Dies ist die Fortsetzung von "Der Sommer in dem alles anders wurde", aber ich denke, man kann diese Geschichte hier auch verstehen, ohne den 1. Teil gelesen zu haben.
Viel Spaß )
Ein Review wäre nett.
Disclamer: Nichts gehört mir, außer der Story.
Kapitel 1, in dem man erfährt, warum Dracos Vater nachgibt
„Hallo Ginny, schön, dass du auch mal wieder vorbeikommst, gerade rechtzeitig zum Essen!", empfing Mum mich schon an der Tür und winkte mir, mich schleunigst in die Küche zu begeben.
Am Tisch saßen Dad und Ron und Percy mit seiner Frau Penelopé.
„Setz dich, setz dich", sagte meine Mutter und hastete in die Küche um den nächsten dampfenden Topf auf den Küchentisch zu stellen.
„Fred und George hatten keine Zeit.", seufzte Dad, „sie reisen vermutlich mal wieder in der Weltgeschichte herum."
„Quatsch!", widersprach ihm Mum, die sich nun ebenfalls mit hochrotem Kopf von der Anstrengung am Tisch niederließ. „Sie müssen sich eben um ihren Laden kümmern, Bill und Charly sind doch auch höchst selten da, so ist das eben. "Langt zu, Leute, es ist genug für alle da! Heute sind wir wieder ein bisschen die Familie von früher!"
Wir begannen uns aufzutun und wieder mal stellte ich fest, dass meine Mutter ein ganz unglaubliches Kochtalent war. Zumindestens kochte sie viel besser als ich und kochen, das musste ich ja auch, seit ich meine eigene kleine Wohnung hatte.
Seit einem Jahr, ich war nun achtzehn, lebte ich nicht mehr bei meiner Familie, gleich mit siebzehn bin ich aus dem Fuchsbau geflohen. Sicher, ich mochte es, so viele Geschwister zu haben, aber ich hatte mich gleichzeitig nach Ruhe gesehnt, nur nach Ruhe. Ich wollte eine stille, kleine Wohnung und mir selber etwas Gutes tun und die Stimmen, die in mir manchmal wüteten, zum Schweigen bringen. Und natürlich wollte ich mit Draco Malfoy alleine zusammenleben.
Es war viel passiert, seit Draco und ich uns damals im Sommer getroffen hatten und eine weiche, warme und süße Sommerliebe probiert hatten, die uns auf der Zunge zergangen war. Umso härter war das Erwachen gewesen und als wir dann tatsächlich ganz offiziell ein Paar gewesen waren, war der Kampf erst richtig losgegangen.
Meine Eltern hatten mir in den ersten Monaten immer wieder Heuler geschrieben und mir vorgeworfen, ich würde die Familienehre beschmutzen.
Ron hatte gar nicht mehr mit mir geredet, doch wenigstens hatte er es akzeptiert, dass Hermine mich wie ein normaler Mensch behandelt und auch Harry nach einigen Wochen mich wieder gegrüßt hatte, wenn wir uns morgens in den Gängen von Hogwarts begegnet waren.
Fred und George hatten mir ebenfalls die wüstesten Briefe geschickt, aber sollten sie doch, hatte ich damals nur gedacht. Sollten sie doch.
Ich hatte alles über mich ergehen lassen und die Beleidigungen ignoriert. Nur um Draco hatte ich mir Sorgen gemacht, denn eines Tages war er verschwunden gewesen und war erst nach zwei Tagen wieder mitten in der Nacht aufgetaucht: Mit einem kräftigen Veilchen und stiller und verschlossener denn je. Nur langsam hatte ich aus ihm herausbekommen, dass sein Vater ihn nach Hogsmeade bestellt hatte und ihm klarmachen wollte, dass er aufhören sollte, mit mir zusammen zu sein.
Der Höhepunkt des Ganzen war dann allerdings gewesen, als sich die Malfoys und die Weasleys zusammengeschlossen hatten, um uns auseinanderzubringen.
Getarnt als nettes Essen der Familien hatten wir alle um den großen Tisch im Fuchsbau gesessen (es waren Winterferien) und uns gegenseitig böse angefunkelt.
„Nun, Kinder", hatte Dad schließlich das Schweigen gebrochen, „es geht nicht."
„Er hat Recht, Draco", hatte sich der Vater meines Freundes an seinen Sohn gewandt, und er hatte mit leiser, gefährlicher Stimme gesprochen, „es geht wirklich nicht."
„Die Weasleys sind Reinblüter, Vater", hatte Draco nur erwidert und sein Tonfall war der eines bockigen, kleinen Kindes gewesen. Er hatte nicht gelernt, sich vernünftig und seinem Alter entsprechend mit seinem Vater auseinander zu setzen.
„Es kümmert mich nicht, du weißt genau, dass es das noch niemals gab. Weasleys und Malfoys sind Feinde."
„Wir akzeptieren keinen Malfoy!", hatte meine Mutter laut und streng eingeworfen.
„Sie akzeptieren keinen Malfoy, hörst du?" Auf Mr Malfoys Gesicht hatte sich ein höhnisches Grinsen breitgemacht.
Ich hatte mich zu Draco rübergebeugt und war mit meinem Mund ganz nah an sein Ohr gegangen. „Hör nicht auf ihn", hatte ich geflüstert. „Es ist egal, was er sagt."
„Ginny!", hatte mich Dad steif zurechtgewiesen, „es ist seine Entscheidung."
„Was ist seine Entscheidung? Was genau meinst du?", hatte ich provozierend zurückgegeben.
„Halt den Mund, du kleines Wiesel", hatte Malfoys Vater gezischt. „Mein Sohn gehört nicht zu dir, ich werde dafür sorgen, dass er eine anständige Freundin bekommt."
„Er verdient dich nicht, Ginny!", hatte Ron gerufen. Sein Kopf war rot gewesen vor Zorn.
„Er verdient mich nicht, ja?", hatte ich gefaucht, „Und ob er das tut, und ob! Wer so einen Vater hat und so wenig Liebe in seinem Leben abbekommen hat-"
„Du hast doch keine Ahnung, Ginny!", war mir Fred dazwischengefahren.
„Richtig, woher willst du wissen, dass er dich nicht von vorne bis hinten belogen hat, Schwesterherz?", hatte George seinem Zwillingsbruder zugestimmt.
„Er ist kein Lügner! Du, ihr alle, habt doch keine Ahnung!" Ich war wütend aufgesprungen und hatte erst da gemerkt, wie sehr meine Beine zitterten und meine Lippen bebten.
Auf einmal war es still gewesen in der Küche. Das Essen war längst kalt geworden, doch das hatte in dem Moment niemanden gekümmert.
„Hey", hatte ich eine sanfte Stimme neben mir vernommen und Dracos Hand hatte nach meiner gegriffen. Sie hatte mich wieder auf den Stuhl zurückgezogen, auf dem ich dann, mit pochendem Herzen auf das wartend, was als nächstes kommen würde, gesessen hatte.
„Komm, Sohn!", hatte Mr Malfoy ihn angeherrscht. „Wir gehen!"
Ich hatte meinen Freund angesehen und dieser hatte den Blick gesenkt. Seine Finger hatten sich gelockert, als hätte er darauf gehofft, ich würde seine Hand von alleine loslassen. Ich hatte es nicht getan.
Alle Blicke waren nun auf die beiden Erzfeinde gerichtet.
„Lass ihn los.", hatte Dracos Vater mir befohlen. Wie beim Quidditch waren alle Blicke sofort dort hingeflogen, wo sich Geschehen abspielte, alle Augen hatten mich angeschaut. Doch keiner, weder Mum noch Dad noch irgendeiner meiner Brüder, hatte etwas gesagt.
Der eiskalte Blick von Mr Malfoy und Draco, der kurz davor gewesen war, wieder in sein altes Verhaltensmuster zurückzufallen, nämlich alles zu tun, was sein Dad von ihm verlangt, hatten dazu geführt, dass ich mir auf einmal wie eine kleine Idiotin vorgekommen war. Wie ein verschüchtertes Kind hatte ich meine Hand aus Dracos ziehen wollen. Doch er hatte sie festgehalten. Ärgerlich hatte ich versucht, seine Hand abzuschütteln, aber sein Griff hatte sich nicht gelockert. Mr Malfoys Adleraugen waren zu seinem Sohn gewandert und er hatte ihn mit einem scharfen Blick bedacht, einem Blick, der gesagt hatte: „Wenn du jetzt nicht sofort..., dann..."
Und wieder einmal war es meine Mutter gewesen, die weich geworden war. Mit einem Lächeln der Rührung und voller mütterlicher Wärme hatte sie erst mich, dann Dracos Vater angeschaut. „Weißt du, Lucius", hatte sie begonnen, „deinem Sohn scheint es wirklich Ernst zu sein und-"
„Liebst du sie?", hatte Mr Malfoy Mum einfach ruppig unterbrochen.
„Ja, Vater", hatte sein Sohn kaum hörbar gesagt. Mir war das Blut in die Wangen geschossen. Sicher, Draco und ich waren seit ein paar Monaten zusammen gewesen, aber noch nie hatte es so eine kitschige Situation gegeben. Liebst du sie? –Das war ja wie in einem tragischen Theaterstück!
Mit seinen langen, bleichen Fingern hatte Lucius nach seinem Kind gegriffen und sein Kinn angehoben, bis sie sich in die Augen gesehen hatten. „Ich habe dich nicht verstanden, Draco."
„Ja, Vater.", hatte mein Freund nun mit immer noch nicht lauter, aber klar vernehmbarer Stimme gesagt. Mit angehaltenem Atem hatte ich darauf gewartet, was Malfoy Senior tun würde. Er hatte ausgeholt und seinem Sohn mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen.
Ich hatte gehört, wie meine Mutter scharf den Atem eingesogen hatte. „Das ist genug, Lucius, er ist doch noch ein Junge!"
„Mein Sohn muss lernen deutlich zu sagen, was er möchte. Wenn er deine Tochter möchte, dann möchte ich es selber aus seinem Mund hören.", hatte dieser erwidert und Draco weiter unverwandt angestarrt. „Hast du mich verstanden?"
„Ja, Vater.", hatte Malfoy steif genickt.
„Na los, du dreckiger Slytherin, das ist deine Chance zu beweisen, was dir wirklich an unserer Schwester liegt!", hatte Percy sich das aller erste Mal in diese Diskussion eingemischt.
„Ich...", hatte Draco begonnen und dann wieder abgebrochen. „Ich liebe sie, Vater, ich liebe Ginny Weasley." Er war röter als alle Haare meiner Familie zusammen geworden, aber Mr Malfoy hatte anhand solcher großen Worte nicht peinlich berührt geschienen, sondern er hatte nur ein kleines, gemeines Lächeln gelächelt. „Gut. Wenn du meinst. Doch wenn sie unseren Namen durch ihre Taten in den Dreck zieht..", er hatte mich drohend angeguckt, „dann hört das sofort auf."
„Wunderbar!" Meine Mutter hatte in die Hände geklatscht und eine kleine Träne war ihr die Wange hinuntergelaufen. Es war, als hätte sie eine Liebesgeschichte gelesen, die ihr sehr gefallen hätte, doch sie war schließlich nicht Zuschauer, sondern Mitspieler gewesen.
Alle hatten sich wieder an den Tisch gesetzt und einen Moment hatte eine zufriedene Stille geherrscht, die durch Dads „Lucius, könntest du mir bitte die Kartoffeln reichen" gebrochen worden war. Dann war gegessen worden und für einen Abend waren wir eine große Familie gewesen.
Inzwischen waren ein paar Jahre vergangen und Draco und ich waren immer noch zusammen und waren sogar zusammengezogen. Mum schickte Lucius und Narzissa Malfoy jedes Jahr zu Weihnachten Schals, Handschuhe und Topflappen und wir bekamen dafür Schmuck oder Wintersachen zurück, mehr Kontakt auf beiden Seiten gab es allerdings nicht, doch wenigstens wurde nicht mehr gestritten und sich angefeindet. Unsere Beziehung wurde einfach akzeptiert.
„Wie läuft's mit Draco?", fragte Percy in dem Moment.
„Gut, sehr gut", antwortete ich schnell und stopfte mir ein Stück Fleisch in den Mund. Ja, eigentlich war das noch nicht einmal eine Lüge, es lief alles gut, aber.. Ja, dieses Aber.
„Schön! Und wie geht es unseren Zwillingen? Du siehst sie doch bestimmt öfter mal, schließlich hast du auch deinen Laden in der Winkelgasse."
Ich verkaufte günstig Zauberumhänge, damit die Familien, die nicht so viel Geld hatten, sich die Umhänge nicht vom Mund absparen mussten. Eigentlich wollte ich etwas anderes machen, doch ich selber hatte noch nicht herausgefunden, was das war und so hatte ich erst einmal Weasleys wunderbare Umhänge eröffnet.
„Ja, ab und zu mal. Es geht ihnen sehr gut.", gab ich bereitwillig Auskunft und wollte meine Gedanken dann schnell einem anderen Thema zuwenden, aber ich merkte, dass es bereits zu spät war.
Es war Fred. Fred hatte es mir angetan.
Man mochte sich fragen, worin der Unterschied war, ob ich nun Fred toll fand oder George, aber natürlich gab es einen Unterschied. Die Zwillinge ähnelten sich zwar sehr, doch auch sie hatten unterschiedliche Persönlichkeiten. So war Fred zum Beispiel lauter und frecher und gewitzter als sein Bruder, George war dafür ein wenig intelligenter.
Mir selber erschien es abartig, dass ich Gefallen an meinem Bruder fand. Trotzdem konnte ich es nicht leugnen, dass jedes Mal, wenn ich ihn sah mein Herz ein wenig schneller klopfte und die Schmetterlinge in meinem Bauch zum Leben erwachten.
Ich hatte keine Ahnung, wie es passiert war, ich konnte mich einfach nicht mehr erinnern, wann das begonnen hatte.
Auf jeden Fall war es ein Problem, denn es war erstens verboten, weil es Inzest war und zweitens war ich mit Draco Malfoy zusammen und doch eigentlich auch ganz glücklich.
Also, Schluss damit, ermahnte mich mein Kopf und erfolgreich zog ich einen Schlussstrich, verdrängte die Gedanken an Fred aus meinem Gehirn und ich genoss es, wieder mit meiner Familie zu essen.
Nach dem Essen verabschiedete ich mich von allen und gelangte durch Flohpulver wieder in meinen Laden. Ich drehte dort das Geschlossen-Schild wieder um, die Mittagspause war vorbei. Da die Schule wieder angefangen hatte, war die „Saison" des Vielkaufens somit natürlich vorbei und nur noch hin und wieder wollte jemand einen neuen Umhang haben.
Ich setzte mich an den Ladentisch und wartete. Neben mir lag ein Buch, Nicolai und das Feuer der Liebe hieß es, es war ein Muggelbuch, Hermine hatte es mir geschenkt, doch im Moment hatte ich keine Lust zu lesen und rührte es nicht an. Statt dessen bettete ich meinen Kopf auf meine Arme, denn eine plötzliche Müdigkeit überkam mich. Ich gähnte. Und schlief ein.
