Titel: Torture - Bittersüß

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Sie gehören nicht mir, ich borge sie mir nur aus und bespiele sie ;)

all: leave feedback ;I


Kapitel 1

Als sie in ihren jungen Jahren auf der Polizeiakademie war und diese mit Auszeichnung in Mindestzeit abschloss, wurde sie von vielen ihrer Kollegen nicht ernst genommen Stets hieß es, dass sie nur in diese Position gekommen sei, weil sie eben dem weiblichen Geschlecht angehöre und nicht ihrer Leistungen wegen. Irgendwann hatte sie so genug davon, immer die starke Frau sein zu müssen, jeden Tag im Mittelpunkt zu stehen und ihre Dominanz zu zeigen. Eines Tages reichte es ihr. Sie wollte nicht mehr stark und dominant sein, sich immer beweisen müssen. Sie war jung, noch nicht einmal fünfundzwanzig. Ihr Haar hatte sie von Brustlänge auf einen sportlichen Kurzhaarschnitt verändern lassen, um sich anzupassen. Ihr Kleidungsstil war von sehr feminin zu einem beinahe maskulinen Klischee geworden – Blusen mit gestärktem Kragen, dunkle Hosen. Wenn ihre Hemden gerade in der Putzerei waren, trug sie einfach geschnittene Shirts, die ihre weiblichen Rundungen nicht besonders betonten. Nicht, dass sie so viele hätte. Auf ihre schlanke Figur hatte sie nie besonders viel wert gelegt. Sie konnte essen, was sie wollte und nahm nicht zu. Sie betrieb Sport, hauptsächlich aus beruflichen Gründen – Kickboxing und Judo am Revier, täglich 10km laufen. Und aus all diesen Gründen war sie heute dort, wo sie nun war.

Sie war Detective am 12. Revier der Fraktion für Mörder-Fälle in New York City. Kate war die jüngste Polizistin, die in NY jemals zum Detective befördert wurde.

Während all der Jahre auf der Straße, bei diversen Einheiten, hatte sie das Nachtleben New Yorks kennengelernt, mit all seinen geheimen Schattenseiten. Einmal hatte es einen Einsatz gegeben im Homosexuellenmilieu und sie war Undercover eingesetzt worden und beinahe ums Leben gekommen. Es hatte sich um brutale, grausame Morde an Schwulen und Lesben gehandelt. Verstümmelungen. Öffentliche Präsentation.

Ein anderes Mal war es ein die Porno-Branche gewesen, in der sie ermitteln musste. Anfänglich hatte alles ganz einfach ausgesehen, harmlos. Doch im Laufe des Einsatzes war es immer intensiver geworden, gefährlicher, da die Mafia auch ihre Hände im Spiel hatte und auch dafür verantwortlich gemacht werden konnte, drei Erotik-Darsteller umgebracht zu haben. Sie war in diesem Einsatz ausgetestet worden, an ihre Grenzen gebracht worden. Das erste Mal in ihrem Leben war sie wirklich emotional, körperlich und auch psychisch an ihre Grenzen gestoßen. Der Mord an ihrer Mutter war eine Angelegenheit, die sie immer in sich tragen würde, doch dieser Fall war etwas anderes gewesen. Man hatte sie für den Film an diverse Tische gefesselt, nur um auszutesten, ob sie groß genug sein würde, um mit ihr zu Filmen. Außerdem hatte man sie ausgepeitscht und andere, für sie zuvor unbekannte, Sachen ausprobiert. Das Problem waren nicht diese Handlungen gewesen, sondern dass sie einen gewissen Gefallen daran fand und dies natürlich nicht zeigen durfte, da stets eine Kamera auf sie gerichtet war und immer die Befürchtung im Hinterkopf saß, dass irgendwann diese Bänder am Revier oder noch schlimmer im Internet landen würden. Alle würden sie in diesen lasziven Positionen sehen, mit beinahe keiner Kleidung an ihrem Körper. Manchmal hatte man ihr eine Maske aufgesetzt, manchmal war Kate nur Kate - in diesem Fall Samantha, kurz Sam.

Ihre Haare hatten sie rot gefärbt und en Tattoo hatte sie sich stechen lassen – drei unterschiedlich große Sterne an ihrer Leiste, die ein normaler Slip gut verdecken konnte. Es sollte ihr Markenzeichen sein. Am heutigen Tag schämte sie sich für ihr Tattoo etwas, doch auf der anderen Seite schenkte sie diesem kleinen Kunstwerk auf ihrer Haut immer einige Minuten, wenn sie geduscht hatte und sich eincremte, starrte es an, fuhr mit ihren schmalen, weichen Finger über die an dieser Stelle leicht erhobene Haut.


Zwei dunkle Hände machten sich mit einem weißen Stück Stoff an ihren Handgelenken zu schaffen. Der Stoff fühlte sich wie Seide an. Eventuell war es ein Schal. Ihre Augen waren verbunden, sie konnte nicht erkennen, wer sie hier berührte.

Leise hörte sie ein Klavier im Hintergrund. Man hatte ihr die Augen verbunden und nur in einer schwarzen Korsage, die man vorne schnüren konnte, einem Slip und passenden Strümpfen saß sie auf einer Bank, die sich anfühlte, als wäre sie aus Leder.

Ihre Hände wurden über ihrem Kopf festgebunden, mit diesem weichen und doch unnachgiebigem Stoff, bevor jemand mit einer Feder, so wie es schien, über ihre entblößte Haut strich, sanft und auf ihre Reaktionen aus seiend.


Heute hingegen war ihr Haar lang, reichte ihr weit den Rücken hinab und fiel lockig über ihre Schultern. Jahre lang hatte sie versucht die Mähne als Jugendliche zu bändigen, jetzt ließ sie sie einfach fallen.

Auch beweisen musste sie sich nicht mehr im selben Rahmen wie einst. Einige Male hatte sie in den letzten Jahren dem Tod ins Auge gesehen. Der Schuss, auf dem Begräbnis von Captain Montgomery hatte sie in ihrem Selbstbild wieder zurückgeworfen. Erst auf einigen Videoaufzeichnungen hatte sie gesehen, dass Rick sofort zur Stelle gewesen war, ihr etwas zugeflüstert hatte, doch erinnern konnte sie sich an nichts. In dem Moment, in dem die Kugel ihr Brustbein durchschlug, der unerträglichste physische Schmerz, den sie je erlebt hatte, ihren Körper durchfuhr, in diesem Moment setzte ihre Erinnerung aus. Als sie ihre Augen im Spital öffnete, erkannte sie, dass ihr einige Minuten ihres Lebens fehlten.

Nun waren Wochen vergangen. Und ihre Erinnerungen waren immer noch nicht zurückgekehrt. Heute saß sie in dunkelblauen Jeans, hohen dunkelbraunen Stiefeln und einer weißen Bluse an ihrem Schreibtisch, einen Bleistift in der Hand, und studierte genau die Akte, die vor ihr lag. Eigentlich hatte sie ein Date, sie hätte eines gehabt, hätte sie es nicht im letzten Moment abgesagt. Gerne schob sie die Arbeit vor, wenn es um eine Liaison ging, in Wahrheit war ihr der Fall zur rechten Zeit gekommen. So würde ihr Arzt-Freund nun mit anderen Frauen ausgehen, dies hatte sie am Telefon klar gemacht, er solle sie nicht mehr anrufen. Natürlich hatte er ihre Worte am Anfang versucht misszuverstehen, doch wenige Worte später, hatte sie es ihm deutlich zu verstehen gegeben. Ein weiterer Anruf und sie würde ihm die Steuerfahndung auf den Hals jagen. Natürlich fragte sie danach, ob es denn so kompliziert gewesen sei, ihre Bitte, sie nicht mehr zu kontaktieren, zu verstehen.


Bist du dir sicher, dass das das richtige Milieu für dich ist?", fragte ein grauhaariger Mann am Eingang des „Club 999". Einem der angesagten Etablissements der Szene. Ihr Auftrag war es gewesen, sich im SM-Milieu aufzuhalten, Leute kennenzulernen und dann die entsprechenden Informationen zu erhalten. Namen. Unerwarteter Weise hielten sich viel mehr Menschen in diesen Clubs der Stadt auf als anfänglich gedacht. Nicht nur Angestellte des Rathauses, auch Senatoren, Schauspieler und alles was dazugehörte.

Natürlich, Jacob", konterte Kate, ihr kurzes Haar war nach hinten gekämmt. Und mit dieser Antwort übergab er ihr die Maske, die sie den restlichen Abend tragen sollte. In dieser Branche war Anonymität das A und O, allerdings war es jedem möglich, der genügend Yellow-Press gelesen hatte, sein Gegenüber, sofern es bekannt war, zu erkennen. Niemals in ihrem Leben hatte sie zuvor so viele Schundblätter lesen und studieren müssen, Namen und Gesichter zu Personen lernen müssen, die ihr mehr als nur unsympathisch waren.

Unter ihrem schwarzen langen Mantel trug sie eine Ledercorsage, vorne geschnürt, schwarze Strümpfe, einen Slip und High-Heels. Das übliche Outfit für den Club. Zweimal war sie bereits hier gewesen, zweimal hatte sie zugesehen und festgestellt, dass es ihr irgendwie zusagte, es sie erregte. Ob es an der Rolle lag, die sie eingenommen hatte – also die des geheimen Zusehers – oder an dem Akt selbst, war ihr bisher nicht klar gewesen.

So selbstsicher wie an diesem Abend war sie noch nie an die Bar geschritten, nachdem sie ihren Mantel und Handtasche abgegeben, man ihr den Stempel auf die Hand gedrückt hatte und ihr mitteilte, dass an diesem Abend alle Getränke der weiblichen Gesellschaft aufs Haus gingen. Es schien, als gäbe in dieser Nacht einen reichen Sponsor, über den man lieber kein Wort verlor, der Anonymität wegen.

An der Bar lehnend bestellte sie einen Strewdriver, an dem sie langsam und genüsslich nippte, während sie die Ankunft vieler bekannter Menschen beobachtete. So war zum Beispiel an diesem Abend die Sekretärin des Bürgermeisters anwesend.

Dann betrat ein junger Mann den Raum den Raum, er war jünger als die meisten Männer hier, trotzdem über dreißig Jahre alt. Sein braunes Haar war kurz und er trug neben den langen schwarzen Lederhosen nur eine einfache schwarze Maske, die lediglich seine Augenpartie und einen Teil seiner Nase verdeckte. Zu bekannt kam ihr der Rest des Gesichts vor. Zu bekannt. Der passende Name fiel ihr allerdings im Moment nicht ein.


„Esposito …", ertönte es aus dem Büro der neuen Chefin. Sie war herrisch, aber nicht ungerecht, konservativ und doch stärkte sie ihnen den Rücken, nur nicht zu offensichtlich. Auch für sie war es nicht einfach gewesen, in die Position zu langen, in der sie heute war. In Wahrheit hatte sie, Captain Victoria Gates, es wahrscheinlich noch schwerer gehabt, immerhin war sie nicht nur eine Frau sondern eine schwarze Frau.

Nicht besonders gehetzt machte sich Esposito auf den Weg ins Büro. Er schloss die Türe hinter sich und nahm Platz. Natürlich war Gates über die Verhältnisse in der Truppe unaufgeklärt und teilweise auch etwas verärgert, da sie rasch erkannt hatte, dass es Beckett hauptsächlich um die Aufklärung des Mordes an ihrer Mutter ging, alle anderen Mordfälle nur nebenbei bearbeitet wurden.

Ryan und Esposito waren im Normalfall ein eingespieltes Team. In den letzten Jahren hatten sie kaum ohne einander gearbeitet, alles unter Kates Leitung. Manchmal schien es ihr, als würde ein Konkurrenzkampf zwischen ihnen herrschen, nur das „Warum" war Kate bisher unklar.

Rick hatte sie das letzte Mal vor einigen Wochen gesehen. Im Spital hatte er sie besucht, einige Male, bis sie ihm gesagt hatte, dass sie etwas Abstand bräuchte. Er hatte den Eindruck hinterlassen, als würde er sie verstehen. Danach hatte sie von ihm nichts mehr gehört.

Erst als sie wieder zu arbeiten begann, waren es einige Kollegen gewesen, die sie darauf ansprachen, dass Castle die ganze Zeit hier über ihrem Fall gebrütet hätte, sich dann allerdings nach Europa verabschiedet hätte. Ob sie denn nicht wisse, wo er im Moment sei, wie es ihm ginge. Meist versuchte Kate diesen Fragen aus dem Weg zu gehen. Sie beschäftigte sich nur mit der edlen Kaffeemaschine, wenn keiner im Pausenraum war und legte oftmals eine Nachtschicht ein. Gates schien dies nicht zu stören, da ihre Falllösungsrate immer noch die höchste am Revier war, mehr als 80% ihre Fälle landeten vor Gericht.

Und doch musste sie sich eingestehen, waren nun sieben Monate seit dem Tag vergangen, an dem sie angeschossen worden war. Sieben Monat. Seit mehr als sechs Monaten hatte sie Castle nicht mehr gesehen und er ging ihr ab.

Wenn sie nächtens zu Hause im Bett lag, ihre Finger über die Narbe gleiten ließ, dann sah sie nur sein Gesicht vor sich. Immer nur das seine. Ihr Therapeut meinte, dass sie etwas verdrängen würde, etwas, das tief in ihrem Unterbewusstsein schlummerte. Es würde der Tag kommen, an dem sie sich an alles erinnern konnte. Nur wollte sie das überhaupt? Wollte sie sich an den unglaublichen Schmerz erinnern, der durch ihren Körper fuhr, als die Kugel in sie einschlug? Wollte sie die endlos scheinenden Minuten noch einmal ertragen? Ihr Gehör schien sich ausgeschalten zu haben. Sie konnte nur Rick sehen, seinen äußerst besorgten Blick und wie sich seine Lippen bewegten, bevor alles und wirklich alles um sie herum schwarz wurde. Sie dachte in diesen Momenten dann immer an ihre Mutter und wie furchtbar es gewesen sein musste, alleine durch all dies zu gehen. An ihrer Seite waren immerhin Kollegen und Freunde gewesen.

Obwohl Rick anfänglich eine Plage gewesen war, kam es ihr doch vor, als würde sie seine Eigenheiten schon kennen, als hätten sie zuvor schon einmal Zeit mitsammen verbracht. Das Einzige, was sie wirklich gut kannte, waren seine Werke. Alle hatte sie verschlungen, eine literarische Beziehung zu Storm aufgebaut, ihn im literarischen Sinne geliebt. So sehr man einen Buchcharakter nur lieben konnte. Und dann war der Autor in ihr Leben getreten. Er war stur, eigenwillig und der Ansicht, dass man viele Sachen durch Beziehungen und Geld schneller bekomme. Und da hatte er Recht behalten. Abgesehen davon war er in der Lage, einen perfekten Cappuccino herzustellen, besaß eine reizende Tochter, zwei nervtötende Ex-Ehefrauen und eine dezent überdrehte Mutter.

Über die Jahre war sein Haar etwas länger geworden und er hatte sich immer mehr zu einem Freund herauskristallisiert. Castle war immer da, wenn sie ihn brauchte, manchmal auch dann, wenn sie ihn nicht an ihrer Seite benötigte. Manchmal war er lästig, manchmal hilfsbereit. Manchmal halfen ihnen seine Kenntnisse in bestimmten Bereichen weiter, ab und an standen sie alle auf der Leitung. Doch es war seine schiere Anwesenheit, die sie herausforderte, alles zu geben, sich nicht zu blamieren und sie selbst zu sein. Zudem verlangte seine Gegenwart, dass man sich ordentlich kleidete, die korrekte Menge an Make-up trug und die Haare so lagen, dass man keinen „Bad-Hair-Day" hatte. Seit Castle stets an ihrer Seite war, stand sie in der Früh 20 Minuten früher auf, überlegte am Abend zuvor, was sie eventuell tragen konnte. Abgesehen davon, seitdem er da war, trug sie immer High-Heels, außer ein Außeneinsatz war angekündigt. Zudem hatte sie ein paar flache Schuhe am Revier. High-Heels deswegen, um mit diesem Mann, der alles von ihr forderte, auf einer Augenhöhe zu sein.

Ende Kapitel 1


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