Ich bin grad dabei eine Hausarbeit mit dem Thema „Die türkische Landnahme Anatoliens" zu schreiben und Schande an alle die darin jetzt nicht die perfekte FanFic-vorlage gesehen haben. TürkeiXByzanz Leute :D

Was ihr wissen solltet: dieses ‚ū' ist ein verlängertes u. Der Name Rūm wird also wie Ruhm ausgesprochen, mit dem einzigen Unterschied, dass das türkische ‚r' vorne mit der Zunge gemacht wird (genau wie im englischen). Das i ohne Punkt ‚ı' (wie in Sadık) ist schwer zu beschreiben, mit anderen Worten ich kann's nicht. Merkt euch aber, dass es nicht ‚i' ist.


Mitte 11. Jahrhundert

„Du bist es!?" Ertönte die überraschte Stimme einer Frau. Sie kam zu den Grenzen ihres Landes um die Person zu treffen, die in letzter Zeit meinte ihr Volk überfallen zu müssen.

„Einerseits bin ich froh, dass du mich erkennst, anderseits frag ich mich, warum du so überrascht bist." Antwortete ihr der Mann. Er saß gerade auf einem der Tiere, die der letzte Eindringling immer dabei hatte. Ein Dromedar oder ein Kamel. Aber mit diesen Tieren hatte Arabien es schon nicht geschafft sie zu besiegen, sie versuchte sich einzureden, dass der vor ihr es auch nicht weit bringen wird.

„Warum sollte ich nicht überrascht sein?" Sie wollte noch ein bisschen mehr sagen, doch der Mann sprach ihr dazwischen.

„Wenn die Türken hier einfallen; wer könnte es denn sonst sein?" Er zuckte mit den Schultern und den Händen, wie wenn er sagen wollte, dass das die einfachste Erklärung der Welt wäre und dass sie selber hätte drauf kommen müssen.

„So einfach ist das nicht!" Ihre Stimme war nicht laut aber unglaublich kräftig, sodass sie sich keine Mühe machte groß emotional zu klingen. „Das letzte Mal hab ich von dir gehört, da warst du auf der anderen Seite von Kleinasien im Norden und Osten!" Da war etwas zwischen ihm und dem Mädchen Kiewer Rus, wenn sie sich recht erinnerte. Musste aber nichts Gutes gewesen sein.

„Meine Liebe, ich bin größtenteils ein Nomadenvolk." Sie hatte sich noch nicht ganz entschieden wie sie seinen Charakter einordnen sollte. Bis jetzt kam er ihr aber sehr hochnäsig vor. „Und Nomaden wandern ja, wie gewöhnlich. Und manchmal greifen sie auch zum Schwert und greifen ein paar westliche Nachbarn an." Er hielt einen kleinen Lacher nicht zurück, während sie gerade über das was er sagte, nachdachte.

„Gewandert, sagst du? Dein Volk die sich Bulgaren nennen sind immer noch dort." Sie hatten sogar ihren eigenen Repräsentanten, einen kleinen Jungen.

„Ja, aber nur, weil ich es ihnen erlaubt hab."

„Du redest wirres Zeug." Sie hatte eigentlich erwartet gehabt, dass es der Mann vor ihr es sein wird, der den Platz vom kleinen Jungen Bulgarien einnehmen wird. Damals, vor ein paar hundert Jahren, war er ein junger Bursche (der bereits diese unverschämte Maske trug), es war aber nicht sonderlich überraschend für sie, dass er es nicht wurde. Sie sah ihres Gleichen kommen und gehen und Bulgarien hatte nicht mehr viel mit dem gemeinsam, was ihr Gegenüber damals (und vielleicht heute auch noch) war.

„Und wie heißt du jetzt?"

„Rūm, meine Teuerste, du hast doch nicht vergessen wie ich damals genannt wurde?"

„Nicht wie du jetzt heißt, ich hab anderes gehört." Sie verschränkte die Arme und wartete, dass er ihr endlich richtig antwortete.

„Ja, du hast Recht, aber ich finde Namen sind nicht wirklich wichtig."

„Da bin ich anderer Meinung. Namen geben einem ein Bild."

„Ein Bild von was? Mein Volk ist noch nomadisch unterwegs."

„Was ist mit dem Reich der in deiner und Persiens Mitte entstand? Ist das nicht dein Name?"

„Hhm. Das Reich vom großen Seldschuk. Seldschuk würde man mich nennen… nee, das würde nicht ganz passen."

„Wie das?" Das Zusammentreffen mit ihm war nicht so wie sie es sich vorgestellt hatte. Es war aber auch einfach mit ihm zu sprechen. Frustrierend, aber einfach.

„Wirst du bestimmt schon bemerken aber was ist denn mit dir? Du bist nicht der große Rūm, der ein riesiges Reich um dieses Meer an dem du dich größtenteils befindest, errichtet hat. Er ist ein Mann der schon vor tausend Jahren starb, von dem aber sogar ich so vieles gehört hab. Ich kann nicht anders als ihn als großes Vorbild hier im Westen zu sehen. Warum trägst du seinen Namen?"

Das war eine Frage die sie nicht gerne hörte und noch weniger gerne beantwortete. Aber sie fühlte wieder diesen Zwang, den Käfig um sie herum, wonach sie doch etwas sagte: „Das Oströmische Reich war ein Teil von ihm… und das letzte was übrig blieb."

„Aber er starb mit dem Fall im Westen. Eine Schande, dass ich ihm nie begegnet bin."

Vor allem aus dem Grund, dass sie nicht mehr über dieses Thema sprechen wollte, fragte sie ihn wieder nach seinem Namen: „Und ich weiß immer noch nicht wie ich dich nennen soll. Wenn du mir keinen Titel gibst, dann wenigstens deinen echten Namen."

Er lachte wieder etwas und trug ein riesiges Grinsen auf seinem Gesicht. „Wenn ich dir meinen Namen verrate, verrätst du mir dann deines?"

„Hab mehr Respekt!" Allein schon wie sie das sagte, konnte so manchem Respekt beibringen. „Du kommst hier in mein Land reinspaziert, dem letzten was aus dem Römischen Reich übrig blieb und zu den größten Kräften der Kontinente gehört. Du bist nichts weiter als ein Nomade der es geschafft hat erwachsen zu werden!"

„Ja, deine Stärke ist für mich legendär." Mit einem Sprung war er von seinem Reittier runter und ging zu ihr. „Ich vergesse auch immer wieder den Älteren meinen Respekt zu zollen, mein einer uralter Nachbar hatte ständig versucht es mir einzuprügeln." Während er sprach verbeugte er sich kurz und lächelte dann nochmal auf sie zu, bevor er sich wieder aufrichtete.

„Ein Nachbar. Warst du kein Nomade?"

„Schon, aber wenn man einen großen Raum betrachtet können sich die Völker drinnen bewegen und niemals sesshaft werden, das Land allerdings würde immer noch am selben Ort bleiben."

Rūm sagte nichts mehr und wartete darauf, dass er es endlich tun würde.

„Natürlich, mein Name. Nenn mich Sadık wenn du willst."

„Und was ist mit dem Seldschukischen Reich?"

„Das hab ich bereits beantwortet. Und ich glaube wir haben uns schon sehr lange unterhalten, nicht wahr?" Er ging wieder zurück zu seinem Dromedar und stieg ohne Probleme drauf. „Das hier ist wirklich ein wunderschönes Land, erinnert mich an meine Kindheit sogar." Er nahm die Zügel seines Tieres in die Hand lenkte es zur Seite um wieder zurück reiten zu können. „Das nächste Mal komm ich glaub ich mit Pferden wieder. Bis zu unserem nächsten Treffen dann."

„Mir wäre es lieber, wenn wir uns nicht nochmal treffen würden. Glaub bloß nicht, dass du alles machen kannst, was du dir auf meinem Land vorgenommen hast." Sie hoffte er würde nicht wiederkommen. Ihr Land war auch ohne Fremde schon fast wie im Bürgerkrieg. Keiner hörte auf sie.

„Glaub nicht, dass ich in dieser Sache so viel zu sagen hab, Rūm." Und mit der Hand gewinkt, zog er dann von Dannen.

Das letzte was er gesagt hatte, traf sie ganz tief. Eigentlich waren doch alle anderen freier als sie.

Sie machte sich wieder auf den Weg nach Konstantinopel und dachte über ihr Zusammentreffen mit Sadik nach. Er könnte zu einem richtigen Problem für sie werden und da er die Religion von Arabien angenommen hat, wird er mit ihm und Persien wohl nicht wirklich in kriegerische Konflikte fallen. Es wäre natürlich nicht ausgeschlossen aber sie müsste sich trotzdem auf schwere Schlachten mit ihm vorbereiten.

Unter all den merkwürdigen Sachen die er aber gesagt hatte, ging ihr eins je näher sie ihrer Hauptstadt kam, nicht mehr aus dem Kopf:

Deine Stärke ist für mich legendär'

Sie hörte es immer und immer wieder durch ihren Kopf rasen und je mehr sie es hörte desto… glücklicher wurde sie? War es wirklich das? Ein einfacher Satz von einem ungehobelten Mannskind und sie konnte nicht anders als darüber glücklich zu sein?

„Er hatte so prahlend von Rom gesprochen." Und es kam ihr so vor, wie als ob er sie mit dem Krieger auf dieselbe Stufe stellte.

„Wenigstens einer, der in mir noch die Alte sieht."


AN: Hoffe es hat einigen gefallen. Ich plane noch weitere solche Kapitel zu schreiben, die werden aber dann in den Jahren aber immer große Sprünge machen.

Zu dem was ich geschrieben habe:

Das Tier mit dem Sadık unterwegs war, war eine Kreuzung aus einem Dromedar und einem baktrischen Kamel. Dieses Tier war besser dazu geeignet um durch Anatolien reisen zu können, als das was Arabien seiner Zeit benutzte.

Die Bulgaren (so wird es in der Geschichtswissenschaft angenommen) gehörten wahrscheinlich zu den Oghusen (Türken) und sind von Zentralasien zum Balkan gewandert. Natürlich haben die jetzigen Bulgaren nur noch sehr wenig mit ihren Vorfahren zu tun.

Byzanz wird hier mit Rūm angesprochen, da der Begriff Byzantinisches Reich nicht zu der Zeit verwendet wurde. Römisches Reich oder Oströmisches Reich sind hier die richtigen Namen. Die Türken hatten das zu Rūm umgewandelt.

Kiewer Rus. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich sie jetzt Ukraine sein lasse oder die Mutter von Ukraine, Russland und Weißrussland. Ich lass es mal offen.

Wenn ihr fragen habt oder euer geschichtliches Wissen mir preisgeben und es in den nächsten Kapiteln sehen wollt, dann nur zu.

NinjaLadyJae