch süßer werden ließ. Widerwillig wendete er sich ab, um Finn zu folgen, aber nicht ohne noch einmal zurückzublicken. Der Anblick eines fassungslosen Mädchens ließ ihn grinsen. Er wettete, dass sie es nicht gewohnt war, nicht das letzte Wort zu haben.

Naja, sie würde sich wohl dran gewöhnen müssen. Er war der Meister darin, das letzte Wort zu haben.

Ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf und grinsend sprach er das Mädchen wieder an.

„Master and Commander", sagte er.

Verwirrt runzelte sie ihre Nase, um ihn misstrauisch zu mustern. „Meinst du den Film?", fragte sie.

Hmm, also funktionierte ihr Kopf doch noch. Erfrischend. Er lächelte sie an. „Nein, so hast du mich in Zukunft anzureden", sagte er ihr süffisant, zufrieden als er sah wie ihre Verärgerung zurückkehrte, kurz bevor er über die Stufen verschwand.

Während er Finn und Colin suchte, dachte er zurück an die Begegnung, abermals sich an diese atemberaubenden blauen Augen erinnernd. Irgendetwas... er war sich nicht sicher was, aber Irgendetwas war anders an diesem Mädchen.

Rory.

Leise flüsterte er ihren Namen, ließ ihn über seine Zunge rollen. Ihm gefiel sein Klang. Und er mochte den Namen. Es war kein gewöhnlicher Name, andererseits, war er in eine privilegierte Welt geboren worden, in der ungewöhnliche Namen ziemlich häufig unter den Reichen auftauchten. Dennoch, Rory hörte sich nicht an wie einer dieser Namen, die man einem armen Kind gab, um die Welt zu beeindrucken. Hmm, er fragte sich, wie ihr Nachname war.

Aber er wusste ja wo sie wohnte. Mit dieser Information sollte es nicht zu schwierig werden, es herauszufinden. Und außerdem war da ja noch Barkeeper Marty. Er könnte ihn nach Information fragen. Nicht das Logan die Absicht dazu hatte. Er erinnerte sich jetzt gut genug, warum Colin gedacht hatte, dass es Spaß sein würde, Marty zufällig in die Arme zu laufen und ihn ein wenig lächerlich zu machen... weil sie gesehen hatten, wie offensichtlich er versucht hatte, das Mädchen zu beeindrucken. Rory. Daher erschien, auch nur irgendeine Information von Marty zu bekommen, äußerst zweifelhaft.

„Da bist du! Was hat denn so lange gedauert?" Colins genervte Stimme unterbrach Logans Gedanken.

Er schaute auf und fand sich vor seinen zwei besten Freunden stehend wieder, gerade als sich die Tür des Wohnheimzimmers öffnete. Bevor die Tür richtig offen war, wurde sie auch schon wieder zugeknallt. Logan seufzte. „Nicht die Richtige, wie ich vermute darf?"

Colin lachte. „Oh nein, sie ist es. Hast du es nicht an ihrem wütenden Blick gesehen, den sie in Finns Richtung geworfen hat?"

Da er sie nicht gesehen hatte, konnte er es wirklich nicht sagen. Aber Colins Erwähnung eines wütenden Blicks brachte ihm prompt die Erinnerung von zwei zornigen blauen Augen, die ihn anstarrten, ins Gedächtnis. Er konnte nicht anders, als zu lächeln.

„Warum lächelst du? Hier steht dein bester Freund auf der Welt, der sich die Bruchstücke anschaut, die einst sein Herz waren und du lächelst?" fragte Finn ihn. „Danke Kumpel, ich bin gerührt von deiner Anteilnahme", spottete er und legte eine Hand auf seine Brust.

Logan verdrängte die Erinnerung von Rory aus seinem Gedächtnis und schlang einen Arm um Finn. „Finn, es ist ihr Verlust. Komm, wir bringen dich zurück in dein Zimmer, trinken ein paar Kurze und ziehen uns um, um in den Pub zu gehen. Ich bin mir sicher, der nächste Rotschopf wartet dort schon auf dich."

Bei der Erwähnung von Alkohol und Rothaarigen heiterte sich Finns Gesicht schlagartig auf. „Wie Recht du hast Huntzberger! Lasst uns feiern!" Um seine Worte zu betonen, ließ er einen lauten Freudenschrei heraus, bevor er davoneilte.

Lachend folgten Logan und Colin ihrem Freund.