Kapitel eins: Die besten Ferien seines Lebens
Es waren die besten Ferien, die er je erlebt hatte. Fast 17 Jahre hatte er damit verbracht, für seine Tante und seinen Onkel irgendwelche arbeiten zu erledigen. Sie waren die einzigen Verwandten, die er hatte, und deshalb waren seine Möglichkeiten bis zu einem 11. Geburtstag sehr eingeschränkt. Damals wurde ihm mitgeteilt, dass er ein Zauberer war. Er hatte auch herausgefunden, dass er in der Zaubererwelt wohlbekannt war, und zwar als ‚Harry Potter – der-Junge-der-lebt'.
Er war der Sohn von zwei der größten Zauberer in der magischen Welt, Lily Potter, geborene Evans und James Potter. Erst letztes Jahr hatte er herausgefunden, dass er der Nachfahre des großen Merlins war. Auch wenn er Merlin in den letzten Wochen nicht gesehen hatte, so wusste er doch, dass er nur an ihn denken musste, und sofort würde er bei ihm sein. Diese Fähigkeit freute und ängstigte ihn gleichermaßen. Harry unterlag immer noch der vernunftmäßigen Beschränkung für Zauberei von Minderjährigen, deshalb konnte er bei Onkel und Tante nicht üben. Diese Regelung war wegen diverser Notfälle für ihn schon immer etwas lockerer gewesen, aber in wenigen Wochen würde diese Regel sowieso nicht mehr gelten.
Seine grünen Augen zwinkerten vergnügt, als er daran dachte, dass er dann Zaubern könne, ohne sich Sorgen machen zu müssen, dass das Ministerium ihm nervende Eulen, Drohungen oder den Rauswurf aus Hogwarts, seinem wahren Zuhause, schicken würde. Er fuhr mit seiner Hand durch sein unordentliches Haar und begann mit seinen täglichen Übungen, bevor ihn Tante Petunia herunter rief, um das Frühstück zu richten. Aber diese Aufgabe störte ihn nicht mehr, genauso wenig, wie die Schreiereivon seiner Tante oder seinem Onkel. Sie hatten wirklich gedacht, dass er verrückt geworden wäre, als er bei ihren Versuchen, ihn herunterzumachen, nur milde gelächelt hatte. Aber noch mehr als sein bereitwilliges Verhalten, die Arbeiten zu erledigen, irritierte sie, dass er scheinbar keine Furcht mehr vor ihnen hatte.
Harry Potter hatte Stolz gezeigt, und anstatt ihn zu loben, versuchten sie noch stärker, ihn fertig zumachen. Trotzdem hatte auch Harry seine Grenzen, und so ließ er immer wieder Bemerkungen fallen, dass er an seinem Geburtstag nicht mehr den Regeln der Zauberei Minderjähriger unterliegen würde und er dann machen könne, was er wolle. Er erklärte ihnen sachlich, dass das bedeute, dass er sie verhexen, verfluchen, oder verzaubern könne, ohne dass er Probleme bekäme.
Das hielt sie knapp zwei Wochen lang ruhig. Sie wussten nicht ob sie das glauben sollten. Onkel Vernon versuchte, seine Drohung mit einem Lachen zu übergehen.
„Als ob du in der Lage wärst, irgend etwas von diesem M-Zeugs richtig aus zu führen…" sagte er mit einem breiten Grinsen.
„Nun, ich glaube, dann müsst ihr nur noch ein paar Wochen warten, um es heraus zu finden. Ich möchte ja nicht prahlen, aber Dudley Schweineohren zu verpassen wäre dann so einfach wie Atmen. Glaubt was ihr wollt, aber ich habe euch gewarnt."
„Petunia, hör dir das an. Er glaubt, dass ihm diese Freakschule irgendetwas nützliches beigebracht hätte." Petunie schaute Vernon mit Angst in den Augen an, während Dudley lachte. Er wog immer noch so viel wie ein Wal, wenn nicht sogar mehr. Mit Sicherheit wog er doppelt so viel wie im letzten Sommer.
„Tante Petunia scheint das nicht für lustig zu halten."
„Oh, bitte Petunia, sag es ihm."
„Vernon, ich glaube nicht, dass du dich über ihn lustig machen solltest. Er hat Recht, und du weißt es." Vernons Mund klappte auf. Es war noch nie vorgekommen, dass Petunia ihm nicht beigestimmt hatte, wenn er Harry verspottete, und jetzt sagte sie ihm indirekt, dass er ruhig sein sollte.
„Du solltest auf sie hören, Onkel Vernon. Sie weiß, wozu ich in der Lage sein werde, wenn ich erst einmal 17 bin."
„Ihr macht nur Spaß. Ihr beide, raus hier!" schrie er, und deutete dabei auf Harry und Dudley. Harry stand sofort auf und verließ die Küche mit einem breiten Grinsen.
„MUM! Sag Dad, dass er mich nicht wegschicken kann. Ich will auch wissen, was ihr zu bereden hat."
„DUDLEY!" brüllte Vernon, sein Gesicht war tiefrot vor Wut. „Ich habe gesagt dass du gehen sollst. Also mach dich unsichtbar."
„Geh schon, Duddylein. Ich werde einen schönen Schokoladenkuchen backen. Nur für dich" Dudley stand auf, und verließ die Küche.
„So Petunia. Du musst dich zusammenreißen. Er kann nicht wirklich etwas von diesem M-du weißt schon was- in dieser gottverdammten Schule gelernt haben."
„Vernon, das stimmt leider nicht. Ich erinnere mich noch gut, als Lily nach der Schule nach Hause kam. Sie konnte Dinge mit ihrem Zauberstab geschehen lassen, oder die Tränke, die sie in ihrem Kessel braute…Wenn Harry nur halb so viele Fähigkeiten wie meine Schwester hat, dann kann er alles tun, was er uns angedroht hat." Vernon schnaubte. „Und auch wenn ich wusste, dass meine Schwester ein Freak ist, so habe ich doch ein Paar der Sachen, die sie machen konnte, bewundert. Ich wollte nicht unnormal wie sie sein, aber ich war erstaunt über die Macht, die sie in ihren Händen hielt."
„Was sollen wir tun?"
„Ich glaube, wir sollten anfangen, nett zu ihm zu sein. Wir müssen ihn nicht wie Dudley behandeln, aber wir sollten ihm das Leben etwas erleichtern."
Vernon zögerte, erklärte sich aber, nach kurzem Nachdenken, doch damit einverstanden.
Die Wochen vor seinem Geburtstag waren unglaublich. Tante Petunia weckte ihn nicht um das Frühstück zu machen. Sie richtete das Frühstück selber und bediente ihn auch ein paar Mal. Harrys Meinung nach hatten sie entweder Angst, oder hatten sich geändert weil sie fliegende Schweine gesehen hatten.
Er wurde zwar gelegentlich noch gerufen, aber die Schreie verstummten so schnell wie sie begannen hatten wieder. Er hatte Ron und Hermine von den Veränderungen geschrieben, und die Beiden hatten sofort geantwortet und nach mehr Details gefragt. Harry vermisste sie schrecklich, besonders Hermine, die seit dem letzten Schuljahr seine Freundin war. Er vermisste es, sie zu küssen und sie in seinen Armen zu halten wenn sie etwas Zeit übrig hatten.
Er streckte sich auf seinem schmalen Bett aus, und driftete, an Hermine denkend, in den Schlaf.
Harry öffnete seine Augen, und anstatt seinen kargen Möbeln und Dudleys zerstörten Spielsachen erblickte er eine wunderschönen, Viktorianischen Garderobenschrank aus Mahagoniholz. An der gegenüberliegenden Zimmerwand befanden sich zwei gleichfarbige Bücherregale, die allerdings nicht so verziert waren. Die Regale waren mit Büchern gefüllt: Taschenbücher, Hardcovers und sogar in Leder gebundene Bücher.
Er stand verblüfft da und überlegte wie sehr Hermine solch ein Zimmer lieben würde. Dann schweiften seine Augen zu dem Bett, das ebenfalls zu der restlichen Einrichtung passte, auf dem Hermine in den Kissen lag und ein Buch las.
Er vermisste sie. Das musste ein Traum sein, denn wenn er wirklich dort wäre müsste sie mittlerweile wissen, dass er da war. Dann schaute sie plötzlich mit ihren schönen, braunen Augen auf und lächelte ihn an.
„Hallo Harry!" sagte sie, und wollt ihn umarmen, lief aber durch ihn durch. Die Beiden schauten sich erschrocken an. „Was ist passiert?"
„Ich…ich weiß nicht. Ich dachte ich würde träumen, weil du nicht zu bemerken schienst, dass ich da war."
„Tut mir leid, ich war in den Roman versunken. Es geht um einen gut aussehenden Prinzen der seiner schlimmsten Schlacht gegenübersteht um sein Königreich und die Frau die er liebt zu retten. Dann habe ich dich bemerkt. Und ich habe noch nicht einmal gehört wie du hereingekommen bist."
„Das ist seltsam. Ich kann dich hören, du kannst mich hören, aber wir können uns nicht berühren. Das kann kein Teleportieren sein, denn dann wäre ich wirklich bei dir. Ich muss offenbar doch schlafen, und das hier ist ein Traum."
„Nein, ich weiß, dass ich nicht schlafe. Heute ist Dienstag…äh," sagte sie und drehte sich zu ihrer Digitaluhr. „und es ist fast 3:30 Nachts. Ich habe erst vor einer Stunde angefangen zu lesen."
„Wieso bin ich dann hier? Meinst du, dass ich tot und ein Geist geworden bin?"
Hermine stieß die Luft plötzlich aus und ihre Augen weiteten sich. „Oh Merlin!"
„Was?"
„Ich glaube du hast eine Astralprojektion geschaffen und bist bei mir erschienen."
„Das ist verrückt, Hermine. Das kann ich nicht. Alles was ich weiß ist, dass ich dich vermisse und an dich gedacht habe, als ich mich hingelegt habe."
„Nein Harry. Hör zu. Astralprojektionen werden meistens im Schlaf erschaffen. Aber normalerweise funktioniert das nur, wenn das Unterbewusstsein vollkommen frei ist, also wie beim meditieren."
„Ja, aber ich weiß noch nicht einmal wie das geht."
„Ich glaube nicht, dass das so wichtig ist. Für manche Sachen hat man einfach eine natürliche Veranlagung. Du hast an mich gedacht, und ich habe an dich gedacht, vielleicht hat das den Effekt vereinfacht."
Harry lächelte glücklich. „Du hast an mich gedacht?"
Hermine errötete. „Und was ist, wenn es so war?"
„Hast du mich so sehr vermisst, wie ich dich vermisse?"
„Nein, noch mehr. Ich wünschte nur, das ich dich jetzt umarmen könnte."
„Tut mir leid. Ich werde Teleportieren üben, aber nicht vor nächster Woche. Hey…"
So schnell wie er in Hermines Zimmer aufgetaucht war, so schnell verschwand er auch wieder und er wurde in seinen Körper zurückversetzt. Er fühlte sich etwas geschwächt, als er seinen Orientierungssinn wieder erlangte hörte er wie Onkel Vernon seinen Namen rief. ‚Deshalb bin ich vermutlich in die Realität zurückgekommen' dachte sich Harry.
Er ging hinunter um herauszufinden, was los war. Dort fand er Remus, Mad-Eye und Tonks an der Haustür stehend vor. Harry starrte sie einige Sekunde lang sprachlos an, dann fand er sein Stimme wieder.
„Was macht ihr hier?"
„Wir sind gekommen um dich hier wegzubringen. Tut uns leid, dass wir dir nicht Eulen konnten, aber Dumbledore dachte, dass es so sicherer sei. Deshalb sind wir da." Antwortete Remus aufgeregt.
„Wohin genau bringt ihr mich?"
„Nun, und ihr dachtet er wäre unheimlich wild darauf, hier weg zu kommen," kommentiere Mad-Eye die Situation. Onkel Vernon kochte vor Wut, traute sich aber aus Angst vor den Konsequenzen nicht, zu schreien.
„Nein, so ist das nicht. Ich dachte nur, dass ich eine Weile wegen dem Zauber oder so was Ähnlichem hier bleiben müsste."
„Ja, gut. Du warst lange genug hier. Wieso hörst du nicht auf zu fragen und packst deine Sachen zusammen?" meinte Mad-Eye, während sein magisches Auge wie wild herumblickte.
„Komm schon, ich helfe dir." bot Remus an
Remus half Harry dabei, seine Habseligkeiten zusammenzupacken und Hedwig auf die Reise vorzubereiten.
„Also, wo bringt ihr mich hin?" fragte Harry, als er mit Remus die Treppe hinunterging.
„An einen verborgenen Ort. Du wirst es erfahren, wenn wir dort sind. Wir müssen es geheim halten."
„Fliegen wir?"
„Leider nicht. Da du noch nicht apparieren kannst, müssen wir einen Portschlüssel verwenden."
Sie erreichten das Ende der Treppe und Remus ließ Harrys Koffer hinter ihnen her schweben. Onkel Vernon verfärbte sich Rot, aber sie ignorierten ihn. Auch wenn Remus hoffte, dass er etwas sagen oder tun würde, das ihm einen Grund geben würde, ihn zu verfluchen. Aber Vernon Dursley stand nur in der Ecke des Wohnzimmers, während Petunia und Dudley versuchten, sich hinter ihm zu verstecken.
„Du verabschiedest dich jetzt besser, damit wir gehen können."
Harry sah zu seiner ‚Familie' die sich in die Ecke des Wohnzimmers drückte und verspürte den starken Drang zu lachen. Stattdessen bedankte er sich aber für das Essen, die Kleider und das Dach über dem Kopf, das sie ihm die letzen 16 Jahren zur Verfügung gestellt hatten. Er wies nicht darauf hin, dass sie das nur widerwillig getan hatten, sondern erwähnte nur die guten Sachen, auch wenn das in seinen Augen nicht viele waren. Wie auch immer, sie hatten ihn aufgenommen, und dafür war er ihnen dankbar. Harry wusste, dass er nicht mehr in das Haus im Lingusterweg zurückkehren würde, als er den Portschlüssel, eine Sprudelflasche, berührte und das bekannte Ziehen am Bauchnabel spürte.
Ü/N: Tjo, wie bei den anderen Geschichten wollte ich dir Fortsetzung eigentlich hinten an Galator 1 hinhängen, aber ich wurde 2:1 von Enigma und Bepa überstimmt. Viel spaß.
