Eine wunderschöne, tiefgründige Geschichte hauptsächlich über Akari/Hirato und ein wenig auch Yogi/Gareki, die durch ihre Andersartigkeit hervorsticht.
Ich bedanke mich bei der Autorin des Originals "Aloft", Azii, dass ich daran in Form meiner Übersetzungen teilhaben kann :)
Link zum Original: s/9649061/1/Aloft
Das Original hat derzeit 9 Chapter und ich werde hier regelmäßig die deutschen Übersetzungen updaten. Kritik/Lob ist in jeder Form willkommen, könnt liebend gerne all eure Kommentare posten ;) Wir freuen uns!
Es bedarf Einiges an Mut die Karneval-Besetzung auf eine andere Bühne zu heben, doch glaubt mir, diese Geschichte wird euch definitiv in den Bann ziehen.
A lot of thanks to Azii who gave me the opportunity to deliver this great fiction to the German readers.
Now enjoy...
Im Nachhinein würde er sich fragen, ob es Zufall oder Schicksal war, das sie in jener Nacht zusammenführte.
Hirato war der Stolz Chicagos. Okay, er war der Stolz eines sehr übersichtlichen Bevölkerungsanteils der „Windy City"[1] doch selbst Strafverteidiger brauchten ihre Halbgötter. Wäre Gottesanbetung noch immer als religiöser Brauch praktiziert worden, wäre das erstaunlich junge, juristische Wunder mit Sicherheit einer der wichtigsten Kandidaten gewesen. Durch seine Beziehungen zur Yale University und einem Diplom in Rechtswissenschaften von der Chicago University, war sein Erfolg praktisch vorprogrammiert. Kombiniert man einen derart einwandfreien Lebenslauf mit zudem auffallend gutem Aussehen und einem mitreißenden Charisma, so war es nicht verwunderlich, dass er es im zarten Alter von 29 Jahren zum „Partner" (Mitunternehmer) schaffte.
Schnelle Autos, flüchtige Liebschaften und ein Aufstieg direkt an die Spitze. Er hatte es sich erarbeitet und auch verdient. Er war einfach derart gut.
Eigentlich, gab es Jemand, der noch besser war. Jemand, der genau genommen schon immer besser war. Doch der blondhaarige Assistant DA[2] mit den feen-gleichen Augen zog es vor, Kriminelle ins Gefängnis zu bringen, anstatt sie zu verteidigen. Wirklich schade... Denn Verbrecher bezahlten um Einiges besser als die Stadt. Akari war schon immer so gewesen – selbst-aufopfernd, idealistisch vertraute er dem System und dessen sogenannter Gerechtigkeit.
Dumm, dachte Hirato, als er den anderen Mann vom anderen Ende des Raumes aus musterte. Er war schon immer dumm. Der blondhaarige Mann saß an der Bar, sein Kopf über ein Glas Scotch gebeugt, die Aktentasche noch immer im Schlepptau. Er starrte ausdruckslos durch die deckenhohen Fenster, vollkommen unbeeindruckt von der Stadtsilhouette dahinter. Hirato fragte sich, warum Akari sich die Mühe machte, eine Hochhaus-Bar im Stadtbezirk Chicago-Loop (The Loop[3]) zu besuchen, wenn nicht wegen der Aussicht. Er persönlich bevorzugte es, all seine Geschäfte von hoch oben aus zu erledigen - Kundenberatung, Treffen mit Senior-Partnern, Beratung mit anderen Firmen, und ja, um zu vögeln, welch glücklicher Mann oder Frau auch immer sein Interesse erregte. In einer glitzernden Stadt, die mit Ehrfurcht gebietenden Zeugnissen des Erfindungsreichtums der Menschheit übersät war, ergab es keinen Sinn 40 Stockwerke weiter unten unter den Sterblichen zu wandeln.
Doch wenn er darüber nachdachte, ergab Akari niemals viel Sinn für ihn. Sie waren Klassenkameraden an der Juristischen Fakultät und selbst bei einem der halsabschneiderischsten, wettbewerbsorientierten Programmen, verbrachte der Idiot mit dem erdbeerblonden Haar seine Freizeit lieber als Tutor der untersten Schicht des 1. Semesters. Er schloss die Universität natürlich trotzdem als einer der Besten ab, doch das war eher auf seine natürliche Begabung zurückzuführen, als auf irgendeine Art von Ehrgeiz oder Interesse am Nullsummenspiel des Lebens. Es schien, als ob Akari in seinem eigenen privaten Utopia lebte, fernab von den Tücken und Launen der Welt.
Es sieht nicht so aus, als ob er nun abgehärtet gegen die harte Realität sei, oder? Hirato schmunzelte. Irgendwie gefiel ihm der Anblick des anderen Mannes in einem erniedrigten Zustand. Es war umso beglückender, dass Akaris Niederlage durch seine Hand verursacht wurde. Die Gerichtsverhandlung, die sich über 3 Monate erstreckte und heute Morgen endete, war dazu auserkoren ein krönender Moment für die eine oder die andere Seite zu werden. Der Stellvertreter des Bürgermeisters, Azana, stand aufgrund einer Serie von entsetzlichen Morden, die großes öffentliches Interesse erregten, unter Anklage. Dank des fähigsten Strafverteidigers Chicagos wurde er nun freigesprochen. Hirato wurde zuvor gewarnt, dass dieser Fall unmöglich zu gewinnen sei, doch es machte ihm immense Freude, das Unmögliche als einfach darzustellen. Da kam es gelegen, dass die Erfolgschancen von Akaris Anklage durch die falsche Handhabung von Beweismitteln in der Polizeibehörde erheblich geschmälert wurden. Doch das war nicht die Schuld des Brünetten; ein geschickter Redner hätte Wege gefunden, diese Belastung zu seinem Vorteil umzumünzen. Okay, vielleicht nicht diese Art von Belastung, gestand er sich ein. Dennoch, habe ich gewonnen. Das ist alles was zählt.
Er hatte sich gerade dazu entschlossen, hinüberzugehen, um Akari aufzuziehen, als ihm Jemand mit Nachdruck auf die Schulter klopfte.
„Herzlichen Glückwunsch, du fabelhafter Bastard!" die Lebensgeister seines Kollegen, Tsukitachi, waren in besonders guter Verfassung (zweifellos nachdem er viele Geister in etwas anderer Form zu sich genommen hatte).
„Das ist nicht erwähnenswert." antwortete er schroff.
Tsukitachi seufzte nur resigniert, als wenn die antisoziale Einstellung seines Freundes ein hoffnungsloser Fall war. Seine honig-goldfarbigen Augen durchsuchten den Raum nach bekannten Gesichtern. „Ist das Akari Dezart dort vorne an der Bar? Herrgott, der arme Idiot. Er sieht elendig aus." Der Rothaarige war ein Mann zu vieler Worte, der eine aufdringliche, unangebrachte Vertraulichkeit an den Tag legte, doch er mochte ihn trotzdem. Zumindest war er niemals langweilig, im Gegensatz zu den meisten anderen Kollegen. „Vielleicht solltest du ihm einen Drink spendieren. Es ist deine Schuld, dass er so einen beschissenen Tag hat."
„Ich gebe mich nicht mit Verlierern ab", antwortete er, überrascht darüber, dass seine Worte von augenscheinlicher Bitterkeit erfüllt waren. Er tendierte nicht dazu, sich selbst so einfach zu betrügen. Er hatte sich seinen Ruf als emotionsloses Arschloch in mühevoller Kleinarbeit erarbeitet. „Und ich schulde ihm gar nichts. Ich bin nicht Schuld an seiner Unfähigkeit."
„Du bist wirklich ein Dreckskerl, oder?" fragte der andere Mann mit einem Zwinkern.
„Nur zu denen, die mir im Weg stehen." Er blickte wieder zu Akari herüber, der scheinbar gerade bei seiner dritten Runde war. Er riss seinen Blick los und wandte sich seinem Kumpanen zu. „Übrigens, wo bleibt die Party?"
Tsukitachi sah auf die Uhr und runzelte leicht die Stirn. „Zu spät, scheinbar. Genauso unbedacht wie wir Anwälte."
Die besagte Party begann 20 Minuten später, mit der Ankunft aller Partner des Unternehmens und der neuen aufsteigenden Sterne. Unverschämt teurer Champagner floss in rauen Mengen sowie einige schlüpfrige Geschichten und Firmengerüchte. Hirato trank sein Getränk gemächlich und unterhielt sich höflich mit seinen Gesprächspartnern, während er von allen Seiten gebührendes Lob erntete (von manchen Personen auch ziemlich unangebrachtes Lob). Genaugenommen, hegte er keine Abneigung gegen Zusammenkünfte dieser Art. Das gehörte einfach zum Business. Ähnlich wie seine Arbeit, waren sie nicht unerträglich qualvoll, doch er würde sich nie freiwillig die Zeit auf diese Art und Weise vertreiben.
Er hatte die Zeit aus den Augen verloren, als an der Bar die letzte Runde angekündigt wurde. Hmmm, vielleicht sind diese kleinen Feierlichkeiten letztendlich gar nicht so schlecht. Oder vielleicht genoss er es, wie diese Göttin von einer Kollegin sich zu ihm herüber lehnte, um ihm ihre unanständigen Absichten zuzuflüstern. Eva. Hinreißende, brillante Eva. Eva, das Objekt der Begierde für alle warmblütigen Mitarbeiter des Unternehmens, sei es Männer, oder auch Frauen. Er wusste, dass er sie in dieser Nacht haben konnte. Sie hatte genug getrunken, um sich ungehemmt zu geben, jedoch nicht soviel, dass sie unfähig gewesen wäre zu urteilen (da er Anwalt war, bedachte er all diese Dinge).
„Was sagst du? Es ist ein einmaliges Angebot." Aquamarineblaue Augen musterten ihn verspielt. Er erwiderte ihr Lächeln nachgiebig. Es war ein einmaliges Angebot, dessen war er sich sicher. Eva war an ihm nicht als potenzieller Partner interessiert. Sie war viel zu klug für romantische Verstrickungen am Arbeitsplatz oder längere romantische Techtelmechtel. Sie hatte ihn angemacht, weil sie einen Gleichgesinnten erahnte – ein herzloses Individuum, das nur den körperlichen Nutzen in einem Liebhaber sah. Er würde ihr später nicht hinterher rennen wie ein ausgesetzter Welpe. Er wäre vollkommen und wunderbar ungebunden. Sie würden ihre freundliche, geschäftliche Beziehung ohne Unterbrechung am morgigen Tag fortsetzen.
Verdammt, es war verlockend. Sex ohne Hindernisse. Genauso wie er es bevorzugte. Darüber hinaus hatte er keine Zweifel, dass sie Talent auf diesem Gebiet besaß. Er hatte gesehen, wie sie einen kompletten Gerichtssaal mit einem lässigen Überschlagen ihrer unglaublich langen Beine um den Finger wickelte. Die Nacht wurde immer besser und besser. Hätte er an Vorsehung geglaubt, hätte er sich bei dem Wesen, das das Universum beherrschte, bedankt. „Was genau bietest du mir an?" flüsterte er, während er seine Lippen leicht an ihrem Ohr entlang streifen ließ. Die Berührung ließ sie erschaudern und sie legte unter dem Tisch eine Hand auf seinen Oberschenkel.
Dann fiel sein Blick auf Akari, der noch immer an der Bar saß und noch immer seinen Kummer ertrank. Er wird es so wohl kaum nach Hause schaffen. Später würde er sich fragen, warum er das getan hatte. Warum er sich dutzende Male auf eine für ihn ungewöhnlich aufrichtige Art und Weise bei Eva entschuldigte, bevor er sie in einem Taxi nach Hause schickte. Warum er dann mit dem Aufzug die 40 Stockwerke zurück nach oben fuhr. Warum er dann gewartet hatte, bis Tsukitachi seinen letzten Drink ausgeleert hatte, bevor er in Aktion trat. Und schließlich, warum er sich auf den Hocker neben Akari gesetzt hatte, als sich der Raum leerte.
„Was zur Hölle willst du?" brummte ihn der Blonde an. „Willst du dich an meinem Unglück ergötzen? Gut dann... bitte, nur zu!
Hirato lachte leise. „Das ist dein Problem. Du kümmerst dich einfach nicht darum, dass du selbst ins Trockene kommst. Ich würde niemanden je die Genugtuung geben, mich so aufgebracht wegen einer Niederlage zu erleben."
„Entschuldige mich bitte, aber ich nehme besser keine Lebensweisheiten von einem sich vom Boden ernährenden Höhlenbewohner entgegen." Er trank den Rest seines Getränkes in einem Zug leer, legte mehrere 20-Dollar-Scheine auf die Theke und versuchte anschließend zu stehen. Dass sich dies als nicht erfolgreich erwies, war nicht überraschend. Akari schwankte und griff nach dem Thekenrand um Halt zu finden.
„Ist dies dein siebtes oder achtes Getränk?"
„Ehrlich gesagt, kann ich mich nicht erinnern." antwortete er mit einem Schulterzucken. „Ich gehe nach Hause, also hat das keine Bedeutung mehr."
Ein weiteres leises Schmunzeln folgte. „Nun gut, Ich schätze, ich muss meine dürftigen Reserven an Humanität anzapfen", Hirato stand auf und schlang einen Arm um die Hüfte des anderen Mannes. „Komm, ich fahre dich nach Hause." Akari wehrte ihn mit Kräften ab. „Lass mich los, bevor ich Anklage erhebe." schnaubte er. „Ich werde ein Taxi rufen."
„In deinem Zustand, kannst du dich glücklich schätzen, wenn du überhaupt irgendwohin kommst, noch bevor dich ein Taxi mitnimmt."
„Wieso kümmert dich das überhaupt?"
Ah, eigentlich war das die Frage, oder? Warum gab er sich mit einem Mann ab, der im Grunde den Ruin seiner Existenz darstellte. Er entschied, sich später darüber Gedanken zu machen und schleppte Akari aus der Bar heraus. Ein Arm umarmte ihn, während der andere den Aktenkoffer des Assistant DAs festhielt. Erstaunlicherweise schafften sie es ohne größere Zwischenfälle oder gehässigen Wortwechsel zum Parkdeck. Nachdem er Akari auf den Beifahrersitz seines Benz verfrachtet hatte, ließ er sich hinter das Lenkrad sinken und betrachtete für einen Moment die Absurdität der Situation, in der sie sich befanden. Wenn seine Partner herausfänden, dass er ausgerechnet Akari Dezart durch die Stadt kutschierte, dann wäre die Hölle auf Erden los.
„Was macht man nicht alles für ein gutes Karma," murmelte er halb zu sich selbst, bevor er rückwärts ausparkte. „Wohin soll es denn gehen?"
„53igste, und Kenwood. Und du wirst um Einiges mehr tun müssen, als gelegentlich Streuner aufzulesen, um deine karmische Schuld zu begleichen." Das war das Besondere an Akari. Egal, wie erschöpft, wütend oder betrunken er war, er stumpfte niemals ab. Es war auf positive Art und Weise empörend.
„Du könntest wenigstens versuchen dankbar zu klingen."
„Ich hab dir gesagt, du sollst mich in Ruhe lassen. Du bist derjenige, der darauf bestanden hat, mich unbedingt nach Hause fahren zu wollen."
„Du formulierst es ja grad so, als ob ich dich verführen wollen würde."
Akaris glasiger Blick verschärfte sich für einen Augenblick, als er Hirato nachdenklich ansah. „Tust du das?"
Hirato konnte sich ein sarkastisches Lachen nicht verkneifen, während er seinen Blick auf die Straße fokussierte. „Hast du die Alternative gesehen, die sich mir heute Nacht bot? Sie gegen dich eintauschen? Keine Chance."
"Gut. Denn ich verschwende meine Zeit ohnehin nicht mit narzisstischen Vollidioten." Der Blonde schien von den vorbeiflitzenden, geschlossenen Läden fasziniert zu sein. Glücklicherweise sorgte diese Abgelenktheit dafür, dass er nicht bemerkte, wie sein Fahrer, die Lippen angespannt zusammenpresste.
„... nicht mehr." Verdammt. Warum hat er das gesagt? Er hatte nicht vor, das zu sagen. Er hatte doch noch nie so ein lockeres Mundwerk. Das war ein Minuspunkt, der seinen beruflichen Ruin bedeuten konnte. Doch der Mann neben ihm hatte etwas an sich, das wie nichts Anderes auf der Welt direkt unter seine Haut kroch. Akari machte ihn fehlbar, ganz und gar zu menschlich. Durch ihn fühlte er sich schuldig, und Reue war ein Gefühl, dessen er sich nicht hingeben wollte.
„Du warst einst anders."
Es war die Art und Weise, in der Akari die Worte aussprach – so als ob er wahrhaft, aufrichtig bedauerte, dass Hirato zu Höhen aufgestiegen war, von denen die meisten Anwälte nur träumen konnten. Die Anspielung allein, ließ seine Finger vor Ärger zucken. Wie kannst du es wagen, über mich zu urteilen, du selbstgerechter Mistkerl? Nichtsdestotrotz, blieb seine Stimme freundlich während er nach einem Weg suchte, ihn zu verletzen, in dem gleichen Maße, wie er ihn gerade hatte.
„Ich war einst naiv."
„Du meinst, du warst einst wie ich." Akari zog neugierig eine Augenbraue hoch.
„Ja. ich war einst wie du... zumindest bis ich erkannte, dass die Justiz nicht so blind ist, wie es uns gelehrt wurde
und dass Richtig und Falsch Kontrukte der Gesellschaft darstellen, die den Kindern zum Trost entworfen wurden."
Akari räusperte sich etwas unbeholfen. Hiratos Mundwinkel verzogen sich nach oben. Ich gewinne wieder. Die restliche Fahrt verbrachten sie in Stille. Zu Beginn war es entzückend, zu wissen, dass er den DA, der berühmt für seine Verbissenheit war, zum Schweigen gebracht hatte. Dann entstand eine unangenehme Anspannung zwischen ihnen. Hirato warf seinem Beifahrer gelegentlich Blicke zu, doch Akari machte nicht den Anschein, als wenn er durch die Nähe unangenehm betroffen war. Er starrte lediglich gedankenvertieft gerade aus, sein Gesicht auf seine Hand gestützt, die Finger vor seinen Lippen zusammengerollt, als wenn er sich davon abhalten wollte, zu sprechen. Eine halbe Stunde lang blieb die Situation unverändert. Schließlich fuhr Hirato vor Akaris Apartmentgebäude vor. Akari murmelte ein Danke und öffnete die Tür, doch die Berührung von langen Fingern, die sein Handgelenk umschlossen, hielt ihn auf.
„Du weißt, dass du heute gewonnen hättest, wenn die Polizeibehörde von Chicago nicht königlich versagt hätte? Es stand dir zu." Hätte jemand in Frage gestellt, warum er sich genötigt sah, diese prekäre Information zu enthüllen, hätte er alle Mühe gehabt zu antworten. Wahrhaft erstaunlich war jedoch das, was folgte: „Du hättest gewinnen sollen."
Akari war bis dahin auf kulante Art und Weise recht gelassen geblieben, doch nach dieser Aussage riss er sich entschieden los. „Das ist der Grund, warum ich nichts mit dir zu tun haben will. Du denkst, es geht um gewinnen oder verlieren und dass es um dich ginge. In der Zwischenzeit, läuft ein weiterer Mörder frei auf der Straße herum." Er drückte seine Finger an seinen Nasenrücken in einer seltsamen Kombination aus Erschöpfung und Enttäuschung. Hirato erinnerte sich sehr gut an diesen Ausdruck, der so oft an ihn gerichtet wurde.
„Ein mutmaßlicher Mörder," korrigierte er. "und mittlerweile.. entlasteter Mörder."
"Sicher, rede dir das doch nur weiter ein," Akari gab sich geschlagen. „Ich freue mich, dass du nachts schlafen kannst." Mit den Worten, drehte er sich um und schlenderte mit unsicherem Gang die Stufen hoch, ohne sich nochmal umzuschauen. Die rasche Zurückweisung verursachte ein ungewohntes Ziehen in Hiratos Herz und brachte Erinnerungen und Empfindungen wieder an die Oberfläche, die er lange zuvor komplett erstickt hatte. Anstatt jedoch diese wiederauflebenden Empfindungen zu hinterfragen, kam er zu dem Schluss, dass er unglaublich müde war und dringend Schlaf brauchte. Auf der Fahrt zurück zu seiner Eigentumswohnung im Stadtviertel Near North Side, drehten sich seine Gedanken ausschließlich um das flauschige Wohlgefühl in seinem luxuriösen Bett.
Trotzdem, konnte er in dieser Nacht nicht schlafen.
[1] Windy City (windige Stadt): Spitzname Chicagos
[2] District Attorney = Staatsanwalt
[3] The Loop (Stadtbezirk in Chicago, Innenstadtbereich, zweitgrößter Geschäftsbezirk der Vereinigten Staaten)
