Hier ist sie nun also...meine erste Fanfiction! ...hätte mir das jemand vor einem halben Jahr erzählt, den hätte ich wahrscheinlich ausgelacht! g
Ich bitte darum, mir zu verzeihen, falls einige Charaktere OOC sein sollten!
Einen ganz lieben Dank, schicke ich an dieser Stelle meiner Beta Claudia, die wochelang ihre Freizeit für mich geopfert hat, mir immer wieder Muse war und der ich ungewollte zu einem neuen Besten Freund verholfen habe...dem Duden! lach
Ich knuddel Dich an dieser Stelle mal ganz dolle!
Zauberfee
Und sie lieben sich doch
Kapitel 1 – Das Unmögliche geschieht
Irritiert öffnete
sie die Augen. Wo war sie hier nur? Sie blinzelte und sah sich um.
Ihr Blick fiel auf die vielen Regale mit Büchern, die um sie
herum standen, dann auf den gemütlichen Sessel, in dem sie
geschlafen hatte. Nur das kräftige Mondlicht, welches durch die
großen Fenster fiel, machte es ihr möglich, ihre Umgebung
zu erkennen. Mit Entsetzen erinnerte sie sich. Sie war in der
Bücherei. Wie spät war es denn um Himmelswillen? Sie
blickte auf ihre Uhr und musste feststellen, dass es fast Mitternacht
war. Zum Glück hatte sie noch niemand hier gefunden, das hätte
sonst tierischen Ärger gegeben. Warum hatte Madam Pince sie denn
nicht geweckt als sie ging?
‚Na, weil du dich in die hinterste
Ecke verzogen hast mit deinem neu ausgeliehenen Buch, um auch ja
deine Ruhe zu haben' antwortete ihr Gewissen. Ja, das stimmte
allerdings. Das Buch war so spannend, dass sie gar nicht bemerkte,
wie die Zeit vergangen war und irgendwann war sie dann wohl über
dem Lesen eingeschlafen.
Sie sah sich wieder um. Ja, da am Boden
lag auch das Buch, dass sie so sehr beschäftigt hatte. Warum
hatte sie denn niemand gesucht?
‚Weil du zu Harry und Ron gesagt
hast, du würdest in Ruhe lesen wollen und anschließend
gleich in den Schlafsaal gehen.'
Ja, daran hatte sie schon gar
nicht mehr gedacht.
Na ja, was soll's? dachte sie und streckte
sich erst mal genüsslich. Dann nahm sie das Buch und schlich
leise aus der Bibliothek in den Gang, um von dort aus eben so leise
in den Gemeinschaftsraum zu gelangen. Hoffentlich würde Filch
sie nicht entdecken.
Als sie gerade wieder um eine Ecke in
einen anderen Gang bog, blieb sie wie angewurzelt stehen. Ihr
Gegenüber tat es ihr gleich. Um ein Haar wären sie zusammen
gestoßen. Wer war denn außer ihr und den Lehrern noch um
diese Uhrzeit unterwegs? fragte sie sich und blickte langsam an der
Gestalt vor ihr entlang nach oben, um demjenigen ins Gesicht zu
sehen. „Malfoy! Was machst du denn hier?" Das hatte ihr ja
gerade noch gefehlt. Ausgerechnet dieser arrogante Schnösel.
„Granger! Dasselbe könnte ich dich auch fragen"
antwortete er ihr ziemlich gereizt, aber auch überrascht, wie
sie deutlich an seiner Stimme hören konnte. Klang er nicht sogar
ein wenig erleichtert? Wahrscheinlich, weil sie kein Lehrer war. Bei
dem Gedanken musste sie ein wenig schmunzeln, was sich aber gleich
wieder legte, als sie seinen nächsten Kommentar hörte. „Ein
Schlammblut um diese Uhrzeit ganz alleine in Hogwarts unterwegs? Hast
du denn gar keine Angst ohne deine Bodyguards?" fragte er mit einem
amüsierten und wie immer sehr arroganten Tonfall.
Hermine
musste schwer schlucken, denn am liebsten wäre sie ihm an die
Gurgel gesprungen vor Zorn. Stattdessen atmete sie tief durch und
versuchte so gelassen wie möglich zu klingen.
„Etwas
Niveauvolleres hatte ich von dir gar nicht erwartet" erwiderte sie
nur und wollte sich umdrehen, um weiter zu gehen. Doch plötzlich
blieben beide wie vom Donner gerührt stehen, als sie ein
verdächtig lautes Miauen hörten.
„Mrs. Norris"
brachten beide gleichzeitig entsetzt hervor. Das konnte doch nicht
wahr sein. Erst dieser Lackaffe und nun auch noch Filch. Das war
eindeutig nicht ihr Tag.
Gehetzt sah sie sich um. Da, da vorne war
eine kleine Besenkammertür in der Wand. Ohne weiter
nachzudenken, packte sie Malfoy am Arm und zog ihn hinter sich her in
den kleinen Schrank.
Der wollte erst etwas erwidern, ließ
es dann aber bleiben, da er genauso wenig von Filch erwischt werden
wollte wie Hermine.
Sie passten beide gerade so in das kleine
Kämmerchen und mussten ziemlich eng aneinander stehen. Hermine
konnte seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren und sie bekam eine
Gänsehaut davon, wenn auch keine unangenehme. Ärgerlich
versuchte sie schnell diesen Gedanken wieder zu verscheuchen.
„Na
Granger, wenn du ein Rendezvous mit mir haben wolltest, hättest
du es einfach nur sagen brauchen" meine Malfoy von oben herab.
„Ich
mit dir ein Date? Bist du noch ganz richtig im Kopf?" schrie sie
ihn an. „So was von überheblich. Ich hätte dich da
draußen einfach stehen lassen sollen, dann würdest du
jetzt sehen was du davon hast. Du bist wohl der Überzeugung, du
wärst unwiderstehlich, was?" brüllte sie weiter, ohne
darauf Rücksicht zu nehmen, das Malfoy wie verrückt
versuchte ihr anzudeuten, sie solle leiser sein. Filch war sicherlich
nicht mehr weit weg, und wenn sie so weiter schrie, hätte er die
beiden in null Komma nichts gefunden. Nach was diese ganze Situation
für Filch aussehen musste, konnte er sich ausmalen. Bei dem
Gedanken daran musste er leicht lächeln, was sie nur noch mehr
aufbrachte.
Draußen konnte er inzwischen deutlich Filch
hören, wie er mit Mrs. Norris sprach. Um Hermine zum Schweigen
zu bringen, fiel ihm einfach keine andere Möglichkeit ein, als
sie zu küssen. Ihre Lippen fühlten sich so warm auf den
seinen an. Im ersten Moment spürte er noch, wie sie total
verkrampft war, doch er konnte auch fühlen, wie sie sich langsam
entspannte. Ihre eben noch fest aufeinander gepressten Lippen wurden
weich und ja tatsächlich, sie erwiderte seinen Kuss. Er hatte
erst noch die Augen offen, schließlich wollte er sie ja nur
ruhig stellen, doch als er spürte, wie gut sich der Kuss
anfühlte, konnte er nicht anders und schloss sie. Er legte ihr
eine Hand um die Taille und zog sie näher zu sich heran, seine
andere Hand vergrub er in ihren Haaren. Sie schlang ihm ebenfalls die
Arme um den Körper, wodurch sie jetzt noch näher
beieinander standen. Er konnte sogar ihren Herzschlag spüren,
der ziemlich schnell und aufgeregt war und ihm ging es selbst nicht
besser.
Er wurde noch etwas mutiger, denn der Kuss fühlte
sich einfach zu gut an, und stupste ihre Lippen leicht mit seiner
Zunge an. Und ja, sie öffnete tatsächlich ihren Mund ein
wenig und ließ ihn gewähren. Es durchzuckte ihn wie einen
elektrischen Schlag, als sich ihre Zungenspitzen berührten. Sie
waren beide erst ganz vorsichtig, doch der Kuss wurde immer
leidenschaftlicher. Seine eine Hand durchwühlte ihr Haar,
während die andere ihren Rücken streichelte. Er zog sie
immer näher zu sich hin, und auch ihre Hände glitten über
seinen Rücken.
Sie
wussten beide nicht, wie lange sie schon so dastanden, das Zeitgefühl
war ihnen gänzlich abhanden gekommen. Als sie sich atemlos
voneinander lösten, konnten sie sich nur anblicken. Seine
stahlblauen Augen funkelten sie herausfordernd an und ihre endlos
tiefgründigen braunen Augen strahlten zurück. Die Zeit um
sie herum schien still zu stehen.
Doch leider war dieser kurze
magische Augenblick viel zu schnell vorbei.
Als ihr richtig
bewusst wurde, was gerade geschehen war, war sie entsetzt. Entsetzt
über sich selber und vor allem über die Gefühle, die
sie dabei hatte. Ehe sie wusste wie ihr geschah hatte sie auch schon
die Hand erhoben und ihm eine gehörige Ohrfeige verpasst.
Sie
riss die Schranktür auf und rannte davon, ließ ihn einfach
wie versteinert in dem Schrank stehen.
Was war da gerade nur
geschehen? Hatte er sie wirklich geküsst? Und warum fand er es
so unglaublich schön? Ausgerechnet mit diesem Schlammblut
Granger! Angewidert wischte er sich den Mund ab, doch ganz hinten in
einer Ecke seines Verstandes sagte eine Stimme zu ihm: ‚Steh zu
deinen Gefühlen. Dein Getue und auch das Abwischen ist doch nur
Show, um dich selbst zu beruhigen.' Schnell brachte er diese Stimme
mit einem ärgerlichen Schnauben zur Ruhe. Die Stelle, auf die
sie eben geschlagen hatte brannte wie Feuer und er legte seine Hand
darauf. Als er merkte, dass er schon wieder anfing von ihr zu
träumen, presste er ärgerlich die Lippen aufeinander und
nahm mit einer hastigen Bewegung seine Hand wieder runter. Das würde
sie ihm büßen. ‚Einen Malfoy schlägt man nicht! Und
dieses Schlammblut schon gar nicht' brauste er in Gedanken
auf.
Vorsichtig blicke er auf den Gang hinaus, um sich zu
vergewissern, dass Filch auch wirklich weg war, dann stürmte er
ebenfalls in Richtung Gemeinschaftsraum davon.
‚Was fällt
diesem Idioten eigentlich ein? Hat der mich doch tatsächlich
geküsst! Ich glaub´ es ja wohl nicht!' Innerlich vor
sich hinschimpfend stapfte Hermine durch die schier endlosen Gänge
von Hogwarts und versuchte ihre Gefühle wieder unter Kontrolle
zu bekommen. Ihre Lippen kribbelten noch von seinem Kuss und ihre
Haare sahen ziemlich zerzaust aus, wie sie mit einem kurzen Blick in
eines der Fenster auf dem Gang feststellte. Endlich stand sie vor dem
Porträtloch und sprach leise das Passwort. Das Gemälde
schwang auf und sie schlüpfte schnell hinein, damit sie nicht
doch noch irgendwer dabei erwischte, wie sie hier draußen
unterwegs war.
Aber schlafen konnte sie jetzt nicht, also ließ
sie sich auf einen Sessel vor dem Kamin fallen und holte einmal tief
Luft. Alles an ihr roch noch nach ihm und seinem Rasierwasser. ‚Wow
was für ein Kuss', träumte sie vor sich hin, bis ihr
bewusst wurde, was sie da gerade gedacht hatte. ‚Hör auf so
einen Unsinn zu denken Granger. Er ist der Feind und hat sich nur
einen Spaß mit dir erlaubt' scholt sie sich selbst. Aber auch
bei ihr meldete sich ganz hinten eine kleine Stimme: ‚gib doch zu,
dass es dir gefallen hat. Du fandest es einfach himmlisch von ihm
geküsst zu werden.' Mit einem lauten „Pah, dass ich nicht
lache" brachte sie diese Stimme zum Schweigen und ging, nein
stampfte in den Schlafsaal, wo sie in ihr Bett plumpste und in einen
unruhigen Schlaf fiel, in dem sie immer wieder Malfoy vor sich sah
und seinen Mund auf ihrem spürte.
Malfoy ging es nicht besser. Immer wieder wälzte er sich in seinem Bett hin und her. ‚Wie hat das nur passieren können? Warum ausgerechnet mir IHR? Es gibt so viele Mädchen an der Schule und nicht wenige davon sind scharf auf mich, aber nein, ich musste ja unbedingt die Granger küssen!' Nach einiger Zeit, in der er einfach nicht einschlafen konnte, stand er wieder auf und sah aus dem Fenster des Schlafsaals hinaus auf die Länderein Hogwarts. Der Wind wiegte die Baumwipfel sanft hin und her und von seiner Position aus konnte er den Schwarzen See sehen, wie er im Mondlicht glitzerte. Gedankenverloren hatte er seinen Umhang wieder zur Hand genommen und roch daran. Wie gut er noch nach ihr duftete. Irgendwie ein wenig nach Vanille und Früchten. Er rieb seine Wange an dem rauen Stoff und dachte wieder zurück an den Kuss. Wie weich ihre Lippen waren und wie sehr sein Bauch gekribbelt hatte als ihre Zungen sich trafen. ‚Was zum Teufel denkst du da eigentlich?' schrie er sich innerlich selber an und warf den Umhang verärgert in die nächste Ecke.
Irgendwann fand er dann doch noch etwas
Schlaf, wenn auch viel zu wenig. Dementsprechend müde und
schlecht gelaunt saß er dann auch beim Frühstück.
Doch unbewusst wanderte sein Blick immer wieder zum Gryffindortisch.
Warum war sie heute noch nicht beim Frühstück? Potter und
das Wiesel waren doch auch da. ‚Warum denkst du schon wieder über
dieses Schlammblut nach?' innerlich kochte er vor Wut. Warum hatte
sie nur so ein Chaos in seinem Inneren hinterlassen? Und das mit nur
einem einzigen Kuss? Seine Gedanken fuhren Achterbahn und beim
kleinsten Gedanken an sie fühlte er sich, als hätte er
einen ganzen Schwarm goldener Schnatze im Bauch. Er schüttelte
den Kopf, was ihm einen komischen Blick von den anderen Slytherins
einbrachte.
Als er dies bemerkte, stand er ärgerlich auf und
stolzierte wütend und mit wehendem Umhang aus der großen
Halle. Verwundert sahen ihm die anderen hinterher.
„Hermine,
willst du heute nicht frühstücken?" fragte Ginny besorgt.
Sie hatte mitbekommen, dass Hermine sich die ganze Nacht von einer
Seite auf die andere geworfen hatte. Was war nur passiert, was sie so
verwirrt hatte? Und warum kam sie gestern erst so spät zurück?
Wo war sie nur so lange? Doch Ginny traute sich nicht, ihre Freundin
das alles zu fragen. Hermine würde schon zu ihr kommen, wenn sie
reden wollte. Schließlich hatte sie das bisher immer so
gemacht. Wenn Hermine eines nicht leiden konnte, dann war es jemand
der andauernd nachfragte, was denn mit ihr los sei.
„Ginny ich
hab heute keinen Hunger. Bitte sag den anderen, dass ich noch etwas
liegen bleibe." Zum Glück war heute Wochenende und sie musste
nicht auch noch in den Unterricht gehen, denn sie hätte sich
heute sicherlich nicht konzentrieren können.
„Bist du dir
sicher? Was ist denn nur los? Geht es dir nicht gut?"
„Nein,
es ist wirklich alles bestens, ich hab heute nur keinen
Appetit."
„Na, wenn du es sagst. Du weißt aber, dass du
mit mir immer über alles reden kannst, wenn dich was bedrückt,
ja?"
„Ja Ginny, das weiß ich" gab sie lächelnd
zurück „Danke."
„OK Hermine, ich geh dann mal" und
schon war sie aus dem Schlafsaal verschwunden.
Hermine blieb
alleine zurück. Eigentlich hatte sie sich ja noch mal hinlegen
und etwas schlafen wollen, aber jetzt, wo sie dafür endlich Zeit
und Ruhe hatte, konnte sie nicht mehr einschlafen. Erst störte
sie das Ticken ihrer Armbanduhr, dann war ihr das Kopfkissen zu
unbequem, und schließlich konnte sie das Rascheln der Bettdecke
nicht mehr ertragen.
Also stand sie auf, zog sich an, verließ
den Schlafsaal und den Gryffindorturm und begab sich auf den Weg zur
Bücherei. Das war Hermines absoluter Lieblingsplatz in Hogwarts
und hier hatte man vor allem am Wochenende fast immer seine Ruhe.
Als
sie so gedankenverloren durch die Gänge schlenderte, kam sie
wieder an dem Wandschrank vorbei. Unwillkürlich musste sie
stehen bleiben und ihn anstarren. Was war an diesem Schrank so
anders, dass ihr hier so etwas passierte? Ein kleines Lächeln
stahl sich auf ihr Gesicht als sie an gestern zurück
dachte.
Ziellos war er durch Hogwarts gelaufen, Hauptsache weg
von den anderen, die ihn schon den ganzen Morgen mit ihren komischen
Blicken durchbohrten. Wie vom Donner gerührt blieb er stehen,
als er sich bewusst wurde, wo er gerade war. Auch das noch. Er war
wieder bei dem Schrank von gestern gelandet und da stand auch noch
SIE. Sie starrte auf den Schrank und, er glaubte seinen Augen nicht
zu trauen, sie lächelte. Sie sah richtig glücklich aus.
Auch er begann zu lächeln, als er sie so da stehen sah. ‚Also
bin ich nicht der einzige, der etwas durch den Wind ist' dachte er
amüsiert. Doch was sollte er jetzt tun? Am liebsten wäre er
zu ihr hingegangen und hätte sie wieder in diesen kleinen
Schrank gezogen, um das von gestern zu wiederholen, und noch mehr.
‚Du hast sie ja nicht mehr alle.' schimpfte er mit sich selbst.
Aber irgendwie wollte er in diesem Augenblick nicht auf seine innere
Stimme hören. Sie sah zu süß aus, wie sie da so
stand. Die Haare waren vom Schlafen noch ein wenig verwurstelt und
selbst auf diese Entfernung konnte er jede noch so winzige
Kleinigkeit an ihr erkennen. Er sah, dass sie ihre Arme um sich
geschlungen hatte, und er bemerkte auch, dass ihr ein kleiner
wohliger Schauer über den Rücken lief. Langsam und sehr
leise ging er weiter auf sie zu. Sie war so in Gedanken, dass sie ihn
überhaupt nicht bemerkte. Er schaffe es unbemerkt hinter sie,
dann legte er ihr von hinten die Hände auf die Augen und fragte
mit verstellter Stimme: „Wer bin ich?"
Entsetzt drehte sie
sich um und blickte in seine stahlblauen Augen. Sie wollte erst etwas
Bissiges erwidern, doch wie er sie so ansah, so ohne jeglichen Spott
in den Augen, da brachte sie kein Wort heraus, sie stand einfach nur
da und sah ihn mit großen Augen an. Einen kurzen Moment standen
sie so da, bis sich plötzlich ihre Lippen wieder trafen. Keiner
von beiden wusste, wie es dazu kam oder wer den Abstand verringert
hatte, sie wussten nur, dass es eben so war. Sie küssten sich!
Schon wieder! Erst wieder nur ganz vorsichtig, da keiner von beiden
so genau wusste, wie der andere denn reagieren würde, dann doch
immer leidenschaftlicher. Als beide nach Luft schnappen mussten,
sahen sie sich wieder in die Augen. Malfoy grinste sie frech an „Ich
wusste gar nicht, dass du so gut küssen kannst Granger."
„Ich
hätte dir das ebenso wenig zugetraut Malfoy."
„Oh, ich
kann nicht nur so gut küssen" erwiderte er mit einem viel
sagenden Blick.
Sie lächelte ihn schelmisch und gleichzeitig
verführerisch an und sagte: „Das kann ja jeder einfach so
behaupten."
„Werd nicht frech, sonst beweis ich es dir."
„Ach
ja?"
Mit einem „Ja" auf den Lippen schob er sie in den
Wandschrank und schloss die Türe hinter sich.
„Und was
wollen wir jetzt hier?" fragte sie gespielt gelangweilt.
Doch
statt zu antworten zog er sie heftig zu sich hin und küsste sie
wieder, diesmal noch leidenschaftlicher als vorher und seine Hände
gingen auf Wanderschaft.
Erst streichelte er ihr zärtlich den
Rücken, dann wanderte er hinunter zu ihrem Po. Sie holte
erschrocken Luft, als sie seine Hände dort spürte, doch
gleichzeitig wusste sie schon, dass sie weder die Kraft noch die Lust
hatte sich zu wehren. Sie wollte, dass er damit weiter machte und sie
an noch ganz anderen Stellen berührte.
Sie sanken in einer
leidenschaftlichen Umarmung auf den Boden des Schrankes. Hermine
spürte seine ganze Liebe und auch seine ganze Lust, als sie sich
ihm hingab und für ihren Geschmack war alles viel zu schnell
vorbei. Doch es war einfach unbeschreiblich schön gewesen. Beide
waren sie total erschöpft und keiner wollte den anderen jetzt
verlassen, also sahen sie sich etwas genauer in dem kleinen Schrank
um.
In einer Ecke des Schrankes fanden sie eine zusammengefaltete
Decke, in die sie sich hineinkuschelten und dann eng aneinander
geschmiegt einschliefen.
Hatte
da nicht eben jemand ihren Namen gerufen? Langsam schlug sie die
Augen auf und brauchte einen kurzen Moment, um sich zu erinnern, wo
sie eigentlich war. Doch dann fiel es ihr wieder ein. Glücklich,
aber auch ein wenig ängstlich sah sie zu dem jungen Mann, an
dessen Brust gekuschelt sie so wunderbar geschlafen hatte. Er sah so
unschuldig und liebenswert aus, wie er so mit geschlossenen Augen da
lag. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht beobachtete sie ihn im
Schlaf. In diesem Moment erinnerte nichts an die Arroganz und die
spöttische Art, die er sonst gewöhnlich an den Tag
legte.
„Hermiiiineeee! Wo bist du?"
Also hatte sie doch
jemand gerufen. Das klang nach Ginny. So ein Mist, musste sie sie
denn ausgerechnet jetzt suchen?
Leise flüsterte sie
„Malfoy?"
Er blinzelte und öffnete dann die Augen
„Draco."
„Was?"
„Na, ich denke, das Draco jetzt
angebrachter ist" erwiderte er mit einem glücklichen Grinsen
auf dem Gesicht.
„Ja, da hast du wohl Recht", auch sie konnte
sich ein Grinsen nicht verkneifen.
Sie sahen sich eine zeitlang in
die Augen, als er plötzlich zu ihr sagte: „Hermine, ich glaube
ich habe mich in dich verliebt!"
Ihre Augen wurden vor Erstaunen
groß, ehe sie ihm erwiderte: „Draco, ich glaube, mir geht es
genauso!"
Beide lächelten sich wieder an und dann zog er
sie zu sich und gab ihr einen leidenschaftlichen Kuss.
„HERMINE? Verdammt, wo steckt sie nur?"
„Draco, ich glaube, ich muss gehen" sagte sie traurig.
„Ja,
es klingt fast so" erwiderte er seufzend.
„Sehen wir uns bald
wieder?"
„Am liebsten sofort" sagte er zwinkernd.
„Heute
Abend? Um 11 vor dem Raum der Wünsche?"
„Geht klar.
Hoffentlich halte ich es so lange ohne dich aus!"
„Ja,
dasselbe hoffe ich auch!"
Hermine stand auf und begann sich
anzuziehen, wobei sie spürte, dass er sie genau dabei
beobachtete.
Er genoss es, sie so wie Gott sie schuf vor sich
stehen zu sehen. Die kleine Gänsehaut, die ihren Körper
jetzt bedeckte, faszinierte ihn eben so sehr wie ihre makellose helle
Haut, auf der er einige kleinere Spuren hinterlassen hatte. Am
liebsten hätte er sie gar nicht gehen lassen, denn er spürte,
wie die Leidenschaft aufs Neue in ihm erwachte. Aber er wusste auch,
dass sie jetzt gehen musste, sonst würde sie tierischen Ärger
bekommen.
Als sie sich fertig angezogen hatte, gab sie ihm
noch mal einen Kuss, dann öffnete sie die Tür des Schrankes
einen Spalt breit und spähte auf den Gang. Als die Luft rein
war, schlich sie sich hinaus und in die Bücherei hinein, die ja
gleich um die Ecke lag.
Kaum war sie drinnen und hinter ein paar
Regalen verschwunden, als sie auch schon Ginny hörte, wie sie
erneut ihren Namen rief.
Schnell kam sie hinter den Regalen wieder
hervor.
„Ginny, hier drüben bin ich."
„Mensch
Hermine, wo warst du denn? Ich such dich schon seit mehr als zwei
Stunden!" Ginny klang leicht sauer und genervt.
„Du suchst
mich schon so lange und kommst als letztes darauf, ich könnte in
der Bücherei sein, wo das doch mein Lieblingsplatz im ganzen
Schloss ist?" fragte sie mit einem schelmischen Lächeln im
Gesicht, allerdings nicht sicher, ob Ginny hier schon nachgesehen
hatte.
Daraufhin musste Ginny auch wieder lächeln „Ja, du
hast Recht, ich hätte auch früher darauf kommen können,
dass du hier bist, du alte Leseratte" gab sie grinsend von sich.
Hermine atmete erleichtert auf. Sie hatte hier also wirklich noch
nicht gesucht.
„War es denn wenigstens ein schönes Buch,
wenn es dich so sehr gefesselt hat?"
„Ja, das war es
wirklich."
„Und worum ging es da?"
„Um eine verbotene
Liebe" seufzte sie.
Ginny seufzte ebenfalls „Wirklich?"
„Ja,
eine Liebe zwischen zwei verfeindeten Fronten. Die Liebe geht eben
manchmal seltsame Wege."
„Oh, wie romantisch. Warum so was nur
nie im echten Leben geschieht? Stell dir mal vor du und Malfoy würdet
euch ineinander verlieben...das wäre doch auch so etwas!"
Vor
lauter Schreck verschluckte Hermine sich heftig. „WAS?"
„Entschuldige
Hermine. Das kam mir nur gerade so in den Sinn" lachte Ginny „Du
hättest mal dein Gesicht gerade sehen sollen. Echt zu komisch"
prustete sie weiter.
„Ja, wirklich sehr komisch Ginny. Stell dir
mal vor, das würde wirklich passieren. Keiner von euch würde
mehr mit mir zu tun haben wollen, oder!"
Ginny überlegte
einen Moment bis sie antwortete: „Doch Hermine, ich schon. Wenn es
wirkliche Liebe wäre. Bei Harry und Ron wäre ich mir da
allerdings nicht so sicher."
Hermine sah sie ziemlich zweifelnd
an, ihr Verstand raste. Sollte sie ihrer besten Freundin einfach
alles erzählen? Nein, zumindest noch nicht sofort.
„Es
würde dich nicht stören?" fragte Hermine noch einmal
vorsichtig nach.
„Nein, du bist und bleibst trotzdem meine beste
Freundin, egal in wen du dich mal verliebst" sagte Ginny nun sehr
ernst. Innerlich wunderte sie sich, warum das Hermine auf einmal so
wichtig war.
Kaum hatten sie das Gespräch soweit beendet, als
Draco zur Tür herein kam. Ginny rollte sofort genervt die Augen.
Hermine wunderte sich, was jetzt los war, da sie mit dem Rücken
zur Tür gestanden hatte.
„Was ist denn Ginny?"
„Wenn
man vom Teufel spricht. Da kommt Malfoy gerade."
„WAS?"
entsetzt drehte Hermine sich um und tatsächlich, da stand er.
Sie wäre am liebsten gleich wieder dahin geschmolzen, wobei
seine Augen ihr verrieten, dass es ihm genauso ging, doch äußerlich
blieb er kalt und Hermine verstand warum.
„Wer hat von mir
gesprochen?" fragte er Ginny mit einem arroganten Lächeln auf
den Lippen.
„Niemand hat von dir gesprochen. Wir sprachen vom
Teufel, wobei das bei dir ja nicht viel Unterschied macht" gab
Ginny bissig zurück.
„Wenn du dich da natürlich
angesprochen fühlst, wundert mich das allerdings auch
kaum."
Draco lachte laut los. „Du hältst mich also für
den Teufel? Ich weiß ehrlich nicht, ob ich das jetzt als
Kompliment auffassen soll" gab er hämisch zurück.
„Komm
lass uns gehen Ginny" versuchte Hermine die Situation zu
entschärfen und glücklicherweise gelang es. Ginny ging
voraus, und Hermine folgte ihr. Als sie mit Draco auf gleicher Höhe
war, trafen sich ihre Augen und beide lächelten sich liebevoll
an. „Bis später" flüsterte er ihr noch zu, dann war
Hermine an ihm vorbei.
Ginny motze vor sich hin, natürlich
ging es um Draco, doch Hermine bekam gar nichts mit. Sie musste
andauernd an seine wunderschönen Augen und seine liebevollen
Berührungen und Küsse denken. Ihr erstes Mal war tausendmal
schöner als sie es sich immer erträumt hatte.
„Findest
du nicht auch?" Ginny riss sie aus ihren Gedanken.
„Äh,
was hast du gesagt Ginny?"
„Na, ich sagte, Malfoy wird auch
immer arroganter, findest du nicht auch?"
„Meinst du wirklich?
Ist mir gar nicht aufgefallen."
„Ehrlich nicht? Wo bist du nur
mit deinen Gedanken die ganze Zeit, dass dir so etwas nicht
auffällt?"
„Ich weiß auch nicht" erwiderte
Hermine, konnte es aber nicht verhindern, dass sich ein kleines
Lächeln auf ihr Gesicht stahl.
Ginny deutete dies völlig
falsch und dachte, sie würde an Ron denken, deshalb sagte sie
nichts weiter, sondern ließ Hermine weiter in ihrer
Gedankenwelt schwelgen.
Zurück im Gemeinschaftsraum warteten
Harry und Ron schon auf die beiden.
„Da seid ihr ja endlich. Wo
wart ihr denn so lange?" wollte Ron wissen und Harry nickte
bekräftigend, da er gerade dasselbe fragen wollte.
„Ich hab
Hermine gesucht, nur leider zu spät daran gedacht mal in der
Bücherei nachzusehen" grinste Ginny etwas verlegen.
„Und
ich hatte mich in einem Buch fest gelesen" gab Hermine beschämt
von sich. Es widerstrebte ihr, ihre Freunde anzulügen, aber es
ging nun mal nicht anders.
„Das ist ja mal wieder typisch
Frauen" sagte Ron nur, grinste und ließ sich wieder in seinen
Sessel plumpsen. ‚Uff, das war ja gerade noch mal gut gegangen'
dachte Hermine. Aber warum sollten ihr ihre Freunde auch misstrauen?
Sie waren ja schließlich Freunde. ‚Aber sie würden die
Wahrheit niemals vertragen können.' ‚Woher willst du das
wissen, du hast es ja noch nicht versucht.' ‚Nein, allein wie
Ginny vorhin auf Draco reagiert hat, würde das nicht gut gehen.'
‚Und du bist dir sicher, dass du wegen diesem Lackaffen deine
Freundschaften aufs Spiel setzten willst?' ‚Er ist kein
Lackaffe.' ‚Das bringt doch alles nichts.' Bei diesem Gedanken
schwieg auch die andere Stimme in ihrem Kopf und gab der Ersten
Recht. Frustriert seufzte sie auf und ließ sich auf einen
freien Sessel fallen. Das brachte Hermine ziemlich merkwürdige
Blicke ihrer Freunde ein, was sie noch mehr frustrierte.
Wie spät
war es eigentlich? Erfreut stellte sie fest, dass es gleich
Mittagszeit war. Das hieß, sie konnte Draco endlich wieder
sehen, denn er fehlte ihr jetzt schon so unendlich. Zwar könnten
sie nur kurze Blicke über die Tische hinweg tauschen, aber das
war schon mal besser als nichts.
Draco saß am Fenster im
Slytherin-Gemeinschaftsraum und starrte wieder mal auf die Ländereien
Hogwarts hinaus. Er kam sich ziemlich einsam vor. Niemand hatte ihn
gefragt, wo er den ganzen Morgen über gewesen war oder warum er
in Gedanken versunken vor sich hingelächelt hatte, als er herein
kam. So etwas interessierte in Slytherin eben einfach nicht. Wenn es
nach außen hin auch oftmals anders wirken mochte, in Slytherin
war man gezwungenermaßen ein Einzelgänger. Richtige
Freundschaft gab es nicht. Hier versuchte man nur so viel wie möglich
über die anderen zu erfahren, um möglicherweise irgendwann
einmal Kapital daraus zu schlagen. Er beneidete Hermine mit ihren
Freunden, die sich immer um sie sorgten. Bei dem erneuten Gedanken an
Hermine stahl sich wieder das Lächeln auf sein Gesicht, das ihn
schon die ganze Zeit über begleitete. Warum war ihm nur vorher
nie aufgefallen, was sie für eine tolle Frau war? ‚Weil du es
nicht sehen wolltest' sagte die kleine Stimme in seinem Kopf. Und
insgeheim gab er ihr Recht.
„Draco, kommst du mit?" Irritiert
blickte er sich um. Es war nur Goyle.
„Wohin soll ich
mitkommen?" fragte Draco verwundert zurück.
„Na, zum
Mittagessen?" Gab es wirklich schon wieder Mittagessen? Eigentlich
hatte er gar keinen Hunger. ‚Sie wird auch da sein' Dieser
Gedanke riss ihn aus seiner Trance.
„Klar komm ich, ich hab
schon einen Bärenhunger."
Goyle sah ihn ziemlich verwundert an, da dieser Ausspruch so gar nicht Dracos Art war. Überhaupt benahm er sich schon den ganzen Morgen über so komisch. Wenn er es nicht besser wüsste, dann würde er ja steif und fest behaupten, Draco wäre verliebt, doch Pansy hatte er vorhin ziemlich mies angefahren, also konnte das ja wohl nicht der Fall sein. Mit einem Mädchen aus einem anderen Haus würde sich Draco nie im Leben einlassen, dessen war Goyle sich sicher.
In der großen Halle angekommen, ließ Hermine ihren Blick über den Slytherin-Tisch schweifen. ‚So ein Mist, er ist nicht da. Wo steckte er nur? Oder wollte er sie am Ende gar nicht vor heute Abend sehen?´ In ihrem Kopf rasten die Gedanken wie wild durcheinander. Hätte Ginny sie nicht am Arm gepackt und zu sich auf die Bank gezogen, sie wäre doch glatt weiter gelaufen und wahrscheinlich erst am Lehrertisch zum Stehen gekommen. Bei diesem Gedanken wurde sie leicht rot im Gesicht und Ginny warf ihr schon wieder einen merkwürdigen Blick zu, die anderen hatten zum Glück nichts mitbekommen.
Ginny wunderte sich vor allem darüber, wo Hermine hingeschaut hatte. Vorhin dachte sie ja noch, Hermine wäre wegen Ron so durch den Wind, aber gerade eben hatte sie so gedankenverloren in die entgegengesetzte Richtung gestarrt. ‚Dort ist doch nur der Slytherin-Tisch' grübelte sie verwundert. Irgendetwas stimmte da doch nicht. Doch sie würde schon noch herausbekommen, was es war. Sie würde Hermine die nächste Zeit eben einfach unauffällig aufmerksamer beobachten.
Hermine
saß zwar am Tisch, doch wirklich etwas essen tat sie nicht.
Draco war noch immer nicht da. Sonst kam er doch nie zu spät.
Lustlos stocherte sie auf ihrem Teller herum. Der voll bepackte Tisch
vor ihr entging ihrem Verstand komplett. Sie senkte den Blick wieder,
damit nicht so sehr auffiel, wo sie die ganze Zeit hinsah, und begann
die Erbsen auf ihrem Teller zu zählen.
„Hermine? Alles in
Ordnung mit dir?" fragte sie ein ziemlich besorgt aussehender
Harry.
„Was soll denn mit ihr nicht in Ordnung sein?" Ron
bekam natürlich mal wieder nichts mit. Er war viel zu sehr mit
seinem Essen beschäftigt.
„Mit mir ist alles in Ordnung"
sagte sie nur und zählte erneut die Erbsen. Harry sah sie
besorgt an, fragte aber nicht weiter nach. Er würde sie mal
alleine irgendwo abpassen, vielleicht war sie dann gesprächiger
als jetzt.
Plötzlich zuckte sie regelrecht zusammen. Dieses
Lachen! Sie sah auf und tatsächlich, da war er endlich! Er kam
gerade mit Goyle zur Tür herein. Erleichtert atmete sie auf. Er
nahm Platz und als er über den Tisch hinweg sah, trafen sich
ihre Blicke. Sein Mund verzog sich kaum merklich, doch seine Augen
strahlten sie an und Hermines Augen strahlten ebenso zurück.
Dann zwinkerte er ihr kurz zu und widmete sich seinem Essen. Nun
hatte auch Hermine einen riesigen Hunger.
Harry war der Blick aufgefallen und auch wo sie hingesehen hatte. Doch konnte das wirklich sein? Er hatte sich bestimmt getäuscht. Immerhin war das Malfoy an dem anderen Tisch, zu dem sie da geblickt hatte. ‚Aber er hat ihr doch zugelächelt.' ‚Das hab ich mir mit Sicherheit nur eingebildet.' ‚Na, wenn du dich da mal nicht täuschst.' ‚Das wäre einfach unvorstellbar. Die beiden hassen sich doch!' Nach diesem Satz gab die Stimme, die dauernd dagegen geredet hatte, endlich Ruhe. Aber auch Harry nahm sich vor, Hermine ab jetzt etwas besser im Auge zu behalten.
Nach dem
Mittagessen wollte die Zeit einfach nicht vergehen. Zumindest empfand
es Hermine so. Sie tigerte durch den Gemeinschaftsraum, nahm immer
mal wieder ein Buch zur Hand, nur um es sofort wieder beiseite zu
legen, setzte sich ans Fenster, warf einen kurzen Blick nach draußen
auf die Ländereien, stand wieder auf, las am schwarzen Brett und
blickte alle paar Minuten auf ihre Uhr. ‚Was? Immer noch mehr als 4
Stunden? Das kann doch nicht wahr sein! Ist meine Uhr vielleicht
kaputt gegangen?'
„Ginny? Kannst du mir vielleicht sagen, wie
spät es ist? Ich glaube meine Uhr ist stehen geblieben."
„Klar,
es ist jetzt auf die Minute 18 Uhr und 42 Minuten."
„Danke,
dann geht meine Uhr wohl doch richtig" gab Hermine enttäuscht
zurück.
„Sag mal Hermine, worauf wartest du eigentlich? Du
tigerst hier schon den ganzen Nachmittag unruhig herum und machst
alle ganz nervös."
„Ich warte auf gar nichts"
antwortete sie viel zu schnell, so dass es absolut unglaubwürdig
klang. Auch Ginny hatte bemerkt, dass Hermine ihr total ausgewichen
war.
‚Also wartet sie wirklich auf etwas. Wenn ich nur wüsste,
was es ist.'
‚So ein Mist' fluchte sie innerlich. ‚Ginny hat bestimmt etwas gemerkt, auch wenn sie nichts weiter dazu gesagt hat. Hoffentlich geht sie trotzdem rechtzeitig in ihr Bett, so dass ich noch nach draußen komme. Wenn ich ihn heute nicht mehr sehen kann, dann glaub ich geh ich kaputt.' Warum muss auch alles so kompliziert sein? Sie hätte sich ja ebenso gut in Ron verlieben können. Da hätte sie wenigstens auf die Unterstützung von Harry und Ginny bauen können. Aber so durfte es natürlich keiner wissen. Zum Glück war wenigstens Ron in solchen Dingen etwas unbedarft und bekam eigentlich nie etwas von dem mit, was um ihn herum geschah. Sonst hätte sie noch ein Paar wachsame Augen mehr im Rücken, die beiden anderen reichen schon. Ja, warum hatte sie sich eigentlich in Draco verliebt? Sie fand darauf einfach keine Antwort. Klar, er sah ziemlich gut aus, mit seinen blonden Haaren und diesen blauen Augen, die so tief waren wie ein Gebirgssee im Winter, aber das konnte doch noch nicht alles sein. Sie grübelte ziemlich lange darüber nach, als sie eine Erkenntnis wie ein Blitz traf: ‚Er hat einfach so etwas Verbotenes an sich. Das ist es, was ihn für mich so einzigartig macht. Seine dunkle Seite.' Das war es, da war sie sich ganz sicher. Außerdem weil sie sich und den anderen beweisen wollte, dass auch ein Draco Malfoy seine liebenswerten Seiten hatte, die er nur besser versteckte als andere.
Nachdem
sie sich darüber endlich im Klaren war, blickte sie wieder auf
die Uhr und wäre am liebsten vor Freude in die Luft gesprungen.
Nur noch eine halbe Stunde, dann würde sie ihn endlich wieder
sehen. Wie auf Kommando stand in diesem Moment Ginny auf und sagte,
sie wolle in ihr Bett gehen.
„Nacht Hermine, kommst du bald
nach?"
„Ich weiß nicht. Ich glaube, ich bin heute noch
nicht müde. Vielleicht lese ich dann ja einfach noch ein wenig?
Und falls ich nicht nachkomme, dann bin ich wahrscheinlich mal wieder
mit dem Buch in der Hand auf dem Sessel eingeschlafen" schob sie
gleich noch hinter her, damit Ginny nicht misstrauisch wurde, falls
es sehr spät bei ihr würde.
„Alles klar, dann viel
Spaß beim Lesen."
„Danke, gute Nacht Ginny." Bildete
sie es sich nur ein oder hatte Ginny das Wort lesen gerade eben sehr
merkwürdig betont? ‚Ach was, das waren nur deine überspannten
Nerven' versuchte sie sich selbst zu beruhigen. Sie schlüpfte
noch einmal ins Badezimmer, um sich frisch zu machen und ihr Aussehen
zu kontrollieren, dann machte sie sich auf den Weg in den Raum der
Wünsche.
Draco war es den Nachmittag über kaum
besser ergangen als Hermine. Er hatte drei Stunden lang versucht, mit
Goyle Schach zu spielen, doch er konnte sich einfach nicht darauf
konzentrieren. Nachdem Goyle ihn das sechste Mal geschlagen hatte,
wurde es sogar ihm zu dumm, und er ließ Draco einfach alleine
im Gemeinschaftsraum sitzen. Wahrscheinlich dachte er, Draco wolle
ihn mit Absicht gewinnen lassen und ihn damit ärgern. Danach
hatte Draco versucht, in ein paar Zeitschriften zu blättern,
jedoch hatte er sie alle gleich wieder in die nächste Ecke
geschmissen. Dann kam Pansy, die wie immer versuchte mit ihm zu
flirten. Normalerweise wäre er darauf gerne eingestiegen, doch
heute war er so genervt von ihr, dass er es geschafft hatte, sie
innerhalb von 20 Minuten so was von zu beleidigen, dass sie von
Dannen zog und ihn seit dem keines Blickes mehr würdigte. Nun
saß er schon lange Zeit am Fenster und starrte auf den
Schwarzen See hinaus. Die Wasseroberfläche, die im Sonnenlicht
glänzte, war das Einzige, das ihn heute überhaupt noch ein
wenig beruhigen konnte und die steinerne Fensterbank unter ihm gab
ihm das Gefühl, die ihr eigene Kraft an ihn weiter zu geben. In
diesem Moment fühlte er sich mit Hogwarts so tief verbunden, wie
noch nie in seinem Leben zuvor.
Zu allem Überfluss kam nun
auch noch Snape in den Gemeinschaftsraum und wollte ihn sprechen,
doch dafür hatte er heute überhaupt keine Nerven. Also
sagte er ihm, dass es ihm heute nicht gut ginge und er sich morgen
bei ihm melden würde. Snape war zwar nicht gerade begeistert
darüber, doch willigte er ein und wünschte ihm gute
Besserung. Als die Sonne langsam unterging hingen seine Blicke immer
noch wie gebannt auf dem See, der nun an der Oberfläche einen
zarten Goldton annahm. ‚Das Wasser sieht jetzt aus wie ihre Haare,
wenn sie in der Sonne glänzen' dachte er verträumt und
musste bei diesem Gedanken lächeln. ‚Wenn sie dich jetzt sehen
könnte, sie wäre doch sehr verwundert darüber was für
eine Veränderung du über Nacht durch gemacht hast' Wieder
fragte er sich, warum ausgerechnet seine bis gestern erklärte
Todfeindin ihm so den Kopf verdreht hatte. ‚Weil du sie nicht haben
darfst' sagte die kleine Stimme in seinem Kopf wieder und er
wusste, dass sie Recht hatte.
„Draco? Hast du schon gesehen,
dass nächstes Wochenende wieder Hogsmeade angesagt ist?"
„Nein
Milicent. Danke für die Info."
„Du könntest doch
Pansy fragen, ob sie mit dir hingehen will, dann würde sie
sicherlich dein ungebührendes Verhalten von vorhin vergessen."
Daher wehte also der Wind. Pansy hatte Milicent vorgeschickt, um ihm
diese Idee zu unterbreiten.
„Ich überleg es mir" gab er
deshalb nur zurück, schließlich wollte er erst Hermine
fragen.
„Überleg lieber nicht zu lange, sonst geht sie mit
jemand anderem" ,wollte Milicent ihm die Schärfe der Situation
begreiflich machen.
„Wenn sie mit jemand anderem hingeht, soll
es mir auch recht sein" erwiderte er nun ziemlich genervt.
Diese
Aussage brachte ihm nur ein ärgerliches Schnauben ein, dann ging
Milicent endlich.
'Wahrscheinlich erzählt sie jetzt Pansy wie
gerne ich mit ihr da hin gehen würde, nur damit sie sich nicht
weiterhin die Augen aus dem Kopf heult. Mir ist vorher noch nie
aufgefallen, wie nervig Pansy eigentlich ist' nach diesem Gedanken
musste er über sich selbst schmunzeln. ‚Nein, früher
fandest du ja auch Hermine nervig und Pansy war dir eine willkommene
Ablenkung.' ‚Apropos Hermine, wie spät ist es eigentlich
schon?' ‚Was nur noch eine halbe Stunde, ich wollte mich doch
noch umziehen und duschen und so.' Na, zum Glück hast du ja
deine frischen Klamotten schon vor einer ganzen Zeit unauffällig
hier unten im Bad gebunkert, damit es niemand merkt.' Er machte
sich sogleich auf den Weg und verschwand unter der Dusche. 20 Minuten
später kam er wieder aus dem Bad, frisch geschniegelt und
gebügelt und betrachtete sich wohlwollend im Spiegel. Ja, so
konnte er gehen. Er sah sich noch einmal im Gemeinschaftsraum um,
damit ihn auch ja keiner verschwinden sah, und machte sich dann
heimlich auf den Weg zum Raum der Wünsche.
Keiner von den beiden wusste, dass Harry es sich mit der Karte des Rumtreibers in seinem Bett gemütlich gemacht hatte. Er hatte es Hermine förmlich an der Nasenspitze angesehen, dass sie heute noch etwas vorhatte und wenn seine Vermutung stimmte, dann würde sie sich mit Draco treffen. Allerdings hoffte er noch immer, dass er falsch läge. So beobachtete er gespannt, was die beiden seit etwa zwei Stunden so alles machten, während er gedankenverloren auf ein paar Bertie Botts Bohnen herumkaute. Er konnte auf der Karte sehen, dass alle beide in dem jeweiligen Gemeinschaftsraum unruhig auf und ab schritten, das gefiel ihm schon mal gar nicht, da ihn das in seiner Vermutung bestärkte. Als dann auch noch beide um halb elf begannen, sich in die Badezimmer zu begeben, ahnte er Böses und tatsächlich, um kurz vor elf verließen beide die Gemeinschaftsräume und bewegten sich zielstrebig auf denselben Punkt zu. ‚Der Raum der Wünsche? Mensch Harry, darauf hättest du auch gleich kommen können. Wahrscheinlich dachte sich Hermine, für den Fall, dass ich einen kurzen Blick auf die Karte werfe, wäre sie mit Draco nicht darauf zu sehen, da der Raum auf der Karte ja nicht existiert. Sie konnte ja auch nicht damit rechnen, dass ich sie schon eine ganze Weile beobachte.' Bei diesem Gedanken musste er sogar etwas grinsen. ‚Ja, sie bleiben beide ganz nah zusammen vor dem Raum stehen. Und jetzt beginnt Hermine davor auf und ab zu schreiten. Nun sind sie beide von der Karte verschwunden. Ich hab's doch gewusst. Oh Hermine, hoffentlich rennst du da mal nicht in dein Unglück' seufzte Harry in Gedanken und fühlte wie er wütend wurde. ‚Warum spricht sie denn nicht mit uns darüber?' grübelte er säuerlich über ihr Verhalten nach. ‚Weil sie genau vor so einer Reaktion, wie du sie jetzt an den Tag legst, Angst hat?' sagte eine andere Stimme in ihm. Irgendwie wusste er, dass diese Stimme Recht hatte und so beschloss er, wenigstens zu versuchen, Verständnis für seine beste Freundin aufzubringen. Allerdings wollte er sie auch zur Rede stellen und es konnte nicht vermeiden, dass sich der nächste Gedanke in seinen Kopf schlich: ‚So leicht kommst du mir aus der Sache nicht raus, dich werd ich schon noch ganz schön zappeln lassen. Ausgerechnet Malfoy.' Und er überlegte, wie er Hermine am besten darauf ansprechen konnte, ohne dass es die anderen mitbekamen.
Hermine und Draco ahnten davon natürlich
nichts. Überglücklich fielen sie sich vor dem Raum der
Wünsche in die Arme und küssten sich. Endlich nach so
vielen Stunden, die beiden wie eine Ewigkeit vorkamen, hatten sie
sich wieder. Hermine schritt dreimal vor dem Raum auf und ab und
konzentrierte sich auf einen romantischen und gemütlichen Raum,
in dem sie mit Draco alleine sein konnte. Dann erschien auch schon
die alte Tür mit den rostigen Scharnieren und Draco drückte
angespannt die Klinke runter. Mit einem lauten Knarren, von dem sie
fürchteten, dass es im ganzen Schloss zu hören war, öffnete
sich die Türe schließlich und beiden verschlug es fast die
Sprache bei diesem wundervollen Anblick. Es war ein Raum, ganz in
weiß gehalten, in der Mitte mit einem riesigen Bett, welches
über und über mit Kissen voll lag und es rieselte doch
tatsächlich Schnee von der Decke, der den Boden nicht berührte.
‚Fast wie in der großen Halle im Winter' dachte Hermine
ehrfürchtig. Im Kamin prasselte ein gemütliches Feuer,
davor lag ein ebenfalls weißes Fell. Außerdem gab es auch
eine große gemütliche Couch. Draco nahm ihre Hand und zog
sie zu dem Fell vor dem Kamin. Beide setzten sich und Draco legte
liebevoll seine Arme um Hermine. Sie blickten still ins Feuer und
genossen erstmal einfach nur die Nähe des anderen. Hermine
spürte seinen Atem in ihrem Nacken und wagte es nicht, diesen
magischen Moment mit einem Wort zu unterbrechen.
„Du hast mir so
gefehlt, mein Engel" raunte Draco ihr zärtlich ins Ohr und
seine Haare kitzelten sie dabei auf der Wange, was ihr sogleich einen
wohligen Schauer über den Rücken jagte.
„Ich habe dich
auch total vermisst" gab sie lächelnd zurück. „Eine
Frage hätte ich noch an dich" sprach sie leise weiter. Draco
sah ihr, gespannt was nun folgen würde, in die Augen: „Warum
warst du eigentlich um Mitternacht noch unterwegs?" Mit dieser
Frage hatte er nun überhaupt nicht gerechnet. Etwas verlegen
räusperte er sich, ehe er zu einer Antwort ansetzte: „Ich
hatte Hunger und war noch mal in der Küche. Auf dem Rückweg
bin ich dann dir begegnet." Er konnte spüren, wie seine Wangen
sich rot färbten, doch Hermine grinste nur, als sie erwiderte:
„So verfressen sieht du gar nicht aus." Nun musste auch er
grinsen, ehe er sich wieder in ihren braunen Augen verlor.
Draco
küsste sie zärtlich auf den Hals und konnte fühlen wie
Hermine eine Gänsehaut bekam. Er nahm ihre Hände und zog
sie zu sich herum, so dass sie ihm tief in die Augen blickte. Für
einen kurzen Moment schien die Zeit still zu stehen, dann konnte
Hermine seine weichen und warmen Lippen auf ihren spüren. Wie
hatte ihr das gefehlt, dabei waren sie doch vor ein paar Stunden erst
zusammen gewesen.
„Draco, ich liebe dich" hauchte sie ihm
atemlos entgegen, worauf er sie noch leidenschaftlicher küsste.
„Ich
liebe dich auch mein Engel" sagte er in ihr Ohr, ehe ihre Lippen
erneut miteinander verschmolzen. Sie sanken langsam auf dem Fell
nieder und vergaßen für ein paar wenige Stunden den Rest
der Welt.
So...das erste Kapitel habt ihr überstanden! g Hat es Euch gefallen? Oder habt ihr noch Kritik für mich? ...dann drückt doch dort unten auf das kleine lila Knöpfchen und hinterlasst mir ein Review! liebschau
